Autor Thema: Es ist kein Spiel mehr ...  (Gelesen 6892 mal)

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Achamanian

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Es ist kein Spiel mehr ...
« am: 27.06.2014 | 11:25 »
Gestern wieder mal mit meiner altehrwürdigen DSA-Runde getroffen und etwas  festgestellt ...
So, wie wir das spielen, ist das eigentlich kein Spiel mehr. Es ist inzwischen wirklich der gemeinsame Umbau einer durch Kaufabenteuer erzählten Geschichte unter maßgeblicher Anleitung des SL.
Nicht nur der DSA-Kanon, sondern auch unser eigener Kanon von ehemaligen SC, die inzwischen zu den Mover&Shaker-NSC geworden sind, zwingt dabei allerdings alles in so enge Bahnen, dass ein Ausbrechen mit den aktuellen Charakteren weder vom SL erwünscht noch möglich ist.
Wann immer ich mich damit abfinde, habe ich Spaß in dieser Gruppe. Wir spielen dann unsere Jungspunde, die als Botenjungs der Altehrwürdigen SC durch die Gegend laufen und es immer mit so mächtigen, gutinformierten Gegnern und so großen Problemen zu tun bekommen, dass sie ohnehin nicht gegen die anstinken können und stattdessen einfach die Rolle erfüllen, die die Major Players ihnen in ihren Plänen zugedacht haben, mal murrend und mal voll tiefster Überzeugung von der schicksalhaften Richtigkeit ihres (Nicht-)Tuns. Zwischendurch freue ich mich dann, wenn zwischendurch mein gemütlicher alter Magier aus der Oberliga den Kopf ins Abenteuer steckt und ich ihn für ein Gespräch spielen kann.
Gewürfelt wird eigentlich nicht mehr: Entweder, unsere Jungspunde haben eh keine Chance und können sich das Würfeln sparen, oder wir spielen die Gastauftritte unserer alten Helden, die so mächtig sind, dass es irgendwie albern wäre, wenn sie jetzt irgendeinen der Zauber verbocken, den sie beherrschen. Deshalb konnten wir auch problemlos zwischendurch zu FATE und dann zu DSA5 wechseln - die Spielwerte sind eh sowas von Schnuppe, wir wissen, was die Charaktere können, wem sie überlegen und wem sie unterlegen sind, und so wird das dann halt gespielt. Wahrscheinlich funktioniert Amber Diceless etwas so ...

Wie gesagt, das macht mir sogar irgendwie richtig Spaß. Aber manchmal packt es mich (und eine Mispielerin) doch, gegen diese reine Story-Exploration aufzubegehren. Vor zwei Treffen beispielsweise mit SC aus der dritten Reihe, deren Funktion es einzig und allein war, ein böses Ritual zu bezeugen, damit wir als Spieler noch ein paar Backstory-Einblicke bekommen. Da wollte ich was reißen, notfalls auch auf die Gefahr, den Charakter zu opfern (der wie gesagt eh aus der dritten Reihe war). Ging aber irgendwie nicht. Ich konnte wild unter die Kultisten stürmen wie ich wollte, es gelang mir weder, die ernsthaft aus dem Konzept zu bringen, noch mich von ihnen umbringen zu lassen. Am Ende nahm alles seinen erwarteten Gang.

Hinterher dachte ich mir: Ist doch albern. Von mir. Ich weiß doch, wie diese Runde (inzwischen) läuft, und ich weiß sogar, dass ich mich darauf einlassen kann. Ich muss mir halt nur klarmachen, dass ich nicht zum Spielen komme, sondern eigentlich, um mir nach und nach zu erschließen, wie unser SL unsere Figuren mit den Abenteuerplots verwoben hat. Und das macht er wirklich toll, so sehr, dass die Major Players der verwendeten Kaufabenteuer (wir spielen gerade Jahr des Feuers) nicht mehr irgendwelche beliebigen offiziellen NSC sind, sondern entweder unsere alten SC oder aber NSC, mit denen uns eine lange, wechselhafte Geschichte verbindet. Der Hauptreiz des Spiels sind dann eigentlich die Gespräche zwischen diesen alten Vertrauten, die alte Gräben neu aufreißen, philosophische Differenzen ausdiskutieren und so ganz nebenher über das Schicksal der Welt mitentscheiden, während die Jungspunde verblüfft zuschauen.

Das ist für mein Gefühl schon eine sehr eigene Art des Rollenspiels, die sich da bei uns herausgebildet hat, und eine, die ich wie gesagt gar nicht nur schlecht finde. Aber manchmal nervt es mich, und dann würde ich am liebsten einfach mal wieder mit diesen Leuten spielen, mich von ihnen überraschen lassen, sie überraschen, mich von den Würfeln überraschen lassen ... aber das scheint irgendwie nicht mehr zu gehen, zumindest nicht im Aventurien-Setting.

Offline Jens

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #1 am: 27.06.2014 | 11:34 »
Wie zur Hölle sind denn die Althelden groß geworden? Und werden eure neuen Helden auch mal so groß? Oder werden sie brav klein gehalten?

Und als ich den Threadtitel las, dachte ich erst "DAS. IST! SPARTA!!!" aber jetzt denke ich "DAS. IST! DSA!!!" ~;D

Achamanian

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #2 am: 27.06.2014 | 11:42 »
Wie zur Hölle sind denn die Althelden groß geworden? Und werden eure neuen Helden auch mal so groß? Oder werden sie brav klein gehalten?


Die Althelden wurden tatsächlich großgespielt, und das war auch größtenteils tolles RollenSPIEL.
Jetzt scheint es aber thematisch kein Zurück mehr zu geben hinter unbesiegbare Dämonen, Magier, die das Gefüge der Wirklichkeit selbst manipulieren und 2-3 göttlichen Visionen pro Abend als Richtschnur für's Handeln.

Ich glaube auch, zwei der Spieler wollen das schlicht so und würden ein Abweichen von diesem hohen Macht- und Bedeutungsniveau, auf dem das Spiel stagniert ist, als Rückschritt empfinden.
Ich hätte dagegen durchaus Lust, einfach in diesem Aventurien zu spielen, das von unseren alten Helden geprägt wurde, und zwar in der ganz landläufigen Abenteurerliga. Schätze finden, Intrigen vereiteln, ab und zu das Böse bekämpfen. Vielleicht sogar mal einen Dämon besiegen.
Bei den Abenteuern, die wir gerade erleben, bleiben unsere Junghelden eigentlich nur deshalb am Leben, weil die Bösewichter sie entweder nicht wichtig genug nehmen, um sie zu töten, oder weil sie sie für ihre Zwecke einspannen können.

Offline Feuersänger

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #3 am: 27.06.2014 | 11:43 »
Gehört das nicht eher ins DSA-Board?

Und... was möchtest du jetzt hier mit uns besprechen? Oder wolltest du dir einfach mal Luft machen?
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Achamanian

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #4 am: 27.06.2014 | 11:49 »
Gehört das nicht eher ins DSA-Board?

Und... was möchtest du jetzt hier mit uns besprechen? Oder wolltest du dir einfach mal Luft machen?

Ich hab's ins Allgemeine geschrieben, weil es mir eigentlich nicht um DSA-Lästern ging und weil ich auch glaube, dass diese Spielweise nicht unbedingt DSA-spezifisch ist (obwohl sicher DSA-typisch).
Eigentlich finde ich es aber wie gesagt bei allem Unmut durchaus interessant, was sich da bei uns entwickelt hat, und frage mich auch, ob sich diese Spielweise nicht auch ausbauen lässt, indem man sich mal klar macht, wie sie funktioniert und ob sich das, was daran funktioniert, nicht auch auf den Punkt bringen und irgendwie bereichern lässt.

Ich merke zwar immer wieder, dass ich letztlich doch lieber "richtig" spiele; aber ich habe andererseits auch zwei Mitspieler (darunter der SL) in der Gruppe, die genau dieses Gefühl, jetzt einfach die Geschichte weiter zu entblättern, ohne noch groß in sie einzugreifen, offenbar ganz toll finden.

Offline Praion

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #5 am: 27.06.2014 | 12:04 »
Ist das Problem nicht der DSA Kanon? Ihr könnt in der Welt nicht zu viel bewegen weil es den Kanon brechen würde.
Könntet ihr freier Entscheidungen treffen und Ziele setzen könntet ihr wieder was erreichen und mit interessanten Folgen davon arbeiten.

Oder seh ich das falsch?

Alternativ neue Kampagne beginnen.
« Letzte Änderung: 27.06.2014 | 12:06 von Praion »
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Offline Nevermind

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #6 am: 27.06.2014 | 12:07 »
Ich denke das ist sehr eine Frage was man erwartet.

Anscheinend hat es sich ja bei euch in der Runde so eingebürgert. Und solange es allen auch genug Spass macht, würd ich das 'winning team' nicht ändern.

Mir persönlich wäre das zu Starr und zu wenig Handlungsspielraum (spätestens die Kultistenszene ...)

Aber wenn du und die andere Mitspielerin da noch was anderes machen wollen, dann fragt doch den SL nach Spin offs für eure Chars?
Sachen die an Orten passieren, wo die Big Player was erledigt haben wollen, und vielleicht sogar die tollen Pläne betreffen würden, aber mit dem Evil-Haupt-Plot nix zu tun haben.
Sozuusagen ein bissichen Freigehege für die entsprechenden Chars.

Offline Teylen

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #7 am: 27.06.2014 | 12:12 »
Oder seh ich das falsch?
Ich glaube das Problem ist das sie sich einen eigenen Kanon gebaut haben und jetzt den keinen zentimeter mehr bewegen wollen.
Was dadurch verstärkt wird das der eigentliche Fokus auf Überhelden bleibt die eigentlich keine richtigen Herausforderungen mehr haben.
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Offline Nevermind

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #8 am: 27.06.2014 | 12:12 »
Ist das Problem nicht der DSA Kanon? Ihr könnt in der Welt nicht zu viel bewegen weil es den Kanon brechen würde.
Könntet ihr freier Entscheidungen treffen und Ziele setzen könntet ihr wieder was erreichen und mit interessanten Folgen davon arbeiten.

Oder seh ich das falsch?

Alternativ neue Kampagne beginnen.
Ich denke Rumspielstilziel hat ein bisschen das Havald Problem aus der Askir Saga.
Die Chars sind/fühlen sich als Spielsteine des Götterkriegs oder was es in dem Moment bei DSA ist. Und ein Grossteil der Spieler leben eben gut mit dem Kinosessel mit eigener Sprechroller. Und er mag eben mal der 'Prophezeiung' entgegentreten. Aber der SL maschiert eben mit seinen Plotkonstrukt drübert.

Offline Jens

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #9 am: 27.06.2014 | 12:13 »
Es ist kein Problem mit dem DSA-Kanon, den haben sie schon gebrochen als ihre SCe zu mächtig wurden und wirklich ins Geschehen eingriffen. Das kann dir in den vergessenen Reichen, Eberron, in der Welt der Dunkelheit... überall passieren, wo Helden zu mächtig werden, die Geschicke der Welt lenken und der Spielstil für die Nachfolgerhelden so GANZ anders ist.

Old Wise One

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #10 am: 27.06.2014 | 12:17 »
Das hat aber weniger was mit der Settingkonvention zu tun, sondern damit, dass man "Nachfolgerhelden" spielt, würde ich sagen. Liegts bei denen nicht in der Natur der Sache, dass sie.. na ja, nachfolgen? Das heißt natürlich nur wenn man die Kompetenz nicht von den zuvor etablierten Über-SCs abgeben will, was hier das Problem zu sein scheint.

Ist aber auch ein sehr spezifisches Problem. Wie man das bereichern könnte, ohne die alten SCs oder die etablierte Geschichte zu verändern (was ja nicht gewünscht ist) wüsste ich allerdings auch nicht.

Offline Nevermind

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #11 am: 27.06.2014 | 12:20 »
Ist aber auch ein sehr spezifisches Problem. Wie man das bereichern könnte, ohne die alten SCs oder die etablierte Geschichte zu verändern (was ja nicht gewünscht ist) wüsste ich allerdings auch nicht.
Mal bei Zwischensequenzen den Epicness und Railroadingfaktor runterschrauben?

Old Wise One

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #12 am: 27.06.2014 | 12:20 »
Ändert das nicht den etablierten Status Quo, der ja eben erhalten bleiben soll? Las sich zumindest so.

Offline rillenmanni

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #13 am: 27.06.2014 | 12:31 »
Könnte man vielleicht den Fokus verschieben? Etwa weg von Einzelpersonen, hin zu Gruppen und Unternehmungen (Stichwort: Reign).
Während die Opfer sich umkrempeln und der Professor nicht zu erreichen ist, reißt Rillen-Manni voller Wut eine Waffe an sich ...

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Offline Nevermind

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #14 am: 27.06.2014 | 12:38 »
Ändert das nicht den etablierten Status Quo, der ja eben erhalten bleiben soll? Las sich zumindest so.
Naja der Status Quo sind die Big Player die Pawns verschieben.
Man schafft nur Zwischensequenzen wo die Pawns mal bissi Leine bekommen.

Offline Anastylos

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #15 am: 27.06.2014 | 13:04 »
Naja der Status Quo sind die Big Player die Pawns verschieben.
Man schafft nur Zwischensequenzen wo die Pawns mal bissi Leine bekommen.

Warum kann man denn den neuen Charakteren keinen Freiraum geben? warum kann er die Kultisten nicht besiegen? Ich hätte ihn Erfolg haben lassen, die Kultisten sind tot oder vertrieben, der Charakter wird von den alten Chars gelobt für seinen heldenhaften Eissatz und während einer Parade gibt es plötzlich Gerüchte das ein mächtiger Dämon auf die Stadt zu maschiert. Während die alten, mächtigen Charaktere sich aufmachen um den Dämon zu besiegen sollen die neuen Charaktere herausfinden wer den Dämon beschworen hat und in welchem Zusammenhang sie zur anderen Kultistengruppe stehen.

Hätte sowohl den Plot gerettet als auch den Spielern Freiheit gegeben.

Offline Nebula

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #16 am: 27.06.2014 | 13:19 »
Aber du spielst dann deinen Charakter schon selber oder wird dir vom SL erzählt, was dein Ex-SC tut?

Ich fände das auch ziemlich cool, so gewisse epic oder ein Powerlevel haben schon was, aber nur noch Geschichten zu erzählen? Wo man am SL Plots nichts ändern kann, wäre nicht meins, das würde mich sehr ermüden und lähmen.

Da würde ich mir kaum mehr Gedanken machen, was ich tue, weil mir der SL schon erzählen wird, wie cool ich gerade bin/war/sein werde

Achamanian

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #17 am: 27.06.2014 | 13:32 »
Aber du spielst dann deinen Charakter schon selber oder wird dir vom SL erzählt, was dein Ex-SC tut?


Das wechselt tatsächlich - der SL bringt den alten Charakter normalerweise ins Geschehen und liefert den Aufhänger; und im Laufe der Szene wird dann die Kontrolle abgegeben, sobald klar geworden ist, worum die Szene geht und in welche Richtung sie sich entwickeln soll. Das ist komischerweise erstaunlich befriedigend - es macht schon Spaß, hier tatsächlich einfach in die Rolle zu schlüpfen und die erwartete Handlungsfunktion zu erfüllen. Man kann halt seinen vertrauten Charakter schön In-Time spielen, läuft gleichzeitig keine Gefahr, was zu verbocken, und es schmeichelt natürlich auch der eigenen Eitelkeit, dass der eigene Charakter von damals jetzt so wichtig ist und eigentlich auch nicht mehr so richtig was falsch machen kann ...


Zum Thema Problem mit Kanon:
Nein, das ist es eigentlich nicht, das hat Teylen schon ganz richtig erkannt. Wir haben uns in den letzten Jahren sehr stark vom DSA-Kanon gelöst; zwar greifen wir immer auf die Kaufabenteuer zurück, die sind aber (so zumindest mein Eindruck, ich bin ja nicht SL) nur noch Steinbrüche und Schablonen, um die Geschichte direkt auf unsere (ehemaligen) SC zuzuschneiden.


Ich glaube, dass Rillenmanni tatsächlich ziemlich richtig liegt: Eigentlich wäre es der Runde angemessen, den Fokus von individuellen Helden auf Gruppen und Unternehmungen zu verschieben. Dann käme vielleicht auch wieder auf dieser übermächtig-weltbewegenden Ebene Spannung ins Spiel - man könnte noch offener darüber kommunzieren, welche Gruppen im Spiel gerade welche Interessen verfolgen, noch gezielter Schlaglichter setzen und als Spieler wieder mehr und wirkungsvoller handeln. Damit würde man vielleicht das derzeitige Feeling beibehalten können, aber etwas von der Lähmung rausnehmen.
Wahrscheinlich wird meine Gruppe zu solchen Experimenten (am Ende noch mit wieder neuen Regeln - Reign würde sich ja echt anbieten) mal wieder nicht bereit sein, nachdem schon niemand mit FATE warmgeworden ist. Aber ich werde die Idee auf jeden Fall mal im Hinterkopf behalten!

Offline Feuersänger

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #18 am: 27.06.2014 | 13:35 »
Prinzipiell kenne ich dieses Setup auch von DSA, und _nur_ von DSA, dass die Spieler lediglich Zaungäste neben der Bühne des Weltgeschehens sind, das ausschließlich von NSCs ausgekaspert wird. Wobei mir für sowas meine Zeit zu schade wäre.
Dass ein Teil dieser NSCs selber ehemalige SCs sind, ist für mich neu, dergleichen hatten wir noch nicht. Wenn die SCs Mover&Shaker geworden sind, und ihre Ziele erreicht haben und die Kampagne beendet war, hat man das dann so ausklingen lassen und eine neue Kampagne angefangen. Die mit der vorherigen so wenig zu tun hatte, dass schlicht nie die Frage aufkam, ob die Geschehnisse der vorherigen SCs nun kanonisch sind und ob die noch leben.

Selbst wenn man die Jahre mitzählt, spielt natürlich auch die Geographie eine Rolle: z.B. die Forgotten Realms sind so groß, dass man da 10 Kampagnen spielen kann ohne seinen Alter Egos je über den Weg zu laufen. Auf so einem Bierfilzchen wie Aventurien ist das freilich wesentlich schwieriger.
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Achamanian

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #19 am: 27.06.2014 | 13:40 »
Dass ein Teil dieser NSCs selber ehemalige SCs sind, ist für mich neu, dergleichen hatten wir noch nicht. Wenn die SCs Mover&Shaker geworden sind, und ihre Ziele erreicht haben und die Kampagne beendet war, hat man das dann so ausklingen lassen und eine neue Kampagne angefangen. Die mit der vorherigen so wenig zu tun hatte, dass schlicht nie die Frage aufkam, ob die Geschehnisse der vorherigen SCs nun kanonisch sind und ob die noch leben.

Selbst wenn man die Jahre mitzählt, spielt natürlich auch die Geographie eine Rolle: z.B. die Forgotten Realms sind so groß, dass man da 10 Kampagnen spielen kann ohne seinen Alter Egos je über den Weg zu laufen. Auf so einem Bierfilzchen wie Aventurien ist das freilich wesentlich schwieriger.

Wobei das durchaus genau das Konzept unserer jüngsten Kampagne war: Dass die alten SC jetzt als Auftraggeber/Widersacher in die zweite Reihe rücken und wir neue Hauptcharaktere spielen.
Das Dumme ist halt, dass die kurze Rückkehr zu den alten Charakteren tatsächlich mehr Spaß macht als das Spiel mit den neuen, weil die neuen eben in Ereignisse eines Maßstabs verwickelt sind, der viel zu groß für sie ist.

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #20 am: 27.06.2014 | 14:03 »
Ich hatte mal das krasse Gegenteil. Das war auch kackstens. Wir wollten die Enkel (bzw. Kinder bei den Langlebigeren) unserer vormaligen SCs spielen. Der SL hatte das nur irgendwie nicht verstanden. Wir hätten mit irgendwelchen Anfänger-Helden spielen können. Das waren die frustrierensten Spielerlebnisse meiner Karriere.

Danach hab ich mich damit abgefunden, dass es mit diesem SL völlig unmöglich ist für den Char einen Hintergrund oder ein Konzept zu entwerfen, sondern man das am besten an das vorbereitete Abenteuer anpasst.

Offline asri

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #21 am: 27.06.2014 | 14:41 »
Ich hab's ins Allgemeine geschrieben, weil es mir eigentlich nicht um DSA-Lästern ging und weil ich auch glaube, dass diese Spielweise nicht unbedingt DSA-spezifisch ist (obwohl sicher DSA-typisch).
Eigentlich finde ich es aber wie gesagt bei allem Unmut durchaus interessant, was sich da bei uns entwickelt hat, und frage mich auch, ob sich diese Spielweise nicht auch ausbauen lässt, indem man sich mal klar macht, wie sie funktioniert und ob sich das, was daran funktioniert, nicht auch auf den Punkt bringen und irgendwie bereichern lässt.

Ich merke zwar immer wieder, dass ich letztlich doch lieber "richtig" spiele; aber ich habe andererseits auch zwei Mitspieler (darunter der SL) in der Gruppe, die genau dieses Gefühl, jetzt einfach die Geschichte weiter zu entblättern, ohne noch groß in sie einzugreifen, offenbar ganz toll finden.

Aber die Geschichte ist, wenn ich das richtig verstehe, vorbestimmt durch den SL? Das "Spiel" beschränkt sich also auf das Ausspielen der Handlungen, die von den Charakteren getragen wird. Die Spieler treffen keine bedeutsamen Entscheidungen, und Ungewissheit gibt es nicht über den Ausgang einzelner Aktionen/ Szenen, sondern vor allem über den weiteren Verlauf der Geschichte, die der SL erzählt bzw. erzählen lässt.

Was daran offenbar funktioniert, ist die Bindung der Spieler an das Spielgeschehen, offenbar in erster Linie durch die Vertrautheit mit den Charakteren und dem gruppeninternen Kanon. Was offenbar auch gut läuft ist die Erzählung, die der SL erschafft.

Da ich gerne nach Bildern suche, um etwas zu erfassen: Die Spieler sind Rädchen in einem schnurrenden Getriebe, mit dem sie seit langem vertraut sind.
(Falls das abwertend klingt: so ist es nicht gemeint. Ich versuche tatsächlich nur, deine Beschreibung für mich zu "übersetzen" und ein wenig zu abstrahieren.)

Trifft das dein Spielerlebnis ansatzweise?

Achamanian

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #22 am: 27.06.2014 | 15:04 »

Trifft das dein Spielerlebnis ansatzweise?

Das trifft es ganz gut!

Offline Nevermind

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #23 am: 27.06.2014 | 15:05 »
Das trifft es ganz gut!

Die Frage ist, warum hattest du dann einen 'Fluchtreflex' bei den Kultisten.

Achamanian

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Re: Es ist kein Spiel mehr ...
« Antwort #24 am: 27.06.2014 | 15:11 »
Die Frage ist, warum hattest du dann einen 'Fluchtreflex' bei den Kultisten.

Weil es natürlich doch nicht immer so ganz schnurrt und mir eben auch nicht immer danach ist ... dort hatten wir wie gesagt die 3. Charaktergarnitur und waren erst mal etwas abseits vom Geschehen - da hatte ich die Erwartung, dass wir es mit Situationen und Gegnern zu tun bekommen, mit denen wir es aufnehmen können, und dass wir auch selber einen stärkeren Einfluss auf die Geschehnisse würden nehmen können, weil sie im Gesamtbild wahrscheinlich gar nicht so wichtig sein würden.
Und dann stellte sich halt am Ende heraus, dass die Geschehnisse schrecklich wichtig waren und sich sowieso nicht beeinflussen ließen, da alle anderen Protagonisten drei Kragenweiten zu groß für uns waren.
Wäre ich mit der gleichen, entspannteren Ich-lasse-mich-jetzt-berieseln-und-mache-nette-InGame-Dialoge-Einstellung rangegangen wie beim gestrigen Treffen, wäre ich vielleicht völlig zufrieden gewesen.