Autor Thema: Fertigkeitsproben sind total egal  (Gelesen 64107 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #150 am: 15.07.2015 | 16:39 »
@ Strohmann-Hipster
Der SC kann alleine entscheiden, was sein SC macht. Und der SL kann alleine entscheiden, was das für Auswirkungen hat.
Was spricht dagegen?

Man kann sich  natürlich auch auf Folgendes einigen:
SL und Spieler beratschlagen gemeinsam, was der SC tut. Und dann beratschlagen SL und Spieler gemeinsam, was das für Auswirkungen man hat.

Kann man sicherlich so tun. Und mag in einigen Spielstilen auch sinnvoll sein. Der große Nachteil ist halt, dass durch das gemeinsame Beratschlagen die Handlung in die Länge gezogen wird.

Dass jemand alleine entscheidet, hat den Vorteil, dass die Entscheidungsfindung schneller geht.

Und nein, Würfel haben nur bedingt etwas mit der Plausibilität der Spielwelt zu tun. Wenn ich bei DSA erlebe, wie der Krieger regelmäßig daneben schlägt, klingt das nicht sehr plausibel. Wenn man bei SW mit einer Pistole einen Panzer mit einem schrottet (dank Freak-Roll), dann hat das auch wenig mit Plausibilität zu tun. Und wenn jemand den Sturz aus den 10. Stock dank guten Würfelns unbeschadet übersteht, hat das auch nur wenig mit Plausibilität zu tun.

Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass Würfel die Plausibilität regelmäßig zerstören. (Ausnahme Gurps: Das einzige System, bei dem bisher alle Würfelwürfe bisher ein plausibles Ergebnis geliefert haben.)

Und dann gibt es auch noch Systeme wie PtA oder DitV, bei denen die Würfel nicht mal den Anspruch erheben, irgend etwas plausibel darzustellen.

Eulenspiegel

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #151 am: 15.07.2015 | 17:02 »
Der SL nimmt keinen Einfluss auf die Spielerhandlungen! Der SL nimmt nur Einfluss auf das Würfelergebnis.

Wenn der SL will, dass die SCs gegen den Schwarzen Ritter kämpfen, aber die SCs lieber desertieren, kann der SL auch mit dieser Methodik nichts dagegen tun.

Der SL erlangt nur einen Einfluss auf einen Ausgang, auf den die Spieler sowieso keinen Einfluss haben.

Zu deinem Beispiel:
Wenn der SL will, dass die SCs sich offiziell beim Hausherren vorstellen, die Spieler aber beschließen, heimlich reinzugelangen, kann der SL nichts dagegen tun.

Ob die Spieler das Schloss öffnen können oder nicht, liegt aber nicht in der Entscheidung des Spielers. Der Spieler kann sagen: "Ich WILL das Schloss öffnen."
Und entweder der Würfel oder der SL entscheidet dann, ob das Schloss geöffnet wird.

Dass der Spieler also das Schloss öffnen will, das Schloss aber gegen den Wunsch des Spielers verschlossen bleibt, ist auch im herkömmlichen Spiel der Fall.

Sieh es einfach mal so: Der mechanische Zufallsgenerator "Würfel" wird gegen einen biologischen Zufallsgenerator "SL-Gehirn" ausgetauscht. Letztendlich behältst du aber den Zufallsgenerator. (Nur dass jetzt halt das SL-Gehirn und nicht mehr der Würfel der Zufalls-Generator ist.)

Du hattest jetzt den Spezialfall erzählt, dass Spielerwunsch und Zufallsgenerator gleich sind. (Spieler will das Schloss öffnen. Zufallsgenerator sagt: "Erfolg!")
Aber ebenso häufig kann es passieren, dass Spielerwunsch und Zufallsgenerator gegenteilige Ergebniss ausspucke. (Spieler will Schloss öffnen. Zufallsgenerator sagt: "Nein!")

Und hierbei ist es vollkommen egal, ob der Zufallsgenerator nun ein Würfel oder der SL ist!

Offline Tyloniakles

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #152 am: 15.07.2015 | 17:08 »
1. Willkür
2. Vermutlich nicht regelkonform
3. unehrlich
4. Ignoriert Fähigkeiten der Spielfigur
5. Menschen sind keine guten Zufallsgeneratoren -> Willkür
6. Unkooperativ
« Letzte Änderung: 15.07.2015 | 17:10 von Zant »

Offline D. Athair

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #153 am: 15.07.2015 | 17:10 »
@ Eulenspiegel:
... nochmal ausführlicher, da es scheinbar nicht verständlich genug war:
Die Spieler spielen ihre SC, die SL die SLC/NSC ... die Auflösung von Handlungen wird über (vorher gemeinsam) festgelegte Regeln vorgenommen. Da ist relativ unwichtig, wer den Ausgang erzählt. Wichtig ist nur, dass das Ergebnis folgerichtig und nicht willkürlich ist.

Warum also sollte die SL willkürlich entscheiden können? Warum sollte man darauf verzichten alle Spieler in Regelanwendung und Handlungsauflösung einzubinden? Merkliche Auswirkungen auf das Spieltempo hat das ja nicht.


Und nein, Würfel haben nur bedingt etwas mit der Plausibilität der Spielwelt zu tun.
Ich weiß gerade wirklich nicht, wem oder was du da widersprichst. Ich schrieb lediglich, dass die Auswertung der Würfel im Rahmen der Plausibilität der Spielwelt/des Genres/... erfolgen muss und, dass eben nicht die Spielwelt/... der Auslegungsidee des Würfelwurfs anzupassen ist.
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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #154 am: 15.07.2015 | 17:10 »


Der SL erlangt nur einen Einfluss auf einen Ausgang, auf den die Spieler sowieso keinen Einfluss haben.
könntest du das zu begründen versuchen???
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Swafnir

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #155 am: 15.07.2015 | 17:11 »
Der SL nimmt keinen Einfluss auf die Spielerhandlungen! Der SL nimmt nur Einfluss auf das Würfelergebnis.

Wenn der SL will, dass die SCs gegen den Schwarzen Ritter kämpfen, aber die SCs lieber desertieren, kann der SL auch mit dieser Methodik nichts dagegen tun.

Der SL erlangt nur einen Einfluss auf einen Ausgang, auf den die Spieler sowieso keinen Einfluss haben.

Zu deinem Beispiel:
Wenn der SL will, dass die SCs sich offiziell beim Hausherren vorstellen, die Spieler aber beschließen, heimlich reinzugelangen, kann der SL nichts dagegen tun.

Ob die Spieler das Schloss öffnen können oder nicht, liegt aber nicht in der Entscheidung des Spielers. Der Spieler kann sagen: "Ich WILL das Schloss öffnen."
Und entweder der Würfel oder der SL entscheidet dann, ob das Schloss geöffnet wird.

Dass der Spieler also das Schloss öffnen will, das Schloss aber gegen den Wunsch des Spielers verschlossen bleibt, ist auch im herkömmlichen Spiel der Fall.

Sieh es einfach mal so: Der mechanische Zufallsgenerator "Würfel" wird gegen einen biologischen Zufallsgenerator "SL-Gehirn" ausgetauscht. Letztendlich behältst du aber den Zufallsgenerator. (Nur dass jetzt halt das SL-Gehirn und nicht mehr der Würfel der Zufalls-Generator ist.)

Du hattest jetzt den Spezialfall erzählt, dass Spielerwunsch und Zufallsgenerator gleich sind. (Spieler will das Schloss öffnen. Zufallsgenerator sagt: "Erfolg!")
Aber ebenso häufig kann es passieren, dass Spielerwunsch und Zufallsgenerator gegenteilige Ergebniss ausspucke. (Spieler will Schloss öffnen. Zufallsgenerator sagt: "Nein!")

Und hierbei ist es vollkommen egal, ob der Zufallsgenerator nun ein Würfel oder der SL ist!


Zumal in Fall des Schlosses auch ein anderer Grund vorliegen könnte, dass es - obwohl die Probe geschafft wurde - nicht aufgeht: Es könnte kaputt sein oder magisch zum Beispiel.

Offline Necoras

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #156 am: 15.07.2015 | 17:12 »
@Eulenspiegel: Sind für Dich die Begriffe "Zufall" und "Willkür" synonym?

Achamanian

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #157 am: 15.07.2015 | 17:15 »
Und hierbei ist es vollkommen egal, ob der Zufallsgenerator nun ein Würfel oder der SL ist!

Nein, das ist es nicht, weil es eben nicht nur auf das Ergebnis ankommt (sonst könnte man sich wieder das ganze Spielen sparen und ein Buch lesen oder einen Film sehen), sondern auf das gemeinsame Spiel- und/oder Erzählerlebnis. Und mein erleben als Spieler ist natürlich ein ganz anderes, wenn ich weiß oder vermute, dass es nur einen möglichen Ausgang für meine Handlung gibt, als wenn ich weiß, dass es verschiedene mögliche Ergebnisse gibt.

Offline Tyloniakles

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #158 am: 15.07.2015 | 17:15 »
Vielleicht wollen Eulenspiegel und Steffen auf ein Auto-Erfolgssystem a la Gumshoe hinaus? Das könnte ich dann eher nachvollziehen. Aber da sind die Regeln bekanntermaßen derart gestrickt ...

Achamanian

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #159 am: 15.07.2015 | 17:19 »
Vielleicht wollen Eulenspiegel und Steffen auf ein Auto-Erfolgssystem a la Gumshoe hinaus? Das könnte ich dann eher nachvollziehen. Aber da sind die Regeln bekanntermaßen derart gestrickt ...

Da wissen ja alle Beteiligten, dass es die Auto-Erfolge gibt. Und es gibt ja auch den Bereich, in dem Erfolge alles andere als gesichert sind (general abilities).

Pyromancer

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #160 am: 15.07.2015 | 17:20 »
Es läuft (wie so oft) auf die Rolle und Intention der SL hinaus.

Wenn es Aufgabe der SL ist, (inspiriert durch die Aktionen der Spieler) eine "spannende Geschichte" zu erzählen, dann muss sie - wenn überhaupt gewürfelt wird - das Ergebnis natürlich so interpretieren, dass eine "spannende Geschichte" herauskommt. Die Eingabe des Spielers "Ich versuche, über die Schlucht zu springen!", dient dabei nur als Inspirationsquelle für den weiteren Handlungsverlauf, der voll in der Hand der SL liegt. Der einzige Einfluss, den der Spieler auf die Handlung hat ist der, dass sein Charakter hin und wieder versucht, etwas zu tun. Das färbt die Fiktion, kann die Handlung aber nicht in Richtungen verschieben, die der SL nicht passen.

Gute Vertreter dieser Märchenonkel-SL-Fraktion lassen sich natürlich von diesen Spielercharakter-Handlungsversuchen inspirieren. Das ändert aber nichts daran, dass jeglicher Einfluss der Spieler auf die Handlung durch die SL gefiltert wird. Es ist und bleibt die Geschichte, die die SL erzählt.

Das Würfeln ist dabei nichts als eine Farce, bestenfalls eine weitere Inspirationsquelle für die SL, schlechtestenfalls ein Ritual, dessen Sinnlosigkeit den Betroffenen ankotzt.

Offline Maarzan

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #161 am: 15.07.2015 | 17:23 »
Ich sehe da vor allem maßlose Selbstüberhöhung und Arroganz des so seine Mitspieler Verarschenden sowie Verachtung und Geringschätzung gegenüber den Mitspielern, doppelt belegt durch die Rechtfertigungsversuche bezüglich unmündiger Kinder und storyblinder Deppen.

Man stelle sich eine "freie" Wahl vor, wo der Unterschied halt eine knappe absolute Mehrheit oder eine üppige absuolute Mehrheit ist, weil der dumme Bürger weis ja eh nicht was für ihn gut ist und da hat die Partei halt die Auszählung durch eine passende Zahlensetzung ersetzt - ist ja auch fast kein Unterschied schließlich haben Leute ja auch schon mal die falschen gewählt und es gibt Leute, denen es genau so gefällt ...  ~;P

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Teylen

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #162 am: 15.07.2015 | 17:25 »
Würdet ihr die Technik einsetzen?
Nein. An der Stelle würde ich meine Spieler und mich verkohlen.
Zudem ist es hundertprozentiger Illusionismus da die Spielerhandlung das vermeintliche Risiko einzugehen keine Auswirkung auf das Spielgeschehen hat.
Es ist das gleiche als wenn der Spieler vor der Kreuzung steht und rechts wie links erwartet ihn das gleiche,

Zitat
Sagt ihr vor einer Probe an, was passiert, wenn sie misslingt?
Nicht unbedingt.
Ich habe dennoch mehr als ein Ergebnis im Sinn wenn ich um einee Fertigkeitsprobe bitte.

Zitat
Soll ein Misserfolg oder gar Würfeltod akzeptiert werden, wenn er weder im Interesse des Spielers noch des Spielleiters ist?
Wenn man einen Misserfolg, Würfeltod oder ein unpassendes Ergebnis nicht akzeptieren mag weil es nicht im Interesse des Spielers oder des Spielleiters ist dann sollte man keine Fertigkeitsprobe erfragen oder die unterschiedlichen Ergebnisse so gestalten das die möglichen Ausgänge (mindestens 2) mit den Interessen vereinbar sind.
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Offline Lysander

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #163 am: 15.07.2015 | 17:49 »
Huntress: Das hatt aber nichts mit Spielstil zu tun wenn ich Proben mache. Proben sind Simulation von Reaktionen, speziell bei Herausforderungen, und ich kann es zusammenfassend dabei belassen oder - eben je nach Spielstil -  noch ausführlicher Beschreiben.

Offline Lysander

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #164 am: 15.07.2015 | 18:00 »
Ein Spieler kann jederzeit eine Probe verlangen, wenn sie ueberfluessig ist merkt er das ja. Zb eine Probe zur Menschenkentnis darum ob Gelogen wurde. Ein Spieler erwartete von mir dan eine Erkentnis. Die ergab aber nichts Neues weil der Nsc nicht gelogen hatte. Doch der Spieler dachte er kann was aufdecken und wollte unbedingt eine  andere Erkentnis die es aber nicht gab. Tja, das gibts auch.....
« Letzte Änderung: 15.07.2015 | 18:01 von Lysander »

Offline CokeBacon

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #165 am: 15.07.2015 | 18:02 »
Ein Spieler kann jederzeit eine Probe verlangen, wenn sie ueberfluessig ist merkt er das ja. Zb eine Probe zur Menschenkentnis darum ob Gelogen wurde. Ein Spieler erwartete von mir dan eine Erkentnis. Die ergab aber nichts Neues weil der Nsc nicht gelogen hatte. Doch der Spieler dachte er kann was aufdecken und wollte unbedingt eine  andere Erkentnis die es aber nicht gab. Tja, das gibts auch.....
Ist es denn keine Erkenntnis, dass der NSC nicht gelogen hat?

Offline Lysander

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #166 am: 15.07.2015 | 18:17 »
Ja
 Schon, ich meinte dabei die Erwartungshaltung des Spielers. :)
Proben sind jedenfalls Spielalltag und in eindeutigen Probesituationen auch gewichtig für den Spieler und verbindlich fuer den Leiter

Eulenspiegel

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #167 am: 15.07.2015 | 18:36 »
könntest du das zu begründen versuchen???
Ja, gerne.
Es gibt drei Entscheidungsinstanzen:
1) SL
2) Spieler
3) Zufall

Wann immer eine Situation entsteht, wo es mehrere Ausgänge gibt, entscheidet eine Instanz. Das kann, wie ich in diversen Beispielen gezeigt habe, auch verschachtelt sein.
Das heißt, der SL kann sich zwischen 1, 2 oder 3 entscheiden. Wenn er sich für 1 entscheidet, kann der Spieler sich für 1a, 1b oder 1c entscheiden. Wenn der Spieler sich für 1a entschieden hat, kann der Zufall sich für 1ax, 1ay oder 1az entscheiden. Wenn sich der Zufall für 1ax entschieden hat, kann der Spieler sich für... etc.

Das heißt, für ein gegebenes System hat jeder der drei Instanzen Entscheidungsmöglichkeiten, die den weiteren Verlauf (und somit auch die weiteren Entscheidungsmöglichkeiten) beeinflussen.

Wenn der SL jetzt die Entscheidungsmöglichkeiten des Würfels übernimmt, hat dies keinerlei Einfluss auf den Spieler. Denn der Spieler hat weiterhin noch die Entscheidungsmöglichkeiten, die er bisher hatte. Und seine Entscheidungen beeinflussen auch weiterhin die zukünftigen Entscheidungsmöglichkeiten wie gehabt.
Wenn du ein Entscheidungsdiagramm hast, dann ersetze überall im Entscheidungsdiagramm "Würfel" durch "SL". Das eigentliche Entscheidungsdiagramm wird dadurch ja nicht beeinflusst.

@ Necoras
Zu deiner Frage: Willkür und Zufall sind eng miteinander verbunden:
Zufall ist quasi dass, was man wahrnimmt. Wenn ich das Ergebnis praktisch nicht vorhersagen kann, dann ist es für mich Zufall:
1) Wenn ich einen mechanischen Würfel werfe, dann könnte ich theoretisch genau die Wurfbahn und das Rollverhalten berechnen. Praktisch kann ich dagegen weder Wurfbahn noch Rollverhalten berechnen. Deswegen ist es für mich Zufall.

2) Wenn ich mittels Handy-App einen Würfel simuliere, dann könnte ich mir theoretisch den Quellcode anschauen und damit vorherberechnen, welches Ergebnis der Würfelgenerator liefert. Praktisch ist das Programm wahrscheinlich aber zu komplex. Deswegen ist es für mich Zufall.

3) Wenn der SL eine Entscheidung trifft, dann könnte ich theoretisch einen Gehirnscan des SLs durchführen und mittels neuronaler Simulation vorhersagen, was der SL entscheidet. Praktisch ist das menschliche Gehirn aber zu komplex. Deswegen ist es für mich Zufall.

Willkür ist dagegen ein Grund bzw. der Fehlen eines Grundes:
Wenn ich mich spontan dazu entschließe, heute nach Hause zu laufen (anstatt die Bahn zu nehmen) dann ist das Willkür: Es folgt keinen festen Regeln. Ich laufe, weil ich Lust darauf habe. Und nicht, weil mir irgendwelche Regeln das vorschreiben.

Leute, die mich kaum kennen, können im Vorfeld nicht sagen, ob ich nun laufe oder Bahn fahre. Meine Willkür erscheint diesen Leuten also als Zufall.
Meine Freundin kennt mich allerdings gut genug, um bereits im Vorfeld sehr gut einschätzen zu können, ob ich nun laufe oder Bahn fahre. Meine Willkür erscheint ihr daher nicht als Zufall.

Oder anders ausgedrückt:
Ob Willkür Zufall ist oder nicht, hängt extrem von der beobachtenden Person ab. Ein und die gleiche willkürliche Handlung kann für die eine Person Zufall sein und für die andere Person nicht.

@ Rumpel
Bei einem Buch oder Film hat der Leser/Zuschauer keinen Einfluss auf den Film.

Wie ich schon mehrmals geschrieben habe: Bei einem RPG ohne Zufall hat der Spieler aber durchaus Einfluss auf die Handlung. Nur der Würfel hat keinen Einfluss mehr.

Achamanian

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #168 am: 15.07.2015 | 18:47 »

@ Rumpel
Bei einem Buch oder Film hat der Leser/Zuschauer keinen Einfluss auf den Film.

Wie ich schon mehrmals geschrieben habe: Bei einem RPG ohne Zufall hat der Spieler aber durchaus Einfluss auf die Handlung. Nur der Würfel hat keinen Einfluss mehr.

Es ging mir an dieser Stelle nicht um Einfluss auf die Entscheidung, sondern um erlebte Ungewissheit. Für mich ist es jedenfalls ein deutlich anderes Spielerlebnis, zu wissen, dass die SL schon festgelegt hat, wie das Ergebnis aussieht, als zu wissen, dass abhängig vom Würfelergebnis verschiedene Ergebnisse möglich sind - auch, wenn ich in beiden Fällen nicht weiß, wie die konkret möglichen Ergebnisse aussehen.
Der Buch-Film-Vergleich bezieht sich auf das Erleben eines solchen Spiels (und ist da vielleicht etwas übertrieben) nicht auf objektive Entscheidungsmacht.

alexandro

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #169 am: 15.07.2015 | 19:16 »
@ alexandro
Doch die Entscheidungen der Spieler haben Auswirkungen! Der Würfelwurf hat keine Auswirkungen!

Beispiel:
Du sollst in Kampf gegen den schwarzen Ritter ziehen. Jetzt hat der Spieler die Wahl:
1) Er desertiert.
2) Er kämpft gegen den schwarzen Ritter.
Ich hoffe das sind nicht die einzigen Entscheidungen.


Zitat
2) Entscheidet sich der Spieler für den Kampf, entscheidet der Würfel über das Resultat: Entweder er besiegt den schwarzen Ritter und kehrt als Held zurück (Resultat 2a). Oder er verliert und landet als Gefangener im Verlies des schwarzen Ritters (Resultat 2b).

Der Spieler kann sich also zwischen 1) und 2) entscheiden. Der Spieler kann nicht zwischen 2a) und 2b) entscheiden.

Aber selbstverständlich kann er sich zwischen 2a und 2b entscheiden. Er kann sich entscheiden besonders ehrenvoll zu kämpfen (obwohl er weiß, dass der Schwarze Ritter keine Skrupel hat jeden noch so schmutzigen Trick zu benutzen) - in diesem Fall sorgt er mit seiner Entscheidung dafür, dass Ergebnis 2b deutlich wahrscheinlicher eintritt (allerdings führt sein ehrenhaftes Kämpfen dazu, dass er später evtll. trotzdem noch als Held gilt). Oder er könnte sich entscheiden dem Schwarzen Ritter in den Rücken zu fallen und ihn hinterrücks niederzumetzeln - in dem Fall tritt Ergebnis 2a (evtll. mit der Einschränkung, dass der SC nicht notwendigerweise als der strahlende Held dasteht) wahrscheinlicher ein.

Nur weil der Kampf gegen den Ritter zufallsabhängig ist, heißt das nicht dass der Spieler keinen Einfluss auf die durch den Zufall generierten Optionen hätte.

Zitat
Die Entscheidung des Spielers (möchte ich es möglichst leise oder möglichst schnell erledigen?) hat eine Auswirkung!
Nur das Würfelergebnis des Schleichenwurfes hat keine Auswirkungen!

Die wichtigste Frage ist immer "Warum wird hier eigentlich gewürfelt?".

Im konkreten Beispiel entscheidet der Wurf über mögliche Ausgänge der Entscheidung des Spielers "Ich möchte möglichst leise sein":
A) Entweder er kann ungestört den Safe knacken (A1) oder er lockt mit dem Lärm einen Wachmann an und muss sich verstecken (A2).
ODER
B) Der Wachmann kommt in jedem Fall, der Wurf entscheidet nur darüber, ob der Einbrecher sich verstecken kann (B1) oder entdeckt wird (B2).

Sofern diese "stakes" feststehen, kann der Spieler das Zufallsergebnis manipulieren, etwa indem er z.B. vorher die Routen der Wachleute auskundschaftet, so dass diese möglichst weit weg sind, wenn er einsteigt (was die Wahrscheinlichkeit zugunsten von A1 verändert bzw. einige Plausibilitätsanpassungen erfordert, damit B überhaupt eintritt). Das nützt natürlich nichts, wenn der SL sich ein Wunschergebnis aus seinem Hintern zieht und einen Schrödingers Wachmann auspackt, der immer da ist, wo er ihn gerade braucht.
« Letzte Änderung: 15.07.2015 | 19:37 von alexandro »

Offline Bad Horse

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #170 am: 15.07.2015 | 19:17 »
In den allermeisten Spielsystemen wird davon ausgegangen, dass die Qualität des Würfelergebnisses auch eine direkte Korrelation zur Fiktion besitzt. Wenn ich ein gutes Ergebnis erwürfele, dann gehe ich davon aus, dass die Entwicklung in der Fiktion besser läuft, als wie wenn ich ein schlechtes Ergebnis würfele. Darüber wird normalerweise nicht gesprochen - das wird als Zweck des Würfelns verstanden und ist damit eine Regel im Spiel, auch ohne dass lange darüber gesprochen wurde.

Mit der Technik von Steffen wird gegen diese Regel verstoßen. Natürlich gibt es nun auch Spielstile, bei denen der Fortgang der Story Vorrang vor allen anderen Regeln hat, dann ist das soweit auch in Ordnung. Bei einem Spielstil, der das nicht so stark gewichtet, kann das zu Problemen führen.

Ich kenne diese Technik eigentlich am ehesten, wenn unterschiedlich starke Charaktere in der Gruppe sind. Da springt dann der agile Waldläufer über die breite Schlucht und schafft es mit einem guten Wurf gerade so... und dann muss der schwächliche Gnomenheiler hüpfen und schafft es mit einem viel schlechteren Wurf ebenfalls gerade so. Dahinter steckt dann aber meistens eher schlechte Planung und verhaspelte Improvisation als absichtsvolles Benutzen einer Technik.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #171 am: 15.07.2015 | 19:31 »

Wenn der SL jetzt die Entscheidungsmöglichkeiten des Würfels übernimmt, hat dies keinerlei Einfluss auf den Spieler.

Doch, hat es. Bei einem Würfelwurf kann ich die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges recht gut einschätzen (vorausgesetzt, ich bekomme die notwendigen Informationen bezüglich der Schwierigkeit des geplanten Unterfangens). Bei einer SL-Entscheidung kann ich das nicht. Das hat mitunter ganz gewaltige Auswirkungen auf meine Entscheidungen.
Zudem behandeln die gleichen Würfel jeden gleich; hingegen ist selbst der unparteiischste SL mit dem ehrlichsten Vorsatz der Fairness nicht frei von Vorlieben und Wünschen, die seine Entscheidung zwangsläufig beeinflussen. Ein SL, der Streß mit seinem Partner hat und zwei Stunden bei 40° im Stau stand wird sicherlich zumindest manche Entscheidungen anders fällen als sonst. Das ich das nicht vorher weiß ändert nichts daran.
"Unvorhersagbar durch mich" ist ja nicht das gleiche wie Zufall.

Eulenspiegel

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #172 am: 15.07.2015 | 19:40 »
@ Rumpel
Die erlebte Ungewissheit ist bei mir die gleiche: Egal, ob ich Game of Thrones als Buch lese oder ob ich Game of Thrones spiele. Es gibt keinen Unterschied in der Ungewissheit.

Der Unterschied liegt in den folgenden beiden Punkten:
1) Der Qualität der Story. Hier ist das Buch besser.
2) Meine Einfluss-Möglichkeiten. Hier habe ich im RPG mehr.

Aber die Ungewissheit ist in beiden Medien ungefähr gleich groß.

@ alexandro
Richtig, es gibt noch mehr Möglichkeiten. Aber da ich keine Lust hatte, 1.000 Möglichkeiten aufzuschreiben und ich die Leser nicht dazu zwingen wollte, sich durch 1.000 Möglichkeiten durchzuscrollen, habe ich beispielhaft zwei Wahlmöglichkeiten aufgeschrieben.
Die Verallgemeinerung "Wenn es für 2 Möglichkeiten gilt, dann gilt es auch für 10 Möglichkeiten." überlasse ich den geneigten Leser. Ich bin nach wie vor zuversichtlich: Wenn jemand versteht, wieso es für 2 Möglichkeiten gilt, dann wird diese Person auch verstehen, wieso es für noch mehr Möglichkeiten gilt.

Zu deinem ehrenhaften und unehrenhaften Kämpfen: Das sind nicht die Entscheidungen 2a und 2b. Das wäre noch eine Ebene höher angesiedelt. Du hättest hier dann halt:
1) Er desertiert.
2) Er kämpft ehrenhaft gegen den schwarzen Ritter.
3) Er kämpft unehrenhaft gegen den schwarzen Ritter.

Darauf hast du einen Einfluss. Und dann entscheidet der Würfel bzw. der SL wiederum ob du trotz ehrenhaften Kampf gewinnst (Resultat 2a) oder verlierst (Resultat 2b).
Bzw. der Würfel entscheidet, ob du durch den unehrenhaften Kampf gewinnst (Resultat 3a) oder trotzdem verlierst (Resultat 3b).

Auch hier wieder: Du entscheidest dich für 1), 2) oder 3).
Wenn du dich für 2) entscheidest, entscheidet aber der Würfel (bzw. der SL), ob 2a oder 2b eintreten.

Zum Thema "Ich kann aber Einfluss nehmen auf den Zufall":
Lese dir bitte nochmal den Punkt Einflussgröße durch. (z.B. Post #127.)
Dort hatte ich schon erwähnt, dass der SL natürlich auch Einflussgrößen berücksichtigt.

Das heißt, wenn der SC ehrenhaft kämpft, wird der SL sich eher dazu entscheiden, dass der SR den SC besiegt, aber aufgrund des ehrenhaften Kampfes doch sehr beeindruckt ist von ihm.
Wenn der SC jedoch unehrenhaft kämpft, wird der SL sich eher dazu entscheiden, dass der SR besiegt wird, die Kunde vom unehrenhaften Kampf aber die Runde macht. (Evtl. verrät der Knappe abends in der Kneipe bei einem Bier zu viel, wie unehrenhaft der Ritter doch gekämpft hat.)

Die Frage, "Warum wird hier eigentlich gewürfelt?", lässt sich meistens beantworten mit: "Um Spannung zu erzeugen. Weil es ohne Würfelwurf langweilig wäre."

@ Erg
Zwischen "etwas einschätzen können" und "Einfluss ausüben können", liegen Welten.
Klar, du kannst den SL schlechter einschätzen als den Würfel. Aber beeinflussen kannst du beide genau so schlecht.

Zum Thema Gleichbehandlung:
Stell dir vor, du wärst vor Gericht: Würdest du es vorziehen, wenn ein Richter ein Urteil fällt? Oder würdest du es vorziehen, wenn es ausgewürfelt wird, ob du schuldig bist? Schließlich ist der Würfel unparteiischer?

Ja, der SL hat Vorlieben und der Würfel nicht. Das sehe ich aber eher als Vorteil.
« Letzte Änderung: 15.07.2015 | 19:42 von Eulenspiegel »

Luxferre

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #173 am: 15.07.2015 | 19:42 »
So wie Du, Steffen, würde ich die Proben nicht abhandeln.

In meinem favorisierten System gibt es zum Glück nicht bloß zwei mögliche Probenausgänge, sondern derer vier. Das macht es etwas leichter, kreativ zu werden.

Kritischert Erfolg: die Probe gelingt mit Bonus (Zeit, Geld, XP, innerweltliche Belohnung)
Erfolg: Probe gelingt, wie intendiert
Misserfolg: Probe gelingt (wenn diese Option dann bestehen könnte), aber mit sehr hohen Kosten
Kritischer Misserfolg: die Probe misslingt vollkommen

Hier muss ich mir als SL keine Gedanken darüber machen, wie ich den Ausgang im Sinne einer guten Spannung darstelle. Um das mal mit Deinem Beispiel zu erörtern:


Kritischer Erfolg:
der SC springt über den Abgrund und erhält einen kaum einzuholenden Vorsprung

Erfolg:
Sprung. Satz. Weiterlaufen.

Misserfolg:
der Sprung gelingt gerade eben so. Der SC knallt mit einer Rippe gegen das Sims, diese bricht und beschert zudem einen erheblichen zeitlichen Nachteil.

Kritischer Misserfolg:
wenn keine Schicksalspunkte mehr da sind, fällt der Charakter nach den besten Regeln der Kunst ... oder war es nach bester Kunst der Regeln?  >;D

Offline Skele-Surtur

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Re: Fertigkeitsproben sind total egal
« Antwort #174 am: 15.07.2015 | 19:59 »
Kurz und knapp auf den Eingangspost bezogen: Ich würde nie so leiten und ich würde keine Sekunde bei einem Meister weiterspielen, wenn ich erfahre, dass er so etwas macht.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!