Pen & Paper - Spielsysteme > Weitere Pen & Paper Systeme
[Erzählt mir von]Fragged Empire
YY:
Nach dem ersten Durchblättern und Reinlesen bin ich ziemlich skeptisch geworden, ob ich damit warm werde.
Das Artwork ist insgesamt eher mittelmäßig; insbesondere diese allgegenwärtige Unschärfe nervt mich kolossal.
Ansonsten merkt man, was der Autor hauptberuflich macht - Piktogramme überall, aber ohne den zugehörigen Text bringen sie dann doch nichts.
Am Meisten stört mich aber die Strukturierung.
Da wird zwar z.B. brav auf verwandte Themenbereiche verweisen, aber eben nicht mit Seitenzahl ff., sondern haarklein mit großem Thema und Unterthemen einzeln aufgelistet.
An diversen Stellen ist der durchstrukturierte Ansatz so weit getrieben, dass es ins Lächerliche geht.
Schleichen wird als Angriff betrachtet, was natürlich den expliziten Hinweis bedingt, dass man dazu keine Waffe benötigt.
Und umgekehrt ist der Verstand als Waffe gelistet, weil er eine zugehörige taktische Aktion hat.
::)
Nach dem Treffen werde ich mal ernsthaft reinschauen, aber vom ersten Eindruck her hat das Ding die gelbe Karte.
Forlorn:
Nach einer Testrunde möchte ich gerne die Eindrücke unserer Spielrunde festhalten:
Pro:
Das Kampfsystem ist sehr leichtgängig, da alle möglichen Aktionen direkt auf dem Charakterbogen vermerkt sind. Wir haben die komplexe Variante gespielt, allerdings völlig ohne Miniaturen. Distanzen wurden abstrahiert in die vorgegebenen Entfernungsschritte. Das Kampfsystem ist dennoch sehr taktisch und es hat uns viel Spaß gemacht. Die Spielwelt ist toll, abwechslungsreich und bietet genug Anhaltspunkte für ewig lange Kampagnen, die Abenteuerideen bersten nur so aus dem GRW und dem "Antagonist Archive 1" heraus. Die "Downtime" Möglichkeiten mit Forschung und Handel kamen auch sehr gut an. Der Schiffskampf ist sehr unterhaltsam (ebenfalls ohne Miniaturen - mit diesen wäre er uns wohl zu fummelig). Herausforderungen sind schnell gebastelt - man kann sie einfach aus dem Buch ziehen und gut improvisieren.
Kontra:
Die Skillwürfe sind eher rudimentär und es fühlt sich irgendwie komisch an, dass die Attribute keinen Einfluss darauf haben. Es gibt nur 4 spielbare Spezies. Der Charakterbau ist ein bisschen zu verstrickt, man muss sehr viel herumblättern und er dauert etwas zu lange für das Endergebnis. Die Charaktere müssen dafür würfeln, ob sie im Laden um die Ecke einen Energy-Drink erwerben können. Der Sektor ist sehr vollgestopft mit Fieslingen, es gibt generell wenig "nette Ecken" in der Spielwelt. Die Spieler waren trotz Vorwarnung sauer, als sie nach der Runde ihre geplünderten Waffen nicht behalten durften und sie in Handelsboxen verwandeln mussten.
Insgesamt werden wir wohl weiter bei Fragged Empire bleiben, denn es bietet eigentlich alles an SciFi, was wir uns im P&P Bereich gewünscht haben. Es fühlt sich an, wie eine Mischung aus Firefly, Shadowrun und Mass Effect und somit trifft es genau in die Kerbe, die unser Spieltisch gesucht hat. Allerdings muss man viele Konventionen aus dem P&P Bereich über Bord werfen und sich sehr auf etwas Neues, wie ich finde, erfrischend Anderes einlassen. Wer nicht auf detaillierte Regeln steht, wird mit dem Spiel sicher nicht glücklich. Ich finde die Regeln allerdings sehr schlüssig und wenig simulationistisch - sie erinnern an ein komplexeres Computerspiel.
YY:
--- Zitat von: Vlad am 20.06.2016 | 23:52 ---Ich finde die Regeln allerdings sehr schlüssig und wenig simulationistisch - sie erinnern an ein komplexeres Computerspiel.
--- Ende Zitat ---
Das trifft genau das, was mich an den Regeln stört.
Sie sind in sich schlüssig und funktional, aber so weit abstrahiert, dass sie an einigen Stellen dem "Alltagsverstand" gar keine greifbaren Bezugspunkte mehr liefern.
Ähnlich wie bei Torchbearer stehe ich leicht fassungslos vor dem Regelwerk und frage mich, warum der Autor sich diese ganze Arbeit überhaupt gemacht hat und warum er sie mir als kleinem Anwender konstruktionsbedingt auch aufbürdet.
Forlorn:
--- Zitat von: YY am 21.06.2016 | 00:02 ---Das trifft genau das, was mich an den Regeln stört.
Sie sind in sich schlüssig und funktional, aber so weit abstrahiert, dass sie an einigen Stellen dem "Alltagsverstand" gar keine greifbaren Bezugspunkte mehr liefern.
Ähnlich wie bei Torchbearer stehe ich leicht fassungslos vor dem Regelwerk und frage mich, warum der Autor sich diese ganze Arbeit überhaupt gemacht hat und warum er sie mir als kleinem Anwender konstruktionsbedingt auch aufbürdet.
--- Ende Zitat ---
Witzig, mich hat die Systematik hinter Fragged Empire auch sehr an Torchbearer erinnert! Ich finde, die Regeln sind bei beiden Beispielen eher "brettspielartig" designt worden. Die sind kein Werkzeug, um Situationen regeltechnisch abzubilden, sondern eher ein selbst laufendes Uhrwerk, an das man sich sehr exakt halten muss.
YY:
Ja, genau - die Regeln funktionieren wunderbar, aber sie sind so gesehen im luftleeren Raum entworfen worden und haben an bestimmten Stellen sehr spezielle Bezüge zur Fiktion.
Als Designleistung finde ich das durchaus bemerkenswert, aber spielen will ich damit nicht - jedenfalls nicht auf Dauer.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln