Alteingesessene Sachen erzeugen oft Ablehnung von Spielern, die später ins Hobby gekommen sind, weil man sich gerne selber die "modern"-Plakette ausstellt. Außerdem reibt man sich leichter an bekannten Referenzen, da ein Rant gegen Indie-Sachen deutlich weniger gewünschte Reaktionen aufwirbelt. Beides macht Midgard zur geeigneten Zielscheibe. Aber wie sagt der Volksmund: Neid musst Du verdienen, Mitleid kriegst Du geschenkt. Dass OSR derzeit so einen Zulauf hat, sollte uns alle freuen. Das zeigt, dass die Systeme aus der Zeit, als wir selbst ins Hobby eingestiegen sind, so Vieles richtig gemacht haben. Ich freue mich, dass derzeit große Systeme wie DSA-5, Midgard-5 und D&D-5 wieder ihre Wurzeln suchen.
Ich persönlich erwarte von einer Konzentration auf altbekannte Referenz-Systeme auch einen Anstieg von Neueinsteigern, gegenüber einer zersplitterten Landschaft vieler kleiner Indiesysteme. Wobei Beides Berechtigung hat: Die Referenzsysteme, um Einsteiger zu locken und die Indiesysteme für Spieler, die das Neue suchen oder sammeln.
Wir hatten eine Spielgruppe mit DSA-4. Da bestimmte Spieler aber mit dem enormen Regelumfang überfordert waren, wichen wir auch Dungeonslayers aus. Das ist schick, war nach 6 Monaten Kampagne einigen Spielern doch zu wenig Charaktertiefe. Da kam Midgard-5 gerade passend raus. Wir habens gespielt und konnten in Kämpfen kaum eine Verlangsamung oder Verkomplizierung gegenüber Dungeonslayers feststellen. Ich halte Midgard-5 für ein ausgewogenes System mit wenigen Punkten, an denen man sich reiben könnte.
Dass Attribute immer noch mit W-100 laufen, erscheint inkonsequent, aber man kann sich damit arrangieren.
Die Steigerungsregeln mit Lernpunkte-kauferei ist immer noch zu komplex. Aber das läuft zum Glück Outtime und wird zuhause erledigt.