Medien & Phantastik > Sehen
[Serie] Man In The High Castle
Wulfhelm:
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---Nationalbewusstsein. Welche Bevölkerungsgruppen würdest du dort gegeneinander ausspielen wollen? Maximal war zu diesem Zeitpunkt schwarz gegen weiß möglich, aber die Achsenmächte würden angesichts ihrer Rassenlehre wohl kaum die Afro-Amerikaner dazu bewegen wollen bzw. können, den Rest zu bewachen,
--- Ende Zitat ---
Die Japaner hätten damit vermutlich weniger ein Problem gehabt - spielt aber an der Westküste keine Rolle.
Ich weiß aber immer noch nicht, was Du hier als unplausibel ansiehst. Die USA haben in dieser alternativen Geschichte eine totale militärische Niederlage gegen die Achsenmächte erlitten. Danach gab es zweifelsohne eine regelrechte militärische Besatzung, die allmählich in ein Protektoratsregime übergeleitet wurde.
Was genau wollen die ex-USA-Bewohner denn dagegen wohl unternehmen? Wir reden hier von zwei Supermächten, die beide mit interkontinental einsetzbaren Nuklearwaffen ausgestattet sind und auch konventionell militärisch ohne Konkurrenz (außer jeweils gegeneinander) sind. Und zwar nicht irgendwelchen Mächten, sondern Nazi-Deutschland und das kaiserliche Japan, die nicht gerade für zauderlichen Umgang mit "Aufständischen" bekannt sind. Sich mit den Verhältnissen abzufinden, ist eine Frage des Selbsterhaltungstriebs. Zumal alle (im Roman) vorhandenen Fraktionen Gründe haben, am Status Quo nicht zu rütteln:
- Die PSA sind froh, dass sie von den Japanern kontrolliert werden und nicht von den Nazis.
- Die Rocky Mountain States sind froh, dass sie als designierte Pufferzone ein Stückchen Handlungsfreiheit haben.
- Die Südstaaten sind froh, dass die Nazis ihren Rassismus unterstützen und ihnen den Norden vom Hals halten.
- Die Rest-USA sind froh, dass die Nazis sie nicht behandeln wie ihre Opfer in Osteuropa oder Afrika.
Kowalski:
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---Exakt das schrieb ich doch. Du scheinst aber den Knackpunkt überlesen zu haben, dass das in den USA eben nicht der Fall war. In den USA verstanden sich die Einwohner trotz ihrer nicht allzu alten Einwanderungshistorie Anfang des 20. Jahrhunderts bereits als Amerikaner mit einem ausgeprägtem Nationalbewusstsein.
--- Ende Zitat ---
Ja und nein. Ja, Du hast Recht, das funktionierte in den USA bisher immer recht gut.
Nur hatten die USA noch nie eine schmerzhafte Niederlage auf eigenem Boden zu verkraften und keiner hat versucht von außen die unterschiedlichen Einwanderergruppen gegeneinander auszuspielen.
Wie man am osmanischen Reich sieht kann Nationalismus in einem Vielvölkerstaat durchaus zersetzende Kräfte freisetzen.
Bevor die Briten die Juden, Christen und Moslems in Jerusalem "trennten" lebten sie traulich und friedlich mehrere hundert Jahre unter dem Osmanischen Reich in einer durchmischten Stadt. Wie sieht das heute oder gar nur 1940 aus?
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---Welche Bevölkerungsgruppen würdest du dort gegeneinander ausspielen wollen?
--- Ende Zitat ---
Du schaust in den Alice Island Unterlagen nach und teilst sie nach Nationalitäten ein. Und dann vergibst Du bestimmte Posten nach Proporz wohlweislich mal die eine mal die andere Gruppe bevorzugend.
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---Maximal war zu diesem Zeitpunkt schwarz gegen weiß möglich, aber die Achsenmächte würden angesichts ihrer Rassenlehre wohl kaum die Afro-Amerikaner dazu bewegen wollen bzw. können, den Rest zu bewachen, während es relativ sinnlos gewesen wäre, die Weißen die Schwarzen kontrollieren zu lassen, weil letztere zu diesem Zeitpunkt ohnehin in keinen Schlüsselpositionen saßen.
--- Ende Zitat ---
Man ziseliert einfach feiner nach Herkunftsländern, den Ariern gibst Du die bessern Jobs, den Slawen Sklavenarbeit, etc.
Möglich wäre das jedenfalls.
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---
Und natürlich gab es auch damals schon ein paar (auch militante) Gruppierungen, die dem Staatenbund eher kritisch gegenüber standen, aber die hätten nicht einmal ausgereicht, um auch nur eine Großstadt unter Kontrolle zu halten. Kollaborateure sind schon wichtig, aber diese kommen naturgemäß nur aus ihren Löchern, wenn sie sich gegenüber ihren Volksgenossen im Vorteil fühlen, also auch genug fremde Besatzer vor Ort sind.
--- Ende Zitat ---
Man kann wohl davon ausgehen das Besatzungstruppen im Land waren, ja. Die sind nun nicht mehr da, braucht man auch nicht, die angelsächsischen und germanischstämmigen Amerikaner verwalten das für einen vortrefflich wie es ausschaut.
NWO auf die braune und schwarze Art halt.
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---
Das eigentlich Entscheidende aber ist nach wie vor: Die Serie thematisiert nicht einmal unwahrscheinliche Varianten. Dort wird unterstellt, das ein paar zuverlässige Verwalter in Schlüsselpositionen und eine nicht präsente Militärbesatzung eine etablierte, relativ homogene Nation unter der Fuchtel hält. Und das ist nun einmal unglaubwürdig. Wenn man sich schon entschließt, diesen eher hintergründigen Aspekt der literarischen Vorlage mehr ins Zentrum zu rücken, hätte man sich auch ein bißchen Mühe geben können, ihn plausibel zu machen.
--- Ende Zitat ---
Sorry, aber hier siehst Du ein Problem wo keines ist. Die Homogenität hast Du heute vielleicht in Brasilien, in den USA hast du Iren, Italiener, Juden, Chinesen, Puerto-Ricaner, Kubaner, Polen, Deutsche und andere Nationalitäten in oft recht segregierten Gegenden. Man heiratete früher deutlich häufiger in der eigenen Volksgruppe als das nach den 40-ern der Fall war. Erst seit den 40-ern hat man eine recht mobile Einwohnerschaft die den Jobs hinterherziehen.
Heute hast Du vielleicht die grobe Unterteilung in Schwarze, Weisse, Asiaten und Hispanics, aber glaub mir, das Koreaner mit Koreanern verkehren und Chinesen mit Chinesen ist häufiger als das Koreaner mit Chinesen verkehren.
--- Zitat von: Fantomas am 31.05.2016 | 17:08 ---
Um beispielhaft mal etwas von deinem Einwand aufzugreifen: Mit ein bißchen gutem Willen und Sinn für Fuzzy History könnte man es als Zuschauer sogar akzeptieren, wenn britische Truppen in den USA als Hilfstruppen unter Kontrolle halten, weil deren Heimatland quasi eine Geisel der Achsenmächte ist und weil man genug revanchistische Motive gegen die ehemalige Kolonie wecken konnte. Sogar sehr konstruierte bis absurde Szenarien wären eine bessere Erklärung als gar keine. Und die Serie liefert nun einmal gar keine.
--- Ende Zitat ---
Hmm. Wie ich sehe siehst Du die zentrifugalen Kräfte in den USA heute nicht.
Zusammengehalten werden die USA durch ein Gefühl "Gods chosen Country" zu sein (wirtschaftlich, militärisch von den Bürgerrechten her gesehen). In dem Moment wo dieser Traum wie eine Seifenblase zerplatzt kann man den Neid, die Missgunst nutzen um etablierte gesellschaftliche Kräfte zu diskreditieren.
Wenn man den Mittelbau der Gesellschaft dann auf Kosten der vorherigen Elite ein wenig besser stellt kann man sie, wenn man das geschickt macht, kontrollieren.
Hat im 3-ten Reich ja auch wunderbar geklappt, wieso in einen USA nach einem verlorenen Krieg nicht auch?
Kowalski:
--- Zitat von: Wulfhelm am 31.05.2016 | 18:09 ---Die Japaner hätten damit vermutlich weniger ein Problem gehabt - spielt aber an der Westküste keine Rolle.
Ich weiß aber immer noch nicht, was Du hier als unplausibel ansiehst. Die USA haben in dieser alternativen Geschichte eine totale militärische Niederlage gegen die Achsenmächte erlitten. Danach gab es zweifelsohne eine regelrechte militärische Besatzung, die allmählich in ein Protektoratsregime übergeleitet wurde.
Was genau wollen die ex-USA-Bewohner denn dagegen wohl unternehmen? Wir reden hier von zwei Supermächten, die beide mit interkontinental einsetzbaren Nuklearwaffen ausgestattet sind und auch konventionell militärisch ohne Konkurrenz (außer jeweils gegeneinander) sind. Und zwar nicht irgendwelchen Mächten, sondern Nazi-Deutschland und das kaiserliche Japan, die nicht gerade für zauderlichen Umgang mit "Aufständischen" bekannt sind. Sich mit den Verhältnissen abzufinden, ist eine Frage des Selbsterhaltungstriebs. Zumal alle (im Roman) vorhandenen Fraktionen Gründe haben, am Status Quo nicht zu rütteln:
- Die PSA sind froh, dass sie von den Japanern kontrolliert werden und nicht von den Nazis.
- Die Rocky Mountain States sind froh, dass sie als designierte Pufferzone ein Stückchen Handlungsfreiheit haben.
- Die Südstaaten sind froh, dass die Nazis ihren Rassismus unterstützen und ihnen den Norden vom Hals halten.
- Die Rest-USA sind froh, dass die Nazis sie nicht behandeln wie ihre Opfer in Osteuropa oder Afrika.
--- Ende Zitat ---
Oder so.
Das die USA resistent gegen eine Zersetzung wären ist halt ein Märchen. Man muß nur den richtigen Hebel finden.
Vielleicht hat Drumpf den ja....
Feuersänger:
Ich schau mir die Serie derzeit an. Toll gemacht. Muss aufpassen, nicht binge zu glotzen.
Nonsense wie "Greater Nazi Reich" ignorier ich einfach.
Außerdem schau ich die Serie einfach auf Deutsch, Problem gelöst. xD Nur manchmal schalte ich auf EN um zu sehen wie es im Original gemacht wurde.
Hab das Buch nicht gelesen, aber ein konventioneller Feldzug gegen die USA ist natürlich Nonsense. Das hat die Serie viel besser gelöst: wenn sie dir mit Überschallflugzeugen jede beliebige Stadt mittels H-Bomben einebnen können, kapitulierst du auch schneller als du Davy Crockett sagen kannst.
Außerdem sei dazu gesagt, dass die Saat des Faschismus gerade in den USA der 40er auf ziemlich fruchtbaren Boden gefallen wäre. Die hatten da schon entsprechende Tendenzen in der Gesellschaft. Ich weiss nicht mehr wo ich sie gelesen habe, die provokante These: wäre der Holocaust nicht vom 3. Reich ausgegangen, dann locker von den Amis. Mit systematischem Genozid an mißliebigen Volksgruppen kennen die sich ja auch historisch schon aus.
Timberwere:
Wir sind jetzt mit der ersten Staffel durch - waren brav und haben uns pro Abend nur 2-3 Folgen max gegeben - und ich bin begeistert. Ich finde die Stimmung sehr genial getroffen, die Schauspieler finde ich allesamt richtig, richtig gut - was da mit Gesichtsausdrücken und ohne ein einziges Wort rübergebracht wird, beeindruckt mich schwer. Ich nehme denen allen ihre Motivation und ihre Gefühle und ihre Zwiespälte durchweg ab.
Wie Feuersänger ignoriere ich Albernheiten wie den Namen "Greater Nazi Reich", aber auf Englisch schaue ich es trotzdem. Das Deutsch der Nicht-Muttersprachler ist nicht so schlecht, dass es mir die SoD komplett zerhauen würde. Das ginge auch noch viel, viel schlimmer.
Und auf die zweite Staffel freue ich mich schon sehr.
Addendum: Oh, und der Soundtrack ist spitze. Gerade zu den Folgenenden immer, wenn zu perfekt abgestimmter Musik zwischen den einzelnen Schauplätzen hin- und hergeschnitten wird. Die Szene mit dem Kaddisch z.B. hat mir echt Schauer über den Rücken gejagt.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln