Medien & Phantastik > Sehen

[Serie] Man In The High Castle

<< < (5/8) > >>

Yerho:

--- Zitat von: Wulfhelm am 30.05.2016 | 09:37 ---Kolonial- oder Protektoratsherrschaft kann mit relativ wenigen direkten Eingriffsmöglichkeiten auskommen.
--- Ende Zitat ---

Allerdings nur, wenn die Ureinwohner wirtschaftlich und/oder (militär-) technisch weit unterlegen und/oder sich untereinander nicht als Gemeinschaft verstehen. Beides trifft auf die USA vor und während des 2. Weltkriegs nun wirklich nicht zu.

Kowalski:

--- Zitat von: Fantomas am 30.05.2016 | 19:04 ---Allerdings nur, wenn die Ureinwohner wirtschaftlich und/oder (militär-) technisch weit unterlegen und/oder sich untereinander nicht als Gemeinschaft verstehen. Beides trifft auf die USA vor und während des 2. Weltkriegs nun wirklich nicht zu.

--- Ende Zitat ---

Doch. Gerade die vielen Nationalitäten kannst Du gegeneinandern ausspielen.
Die früheren Iren gegen die früheren Engländer. Die Schotten gegen beide. Die Polen gegen die Russen, etc.
Du schnappst Dir die jeweiligen Volksgruppen und läßt sie aufeinander aufpassen.

So haben es z.B. die Briten geschafft mit knapp 1000 Mann Indien zu kontrollieren. Einfach weil die Beherrschten sich nicht einig waren (bis kurz vor Gandhi halt).

Wenn dann Zuckerbrot und Peitsche passend eingesetzt werden und Propaganda auch kannst Du eine eigentlich nicht beherrschbare Masse doch kontrollieren.
Das funktioniert überall solange es nicht eine schreiende Ungerechtigkeit gibt die als Kristallisationspunkt einer Rebellion dienen kann.

Boston Tea Party wo die Amis den Tee den sie kaufen mussten ins Hafenbecken warfen.
Salzsteuer und Verbot der Salzgewinnung in Indien.
Das Versagen der Briten im Schutz ihres ost-asiatischen Empire gegen das Kaiserreich Japan, etc.

Das heißt man KANN sich Umstände vorstellen wo man mit ganz wenigen, oder gar ohne Nazi-Truppen Amerika in Schach hält (weil sie sich selbst in Schach halten und eine Volksgruppe der anderen keine Vorteile gönnt und die 3-te Reich Jungs sind dann die Schlichter und Ordner. Und dadurch willkommen.

Wulfhelm:

--- Zitat von: Fantomas am 30.05.2016 | 19:04 ---Allerdings nur, wenn die Ureinwohner wirtschaftlich und/oder (militär-) technisch weit unterlegen und/oder sich untereinander nicht als Gemeinschaft verstehen. Beides trifft auf die USA vor und während des 2. Weltkriegs nun wirklich nicht zu.
--- Ende Zitat ---
Nach dem alternativen 2. Weltkrieg, wie er hier skizziert wird, trifft die militärtechnische Unterlegenheit auf jeden Fall zu. Man kann (was Dick aufgrund seiner Recherchen auch getan haben dürfte) auch einfach auf reale Modelle zurückgreifen: Die japanische Herrschaft über Korea, Taiwan oder - vermutlich die am ehesten zutreffende Analogie - Mandschukuo auf der einen Seite, und diverse Abstufungen von Herrschaft oder Bevormundung (die teilweise genozidalen deutschen Herrschaftspraktiken z.B. in Polen werden auf die "arischen" Teile Amerikas offensichtlich nicht angewandt) durch Nazi-Deutschland auf der anderen Seite. Im Buch sind die USA (die da ja noch so heißen) wohl eher am Modell der Slowakei und weniger am "Protektorat", wie in der Serie, orientiert.

Mandschukuo als Modell widerlegt im Grunde auch die These von der notwendigen wirtschaftlichen Unterlegenheit des kolonial beherrschten Gebietes: Wie in Korea auch hat Japan die wirtschaftliche Entwicklung gefördert, und wie in Korea auch war der Abstand zu Japan selber keineswegs so dramatisch wie z.B. im Raj.

Yerho:

--- Zitat von: Kowalski am 30.05.2016 | 19:45 ---Doch. Gerade die vielen Nationalitäten kannst Du gegeneinandern ausspielen.
--- Ende Zitat ---

Exakt das schrieb ich doch. Du scheinst aber den Knackpunkt überlesen zu haben, dass das in den USA eben nicht der Fall war. In den USA verstanden sich die Einwohner trotz ihrer nicht allzu alten Einwanderungshistorie Anfang des 20. Jahrhunderts bereits als Amerikaner mit einem ausgeprägtem Nationalbewusstsein. Welche Bevölkerungsgruppen würdest du dort gegeneinander ausspielen wollen? Maximal war zu diesem Zeitpunkt schwarz gegen weiß möglich, aber die Achsenmächte würden angesichts ihrer Rassenlehre wohl kaum die Afro-Amerikaner dazu bewegen wollen bzw. können, den Rest zu bewachen, während es relativ sinnlos gewesen wäre, die Weißen die Schwarzen kontrollieren zu lassen, weil letztere zu diesem Zeitpunkt ohnehin in keinen Schlüsselpositionen saßen.
Und natürlich gab es auch damals schon ein paar (auch militante) Gruppierungen, die dem Staatenbund eher kritisch gegenüber standen, aber die hätten nicht einmal ausgereicht, um auch nur eine Großstadt unter Kontrolle zu halten. Kollaborateure sind schon wichtig, aber diese kommen naturgemäß nur aus ihren Löchern, wenn sie sich gegenüber ihren Volksgenossen im Vorteil fühlen, also auch genug fremde Besatzer vor Ort sind.

Das eigentlich Entscheidende aber ist nach wie vor: Die Serie thematisiert nicht einmal unwahrscheinliche Varianten. Dort wird unterstellt, das ein paar zuverlässige Verwalter in Schlüsselpositionen und eine nicht präsente Militärbesatzung eine etablierte, relativ homogene Nation unter der Fuchtel hält. Und das ist nun einmal unglaubwürdig. Wenn man sich schon entschließt, diesen eher hintergründigen Aspekt der literarischen Vorlage mehr ins Zentrum zu rücken, hätte man sich auch ein bißchen Mühe geben können, ihn plausibel zu machen.

Um beispielhaft mal etwas von deinem Einwand aufzugreifen: Mit ein bißchen gutem Willen und Sinn für Fuzzy History könnte man es als Zuschauer sogar akzeptieren, wenn britische Truppen in den USA als Hilfstruppen unter Kontrolle halten, weil deren Heimatland quasi eine Geisel der Achsenmächte ist und weil man genug revanchistische Motive gegen die ehemalige Kolonie wecken konnte. Sogar sehr konstruierte bis absurde Szenarien wären eine bessere Erklärung als gar keine. Und die Serie liefert nun einmal gar keine.

knörzbot:

--- Zitat von: YY am 29.05.2016 | 22:59 ---Wie ist das eigentlich in der Vorlage mit

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)diesem ganzen angedeuteten Gedöns um Parallelwelt/alternativen Geschichtsverlauf?
Da schwingt ja in der Serie ein paar Mal mit, dass die Amis gar nicht verloren haben und es sich um einen gigantischen Con seitens der Achsenmächte handelt - was ja nun völlig Banane wäre.

Es ist schon eine Weile her, aber irgendwie hatte ich grad zu Beginn der Serie den Eindruck, dass die Drehbuchschreiber mit dieser Idee geliebäugelt haben, sie dann aber doch nie voll durchziehen wollten.
 
--- Ende Zitat ---

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Kein Con... vielmehr ist das Buch ( ja im Original geht es um ein Buch) durch Befragungen des I Ging entstanden. Wenn Du mehr wissen willst folge dem Link.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln