@ArneBab
Was ich damit meine ist das es mehr als problematisch ist wenn ein Fantasy Rollenspiel Unterschiede innerhalb des Setting faktisch einbringt und dies als Grundlage für eine reflektierte Betrachtung realweltlicher Problematiken dienen soll.
Das finde ich gerade nicht problematisch. Vielmehr ermöglicht es überhaupt erst eine Behandlung einer Problematik, ohne dass realweltliche Unklarheiten mitreinspielen.
Sowohl die Setzung von Unterschieden als Fakt als auch die Setzung von nicht existierenden Unterschieden als Fakt ist eine Festlegung.
Dies trifft zu wenn Fakten unbewusst geschaffen wurden, wie es bspw. bei unterschiedlichen Zuweisungen von Attributen, Schwächen, Stärken, Fertigkeiten anhand von Rassen ist.
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Dies trifft zu wenn Fakten bewusst geschaffen wurden, wie es in dieser Diskussion in den Raum gestellt wurde. Das heißt die Festlegung von Stärkeunterschieden zwischen den Geschlechtern innerhalb eines Rollenspiel zwecks Realismus. Weil es eine ergebnisoffenen Betrachtung des Thema Sexismus in Wege steht und mehr die eigene Sicht propagiert.
Das sehe ich anders.
Die Diskussion hier zeigt schon, dass es keinen Konsens darüber gibt, ob in unserer Welt faktische Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Sexismus bedeutet, dass Gleiches Ungleich behandelt wird. Wenn aber unklar ist, was eigentlich gleich ist, dann kann Sexismus gar nicht erst behandelt werden.
In den verbreiteten Spielen gibt es keinen faktischen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Jegliche Unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern in der Welt ist damit per Definition Sexismus: Es werden Unterschiede geschaffen, wo laut Regelwerk keine sind.
Das ist aber nur ein Aspekt von Sexismus. Gleichbehandlung wo Unterschiede existieren ist ebenso problematisch. Wenn z.B. die Rentenansprüche von Männern und Frauen nur aufgrund ihrer bezahlten Beschäftigungszeiten berechnet werden, aber Frauen viel häufiger Unterbrechungen durch Kinderzeiten in ihrer Erwerbsbiographie haben, dann ist das auch Sexismus.
Von den Beispiele kenne ich nur SR. Wobei mir dort in Erinnerung geblieben ist das sich die Völker da durchaus stark hinsichtlich Merkmale wie Intelligenz Boni, Maximums unterscheiden.
Hier haben wir zwei Aspekte:
1. Es gibt faktische Unterschiede. Bsp (aus SR4, das ich nur teils gelesen habe): Menschen haben mehr Glück, Elfen haben Nachtsicht und sind im Durchschnitt Geschickter und Charismatischer, Orks sehen Infrarot und sind im Durchschnitt stärker, weniger charismatisch, haben LOG-1 und halten mehr aus. Die erste Generation Orks hat sich in der Pubertät von Menschen in Orks verwandelt, so dass viele traumatisiert sind. Elfen waren von Geburt an anders.
2. Die Leute in SR kennen die Fantasy-Klischees — aus Fantasy-Büchern. Entsprechend werden die Stereotypen in der Spielwelt reflektiert. Das geht soweit, dass einige Elfen die Klischees annehmen, mit keltischen Geschichten von Sidhe vermischen und Irland zu ihrem eigenen Staat machen aus dem sie andere ausschließen, während andere sich direkt gegen das Klischee stellen und ein dreckiges Straßenleben führen. Genauso gibt es Orks im Untergrund, aber auch Orks als Geschäftsleute. Und die Verwandlung in Orks oder Elfen ging quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, so dass eine Unterteilung in Gut und Böse von vorneherein nur über falsche Vorurteile funktionieren kann.
Es gibt faktische Unterschiede, aber vom Setting her gibt es viele weitere Zuschreibungen in der Spielwelt, die explizit aus Vorurteilen stammen und auch als Vorurteile thematisiert sind.
Inzwischen werden selbst Ghule spielbar — und es wird auch beschrieben, wie sie ihre faktischen Unterschiede (Metamenschenfleisch essen!) kompensieren und als Mitglieder der Gesellschaft leben.
Ich würde nicht behaupten das man damit keine interessanten Geschichten schaffen kann, die Grundlage bilden über dies und das nachzudenken, aber das es jetzt als Lupe geeignet wäre, uhm, das kaufe ich irgendwie nicht so recht ab.
Das heißt die einzige Moraldebatte die es da, wenn überhaupt, gibt ist ob die Charaktere jetzt auch noch Leute umbringen. Also jetzt abgesehen von dem Wachpersonal, so als Ziel.
Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Es gibt viele Anknüpfungspunkte, um moralische und ethische Fragen ins Spiel zu bringen. Und wir haben das auch immer wieder gemacht. Ist es richtig, jemanden zu extrahieren, wenn man nur die Zusage des Schmidt hat, dass der das ganz sicher selber will? Wie geht man mit Rassisten um, die den Ork in der Gruppe angehen?
Durch die faktischen Unterschiede zwischen den Metamenschen gibt es in SR einen starken Anreiz, eine gemischte Gruppe zu spielen, einfach weil dadurch wichtige Fähigkeiten abgedeckt sind. Wenn die Runde jetzt die Aufhänger in dem Hintergrund aufgreift, kann sie Konfrontationen mit verschiedensten Vorurteilen thematisieren.
Durch die faktischen Unterschiede fällt auch die unsägliche Off-Play Diskussion weg, welche Unterschiede es jetzt wirklich gibt. Für die Spieler ist klar, welche Unterschiede es gibt. Für die Charaktere und für die NSCs aber nicht. Das sorgt für eine spannende
Bei DSA erinnere ich mich lediglich an die erste, suboptimale Spielrunde. Die jedes OSR Klischee erfüllt.
Dass die erste Runde Klischees erfüllt ist nicht verwunderlich: Die Klischees müssen erstmal aufgebaut werden, um sie später brechen zu können. Es kann sein, dass das nicht das Ziel war. Es kann aber auch sein, dass es eben doch das Ziel war.
Ich ziehe im allgemeinen eine wohlwollende Haltung vor, nehme also erstmal das Beste an.
Bei Earthdawn gab es auch irgendwas korruptes das es galt von den guten fernzuhalten?
Ist es ein Problem, wenn es etwas den Menschen Schädliches gibt? Muss alles grau sein?
Dämonen leben in Earthdawn von Leiden — die Mächtigeren davon, dass sie selbst Leid zufügen.
Da musste man als Magie wirker auch gleich sticken (Kunst machen) um zu beweisen das man nicht böse ist. ^^;
Was eine verdammt coole Idee ist, selbst wenn du dich gerade darüber lustig machst.
Du hast übrigens zwei meiner Beiträge ignoriert. Ich habe beide so weit komprimiert, wie es mir möglich war, um eine konzentrierte Diskussion zu ermöglichen.
Meinst du also, dass echte (faktische) Unterschiede nicht existieren dürfen, damit man sich mit Vorurteilen beschäftigen kann?
Gerade wenn diese Tropen nicht der regeltechnischen Realität entsprechen, ermöglicht es das, Spielerinnen und Spieler mit einem Vorurteil zu konfrontieren, das sie sich eingestehen können, weil es sie nicht als die Realwelt-Rassisten darstellt, die nach Umfragen 20% der Leute in unserer Gesellschaft nunmal sind.