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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Aendymion am 7.01.2018 | 13:19

Titel: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 13:19
Zugegeben, ein etwas sperriger und vielleicht nicht ganz eindeutiger Titel, aber ich kann ja mal erklären, worum es mir geht:

In vielen Rollenspielsettings, vor allem den älteren, traditionelleren, findet man häufig Spielwelten, die (trotz dem Vorhandensein von Elfen, Orks, etc.) hauptsächlich von einer weißen, menschlichen Bevölkerung dominiert werden. Darüberhinaus tauchen sehr häufig klischeehafte Rollenbilder von Mann (stark, Führungsperson, kämpferisch, etc.) und Frau (emotional, sexy, diplomatisch, etc.) auf. Auf Vertreter anderer Hautfarben trifft man meist nur in vordefinierten Rollen: Die wilden „Waldmenschen“ bei DSA, asiatisch aussehende Ninjas, diverse fahrende „Zigeuner“-Pendants, etc.

Ähnlich verhält es sich meiner Wahrnehmung nach mit dem Thema Homosexualität/LGBT. Tauchen diese Themen auf, stehen sie im Vordergrund: Der tuntige schwule Mann, die männliche und wenig weibliche lesbische Frau.

Es ist eine sehr begrüßenswerte Tendenz in aktuellen Rollenspielprodukten erkennbar: Spiele wie Bluebeards Bride, das sich mit explizit weiblichen Horror-Themen beschäftigt. Numenera, das sich in ner eigenen Spielhilfe mit Themen wie (LGBT-)Sexualität und Gleichberechtigung auseinandersetzt (und wo auch mal eine Schwarze Frau auf dem Cover eines Grundregelbuchs auftaucht). Splittermond, in dem Vertreter verschiedener Völker wie Elfen, Gnome, etc. auch in menschlich dominierten Regionen Grafen, Barone oder Stadträte sind (und nicht nur die Exoten).

Meiner Ansicht nach eignet sich Rollenspiel ganz besonders gut, um die Wahrnehmung von Diversität zu fördern: Wir können ohne großen Aufwand Welten erschaffen, im denen sich Gesellschaften jenseits tradierter Rollenbilder entwickelt haben. Diskriminierung aufgrund von körperlichen Merkmalen wie Hautfarbe oder aufgrund von Herkunft oder Sexualität sind das Erbe UNSERER (postkolonialen) Gesellschaft. In einer selbst erfundenen Welt ist man nicht daran gebunden.

Deshalb mein Aufruf: Fördert mehr Unterschiedlichkeit in euren Spielwelten! Man könnte jetzt argumentieren, dass eure Gruppe ja schon sehr liberal und offen mit diesen Themen umgeht. Aber: Jeder von uns hat seine eigenen Klischees und Vorurteile im Kopf (ist ja sozusagen eine Grundfunktionen unseres Denkens). Ein kleines Experiment dazu:

Denkt euch spontan und ohne explizit Klischees zu vermeiden drei NSCs aus. Wie sieht sie/er aus? Welchen Beruf hat sie/er? Was sind ihre/seine Vorlieben? Wie könnte sie/er in einer Spielsitzung eingesetzt werden? Einzige Vorgaben sind:
- NSC1 ist eine junge Frau
- NSC2 ist ein Schwarzen Mann
- NSC3 ist eine lesbische Frau

Bei den meisten von uns (auch bei mir!) dürften zumindest teilweise klassische Klischees beeinflussen, was uns spontan bei diesen Vorgaben einfällt. Dieser Effekt ist in der Kognitionspsychologie als Priming bekannt: Bestimmte Begriffe lösen bei uns automatisch und blitzschnell Assoziationen aus. Diese Assoziationen sind massiv von unseren Vorurteilen geprägt, die wiederum durch unsere Wahrnehmung geformt werden. Im Kino, im TV, in (Rollenspiel-)Büchern, in der Werbung und in Videospielen werden wir tagtäglich mit teils diskriminierenden Rollenbildern, Sexismen und Rassismen konfrontiert - das sorgt dafür, dass wir diese schnell und manchmal ohne es merken, reproduzieren. Je öfter ich mir also bewusst mache, dass ich meinen eigenen Klischees aufsitze und je öfter ich alternative Darstellungen wahrnehme oder bewusst gestalte, die diesen Klischees widersprechen, desto eher verändern sich längerfristig meine automatischen Assoziationen.

Ein paar Beispiele, wie ich als SL Diversität in meinen Runden umsetzen könnte:

- Eine Spielwelt, in der ein Königreich mit Schwarzen Menschen mal keine „animistisches Stammesgesellschaft“, sondern ein feudalistisches Königreich mit ausgeprägtem Rittertum ist
- Ein Wissenschaftler bei Shadowrun, der aufgrund seiner revolutionären Forschung zur Nanotech in der Presse ist, dessen Transsexualität aber schlicht unerwähnt bleibt
- Ein junger Bauerssohn, der die Hilfe der Helden benötigt, weil er beim Versuch, seinen Geliebten vor Monstern zu retten, verletzt wurde
- Spielt mal einen Charakter mit anderem Geschlecht, Hautfarbe oder Sexualität und bemüht euch, auf Klischees zu verzichten

Stellt eure und die Erwartungen eurer Mitspieler auf den Kopf und versucht zu zeigen, dass Vorurteile und Zuschreibungen auch mal falsch sein können.

Und an die Rollenspielverlage: Traut euch und verwendet auch Illustrationen, die Frauen in „klassisch männlichen“ Berufen oder Tätigkeiten gezeigt werden. Zeigt auch mal Menschen mit anderen Hautfarben als Weiß außerhalb von Rollen, die Vorurteile gegenüber diesen Menschen bestätigen. Brecht beim Worldbuilding mit Klischees. Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund.

Was ist dadurch zu gewinnen: Respekt, Wertschätzung und Anerkennung für Menschen, die nicht den zahlenmäßig größten Bevölkerungsgruppen entsprechen. Langfristig vielleicht sogar ein Aufweichen von Vorurteilen und mehr Akzeptanz. Klar, man kann jetzt argumentieren, dass das alles ja „Randprobleme“ seien, die deshalb wenig Beachtung finden, weil es um eine „kleinen“ Kreis von Personen gehe. Aber welche Nachteile hätte es?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Wellentänzer am 7.01.2018 | 13:25
Der Transparenz halber: Habe diesen Thread gemeldet, weil er eine politische Agenda ins Rollenspiel einführt. Das finde ich aufdringlich und scheiße.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 13:32
Lesenswerter Artikel dazu (von Bluebeard's Bride Co-Autorin Whitney Strix Beltrán): Why Minority Settings in RPGs Matter (https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Nick-Nack am 7.01.2018 | 13:32
Persönlich versuche ich aktuell vor allem beim Geschlecht Diversität zu fördern: Wenn ich einen NSC einführe, denke ich immer explizit darüber nach, welches Geschlecht er oder sie bekommt.
Sexualität hat bisher in meinen Rollenspielrunden selten eine Rolle gespielt - außer bei Settings, die bewusst gesellschaftliche Klischees überspitzen und die wir auch mit aus diesem Grund bespielen.

PS: Ich möchte hiermit den Thread Anti-Melden, weil Politik sowieso im Hobby wie überall im Leben drinsteckt :D
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 13:43
Persönlich versuche ich aktuell vor allem beim Geschlecht Diversität zu fördern: Wenn ich einen NSC einführe, denke ich immer explizit darüber nach, welches Geschlecht er oder sie bekommt.
Sexualität hat bisher in meinen Rollenspielrunden selten eine Rolle gespielt - außer bei Settings, die bewusst gesellschaftliche Klischees überspitzen und die wir auch mit aus diesem Grund bespielen.

PS: Ich möchte hiermit den Thread Anti-Melden, weil Politik sowieso im Hobby wie überall im Leben drinsteckt :D
Hausordnung, do you speak it?
Wenn es drin steht, steht es drin.

@Aendymion: Das ist ein lobenswertes gesellschaftliches Anliegen, aber sich bei einem Hobbyforum hinzustellen und nicht offen über etwas
Zu reden, sondern erstmal aufzufordern, ist nicht geschickt: )
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Gilgamesch am 7.01.2018 | 13:51
Ich begrüße die Intention hinter diesem Thema ausdrücklich. Aber ich sehe in der praktischen Umsetzung einige Probleme, die ich gerne zur Diskussion stellen würde.

Charaktere in Rollenspielen, insbesondere Nichtspielercharaktere, haben in der Regel sehr wenig Spotlight, um sie darzustellen. Deshalb ist es - zumindest für mich - ein bewährtes Mittel, sie zu überzeichnen und mit Klischees zu arbeiten. Ich verstehe, dass manche Klischees bestimmte Vorurteile zementieren können und deshalb unter Umständen problematisch sind. Dennoch ist es mir wichtig, Charaktere in ihrem begrenzten Spotlight unterscheidbar darzustellen. Natürlich ist das Brechen von Klischees ebenso ein Mittel, um erinnerungswürdige Charaktere zu schaffen. Aber auch das funktioniert nur dann, wenn es wieder stark überzeichnet wird.

Hinzu kommt, dass ich gerne mit Charakterbildern arbeite. Das hilft meiner Erfahrung nach sehr, sie unterscheidbar zu halten. Wenn die Mitspieler noch ein Bild zu jedem Namen haben, fällt es ihnen wesentlich leichter, auch bei einer großen Zahl an Nichtspielercharakteren die Übersicht zu behalten. Und hier stoße ich auf das Problem, dass die meisten Bilder, die ich im Internet finde, eher den Klischees entsprechen. Ich werde große Mühe haben, eine Vielzahl an NSC-Bildern für schwarze Ritter zu finden, um eine Vielzahl an NSCs damit darzustellen.

Außerdem sind wir im Rollenspiel darauf angewiesen, dass wir in einem gemeinsamen Vorstellungsraum spielen. Klischees helfen (leider?) stark dabei, diesen zu schaffen und zu erhalten. Wenn ich als Spielleiter einen Ritter beschreibe, denken meine Mitspieler vermutlich an einen weißen Mann. Ich müsste explizit seine Hautfarbe beschreiben, um einen schwarzen Ritter daraus zu machen. Das verkompliziert die Kommunikation. Außerdem gibt es bestimmte Genre-Konventionen, die wichtig sind, um die gemeinsamen Erwartungen der Mitspieler an das Spiel und die Spielwelt zu erfüllen. Hier könnte das Brechen von Konventionen zum Zusammenbruch des Spielgenres führen. Wenn wir uns darauf geeinigt haben, Ritter am Hof von König Artus zu spielen, ist es problematisch, wenn die Jungfrau anfängt, die Ritter zu retten. Gut umgesetzt könnte das ein spannendes Abenteuer ergeben. Aber es kann nicht zur Norm werden, denn dann haben wir am Ende das Genre umgeschrieben.

Wie vereine ich all diese Schwierigkeiten also mit mehr Diversität? Ich bin gespannt auf eure Ideen dazu!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 14:04
Interessante Reaktion, die ich so tatsächlich nicht erwartet habe. Hab auch gar nicht drüber nachgedacht, dass das gegen Richtlinien verstoßen könnte. Ich halte es für eine wichtige Diskussion und ich sehe es wie Nick Nack: Irgendwie ist doch fast alles politisch. Und manchmal gibt es halt Überschneidungen zwischen Hobby und Politik. Wollte mit dem Beitrag ja auch genau das aufzeigen.

Also dann, wenn die Moderatoren hier der Ansicht sind, den Beitrag löschen zu müssen, dann sollen sie das tun. Vielleicht hat der Beitrag dann auf meinem Blog eher seine Berechtigung.

@Gilgamesh: Sehr interessanter Aspekt! Du hast natürlich Recht, dass bestimmte (vor allem historische) Settings nicht mehr wie intendiert funktionieren, wenn man die vorgegebenen Rollen arg auf den Kopf stellt. Wenn man sich dazu entscheidet, so ein Setting zu bespielen, kann es ja ein Ansatz sein, diese Ungleichheiten (z.B. in deinem Artus-Beispiel)  zumindest als solche wahrzunehmen.

Was die Eingängigkeit und Vorteile von Klischees bei der Darstellung von NSCs geht: Stimmt natürlich auch. Das ist einfacher, praktischer und schneller. Ich denke auch nicht, dass man Klischees IMMER brechen sollte. Umso mehr wirkt es aber aus meiner Sicht, wenn man es hin und wieder ganz bewusst tut.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 1of3 am 7.01.2018 | 14:10
Zitat
Irgendwie ist doch fast alles politisch.

Ja. Und lass dich von Arschlöchern nicht einschüchtern.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 14:12
Also, ich freue mich immer, wenn ich im Spiel etwas über Menschen lerne, aber ich habe kein schlechtes Gewissen bei einem Setting, dass ganz ungebrochen undiverse oder diskriminierende Elemente enthält.
Ja. Und lass dich von Arschlöchern nicht einschüchtern.
Junge mit welchem Fuß bist du denn aufgestanden?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ginster am 7.01.2018 | 14:14
Der Transparenz halber: Habe diesen Thread gemeldet, weil er eine politische Agenda ins Rollenspiel einführt. Das finde ich aufdringlich und scheiße.

Hat hier gerade jemand die X-Card gezückt? scnr
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Wellentänzer am 7.01.2018 | 14:16
Ja. Und lass dich von Arschlöchern nicht einschüchtern.

Ebenfalls gemeldet. Das kann sich anhand des Threadverlaufs eigentlich nur auf meinen Beitrag beziehen und ist eine in meinen Augen ahndungswürdige Entgleisung. Derlei Eskalation ist übrigens vermutlich der Grund für den ziemlich eindeutigen Paragraph 12 der Hausordnung.

Hat hier gerade jemand die X-Card gezückt? scnr

 ~;D Ne. Eine X-Card brauche ich in diesem Fall nicht. Kann mich auch ohne so eine limitierende Krücke artikulieren. Wenn es nur den Hammer einer X-Card gäbe, würde ich nachher noch alles behandeln wie einen Nagel :-)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 14:20
Der Transparenz halber: Habe diesen Thread gemeldet, weil er eine politische Agenda ins Rollenspiel einführt. Das finde ich aufdringlich und scheiße.
Ich finde ihn gut, besonders diesen Punkt: «Stellt eure und die Erwartungen eurer Mitspieler auf den Kopf und versucht zu zeigen, dass Vorurteile und Zuschreibungen auch mal falsch sein können.»

Das ist keine gerichtete Agenda, sondern der Aufruf, Rollenspiel zu nutzen, um sich selbst zu hinterfragen. LGBT ist nur ein aktuelles Thema dazu.

Ich möchte aber gleichzeitig zu Vorsicht aufrufen: Das Thema geht schnell an die persönlichen Grenzen der Beteiligten. Daher muss es mit Fingerspitzengefühl angepackt werden. Meine Erfahrung dazu, die gar nichts mit LGBT zu tun hatte, sondern mit Tabus unter Männern über ihr eigenes Gefühl: http://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/maennliche-lust-tabu
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 14:20
~;D Ne. Eine X-Card brauche ich in diesem Fall nicht. Kann mich auch ohne so eine limitierende Krücke artikulieren. Wenn es nur den Hammer einer X-Card gäbe, würde ich nachher noch alles behandeln wie einen Nagel :-)

Als Betroffener kann ich dir sagen, dass das Bezeichnen nicht-verbaler Hilfsmittel als "limitierende Krücke" mit der als "Hammer" nur noch alles "wie ein Nagel" behandelt wird, voll daneben geht, wenn es einer der Wege ist, das eingeübte Schweigen als Überlebensstrategie zu durchbrechen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 14:21
PS: Ich finde die Meldung dieses Threads weitaus politischer als den Thread selbst.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Viral am 7.01.2018 | 14:22
Das Thema und die Intention sind an sich ja lobenswert. So wie diese eingeführt wurden, ist es aber mehr als ungeschickt.

Um es neutral zu formulieren: Die meisten Leute stehen nicht so sehr darauf "lehrerhaft" behandelt zu werden bzw.  "lehrerhaft" zu etwas aufgefordert zu werden ....,

Das kann natürlich zu mehr oder weniger emotionalen Reaktionen führen, die erstmal mit dem eigentlichen Thema nix zu tun haben ...


Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 14:23
PS: Ich finde die Meldung dieses Threads weitaus politischer als den Thread selbst.
Rhetorik. Steht das jetzt in der Hausordnung oder nicht.?
Edit:  Ist ja auch erstmal eine Meldung und keine Entscheidung. Und transparent.
Edit:  Tippfehler bei Rhetorik  :/
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: am 7.01.2018 | 14:29
Als Betroffener kann ich dir sagen, dass das Bezeichnen nicht-verbaler Hilfsmittel als "limitierende Krücke" mit der als "Hammer" nur noch alles "wie ein Nagel" behandelt wird, voll daneben geht, wenn es einer der Wege ist, das eingeübte Schweigen als Überlebensstrategie zu durchbrechen.

Bitte entschuldige, dass ich mich im Rahmen des ironischen Knuffens von Ginster zu einer womöglich zu unsensiblen Sprache habe hinreißen lassen. Das wird dem Thema nicht gerecht. Auch ist Deine Bewertung natürlich vollkommen okay. Wenn Du die X-Card total sinnvoll findest und ihren Einsatz in Deinen Runden begrüßt, dann finde ich das absolut in Ordnung und habe keinerlei Recht, das in Zweifel hu ziehen.  Tue ich auch gar nicht.

Ich halte eine X-Card aber für ein dysfunktionales Mittel, habe dafür im entsprechenden Thread meine Gründe aufgeführt und erwarte, dass meine diesbezügliche Bewertung ohne Diskriminierung respektiert wird. Das gehört für mich zwingend zum Kern von Diversität.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: General Kong am 7.01.2018 | 14:30
Der Transparenz halber: Habe diesen Thread gemeldet, weil er eine politische Agenda ins Rollenspiel einführt. Das finde ich aufdringlich und scheiße.

Vielen Dank dafür! Hat hier auch meiner Meinung nach nichts zu suchen. Wenn ich an politischen Schulungen teilnehmen will, dann werde ich das tun, aber mich und meinen Freunde "zwangsagitieren": Ne, vielen Dank!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 14:35
Rhethorik. Steht das jetzt in der Hausordnung oder nicht.?
Edit:  Ist ja auch erstmal eine Meldung und keine Entscheidung. Und transparent.
Keine Rhetorik: Jemandem zu sagen "ich habe das als Verstoß gemeldet" ist eine starke politische Stellungnahme.

Ist es der Sinn der Hausordnung, Diskussionen über die Inhalte von Rollenspielen zu unterdrücken?

EDIT: natürlich könnte es der Sinn der Hausordnung sein, genau solche Reaktionen wie hier zu vermeiden, indem alles, über das sich einige Leute aufregen könnten, verboten wird. Aber dazu gab es grade was: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,71613.msg134573965.html#msg134573965 - kurz: Hobbyrelevanz über Thema.

Hier ist übrigens die Hausordnung: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,37696.0.html
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 14:44
Keine Rhetorik: Jemandem zu sagen "ich habe das als Verstoß gemeldet" ist eine starke politische Stellungnahme.

Ist es der Sinn der Hausordnung, Diskussionen über die Inhalte von Rollenspielen zu unterdrücken?
Wenn die Inhalte politischer Natur sind (also auf realweltliche Politik beziehen), dann Ja.

Hätte ihn selbst zwar nicht gemeldet, aber nur darauf gewartet, wann <Blau> und dann das Schloss kommt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 14:47
Was soll jetzt an diesem Thread so schlimm sein? Ist doch positiv, nicht immer die gleichen Klischees auszugraben sondern ganz neue Sachen auszuprobieren. Ist doch voll in unserem Sinne, wenn wir unser Repertoire an Möglichkeiten erweitern und noch besser Geschichten zu erzählen, statt uns auf das zu beschränken, was eh alle tun...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 14:47
Bitte entschuldige, [...]

Passt schon. Wahrscheinlich merkt man mir hier und da an, dass mich das Thema einigermaßen mitnimmt. Da bin ich wahrscheinlich auch ein Pfund empfindlicher als sonst. Sonst kenne ich dich hier ja auch als echt brauchbaren Diskussionspartner. :d
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 14:51
Und jetzt endlich mal wieder zum Thema:

Und an die Rollenspielverlage: Traut euch und verwendet auch Illustrationen, die Frauen in „klassisch männlichen“ Berufen oder Tätigkeiten gezeigt werden. Zeigt auch mal Menschen mit anderen Hautfarben als Weiß außerhalb von Rollen, die Vorurteile gegenüber diesen Menschen bestätigen. Brecht beim Worldbuilding mit Klischees. Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund.

Kennst du DSA? Die Frage zu stellen fühlt sich irgendwie komisch an, aber bei Thorwalern, Rondra, und den klar gleichstellenden Illustrationen in DSA wirkt dieser Aufruf etwas aus der Welt gegriffen. Es sei denn, du kennst DSA nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 14:53
Sonst kenne ich dich hier ja auch als echt brauchbaren Diskussionspartner. :d
@Wellentänzer: Das geht mir auch so, deswegen hat mich deine Reaktion hier überrascht. Ich verstehe, dass du nicht willst, dass dir jemand vorschreibt, wie du spielen darfst. Will ich ja auch nicht, dass jemand das bei mir macht. Bei dem Aufruf hier habe ich das allerdings nicht gefühlt - vielleicht weil es zu meiner eigenen Vorstellung vom Spielen passt? Ich weiß nicht, ob ich anders reagiert hätte, wenn jemand den Aufruf geschrieben hätte "keine Angst vor Stereotypen, spielt mächtige, männliche Barbaren!"
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 15:01
Der Wunsch, diesen Artikel zu schreiben ist entstanden, weil ich mich einfach sehr sehr gefreut und wertgeschätzt gefühlt habe, als ich die Cover der neuen Numenera-Grundregelbücher gesehen habe oder im PDF „Love & Sex in the Ninth world“ gelesen habe, dass es den Autoren wichtig ist, klarzustellen, das  die sexuelle Orientierung eines Menschen in der Spielwelt ohne Vorurteile akzeptiert wird. Genau wie ich mich wertgeschätzt fühle, wenn ich bei Netflix die Folge „San Junipero“ der Serie Black Mirror sehe oder in Dragon Age Inquisition eine gleichgeschlechtliche Romante eingehen kann. Würde davon gerne mehr sehen.

@ArneB Kenne mich mit den aktuellen DSA Publikationen tatsächlich nicht so sehr aus. Die von dir genannten Beispiele hören sich toll an und entsprechen genau dem, was ich meine. Ich finde ja auch, dass sich schon sehr viel getan hat. Das sollte auch keine Kritik an den Verlagen sein, sondern eher eine Ermutigung: Gerne mehr davon!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Luxferre am 7.01.2018 | 15:02
Antidiskriminierung auf Krampf finde ich ebenso unpassend, wie arische Settings (Vikernes).

Ich finde es gut, wenn man mit weißen Klischees bricht. Ich finde es in keinster Weise kritikwürdig, wenn man es aber nicht tut.


Bei mir ist das böse Imperium übrigens größtenteils „schwarz“. Dunkelhäutige Ritter, Drachenpaktierer und Sklavenhalter.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 7.01.2018 | 15:03
Ich halte eine X-Card aber für ein dysfunktionales Mittel, habe dafür im entsprechenden Thread meine Gründe aufgeführt und erwarte, dass meine diesbezügliche Bewertung ohne Diskriminierung respektiert wird. Das gehört für mich zwingend zum Kern von Diversität.

Du wirst, speziell wenn du dich auf die Meinungsfreiheit beziehst, damit klar kommen müssen, dass Menschen eine Meinung zu deiner Meinung haben. Eine besondere Ironie erhält deine Aussage aber, wenn man bedenkt, dass du direkt versuchst, den Threadersteller mit Hilfe der Hausordnung mundtot zu machen.

Davon abgesehen ist das Private zwangsläufig auch politisch. Wenn du über Diversität im Rollenspiel nicht schreiben darfst, ist das natürlich auch eine politische Aussage. Indem du den Post meldest, wirst du also auch politisch. Muss ich deinen Post jetzt melden?

Um aufs Thema zurück zu kommen: mir ist irgendwann auch aufgefallen, dass meine NSCs eigentlich immer männlich sind, wenn sie nicht aus irgend welchen Plotgründen unbedingt weiblich sein müssen. Im Ergebnis versuche ich, an der Stelle stärker zu streuen. Was Ethnien angeht, so sehe ich da für mich weniger Probleme, weil meine Runden im Allgemeinen nicht multiethnisch sind, ich also nicht Gefahr laufe, jemandem auf die Füße zu treten, und die Settingplausibilität in den meisten Fällen halt weiße Menschen am Wahrscheinlichsten macht.

Das Zurückziehen auf ethnische Klischees halte ich allerdings auch für potenziell bedenklich. Solange man mit Leuten spielt, die da reflektiert dran gehen, ist das normalerweise kein Problem, aber darüber, dass ein "Rassen-" oder Volksbonus auf Musik und Tanzen für an Schwarzafrika angelehnte Kulturen rassistische Stereotype befördert, muss man eigentlich nicht diskutieren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Skyrock am 7.01.2018 | 15:27
Ich halte die aktuelle Diversitätswelle für eine unreflektierte Übernahme eines Diskurses in der anglophonen Welt, der in den vergleichsweise homogenen und progressiven deutschsprachigen Ländern schlichtweg nicht relevant ist. Es gibt hier keine zwangsweise hierher verschleppte und versklavte Minderheit, die bis heute segregiert wird wie in den USA (Preußen hatte schon 1794 die Sklaverei verboten), es gibt hier kaum keine koloniale Vergangenheit voller Exzesse wie in England, und es gibt hier anders als in den USA praktisch niemanden der ernsthaft Konvertierungstherapien und ähnliche Gräueltaten gegen LGBT-Minderheiten fordert.

Ansonsten achte ich als SL hauptsächlich darauf, ein stimmiges und ansprechendes Kampagnenmilieu zu bieten, wozu auch der geschickte Einsatz von Klischees gehört (inklusive deren Brechung und Invertierung) und die Konsistenz des Settings. - In einer Kampagne um den trojanischen Krieg gibt es keinen schwarzen Achilles (http://hollywood.greekreporter.com/2018/01/02/controversy-looms-as-mythical-achilles-is-played-by-black-actor-in-new-bbc-epic/), ebenso wie es keine weiblichen Generäle in einer WW1-Kampagne gibt.
Umgekehrt wäre es ein Bruch mit der Settingkonsistenz, wenn man in einem Cyberpunk-Sprawl nur auf männliche Weißbrot-Heten-NSCs treffen würde, oder wenn in einer historischen Kampagne im Japan zur Zeit der Mongoleninvasion auch nur ein Weißer in einer wichtigen Rolle wie der eines Shugos auftauchen würde (und ich würde mich auch nicht besser repräsentiert vorkommen, wenn es doch einer täte, und mich mit dem NSC auch nicht besser identifizieren können nur weil er meine Hautfarbe teilt - die Befremdung über die Verbiegung des Settings würde überwiegen).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 15:28
Beim EWS 3.0 (bisher Version 3.0 alpha 8 (http://www.1w6.org/deutsch/regeln/downloads/ews30a8)) versuche ich das Durchbrechen von Stereotypen zu fördern, indem explizit die Hautfarbe auf dem Charakterblatt erwähnt wird (alleine dadurch denken Leute darüber nach, was sie wählen) und zufällig gewählt werden kann (nicht muss, Seiten 75 bis 77, in etwa gleichverteilt, damit also nicht repräsentativ für Deutschland, sondern für die Erde), und indem bei den Beispielen teilweise Stereotypen gebrochen werden, allerdings nur, was das Geschlecht von angeht. Ich hoffe, damit einen Beitrag zu mehr Vielfalt im Spiel zu leisten, ohne Leuten eine bestimmte Meinung aufzudrängen.

Und wir haben mehrfach über Sexualität im Rollenspiel gebloggt. Allerdings habe ich da den Eindruck, dass schon Sexualität an sich stark tabuisiert ist, so dass hier LGBT Sexualität allgemein zu thematisieren (also unabhängig von der konkreten Spielrunde) leicht zu Slapstick verkommen kann, weil Leute in der Runde schon mit dem Thema Sexualität nicht offen thematisieren wollen oder können (ich war da sehr überrascht, als ich bei dem Thema meine eigenen Grenzen gespürt habe; es braucht massiv Fingerspitzengefühl).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Gambit am 7.01.2018 | 15:36
Seit den 90er Jahren ist für mich Diversität sowohl aus SL, als auch aus Spielersicht, ein wichtiger Bestandteil im Rollenspiel geworden. Zum Glück funktionierte das auch bisher in allen festen Runden immer völlig normal/homogen. Ich finde es sehr schön das es auch mittlerweile ein präsentes Thema in immer mehr Rollenspielwerken, wie dem schon angesprochenen Bluebeard's Bride, Monster Hearts, 7th Sea 2. Edition usw. geworden ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 1of3 am 7.01.2018 | 15:40
Ansonsten achte ich als SL hauptsächlich darauf, ein stimmiges und ansprechendes Kampagnenmilieu zu bieten, [...]

Die Frage ist dann eher: Gibt es schwarze Vulkanier?

Bzw. nehmen wir mal Heluso&Milonda, das Standardsetting von Reign: Alle Dunkelhäutig außer die Barbaren aus der Achselhöhle. (Wortwörtlich, die Kontinent ist der Körper eines Riesen.)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 7.01.2018 | 15:43
Ich empfinde die Frage als unangebracht im Bezug auf DSA. Gerade dort ist die Gleichstellung sehr tief in der Spielwelt verankert. Es gibt haufenweise Frauen in Macht- und Führungspositionen, die nicht im Schatten der Männer stehen. Homosexualität kommt vor und ist innerhalb der Spielwelt völlig normal und akzeptiert. Auch der Vorwurf im Eingangspost, dass Menschen anderer Hautfarbe auf bestimmte Rollen beschränkt wären, ist nicht haltbar. Oder auf welche Rolle ist denn ein Tulamide beschränkt?

Davon abgesehen halte ich es für wichtig, dass es in einem Setting auch Diskriminierung gibt - denn damit gibt es ein Übel, gegen das sich ankämpfen lässt. Sklaven sind da, um befreit zu werden; Vorurteile sind da, um hinterfragt und geprüft zu werden; und wenn die Prinzessin dem Drachen lieber selbst eins aufs Maul geben will, statt sich vom Prinzen retten zu lassen, dann haben wir schon mal den Plot fürs nächste Abenteuer.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 15:45

Worauf ich vor diesem Hunter so wirklich überhaupt keine Lust habe, sind angloamerikanisch anmutende Glaubenskriege im Hobby. Deshalb reagiere ich trotz aller Sympathie für das generelle Anliegen so scharf und allergisch.

Vielleicht macht das meine Position verständlicher. Sonst poste ich eigentlich nix Persönliches hier. In diesem Fall mag ne Ausnahme angebracht sein, denn da gehts schon ums Grundsätzliche.
Das macht deine Reaktion für mich nachvollziehbarer - danke!

Wir könnten uns vermutlich über Feminismus toll zoffen (hoffentlich konstruktiv und mit Daten). Und der SJW Begriff hat mich schon getroffen hat, wenn auch privat - ich fand es sehr überraschend, wie heftig Leute aus bestimmten Gruppen auf Feminismus reagieren (ich habe Theorien dazu, aber die gehören wirklich nicht hierher - gerne via IM).

Aber weg davon: In Anbetracht dessen, müsste meine Nachfrage "kennst du DSA" ganz in deinem Sinn sein, oder? Also zu Fragen, was eigentlich der Stand hier ist, und ob es das von Aendymion gewünschte vielleicht teilweise schon gibt (oder ob es gar Rollenspiel-Mainstream ist).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 15:47
Zitat
Ich finde es gut, wenn man mit weißen Klischees bricht. Ich finde es in keinster Weise kritikwürdig, wenn man es aber nicht tut.
+1.

Frage mich bei solchen Threads dann immer, wann die erste Anschuldigung kommt, wenn man es nicht macht. Oder ein Setting bespielt, dass es nicht macht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 15:48
@ArneBab Das explizite Wählen einer Hautfarbe ist aus meiner Sicht definitiv eine Chance, dem Umstand entgegenzuwirken, dass man als Weißer automatisch annimmt, dass der RSP-Char auch weiß ist. Und wenn ich schonmal dabei bin, ob ich nicht einfach mal nen Schwarzen Charakter spiele. Wahlmöglichkeiten zur Auswahl zu stellen impliziert ja die Annahme, dass es Vielfalt gibt.

@Crimson King: Interessanter Aspekt mit dem „Volksbonus“! Gibt’s das tatsächlich noch in nem aktuellen Regelwerk?

@Gambit: stimmt, die von dir genannten Produkte hab ich ganz vergessen! Auch Blue Rose ist ein System, das sehr progressiv mit den Themen umgeht.

@Ruinenbaumeister: Fragt sich nur, wie sich das für Menschen anfühlt, die selbst im realen Leben Opfer von Diskriminierung werden, wenn sie im Rollenspielsetting dieselben Mechanismen wiederfinden. Es ändert sich aus meiner Sicht eher etwas Grundlegendes, wenn eine Spielwelt ohne aus unserer Welt bekannte Diskriminierungsmechanismen auskommt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Isegrim am 7.01.2018 | 15:48
Ich empfinde die Frage als unangebracht im Bezug auf DSA. Gerade dort ist die Gleichstellung sehr tief in der Spielwelt verankert. Es gibt haufenweise Frauen in Macht- und Führungspositionen, die nicht im Schatten der Männer stehen. Homosexualität kommt vor und ist innerhalb der Spielwelt völlig normal und akzeptiert. Auch der Vorwurf im Eingangspost, dass Menschen anderer Hautfarbe auf bestimmte Rollen beschränkt wären, ist nicht haltbar. Oder auf welche Rolle ist denn ein Tulamide beschränkt?

Auf die eines Abkömmlings einer zutiefst paptriarchalischen Gesellschaft; im Gegensatz zu der pseudo-europäischen gülden-/mittelländischen Gesellschaft, die for some reason schon immmer total nicht-sexistisch und emanzipiert daherkommt...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 15:52
Davon abgesehen halte ich es für wichtig, dass es in einem Setting auch Diskriminierung gibt - denn damit gibt es ein Übel, gegen das sich ankämpfen lässt. Sklaven sind da, um befreit zu werden; Vorurteile sind da, um hinterfragt und geprüft zu werden; und wenn die Prinzessin dem Drachen lieber selbst eins aufs Maul geben will, statt sich vom Prinzen retten zu lassen, dann haben wir schon mal den Plot fürs nächste Abenteuer.
Das ist übrigens keine Selbstverständlichkeit, sondern meiner Meinung nach eine große Errungenschaft. Es bedeutet, dass wir nicht nur konsumieren, um unsere bestehenden Vorurteile zu verstärken (was die Geschichte Lehrerhaft machen würde), sondern dass Vorurteile Werkzeuge sind, um spannendere Geschichten zu schaffen - und der Geschichte geopfert werden.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 15:55
Mir ist schon klar, dass es heute anders aussieht als noch vor 20 Jahren und dass es viele Beispiele für bewusst inklusive und antidiskriminierende Produkte gibt.  Das ist toll und freut mich! Wie gesagt, das war sogar der Aufhänger für dieses Thread und  nicht die Abwesenheit solcher Produkte.

Ich bin aber trotzdem der Meinung (und die basiert auch auf eigenen Erfahrungen), dass es nicht schadet, das Tjema weiter voranzubringen. Ich glaube nicht, dass wir heute schon am Ziel sind, wenn es um das Vermeiden von Rassismus, Sexismus und LBGT-Phobie geht. Es gibt sogar jede Menge Gegenwind. Umso wichtiger, an dieser Stelle nicht aufzuhören, sich einzusetzen.

Also nochmal ganz explizit formuliert: Ich bin stolz auf das, was bisher erreicht wurde! Gerne mehr davon! :-)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 16:07
Der Transparenz halber: Habe diesen Thread gemeldet, weil er eine politische Agenda ins Rollenspiel einführt. Das finde ich aufdringlich und scheiße.

Im Prinzip: +1. Gerade nach all den anderen Threads die hier jüngst gestartet wurden. Ich wüsste nicht wie dieser Aufruf dazu beitragen sollte die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Ein bisschen viel für so kurze Zeit. zumal ich vor ein paar tagen einen Antrag auf eben dieses Thema an die Moderation gestellt habe, der dann - in beiderseitigem Einvernehmen - aufgrund der aktuellen Situation zurückgezogen wurde. Andere scheinen da weniger feinfühliger zu sein, oder wollen einfach die Welt in Flammen sehen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 16:08
Mir ist schon klar, dass es heute anders aussieht als noch vor 20 Jahren und dass es viele Beispiele für bewusst inklusive und antidiskriminierende Produkte gibt.
DSA war meines Wissens nach schon von Anfang an so - kam mit den Thorwalern, die im Endeffekt eine Entwicklung zur Gleichberechtigung vorgezeichnet haben.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 16:12
Ja. Und lass dich von Arschlöchern nicht einschüchtern.

Ich habe dich soeben gemeldet - sorry, dass geht einfach zu weit.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Oberkampf am 7.01.2018 | 16:35
Also ich muss jetzt mal ehrlich zugeben, dass ich vorsichtig mit Diversität bin, weil es offen gesagt eine Menge Lebenswirklichkeiten gibt, von denen ich keine oder fast keine Ahnung habe. Ich kenne die Clichés, aber ich will sie nicht inszenieren. Ich weiß, wie man einen Bruch der Clichés beschreibt, aber ich weiß nichtmal, ob man damit das Cliché nicht verstärkt. Oder ob der Bruch respektvoll gegenüber den Personen ist, die betroffen sind. In konkreten Fällen wird das, finde ich, immer schwierig.

Einfacher wird es in Fantasysettings, wo Diskriminierung/Ausgrenzung/Vorurteile nach anderen Kategorien als den irdischen verlaufen, aber ob damit so viel gewonnen ist?

Gut finde ich es auf jeden Fall, wenn jemand schreibt, dass er sich durch antidiskriminierend konzipierte Rollenspielprodukte angesprochen fühlt und, vor allem wenn er selbst zu einer betreffenden Gruppe gehört, inkludiert fühlt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 16:45
@ Hundopus:
Kann ich durchaus nachvollziehen mit der Unsicherheit.

Mal ein Beispiel:
(https://media-waterdeep.cursecdn.com/avatars/thumbnails/6/359/420/618/636272697874197438.png)

Ist das Bild jetzt antidiskriminierend, doch wieder irgendwie diskriminierend oder fördert es doch Diversität?
Hätte auch gerne noch das 2. Druidenbild aus dem PHB 5E gepostet und dieselbe Frage gestellt.

Edit:
Gefunden, leider nur klein:
(https://1d4chan.org/images/thumb/8/80/Pack_Lord_Druid.jpg/300px-Pack_Lord_Druid.jpg)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 7.01.2018 | 16:49
@Crimson King: Interessanter Aspekt mit dem „Volksbonus“! Gibt’s das tatsächlich noch in nem aktuellen Regelwerk?

Das Beispiel ist aus DSA 3. Keine Ahnung, wie es mit DSA 4 und 5 aussieht. DSA hat damals auch in Sachen Bebilderung ziemlich stark mit rassistischen Stereotypen um sich geworfen. Wie gesagt, in den meisten Runden dürfte das kein Problem sein, weil die Spieler erwachsen und verständig genug sind und das reflektieren können. Aber loben für seine tolle Inklusion muss man das alte DSA wirklich nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 7.01.2018 | 16:50
Ich leite Space 1889. Da macht Diversität, LGBTQ-Rechte und generell Anti-Diskriminierung nicht so viel Sinn.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 7.01.2018 | 16:51
@Aendymion: Dafür ist aus meiner Sicht der Gruppenvertrag maßgeblich.

@Isegrim: Nochmal recherchieren, stimmt so leider nicht. Die Tulamiden sind keine zutiefst patriarchalische Gesellschaft (Ausnahme: Novadis), teilweise (Aranien) herrscht sogar ein klares Matriarchat vor.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 16:52
Aber loben für seine tolle Inklusion muss man das alte DSA wirklich nicht.

Würde ich auch so sehen. Gerade das alte DSA hat die Zielgruppe "pubertierende Jungs" seeeehr ausgereizt mit entsprechender Bebilderung und teilweise auch entsprechenden Geschichten. Hat sich hoffentlich gebessert, aber gerade damals würde ich das jetzt nicht als Vorzeige-Rollenspiel sehen ;-)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 16:57
Das Thema ist ... sehr sehr schwierig. Und muss mit sehr viel Fingerspitzengefühl behandelt werden. Über die Polarisierung in unserer Welt und den gesellschaftlichen Riss wurde ja schon an anderer Stelle ausführlich geschrieben und dieses Thema führt natürlich zwangsläufig auch zu genau diesen Themen, zu Mauern in Köpfen und zu Grenzüberschreitungen.

Was mir persönlich mißfällt/ mißfallen würde wäre eine überproportionale Darstellung gerade in Regelwerken. Nach meiner Erfahrungsdimension ist die Mehrheit der Rollenspieler in Deutschland weiß und heterosexuell veranlagt und zumindest christlich geprägt. Wenn nun Produkte überproportional Charakter und Bilder beinhalten würden, die dem nicht entsprächen, würde ich persönlich - das gebe ich gerne zu (auch wenn es gleich einen Aufschrei geben wird) diese Produkte meiden: sie entsprächen nicht mehr meiner Lebensrealität.

Wohlgemerkt: ich bin ein absoltur Befürworter jeglicher Form vom Gleichberechtigung und lehne jegliche Form der Benachteiligung ab. Jegliche. Weshalb ich auch keine Probleme mit diversen Wahlergebnissen habe (nur zum Beispiel und um meinen Standpunkt klar zu machen). Es mag nicht meine Meinung sein, aber es ist eben die Meinung anderer, die ich genauso respektiere, wie ich auch möchte, dass ich/meine Meinung behandelt werden soll. Ja - ich trete sogar für Rechte von Menschen ein, die meine Rechte beschneiden würden. Ist halt so.

Dragonage, welches hier als Beispiel genannt wurde, ist hier - für meinen Geschmack - genau das, was mir so vorschwebt. Ein PC-Spiel bei dem ich als default einen homosexuellen Charakter spielen müsste würde ich mir hingegen nicht kaufen und - tötet mich - ich würde meinen Kindern das Spiel auch verbieten. Mit 18 können sie machen was sie wollen, vorher nicht. Leider ist das etwas was aber manche Leute einfordern.

Ebenso verhielte es sich mit einem Rollenspielprodukt: selbst wenn man eher progressiv-linksgerichtete Studien zum Thema aufruft kommt auf ca. 7,5% LGBT-Menschen in Deutschland (um mal ein Beispiel zu nennen). Wenn also in Zukunft die Charaktere in Rollenspielen zuca. einem Zwölftel nicht aus heterosexuellen Personen bestünde, so hätte ich damit keine weiteren Probleme: es taucht halt mal ein schwuler Paladin, mal eine lesbische Priesterin, mal ein Bisexueller Elf und selten eine Frau auf, die sich eigentlich als Mann definiert. Granted. Ach - lass es jeden 10. Charakter sein ... ist auch noch O.K.
Wenn diese Bevölkerungsgruppe plötzlich aber überproportional vertreten wird. Jeder 6. , jeder 4. , jeder 2. Charakter ... dann wittere ich eine politische Agenda und billige psychologische Tricks, die mir eine falsche Realität vorgaukeln wollen um  anderen das Bewusstsein zu manipulieren. Das möchte ich so sehr nicht, dass ich bereit wäre dagegen anzukämpfen. Was mich eventuell - das will ich gar nicht ausschließen - am ende noch politisch radikalisieren würde, was wiederum das genaue Gegenteil der ursprünglichen Intention wäre.

Und das deshalb muss ein solches Thema mit äußerster Vorsicht behandelt werden, sonst werden ruck-zuck Menschen ausgegrenzt um andere zu inkludieren. Thema verfehlt. Setzen 6.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 17:04
Was mir persönlich mißfällt/ mißfallen würde wäre eine überproportionale Darstellung gerade in Regelwerken. Nach meiner Erfahrungsdimension ist die Mehrheit der Rollenspieler in Deutschland weiß und heterosexuell veranlagt und zumindest christlich geprägt. Wenn nun Produkte überproportional Charakter und Bilder beinhalten würden, die dem nicht entsprächen, würde ich persönlich - das gebe ich gerne zu (auch wenn es gleich einen Aufschrei geben wird) diese Produkte meiden: sie entsprächen nicht mehr meiner Lebensrealität.

Das mag jetzt doof klingen, aber... Ist das nicht der Witz am Rollenspiel? Ich meine, wenn ich einen übergewichtigen Informatiker in Berlin spielen wollte, bräuchte ich mir den Streß mit der Terminfindung nicht antun, das könnte ich auch so... Rollenspiel mache ich doch gerade deswegen, um Sachen auszuprobieren, die fernab meiner Lebensrealität liegen. Ein tief-gläubiges Echsen-Alien in einem Piraten-Raumschiff? Count me in.

Dragonage, welches hier als Beispiel genannt wurde, ist hier - für meinen Geschmack - genau das, was mir so vorschwebt. Ein PC-Spiel bei dem ich als default einen homosexuellen Charakter spielen müsste würde ich mir hingegen nicht kaufen und - tötet mich - ich würde meinen Kindern das Spiel auch verbieten. Mit 18 können sie machen was sie wollen, vorher nicht. Leider ist das etwas was aber manche Leute einfordern.

Da auch keiner ein Problem damit hat, dass homosexuelle Spieler sich mit hetereosexuellen Liebesszenen abfinden müssen, hätte ich auch kein Problem mit einem Spiel, wo das andersrum läuft. Natürlich ist das utopisch, in der Realität gibt es maximal so eine "Option", aber selbst das eher selten.

Wenn diese Bevölkerungsgruppe plötzlich aber überproportional vertreten wird. Jeder 6. , jeder 4. , jeder 2. Charakter ... dann wittere ich eine politische Agenda und billige psychologische Tricks, die mir eine falsche Realität vorgaukeln wollen um  anderen das Bewusstsein zu manipulieren. Das möchte ich so sehr nicht, dass ich bereit wäre dagegen anzukämpfen. Was mich eventuell - das will ich gar nicht ausschließen - am ende noch politisch radikalisieren würde, was wiederum das genaue Gegenteil der ursprünglichen Intention wäre.

Also mit anderen Worten "Science Fiction? Gerne, aber sie muß halt so sein wie jetzt.". Äh... Ok. Wenn du meinst. Dann bitte aber auch keine Raumschiffe, etc. denn sowas haben wir aktuell auch nicht. Und da es heute so ist, muß es zwangsläufig immer so sein, scheinbar.

Persönlich fände ich Science Fiction als "Wie hier, nur im Weltall" sterbenslangweilig. Darum geht es doch gerade, neue Sachen auszuprobieren und zu schauen, wie es ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 17:06
Würde ich auch so sehen. Gerade das alte DSA hat die Zielgruppe "pubertierende Jungs" seeeehr ausgereizt mit entsprechender Bebilderung und teilweise auch entsprechenden Geschichten. Hat sich hoffentlich gebessert, aber gerade damals würde ich das jetzt nicht als Vorzeige-Rollenspiel sehen ;-)

Schönes Beispiel. Aber was genau machen die "pubärtierenden Jungs" eigentlich, wenn ihre Wünsche nicht mehr erfüllt werden?

Der Wunschtraum der Starter dieses Themas lautet ja: naja - die werden trotzdem weiter spielen und die Diversität als den neuen Heilsweg erkennen. Einige werden erkennen, dass sie selbst solche Neigungen haben und sich eher trauen dies zu äußern. Bald werden wir alle in einer besseren Welt leben.

Leider ist meine Wahrnehumung von der Realität eine andere - und ich spreche oft mit menschen aller Schichten und Gruppen. Ich befürchte hier durch überstürzte gut-gemeinte Aktionen, dass langfristig das Gegenteil eintrerten wird. Und es gibt auch jenseits der Nazimärchen (Märchen bezieht sich hier auf: das Märchen, dass alles böse und schlechte in unserer gesellschaft von den Nazis ausgeht) erstaunlich viele Gruppen von menschen in D, die LGBT-Menschen am liebsten in Umerziehungslager verpacken und/oder hinrichten würden. Leider.

Also nochmals bitte: mit Vorsicht behandeln, zu schnelle Schüsse sind mitunter mehr als gefährlich. Die obigen Jungs können sich auch sehr schnell ein anderes Hobby suchen und dort in ganz andere Richtung gelenkt werden. Habe ich leider schon erlebt. Sicher ist da nicht allein die geänderte Bildthematik im DSA DER Grund, aber ebene  EIN Grund. Einer meiner Kinheitsfeuende, mit dem ich immer DSA gespielt habe ist mittlerweile tatsächlich ein Neo-Nazi ...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 17:11
Zitat
Was mir persönlich mißfällt/ mißfallen würde wäre eine überproportionale Darstellung gerade in Regelwerken.
Würde wir auch missfallen, allerdings aus etwas anderen Gründen.

Ich würde mich fragen: "Warum muss das so sein?"
Lag es daran, dass mir der Verfasser etwas aufs Auge drücken will oder wurde er quasi dazu "gezwungen", weil es der Zeitgeist so verlangt und er sonst um seine Umsätze fürchten müsste?

Beides sind Dinge, die ich für mich nicht brauche. Ich halte mich für einen äußerst liberalen Menschen, der Inklusion während und außerhalb seines Jobs vorlebt. Aber bei künstlichem Aufzwingen setzt bei mir ein Beissreflex ein.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 17:24
Das mag jetzt doof klingen, aber... Ist das nicht der Witz am Rollenspiel? Ich meine, wenn ich einen übergewichtigen Informatiker in Berlin spielen wollte, bräuchte ich mir den Streß mit der Terminfindung nicht antun, das könnte ich auch so... Rollenspiel mache ich doch gerade deswegen, um Sachen auszuprobieren, die fernab meiner Lebensrealität liegen. Ein tief-gläubiges Echsen-Alien in einem Piraten-Raumschiff? Count me in.

Da auch keiner ein Problem damit hat, dass homosexuelle Spieler sich mit hetereosexuellen Liebesszenen abfinden müssen, hätte ich auch kein Problem mit einem Spiel, wo das andersrum läuft. Natürlich ist das utopisch, in der Realität gibt es maximal so eine "Option", aber selbst das eher selten.

Also mit anderen Worten "Science Fiction? Gerne, aber sie muß halt so sein wie jetzt.". Äh... Ok. Wenn du meinst. Dann bitte aber auch keine Raumschiffe, etc. denn sowas haben wir aktuell auch nicht. Und da es heute so ist, muß es zwangsläufig immer so sein, scheinbar.

Persönlich fände ich Science Fiction als "Wie hier, nur im Weltall" sterbenslangweilig. Darum geht es doch gerade, neue Sachen auszuprobieren und zu schauen, wie es ist.

Ich finde es leider typisch und dennoch unangebracht wie du offensichtlich eine Meinung, die nicht der Deinen entspricht so unterstellend feindlich gegenüber gesonnen bist. Kein verständnis, keine Kompromisbereitschaft. Entweder sieht man das so wie du, oder aber man ist ein reaktionärer Dinosaurier, der ohnehin bald ausstirbt, denn die Zukunft gehört ohnehin meiner Meinung. Schade - an einer thematischen Auseinandersetzung hast du offensichtlich kein Interesse, Empathie und Einfühlungsvermögen zeigst du nur gegenüber Menschen, die deiner Meinung nach diese verdienen. O.K. Kann ich - im Gegensatz zu dir - mit leben.

Aber dann bennen bitte dein Thema um in: "Pro LGBT-Vielfalt - wer anderer Meinung ist postet bitte nicht, ich will hier nur gelobt werden was für ein toller progressiver Mensch ich bin".

Auch gut.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 7.01.2018 | 17:31
Also ich muss jetzt mal ehrlich zugeben, dass ich vorsichtig mit Diversität bin, weil es offen gesagt eine Menge Lebenswirklichkeiten gibt, von denen ich keine oder fast keine Ahnung habe. Ich kenne die Clichés, aber ich will sie nicht inszenieren. Ich weiß, wie man einen Bruch der Clichés beschreibt, aber ich weiß nichtmal, ob man damit das Cliché nicht verstärkt. Oder ob der Bruch respektvoll gegenüber den Personen ist, die betroffen sind. In konkreten Fällen wird das, finde ich, immer schwierig.
Ich verstehe Deine Unsicherheit. Die kenne ich selber auch.
Aber versuch doch einfach mal Folgendes: Das nächste Mal spielst Du z.B. einen weiblichen Charakter und zwar genauso wie Du sonst Deine Charaktere spielst. Also nicht versuchen einen explizit weiblichen zu spielen, sondern so wie bisher auch. Nur mit weiblichen Geschlechtsteilen, statt Männlichen. Und fertig ist die Laube.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 17:34
@Archoangel, so leid es mir tut, aber deine Paranoia-Nummer wurde schon beim dritten Mal langweilig (und es ist bedenklich, dass sie so oft kommt), denk dir doch was neues aus. Ich finde es gelinde gesagt befremdlich, dass du dich in relativ freundlichen Threads immer wieder gegen eingebildete Zensurversuche, eingebildete Con-Ausschlüsse, etc. wehrst, was hier nicht annähernd gefordert wurde.

Wenn du denkst, ich verstehe dich falsch, korrigiere mich. Wenn du schreibst, dass du Produkte meiden willst, die deiner "Lebensrealität" nicht entsprechend, ist doch die Frage offensichtlich, was du im Rollenspiel so treibst? Oder seit wann entspricht Warhammer 40k irgendwie auch nur annähernd deiner Lebensrealität? (Falls ja, mein Beileid). Ich will schlicht verstehen, was du unter "Lebensrealität" zu verstehen scheint, wo Space Orks dazu gehören, aber ein paar mehr homosexuelle irgendwo der große Horror sind.

Und dass ein Argument "Heute sind X Prozent der Leute homosexuell" kein Argument für "In jedem Setting müssen exakt X Prozent der Leute homosexuell sein" ist, sollte selbst dir auffallen, ich bitte um Verzeihung, falls ich dich da mit meiner Ausdrucksweise getriggert habe.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 17:36
Ich verstehe Deine Unsicherheit. Die kenne ich selber auch.
Aber versuch doch einfach mal Folgendes: Das nächste Mal spielst Du z.B. einen weiblichen Charakter und zwar genauso wie Du sonst Deine Charaktere spielst. Also nicht versuchen einen explizit weiblichen zu spielen, sondern so wie bisher auch. Nur mit weiblichen Geschlechtsteilen, statt Männlichen. Und fertig ist die Laube.
Kann man machen. Obwohl ich schon seltsame Kommentare gehört habe, wenn ich "Gender-Swapping" betrieben habe (sowohl bei PC-Spielen als auch bei PnP-RPG).

Wobei ich, wie mir auffällt, bei PC-Spielen sogar fast immer mache, falls die Option vorhanden ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 7.01.2018 | 17:39
Kann man machen. Obwohl ich schon seltsame Kommentare gehört habe, wenn ich "Gender-Swapping" betrieben habe (sowohl bei PC-Spielen als auch bei PnP-RPG).
Schon alleine für solche Erfahrungen ist es wert wenigstens einmal Gender-Swapping zu machen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich solche Erfahrungen weniger im Rollenspiel und mehr bei PC-Spielen kennengelernt habe.
Zitat
Wobei ich, wie mir auffällt, bei PC-Spielen sogar fast immer mache, falls die Option vorhanden ist.
Geht mir genauso.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 17:41
Würde ich auch so sehen. Gerade das alte DSA hat die Zielgruppe "pubertierende Jungs" seeeehr ausgereizt mit entsprechender Bebilderung und teilweise auch entsprechenden Geschichten. Hat sich hoffentlich gebessert, aber gerade damals würde ich das jetzt nicht als Vorzeige-Rollenspiel sehen ;-)
Wo siehst du einen Widerspruch zwischen der Zielgruppe pubertierende Jungs und einer gleichberechtigten Welt in einem Vorzeige-System was Gleichberechtigung angeht? Ist das nicht gerade die Zielgruppe, bei der so eine Welt viel positives bringen kann? Ja klar gibt es dann auch coole Ritter mit weiblichem Fanclub, aber eben ohne Frauen aus einer ähnlichen Rolle auszuschließen.

Meines Wissens nach ist DSA inzwischen auch eins der Rollenspiele mit dem größten Frauenanteil unter den Spielenden.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 7.01.2018 | 17:44
Zum Eingangsthemamund sein beinhalteter Aufruf:

Nein, das werde ich nicht machen!

1. How dare you? Ich bin 48, der jüngste Spieler in meiner Runde ist 38. Die politische und soziologische Meinungsbildung der Beteiligten in unserer Runde ist eigentlich abgeschlossen. Wer bin ich, dass ich mich hinreißen lasse, jemanden zu manipulieren. Und andersherum: wer bist Du, daß du glaubst, das Recht zu haben, mich zu manipulieren (wenn Du mein Spielleiter wärst)?

2. Ich bin in meiner Spielrunde weder irgendjemandes Pädagoge, noch für gesellschaftliche oder politische Entwicklung zuständig. Ich verbringe da meine Freizeit und sehe mich in keinerlei Auftrag, ausser, dass ich meine Freizeit unterhaltsam gestalten möchte (was impliziert, dass ich die Reizeit der Mitspieler auch unterhaltsam gestalten möchte).

3. Falsche Zielgruppe! Ich spiele mit den Leuten zusammen, die meine Freunde sind und die ich mag. Daraus folgt, daß wir in sehr großen Zügen sehr ähnliche Ansichten haben, politische und gesellschaftliche implizit. Wenn ich der Meinung wäre, meine Mitspieler hätten irgendwelche Defizite in ihren politischen oder gesellschaftlichen Ansichten oder Verhalten, wären sie keine Kandidaten gewesen, mit denen ich zusammenspielen würde. Es ist schlicht die falsche Zielgruppe.

4. Die Computer-Killerspiel-Debatte. Die Welt ist nict die Rollenspielwelt und umgekehrt! Ich (und Mitspieler) spiele durchaus Figuren, die in ihrem Setting gewaltbereit sind, Gegner töten oder vielleicht sogar als Soziopathen angesehen werden könnten. Macht mich das jetzt deswegen zu einem gewaltbereiten Soziopathen? Nein! ergo: was in der Spielwelt passiert, bleibt in der Spielwelt. Die beteiligten Spieler haben genug Hirn, um differenzieren zu können.

Schlicht: ich halte das für eine total bescheuerte Idee!
Wenn ich mich mit meinen Freunden über Politik und Gesellschaft auseinandersetzen will, dann machen wir das direkt!
Ich habe zu viel Respekt vor Ihnen, um auf eine solche unterschwellige Art und Weise eine Manipulation zu versuchen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 17:47
Zitat
Meines Wissens nach ist DSA inzwischen auch eins der Rollenspiele mit dem größten Frauenanteil unter den Spielenden.
Liegt das daran, dass DSA in Deutschland (ich nehme an, Du beziehst Dich auf Deutschland) das bekannteste RPG ist und thematisch zumindest in Ansätzen auch einen anderen Fokus setzt als das andere deutsche Schwergewicht "Shadowrun"?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: owkoch am 7.01.2018 | 17:48
Ich kann ohne gegen die Etikette des Forums zu verstoßen, nicht ausdrücken wie sehr mir politische Diskussionen im Hobbybereich "missfallen". Ich habe bereits eine Überdosis "betreutes Denken" im öffentlich rechtlichen Rundfunk. Mir ist es wurscht, wer mich versucht zu missionieren: LGBT Kultisten, Zeugen Jevovas, Rechte, Linke, Klimaleugner oder Klimaerwärmungsgläubige, SPD, AfD, CDU, Graue Panther,  Jogiflieger, die Russen, die Amis etc. etc. etc.

Da das jetzt hier im Tanelorn meiner eingeschränkten Wahrnehmung immer öfter der Fall ist (Thread über "Anti-Harrasment-Policy") , ziehe ich die Konsequenz und lösche mein Account. Mag übertrieben sein, aber ich habe mir für 2018 fest vorgenommen mich nicht mehr über unsinniges Zeugs aufzuregen.

Vielen Dank für die konstruktive Hilfe, interessante Anregungen und die eine oder andere Möglichkeit meine Sammlung über die Biete/Suche Funktion zu erweitern. Ich habe den konstruktiven Ton hier im Forum sehr geschätzt.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 17:51
Wo siehst du einen Widerspruch zwischen der Zielgruppe pubertierende Jungs und einer gleichberechtigten Welt in einem Vorzeige-System was Gleichberechtigung angeht?

Ich weiß nicht, wie ich das scherzig formulieren soll, deshalb mal ernst... Früher zumindest bot DSA noch einen gewissen Anteil an dem, was man "Fan-Service" nennt, was in so lustigen Sachen wie Lesben-Bondage-Sex-Szenen in Romanen mündete. Man kann jetzt natürlich glauben, dass das alles nur Anti-Diskriminierung war (genauso wie die Bilder von nackten Leuten), aber persönlich bin ich geneigt, das damals zumindest eher auf o.g. Zielgruppe zu schieben ;-) Ich war ja auch mal jung und fand das damals auch nicht schlimm, aber dass ich dabei irgendwie was über Gleichberechtigung oder so gelernt habe, bezweifle ich jetzt mal so ein wenig.

Aber, wie gesagt, ich denke, das ist mittlerweile auch besser und als ich zumindest noch in der 4. Auflage gespielt habe, ist mir das nicht mehr so aufgefallen wie in früheren Publikationen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Glumbosch am 7.01.2018 | 17:56
das klassische Fantasy Setting:
Die Orks sind dunkelhäutige Primitivlinge und gewaltbereit (das ist das Klische über dunkelhäutige Menschen)
Elfen sind im wesentlich  weiß schön in der Regel blond und blauäugig sogar Menschen in allem Überlegen (Arier)

Und wenn es dann mal dunkelhäutige Menschen  in dem Setting gibt sind es zurückgelibenen die in der Regel versklavt werden.

in DSA sind die Aventurischen Muslime mehr oder weniger alle Terroristen.

Auch Phantasiewelten Orientieren sich daran was wir kennen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 17:59
das klassische Fantasy Setting:
Die Orks sind dunkelhäutige Primitivlinge und gewaltbereit (das ist das Klische über dunkelhäutige Menschen)
Elfen sind im wesentlich  weiß schön in der Regel blond und blauäugig sogar Menschen in allem Überlegen (Arier)

Und wenn es dann mal dunkelhäutige Menschen  in dem Setting gibt sind es zurückgelibenen die in der Regel versklavt werden.

in DSA sind die Aventurischen Muslime mehr oder weniger alle Terroristen.

Auch Phantasiewelten Orientieren sich daran was wir kennen.
Das ist (bis auf DSA, das überlasse ich den DSA-Kennern) Unsinn. Und gerade zu toxisch in meinen Augen, denn Elfen als Arier zu bezeichnen (das mit den Orks macht es auch nicht besser), ist schon mehr als weit hergeholt.
Gegenbeispiel? Elfen werden in der Regel androgyn gezeichnet und häufig genug als "schwule Baumkuschler" bezeichnet...und jetzt Du.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:00
@Archoangel, so leid es mir tut, aber deine Paranoia-Nummer wurde schon beim dritten Mal langweilig (und es ist bedenklich, dass sie so oft kommt), denk dir doch was neues aus. Ich finde es gelinde gesagt befremdlich, dass du dich in relativ freundlichen Threads immer wieder gegen eingebildete Zensurversuche, eingebildete Con-Ausschlüsse, etc. wehrst, was hier nicht annähernd gefordert wurde.

Wenn du denkst, ich verstehe dich falsch, korrigiere mich. Wenn du schreibst, dass du Produkte meiden willst, die deiner "Lebensrealität" nicht entsprechend, ist doch die Frage offensichtlich, was du im Rollenspiel so treibst? Oder seit wann entspricht Warhammer 40k irgendwie auch nur annähernd deiner Lebensrealität? (Falls ja, mein Beileid). Ich will schlicht verstehen, was du unter "Lebensrealität" zu verstehen scheint, wo Space Orks dazu gehören, aber ein paar mehr homosexuelle irgendwo der große Horror sind.

Und dass ein Argument "Heute sind X Prozent der Leute homosexuell" kein Argument für "In jedem Setting müssen exakt X Prozent der Leute homosexuell sein" ist, sollte selbst dir auffallen, ich bitte um Verzeihung, falls ich dich da mit meiner Ausdrucksweise getriggert habe.

<lächelt Verständnisvoll> Im gegensatz zu dir will ich hier nicht "gewinnen". Ich muss auch niemanden überzeugen, dass ich und nur ich im recht bin. Ich kann dich durchaus verstehen. ich war auch mal "hitzköpfiger" als ich das heute bin. Wenn du meine Punkte nicht verstehst, dann schreibe das doch bitte so: "Archoangel, ich versthe deine Punkte nicht... ich bin verwirrt, denn ich dachte ... habe ich dich richtig verstanden, dass ...". So einfach geht das.

Mir "Paranoia" zu unterstellen und mir vorzuwerfen ich würde friedlcihe Threads stürmen ... das geht dann doch ein bisschen weit, findest du nicht? Komm mal bitte etwas runter. Mir hat es dann irgendwann geholfen nach einem Post den, ich als ultra-offensiv empfand mal ne Stunde Pause zu machen und dann - in aller Ruhe - nochmal zu lesen. Und dann habe ich versucht - ausgehend von den Forenrichtlinien, die da besagen wohlwollend zu lesen und seinem Gegenüber zunächst einmal zu unterstellen, dass er/sie dir nichts böses will, sondern du ihn/sie nur möglicherweiße falsch verstehst - mich zu fargen, was man mir mitteilen möchte.
Und auch mal bereit sein Dinge hinzunehmen.
Einfach so.

Ich habe ein für mich gültiges Argument gebracht. und rate: dann ist das für mich gültig. Wenn ich sage "Ich möchte nicht überproportional an meiner Lebenswirklichkeit viele LGBT-Personen in einem Regelwerk/Setting vorfinden" ... tja ... dann wird das wohl so sein. Ich spiele kein 40K. Gibt es da viele LGBT-Charaktere? Keine Ahnung, da ich es nicht spiele. Das Setting gefällt mir aus anderen Gründen nicht. Ich spiele gerne Fantasy in glaubwürdigen, d.h. in-sich-realistischen Settings. Ich mag Mittelerde sehr gerne. Da würde es mich in der Tat mehr als wundern, wenn ich plötzlich vom Transgender-König einen Auftrag erhielte seinen schwulen Sohn mithilfe der Bisexuellen Elfe zu retten. Da passt das meines Erachtens gar nicht und da würde ich doch irgendeinen politischen Trend dahinter wittern.

Ich mag Sword&Sorcery sehr gerne und habe V:the Dark Ages hoch und runter gespielt. Da brauche ich keinen weiblichen Stadtrat - der passt nicht in die Realität. Auch sind meine Fantasywelten, also die Settings die ich selber schreibe, erstaunlich voll von weißen Menschen. Heterosexuellen weißen Menschen. Das ist nicht diskriminierend, sondern es hat sich einfach gezeigt, dass meine Runden damit am besten klar kommen, die Immersion dort am höchsten ist. Mein bester Freund ist schwul. Wir reden über alles. Schon immer. Der kam auch noch nie und sagte:"Heh - lass mal mehr LGBT-personen in deinem universum auftauchen." Und wenn er mal leitet begenet uns auch nicht an jeder Ecke ein dunkelhäutiger transgender-schwuler, der von zwei lesischen Frauen großgezogen wurde. Genauer genommen ist uns dieser Charakter noch nie begegnet. Und DER wäre mir sicher im Gedächtnis geblieben, aber nicht unbedingt positiv besetzt. Und jetzt die schreckliche Nachricht: meine Freunde halten mich für einen zu progressiven, zu weltoffenen, zu linksliberalen Menschen. Dumm was.

Was mich ´gerade stutzig macht - und korrigiere mich bitte, damit ich mich beruhige: ich finde es seltsam, dass monatelang gar nichts pasiert, und dann binnen kürzester Zeit
 mehrere hochexplosive Threads, zum Teil von Leuten die erst seit sehr kurzer Zeit angemeldet sind, aufgemacht werden, in denen Leute wie ich die die Sachen kritisch betrachten und gegen den Trend argumentieren ruckzuck versucht werden mundtot zu machen. Setsamer Zufall, nicht? Wahrscheinlich bin ich nur paranoid ...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:01
Zum Eingangsthemamund sein beinhalteter Aufruf:

Nein, das werde ich nicht machen!

1. How dare you? Ich bin 48, der jüngste Spieler in meiner Runde ist 38. Die politische und soziologische Meinungsbildung der Beteiligten in unserer Runde ist eigentlich abgeschlossen. Wer bin ich, dass ich mich hinreißen lasse, jemanden zu manipulieren. Und andersherum: wer bist Du, daß du glaubst, das Recht zu haben, mich zu manipulieren (wenn Du mein Spielleiter wärst)?

2. Ich bin in meiner Spielrunde weder irgendjemandes Pädagoge, noch für gesellschaftliche oder politische Entwicklung zuständig. Ich verbringe da meine Freizeit und sehe mich in keinerlei Auftrag, ausser, dass ich meine Freizeit unterhaltsam gestalten möchte (was impliziert, dass ich die Reizeit der Mitspieler auch unterhaltsam gestalten möchte).

3. Falsche Zielgruppe! Ich spiele mit den Leuten zusammen, die meine Freunde sind und die ich mag. Daraus folgt, daß wir in sehr großen Zügen sehr ähnliche Ansichten haben, politische und gesellschaftliche implizit. Wenn ich der Meinung wäre, meine Mitspieler hätten irgendwelche Defizite in ihren politischen oder gesellschaftlichen Ansichten oder Verhalten, wären sie keine Kandidaten gewesen, mit denen ich zusammenspielen würde. Es ist schlicht die falsche Zielgruppe.

4. Die Computer-Killerspiel-Debatte. Die Welt ist nict die Rollenspielwelt und umgekehrt! Ich (und Mitspieler) spiele durchaus Figuren, die in ihrem Setting gewaltbereit sind, Gegner töten oder vielleicht sogar als Soziopathen angesehen werden könnten. Macht mich das jetzt deswegen zu einem gewaltbereiten Soziopathen? Nein! ergo: was in der Spielwelt passiert, bleibt in der Spielwelt. Die beteiligten Spieler haben genug Hirn, um differenzieren zu können.

Schlicht: ich halte das für eine total bescheuerte Idee!
Wenn ich mich mit meinen Freunden über Politik und Gesellschaft auseinandersetzen will, dann machen wir das direkt!
Ich habe zu viel Respekt vor Ihnen, um auf eine solche unterschwellige Art und Weise eine Manipulation zu versuchen.

+1. Super Post.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bad Horse am 7.01.2018 | 18:03
Ich verstehe jetzt nicht, warum sich hier manche Leute auf den Schlips getreten fühlen. Ich lese hier nur die Aufforderung (keinen Befehl, kein "mach das, oder du bist ein böser Mensch!"), mal darüber nachzudenken, ob man bei der Gestaltung der NSCs vielleicht ab und zu mal ein bisschen diverser sein möchte.

Wenn man das nicht möchte, muss man das nicht machen. Ich finde es gut und versuche das meistens eh schon, aber ich spiele auch überwiegend in modernen, urbanen Settings (gern in den USA). Da käme es mir eher komisch vor, wenn alle NSCs weiß wären.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:06
Ich kann ohne gegen die Etikette des Forums zu verstoßen, nicht ausdrücken wie sehr mir politische Diskussionen im Hobbybereich "missfallen". Ich habe bereits eine Überdosis "betreutes Denken" im öffentlich rechtlichen Rundfunk. Mir ist es wurscht, wer mich versucht zu missionieren: LGBT Kultisten, Zeugen Jevovas, Rechte, Linke, Klimaleugner oder Klimaerwärmungsgläubige, SPD, AfD, CDU, Graue Panther,  Jogiflieger, die Russen, die Amis etc. etc. etc.

Da das jetzt hier im Tanelorn meiner eingeschränkten Wahrnehmung immer öfter der Fall ist (Thread über "Anti-Harrasment-Policy") , ziehe ich die Konsequenz und lösche mein Account. Mag übertrieben sein, aber ich habe mir für 2018 fest vorgenommen mich nicht mehr über unsinniges Zeugs aufzuregen.

Vielen Dank für die konstruktive Hilfe, interessante Anregungen und die eine oder andere Möglichkeit meine Sammlung über die Biete/Suche Funktion zu erweitern. Ich habe den konstruktiven Ton hier im Forum sehr geschätzt.

Bitte tu das nicht. PM ist raus.

Edit: PM ist nicht mehr möglich. Scheiße.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:09
Bad Horse, vielleicht solltest du mal deinen Avatar ändern, was grünes vielleicht, das ist beruhigender.
Du verstehst was ich da mache?  ~;D

Um mehr geht es letztendlich nicht. Vielleicht noch, dass man lange aktiven Mitgliedern mehr zugesteht als neuen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:12
das klassische Fantasy Setting:
Die Orks sind dunkelhäutige Primitivlinge und gewaltbereit (das ist das Klische über dunkelhäutige Menschen)
Elfen sind im wesentlich  weiß schön in der Regel blond und blauäugig sogar Menschen in allem Überlegen (Arier)

Und wenn es dann mal dunkelhäutige Menschen  in dem Setting gibt sind es zurückgelibenen die in der Regel versklavt werden.

in DSA sind die Aventurischen Muslime mehr oder weniger alle Terroristen.

Auch Phantasiewelten Orientieren sich daran was wir kennen.

Könntest du deinen Kreuzzug bitte in ein anderes Forum tragen. Bitte. Sowas habe ich in anderthalb Jahrzehnten Internet noch nicht erlebt. warum hast du dich angemeldet? Um Hass gegen die Andersgläubigen zu verbreiten? Bist du jetzt zufrieden, da ein langjähriger Nutzer schon seinen Account gelöscht hat? oder planst du so lange weiter zu machen, bis alle, die nicht deine begrenzte Weltsicht teilen auch frustriert gehen. und wozu? Um der "Sieger" zu sein? Wen versuchst du zu bekehren und warum? Du gibst vor für Diversifikation einzutreten und das machst du indem du Menschen auszugrenzen versuchst und vertreibst? Ernsthaft?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bad Horse am 7.01.2018 | 18:17
@Archo: Bitte sieh von persönlichen Angriffen und Unterstellungen ab, okay.

@KB: Ich hatte schon mal einen grünen Avatar, aber ich finde die runde Form meines jetztigen auch sehr beruhigend.  ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 18:17
dass [..] Threads [..] in denen Leute wie ich die die Sachen kritisch betrachten und gegen den Trend argumentieren ruckzuck versucht werden mundtot zu machen. Setsamer Zufall, nicht? Wahrscheinlich bin ich nur paranoid ...

Wer zum Geier hat versucht, dich mundtot zu machen? Oder, um mich auf einen anderen Thread zu beziehen: Wo zum Geier hat irgendwer verlangt, dich (oder andere Leute) von allen Cons zu verbannen? Solche Sprüche sind es, die ich nicht verstehe. Sie kommen aus dem Nichts und behaupten irgendwas, das hier nicht passiert ist. Tut mir echt leid, wenn du das woanders erlebt hast, aber bislang scheinst du hier frei sprechen zu dürfen.

Ja, wir sind unterschiedlicher Meinung. So what? Damit werden wir beide leben müssen (*hier bitte tragische Melodie einschalten*).

Letzten Endes dürfte es durchaus sein, dass es eine Schnittmenge von Rollenspielen gibt, die wir völlig problemlos zusammen spielen könnten. Nur weil ich - nicht aus erzieherischen Gründen (erwachsene Leute und so), sondern für mich rein aus Gründen der Abwechslung und der Neugier - auch gerne mal Sachen ausprobiere, die fern meiner Lebensrealität liegen, bedeutet das nicht, dass ich nicht auch klassischere Sachen spielen (und genießen) kann. Nur weil ich offen für neue Möglichkeiten bin, Spielern das Spiel angenehmer zu machen, bedeutet das doch nicht, dass ich fordere, dass jeder seine Spiele danach ausrichten MUSS. Es ist eine nette Option(!) für die Leute, die es wollen und brauchen. Wer es nicht will und sich damit unwohl fühlt, für den ist das doch eh falsch. Ich fände es gut, wenn man mehr in die Richtung thematisiert und in die Öffentlichkeit bringt - auch um mehr Erfahrungen damit in der Praxis zu sammeln - aber irgendein Zwang in einem HOBBY wäre doch völlig idiotisch.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:19
@Archo: Bitte sieh von persönlichen Angriffen und Unterstellungen ab, okay.

@KB: Ich hatte schon mal einen grünen Avatar, aber ich finde die runde Form meines jetztigen auch sehr beruhigend.  ;)
Es ging ja auch nicht um den rationalen Gehalt meiner Aufforderung, nur darum, dass ich recht habe ;)
Edit:  Und außerhalb der Satireebene natürlich um Verständniszugewinn. Ich brauche hier niemanden angreifen
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: am 7.01.2018 | 18:20
ich stimme zu das diese neuen sehr Politischen Trends  gegen die Forum Regeln verstoßenen . Sie sollte gesperrt werden.  Die Leute die sie eröffnet haben sind meiner Meinung  nach AFD - Trolle oder Schlimmeres die hier Links Grüne Ideen in Verruf bringen sollen in dem sie sie auf extremistische und primitive weiße und mit widerwärtigen  Moral Keulen darstellen.  Sie sollten entfernt werden .   
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:22
ich stimme zu das diese neuen sehr Politischen Trends  gegen die Forum Regeln verstoßenen . Sie sollte gesperrt werden.  Die Leute die sie eröffnet haben sind meiner Meinung  nach AFD - Trolle oder Schlimmeres die hier Links Grüne Ideen in Verruf bringen sollen in dem sie sie auf extremistische und primitive weiße und mit widerwärtigen  Moral Keulen darstellen.  Sie sollten entfernt werden .
.ähm, mein Sarkasmusradar schlägt aus, aber das kenne ich vom Stil her nicht von dir. War das jetzt ernst oder Scherz?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 18:23
Elfen sind im wesentlich  weiß schön in der Regel blond und blauäugig sogar Menschen in allem Überlegen (Arier)

Äh... Wat? Ich bezweifle, dass Tolkien den Gedanken hatte oder auch die armen Iren, die mit ihren Sidhe ja viel Vorarbeit in die Richtung geleistet haben (auch dort sind manche schon "schön+toll"). Man KANN auch zuviel in etwas rein interpretieren, ganz ehrlich...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 18:23
@ Archo:
Ich behaupte, dass Glumbosch einen sehr beschränkten Erfahrungshorizont hat, was Fantasy-Settings angeht. Wir beide wissen, wenn wir hinter uns schauen (in unsere Sammlung), dass sein Post (Du musst allerdings bei DSA gucken, da bin ich raus) absolut unwahr und falsch ist.

Da lohnt in meinen Augen nicht, sich über die Maßen aufzuregen. Und auch nicht mit übermäßigen Gegenargumenten zu kommen, denn unser beider "Lehrauftrag" beginnt erst morgen wieder.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Oberkampf am 7.01.2018 | 18:23
Ich verstehe Deine Unsicherheit. Die kenne ich selber auch.
Aber versuch doch einfach mal Folgendes: Das nächste Mal spielst Du z.B. einen weiblichen Charakter und zwar genauso wie Du sonst Deine Charaktere spielst. Also nicht versuchen einen explizit weiblichen zu spielen, sondern so wie bisher auch. Nur mit weiblichen Geschlechtsteilen, statt Männlichen. Und fertig ist die Laube.

Crossgenderplay ist nicht so das Problem, das mache ich seit meiner Jugend beginnend mit DSA in den 80ern. Meistens spiele ich abwechselnd männliche oder weibliche Charaktere. Nichtweiße Charaktere habe ich auch schon gespielt oder als NSCs auftreten lassen. Schwieriger wird's mit Religion oder sexueller Orientierung. Religion ist unproblematisch, solange es in Fantasysettings bleibt, die den Standardpolytheismus haben. Nichtheterosexuelle Orientierung habe ich bislang meistens vermieden (außer bei ein paar Vampiren oder Elfen, wo es aber schon zu einem eigenen Cliché gehört).

Aber bei allen Abweichungen vom männlichen, weißen, heterosexuellen (N)SC habe ich mich immer gefragt, ob das gut geht.

Momentan mache ich mir beispielsweise den Kopf über ein "Damsel in distress"-Problem:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Supersöldner am 7.01.2018 | 18:24
das war und ist ernst.       Und hast du Garde gesagt ich sei nie sarkastisch ?  Äh stimmt wohl .  Mh. 
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 7.01.2018 | 18:26
Ich hab mal in einer Traveller-Runde ein paar Spieler schockiert, als ich erwähnt habe, dass (in meinem Traveller-Universum) auf offiziellen Imperialen Empfängen der Dresscode "Gala-Uniform oder bodenlanges Ballkleid" angesagt ist - und zwar unabhängig vom Geschlecht.  ;D

Und generell gilt: Unsere Weltanschauung beeinflusst unser Verhalten, auch im Rollenspiel, ob man will oder nicht. Wenn jemand als Bösewicht einen kaum verfremdeten Trump-Verschnitt verwendet oder eine fanatische Organisation, die offensichtlich von Greuelpropaganda gegen die katholische Kirche inspiriert ist, dann ist das genau so eine politische Ansage und ein "Bekehrungsversuch" wie ein schwules NSC-Ehepaar, dem eine Rolle als Sympathieträger zukommen soll. Die Frage ist da nur: Macht jemand das bewusst und offensiv, oder passiert es halt, weil man nicht aus seiner Haut kann?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:27
@Irian:
Zitat
Es ist eine sehr begrüßenswerte Tendenz
Nicht: Meiner Meinung nach ist es eine begrüßenswerte Tendenz.

Zitat
Deshalb mein Aufruf: Fördert mehr Unterschiedlichkeit in euren Spielwelten!
Warum sollte ich wenn ich nicht deiner Meinung bin?

Zitat
Stellt eure und die Erwartungen eurer Mitspieler auf den Kopf und versucht zu zeigen, dass Vorurteile und Zuschreibungen auch mal falsch sein können.
Das ist eine direkte Aufforderung, die hoch politisch motiviert ist.

Nur um mal ein paar Beispiele deines Ausgangspost zu nennen. Von "Option" steht da nichts. Für mich klingt das nach Kreuzzug. Sorry, wenn ich dich da falsch verstanden habe, aber nach nochmaligem Lesen klingt es für mich ... nach Inquisition. Auch nicht besser. Wenn es dir lieber ist - du bist ja der/die ThreaderstellerIn - kann mich auch aus dem Thema zurückziehen.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maischen am 7.01.2018 | 18:27
Ich kann diesen Thread auch nicht ganz ignorieren, da er für mich im Einstieg an alle hier einen pädagogischen Auftrag politischer Dimension enthält. So etwas möchte ich in einem Rollenspielforum nicht lesen. Sorry.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:28
das war und ist ernst.       Und hast du Garde gesagt ich sei nie sarkastisch ?  Äh stimmt wohl .  Mh.
Ok, nichts für ungut dann :) du sagst sonst immer klar was du denkst, und lässt dich auch nicht auf Sticheleien ein.
Ich habe bis jetzt immer mit Vorschussvetrauen gearbeitet,  hier. Das sind ja schon ernste Vorwürfe.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: trendyhanky am 7.01.2018 | 18:28
leute, beruhigt euch!

Ich hatte schon im Rassismus-Thread/X-Card-Thread... darauf hingewiesen, dass Skandalisierung nichts taugt und unser Hobby nur in Misskrerdit bringt (übrigens wurde für diese Aussage von der Admin ermahnt und bin auf der Eskalationsleiter!)

Mir fällt auf dass in letzter Zeit ständig politisch/skandalisierende Threads aufgehen, die schlechte Stimmung verbreiten

Ich würd gern wieder ein Tanelorn haben wo es nur um RPG geht und Spaß! Und nicht dass sich hier Leute löschen, angreifen usw



Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:30
Äh... Wat? Ich bezweifle, dass Tolkien den Gedanken hatte oder auch die armen Iren, die mit ihren Sidhe ja viel Vorarbeit in die Richtung geleistet haben (auch dort sind manche schon "schön+toll"). Man KANN auch zuviel in etwas rein interpretieren, ganz ehrlich...

Hatten wir schonmal vor einem Jahr oder so. Endete damals im SC - meiner meinung nach zu recht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:31
leute, beruhigt euch!

Ich hatte schon im Rassismus-Thread/X-Card-Thread... darauf hingewiesen, dass Skandalisierung nichts taugt und unser Hobby nur in Misskrerdit bringt (übrigens wurde für diese Aussage von der Admin ermahnt und bin auf der Eskalationsleiter!)

Mir fällt auf dass in letzter Zeit ständig politisch/skandalisierende Threads aufgehen, die schlechte Stimmung verbreiten

Ich würd gern wieder ein Tanelorn haben wo es nur um RPG geht und Spaß! Und nicht dass sich hier Leute löschen, angreifen usw
Ich bin nicht sicher, ob du nicht für was anderes gerüffelt wurdest , aber hieran finde ich nichts zu beanstanden.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 18:34
Nicht: Meiner Meinung nach ist es eine begrüßenswerte Tendenz.

Jetzt mal ehrlich, du verarscht mich, oder? Soll ich wirklich glauben, dass du tatsächlich nicht weißt, dass erstmal alles, was so geschrieben wird, eine persönliche Meinung ist? Dass man vor so gut wie jeden Satz "Meiner Meinung nach" schreiben kann - was soll es sonst sein?

Wenn du irgendwas schreibst, gehe ich erstmal davon aus, dass es deine Meinung ist - außer es ist ein offensichtlicher Fakt. Aber in der Regel werden wir hier sehr viel mehr Meinungen finden als Fakten.

Das ist eine direkte Aufforderung, die hoch politisch motiviert ist.

Ok, komm, hör auf mich zu verarschen, war lustig, haha, aber das KANNST du doch nicht ernst meinen. Du kannst nicht nach x-tausend Postings immer noch annehmen, dass alle Leute hier absolute Fakten postulieren wollen und nicht einfach ihre Meinung schreiben?

Nur um mal ein paar Beispiele deines Ausgangspost zu nennen. Von "Option" steht da nichts. Für mich klingt das nach Kreuzzug. Sorry, wenn ich dich da falsch verstanden habe, aber nach nochmaligem Lesen klingt es für mich ... nach Inquisition. Auch nicht besser.

Sorry, ist nicht mehr lustig...

Wenn es dir lieber ist - du bist ja der/die ThreaderstellerIn - kann mich auch aus dem Thema zurückziehen.

Nein, bin ich nicht. Ok, du verarscht mich echt, oder?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:35
PM
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bad Horse am 7.01.2018 | 18:36
leute, beruhigt euch!

Das wäre nett. Wenn ihr diese Themen zur Verbindung von Politik und Rollenspiel nicht haben wollt, dann könntet ihr sie auch einfach nicht lesen. Wenn ihr dem Aufruf zu mehr Diversität im Rollenspiel nicht folgen wollt, dann lasst es doch einfach.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Glumbosch am 7.01.2018 | 18:38
Es gibt z.b. auch Rollenspiel die offensichtliche gesellschaftskritik haben. So wie es Popmusik gibt und politische Lieder.

Zum einen sei da Protektor (http://www.protektor-das-rollenspiel.de/) zu nennen das auch einen Archecharacter mit Körperlicher Einschränkung im Petto haben
und sigmata (https://www.kickstarter.com/projects/2089483951/sigmata-this-signal-kills-fascists?ref=project_tweet), dass in einer Welt spielt in der Faschisten Amerika übernommen haben.

Sonst habe ich keine Systeme Gefunden die offensiv damit Werben inklusiv zu sein.

Wizards of the coast (denen gehört D&D) haben isch für die gleich Geschlechtliche ehe eingesetzt. Wüsste jetzt aber nicht von einen Quellenband oder Ähnlichem Produkt, dass inklusivität als ziel hat
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 18:40
wer bist Du, daß du glaubst, das Recht zu haben, mich zu manipulieren (wenn Du mein Spielleiter wärst)?
Ich gehe davon aus, dass nicht gemeint war, dass das unterschwellig und manipulativ passiert. Vielmehr erwarte ich von guter Unterhaltung, dass ich mit meinen eigenen Vorurteilen konfrontiert werde und selbst Erkenntnis daraus gewinne, daher hoffe ich, dass meine SL diese Ebene nutzt - mit offenen Karten.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 18:41
Liegt das daran, dass DSA in Deutschland (ich nehme an, Du beziehst Dich auf Deutschland) das bekannteste RPG ist und thematisch zumindest in Ansätzen auch einen anderen Fokus setzt als das andere deutsche Schwergewicht "Shadowrun"?
Mit Anteil meine ich den Prozentsatz an Frauen unter den DSA-Spielenden, daher denke ich nicht, dass das vorwiegend mit der Bekanntheit des Spiels zu tun hat.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:42
Das ist das Problem mit Politik: Wenn einer anfängt, juckt es einen, bestimmte Sachen nicht stehen zu lasse. Bedingt zurecht, je nachdem wann man das für "wirkmächtig " hält.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Luxferre am 7.01.2018 | 18:44
Das wäre nett. Wenn ihr diese Themen zur Verbindung von Politik und Rollenspiel nicht haben wollt, dann könntet ihr sie auch einfach nicht lesen. Wenn ihr dem Aufruf zu mehr Diversität im Rollenspiel nicht folgen wollt, dann lasst es doch einfach.

Der Thread ist doch mittlerweile 1A SC Material.
Egal, ob man ihn lesen möchte, oder nicht.

Meiner Ansicht nach gehört dieser hier, wie auch die ähnlichen aktuellen Threads dicht!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 18:45
Als Threadersteller möchte ich nochmal eine Sache - nämlich meine Intention - klarstellen:

1. Ja, es war eine bewusste Aufforderung für mehr Diversität am Spieltisch und in Produkten

2. Nein, ich bin nicht eure Autoritätsperson, ihr dürft anderer Meinung sein (solange sie nicht diskriminierend vorgebracht wird - da ist schon die ein oder andere grenzwertige Aussage dabei) und müsst nicht tun, was ich sage. Spielt weiter so, wie ihr das wollt. Wenn ihr meine Ansich teilt und auch noch umsetzt, freue ich mich. Wenn es zum Reflektieren einlädt, auch super, selbst wenn ihr euch anschließend entscheidet, dass es für euch nicht relevant ist.

3. ich möchte mit meinem Anliegen niemandem etwas wegnehmen, sondern nur  etwas hinzufügen (nämlich mehr Zugehörigkeitsgefühl)

4. Ich möchte auch niemanden zwingen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Der Thread ist für Leute, die sich fürs Thema interessieren. Gibt ja jede Menge anderer Threads im Forum, die keine politischen Untertöne haben. Wenn einen sowas stört, lest doch einfach nicht mehr mit.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 18:46
Mit Anteil meine ich den Prozentsatz an Frauen unter den DSA-Spielenden, daher denke ich nicht, dass das vorwiegend mit der Bekanntheit des Spiels zu tun hat.
Ja doch, irgendwie schon. Mehr Rollenspieler, höherer Bekanntheitsgrad...auch durchaus mehr spielende Frauen, was sich dann auch im Anteil niederschlägt.

Natürlich wird es auch damit zusammenhängen, dass das andere große Pferd "Shadowrun" eher auf männliche Spieler abzielen könnte. Viel interessanter wäre da z. B. Splittermond bzw. die Frage:
"Warum spielt ihr (Frauen) dieses (und kein anderes) Rollenspiel?"

Zitat
Wizards of the coast (denen gehört D&D) haben isch für die gleich Geschlechtliche ehe eingesetzt. Wüsste jetzt aber nicht von einen Quellenband oder Ähnlichem Produkt, dass inklusivität als ziel hat
Warum sollten sie das auch veröffentlichen? Hat ja keinerlei Relevanz für die Spielwelt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maischen am 7.01.2018 | 18:47
Hausordnung Ziff. 12 - es kommt nach meiner Lesart nicht darauf an, ob man politisch mit dem Ansinnen einverstanden ist/sein kann oder nicht: Es gehört hier schlicht nicht hin. Und deshalb kann ich das auch nicht ignorieren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 18:48
@Aendymion: Schreib genau das nächstes mal vorne dran, dann gibts vermutlich weniger Unmut  Unabhängig davon, ob das Thema zurückgepfiffen wird oder nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 18:57
Vampire hatte - meiner Erfahrung nach - die höchste Frauenquote. Vom Life gar nicht erst zu sprechen ... im V:Life dürfte es mehr als 40:60 gewesen sein, vereinzelt sogar 50:50. Das Spiel an sich hat aber generell sehr viele Frauen angezogen, auch in meinem Bekanntenfeld sind ziemlich viele Mädels durch/mit Vampire eingestiegen. Lesbische Spielerinnen kenne ich nur eine, habe aber - von ihr - auch von anderen gehört. Schwule Spieler kenne ich auch höchstens eine Hand voll und auch diese kennen selbst kaum mehr. Scheint also nicht gerade das Hobby zu sein, in dem LGBT-Menschen sich betätigen - zumindest eben nicht in meiner Lebenswirklichkeit. Ich kenne überhaupt nur zwei Menschen, die sich offen als "Bi" bezeichnet haben - beides Männer, einer davon Rollenspieler. Und genau eine "Es", ... bin da momentan überfragt wie die neue Bezeichnung ist, früher sagte man "Zwitter" ist aber wahrscheinlich nicht mehr korrekt. Transgender kennen ich niemanden und ich kennen auch niemanden, der so jemanden kennt, oder auch nur davon gehört hat. Insofern ist das in meiner Lebenswirklichkeit ein eher begrenztes Publikum.

Wie ist das bei euch so? Kennt ihr viele Menschen, deren Rechte auf erhötes Auftreten im Spiel hier gerade erstritten werden sollen und wenn ja: bemängeln die eigentlich den "Ist"-zustand, oder ist das denen eher bums?

ich meine - gerade in puncto Verlage: nehmen wir mal an, der typische Verlagsboss hat das Thema jetzt hier gelesen und beschließt mal seine Mitarbeiter zu befragen; und die haben dann ähnliche Erfahrungen, wie beispielsweiße ich gemacht. Da kommen die doch logischerweiße zu dem Schluss: der Aufwand lohnt sich nicht, da muss ich nicht mitziehen. Daher schon die Frage: jenseits des "mal was anders spielen": ist das wirklich relevant? Wie sind eure Erfahrungen? Gibt es viele LGBT-SpielerInnen? Und wenn ja: bemängeln die die aktuellen Systeme/Settings? und wenn nein: worüber "streiten" wir hier dann gerade? Ob der Baum im Wald beim Umkippen ein Geräusch macht wenn keiner da ist, der ihn hören könnte?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 7.01.2018 | 19:07
Transgender kennen ich niemanden und ich kennen auch niemanden, der so jemanden kennt, oder auch nur davon gehört hat.
Fühle Dich korrigiert. Ich kenne bereits 3 Rollenspieler (2x trans-Mann und 1x trans-Frau). Diese 3 Rollenspieler kommen nicht aus dem gleichen Rollenspielumfeld.
Anekdotische Argumentation ist immer extrem unzuverlässig, besonders wenn sie versucht über Ecken zu arbeiten.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 19:08
Fühle Dich korrigiert. Ich kenne bereits 3 Rollenspieler (2x trans-Mann und 1x trans-Frau). Diese 3 Rollenspieler kommen nicht aus dem gleichen Rollenspielumfeld.
Anekdotische Argumentation ist immer extrem unzuverlässig.

O.K. ... realistisch gesagt müsste es jetzt entweder heißen: "Ich kannte mal jemdnen, der jemanden kennt" oder aber "ich kennen niemanden, mit dem ich heute noch regelmäßigen Kontakt habe, der jemanden kennt". Du weist was ich gemeint habe, aber O.K. Dein Humor kommt an.

Edit sagt: ich kenne doch eine Person - vom Horensagen. Die exFreundin eines Freundes eines ehemaligen Freundes hat sich umoperieren lassen. Das ist dann aber doch schon ein weiter Umweg.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 1of3 am 7.01.2018 | 19:09
Zitat
Gibt es viele LGBT-SpielerInnen?

Wer soll das wissen? In meiner aktuellen Runde sind über die Hälfte irgendwie LGBTIQ... Aber das ist sicherlich über dem Bundesdurchschnitt. Das Spiel hat auf den Charakterbögen nun allerdings auch "ambiguous, man, shifting, transgressing, woman" zum Ankreuzen; wir können also annehmen, dass queere Personen das honorieren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 19:11
Wer soll das wissen? In meiner aktuellen Runde sind über die Hälfte irgendwie LGBTIQ... Aber das ist sicherlich über dem Bundesdurchschnitt. Das Spiel hat auf den Charakterbögen nun allerdings auch "ambiguous, man, shifting, transgressing, woman" zum Ankreuzen; wir können also annehmen, dass queere Personen das honorieren.
Wenn das der Bundesdurchschnitt wäre, hätte  der Ausweis auch diese Felder...
Welches Spiel ist denn das?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 7.01.2018 | 19:12
O.K. ... realistisch gesagt müsste es jetzt entweder heißen: "Ich kannte mal jemdnen, der jemanden kennt" oder aber "ich kennen niemanden, mit dem ich heute noch regelmäßigen Kontakt habe, der jemanden kennt".
Eher: "Ich habe keine Ahnung wie das mit rollenspielenden Transgender ist."
Wie gesagt: Anekdotische Argumentation ist sehr unzuverlässig, besonders wenn man mit dem eigentlichen Thema nicht vertraut ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 7.01.2018 | 19:14
Wenn das der Bundesdurchschnitt wäre, hätte  der Ausweis auch diese Felder...
Welches Spiel ist denn das?

Klingt nach einem aus der pbtA-Schule, da finden sich solche Auswahlmöglichkeiten gerne in den Playbooks.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 19:16
Wer soll das wissen? In meiner aktuellen Runde sind über die Hälfte irgendwie LGBTIQ... Aber das ist sicherlich über dem Bundesdurchschnitt. Das Spiel hat auf den Charakterbögen nun allerdings auch "ambiguous, man, shifting, transgressing, woman" zum Ankreuzen; wir können also annehmen, dass queere Personen das honorieren.

Wofür steht IQ? Das ist mir neu ...

"Über die Hälfte" ist jetzt a bisserl schwammig. O.K.: von den 400 Mitspielern regelmäßiger Runden die ich im Laufe der Zeit hatte war einer "Bi", eine "Lesbisch" und drei "Schwul". Von den ca. 1000 Leuten, von denen ich weiß, dass sie Rollenspieler sind/waren, komme ich auf ... immernoch einen "Bi", drei "Lesben" und ... ca. 20 "Schwule". Das sind dann im direkten Kontakt 5/400, also knapp ein Prozent LGBT-SpielerInnen und im indirekten dann eben ca. 24/1000, also ungefähr zweieinhalb Prozent. Das ist weniger als der Schnitt in D, aber das kann ja durchaus sein, dass entsprechende Menschen sich von unserem Hobby eher nicht angezogen fühlen.

Wie sieht es bei dem Rest hier aus?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 1of3 am 7.01.2018 | 19:17
Wenn das der Bundesdurchschnitt wäre, hätte  der Ausweis auch diese Felder...
Welches Spiel ist denn das?

Masks: A New Generation. Bei Urban Shadows steht aber das gleiche. Bei Monsterhearts wird dir schlechterdings vorgeschrieben, dass dein Charakter bitteschön bi- sein sollte, sonst funktioniert das Spiel womöglich nicht. Wie das bei anderen PbtA-Spielen aussieht, kann ich jetzt ausm Kopf nicht sagen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 19:19
Wenn das der Bundesdurchschnitt wäre, hätte  der Ausweis auch diese Felder...

1) Nur weil ein Feld da ist, muss das ja nicht dem Schnitt entsprechen. ::)
2) Naja, so schnell ist der Gesetzgeber jetzt auch nicht, vor allem wenn die Regierung nur geschäftsführend ist. Also Geduld, kommt noch, weil BGH. (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2017/10/rs20171010_1bvr201916.html)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 19:21
Eher: "Ich habe keine Ahnung wie das mit rollenspielenden Transgender ist."
Wie gesagt: Anekdotische Argumentation ist sehr unzuverlässig, besonders wenn man mit dem eigentlichen Thema nicht vertraut ist.

Ach du - ich bin ein sehr offener Mensch und bin es auch gewohnt, dass die Menschen recht offen mit mir umgehen. Insofern halte ich das - mit Irtumswahrscheinlichkeit - schon für ehrliche Zahlen. Ich würde mich mehr als wundern, wenn sich in meiner Umgebung ein LGBT-Mensch befände, der/die das vor mir bisher verborgen hätte. Schließlich habe ich immer noch - über einen Freund und eine Studienkollegin - einen recht guten Kontakt zur Szene und treffe - mittlerweile etwas seltener - mehr oder weniger regelmäßig recht viele menschen aus der Szene (Stichwort: Geburtstagsfeier). Wie gesagt - möglich, aber würde mich wundern.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 19:21
Das ist weniger als der Schnitt in D, aber das kann ja durchaus sein, dass entsprechende Menschen sich von unserem Hobby eher nicht angezogen fühlen.

Mit welchem Anteil hast du dich überhaupt nicht über die sexuelle Orientierung unterhalten? Bei einem ganz ordentlichen Anteil der Spieler, denen ich so in den letzten 30 Jahren begegnet bin, habe ich das exakt gar nicht thematisiert. Dementsprechend würde ich einen weiten Bogen um irgendeine statistische Aussage machen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: General Kong am 7.01.2018 | 19:22
leute, beruhigt euch!

Ich hatte schon im Rassismus-Thread/X-Card-Thread... darauf hingewiesen, dass Skandalisierung nichts taugt und unser Hobby nur in Misskrerdit bringt (übrigens wurde für diese Aussage von der Admin ermahnt und bin auf der Eskalationsleiter!)

Mir fällt auf dass in letzter Zeit ständig politisch/skandalisierende Threads aufgehen, die schlechte Stimmung verbreiten

Ich würd gern wieder ein Tanelorn haben wo es nur um RPG geht und Spaß! Und nicht dass sich hier Leute löschen, angreifen usw

Zustimmender Applaus meinerseits!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 19:22
Masks: A New Generation. Bei Urban Shadows steht aber das gleiche. Bei Monsterhearts wird dir schlechterdings vorgeschrieben, dass dein Charakter bitteschön bi- sein sollte, sonst funktioniert das Spiel womöglich nicht. Wie das bei anderen PbtA-Spielen aussieht, kann ich jetzt ausm Kopf nicht sagen.

Klingt so als wäre Monsterhearts kein Spiel für mich. Kann ich mir nicht vorstellen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 19:28
Mit welchem Anteil hast du dich überhaupt nicht über die sexuelle Orientierung unterhalten? Bei einem ganz ordentlichen Anteil der Spieler, denen ich so in den letzten 30 Jahren begegnet bin, habe ich das exakt gar nicht thematisiert. Dementsprechend würde ich einen weiten Bogen um irgendeine statistische Aussage machen.

Im großen und ganzen ... mit keinem? ich bin ein sehr gesprächiger mensch und "Liiert?" ist mehr oder weniger die Standardfrage, bzw. "Was machen die Frauen/ was machen die Männer?". Leute mit denen ich "zu tun" habe ... ja ... von denen kann ich dir die offengelebte sexuelle Präferenz eigentlich immer benennen. Finde ich wichtig. Ist ja kein Tabu-Thema oder sowas. Ich meine: einige meiner ältesten Freunde sind absolut homophob. Da kann ich ja schlecht eine Gruppe von Leuten einladen ohne das zu berücksichtigen. Das wäre schon sehr unhöflich. Gerade dann ist es wichtig die sexuellen Präferenzen seiner Mitmenschen sehr genau zu kennen. Ich würde ja auch nie meine alten Kumpels von der AntiFa zusammen mit meinen Freunden der "CSU sind linksliberale Spinner"-Fraktion zusammen an einen Tisch setzen. Das wäre etwas zu viel des Guten. Oder meinen Kumpel den Massentierhaltungs-Schweine-Bauer mit den veganen Mädels ... <muhahahahaha ... lusitg stelle ich mir das allerdings schon vor>
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 19:31
Diversität heißt auch, dass Rollenspiele von einer möglichst vielfältigen Gruppe von Menschen geschrieben werden, die ihre eigene Perspektive einbringen bzw. die Chance dazu bekommen. Rollenspiele wie Dream Askew - a game about and for queers, Bluebeard's Bride oder das von Teylen anderswo genannte Harlem Unbound. Finde ich viel wichtiger als wie irgendwelche großen Verlage ihre Mainstream-Produkte gestalten oder Hausrunden ihre Spielwelt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 7.01.2018 | 19:32
Ach du - ich bin ein sehr offener Mensch und bin es auch gewohnt, dass die Menschen recht offen mit mir umgehen. Insofern halte ich das - mit Irtumswahrscheinlichkeit - schon für ehrliche Zahlen. Ich würde mich mehr als wundern, wenn sich in meiner Umgebung ein LGBT-Mensch befände, der/die das vor mir bisher verborgen hätte. Schließlich habe ich immer noch - über einen Freund und eine Studienkollegin - einen recht guten Kontakt zur Szene und treffe - mittlerweile etwas seltener - mehr oder weniger regelmäßig recht viele menschen aus der Szene (Stichwort: Geburtstagsfeier). Wie gesagt - möglich, aber würde mich wundern.
Du: Bis ein Transgender für sich akzeptiert, dass er Transgender ist, verstreicht Zeit. Bis er dann auch bereit ist, sich in der Öffentlichkeit, egal wie sympathisch diese rüber kommt, zu outen, verstreicht weitere Zeit. Wir reden da durchaus von Jahrzehnten.
Wenn Du Dich mit Transgender Leuten auskennen würdest, wäre Dir das klar und Du wärst vorsichtiger mit der anekdotischen Argumentation.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: General Kong am 7.01.2018 | 19:41
Im großen und ganzen ... mit keinem? ich bin ein sehr gesprächiger mensch und "Liiert?" ist mehr oder weniger die Standardfrage, bzw. "Was machen die Frauen/ was machen die Männer?". Leute mit denen ich "zu tun" habe ... ja ... von denen kann ich dir die offengelebte sexuelle Präferenz eigentlich immer benennen. Finde ich wichtig. Ist ja kein Tabu-Thema oder sowas. Ich meine: einige meiner ältesten Freunde sind absolut homophob. Da kann ich ja schlecht eine Gruppe von Leuten einladen ohne das zu berücksichtigen. Das wäre schon sehr unhöflich. Gerade dann ist es wichtig die sexuellen Präferenzen seiner Mitmenschen sehr genau zu kennen. Ich würde ja auch nie meine alten Kumpels von der AntiFa zusammen mit meinen Freunden der "CSU sind linksliberale Spinner"-Fraktion zusammen an einen Tisch setzen. Das wäre etwas zu viel des Guten. Oder meinen Kumpel den Massentierhaltungs-Schweine-Bauer mit den veganen Mädels ... <muhahahahaha ... lusitg stelle ich mir das allerdings schon vor>

Och, das geht schon - sofern man die Politik die Politik sein läßt und sich auf das Gemeinsame konzentriert - hier: das Spiel.
Kann mir völlig egal sein, welche Partei jemand wählt, mit wem er ins Bett geht oder nicht, was in die Pfanne kommt oder er/sie immer das Binnen-I  oder es das Stenrchen sein muss oder ob man halt weiter "Spieler" sagt benutzt, sofern das nicht zum bestimmenden Thema wird.

Toleranz ist da von beiden Seiten angesagt. Wenn das aber der bestimmenden Aspekt ist, anderen die eigenen Lebensweise aufzudrücken ("Ich esse nur Tofu - ihr nun auch!" - "Wer noch einmal "Spieler und Spielerinnen" und "er/sie" sagt, kriegt aufs Maul" - "Ich habe nur eine feste Freundin, aber dass du mit allen in die Betten gehst - das geht man gar nicht!"), der mit der anstehehenden Tätigkeit (im Spiel Orks aus dem Feenforst zu vertreiben) nichts zu tun hat - dann stimme ich zu.

Mit dem Abfeiern von "Diversivität" als solcher kann ich nichts anfangen (oder ist krank oder arm sein nun auch toll? Brauchen wir z.B. Monarchisten und Falschparker wirklich?).
Mit Toleranz schon.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 19:44
Diversität heißt auch, dass Rollenspiele von einer möglichst vielfältigen Gruppe von Menschen geschrieben werden, die ihre eigene Perspektive einbringen bzw. die Chance dazu bekommen. Rollenspiele wie Dream Askew - a game about and for queers, Bluebeard's Bride oder das von Teylen anderswo genannte Harlem Unbound. Finde ich viel wichtiger als wie irgendwelche großen Verlage ihre Mainstream-Produkte gestalten oder Hausrunden ihre Spielwelt.
Finde ich gut, dass sie geschrieben werden? Sicherlich, warum nicht. Vielfalt ist gut.
Muss ich sie gut finden oder spielen? Nö.
Müssen große Verlage auf den Zug aufspringen? Für mich nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 7.01.2018 | 19:59
Muss ich sie gut finden oder spielen? Nö.
Müssen große Verlage auf den Zug aufspringen? Für mich nicht.

Du musst gar nichts.
Zwei von den drei genannten Spielen sind Kickstarter, Dream Askew Selbstverlag.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 20:01
Muss auf der anderen Seite ein Trupp Idioten losziehen und sich beschweren, weil in einem Sci-Fi-Unterwassersetting eine Figur im Rollstuhl abgebildet ist? So geschehen mit Deep Dark Blue (http://www.drivethrurpg.com/product/175636/Deep-Dark-Blue-o-A-World-of-Adventure-for-Fate-Core). Ich denke mir an der Stelle normalerweise: "Ja lasst die Leute doch einfach machen." Aber das kriegt ein Haufen Leute einfach nicht hin ...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 20:03
Noch ein Gedanke dazu: Wie toll muss das sein, wenn man ein Rollenspielregelwerk aufschlägt (den Fernseher einschaltet, in den Buchhandel geht) und dann mit hoher Treffsicherheit die Darstellungen von spannenden Charakteren sieht, die ähnlich aussehen wie man selbst, ähnliche Dinge mögen, einen ähnlichen Lebensstil führen. Da kann man sich doch gut hineinversetzen, mitfiebern, mitleiden, etc.
Das dürfte weißen, heterosexuellen Männern einfach sehr häufig passieren.
Und so geht es vielleicht auch Menschen, die transgender sind und mal eine Serie sehen, in der ein Transgendermann nicht die Kuriosität ist. Oder einem Schwarzer Menschen, der ein Rollenspiel-Setting liest, in dem ein Mensch mit nichtweißer Hautfarbe an der Spitze eines hochzivilisierten Imperiums steht.

Gerade durch die Interaktivität und Gestaltungsmöglichkeiten von Rollenspiel bietet es sich doch total gut an, mal mit Klischees zu brechen, mal etwas anders zu machen, Erwartungen zu enttäuschen. Das macht hat doch eine gute Story und glaubwürdige Charaktere aus. Weil es nunmal ein zahlenmäßig großer und vor allem mächtiger Teil der Bevölkerung ist, werden traditionell vor allem weiße, heterosexuelle Charaktere in Geschichten portraitiert. Nur das diese Traditionen eben auch aus einer Zeit stammen, wo nichtweiße, nichtheterosexuelle Menschen unterdrückt und verfolgt wurden, macht es aus meiner Sicht umso wichtiger, sie nun, wo wir in einer aufgeklärteren Zeit leben, auch stärker in den Fokus zu rücken. Und ja, aus meiner Perspektive vielleicht sogar mal eine Zeit lang stärker, als das Ihrem prozentualen Anteil in der Gesellschaft entspricht.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 20:06
Diversität heißt auch, dass Rollenspiele von einer möglichst vielfältigen Gruppe von Menschen geschrieben werden, die ihre eigene Perspektive einbringen bzw. die Chance dazu bekommen. Rollenspiele wie Dream Askew - a game about and for queers, Bluebeard's Bride oder das von Teylen anderswo genannte Harlem Unbound. Finde ich viel wichtiger als wie irgendwelche großen Verlage ihre Mainstream-Produkte gestalten oder Hausrunden ihre Spielwelt.

Ein guter Post. Ich habe neulich von einem Cyberpunk Rollenspiel einer Afroamerikanerin gehört. Fände ich super spannend zu sehen, wie sich das von den anderen Sachen unterscheidet. (Wenn ich noch wüsste, wie das heisst.) Ich fand es auch damals cool, als ich bei Curse of the Azure Bonds auf den afrotorilianischen (heisst das so?) Zhenatrim gestoßen bin.

Was ich umgekehrt aber komisch finde ist, wenn in 7. See zwei Kussbilder sind und beide sind gleichgeschlechtlich. Ich habe damit kein Problem aber da gewinne ich dann den Eindruck, ich soll erzogen werden. Und damit habe ich ein Problem. (Ein kleines.)

Kleine Anekdote noch: Habe mir mal ein Buch zum Thema "Nähen" ausgeliehen. Alle abgebildeten Personen waren weiblich. Da hat man dann schon das Gefühl, man soll nicht dazugehören. Das gab mir zu denken.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 7.01.2018 | 20:18
Zitat
Noch ein Gedanke dazu: Wie toll muss das sein, wenn man ein Rollenspielregelwerk aufschlägt (den Fernseher einschaltet, in den Buchhandel geht) und dann mit hoher Treffsicherheit die Darstellungen von spannenden Charakteren sieht, die ähnlich aussehen wie man selbst, ähnliche Dinge mögen, einen ähnlichen Lebensstil führen. Da kann man sich doch gut hineinversetzen, mitfiebern, mitleiden, etc.
Das dürfte weißen, heterosexuellen Männern einfach sehr häufig passieren.
Wie kommst Du darauf? Oder spekulierst Du hier?

Anekdote:
Ich betreibe intensivste Realitätsflucht beim Rollenspiel und beim Lesen. Ich würde behaupten, 95 % aller meiner gespielten Charaktere sind keine weißen Männer (Menschen; Sexualität bleibt eh außen vor, weil für mich vollkommen belanglos). Das erste Bild, was ich suche, ist: Elfen. Immer. Gibt es keine, dann irgendwas anderes, aber nicht Menschen.

Ebenso Bücher. Es mir meist vollkommen egal, wer der Protagonist ist. Hauptsache, das Buch ist cool. Aber die Zeiten, in denen man sich an Sean Connery als Inbegriff dessen, was man sich als weißer heterosexueller Mann wünscht, sind schon ein wenig vorbei.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 20:19
Äh, bitte Statistiknachhilfe nehmen. Wenn überhaupt nur zwei Kussabbildungen da sind, was sollen die denn alles abbilden? Wäre ein gleichgeschlechtlicher Kuss nach deiner Logik nicht viel umerziehender? Doch.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 20:19
Ich habe neulich von einem Cyberpunk Rollenspiel einer Afroamerikanerin gehört.

Das ist jetzt ein bisschen ironisch, denn bis auf das "-in" (also "Autor weiblich") könnte das "Cyberpunk" sein. ;-)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 20:25
@Radulf Hast du denn eine Idee davon, zu was man dich mit den Kussbildern erziehen möchte?

@Rhyltar: ich kann hier keine Zahlen nennen, das ist meine Wahrnehmung als Part der LGBT-Community und die Wahnehmung von Menschen verschiedener, nichtweißer Hautfarbe in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Dass du deine Lieblingscharaktere danach auswählst, dass sie nicht wie du sind, zeigt doch vielleicht, dass es eben nicht schlimm ist, wenn es mehr als die traditionellen Rollenbilder gibt.

Aus meinem Verständnis von Diskriminierung ist immer ein Gefälle von Privilegien notwendig, damit Diskriminierung überhaupt möglich ist. Gibt glaub ich auch viele andere Definitionen, aber ich finde diesen Aspekt eigentlich für mich plausibel. Deshalb greift der Vergleich mit dem Nähen-Ratgeber nicht so ganz und auch der Idee, dass das Vorhandensein von Illustrationen mit gleichgeschlechtlichen Paaren in Rollenspielbüchern heterosexuelle Menschen benachteiligen. Aber wie gesagt, das ist eher meine persönliche Leitlinie.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 20:29
 :btt:
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 20:38
Äh, bitte Statistiknachhilfe nehmen. Wenn überhaupt nur zwei Kussabbildungen da sind, was sollen die denn alles abbilden? Wäre ein gleichgeschlechtlicher Kuss nach deiner Logik nicht viel umerziehender? Doch.

Nun ja, man könnte ja 3 Abbildungen machen. Oder 4. Ist ja nicht so, dass das Buch nur 2 Seiten hat.  ::)

@Aendymion: Wozu man mich erziehen will? Dass es normal ist, homosexuell zu sein. Nur ist es so, dass ich schon finde, dass es normal ist. Und dann denke ich - hey, die glauben wohl, ich finde das nicht normal und muss erzogen werden. D.h. ich habe nichts gegen Homosexuelle oder deren Darstellung, ich habe etwas gegen Leute, die meinen ich bin jemand, den man erziehen müsste. Das war mein Punkt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 20:41
@Radulf Aber das Problem sind auch nicht die Menschen, die denken, dass Homosexualität normal ist. Wenn alle Menschen das so sehen würden, gäbe es gar kein Problem.

Aber genau, etwas mehr back to topic
Hier übrigens mal die von mir zitierten Numenera-Cover

(https://cdnb.artstation.com/p/assets/images/images/007/518/897/large/lie-setiawan-numenera-destiny-liesetiawan.jpg?1506682528)

(https://cdnb.artstation.com/p/assets/images/images/007/391/477/large/lie-setiawan-numenera-discovery-liesetiawan.jpg?1505826789)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 20:42
Bezgl. Cyberpunk - hatte gar nicht mehr daran gedacht, der R. Talsorian ist ja auch Afroamerikaner. Ein echter Pionier in der Zeit.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 20:51
Noch ein Gedanke dazu: Wie toll muss das sein, wenn man ein Rollenspielregelwerk aufschlägt (den Fernseher einschaltet, in den Buchhandel geht) und dann mit hoher Treffsicherheit die Darstellungen von spannenden Charakteren sieht, die ähnlich aussehen wie man selbst, ähnliche Dinge mögen, einen ähnlichen Lebensstil führen. Da kann man sich doch gut hineinversetzen, mitfiebern, mitleiden, etc.
Das dürfte weißen, heterosexuellen Männern einfach sehr häufig passieren.
Und so geht es vielleicht auch Menschen, die transgender sind und mal eine Serie sehen, in der ein Transgendermann nicht die Kuriosität ist. Oder einem Schwarzer Menschen, der ein Rollenspiel-Setting liest, in dem ein Mensch mit nichtweißer Hautfarbe an der Spitze eines hochzivilisierten Imperiums steht.

Gerade durch die Interaktivität und Gestaltungsmöglichkeiten von Rollenspiel bietet es sich doch total gut an, mal mit Klischees zu brechen, mal etwas anders zu machen, Erwartungen zu enttäuschen. Das macht hat doch eine gute Story und glaubwürdige Charaktere aus. Weil es nunmal ein zahlenmäßig großer und vor allem mächtiger Teil der Bevölkerung ist, werden traditionell vor allem weiße, heterosexuelle Charaktere in Geschichten portraitiert. Nur das diese Traditionen eben auch aus einer Zeit stammen, wo nichtweiße, nichtheterosexuelle Menschen unterdrückt und verfolgt wurden, macht es aus meiner Sicht umso wichtiger, sie nun, wo wir in einer aufgeklärteren Zeit leben, auch stärker in den Fokus zu rücken. Und ja, aus meiner Perspektive vielleicht sogar mal eine Zeit lang stärker, als das Ihrem prozentualen Anteil in der Gesellschaft entspricht.

Lebst du nicht in Deutschland? Ernstgemeinte Frage. Wo wurde nach 1945 hier jemand wegen seiner Hautfarbe verfolgt/unterdrückt? Na gut ... vorher eigentlich auch nicht, außer im Imperialsimus und da wurde er nicht verfolgt, sondern ... bevormundet. Wegen der Religion?

Bist du betroffen? Ist für mich eine wichtige Frage. Damit wärst du für mich ein betroffener Mensch, der sich unterrepräsentiert fühlt. Darüber kann man ja sprechen, aber bisher ist mein Kontakt mit eben solchen Menschen sehr begrenzt. Will sagen: ich kenne niemanden, der/die das ändern möchte. (also niemanden persönlich). Ich kenne auch keine Studien/Umfragen, die belegen würden, dass LGBT-Menschen fordern würden in Rollenspielen deutlicher im Vordergrund zu stehen. ich kenne zwei Blogs von menschen, die nicht LBGT sind, die sich aber für genau diese Forderung stark machen. ist ein bisschen wie die 68er Studentenbewegung, die für den "Arbeiter" gekämpft hat, aber die "Arbeiter" wollten das eigentlich gar nicht und hatten auch ganz andere Sorgen. DAS ist das Problem das ich sehe ... und noch ein paar andere. Ich kann den Mehrwert deiner Forderung gegenwärtig nicht erkennen. Sorry. ich gebe mir echt Mühe, aber ich sehen ihn nicht.

Gib mir bitte Gründe jenseits von "im aktuellen Zeitgeist ist es politisch korrekt die Klischees zu brechen - also macht das doch alle" warum ich deinen Antrag unterstützen sollte. Gute Argumente bitte. Bitte.

Denn aus meiner Sicht ist nichts von dem was du da "forderst" relevant oder wichtig. Und ja: ich bin ein heterosexueller, weißer, katholischer, in einer Ehe lebender Mann, Hauptverdiener und Familienvater. Also überspitzt gesagt: dein Feindbild, der "priveligierte". Also: "Whats in it for me?" Was habe ich davon? Was soll mein Mehrwert sein? Der meiner MitspielerInnen, die - was Wunder - in der Regel heterosexuell, weiß, christlich, männlich oder weiblich und verheiratet mit Familie sind (hohe Übereinstimmung mit mir selbst). Zumal ich quasi keine Mitspieler mehr habe, die unter 40 sind - die eigenen Kinder mal außen vor gelassen. Warum sollte ich das spielen wollen? Entsprechende Produkte mit meinem Geld erwerben wollen?

Macht für mich irgendwie keinen Sinn. Erklärs mir also bitte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 20:56
Nun ja, man könnte ja 3 Abbildungen machen. Oder 4. Ist ja nicht so, dass das Buch nur 2 Seiten hat.  ::)

@Aendymion: Wozu man mich erziehen will? Dass es normal ist, homosexuell zu sein. Nur ist es so, dass ich schon finde, dass es normal ist. Und dann denke ich - hey, die glauben wohl, ich finde das nicht normal und muss erzogen werden. D.h. ich habe nichts gegen Homosexuelle oder deren Darstellung, ich habe etwas gegen Leute, die meinen ich bin jemand, den man erziehen müsste. Das war mein Punkt.

Ah ... siehst du, da kommt ein wichtiger Punkt. Ich zum Beispiel finde nicht, dass es normal ist. Ich finde es nur weder abnormal, noch verdammenswürdig. Nur weil etwas nicht abnormal ist, muss es noch lange nicht noirmal, also der Norm entsprechend sein. Aber es jatzt als normal zu bezeichnen geht mir persönlich zu weit. Wäre es normal, also die Norm, dann hätten wir doch diese Debatte hier gar nicht. ich hoffe man kann mir folgen?

@Aendymion: O.K. ich verstehe ... ich bin das Problem. Jetzt verstehe ich deine Postings besser, O.K. Das wird schwierig da auf einen Kompromis zu kommen, aber ich denke wir dürften das hinkriegen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 20:58
Lieber Archoangel... Menschen, die vor 1945 in Deutschland wegen ihrer Hautfarbe von Weißen verfolgt wurden gab es nicht? Sorry, aber ist das dein Ernst?  Schonmal was von Hereros gehört?

Und Radulf: wer genau definiert denn, was „normal“ ist? Die Mehrheit?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Radulf St. Germain am 7.01.2018 | 21:04
Ah ... siehst du, da kommt ein wichtiger Punkt. Ich zum Beispiel finde nicht, dass es normal ist. Ich finde es nur weder abnormal, noch verdammenswürdig. Nur weil etwas nicht abnormal ist, muss es noch lange nicht noirmal, also der Norm entsprechend sein. Aber es jatzt als normal zu bezeichnen geht mir persönlich zu weit. Wäre es normal, also die Norm, dann hätten wir doch diese Debatte hier gar nicht. ich hoffe man kann mir folgen?

Naja, was ist schon normal? Also ich bin's nicht.  ;D

Ich mag Leute die anders sind, finde auch neue Impulse im Rollenspiel gut. Ich mag auch bodenständige Leute. Ich mag eigentlich fast alle. Aber jetzt gehe ich in die Küche und male gechilled eine Landkarte, sitze schon viel zu lange vor dieser Teufelsmaschine. @Aendymion: Vielleicht können wir ja mal zusammen ein cooles Setting im Weltenbaubereich bauen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 21:05
@Aendymion:
Die Hereros und andere Gruppen in Deutsch-Südwestafrika wurden aber nicht aufgrund ihrer Hautfarbe verfolgt, sondern aufgrund ihres Aufstandes. Sicher keine ruhmreiche Aktion, aber sicher auch keine hinter der die Mehrheit des deutschen Volkes gestanden hätte, wenn sie damals darüber informiert gewesen wären. Letztlich wurden sie also nicht in Deutschland verfolgt und das war ja genau die Annahme. Da ich Geschichte unterrichte und den Kolonialismus gerade jüngst wieder einam abgehandelt habe kenne ich mich in puncto Herero ziemlich gut aus, ja. Und bleibe bei meiner Aussage. Sorry.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: General Kong am 7.01.2018 | 21:07
@ Radulf St. Germain:
Und seine Hautfarbe beinflusste das Setting und die Regeln nun inwiefern?
Pionier: Ja. Für Cyberpunkrollenspiele.
Alles andere: Ja, genau.

Z.T. hört sich das "weiße, heterosexuelle Männer machen die Welt schlecht"-Gerede für mich ziemlich anti-vielfältig und - ja - rassistisch an.
Oder macht doch mal eine Unfrage unter (Ex-)Bergarbeitern im UK, wie viel "mütterliche Gerechtigkeit" Frau Thatcher in ihre Politik brachte.
Shaka Zulu war ebenfalls ein großer Heerführer, Alleinherrscher und Schlächter. Und "Vater" einer Nation. Wie Dschinghis Khan.
Alexander der Große war homosexuell (oder bisexuell). Ein großer Herrscher und ebenfalls verantwortlich für 100tausende von Toten.
Tamerlan der Große - da wurden selbst die Mongolen und Osmanen blaß.

Alles keine weißen, männlichen Heteros.

Und wer glaubt, dass die Problemem der Welt vorbei wären, wenn alle Homosexualität als "normal" empfänden - nun:
1. Bitte einmal nachlesen, wie sozialwissenschaftlich "Norm" definiert ist (gibt mehrere - worüber reden wir also?)
2. Den beneide ich darum, den Schlüssel zu allen wichtigen gesellschaftlichen oder dem wesentlichen Problem gefunden zu haben.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 21:07
Naja, was ist schon normal? Also ich bin's nicht.  ;D

Ich mag Leute die anders sind, finde auch neue Impulse im Rollenspiel gut. Ich mag auch bodenständige Leute. Ich mag eigentlich fast alle. Aber jetzt gehe ich in die Küche und male gechilled eine Landkarte, sitze schon viel zu lange vor dieser Teufelsmaschine. @Aendymion: Vielleicht können wir ja mal zusammen ein cooles Setting im Weltenbaubereich bauen?

Unterstütze ich sofort. +1 . Wer oder was ist schon 1005 normal? Nicht desto trotz gibt es eben in Teilbereichen die Norm, oder eben das Normale. Wenn wir darüber jedoch erst streiten müssen werden wir - fürchte ich - auf keinen Nenner kommen. Die Kenntnis um die Bedeutung der Norm setze ich dann doch voraus.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 21:08
Goldantwort: Was normal ist definiert der mit den Privilegien. Oder man findet einfach alles normal, was keinem weh tut, und keiner hat genug Privileg um dir das auszutreiben.

Edit:  Ich benutze das Wort normalerweise nicht so, aber fand es nett, da es bereits fiel und in dem Zusammenhang verständlich ist
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: General Kong am 7.01.2018 | 21:11
Nochmal: Norm ist sozialwissenschaftlich definiert! Sogar mehrfach. Durchaus unterschiedlich.

Leute: Lest nach und schreibt doch nicht einfach so das dahin, was ihr euch so aus dem Lameng zusammendenkt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 21:12
Nochmal: Norm ist sozialwissenschaftlich definiert! Sogar mehrfach. Durchaus unterschiedlich.

Leute: Lest nach und schreibt doch nicht einfach so das dahin, was ihr euch so aus dem Lameng zusammendenkt.
Bei Fachworten können die Fachleute gerne selber Begriffe erklären. Sozialwissenschaften haben ja auch keinen alleinanspruch auf das Wort.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: General Kong am 7.01.2018 | 21:15
Stimmt. Und dann ist also die Definition für Elektriztät "Saft der durch die Wände fließt" für dich ebenfalls okay, denn Physiker haben ja "keinen Alleinanspruch auf das Wort"?

Das ist doch kein Gesprächsniveau, denn es fehlt die Grundlage, wenn jeder mit jedem Wort alles und das Gegenteil meinen kann.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maarzan am 7.01.2018 | 21:19
In vielen Rollenspielsettings, vor allem den älteren, traditionelleren, findet man häufig Spielwelten, die (trotz dem Vorhandensein von Elfen, Orks, etc.) hauptsächlich von einer weißen, menschlichen Bevölkerung dominiert werden. Darüberhinaus tauchen sehr häufig klischeehafte Rollenbilder von Mann (stark, Führungsperson, kämpferisch, etc.) und Frau (emotional, sexy, diplomatisch, etc.) auf. Auf Vertreter anderer Hautfarben trifft man meist nur in vordefinierten Rollen: Die wilden „Waldmenschen“ bei DSA, asiatisch aussehende Ninjas, diverse fahrende „Zigeuner“-Pendants, etc.
Weil das genauso typischerwiese auch entsprechende kulturelle und Ausschnitte aus Referenzen sind, wo die Umstände in den geschichtlichen wie medialen Vorlagen so waren. Die entsprechenden anderen Werke mit anderem Fokus "Pseudoasien", "Pseudosüdamerika", "Pseudoafrika" sieht es entsprechend anders aus.

Ähnlich verhält es sich meiner Wahrnehmung nach mit dem Thema Homosexualität/LGBT. Tauchen diese Themen auf, stehen sie im Vordergrund: Der tuntige schwule Mann, die männliche und wenig weibliche lesbische Frau.

Weil es für die üblichen Szenarien völlig egal ist, was eine Figur da für Vorlieben hat. Es fällt erst auf, wenn ein paar Egos damit speziell auf die Kacke hauen - und würde vermutlich auch den entsprechenden normalen Homosexuellen nerven, was dier/die/das Betreffende da für einen Zirkus macht.
 
Meiner Ansicht nach eignet sich Rollenspiel ganz besonders gut, um die Wahrnehmung von Diversität zu fördern: Wir können ohne großen Aufwand Welten erschaffen, im denen sich Gesellschaften jenseits tradierter Rollenbilder entwickelt haben. Diskriminierung aufgrund von körperlichen Merkmalen wie Hautfarbe oder aufgrund von Herkunft oder Sexualität sind das Erbe UNSERER (postkolonialen) Gesellschaft. In einer selbst erfundenen Welt ist man nicht daran gebunden.
Diese Diversität erfolgt exakt über die Diversität der Welten bzw. Hintergründe. Alles zwanghaft in eine Pampe zu zwingen ist da kein Vorteil sondern wirkt erst recht gezwungen und stärend, ist also im "Gänsestopfmodus" alles andere als verständnisbildend. Entsprechend unförderlich ist es im übrigen da einfach nur einen politischen  Wünschdirwas-Modus drüber zu legen, der dann nicht entsprechend untermauert ist und erst recht WTF Momente erzeugt.

Deshalb mein Aufruf: Fördert mehr Unterschiedlichkeit in euren Spielwelten! Man könnte jetzt argumentieren, dass eure Gruppe ja schon sehr liberal und offen mit diesen Themen umgeht. Aber: Jeder von uns hat seine eigenen Klischees und Vorurteile im Kopf (ist ja sozusagen eine Grundfunktionen unseres Denkens).

Wieso?
Ziel des Spiels ist entsprechend Unterhaltung. Wir haben keinen generellen (politischen) Bildungsauftrag. Der kann da mit einhergehen, aber das ist dann den Leuten selbst zu überlassen, was sie da erkunden wollen. Und das sage ich als jemand, den solche Effekte GUT GEMACHT durchaus interessieren.


Ein kleines Experiment dazu:

Denkt euch spontan und ohne explizit Klischees zu vermeiden drei NSCs aus. Wie sieht sie/er aus? Welchen Beruf hat sie/er? Was sind ihre/seine Vorlieben? Wie könnte sie/er in einer Spielsitzung eingesetzt werden? Einzige Vorgaben sind:
- NSC1 ist eine junge Frau
- NSC2 ist ein Schwarzen Mann
- NSC3 ist eine lesbische Frau

Es gibt jede Menge junge Frauen im Setting. Wenn da keine bestimmte Rolle für benötigt wird, dann ist das natürlich nahe am Clichee sein, weil Clichee eben auch nur eine vereinfacht oder leicht übertriebene Zusammenfassung von erwarteten weil statistisch häufigen Standardeigenschaften/mustern ist.
Wird eine entsprechende Rolle benötigt, kommt der NSC nicht von der Stange und ist dafür auch nicht so "spontan" hingeworfen, sondern auf diese Rolle zugeschnitten!

Ebenso mit dem schwarzen Mann. Je nachdem, wo das spielt ist er erst einmal einfach einer aus der gesichtslosen Masse oder eben etwas besonderes.

Die lesbische junge Frau. Die lesbische Frau ist dann eben auch nur eine zufällig von geraten 6-7% aller Frauen im Setting. Und wenn da nicht aus irgendwelchen ungewöhnlichen Gründen ein ungewöhnlicher Fokus drauf gelegt wird, wird man es nie erfahren wer jetzt was für Präferenzen hat. Weil man das private Sexleben der Heteros im Üblichen auch nicht mitbekommt.


Ein paar Beispiele, wie ich als SL Diversität in meinen Runden umsetzen könnte:

- Eine Spielwelt, in der ein Königreich mit Schwarzen Menschen mal keine „animistisches Stammesgesellschaft“, sondern ein feudalistisches Königreich mit ausgeprägtem Rittertum ist
- Ein Wissenschaftler bei Shadowrun, der aufgrund seiner revolutionären Forschung zur Nanotech in der Presse ist, dessen Transsexualität aber schlicht unerwähnt bleibt
- Ein junger Bauerssohn, der die Hilfe der Helden benötigt, weil er beim Versuch, seinen Geliebten vor Monstern zu retten, verletzt wurde
- Spielt mal einen Charakter mit anderem Geschlecht, Hautfarbe oder Sexualität und bemüht euch, auf Klischees zu verzichten

Kannst du ja machen. Wenn du es interessant gestaltest wirst du vermutlich auch Mitspieler bekommen.

Stellt eure und die Erwartungen eurer Mitspieler auf den Kopf und versucht zu zeigen, dass Vorurteile und Zuschreibungen auch mal falsch sein können.

Das Lebens schreibt die Geschichten. Da ergibt sich so etwas eh von selbst - oder eben auch nicht.


Und an die Rollenspielverlage: Traut euch und verwendet auch Illustrationen, die Frauen in „klassisch männlichen“ Berufen oder Tätigkeiten gezeigt werden. Zeigt auch mal Menschen mit anderen Hautfarben als Weiß außerhalb von Rollen, die Vorurteile gegenüber diesen Menschen bestätigen. Brecht beim Worldbuilding mit Klischees. Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund.

Schau einfach mal über das was du sehen willst hinaus und du wirst genug davon erkennen.
Andererseits kann cih nachvollziehen, wenn sie kein Bock darauf haben. Recht machen können sie es vermutlich den Aktivisten eh nicht, also tun sie das, wovon sie leben: Produkte für die kaufende Masse.
 
Und wie gesagt:
"Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund" zeigt schon den inkohärenten Irrsinn. Wenn die Orientierung nicht in den Vordergrund gezerrt wird, dann ist sie einfach nicht erkennbar und unbekannt. Was Wachtmeister X jetzt im heimischen Schlafzimmer macht ist einfach egal und wird so oder so ignoriert, wenn er/sie/es nicht gerade offensiv darauf anlegt und damit den Eindruck von freakshow selbst eröffnet!

Was ist dadurch zu gewinnen: Respekt, Wertschätzung und Anerkennung für Menschen, die nicht den zahlenmäßig größten Bevölkerungsgruppen entsprechen. Langfristig vielleicht sogar ein Aufweichen von Vorurteilen und mehr Akzeptanz. Klar, man kann jetzt argumentieren, dass das alles ja „Randprobleme“ seien, die deshalb wenig Beachtung finden, weil es um eine „kleinen“ Kreis von Personen gehe. Aber welche Nachteile hätte es?

Was wird so krude primär erzeugt: Ablehnung wegen plumper Indoktrination und die Erkenntnis "ohne Magie aus dem Off und Railroading scheint Gleichberechtigung ja wohl doch nicht zu funktionieren".

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 7.01.2018 | 21:19
 Ok, dann fang ich an. So stell ich mir das vor:
Eine Norm ist eine Menge von Merkmalen, und bei Abweichung ist davon auszugehen dass man das gesondert beachten muss.
Körpergröße für Achterbahn,  Hühnchenanteil für Suppe, Geschlechter für den Pass.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 7.01.2018 | 21:42
Kleiner Hinweis: Wenn der Thread zu sehr in Richtung Speakers Corner driftet, wandert er genau da hin...
Derzeit mangelt es an Rollenspielbezug...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 7.01.2018 | 21:43
@Maarzan: super Post. Daumen hoch. Du bringst es sehr gut auf den Punkt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 21:48
Ich weiß nicht, wie ich das scherzig formulieren soll, deshalb mal ernst... Früher zumindest bot DSA noch einen gewissen Anteil an dem, was man "Fan-Service" nennt, was in so lustigen Sachen wie Lesben-Bondage-Sex-Szenen in Romanen mündete. Man kann jetzt natürlich glauben, dass das alles nur Anti-Diskriminierung war (genauso wie die Bilder von nackten Leuten), aber persönlich bin ich geneigt, das damals zumindest eher auf o.g. Zielgruppe zu schieben ;-) Ich war ja auch mal jung und fand das damals auch nicht schlimm, aber dass ich dabei irgendwie was über Gleichberechtigung oder so gelernt habe, bezweifle ich jetzt mal so ein wenig.

Aber, wie gesagt, ich denke, das ist mittlerweile auch besser und als ich zumindest noch in der 4. Auflage gespielt habe, ist mir das nicht mehr so aufgefallen wie in früheren Publikationen.
Ich denke schon, dass ich damit etwas über Gleichberechtigung gelernt habe. Fan-Service (gibt es den Ausdruck auch außerhalb von Anime-Kreisen) ist klar für die Zielgruppe, dass da auch nackte Männer dabei sind, ist Teil der Gleichberechtigung. Dass Rahja Puff-Tempel hat und das abgebildet wird, ist wohl teils für die Zielgruppe, dass männliche Rahjapriester existieren und von weiblichen Rondrageweihten frequentiert werden ist die Gleichberechtigung.

Ich bin nicht sicher, was ich davon halte, dass sich das geändert hat (hin zu weniger Sex).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Tante Petunia am 7.01.2018 | 21:53
Zum Eingangsthemamund sein beinhalteter Aufruf:

Nein, das werde ich nicht machen!

1. How dare you? Ich bin 48, der jüngste Spieler in meiner Runde ist 38. Die politische und soziologische Meinungsbildung der Beteiligten in unserer Runde ist eigentlich abgeschlossen. Wer bin ich, dass ich mich hinreißen lasse, jemanden zu manipulieren. Und andersherum: wer bist Du, daß du glaubst, das Recht zu haben, mich zu manipulieren (wenn Du mein Spielleiter wärst)?

2. Ich bin in meiner Spielrunde weder irgendjemandes Pädagoge, noch für gesellschaftliche oder politische Entwicklung zuständig. Ich verbringe da meine Freizeit und sehe mich in keinerlei Auftrag, ausser, dass ich meine Freizeit unterhaltsam gestalten möchte (was impliziert, dass ich die Reizeit der Mitspieler auch unterhaltsam gestalten möchte).

3. Falsche Zielgruppe! Ich spiele mit den Leuten zusammen, die meine Freunde sind und die ich mag. Daraus folgt, daß wir in sehr großen Zügen sehr ähnliche Ansichten haben, politische und gesellschaftliche implizit. Wenn ich der Meinung wäre, meine Mitspieler hätten irgendwelche Defizite in ihren politischen oder gesellschaftlichen Ansichten oder Verhalten, wären sie keine Kandidaten gewesen, mit denen ich zusammenspielen würde. Es ist schlicht die falsche Zielgruppe.

4. Die Computer-Killerspiel-Debatte. Die Welt ist nict die Rollenspielwelt und umgekehrt! Ich (und Mitspieler) spiele durchaus Figuren, die in ihrem Setting gewaltbereit sind, Gegner töten oder vielleicht sogar als Soziopathen angesehen werden könnten. Macht mich das jetzt deswegen zu einem gewaltbereiten Soziopathen? Nein! ergo: was in der Spielwelt passiert, bleibt in der Spielwelt. Die beteiligten Spieler haben genug Hirn, um differenzieren zu können.

Schlicht: ich halte das für eine total bescheuerte Idee!
Wenn ich mich mit meinen Freunden über Politik und Gesellschaft auseinandersetzen will, dann machen wir das direkt!
Ich habe zu viel Respekt vor Ihnen, um auf eine solche unterschwellige Art und Weise eine Manipulation zu versuchen.
+1 Danke Boba!

Und nur mal so aus dem Leben gegriffen: Ich habe gerade in einer Spielrunde gespielt, in der keiner jünger als 38 und einer laaaangsam aber sicher auf die 60 zu geht, in der vom Doktor und Vorstandvorsitzenden einer AG bis zum Hartz IV-Empfänger ein sehr breites gesellschaftliches Spektrum einträglich einen vergnüglichen Spieleabend miteinander verlebt haben - achso: Männer und Frauen sind dort auch gemischt in der Runde vorhanden....
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 1of3 am 7.01.2018 | 21:54
Zitat
"Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund" zeigt schon den inkohärenten Irrsinn.

Du, ich weiß da einen Trick. Ist gar nicht so schwer. Pass mal auf...

@Aendymion: Wie würdest du das machen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 7.01.2018 | 21:54
Ich muss gestehen, dass ich es schon gut fände, wenn es mehr Diversität gäbe, aber vor allem unter den Spielern.
WotC zeigt schon diverse farbige Charaktere mit ziemlich coolen Outfit.
Und bei Pathfinder sind nichtweise Kulturen ziemlich hart drauf.
Also würde ich mir schon wünschen, dass wir mehr farbige Spieler hätten. Was nicht heterosexuelle Spieler angeht, so vermute ich, dass es schon einen guten Anteil gibt.

Aber die Darstellung in den Regelwerken bringt scheinbar nicht viel.

Ich sehe es so: Nimmt die Diversität in der Gruppe zu, nimmt diese im Spiel automatisch auch zu.

Also würde ich eher fragen, wie man das erreichen kann.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bildpunkt am 7.01.2018 | 22:03
Also ich find den Aufruf jetzt nicht so aufregendswert - jede/r bzw jede Gruppe kann doch selbst bestimmen ob dieses Thema reinpasst oder nicht.

Ich persönlich (spiele meist Fäntelalter oder etwas früher) würde es als SL entweder zum Thema machen wenn ein/e Spieler/in das Thema für seinen/ihren SC zum Thema macht und nicht nur als Charakterdekoration. Oder aber - sorry wenn das jetzt zu instrumentalistisch daherkommt - mal zu einer  interessanten Plotentwicklung beiträgt und in der Tat mal mit der oft heteronormativen-stereotypischen Erwartungshaltung von Spieler/innen bricht.

Ich habe eher das Problem am Spieltisch das unterschiedliche  Fantasy Rassen so gespielt werden als ob es unterschiedliche Kulturen wären und körperliche Dispositionen die die Psyche beeinflussen könnten (zB Langlebigkeit --> Ennui) ignoriert werden, Hauptsache der "build" stimmt. Wenn das schon so ist habe ich die Befürchtung das LGTB ebenso zur Charakterdeko verkommt wenn eingesetzt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 7.01.2018 | 22:07
Also würde ich mir schon wünschen, dass wir mehr farbige Spieler hätten.

Wer ist "wir"?

Im Vergleich mit meinen anderen Hobbies (und Nachbar-Hobbies, in die ich Einblicke habe) ist mein Rollenspieler-Dunstkreis nicht auffällig mehr oder weniger heterogen. Und mir ist jetzt auch nicht aufgefallen, dass die Anwesenheit der "Farbigen" sich irgend wie besonders auswirkt. Ich hatte auch schon Runden komplett mit weißen, heterosexuellen Biodeutschen - qualitativ ist da kein Unterschied spürbar gewesen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bildpunkt am 7.01.2018 | 22:12
+1 Danke Boba!

Und nur mal so aus dem Leben gegriffen: Ich habe gerade in einer Spielrunde gespielt, in der keiner jünger als 38 und einer laaaangsam aber sicher auf die 60 zu geht, in der vom Doktor und Vorstandvorsitzenden einer AG bis zum Hartz IV-Empfänger ein sehr breites gesellschaftliches Spektrum einträglich einen vergnüglichen Spieleabend miteinander verlebt haben - achso: Männer und Frauen sind dort auch gemischt in der Runde vorhanden....

OT: gut zu lesen, jetzt wo ich Ü40 bin frage ich mich ob es sowas wie Altersdiskriminierung in der RPG Szene geben könnte...(ernst gemeint)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 7.01.2018 | 22:13
"Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund" zeigt schon den inkohärenten Irrsinn. Wenn die Orientierung nicht in den Vordergrund gezerrt wird, dann ist sie einfach nicht erkennbar und unbekannt.

Das halte ich gerade bei Rollenspielerin für eine ziemlich kreativitätsfreie Einstellung. Klar, bei den vielen NSCs wird schlicht absolut nicht thematisiert, welche sexuelle Orientierung da vorherrscht, stimmt. Aber es GIBT welche, bei denen es thematisiert wird. Nicht, indem es in den Vordergrund gezerrt wird, nicht, indem der NSC offensichtlich rumbaggert o.ä. Nein, in vielen Fällen auf eine sehr einfache Art und Weise: Indem Paare gezeigt werden. Der Wirt und seine Frau, zum Beispiel. Wenn der Wirt schwul und verheiratet ist, kann man das problemlos auftauchen lassen und völlig unaufgeregt nebenbei als ein Detail von vielen erwähnen, wenn es sich ergibt. Und genauso kann man in entsprechenden Settings auch sicher noch diverse andere Arten finden, wo man das, wenn es passt und Abwechslung bringt, einstreut. Nicht als wichtiges Element, sondern halt als EIN Element, wie die Haarfarbe.

Persönlich würde ich das aber auch niemals als "lehrreich" ansehen wollen. Dafür ist Rollenspiel, zumindest für mich, idR nicht da (außer alle wollen es so sehen, dann viel Spaß) und Oberlehrer braucht echt keiner. Ich würde es anbringen, wenn es Teil des Settings ist, eben um das Setting in all seinen Facetten zu beschreiben und nicht immer nur die gleichen Facetten. Einfach um die Welt etwas bunter und interessanter darzustellen, effektiv der gleiche Grund, warum nicht alle Wirte dick sein müssen - wäre ja langweilig.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 22:15
Lebst du nicht in Deutschland? Ernstgemeinte Frage. Wo wurde nach 1945 hier jemand wegen seiner Hautfarbe verfolgt/unterdrückt? Na gut ... vorher eigentlich auch nicht, außer im Imperialsimus und da wurde er nicht verfolgt, sondern ... bevormundet. Wegen der Religion?
Ich habe mich mal für eine Zufallstabelle mit der Bevölkerung in meinem Wohnort beschäftigt und realisiert, dass 18% hier Türkischstämmig sind. Und sie werden diskriminiert, wegen Hautfarbe und Religion. Ein Freund von mir hat nur etwas dunklere Hautfarbe und hatte schon dadurch immer mal wieder Probleme - einfach weil er ein bisschen Türkisch aussieht.

Ich habe die dann nicht veröffentlicht, weil ich keine Lust auf die zu erwartenden rassistischen Kommentare hatte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 22:17
Wie ist das bei euch so? Kennt ihr viele Menschen, deren Rechte auf erhötes Auftreten im Spiel hier gerade erstritten werden sollen und wenn ja: bemängeln die eigentlich den "Ist"-zustand, oder ist das denen eher bums?
Viele ist relativ. Verglichen zur Anzahl der aktiven Rollenspieler und Rollenspielerinnen, mit denen ich schon in der gleichen Runde gespielt habe, würde ich von etwa 5-10% L, G oder Bi ausgehen (von denen ich das weiß!). Offene Transgender-Rollenspieler*innen (Stern mit Absicht gewählt, weil hier definitiv angebracht) kenne ich keine, allerdings drei von einer Musik-Con, auf die ich regelmäßig gehe (ich weiß nicht, ob sie auch Rollenspiele spielen).

Ob ihnen das bums ist kann ich dir nicht sagen. Ich bin mir recht sicher, dass es ihnen nicht bums wäre, wenn ich "Sexuelle Orientierung" auf das Charakterblatt aufnehmen würde und es da nur die Kategorie "hetero" gäbe. Ich kenne zwei Rollenspieler, mit dem ich schon in Runden gespielt habe, bei denen ich davon ausgehe, dass es für sie ein Problem wäre, einen Schwulen zu spielen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Luxferre am 7.01.2018 | 22:18
Kleiner Hinweis: Wenn der Thread zu sehr in Richtung Speakers Corner driftet, wandert er genau da hin...
Derzeit mangelt es an Rollenspielbezug...

Zu das  :d

Ich lese nichts von: so wünsche ich mir Diversität und Antidiskriminierung in Rollenspielen.
Alle, selbst meine Posts sind SC.
Der passiv-aggressive Tonfall vieler Leute (inkl. Startpost) tut sein Übriges.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 22:19
Ich lese nichts von: so wünsche ich mir Diversität und Antidiskriminierung in Rollenspielen.
Was ist mit meinen "DSA macht das schon erstaunlich richtig"-Beiträgen?

Oder meinen "wir machen das so"-Beiträgen?

Oder dem "in Monsterhearts sind alle implizit bi"-Beitrag?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 22:20
Du, ich weiß da einen Trick. Ist gar nicht so schwer. Pass mal auf...

@Aendymion: Wie würdest du das machen?

Ganz einfach. Klassischer, 0-8-15-Fantasy-Plot: Die SCs bekommen vom Dorfältesten eines kleinen Örtchens den Auftrag, einen angeblich verfluchten Schrein im nahen Gebirge zu untersuchen. Eine Woche vorher ist der Ehemann des Dorfältesten, ein ehemaliger Lehrer einer Kriegerakademie im Ruhestand verschollen, als er den Schrein untersuchen wollte. Das erzählt er den SCs natürlich, denn er macht sich Sorgen.

Hier steht der Plot (was ist mit dem Schrein, lebt der Verschollene noch, was hat er entdeckt?), nicht die Sexualität des Auftraggebers im Vordergrund. Sie ist sozusagen Beiwerk, gibt mir aber vielleicht das Gefühl, dass die Spielwelt bunt und vielleicht sogar realistisch und nachvollziehbar ist.

EDIT: Auch Irians Beispiele sind genau das, was ich meine: Das schwule Wirtspaar, die Schmiedin, der dunkelhäutige Hauptmann der Stadtwache. Die Funktion steht im Vordergrund, das diskriminierte Merkmal ist EIN Aspekt und führt nicht zu mit Vourteilen verknüpften Eigenschaften.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Der Nârr am 7.01.2018 | 22:21
Nur noch in gesellschaftlichen Utopien zu spielen würde wohl 99% der Rollenspielsettings zu Papiermüll machen - irgendwie keine schöne Vorstellung.

In DSA findet man ja schon sehr viele Abbildungen von "starken Frauen", also Ritterinnen, Schmiedinnen usw., auch bei den Geweihten wird doch immer drauf geachtet (Kriegsgöttin ist eine Frau). Ich finde komisch, dass es immer nur in diese Richtung geht und ja auch nur in dieser Richtung vom OP gefordert wird.

Ich würde mir auch mehr männliche Hebammen, männliche Grundschullehrerinnen oder männliche Waschweiber wünschen.

Aber ich versteh schon, als Mann werde ich ja nicht diskriminiert, ich darf ja schon der große starke Krieger sein und habe daher nichts zu meckern :Ironie:.

P.S.: Als SL schlüpfe ich ständig in andere Geschlechter, Hautfarben, Kulturen, sexuelle Ausrichtungen und sogar Spezies.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 7.01.2018 | 22:21
Wer ist "wir"?

Im Vergleich mit meinen anderen Hobbies (und Nachbar-Hobbies, in die ich Einblicke habe) ist mein Rollenspieler-Dunstkreis nicht auffällig mehr oder weniger heterogen. Und mir ist jetzt auch nicht aufgefallen, dass die Anwesenheit der "Farbigen" sich irgend wie besonders auswirkt. Ich hatte auch schon Runden komplett mit weißen, heterosexuellen Biodeutschen - qualitativ ist da kein Unterschied spürbar gewesen.

Ich hab bislang so gut wie keine nichtweissen Spieler getroffen in all den Jahren - sei es in Spielrunden oder auf Cons.
Deshalb gehe ich davon aus, dass überwiegend Weisse RPG betreiben.

Wenn das in Deinen Runden anders läuft, find ich das gut.

Ich glaube auch nicht, dass nichtweisse Spieler besser sind, sondern fände es generell besser, wenn wir so mehr Spieler hätten.

Und bei meinen Runden sind halt auch die SCs meist weiss gewesen. Deshalb auch meine Vermutung, dass nichtweisse Spieler eher nichtweisse Charaktere spielen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Luxferre am 7.01.2018 | 22:22
Was ist mit meinen "DSA macht das schon erstaunlich richtig"-Beiträgen?

Oder meinen "wir machen das so"-Beiträgen?

Oder dem "in Monsterhearts sind alle implizit bi"-Beitrag?

Ja, Du hast Recht. Es gibt vereinzelt gute Posts. Die wollte ich nicht unter den Teppich kehren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 22:25
Ich wäre ja schon froh, wenn Cross Gender Play kein Thema mehr im Rollenspiel wäre, das noch regelmäßig als diskussionswürdig erachtet wird. ::)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bad Horse am 7.01.2018 | 22:25
Ich wäre ja schon froh, wenn Cross Gender Play kein Thema mehr im Rollenspiel wäre, das noch regelmäßig als diskussionswürdig erachtet wird. ::)

Ja, absolut!  :d
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: felixs am 7.01.2018 | 22:26
Alles was ich hier schreiben könnte, wäre völlig ausschließlich politisch und hätte mit Rollenspiel nichts mehr zu tun. (Was nicht bedeuten soll, dass es nicht eine Überschneidungssumme geben könnte).

Das bringt uns alles überhaupt nicht weiter und ich wäre dringed dafür, dass das beendet wird.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 22:34
Wie wärs denn dann, wenn wir diesen Thread wieder in ne aus meiner Sicht produktive Richtung lenken:

Lasst uns Beispiele für Diversität zu sammeln. Welche Produkte kennt ihr (neben den bisher genannten), in denen eurer Meinung nach bekannte Klischees bewusst vermieden und inklusiv mit oft zu Diskriminierung führenden Merkmalen (Hautfarbe, Geschlecht, Sexualität, etc.) umgegangen wird?

Sammeln wir noch mehr Beispiele, wie man diskriminierende Klischees im Spiel brechen kann (ein paar Beispiele hab’s ja schon).

Wen es nicht interessiert oder es nicht für notwendig hält: Gute Nacht und viel Spaß mit anderen Themen im Forum!

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 7.01.2018 | 22:36
Ganz einfach. Klassischer, 0-8-15-Fantasy-Plot: Die SCs bekommen vom Dorfältesten eines kleinen Örtchens den Auftrag, einen angeblich verfluchten Schrein im nahen Gebirge zu untersuchen. Eine Woche vorher ist der Ehemann des Dorfältesten, ein ehemaliger Lehrer einer Kriegerakademie im Ruhestand verschollen, als er den Schrein untersuchen wollte. Das erzählt er den SCs natürlich, denn er macht sich Sorgen.

Hier steht der Plot (was ist mit dem Schrein, lebt der Verschollene noch, was hat er entdeckt?), nicht die Sexualität des Auftraggebers im Vordergrund. Sie ist sozusagen Beiwerk, gibt mir aber vielleicht das Gefühl, dass die Spielwelt bunt und vielleicht sogar realistisch und nachvollziehbar ist.
Für sowas wären Zufallstabellen perfekt geeignet. Wir haben hier doch eine nicht zu vernachlässigende Gruppe von Leuten, die gerne Zufallstabellen nutzt. Eine kleine Tabelle zum Beziehungsstatus, die gleichzeitig die Verteilung der sexuellen Orientierung in der entsprechenden Region korrekt repräsentiert, würde das vollständig abdecken.

Beziehungsstatus wäre z.B. mal ohne statistische Korrektheit (Zahlen für D wären toll):
- 10% Jungfrau/-mann,
- 10% Single (immernoch verliebt),
- 10% Single (sucht hetero Partner),
- 5% Single (sucht homo Partner),
- 10% Single (will keine Beziehung),
- 30% Ehe (W6-1 Kinder),
- 20% Geschieden (W6-1 Kinder),
- 5% Ehe (homo, W3-1 Kinder).

Zu transsexuellen brauchen wir eine Tabelle, die auch sehr seltene Fälle erfasst: Trans-Ident e.V. spricht von 0,01413% der Bevölkerung (https://www.trans-ident.de/informationen/174-wie-viele-transsexuelle-gibt-es-in-deutschland). Das würde ich allerdings nur in einer Kampagne machen, in dem Transsexualität Thema der Kampagne ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chiarina am 7.01.2018 | 22:38
Wie bei vielen aktuellen Themen nehme ich mir die Freiheit, die Dinge mal von der Seite, mal von der anderen Seite zu betrachten. Daher gibt´s für mich auch zwei Antworten hier in diesem Strang.

Antwort 1 überlasse ich jemandem, der mit solchen komplexen Themen besser umgehen kann als ich:
Funny Van Dannen: lesbische schwarze Behinderte (https://www.youtube.com/watch?v=YnH1Cfin9TY)

Antwort 2 überlasse ich auch jemandem, der mit solchen komplexen Themen besser umgehen kann als ich. Ich verweise auf die Antwort Nr. 2 von Ucalegon, der dort einen in meinen Augen lesenswerten Artikel verlinkt hat. Das ist kein Kampfpamphlet und kein Aufruf. Der Text will auch gar nicht, dass jemand im Alter von 50 Jahren nach 30 Jahren Rollenspiel plötzlich erkennt, dass er sich mit seinem Hobby seine Vorurteile wegtherapieren lassen kann. Der Artikel erzählt einfach nur die Geschichte von ein paar kleinen Spielen, in denen von den Spielern ganz unterschiedliche Minoritäten dargestellt werden. In mir hat genau dieser von Ucalegon verlinkte Artikel einen Denkprozess ausgelöst (aber ich werde mich nicht entblöden und den hier breittreten).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Luxferre am 7.01.2018 | 22:50
Ganz einfach. Klassischer, 0-8-15-Fantasy-Plot: Die SCs bekommen vom Dorfältesten eines kleinen Örtchens den Auftrag, einen angeblich verfluchten Schrein im nahen Gebirge zu untersuchen. Eine Woche vorher ist der Ehemann des Dorfältesten, ein ehemaliger Lehrer einer Kriegerakademie im Ruhestand verschollen, als er den Schrein untersuchen wollte. Das erzählt er den SCs natürlich, denn er macht sich Sorgen.

Hier steht der Plot (was ist mit dem Schrein, lebt der Verschollene noch, was hat er entdeckt?), nicht die Sexualität des Auftraggebers im Vordergrund. Sie ist sozusagen Beiwerk, gibt mir aber vielleicht das Gefühl, dass die Spielwelt bunt und vielleicht sogar realistisch und nachvollziehbar ist.

EDIT: Auch Irians Beispiele sind genau das, was ich meine: Das schwule Wirtspaar, die Schmiedin, der dunkelhäutige Hauptmann der Stadtwache. Die Funktion steht im Vordergrund, das diskriminierte Merkmal ist EIN Aspekt und führt nicht zu mit Vourteilen verknüpften Eigenschaften.

Und das ist alles besser, als der weiße hetero Wirt, der blonde Wikingersheriff, der Zwergenschmied?
Was macht es besser?
Warum sollte ich krampfhaft Dinge implementieren, die vielleicht gar nicht passen oder existieren?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 7.01.2018 | 22:52
Ich hab bislang so gut wie keine nichtweissen Spieler getroffen in all den Jahren - sei es in Spielrunden oder auf Cons.
Deshalb gehe ich davon aus, dass überwiegend Weisse RPG betreiben.

Die Bevölkerung in Deutschland ist überwiegend "weiß", deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn in nicht-hautfarben-spezifischen Hobbies in Deutschland überwiegend "Weiße" tätig sind. Das ist im Schützen-, Gesangs- und Sportverein so, in der Kletterhalle und in der Oper sehe ich auch fast nur "Weiße", und beim Rollenspiel eben auch. Das liegt aber nicht daran, dass "Farbige" diskriminiert werden oder man die rausekelt oder gar nicht einlädt, sondern schlicht daran, dass es insgesamt weniger davon gibt. 0%-20% halt, je nach Gegend.

Und die "Farbigen", die spielen, halten sich wahrscheinlich von Runden fern, in denen sie auf ihre Hautfarbe reduziert werden ("Ich wünsche mir mehr Farbige in meiner Spielrunde.") sondern spielen da, wo sie einfach Mensch/Kollege/Mitspieler/Spielleiter sind.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Edwin am 7.01.2018 | 22:56
Ich hatte mal ein ganz positives Erlebnis mit der Thematik im Rollenspiel.

Unsere Gruppe hatte herausgefunden, dass zwei Anführer von eigentlich verfeindeten Fraktionen kooperierten.
Wir haben länger gebraucht, um herauszufinden, dass diese heimlich eine Beziehung hatten.

Ich fand das in diesem Moment sehr angenehem eingebaut, weil die Beziehung somit einen natürlichen Platz in der Geschichte bekam und ganz nebenbei auch ein schlauer Kniff war um die Sache etwas rätselhafter zu gestalten - auf eine heterosexuelle Romanze wären wir nämlich garantiert schneller gekommen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 7.01.2018 | 23:25
Die Bevölkerung in Deutschland ist überwiegend "weiß", deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn in nicht-hautfarben-spezifischen Hobbies in Deutschland überwiegend "Weiße" tätig sind. Das ist im Schützen-, Gesangs- und Sportverein so, in der Kletterhalle und in der Oper sehe ich auch fast nur "Weiße", und beim Rollenspiel eben auch. Das liegt aber nicht daran, dass "Farbige" diskriminiert werden oder man die rausekelt oder gar nicht einlädt, sondern schlicht daran, dass es insgesamt weniger davon gibt. 0%-20% halt, je nach Gegend.

Und die "Farbigen", die spielen, halten sich wahrscheinlich von Runden fern, in denen sie auf ihre Hautfarbe reduziert werden ("Ich wünsche mir mehr Farbige in meiner Spielrunde.") sondern spielen da, wo sie einfach Mensch/Kollege/Mitspieler/Spielleiter sind.

Wie bereits erwähnt, hab ich auch praktisch keine oder kaum nichtweisse Leute auf Cons gesehen, die in Städten oft stattfinden, wo der Anteil an nichtweissen Leuten größer ist als auf dem Land.

Dass sich solche Leute entsprechende Runden suchen von Kumpels etc., in denen sie ganz normal behandelt werden, ist ja das normale Vorgehen.

Hey, könnte das der Grund sein, weshalb man solche Spieler auch kaum auf Cons findet - aus Angst vor einer Sonderbehandlung?

Anekdote übrigens: Ich war in Kapstadt 2007 auf einer Von. Auch dort waren es fast ausschließlich Weisse, die dort gespielt haben.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 7.01.2018 | 23:28
Edwins Beispiel zeigt ja sogar auch mal, was für „Nicht-Betroffene“ rausspringen kann.  :d

Hab noch ein aktuelles Produkt-Beispiel: das PbtA-Spiel „City of Mist“ hat in den letzten Tagen ein Playbook veröffentlich, mit dem man eine lesbische junge Frau spielt, die nach den Entführern ihrer Partnerin sucht und dazu in die Rolle einer lautlosen, gefährlichen Jägerin schlüpft.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 7.01.2018 | 23:44
Hey, könnte das der Grund sein, weshalb man solche Spieler auch kaum auf Cons findet - aus Angst vor einer Sonderbehandlung?

Anekdote übrigens: Ich war in Kapstadt 2007 auf einer Von. Auch dort waren es fast ausschließlich Weisse, die dort gespielt haben.

Wenn du der Schwarze auf einer Con voller Weißer bist? Der einzige Mann auf der Fortbildung? der einzige Naturwissenschaftler zwischen den ganzen Geisteswissenschaftlern? Der einzige Deutsche zwischen den Italienern? Hey, das ist immer irgendwie mulmig. Entsprechend sieht die Einstiegsschwelle aus.

Tipp: Einfach mal "Sonderbehandlung" googlen. Ist'n riesiges Fettnäpfchen, insbesondere in dem Kontext.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 00:10
Ich hatte mal ein ganz positives Erlebnis mit der Thematik im Rollenspiel.

Unsere Gruppe hatte herausgefunden, dass zwei Anführer von eigentlich verfeindeten Fraktionen kooperierten.
Wir haben länger gebraucht, um herauszufinden, dass diese heimlich eine Beziehung hatten.

Ich fand das in diesem Moment sehr angenehem eingebaut, weil die Beziehung somit einen natürlichen Platz in der Geschichte bekam und ganz nebenbei auch ein schlauer Kniff war um die Sache etwas rätselhafter zu gestalten - auf eine heterosexuelle Romanze wären wir nämlich garantiert schneller gekommen.

Das ist ja nun wiederum nichts wirklich neues. Denke ich zumindest. In meiner Star Wars Runde gab es einen schwulen Modeschöpfer, der gefühlt in jedem zweiten Abenteuer eine wichtige Rolle spielte. Mein letzter Vampire:live Character war schwul (Malkavianer-Primogen) und hatte eine Beziehung mit dem Toreador-Primogen (auch SL) ... war für uns beide sehr praktisch: wir konnten uns In-Play zurückziehen um unserer SL-Absprache nachzugehen, ohne dass es irgendwie komisch aussah.
In einem anderen D&D-Abenteuer hat der Elfenfürst zunächst versucht die beiden Mädels zu verführen, hat das aber vergeigt. Daraufhin ging er zum Menschen-Krieger, der seinen Char spontan als "Bi" definierte - wahrscheinlich auch um die Mädels zu ärgern und hatte dann `ne schöne Zeit ... und einen wertvollen Verbündeten fürs Leben.
Auf einer CON (6 erinnerst du dich noch?) haben wir mal zu dritt ein und denselben Char gespielt - mit Persönlichkeitsstörung. Eine Persönlichkeit war ein männlicher CN-Krieger, die andere eine weibliche LN-Zauberin und die dritte das geschlechtsneutrale intelligente Schwert. Nach bestimmten - von  uns abgesprochenen - Schlüsselworten wurde die dominante Persönlichkeit gewechselt. War sehr witzig. Also für uns. Charakter wurde recht androgyn beschrieben, weshalb es auch für den rest der Spieler nicht eben leicht war herauszufinden war er/sie/es nun eigentlich war.
In Vampire musste ein Char, der diableriert wurde feststellen, dass seine Persönlichkeit die dominate war. Fortan lebte er im Körper einer Frau.

Als GM spiele ich - wie andere bereits erwähnt haben - ständig alles. Da sind Rassen, Geschlechter, sexuelle Präferenzen usw. eh irrelevant. Ich wüsste jetzt allerdings nicht zu sagen weshalb man für dieses, normale Spiel die Systeme/Regelwerke/Settingbände ändern müsste. Das ist Standard.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 00:21
@Aendymion: Ich verstehe, dass du als "betroffene Person" natürlich den Wunsch hast, dass da mehr gemacht wird, aber ... das dürfte nicht so einfach sein: am sinnvollsten dürfte es sein selbst aktiv zu werden, also entsprechende Settings zu schreiben und diese dann über entsprechende Platformen zu vertreiben, oder den Versuch eines Kickstarters zu wagen. Eine Forderung an die Verlage dürfte wenig bis gar nichts bringen, da ein Wirtschaftsunternehmen in der Regeln nicht nach politischer Erwünschtheit handelt, sondern nach den Gesetzen des Marktes. Will sagen: wenn die der Meinung wären, dass sich das nicht-weiße Setting mit hoher LGBT-Dichte gut verkaufen würde, hätten wir es schon längst auf dem Markt. Vermutlich sehen sie da aber recht wenig Land in Sicht: das Produkt soll sich ja nicht nur irgendwie tragen, sondern auch Gewinn generieren. Und aktuell dürfte die zahlungswilligste Kundschaft wohl eher aus meinesgleichen bestehen ... zumindest vermute ich das aufgrund der Zeit vor ein paar Jahren, als ich noch seeeeehr genaue Einblicke in die Laufkundschaft eines großen RPG-Ladens hatte.

Mit einer höheren Akzeptanz für LGBT-Menschen dank größerer Präsenz in Rollenspielprodukten würde ich generell nicht rechnen. Das Hobby ist schlicht zu klein und unbedeutend. Überleg mal wie viele Menschen in Deutschland das Rollenspiel direkt ernährt. Würde mich stark wundern, wenn das zwei Dutzend wären. Sehr stark.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 00:30
Interessanter Gedanke: Könnte es sein, dass eine Gruppe von Menschen nicht an etwas teilnehmen, weil sie nicht in ausreichender Zahl in der Bevölkerung vorhanden sind oder vielleicht, weil sie sich bei dieser Tätigkeit unterrepräsentiert fühlen?

Ucalegon hatte ja ganz zu Beginn der Diskussion einen Artikel verlinkt, den ich hier gerne nochmal zitieren will, weil er eigentlich die Grundaussage und das, was ich mit meinem Post ausdrücken wollte, sehr schön (und etwas unaufgeregter  ;)) zusammenfasst.

https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/ (https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 00:43
Interessanter Gedanke: Könnte es sein, dass eine Gruppe von Menschen nicht an etwas teilnehmen, weil sie nicht in ausreichender Zahl in der Bevölkerung vorhanden sind oder vielleicht, weil sie sich bei dieser Tätigkeit unterrepräsentiert fühlen?

Ucalegon hatte ja ganz zu Beginn der Diskussion einen Artikel verlinkt, den ich hier gerne nochmal zitieren will, weil er eigentlich die Grundaussage und das, was ich mit meinem Post ausdrücken wollte, sehr schön (und etwas unaufgeregter  ;)) zusammenfasst.

https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/ (https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/)

Halte ich für eine gewagte These. Mitte der 80er war die Zahl der rollenspielenden Türken in D vermutlich gegen Null. Nach dieser These müsste die Zahl immer noch gegen Null liegen, da ich nicht wüsste wie sie sich mittlerweile repräsentierter fühlen dürfte als damals.

Anderes Beispiel: ich bin ein "missionierender" Rollenspieler, d.h. ich habe in meinem Leben bisher erstaunlich viele Leute an das Hobby herangeführt und tue das immer noch. Ich kenne - dank meines Freundes - eine erstaunliche Anzahl von Lesben und Schwulen, also erstaunlich für einen Hetero würde ich mal vermuten. Natürlich habe ich auch bei denen das Hobby missioniert, da aber erstaunlich wenig Erfolg gehabt. Von den paar, die sich mal dazu überreden liesen das Ganze auszuprobieren ist tatsächlich einer halbherzig daran hängen geblieben. Und ich glaube nicht, dass das der Fall ist, weil in den Produkten so wenige Homos drinn vorkommen.

Andere Baustelle: mittlerweile gibt es ja einige Quer-Verlage, die LGBT-Literatur produzieren. Da eine gute Freundin einen solchen Verlag leitet und einem Bekannten einer gehört, kenne ich mich zufällig ein wenig da aus: die suchen akribisch (seit Jahren) leute die entsprechende Fantasy-Literatur schreiben würden und finden kaum jemanden. Allerdings ist auch die Nachfrage nach entsprechenden Büchern eher sehr gering, also geringer prozentual gesehen (Hetero-Bevölkerung zu verkauften Fantasybüchern im Verhältnis LGBT-Personen zu verkauften entsprechenden Fantasy-Büchern). nach deiner Logik müsste der LGBT-Fantasy-Markt ja unglaublich boomen - tut er aber nicht. mittlerweile habe ich mich ja schon gefragt, ob ich nicht eine Gay-Romance im Fanatsy-Setting schreiben sollte ... irgendwie juckt es mich ja schon. Nicht weil ich glaube das besonders gut zu können, aber ich glaube das ein Fantasy-Buch aus meiner Feder bei einem "normalen" Verlag so richtig gar keine Chance hätte gedruckt zu werden, da aber schon.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 8.01.2018 | 06:46
Zu den Romanen:
Kann es sein, dass es auch deswegen keinen Markt dafür gibt, weil es nicht wichtig ist für die Geschichten?

Ist es wichtig, dass Talon (Shadowrun) homosexuell ist?
Ist es wichtig, dass Peter Grant (Urban Fantasy, Ben Aaranovitch) Farbiger ist und (in einem Roman) ein Kollege mit einem Mann verheiratet?

Nur auf die Schnelle, weil gleich zur Arbeit. Mir sind noch mehr Fantasy-Romane eingefallen, in denen dies wie selbstverständlich eingebaut wurde, es aber nicht im Vordergrund der Geschichte steht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bildpunkt am 8.01.2018 | 07:08


Nur auf die Schnelle, weil gleich zur Arbeit. Mir sind noch mehr Fantasy-Romane eingefallen, in denen dies wie selbstverständlich eingebaut wurde, es aber nicht im Vordergrund der Geschichte steht.

aber genau das wollte doch der Aufruf? ich verstehe nicht warum sich hier alle so aufregen. Jemand schlägt etwas vor dann kann man es mitnehmen oder lassen. Meine impliziten Aufrufe DnD auch mal eher narrativ zu spielen werden ja auch einfach ignoriert da es nicht auf Gefallen stößt. Hier ist das anders und das liegt daran das der Aufruf Identitäten bedroht . Die der User und die der Settings bzw die impliziten Vorstellungen der Mehrheit hier wie der Gros von Settings inkl Bewohner auszusehen zu hat...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 8.01.2018 | 07:19
Warum dann die explizite Aufforderung nach "mehr"?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 07:20
aber genau das wollte doch der Aufruf? ich verstehe nicht warum sich hier alle so aufregen. Jemand schlägt etwas vor dann kann man es mitnehmen oder lassen. Meine impliziten Aufrufe DnD auch mal eher narrativ zu spielen werden ja auch einfach ignoriert da es nicht auf Gefallen stößt. Hier ist das anders und das liegt daran das der Aufruf Identitäten bedroht . Die der User und die der Settings bzw die impliziten Vorstellungen der Mehrheit hier wie der Gros von Settings inkl Bewohner auszusehen zu hat...
(http://pa1.narvii.com/6417/945ba8013876690115dae428e8423975759952f7_128.gif)

Es ging eben nicht um DnD sondern um...gesellschaftswandel? Sozusagen .
Und es ging eben gerade darum dass es im Kopf mindestens eines Spielers ganz präsent sein und im Vordergrund stehen soll,  aldo gerade nicht wie in der zitieren Situation  ;)

Edit:  Wort verschluckt
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bildpunkt am 8.01.2018 | 07:39
(http://pa1.narvii.com/6417/945ba8013876690115dae428e8423975759952f7_128.gif)

Es ging eben nicht um DnD sondern um...gesellschaftswandel? Sozusagen .
Und es ging eben gerade darum dass es im Kopf mindestens eines Spielers ganz präsent sein und im Vordergrund stehen soll,  aldo gerade nicht wie in der zitieren Situation  ;)

Edit:  Wort verschluckt

das du in einem textlastigen forum auf mein argument extra ein gif einbaust das zudem vernichtungsphantasien bemüht zeigt mir das ich mit dem Identitätsbedrohungsargument jedenfalls bei dir moeglicherweise gar nicht so falsch liege  :D


Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 08:32
Ich muss sagen, gerade bei Homosexualität ist die Chance noch sehr groß, dass die Mitspieler witzeln und gackern. Da wird ein Charakter schnell als "Tunte" abgetan. Ebenso ist es aber auch bei weiblichen NSCs, die gerne als "Schlampen" abgestempelt werden.

Ich hatte mal den Fall, dass ich unseren SL im Vertrauen darauf hingewiesen habe, dass mein Charakter lesbisch ist. Das hab ich zum einen getan, weil ich nicht wollte dass es im Mittelpunkt steht (genau so hab ich ihm das auch gesagt) und zum anderen weil es in dem Spiel Megaattribute gibt und der SL gerne mal in die Entscheidung der SCs eingegriffen hat ("Der verführt dich jetzt!").

Und das Ende vom Lied war, dass das bereits in der ersten Sitzung thematisiert und in den Mittelpunkt gezerrt wurde  :q 
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 08:56
An alle, die hier schreiben: „Das gibt’s doch schon genug, was sollen die Forderungen nach mehr?‘

Es ist schön, dass ihr Beispiele kennt, wo das schon so ist. Müssten über das „Genug“ aber nicht eher diejenigen entscheiden, die sich unterrepräsentiert fühlen und nicht diejenigen, die es gar nicht betrifft? Für die einen geht es halt um gleichberechtigtes Gesehenwerden. Und ob sich jemand gleichberechtigt fühlt, kann  man doch nur selbst beurteilen oder nicht? Und wie gesagt, wen das Thema (Homosexualität) nicht interessiert, wählt halt aus dem großen Fundus an verfügbaren Produkten die aus, wo es nicht auftaucht. Und wenn er nen guten Tag hat und mal was für die Akzeptanz Homosexueller tun möchte, lässt er nen schwulen Wirt in seinem nächsten Abenteuer auf ner Con auftauchen, der keinem Klischee entspricht. Muss er aber nicht. Es geht darum, mehr Akzeptanz durch ein „Sowohl als auch“ zu schaffen. Es geht mir nicht darum, jemandem seine Durchschnittlichkeit (ich verwende hier mal extra nicht den Begriff Normalität) wegzunehmen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 08:58
das du in einem textlastigen forum auf mein argument extra ein gif einbaust das zudem vernichtungsphantasien bemüht zeigt mir das ich mit dem Identitätsbedrohungsargument jedenfalls bei dir moeglicherweise gar nicht so falsch liege  :D
He, ich hab mit den ad hominem - Sachen nicht angefangen...  *
Das Bild ist ein Mem, aber nicht gerade sehr bekannt, ist vielleicht unpassend. Deswegen muss sich jetzt aber niemand entmutigen lassen.

*ad hominem - gegen den Menschen (hinter dem Argument). In rationaler Diskussion unzulässig. Hier vollzogen durch Behauptung, dass Widerspruch nicht aus sachlicher Überzeugung, sondern bedrohter Identität (Implikation: unreflektiertes Zurückbeißen) entstand.

Edit: Hoppla, "Mem" muss es heißen
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 09:02
An alle, die hier schreiben: „Das gibt’s doch schon genug, was sollen die Forderungen nach mehr?‘

Es ist schön, dass ihr Beispiele kennt, wo das schon so ist. Müssten über das „Genug“ aber nicht eher diejenigen entscheiden, die sich unterrepräsentiert fühlen und nicht diejenigen, die es gar nicht betrifft? Für die einen geht es halt um gleichberechtigtes Gesehenwerden. Und ob sich jemand gleichberechtigt fühlt, kann  man doch nur selbst beurteilen oder nicht? Und wie gesagt, wen das Thema (Homosexualität) nicht interessiert, wählt halt aus dem großen Fundus an verfügbaren Produkten die aus, wo es nicht auftaucht. Es geht darum, mehr Akzeptanz durch ein „Sowohl als auch“ zu schaffen. Es geht mir nicht darum, jemandem seine Durchschnittlichkeit (ich verwende hier mal extra nicht den Begriff Normalität) wegzunehmen.
Nein, "entscheiden" müssen die das für andere nicht. Diskurs wäre nett.
Hm, "Durchschnittlichkeit", das ist irgendwie nicht das richtige Wort. Im Durchschnitt sind wir doch alle Halbfrauen und Halbmänner?

Sorry für den Doppelpost.
Also unterm Strich kann man darüber reden, wie man den Anteil nicht-traditioneller Geschlechter/Gender an Rollenspielen sieht; was für ein Zugewinn möglich ist, wenn man das thematisiert; Was best practices sind, um das in einer Runde zu etablieren, gerade wenn diese sonst nicht regelmäßig offen solche Themen bespricht. Das hat alles eine andere Anmutung als hereinzuplatzen "Das ist besser, macht das mal". Zum Thema Tanelorn und Politik wurde genug gesagt glaube ich. Das sich jetzt schon Leute komplett eine Forumspause gönnen, ist halt symptomatisch.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 09:14
Ja, absolut!  :d

Dann hört euch mal die Pen&Podcast Folge dazu an:
https://penandpodcast.de/episodes/pen-podcast-s01e08-crossing-genders-geschlechtertausch-im-rollenspiel/

Da könnte man meinen als Crossgender Player muss mindestens pervers sein. Die Aussage dass "sowas in unserer Runde verboten ist" macht mich weiterhin fassungslos  :q
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bildpunkt am 8.01.2018 | 09:17
Warum dann die explizite Aufforderung nach "mehr"?

selbst dann ist es doch kein aufschrei wert?

"bitte mehr LGTB wagen" - mögliche abschlaegige Antworten : Nein oder gar keine Reaktion. Anstattdessen in kürzester Zeit ein sechs Seiten Thread voller Verve und Grundsaetzlichem..
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 09:20
Dann hört euch mal die Pen&Podcast Folge dazu an:
https://penandpodcast.de/episodes/pen-podcast-s01e08-crossing-genders-geschlechtertausch-im-rollenspiel/

Da könnte man meinen als Crossgender Player muss mindestens pervers sein. Die Aussage dass "sowas in unserer Runde verboten ist" macht mich weiterhin fassungslos  :q
Ich habe die Folge nicht gehört, kenne aber ein paar andere. Die haben nicht dieselbe Debatte im Hintergrund wie das Tanelorn, die haben einfach gespielt wie es ihnen Spaß macht und geben daraus heraus ihren Senf zu Fragen, die eben teilweise aus der größeren Community kommen. Das kommt manchmal dünkelhaft rüber, was schade ist. Aber wenn ich rein aus meiner beschränkten Erfahrung sage "Ich will das nicht, das hat zu oft gestört" ist das ja eher nachvollziehbar. Schilder doch mal knapp, was die sagen und was dich stört.

selbst dann ist es doch kein aufschrei wert?

"bitte mehr LGTB wagen" - mögliche abschlaegige Antworten : Nein oder gar keine Reaktion. Anstattdessen in kürzester Zeit ein sechs Seiten Thread voller Verve und Grundsaetzlichem..
Wie ich oben schon schrieb: So ist es halt mit Politik. Hättest du geschrieben "Nehmt doch mal mehr Hornspäne für Eure Petunienbeete!" hätte es auch keinen interessiert.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 09:28
Ich habe die Folge nicht gehört, kenne aber ein paar andere. Die haben nicht dieselbe Debatte im Hintergrund wie das Tanelorn, die haben einfach gespielt wie es ihnen Spaß macht und geben daraus heraus ihren Senf zu Fragen, die eben teilweise aus der größeren Community kommen. Das kommt manchmal dünkelhaft rüber, was schade ist. Aber wenn ich rein aus meiner beschränkten Erfahrung sage "Ich will das nicht, das hat zu oft gestört" ist das ja eher nachvollziehbar. Schilder doch mal knapp, was die sagen und was dich stört.
Wie ich oben schon schrieb: So ist es halt mit Politik. Hättest du geschrieben "Nehmt doch mal mehr Hornspäne für Eure Petunienbeete!" hätte es auch keinen interessiert.

Das musste schon selbst hören. Ist ne Weile her dass ich das gehört habe und ich mache seitdem einen Bogen um den Podcast. Bei mir kam es damals so an, dass sie der Meinung sind, dass nur irgendwelche sabbernden Notgeilen crossgender spielen würden. Ich hab mich über sowas mehrfach geärgert, dann ausgeschaltet und ihnen hier in ihren Thread eine Beschwerde geschrieben. Danach hab ich noch das Game Of Casts gehört - wegen den anderen Teilnehmern.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 09:33
Das musste schon selbst hören. Ist ne Weile her dass ich das gehört habe und ich mache seitdem einen Bogen um den Podcast. Bei mir kam es damals so an, dass sie der Meinung sind, dass nur irgendwelche sabbernden Notgeilen crossgender spielen würden. Ich hab mich über sowas mehrfach geärgert, dann ausgeschaltet und ihnen hier in ihren Thread eine Beschwerde geschrieben. Danach hab ich noch das Game Of Casts gehört - wegen den anderen Teilnehmern.
Ja, hm, das ist doof. An deiner Stelle hätte ich vermutlich ähnlich reagiert. Mit Abstand kann ich aber sagen: Vielleicht kennen die das echt nur so von anderen Leuten? Gut jedenfalls, dass du Feedback gegeben hast.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 8.01.2018 | 09:35
Die Aussage dass "sowas in unserer Runde verboten ist" macht mich weiterhin fassungslos...

Ich frage mich, warum...?
Ich nehme ein schlechtes Beispiel: "Sex" (egal zwischen wem, warum oder was auch immer)
Da gibt es eine sehr schöne Regel: Erlaubt ist, was gefällt.
Dementsprechend ist dort alles, bei dem sich jemand unwohl fühlt nicht erlaubt, respektive verboten.

Kann bzw. sollte das nicht auch fürs Rollenspiel gelten?

Generell gilt beim Rollenspiel ein Konsens, also ein stetig verhandelter Kompromiß, der definiert, was Inhalt des Rollenspiels sein soll, darf und was nicht Content sein sollte, darf.
Wenn eine Gruppe beschließt, das Inhalte bei denen jemand sich (geäußert hat, dass man sich) unwohl fühlt, tabu sind, dann macht Dich das also fassungslos.
Ich würde hingegen sagen:
Wenn ein Mitspieler (SpL oder S) etwas, von dem vorher explizit abgesprochen wurde, dass es jemand explizit nicht im Rollenspielcontent haben möchte, bewußt doch zum Spielinhalt macht, dann nennt man das Harassment.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 09:38
Ich frage mich, warum...?
Ich nehme ein schlechtes Beispiel: "Sex" (egal zwischen wem, warum oder was auch immer)
Da gibt es eine sehr schöne Regel: Erlaubt ist, was gefällt.
Dementsprechend ist dort alles, bei dem sich jemand unwohl fühlt nicht erlaubt, respektive verboten.

Kann bzw. sollte das nicht auch fürs Rollenspiel gelten?

Generell gilt beim Rollenspiel ein Konsens, also ein stetig verhandelter Kompromiß, der definiert, was Inhalt des Rollenspiels sein soll, darf und was nicht Content sein sollte, darf.
Wenn eine Gruppe beschließt, das Inhalte bei denen jemand sich (geäußert hat, dass man sich) unwohl fühlt, tabu sind, dann macht Dich das also fassungslos.
Ich würde hingegen sagen:
Wenn ein Mitspieler (SpL oder S) etwas, von dem vorher explizit abgesprochen wurde, dass es jemand explizit nicht im Rollenspielcontent haben möchte, bewußt doch zum Spielinhalt macht, dann nennt man das Harassment.
Ist eigentlich ein gutes Beispiel, aer aufgestoßen war ja wohl auch die Wertung gegenüber anderen Spielern.

"Nur Missi ist geil..." geht ok
"...alles andere ist pervers und krank"    :q
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 09:39
Ich muss sagen, gerade bei Homosexualität ist die Chance noch sehr groß, dass die Mitspieler witzeln und gackern. Da wird ein Charakter schnell als "Tunte" abgetan. Ebenso ist es aber auch bei weiblichen NSCs, die gerne als "Schlampen" abgestempelt werden.

Ja, gut. Ein Mindestmaß an Reife sollte bei den Spielern, die mit solchen Details konfrontiert werden, schon vorhanden sein.

Ich hatte mal den Fall, dass ich unseren SL im Vertrauen darauf hingewiesen habe, dass mein Charakter lesbisch ist. Das hab ich zum einen getan, weil ich nicht wollte dass es im Mittelpunkt steht (genau so hab ich ihm das auch gesagt) und zum anderen weil es in dem Spiel Megaattribute gibt und der SL gerne mal in die Entscheidung der SCs eingegriffen hat ("Der verführt dich jetzt!").

Und das Ende vom Lied war, dass das bereits in der ersten Sitzung thematisiert und in den Mittelpunkt gezerrt wurde  :q

In dem Fall hätte ich wohl keine zweite Sitzung mehr mitgespielt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 8.01.2018 | 09:44
Ist eigentlich ein gutes Beispiel, aber aufgestoßen war ja wohl auch die Wertung gegenüber anderen Spielern.
Ich nehme eigentlich keine Wertung wahr.
Und genauso gut könnte hypothetisch man von den "mehr Crossgender-content" Verfechtern den Vorwurf des "Ablehner sind alles Diskriminierer" machen (was ich nicht ! mache).
Will sagen: Es läßt sich immer gut eine Opfer/Täter Rolle konstruieren... (und ich finde es gut, dass ich hier eben keine wahrnehme)

"Ich fühle mich unwohl mit <Spielinhalt> und möche es nicht im Rollenspiel haben." ist wertfrei.
Ich denke, man sollte das respektieren und würde auch nicht auf einer Begründung bestehen.
Wie man mit so einem Wunsch umgeht, das muß jede Gruppe für sich bestimmen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 09:50
Ich nehme eigentlich keine Wertung wahr.
"Ich fühle mich unwohl mit <Spielinhalt> und möche es nicht im Rollenspiel haben." ist wertfrei.
Ich denke, man sollte das respektieren und würde auch nicht auf einer Begründung bestehen.
Nö, das sehe ich auch so. Eine gruppenweite XCard quasi.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 09:51
Die wilden „Waldmenschen“ bei DSA,
oder als Sklavenhalter Granden, Heerführer in der Zivilisation?

Zitat
asiatisch aussehende Ninjas,
der mighty whitey Ninja (in 2 Wochen machen wir sie zum Ninja Mr Bond) ist soviel besser?
Aber was spricht gegen kulturell passende Varianten?


Zitat
Der tuntige schwule Mann, die männliche und wenig weibliche lesbische Frau.
https://www.youtube.com/watch?v=Lb6hCuvQO0w&list=PLOpOmPhqXz__sr5pzmmWU4F9TC7qL7rdV

Schon mal was von Blue Rose gehört, von den Sword and Soreress Anthologien, Heralds of Valdemar...
Zitat
Splittermond, in dem Vertreter verschiedener Völker wie Elfen, Gnome, etc. auch in menschlich dominierten Regionen Grafen, Barone oder Stadträte sind (und nicht nur die Exoten).
und umgekehrt?

Zitat
- Eine Spielwelt, in der ein Königreich mit Schwarzen Menschen mal keine „animistisches Stammesgesellschaft“, sondern ein feudalistisches Königreich mit ausgeprägtem Rittertum ist
whitefacing ?

Zitat
- Ein Wissenschaftler bei Shadowrun, der aufgrund seiner revolutionären Forschung zur Nanotech in der Presse ist, dessen Transsexualität aber schlicht unerwähnt bleibt
Warum sollte sie in einem Cyberpunksetting erwähnt werden?

Zitat
- Spielt mal einen Charakter mit anderem Geschlecht, Hautfarbe
done und?

Zitat
. Lasst LGBT-NSCs in Abenteuern auftauchen und stellt nicht ihre sexuelle Orientierung in den Vordergrund.
Warum?
Beim EWS 3.0 (bisher Version 3.0 alpha 8 (http://www.1w6.org/deutsch/regeln/downloads/ews30a8)) versuche ich das Durchbrechen von Stereotypen zu fördern, indem explizit die Hautfarbe auf dem Charakterblatt erwähnt wird
ich habe Teint geschrieben
das klassische Fantasy Setting:
Die Orks sind dunkelhäutige Primitivlinge und gewaltbereit (das ist das Klische über dunkelhäutige Menschen)
nicht unbedingt


Zitat
Elfen sind im wesentlich  weiß schön in der Regel blond und blauäugig sogar Menschen in allem Überlegen
nö, odnd, ADnD,  DSA, Glorantha(Pflanzen)....
 
Zitat
in DSA sind die Aventurischen Muslime mehr oder weniger alle Terroristen.
seit wann?

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 09:55
Ich frage mich, warum...?
Ich nehme ein schlechtes Beispiel: "Sex" (egal zwischen wem, warum oder was auch immer)
Da gibt es eine sehr schöne Regel: Erlaubt ist, was gefällt.
Dementsprechend ist dort alles, bei dem sich jemand unwohl fühlt nicht erlaubt, respektive verboten.

Kann bzw. sollte das nicht auch fürs Rollenspiel gelten?

Generell gilt beim Rollenspiel ein Konsens, also ein stetig verhandelter Kompromiß, der definiert, was Inhalt des Rollenspiels sein soll, darf und was nicht Content sein sollte, darf.
Wenn eine Gruppe beschließt, das Inhalte bei denen jemand sich (geäußert hat, dass man sich) unwohl fühlt, tabu sind, dann macht Dich das also fassungslos.
Ich würde hingegen sagen:
Wenn ein Mitspieler (SpL oder S) etwas, von dem vorher explizit abgesprochen wurde, dass es jemand explizit nicht im Rollenspielcontent haben möchte, bewußt doch zum Spielinhalt macht, dann nennt man das Harassment.

Der wesentliche Unterschied ist, dass das Verbot von Crossgender-Spiel auf Vorurteile hin deutet, die in der Praxis nicht haltbar sind. Nach deiner Argumentation kannst du natürlich Spielern verbieten, Schwarze, Türken oder Juden zu spielen, wenn's dich stört. Auch da gilt: klar, die Gruppe darf das so entscheiden. Und als Außenstehender wie auch als Betroffener darf man da eine Meinung zu haben.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 09:59
Wie gesagt, wenn man jetzt zu 100% nur Vollspaten hatte, die Crossgender für dumme Witze nutzen und nicht ernst nehmen, dann verbietest du das eben irgendwann, weil es keinem Spaß macht. Ganz ohne Vorurteil.
Aber natürlich könnte man auch ein bigotter Blödmann sein und dass nur vorschieben, aber das weißt du halt nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 8.01.2018 | 10:00
Der wesentliche Unterschied ist, dass das Verbot von Crossgender-Spiel auf Vorurteile hin deutet, die in der Praxis nicht haltbar sind.

Nein, das stimmt nicht. Das ist eine negative Wertung spekulierend über die Motive desjenigen, der das ablehnt.
Du weißt aber nicht, WARUM er das macht.

Und mal ganz ehrlich: Wenn hier jetzt irgendjemand sagen würde, dass der Wunsch "keinen expliziten sexuellen Content in meinem Rollenspiel" oder etwas anderes ähnliches,
dann würden jetzt alle argumentativ beispringen und sagen "natürlich muß so ein Wunsch respektiert werden". Sind sexuelle Handlungen unnormal? Wenn ja, würden wir aussterben!
Wenn jetzt aber jemand sagt "ich möchte in meinem Freizeitspiel nicht, dass irgendwelche Gender eine Rolle spielen, weil ich mich in diesem Teil meiner Freizeit da einfach nicht mit befassen möchte"
wird er zum perversen Arschloch. Na danke!

Auch da gilt: klar, die Gruppe darf das so entscheiden. Und als Außenstehender wie auch als Betroffener darf man da eine Meinung zu haben.

Jeder hat immer irgend eine Meinung zu allem wahrgenommenen. Wertung geschieht immer und automatisch. Das ist menschlich.
Was mit der Wertung und Meinung gemacht wird, und ob man sich davon verleiten läßt, den jenigen wegen dieser Wertung anders zu behandeln, als wenn man das bewertete nicht wahrgenommen hat,
das macht den vorurteilsfreien Menschen aus.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 10:04
Nein, das stimmt nicht. Das ist eine negative Wertung spekulierend über die Motive desjenigen, der das ablehnt.
Du weißt aber nicht, WARUM er das macht.

Deshalb schrieb ich "hin deutet".

Nur um das klar zu stellen: ich gehe mit dir, wenn du sagst, Sachen, die einen Mitspieler erheblich in seinem Spielspaß beeinträchtigen, sollten in der Spielrunde nicht thematisiert werden, und diese Dinge explizit anzuspielen, ist arschig. Dass man nicht über die Motive der Ablehnung reden kann und grundsätzlich still schweigend jede auf irgendeiner Empfindsamkeit eines anderen aufbauende Einschränkung fressen soll, kann ich dagegen nicht mal ansatzweise unterschreiben.


Was mit der Wertung und Meinung gemacht wird, und ob man sich davon verleiten läßt, den jenigen wegen dieser Wertung anders zu behandeln, als wenn man das bewertete nicht wahrgenommen hat,
das macht den vorurteilsfreien Menschen aus.

Es gibt keinen vorurteilsfreien Menschen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 10:12
Was mich bei dieser ganzen Diskussion so stört, ist die Tatsache, dass hier immer wieder eine Tatsachenumkehr vorgenommen wird: Nicht weiß, heterosexuelle Männer wurden und werden in unserer Gesellschaft diskriminiert. Und nein, für mich ist es keine Diskriminierung ebendieser Bevölkerungsgruppe, wenn ein Schwuler oder eine Frau bevorzugt wird oder Illustrationen von heterosexuellen Pärchen seltener in einem Regelwerk auftauchen als die von gleichgeschlechtlichen Paaren. Wie gesagt, das ist eine für mich gültige Definition, aber um jemanden zu diskriminieren, muss der Diskriminierende in einer privilegierteren, machtvolleren Position sein als derjenige, der sich diskriminiert fühlt.

Was das Thema "Crossgender"-Spielen angeht wird ja die ganze Zeit die Argumentation vorgebracht, es könnte jemandem unangenehm sein und deshalb muss man sich nicht rechtfertigen, wenn man es generell verbietet. Ja klar, wenn ihr das in euren Runden so einstimmig besprecht und davon ausgehen könnt, dass niemand unter euch sich eventuell einfach nur nicht zu widersprechen traut, ist das doch völlig ok. Wenn ich aber nen Podcast mache, den Leute mit Diskriminierungserfahrung hören oder in ein Forum schreibe, dann hat man aus meiner Sicht durchaus die Verantwortung, mal kurz anzuerkennen, dass das verletzend sein kann.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 10:18
Pen&Podcast haben in ihrem Thread hier auch schon bittere Vorwürfe bekommen, wenn sie etwas besonders ignorantes gesagt haben. So ist das ja nicht. Und tatsächlich hatte ich mich da auch mal mit befasst, allein aufgrund der Tatsache, dass ich fand, dass man mit einer Veröffentlichung (und gewisser Reichweite) etwas mehr Verwantwortung am Hals hat. Das haben die Macher zu Beginn gar nicht so vorgesehen bzw. haben argumentiert "Wir machen Stammtischgequatsche als wären wir unter uns, muss ja keiner zuhören". Wie gesagt, sah ich dann anders.
Aaaber: Wenn ich jetzt hier in der Diskussion sage "Ich mag halt kein Knutschi-knutschi mit Männern in meiner Runde" dann muss man sich dafür nicht entschuldigen, solange klargestellt ist, dass man anderen da nicht reinredet.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 8.01.2018 | 10:22
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Zum Thema:
Ist nicht Blue Rose ein Spiel, was sehr auf Inklusive tät bedacht ist?

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,93291.0.html

Und zu The Expanse kommt von Green Ronin auch ein eigens Spiel raus. Die Bücher stellen schon eine Welt vor, in der LGBTQ normal ist und niemand wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 10:28
Und nein, für mich ist es keine Diskriminierung ebendieser Bevölkerungsgruppe, wenn ein Schwuler oder eine Frau bevorzugt wird
Was ist es denn anderes?
Zitat
oder Illustrationen von heterosexuellen Pärchen seltener in einem Regelwerk auftauchen als die von gleichgeschlechtlichen Paaren.
es kann aber ein Bild verzerren

Zitat
Was das Thema "Crossgender"-Spielen angeht wird ja die ganze Zeit die Argumentation vorgebracht, es könnte jemandem unangenehm sein
Vielleicht weil man eine unangemessene Umsetzung vermeiden will, diese nicht im Hobby haben will etc...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 8.01.2018 | 10:28
Dass man nicht über die Motive der Ablehnung reden und soll, kann ich dagegen nicht mal ansatzweise unterschreiben.
Ich möchte niemanden vor seinen Bekannten und Freunden dazu zwingen, von irgendwelchen sehr unangenehmen (um "traumatisch" mal zu vermeiden) erlebten Erfahrungen zu berichten.
Denn genau das riskierst Du, wenn Du Dir die Motive einer Ablehnung hinterfragst.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 10:40
Der wesentliche Unterschied ist, dass das Verbot von Crossgender-Spiel auf Vorurteile hin deutet, die in der Praxis nicht haltbar sind. Nach deiner Argumentation kannst du natürlich Spielern verbieten, Schwarze, Türken oder Juden zu spielen, wenn's dich stört. Auch da gilt: klar, die Gruppe darf das so entscheiden. Und als Außenstehender wie auch als Betroffener darf man da eine Meinung zu haben.
:d
Ich wollte gerade selbst sowas schreiben, hätte es aber nicht so gut sagen können. Insofern: volle Zustimmung!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 10:40
Ich möchte niemanden vor seinen Bekannten und Freunden dazu zwingen, von irgendwelchen sehr unangenehmen (um "traumatisch" mal zu vermeiden) erlebten Erfahrungen zu berichten.
Denn genau das riskierst Du, wenn Du Dir die Motive einer Ablehnung hinterfragst.

Ich traue mir (und dir) ja schon zu, empathisch genug zu sein, um zu erkennen, wo Ablehnungen eher aus Vorurteilen entstehen, über die man reden kann, und wo Begründungen tiefer liegende persönliche Bereiche tangieren. Und ich sehe da zwischen "Ich will kein Crossgender" und "Ich will keine Thematisierung von Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch" schon einen qualitativen Unterschied. Zumal Crossgender zunächst mal nur den Spieler betrifft, der sich dafür entscheidet.


Vielleicht weil man eine unangemessene Umsetzung vermeiden will, diese nicht im Hobby haben will etc...

Dann sollte man sich aber doch nicht gegen Crossgender wehren, sondern gegen die unangemessene Umsetzung davon.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 8.01.2018 | 10:43
OT: gut zu lesen, jetzt wo ich Ü40 bin frage ich mich ob es sowas wie Altersdiskriminierung in der RPG Szene geben könnte...(ernst gemeint)
Naja, die ganze Rollenspiel-Szene altert ja durch, insofern ist das zu relativieren.
Ansonsten würde ich fragen, wo Du da Optionen zur Altersdiskriminierung siehst...?
Wenn ein Fünfzigjähriger sich ein Skateboard unter die Füße setzt und zum örtlichen Treff der Skater rollert, wird er wahrscheinlich auch blöd angeguckt und muß sich "was willst Du denn hier, Opa?" anhören.
Auch wenn er vielleicht was drauf hat und sportlich mithalten kann...
Gleiches gilt in vielen Szenen. (anders herum übrigens auch)
Ist die vorauseilende Nichtakzeptanz von Altersunterschieden automatisch Diskriminierung?

In Szenen (Sub-Gesellschaften) sucht sich die Szene-Angehörigen ja aus, wer dazu gehört und wer nicht.
Im Rollenspiel ja auch. Ob Du mitspielen darfst oder nicht, sagt die Gruppe (wie die das entscheidet [Konsens vs Meisterbeschluss) ist irrelevant) und nicht der einzelne.
Ein gepachtetes Recht auf Integration gibt es da nicht. Die Gruppe übt da quasi ein "Hausrecht" aus.
Wo da Diskrimminierung beginnt und was nicht schlicht "individuelle Nicht-Akzeptanz" ist, ist schwer wahrnehmbar.

Ob ich jetzt nicht "mitspielen" darf, weil ich nach Altersheim rieche oder schlicht, weil ich die aktuellen "Jugend-Sprache" (Körpersprache) nicht mehr spreche, kann schwer ermittelt werden.
Und letztendlich: Kann es mir auch egal sein.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 10:46
Och Crimson King, Mensch. Wenn jemand in seinem Privatvergnügen eben weniger superdoll Spielerverhalten kurieren will sondern weiß, dass das Crossgenderverbot für einen konkreten SPieler genau das Problem löst, und es dann fairnesshalber allen verbietet, dann wirfst du ihm das hoffentlich nicht genauso vor wie jemandem, der einfach Transvestiten und andere Gender hasst?? Ne, dachte ich auch nicht. KLingt aber  manchmal so :/
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 10:49

Dann sollte man sich aber doch nicht gegen Crossgender wehren, sondern gegen die unangemessene Umsetzung davon.
Wie setzt man es angemessen um?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 10:54
Och Crimson King, Mensch. Wenn jemand in seinem Privatvergnügen eben weniger superdoll Spielerverhalten kurieren will

Ich will vorrangig kein Spielerverhalten kurieren, sondern möglichst wenige Einschränkungen für die Mitspieler. Über die Empfindungen des Spielers, der am allerliebsten Crossgender spielt und sich in seinem Spielspaß eingeschränkt fühlt, wenn er das nicht darf, haben wir ja noch nicht gesprochen.

Wie geschrieben, die Empathie, zwischen Leuten unterscheiden zu können, die Crossgender aus einem tiefer liegenden Grund ablehnen (wobei mir da lediglich an den Haaren herbei gezogene, konstruierte Beispiele einfallen. Ggf. kennt da ja jemand einen Fall aus der Praxis), und denjenigen, die der Meinung sind, dass "man" (also die Person selbst) sich da nicht rein versetzen kann oder die die Befürchtung haben, dass Crossgender zwangsläufig in sexistische Klischees abdriftet, traue ich den meisten Menschen zu. Mit denjenigen, denen ich sie nicht zutraue, möchte ich auch nicht unbedingt Rollenspiel betreiben.


Wie setzt man es angemessen um?

Indem man es nicht unangemessen umsetzt. Den Begriff hast du ja gebracht. Da musst du die Definition schon selbst liefern.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 10:58
Wenn jemand in seinem Privatvergnügen eben weniger superdoll Spielerverhalten kurieren will sondern weiß, dass das Crossgenderverbot für einen konkreten SPieler genau das Problem löst, und es dann fairnesshalber allen verbietet, dann wirfst du ihm das hoffentlich nicht genauso vor wie jemandem, der einfach Transvestiten und andere Gender hasst??
Gehe ich mal nicht von aus. Aber in der Situation:
Wie gesagt, wenn man jetzt zu 100% nur Vollspaten hatte, die Crossgender für dumme Witze nutzen und nicht ernst nehmen, dann verbietest du das eben irgendwann, weil es keinem Spaß macht.
könnte man ja auch mal überlegen, warum man mit Vollspaten spielt, oder? 😉 Muss man nicht, klar. Aber dann sollte man sich auch nicht darüber beschweren, dass man Kritik für seinen Podcast erhält, in dem sich lauter Vollspaten darin bekräftigen, was für Vollspaten sie doch sind.

Insofern verstehe ich auch Swafnir sehr gut, der fassungslos über das öffentlich zelebrierte Vollspatentum war.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 10:59
Ja, gut. Ein Mindestmaß an Reife sollte bei den Spielern, die mit solchen Details konfrontiert werden, schon vorhanden sein.

In dem Fall hätte ich wohl keine zweite Sitzung mehr mitgespielt.

Die gab es dann auch nicht mehr  ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 11:01

Indem man es nicht unangemessen umsetzt. Den Begriff hast du ja gebracht. Da musst du die Definition schon selbst liefern.
Wie macht man das?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 11:03
Ja, Fredi, immer feste drupp. Dann spiel halt nur mit makellosen Musterexemplaren und lass die anderen draußen. Da hört man doch den Geist der Diversität und Inklusivität atmen.

So kann's doch auch nicht gehen. JEtzt mal ehrlich, wenn die das nicht in den Äther posaunen würden, sondern nur zufällig im Forum erwähnt hätten, würdest du dann auch so geißeln?

Edit: Ja, ich sehe das Problem in beiden Fällen. Alles auszuklammern, bei dem die "Vollspatigkeit" ausbricht, ist keine dauerhaft Lösung. Aber wenn man das unbedingt im Spiel machen will (statt bei einem Bier drüber zu reden) dann kann man einen NSC einführen und die Spieler reagieren lassen, statt dass man sich das Rampenlicht und die übliche Autonomie eines Spielercharakters einlädt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 11:08
Wie macht man das?

Ich bin mir sicher, jemand, der so schlau ist, wie du, kriegt das hin.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 11:09
Ich bin mir sicher, jemand, der so schlau ist, wie du, kriegt das hin.
Schlau alleine reicht nicht, um anderen Menschen zu erklären, wie sie sich in etwas hineinversetzen sollen, dass man selbst nicht aus erster Hand kennt. Sonst bräucht ja niemand mehr irgendwas lernen...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 11:11
Ja, Fredi, immer feste drupp. Dann spiel halt nur mit makellosen Musterexemplaren und lass die anderen draußen.
Mensch, du hast doch den Vollspaten als Begründung gebracht, nicht ich! Und tatsächlich, mit Leuten, die ich selbst als Vollspaten bezeichnen würde, möchte ich nicht spielen. Was das mit Diversität zutun hat, weiß ich nicht. :)

Wie setzt man es angemessen um?
Um mal zum Thema zurückzukommen: indem man einfach ganz normal spielt, würde ich sagen. :) Aber vielleicht können wir tatsächlich etwas praxisorientierter werden. Hier im Thread wird ja von mehreren Leuten postuliert, dass man das Cross-Gender-Spiel verbietet, weil man damit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Das Thema wurde also in der Vergangenheit bereits "unangemessen" umgesetzt.
Vielleicht können wir diese Fälle mal sammeln und besprechen, wie man das hätte besser umsetzen können?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 11:13
Mensch, du hast doch den Vollspaten als Begründung gebracht, nicht ich! Und tatsächlich, mit Leuten, die ich selbst als Vollspaten bezeichnen würde, möchte ich nicht spielen. Was das mit Diversität zutun hat, weiß ich nicht. :)
Ja und ich bereue es gerade auch schon. Wenn ich hier nur gewinnen wollte wäre das ein sackdummer Zug gewesen :) daher auch mein Edit.
Zitat
Um mal zum Thema zurückzukommen: indem man einfach ganz normal spielt, würde ich sagen. :) Aber vielleicht können wir tatsächlich etwas praxisorientierter werden. Hier im Thread wird ja von mehreren Leuten postuliert, dass man das Cross-Gender-Spiel verbietet, weil man damit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Das Thema wurde also in der Vergangenheit bereits "unangemessen" umgesetzt.
Vielleicht können wir diese Fälle mal sammeln und besprechen, wie man das hätte besser umsetzen können?
Na zumindest die Fälle vom Pen&Podcast haben wir ja jetzt nicht zur Hand leider. Ansonsten aber guter Vorschlag. Ich fang gleich an.
Edit:
Ich habe es anderer Stelle schon berichtet: DnD3.5, Wiedergeburt, Zick-zack, Sack weg. Ich habe mich bemüht, das als brütende Leugnung und allmähliche zähneknirschende Akzeptanz zu spielen. Der Charakter war vorher Kelemvor-Kleriker und ohnehin unbeholfen mit dem anderen Geschlecht. Nur leider hat da keiner groß gemacht, mal abgesehen vom Ausnutzen des, äh, körperbezogenen Charisma-Gewinns. Für mich keine Verbotsgrund, weil ich da eh Distanz einstellen kann, aber für jemanden, der sich mehr mit seinem Charakter identifiziert, wäre das etwas erschreckend gewesen, obwohl es keine böse Absicht war.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 11:16
Schlau alleine reicht nicht, um anderen Menschen zu erklären, wie sie sich in etwas hineinversetzen sollen, dass man selbst nicht aus erster Hand kennt.

Du meinst, so wie Zwerge, Elben, schwertschwingende Krieger, Zauberkundige, Priester, die mit ihren Göttern reden, meinetwegen auch real existierende Rollen wie Geheimagenten, Ärzte, Journalisten, oder sowas wie Ausländer und Behinderte? Bin ich alles nicht. Könnte ich ggf. alles unangemessen darstellen, Ich sollte mit dem Hobby aufhören.

Wann spielt man denn im Rollenspiel etwas, das man aus erster Hand kennt?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 11:20
Du meinst, so wie Zwerge, Elben, schwertschwingende Krieger, Zauberkundige, Priester, die mit ihren Göttern reden, meinetwegen auch real existierende Rollen wie Geheimagenten, Ärzte, Journalisten?

Wann spielt man denn im Rollenspiel etwas, das man aus erster Hand kennt?
Um es kennenzulernen, nicht um sofort den Nagel aufn Kopp zu treffen. Die meisten Rollenspieler können vermutlich auch mehr Literatur zu zwergischer Kultur als zum Innenleben des anderen Geschlechts zitieren ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 11:24
Um es kennenzulernen, nicht um sofort den Nagel aufn Kopp zu treffen.

Ja, aber geneu deshalb könnte ich das doch unangemessen darstellen. Und wenn sich dadurch jemand gestört fühlt, darf ich das dann nicht? Wenn doch, warum soll das bei Crossgender anders sein?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 11:28
Ja, aber geneu deshalb könnte ich das doch unangemessen darstellen. Und wenn sich dadurch jemand gestört fühlt, darf ich das dann nicht? Wenn doch, warum soll das bei Crossgender anders sein?
Weil Fantasyzwergenbart-Witze nicht ganz das Konfliktpotential haben wie Menstruations-Witze. Oder nicht Witze, aber halt aus Unwissenheit völlig daneben liegen bei einer Reaktion. Stell dir vor ein Spieler sucht eine Ausrede ein Bankett zu verlassen "Ääh euer Hoheit ich habe meine Tage und bin jetzt hysterisch!"   gegenüber  "Das zwergische Bartpflegegesetzt schreibt aber vor, dass ich jetzt meinen Bart bürste, und ihr wollt ja keine Haare im essen..."

Edit: Also ehrlich, nach 20 Seiten über Harrasment und XCards spukt mir das automatisch im Kopf herum, ich bin fassungslos (kleiner Scherz) dass andere Leute das gar nicht ausmachen können :)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 11:31
Meine Settings sind keine Utopien. Wenn ich ein Setting baue, dann will ich da im Allgemeinen nicht meine Traumvorstellungen von einer Gesellschaft umsetzen und auch nicht den Spielern vermitteln, wie toll die Ideologie ist, der ich anhänge.

Ich hab mal eine längere Kampagne in einem Fantasy-Nordafrika geleitet. Da kamen von ~50 Sitzungen in ungefähr einer überhaupt "Weiße" vor (als angeheuerte Söldner eines Antagonisten), und ich hab den Spielern auch nicht erlaubt, "Weiße" zu spielen. Nicht sehr divers. Außerdem "cultural appropriation", jetzt wo ich darüber nachdenke.

Umgekehrt gibt es in unserer Ars-Magica-Kampagne genau einen relevanten Nicht-"Weißen", ein chaldäischer Christ, der im Gefolge eines Kreuzfahrers aus dem heiligen Land nach Europa gekommen ist.

Nochmal anders ist in meinem Traveller-Universum Hautfarbe, Geschlecht und sonstiges Gedöns schlicht irrelevant. Da verlaufen die Bruchlinien, an Hand derer die Zugehörigkeit zur In-Group definiert wird, völlig anders.

Was ich damit sagen will: Diversität passt nicht in jedes Setting, und ich will nicht in jedem Setting Diversität sehen. Und wenn ich mir ein neues Setting anschaue, dann frage ich mich nicht: "Ist da auch jede Minderheit repräsentiert?" Ich frage mich: "Ist es interessant? Will ich da spielen?" Und interessant sind häufig eben nicht die Utopien.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 11:38
Weil Fantasyzwergenbart-Witze nicht ganz das Konfliktpotential haben wie Menstruations-Witze.

Strohmann. In meiner Liste sind eine Menge Beispiele außer dem Zwergen. Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Ich komme im Übrigen gut damit klar, wenn ein Spieler sich gegen aus seiner Sicht unangemessene Darstellung von Wasauchimmer ausspricht. Am besten konstruktiv und nicht destruktiv, und vor allem hinterher. Vorher sollte man die Spieler erstmal machen lassen.

Wie gesagt, wenn die Ursachen dafür weniger banaler Natur sind, ist die Situation eine andere. Dann muss auch niemand vor mir detailliert ausbreiten, welche Umstände ihn zu der Ablehnung bewegen. So viel Vertrauen habe ich zu meinen Mitspielern. Wenn aber ein paar Nasen im Podcast ihre Ablehnung auf abstruse Vorstellungen zum Sexualleben des Cross Gender-Spielers zurückführen, darf man das schon kritisieren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 11:43
Strohmann. In meiner Liste sind eine Menge Beispiele außer dem Zwergen. Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Ich komme im Übrigen gut damit klar, wenn ein Spieler sich gegen aus seiner Sicht unangemessene Darstellung von Wasauchimmer ausspricht. Am besten konstruktiv und nicht destruktiv, und vor allem hinterher. Vorher sollte man die Spieler erstmal machen lassen.

Wie gesagt, wenn die Ursachen dafür weniger banaler Natur sind, ist die Situation eine andere. Dann muss auch niemand vor mir detailliert ausbreiten, welche Umstände ihn zu der Ablehnung bewegen. So viel Vertrauen habe ich zu meinen Mitspielern. Wenn aber ein paar Nasen im Podcast ihre Ablehnung auf abstruse Vorstellungen zum Sexualleben des Cross Gender-Spielers zurückführen, darf man das schon kritisieren.
Kein Strohmann. Bitte guck das nochmal nach bevor du mir das so vorwirfst. Das heißt nämlich nicht "in meinem Argument war ein Aspekt drin, den du nicht völlig augeschöpft hast." z.B. fände ich das Spielen von vielen psychischen Erkrankungn aus ähnlichen Überlegungen problematisch. Habe ich gesagt Frausein wäre nur eine Geisteskrankheit? Nope  ::)
Und ich wollte meine Überlegung, grundsätzlich klarmachen, so gut ich kann in der Kürze. Eine Irreführung ist das sicher nicht. Wenn du mal auf das Beispiel eingehst, bekommen wir das Missverständnis vielleicht auch gelöst.

Edit: Und nicht falsch verstehen: Ich bin auch eher der "Erstmal machen und nachher Scherben begutachten"-Typ, aber da gibt es ja genug Kritik dran, siehe XCard. Und das wäre zumindest eine mögliche Argumentationslinie, um bestimmte Konstellationen gar nicht erst zuzulassen, so sehr das auch entmündigend ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 11:52
Da das Thema sich jetzt langsam zerstreut und das Lesen bestimmter Meinungen hier auch nicht gerade leicht verdaulich ist, ziehe ich mich aus der Diskussion zurück.

Abschließend muss ich sagen, dass ich überrascht und ein bisschen schockiert bin, wieviele Menschen sich scheinbar durch meinen Aufruf in ihrem Freiheitsempfinden eingeschränkt fühlen. Ich weiß auch, dass das etwas mit Forenkultur zu tun hat, bin aber auch sicher, dass es etwas aus unserer Gesellschaft widerspiegelt.

Was mich andererseits freut: Über 2000 Leute haben sich in den letzten 24 Stunden dieses Thema angeschaut und sich vielleicht kurz Gedanken darüber gemacht, welche Haltung man selbst zu diesem Thema einnehmen möchte bzw. einnimmt. Damit ist für mich schon einiges gewonnen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 11:57
Kein Strohmann. Bitte guck das nochmal nach bevor du mir das so vorwirfst. Das heißt nämlich nicht "in meinem Argument war ein Aspekt drin, den du nicht völlig augeschöpft hast." z.B. fände ich das Spielen von vielen psychischen Erkrankungn aus ähnlichen Überlegungen problematisch. Habe ich gesagt Frausein wäre nur eine Geisteskrankheit? Nope  ::)
Und ich wollte meine Überlegung, grundsätzlich klarmachen, so gut ich kann in der Kürze. Eine Irreführung ist das sicher nicht. Wenn du mal auf das Beispiel eingehst, bekommen wir das Missverständnis vielleicht auch gelöst.

Ich fände es ja besser, wenn du auf meine Beispiele eingehst, anstatt, dir eines raus zu picken.

Davon abgesehen, was machst du mit einem Spieler, der sehr elaborierte Vorstellung vom Zwergendasein hat und sich übelst gestört fühlt, wenn Zwerge anders dargestellt werden, als er sie sich vorstellt? Darf dann keiner mehr einen Zwerg spielen?

Der wesentliche Punkt ist: hier wurde die Aussage getroffen, man dürfe kein Cross Gender spielen, wenn ein Mitspieler das ablehnt, weil er befürchtet, es könnte in unangemessener Form geschehen. Grundsätzlich kann aber so ziemlich alles, was man im Rollenspiel spielen kann, als unangemessen angesehen werden, weil es ja keine allgemeingültigen, messbaren Kriterien für Angemessenheit gibt, also alles nur von den Empfindungen der Einzelpersonen abhängt.

In der Praxis tritt natürlich nicht alles auf einmal auf, es bleiben also auch in einer Runde mit einem Arzt und einem Journalisten, die sich durch das unangemessen Ausspielen von Ärzten und Journalisten gestört fühlen, genügend Optionen übrig. Trotzdem gibt es auch im Rollenspiel Dinge, die man auszuhalten hat. Kriegt man das nicht hin und die Gegenseite lenkt auf die eigenen Befindlichkeiten nicht ein, ist dies nicht pauschal die Schuld der Gegenseite. Hier steht Spielspaßeinschränkung gegen Spielspaßeinschränkung. In funktionierenden Gruppen wird sich da im Allgemeinen eine Lösung finden lassen. Dass diese Lösung so aussieht, wie von Boba beschrieben, dass also immer auf alle Befindlichkeiten RÜcksicht genommen werden muss, sehe ich dagegen nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Hotzenplot am 8.01.2018 | 11:59
Da das Thema Rassimus bzw. Farbige/nicht-farbige in Settings und Spielrunde hier auftauchte, mal ein paar Gedanken dazu von mir.
Disclaimer: Ich stehe nicht stellvertretend für irgendeine wie auch immer geartete Gruppe, sondern schreibe meine individuelle Sicht der Dinge runter.

Oder einem Schwarzer Menschen, der ein Rollenspiel-Setting liest, in dem ein Mensch mit nichtweißer Hautfarbe an der Spitze eines hochzivilisierten Imperiums steht.
Geht mir nicht so. Habe ich mir noch nie Gedanken drum gemacht. Aber jetzt, wo ich es tue, sage ich spontan: Ist mir wahrscheinlich egal. Wenn es einfach nur ein schwarzgeputztes Fäntelalter ist, würde ich mich eher dran stören und denken: Lieber Autor, komm doch einfach runter von deinem "Ach ich mach jetzt was ganz neues Tolles und alle Ritter sind schwarz, weil ich so ein anti-Rassist bin!".

Und bei meinen Runden sind halt auch die SCs meist weiss gewesen. Deshalb auch meine Vermutung, dass nichtweisse Spieler eher nichtweisse Charaktere spielen.
Das trifft auf mich nicht zu. Ich bin gerade in Gedanken meine aktuellen und letzten SC (auch bei Cons) durchgegangen: Fast immer weiß. Das liegt aber sicher auch an der vorhandenen Auswahl und der Prägung der Settings (in meinen Home-Runde spiele ich meistens DSA, auf Cons auch alles andere). Insgesamt würde ich aber sagen, dass ich darüber nicht großartig nachdenke. Außerdem bin ich sowieso meistens SL, da kommt die Frage nicht auf. :D

Hey, könnte das der Grund sein, weshalb man solche Spieler auch kaum auf Cons findet - aus Angst vor einer Sonderbehandlung?
Für mich gilt das nicht, gilt bei mir für alle Communities, denen man so angehört. :) Im Zweifel würde ich vorher versuchen herauszufinden, ob es eine politische Agenda gibt und wie die ist. Sagen wir mal beim jährlichen Treffen des Vereins für Wehrmachtsdevotionalien oder so. Oft ist es ja so, dass man den ein oder anderen schon kennt. Und wenn ich keinen kenne, wie beim ersten Mal Tanelorn-Treffen z. b., gehe ich da ganz locker hin. Je schneller ich merke, dass die Community sehr "divers" ;) ist, desto schneller fühle ich mich wohl. Wenn da nur stramme Preußenjungs (sorry, 6  ;D) stehen würden, kämen vielleicht Zweifel auf.

Und die "Farbigen", die spielen, halten sich wahrscheinlich von Runden fern, in denen sie auf ihre Hautfarbe reduziert werden ("Ich wünsche mir mehr Farbige in meiner Spielrunde.") sondern spielen da, wo sie einfach Mensch/Kollege/Mitspieler/Spielleiter sind.
Danke, ja. Ich hab keine Lust, für die Quote mitzuspielen.  ;D


Allgemein:
Ich habe kein Problem mit Rassismus in einem Setting. Ich habe ein Problem mit Rassismus in der Spielrunde. Das sind m. E. zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Sie können voneinander losgelöst oder zusammen auftreten. Das eine ist ein Ausschlusskriterium, das andere nicht.
Insgesamt möchte ich mich bei meinem Hobby nicht großartig mit Rassismus (Sexismus etc.) auseinandersetzen, das gehört in einen anderen Teil meines Lebens. Deshalb möchte ich auch nicht mit der Nase darauf gestoßen werden. "Wir spielen jetzt ein Spiel mit Transgendern!" reizt mich genauso wenig wie die Aussage: "Wir spielen jetzt ein Spiel mit Weißen/Schwarzen/Dünnen/Leuten, die beim Niesen die Augen aufhaben!". Da muss rollenspielrelevanter Input her, sonst ist es mir gleich.

Zur Diskriminierung und ihrer Vorbeugung in Rollenspielen:
Ich denke, jede/r hat in irgendeiner Form am eigenen Leib schon Diskriminierung erfahren. Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Herkunft, Körperliche Merkmale. Dem entgegen zu wirken halte ich für eine brave, aber sehr große Aufgabe. Sich allein auf das Geschlecht zu beziehen, dabei aber Körper- oder Geistesbehinderungen auszuschließen, ist m. E. zu kurz gesprungen.
Das Thema sollte des Weiteren auch nicht mehr Platz einnehmen als der übliche Passus "Was ist ein Rollenspiel?". Wichtig ist doch, dass die Autoren ihre Denkweise transportieren. Und ja, wenn dann einer schreibt: "Leute, ich hab keinen Bock auf diese Scheiße!" ist das auch vollkommen okay. Nach wie vor entscheiden die Kunden.

Anekdotisch:
Ich war mal als Neuling bei einer Con, bei der ein anderer Teilnehmer eine eindeutige Nazi-Marke auf seinem Hoodie trug. Der Typ war dort allerdings schon mehrfach und ich als Neuling hätte mir da nicht das Recht rausgenommen, deshalb einen riesen Aufstand zu machen. Gegen den Strich ist es mir allerdings dennoch gegangen. In einer gemeinsamen Spielrunde am Abend saß der Typ dann ohne Pulli dort, was mich wegen der Kälte noch wunderte. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass ein anderer Teilnehmer, den ich persönlich kenne (übrigens auch ein Tanelorni) dem Typen gesagt hat, dass er in dieser Spielrunde den Pulli auszuziehen hat oder er ihm den Pulli ausziehen würde. Angesichts der körperlichen Verhältnisse durchaus denkbar. Für mich persönlich hat das die Situation gewissermaßen entschärft (ich wusste ja nichts von dem, was vorher im Hintergrund lief), weil ich mir nicht die Frage stellen musste, wie ich jetzt auf diese Provokation reagieren sollte (ich empfinde das Tragen dieser Kleidung als Provokation und dass ich besonnen damit umgegangen wäre, ist quasi ausgeschlossen).
Das war jedenfalls das einzige Mal, bei dem ich bei einer Con direkt mit einem offenen Rassisten konfrontiert wurde.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Nocturama am 8.01.2018 | 11:59
Das Cross-Gender-Ding hat ja fast seinen eigenen Thread verdient (zum Drölfzigsten Mal  ;)). Ich verstehe die Ablehnung auch so was von gar nicht, aber ich spiele auch 45/45 Männer/Frauen (10% "anders") und hatte da nur einmal in der Rollenspielfrühzeit unter Teenies Probleme (weibliche Spielerin, die einen wiiirrklichen fiesen homosexuellen Stereotyp gespielt hat).

Mich würde es dementsprechend massiv einschränken, nur noch Frauen spielen zu dürfen (ganz schlimm natürlich in den oft hervorgehobenen historischen Settings), viel mehr als "Bitte keine Zwerge" oder "Bitte keine Soldaten". Ich spiele auch nicht EINEN MANN (tm), sondern einen Charakter in einer bestimmten Lebenssituation, der männlich ist. In den kann ich mich genauso gut oder schlecht wie in einen weiblichen Charakter in einer mir fremden Lebenssituation hineinversetzen.

Wenn man mal Probleme damit hatte gilt wie bei allen anderen kategorisch ausgeschlossenen Sachen in Standard-Settings: Nicht "niemand darf Crossgender", sondern "Ulrike darf keine Männer mehr spielen, die redet jeden zweiten Satz über ihren Penis!" oder eben "Michael darf keinen Dieb mehr spielen, der beklaut immer die anderen SCs". Oder halt mit Ulrike und Michael gar nicht mehr spielen, wenn die auch in anderen Rollen unerträglich sind.

Und so als Anmerkung am Rand, es wurden auch schon Spieler gebeten, doch bitte Charaktere des anderen Geschlechts zu spielen, weil die weniger klischeehaft wurden  ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 12:04
DnD3.5, Wiedergeburt, Zick-zack, Sack weg.
Nur für mich zum Verständnis der Situation: Hat das der SL eigenmächtig bestimmt? Hat er dich vorher gefragt? War das in der Gesamtgruppe abgesprochen? Das macht aus meiner Sicht bei der Bewertung sehr viel aus.

Ich bin auch eher der "Erstmal machen und nachher Scherben begutachten"-Typ, aber da gibt es ja genug Kritik dran, siehe XCard. Und das wäre zumindest eine mögliche Argumentationslinie, um bestimmte Konstellationen gar nicht erst zuzulassen, so sehr das auch entmündigend ist.
Das ist doch der perfekte Anwendungsfall für die XCard, oder? :) Man erlaubt erst mal, dass ein Mann eine Frau spielt, und wenn dann einer blöde Menstruationswitze macht, liegt da ja die XCard. Genial! Besseres Beispiel dafür, warum die gut ist, hätte mir selbst kaum einfallen können. ;D Erspart einem aber leider auch nicht, sich nachher mit dem Witzemacher mal über sein merkwürdiges (traue ich mich zu sagen... vollpfostiges ;) ) Frauenbild zu unterhalten.  wtf?  8)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 12:05
Ich fände es ja besser, wenn du auf meine Beispiele eingehst, anstatt, dir eines raus zu picken.
Nein mein Herr Asterix, ich gehe nicht auf jedes Beispiel ein. Und ich kann nichts dafür, dass ich ausgerechnet das  deiner Beispiele gefunden hab dass du nicht wolltest oder so.
Zitat
Davon abgesehen, was machst du mit einem Spieler, der sehr elaborierte Vorstellung vom Zwergendasein hat und sich übelst gestört fühlt, wenn Zwerge anders dargestellt werden, als er sie sich vorstellt? Darf dann keiner mehr einen Zwerg spielen?
Der Punkt ist: a) Es gibt keine Fantasyzwerge, außer Peter Dinklage, und um den sorge ich mich nicht. b) Es gibt keine längliche Historie von Stigmatisierung von körperlichen Zwergigkeitsmerkmalen in unserer Geschichte. Oder ein Tabu um Reifewerdung und damit einhergehenden körperlichen Veränderungen von Zwergen. Schwierig, da überhaupt Analogien zu formulieren...
Zitat
Der wesentliche Punkt ist: hier wurde die Aussage getroffen, man dürfe kein Cross Gender spielen, wenn ein Mitspieler das ablehnt, weil er befürchtet, es könnte in unangemessener Form geschehen. Grundsätzlich kann aber so ziemlich alles, was man im Rollenspiel spielen kann, als unangemessen angesehen werden, weil es ja keine allgemeingültigen, messbaren Kriterien für Angemessenheit gibt, also alles nur von den Empfindungen der Einzelpersonen abhängt.

In der Praxis tritt natürlich nicht alles auf einmal auf, es bleiben also auch in einer Runde mit einem Arzt und einem Journalisten, die sich durch das unangemessen Ausspielen von Ärzten und Journalisten gestört fühlen, genügend Optionen übrig. Trotzdem gibt es auch im Rollenspiel Dinge, die man auszuhalten hat. Kriegt man das nicht hin und die Gegenseite lenkt auf die eigenen Befindlichkeiten nicht ein, ist dies nicht pauschal die Schuld der Gegenseite. Hier steht Spielspaßeinschränkung gegen Spielspaßeinschränkung. In funktionierenden Gruppen wird sich da im Allgemeinen eine Lösung finden lassen. Dass diese Lösung so aussieht, wie von Boba beschrieben, dass also immer auf alle Befindlichkeiten RÜcksicht genommen werden muss, sehe ich dagegen nicht.
Ok, ich bezog mich immer noch mehr darauf, dass sich die gruppe überwiegend einig war, dass das Spielerlebnis vielleicht (!) mit crossgender leidet, oder es jemanden nervt, und es deswegen nicht versucht. Wenn das nur einer wäre, fiele die Entscheidung vielleicht auch nicht so.

Edit:
Nur für mich zum Verständnis der Situation: Hat das der SL eigenmächtig bestimmt? Hat er dich vorher gefragt? War das in der Gesamtgruppe abgesprochen? Das macht aus meiner Sicht bei der Bewertung sehr viel aus.
Das wird bei dem Zauber ausgewürfelt, und daran haben wir uns Wort für Wort gehalten. Die Absprache war also "Wir spielen DnD 3.5".
Zitat
Das ist doch der perfekte Anwendungsfall für die XCard, oder? :) Man erlaubt erst mal, dass ein Mann eine Frau spielt, und wenn dann einer blöde Menstruationswitze macht, liegt da ja die XCard. Genial! Besseres Beispiel dafür, warum die gut ist, hätte mir selbst kaum einfallen können. ;D Erspart einem aber leider auch nicht, sich nachher mit dem Witzemacher mal über sein merkwürdiges (traue ich mich zu sagen... vollpfostiges ;) ) Frauenbild zu unterhalten.  wtf?  8)

Ja, schon. Ich meinte dass ich eher Themen spiele, bei den ich glaube, das Durchspielen und Konsequenzen in Kauf nehmen zu dürfen, und dann eben nicht mittendrin etwas ausklammere, sondern das auf die Nachbesprechung verschiebe.
Und evtl. möchte ich auch weiter mit Leuten spielen, die das erstmal ganz falsch machen. Nur dass die das nicht nochmal falsch machen, bevor man da menschlich weiter gekommen ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 12:12
Wenn ich mich richtig erinnere, war ein wichtiger Grund für die Ablehnung von "Crossgender-Play" in der zitierten Podcast-Folge, dass die Frau in der Runde schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hatte, die das gedankenlos bis übergriffig betrieben haben. Fand ich absolut nachvollziehbar. Link zur Folge (https://penandpodcast.de/episodes/pen-podcast-s01e08-crossing-genders-geschlechtertausch-im-rollenspiel/)

Aus der Designperspektive heißt das, dass ich den Leuten nicht einfach sagen kann, spielt Figuren mit einem anderen Geschlecht, in einem gesellschaftlichen Umfeld, das euch fremd ist et cetera, sondern auch wie sie das machen sollen. Lesenswert sind da z.B. der Abschnitt "Identity Politics" aus Urban Shadows oder das Nachwort zu Best Frieds.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 12:13
Ich bin mir sicher, jemand, der so schlau ist, wie du, kriegt das hin.
meine sehr GERINGEN "Kenntnisse" in dem Bereich sagen mir, nein das kann ich nur mittels Zufall oder Glück angemessen umsetzen
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 12:17
Wenn ich mich richtig erinnere, war ein wichtiger Grund für die Ablehnung von "Crossgender-Play" in der zitierten Podcast-Folge, dass die Frau in der Runde schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hatte, die das gedankenlos bis übergriffig betrieben haben. Fand ich absolut nachvollziehbar. Link zur Folge (https://penandpodcast.de/episodes/pen-podcast-s01e08-crossing-genders-geschlechtertausch-im-rollenspiel/)

Aus der Designperspektive heißt das, dass ich den Leuten nicht einfach sagen kann, spielt Figuren mit einem anderen Geschlecht, in einem gesellschaftlichen Umfeld, das euch fremd ist et cetera, sondern auch wie sie das machen sollen. Lesenswert sind da z.B. der Abschnitt "Identity Politics" aus Urban Shadows oder das Nachwort zu Best Frieds.
Danke, das ist hilfreich.
Das war genau das Szenario, das mir vorschwebte: Jemand spielt so "dumm", dass der Rest der Runde da ein gebranntes Kind ist. Die einen Xcarden dann in Zukunft, bei den anderen heißt es dann rabiater "Schluss mit crossgender bis alle erwachsen sind!". Da mache ich keinen pauschalen Vorurteilsvorwurf, ist ja quasi das Gegenteil: Man will die Vorurteile ausräumen, bevor man sie sich, wenn Spieler selbst über ihren SC bestimmen, die ganze Zeit ins Gesicht labern lässt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 12:51
Das war genau das Szenario, das mir vorschwebte: Jemand spielt so "dumm", dass der Rest der Runde da ein gebranntes Kind ist. Die einen Xcarden dann in Zukunft, bei den anderen heißt es dann rabiater "Schluss mit crossgender bis alle erwachsen sind!". Da mache ich keinen pauschalen Vorurteilsvorwurf, ist ja quasi das Gegenteil: Man will die Vorurteile ausräumen, bevor man sie sich, wenn Spieler selbst über ihren SC bestimmen, die ganze Zeit ins Gesicht labern lässt.

Wenn das so abläuft, ist das völlig ok. Das "bis alle erwachsen sind" fehlt dann in der Praxis des Öfteren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 12:53
Wenn das so abläuft, ist das völlig ok. Das "bis alle erwachsen sind" fehlt dann in der Praxis des Öfteren.
Cool  :d
Edit: Ja, das ist auch immer ne Frage, wer da, im Freundkreis vielleicht sogar, auf den Tisch haut und sagt "Ey das ist kindisch". Aber es ist halt nötig, weil das anders wirkt als wenn irgendein Con-Wirrkopf dir sagt dass du dich da mal weiterbewegen musst, "weißt du, Mann?"
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Swafnir am 8.01.2018 | 12:55
Wenn ich mich richtig erinnere, war ein wichtiger Grund für die Ablehnung von "Crossgender-Play" in der zitierten Podcast-Folge, dass die Frau in der Runde schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hatte, die das gedankenlos bis übergriffig betrieben haben. Fand ich absolut nachvollziehbar. Link zur Folge (https://penandpodcast.de/episodes/pen-podcast-s01e08-crossing-genders-geschlechtertausch-im-rollenspiel/)

Aus der Designperspektive heißt das, dass ich den Leuten nicht einfach sagen kann, spielt Figuren mit einem anderen Geschlecht, in einem gesellschaftlichen Umfeld, das euch fremd ist et cetera, sondern auch wie sie das machen sollen. Lesenswert sind da z.B. der Abschnitt "Identity Politics" aus Urban Shadows oder das Nachwort zu Best Frieds.

So hat es angefangen. Daraus wurde dann auf alle Rollenspieler geschlossen mitsamt der Aussage "Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, warum Kerle sonst Frauen spielen sollten." (sinngemäß) Und das wurde dann von allen Teilnehmern mehr oder weniger abgenickt mit dem Zusatz, "dass das in ihren Runden verboten sei." 
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Luxferre am 8.01.2018 | 12:58
Ist das:

Was mich bei dieser ganzen Diskussion so stört, ist die Tatsache, dass hier immer wieder eine Tatsachenumkehr vorgenommen wird: Nicht weiß, heterosexuelle Männer wurden und werden in unserer Gesellschaft diskriminiert. Und nein, für mich ist es keine Diskriminierung ebendieser Bevölkerungsgruppe, wenn ein Schwuler oder eine Frau bevorzugt wird oder Illustrationen von heterosexuellen Pärchen seltener in einem Regelwerk auftauchen als die von gleichgeschlechtlichen Paaren. Wie gesagt, das ist eine für mich gültige Definition, aber um jemanden zu diskriminieren, muss der Diskriminierende in einer privilegierteren, machtvolleren Position sein als derjenige, der sich diskriminiert fühlt.

Was das Thema "Crossgender"-Spielen angeht wird ja die ganze Zeit die Argumentation vorgebracht, es könnte jemandem unangenehm sein und deshalb muss man sich nicht rechtfertigen, wenn man es generell verbietet. Ja klar, wenn ihr das in euren Runden so einstimmig besprecht und davon ausgehen könnt, dass niemand unter euch sich eventuell einfach nur nicht zu widersprechen traut, ist das doch völlig ok. Wenn ich aber nen Podcast mache, den Leute mit Diskriminierungserfahrung hören oder in ein Forum schreibe, dann hat man aus meiner Sicht durchaus die Verantwortung, mal kurz anzuerkennen, dass das verletzend sein kann.

die Antwort auf meinen Post:

Und das ist alles besser, als der weiße hetero Wirt, der blonde Wikingersheriff, der Zwergenschmied?
Was macht es besser?
Warum sollte ich krampfhaft Dinge implementieren, die vielleicht gar nicht passen oder existieren?

?

Auf Krampf wird gar nichts besser!
Anscheinend ist Deine Sicht der Dinge sehr verbohrt und ein Interesse an einem konstruktiven Diskurs, der andere Sichtweise zulässt, vermag ich nicht zu erkennen.


Disclaimer:

Mal zu meiner Runde:
1 Pärchen, schwarze Seelen inkl allem Beiwerk
1 Minderheit Phänotyp
1 Minderheit sexuelle Ausrichtung
-> spielt bei keinem Treffen, keinem Spiel, zu keiner Zeit irgendeine Rolle! Und das ist gut so.

Ich leite:
klassisch weiße Fantasy (Aborea, Land Trion)
Der Sherrif ist arabisch
Der Wirt hat eine Beziehung zu einer verheirateten Frau
Der Priester ist schwul (und böse, richtig fett böse!)

Aber ich käme niemals auf die Idee, solche vermeintlichen Konventionsbrüche zu fordern oder zu präsent werden zu lassen. Geschweige denn den Zeigefinger zu erheben, oder meine Spielweise zu erheben. Wer bin ich denn? Steht mir gar nicht zu.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 13:00
Das Cross-Gender-Ding hat ja fast seinen eigenen Thread verdient (zum Drölfzigsten Mal  ;)).
Vermutlich. ;D Hier ist das Thema etwas verloren zwischen den anderen Sachen...


Edit:Das wird bei dem Zauber ausgewürfelt, und daran haben wir uns Wort für Wort gehalten. Die Absprache war also "Wir spielen DnD 3.5".
Ok, dann bin ich irgendwie auf dem Holzweg...  :-[  Wir suchten doch Beispiele dafür, dass etwas unangemessen gespielt wurde. Irgendwie habe ich nicht ganz verstanden, was genau das in deinem Beispiel war. Ich hatte jetzt den Eindruck, dass das für alle Beteiligten ganz ok war...? Hilfst du mir da bitte noch mal auf die Sprünge?

Ja, schon. Ich meinte dass ich eher Themen spiele, bei den ich glaube, das Durchspielen und Konsequenzen in Kauf nehmen zu dürfen, und dann eben nicht mittendrin etwas ausklammere, sondern das auf die Nachbesprechung verschiebe.
Und evtl. möchte ich auch weiter mit Leuten spielen, die das erstmal ganz falsch machen. Nur dass die das nicht nochmal falsch machen, bevor man da menschlich weiter gekommen ist.
Ist zwar der falsche Thread, aber ich möchte doch gerne noch was zur XCard sagen. ;)
Es gibt sicher unterschiedliche Möglichkeiten, mit problematischen Themen im Rollenspiel umzugehen. Hier im Thread wurde, was Cross-Gender-Play angeht die Methode "Von Vorneherein verbieten" angesprochen (und kritisiert). Grundsätzlich ist das aber natürlich (in manchen Fällen) eine sinnvolles Vorgehen. Das andere Extrem ist es, einfach mal zu machen und dann hinterher vor den Scherben zu stehen (deine Worte, nicht meine). Kann man auch machen, wenn man mal eine krasse Selbsterfahrung machen möchte und die richtige Gruppe hat, die dann alle am Ende emotional auffangen kann (oder es schafft, die problematischen Themen implizit auszuklammern).
Die XCard bietet hier einen Mittelweg, der die Probleme der beiden Extrempositionen minimiert. Man macht halt mal, hat aber gleichzeitig eine niederschwellige Möglichkeit, Probleme zu vermeiden. Und das finde ich so toll an der Idee! Man kann sich auf potenziell problematische Themen einlassen (und muss nicht alles gleich verbieten) und hat trotzdem eine Art "Notbremse", wenn es mal daneben geht (und muss nicht erst am Ende der Runde die geistige Stabilität seiner Mitspieler wieder zusammenkehren). Und das alles, ohne dass jemand hier damit mal tatsächlich schlechte Erfahrungen gemacht hätte (alle negativ-"Beispiele" aus dem anderen Thread war hypothetisch zusammenfantasiert). Cool, oder? :)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 13:02
An alle, die hier schreiben: „Das gibt’s doch schon genug, was sollen die Forderungen nach mehr?‘

Es ist schön, dass ihr Beispiele kennt, wo das schon so ist. Müssten über das „Genug“ aber nicht eher diejenigen entscheiden, die sich unterrepräsentiert fühlen und nicht diejenigen, die es gar nicht betrifft? Für die einen geht es halt um gleichberechtigtes Gesehenwerden. Und ob sich jemand gleichberechtigt fühlt, kann  man doch nur selbst beurteilen oder nicht? Und wie gesagt, wen das Thema (Homosexualität) nicht interessiert, wählt halt aus dem großen Fundus an verfügbaren Produkten die aus, wo es nicht auftaucht. Und wenn er nen guten Tag hat und mal was für die Akzeptanz Homosexueller tun möchte, lässt er nen schwulen Wirt in seinem nächsten Abenteuer auf ner Con auftauchen, der keinem Klischee entspricht. Muss er aber nicht. Es geht darum, mehr Akzeptanz durch ein „Sowohl als auch“ zu schaffen. Es geht mir nicht darum, jemandem seine Durchschnittlichkeit (ich verwende hier mal extra nicht den Begriff Normalität) wegzunehmen.

Das kann gefährlich werden. Zum einen kenne ich - wie bereits erwähnt - homosexuelle SpielerInnen, die sich durch den Status Quo durchaus nicht gestört fühlen. Zum anderen kenne ich auch personen, denen das heutige Rollenspiel bereits "zu schwul" ist. Zum Dritten könnten jetzt auch Pedos kommen und sagen: Wir werden im Rollenspiel zu negativ dargestellt, es gibt gar keine positiv dargestellten pedos in Rollenspielen, ich wünsche mir, dass Pedo-Romanzen mehr in den Mittelpunkt gestellt werden und die Industrie mehr Pedos einstellt." 
... Klingt jetzt eventuell härter als gemeint, aber ich denke du verstehst worauf ich hinauswill. Generell solche Entscheidungen nur durch die Betroffenen entscheiden zu lassen ist zum einen sehr undemokratisch und zum anderen würde es letztlich jeden Fortschritt unterbinden. Stell dir vor der Ausbau FFM - Startbahn West wäre nur von den Anwohnern entschieden worden.

Oder nochmal anders: ich hatte mal eine Mitspielerin mit Wahrnehmungsstörungen. Die hatte das Gefühl immer zu kurz zu kommen und das ihr Char nie etwas tun dürfte. wenn ich Einzelszenen mit anderen Spielern hatte beschwerte sie sich immer, dass ich mir nur für andere Zeit nehmen würde. In den nächsten paar Sitzungen habe ich daher heimlich die Zeit gestoppt, die ich jedem Spieler einzeln widmete. Aufgrund dieser Basis begann ich nun ihren "Zeitanteil" zu erhöhen. Sie wiederum bat ich darum mir Rückmeldung zu geben, wann es ihrer Meinung nach ein ausgewogenes Spiel sei, ich würde mich bemühen auf ihr Anliegen zu achten. Als sie dann sagte: "Heute hast du zum ersten mal alle Spieler gleich oft drann genommen, so soll es bleiben." stellte sich heraus, dass 3/4 aller "Solozeit" auf sie verwendet wurde und den restlichen drei Spielern nur noch 1/4 blieb. Meine Daten und mein "Projekt" habe ich dann offengelegt und es war auch für sie überraschend dies zu sehen.
Hätte ich in diesem fall gesagt: die Betroffene allein muss das entscheiden, so wäre eine mehr als ungerechte Schräglage entstanden, die vermutlich - kurz über lang - zum Ende dieser Runde geführt hätte.

Insofern: sehr schwieriges Thema, ich verstehe (mittlerweile) was du willst und bin bemüht eine Lösungsstrategie zu entwickeln - nur müssen da ein paar mehr Faktoren berücksichtigt werden, als du es dir vorstellst. Einfach Lösungen sind leider oftmals keine guten Lösungen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 13:07
[...]
Ok, dann bin ich irgendwie auf dem Holzweg...  :-[  Wir suchten doch Beispiele dafür, dass etwas unangemessen gespielt wurde. Irgendwie habe ich nicht ganz verstanden, was genau das in deinem Beispiel war. Ich hatte jetzt den Eindruck, dass das für alle Beteiligten ganz ok war...? Hilfst du mir da bitte noch mal auf die Sprünge?[..]
Das Problem war, es wurde nur bis zu der Stelle "+2 auf Charisma weil exotische Dunkelfen-Brüste" ausgespielt und Stop. Und das naja, könnte halt übel ankommen (nicht bei uns).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 13:10
So hat es angefangen. Daraus wurde dann auf alle Rollenspieler geschlossen mitsamt der Aussage "Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, warum Kerle sonst Frauen spielen sollten." (sinngemäß) Und das wurde dann von allen Teilnehmern mehr oder weniger abgenickt mit dem Zusatz, "dass das in ihren Runden verboten sei."

Jo, und genau da rollen sich mir die Fußnägel.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 13:11
"Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, warum Kerle sonst Frauen spielen sollten."
Ich möchte anmerken, dass ich das nicht unterschreibe. Sonst hätte ich auch nicht ohne Vorankündigung und ohne meinen Einfluss genau das getan, denke ich.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 13:23
Zum einen kenne ich - wie bereits erwähnt - homosexuelle SpielerInnen, die sich durch den Status Quo durchaus nicht gestört fühlen. Zum anderen kenne ich auch personen, denen das heutige Rollenspiel bereits "zu schwul" ist. Zum Dritten könnten jetzt auch Pedos kommen und sagen: Wir werden im Rollenspiel zu negativ dargestellt, es gibt gar keine positiv dargestellten pedos in Rollenspielen, ich wünsche mir, dass Pedo-Romanzen mehr in den Mittelpunkt gestellt werden und die Industrie mehr Pedos einstellt." 
Du stellst hier allen Ernstes Homosexualität und Pädophilie auf eine Stufe?!? WTF?!? Das IST genau so hart, wie sich das anhört! Ich komme hier aus der Fassungslosigkeit einfach nicht mehr raus...

Das Problem war, es wurde nur bis zu der Stelle "+2 auf Charisma weil exotische Dunkelfen-Brüste" ausgespielt und Stop. Und das naja, könnte halt übel ankommen (nicht bei uns).
Hm, das ist dann aber doch wieder hypothetisch...

Ich hatte nach konkreten Beispielen gefragt, weil von mehreren Personen das Problem des "unangemessen" Spielens genannt wurde. Scheint aber dann wohl doch in der Praxis gar nicht vorzukommen. Ist doch auch schön, brauchen wir nichts verbieten. ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Der Nârr am 8.01.2018 | 13:29
Ich finde schon gut, wenn Rollenspiel-Autoren sich Gedanken über Rassismus und Diskriminierung machen. Ich fand z.B. schlecht, wie in Savage World of Solomon Kane etwa indianische Stereotype (wahlweise der edle Wilde oder halt einfach nur der blutrünstige Wilde) bedient wurden. Gerade bei einem Rollenspiel, dass auf der vor Rassismus triefenden Literatur eines Rassisten basiert, hätte ich irgendwie mehr erwartet, da irgendwie drauf einzugehen und sich davon zu distanzieren. Natürlich ist das gerade beim Pulp-Genre schwierig, aber es hat auch nie jemand behauptet, dass Rollenspiele zu schreiben leicht sein müsse. Besser gefiel mir da der Ansatz aus Down Darker Trails, dem Wild-West-Supplement zu Cthulhu, wo schon auf den ersten Seiten etwas zum Begriff "Indianer" gesagt wird...

Generell halte ich Eurozentrismus nicht für etwas abgrundtief schlechtes im Rollenspiel. Immerhin handelt es sich um Unterhaltungsprodukte, die gerade wenn sie auf Deutsch veröffentlicht werden natürlich auch eine recht enge Zielgruppe haben. Wenn dann in DSA etwa Mohas "exotisch" dargestellt werden, kann man da natürlich die postkoloniale Keule auspacken, aber unter all den Stereotypen und Verfremdungen muss man ja auch erkennen: man identifiziert sich nun mal leichter mit dem, was man kennt. Daher finde ich es wenig überraschend, dass in DSA das Bekannte den Normalfall darstellt, also Mittelreicher, Horasier, Andergaster, auch noch Thorwaler... Das ist einem Deutschen eben meistens näher.

Und das ist auch überhaupt kein Problem. Das ist ja kein staatlich reguliertes Produkt, es gibt ja kein Verbot anderer Rollenspiele, keine Monopole etc. Und jeder hat Zugang zu DSA und anderen Rollenspielen. Wir haben es hier ja nicht mit Country Clubs zu tun, bei denen noch die Rassentrennung gilt... Es besteht ja kein wirklicher Nachteil dadurch, wenn man in Rollenspiel X nicht jede Hautfarbe gleichberechtigt spielen kann. Das ist doch eine ganz andere Situation, als wenn in einer Firma im Publikumsverkehr nur Leute mit einem bestimmten Profil eingesetzt werden...

So, zum anderen. Rollenspiel ist einerseits voll von Verfremdungen. Das merkt man ja schon im OP, wo das hinführt. Reden wir jetzt über Hautfarben oder über Fantasy-Rassen? Wieso wird das in einen Topf geworfen? Wie fühlt sich ein realer Schwarzer, wenn seine Rechte, seine Geschichte und seine Diskriminierungserfahrung mit der eines Gnomenvolkes in einem blöden Spiel für Nerds verglichen werden? (Die Frage ist ernst gemeint, mich interessiert das wirklich.)

Nein, ich finde es auch nicht gut, wenn etwa ein Schwarzer aus Gründen der Selbstidentifikation einen schwarzen Charakter spielen möchte und man ihm in DSA dann nur sagen kann: Ja, es gibt da diese Utulus auf den Waldinseln... (Ok - und inzwischen wohl auch Uthuria.) Das ist doch nicht schön, aber solche Aspekte sind den Autoren doch bewusst, die Zeiten ändern sich und gerade DSA tut doch eine Menge in Richtung Diversität. Aber die Aufforderung, dass ich jetzt bitte nur noch diskriminierte Gruppen spielen soll finde ich ziemlich daneben, genauso wie die Forderung, dass Settings bitte in gesellschaftliche Utopien verwandelt werden sollen...

Mir geht es im Rollenspiel um ein Freizeitvergnügen, um Immersion, um Fantasie...

Ich habe mal einen Alkoholiker gespielt. Nicht, weil ich mich damit so gut identifizieren könnte oder weil ich mal erleben wollte, wie es einem Alkoholiker ergeht. Ich glaube nicht, dass man das im Rollenspiel tun kann. Ich halte die Grundannahme, dass Rollenspiel für so etwas besonders gut geeignet sei, schon verkehrt. Warum habe ich den Alkoholiker gespielt? Aus dem niedersten Motiv: Ich hatte in einem anderen Medium einen Alkoholiker total cool gefunden (Archer aus der gleichnamigen Zeichentrickserie) und wollte daher auch mal einen Alkoholiker spielen.

Das ist immer noch einer meiner Lieblingscharaktere.

Echten Alkoholikern gegenüber dürfte der Charakter ziemlich unpassend gewirkt haben. Weil es natürlich ein auf ROLLENSPIEL runtergebrochenes Konzept war, der war immer noch in diesem Fall ein vollwertiges Mitglied seiner Raumschiffcrew, der hatte ordentlich was auf dem Kasten und Alkoholiker war, da mit Cortex Plus gespielt wurde, sogar in vielen Situationen als ein VORTEIL einsetzbar.

Das wird echtem Alkoholismus nicht gerecht. Trotzdem darf ich das, denn in der Fantasie ist alles erlaubt. Und im Rollenspiel will ich meine Fantasien mit anderen teilen. Dabei soll niemand verletzt werden, aber das bemerke ich ja im Umgang mit anderen Spielern. Nur weil in einer anderen Stadt gerade ein Rollenspieler sitzt, den mein Charakter verletzen könnte, muss ich doch nicht auf meinen Charakter verzichten. Der übrigens wirklich eine Menge Spaß gemacht hat.

Im Rahmen von Schulungen kann es natürlich Rollenspiele geben, die Empathie schulen, die diskriminierende Problematiken aufzeigen usw. Unser Hobby-Rollenspiel ist aber keine Schulung und kein angeleitetes pädagogisches Konzept oder geschieht unter Aufsicht eines Supervisors. Es findet auch nicht am Arbeitsplatz ab und es besteht auf einer persönlichen Ebene. Und das ist auch so ein Problem. Hier wird eingefordert, dass mir jetzt in meine Fantasie eingebrochen wird was ich mir vorzustellen habe (und was nicht). Das möchte ich nicht und darauf reagiere ich allergisch.

Mein Spiel wird immer nur so divers sein, wie ich gerade Lust dazu habe. Rollenspiel ist kein Stuhlkreis, bei dem wir lernen, besser miteinander auszukommen und ich will auch nicht, dass mein Hobby-Rollenspiel in eine pädaogische Erziehungsmaßnahme verwandelt wird. Zumal im Rollenspiel ja alles per Definition spielerisch verhandelt wird. Das hatten wir ja auch schon.

Und dazu, man könne ja diesen Aufruf ignorieren. Dieser Aufruf kam mit einer ziemlichen Arroganz daher und explizit der Äußerung, dass selbst wenn man meine man brauche es nicht, dass man es eben doch brauche. Das ist ein ganz anderes Niveau als etwa wenn Venger Ni'Satanis in seinem SL-Ratgeber empfiehlt, dass Rollenspiel immer besser sei mit Dinosaurieren. Ich glaube diesese hohe Ross, von dem der Aufruf kommt, ist einer der Gründe (neben des politischen Gehalts), der so viel Gegenwind produziert. Das Thema hätte man ja auch ganz anders vorstellen können, etwa: ich bin unzufrieden mit Diversität im Rollenspiel, wie kann man das besser machen... Stattdessen soll mir mit pädagogischen Spielchen gezeigt werden, was für ein schlechter Mensch ich doch bin...

Mit Klischees zu spielen und zu brechen ist übrigens das 101 des Rollenspiels. Die vorgebrachten Beispiele wirkten alle ein wenig über den Zaun gebrochen und von der einfachsten Machart. Das hat mich dann auch nicht besonders abgeholt. Alles einfach mal umgekehrt zu denken...

Was die Crossgender-Debatte angeht, wenn ein SL das verbietet nehme ich das einfach hin. In meinen Tischrunden ist Crossgender aber an der Tagesordnung, also wir haben ständig crossgender-Charaktere (sowohl m>w als auch w>m). Seit vielen Jahren, bei uns gibt es da auch keinerlei Probleme und mich wundert, dass das für manche Spielrunden so problematisch ist, wenn ich von Scherbenhaufen etc. lese. Ich finde auch komisch, wenn Spielleiter das verbieten und rechtfertigen über "angemessene Darstellungen", das ist irgendwie scheinheilig, denn die Spielleiter spielen ja STÄNDIG crossgender. Der SL sagt also "ich kann das zwar, aber euch traue ich das nicht zu". Nachvollziehen kann ich dagegen Argumente wie "ich kann mir einfach keine Frau vorstellen, wenn da immer der bärtige Uli redet". Aber man kann sich vorstellen, wenn der dicke Dirk einen athletischen Elfen spielt? Die meisten Argumente halten m.E. nicht stand, wenn man sie sich genauer anschaut und für mich kommt es dann auf ein "ich möchte das aber einfach nicht" herunter. Was für mich auch ok ist, ich möchte ja im Rollenspiel keine politische Agenda verfolgen und Rollenspieler die unbedingt dieses eine Charakterkonzept verfolgen wollen und bloß kein anderes sind nicht weniger problematisch, als der crossgender verbietende SL.

Genauso übrigens auch Hautfarben und sexuelle Orientierung. Da darf bei uns jeder spielen, was er möchte. Auch das Alter darf man frei wählen, wir haben teils sehr junge Charaktere, oft Charaktere im Alter der Spieler und manchmal auch sehr alte Charaktere.

Insofern habe ich bei dem Positiv-Beispiel weiter oben, der lesbischen Jägerin der Nacht, auch nicht verstanden, was daran jetzt so unglaublich divers und antidiskriminierend ist. Das klang für mich nach einem ganz normalen Charakterkonzept.

Ist in euren Runden denn das Spielen von Homosexuellen so stark benachteiligt oder wird so böse gesehen, dass ihr da so gezielt dran arbeiten müsst? Also habt ihr da ein Problem damit? Dann würde es natürlich erklären, aber evtl. hilft es dann eher als Spielrunde gemeinsam einen Workshop, Vorträge usw. zu besuchen. Wenn man sich speziell dafür interessiert, Rollenspielsettings postkolonial zu kritisieren, kann ich auch ein paar Literaturtipps geben. Aber das würde eher in einen Wissenschaftsthread gehören oder besser gar nicht in ein Rollenspielforum.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 13:31
@Fredi : Whatever, ich wollte ein Beispiel geben, auch wenn in dem Falle alle drüber standen, emotional. Thread ist eh versenkt fürchte ich.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2018 | 13:34
Aber die Aufforderung, dass ich jetzt bitte nur noch diskriminierte Gruppen spielen soll finde ich ziemlich daneben, genauso wie die Forderung, dass Settings bitte in gesellschaftliche Utopien verwandelt werden sollen...

...und wer hat diese Forderungen eigentlich noch mal konkret gestellt? Ich meine jetzt mal nicht die Leute von der "Gegenseite", die das gerne gleich als Strohmann aufbauen...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 13:36
Ich will vorrangig kein Spielerverhalten kurieren, sondern möglichst wenige Einschränkungen für die Mitspieler. Über die Empfindungen des Spielers, der am allerliebsten Crossgender spielt und sich in seinem Spielspaß eingeschränkt fühlt, wenn er das nicht darf, haben wir ja noch nicht gesprochen.

Wie geschrieben, die Empathie, zwischen Leuten unterscheiden zu können, die Crossgender aus einem tiefer liegenden Grund ablehnen (wobei mir da lediglich an den Haaren herbei gezogene, konstruierte Beispiele einfallen. Ggf. kennt da ja jemand einen Fall aus der Praxis), und denjenigen, die der Meinung sind, dass "man" (also die Person selbst) sich da nicht rein versetzen kann oder die die Befürchtung haben, dass Crossgender zwangsläufig in sexistische Klischees abdriftet, traue ich den meisten Menschen zu. Mit denjenigen, denen ich sie nicht zutraue, möchte ich auch nicht unbedingt Rollenspiel betreiben.


Indem man es nicht unangemessen umsetzt. Den Begriff hast du ja gebracht. Da musst du die Definition schon selbst liefern.

Du suchst ein Beispiel aus der Praxis: Religion. Sobald das deiner Heiligen Schrift wiederspricht und du dein Seelenheil davon abhängig machst, hast du eine begründbare Ablehnung. Es sei denn du stellst das Recht der einen über das Recht der anderen. und das wäre ... dikriminierend. ich kann es gar nicht oft genug betonen: schwieriges Thema.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 13:40
Thread ist eh versenkt fürchte ich.
Da könntest du Recht haben. ;D

Aber trotzdem:
ich wollte ein Beispiel geben, auch wenn in dem Falle alle drüber standen, emotional.
Ich habe es wohl immer noch nicht verstanden. Hat dir gefehlt, das der Geschlechtswechsel im weiteren Verlauf der Geschichte dann keine Rolle mehr gespielt hat?

Wenn es das ist, dann ist das ja nichts neues, finde ich. Das Problem gibt es ja oft beim Rollenspielen. Man hat einen Punkt in der "Hintergrund"Geschichte des Charakters und der SL bzw. die anderen Spieler springen nicht drauf an. Konkret hätte man das dann vielleicht ansprechen können und mal schauen, ob die anderen das Thema bewusst nicht behandeln wollten oder ob es einfach vergessen wurde oder alle dachten, es sei kein großes Ding. So hätte man das vermutlich relativ einfach klären können. Wobei ich auch bei der Betrachtung die Situation vermutlich nicht "unangemessen" genannt hätte. :)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 13:46
Da könntest du Recht haben. ;D

Aber trotzdem:Ich habe es wohl immer noch nicht verstanden. Hat dir gefehlt, das der Geschlechtswechsel im weiteren Verlauf der Geschichte dann keine Rolle mehr gespielt hat?

Wenn es das ist, dann ist das ja nichts neues, finde ich. Das Problem gibt es ja oft beim Rollenspielen. Man hat einen Punkt in der "Hintergrund"Geschichte des Charakters und der SL bzw. die anderen Spieler springen nicht drauf an. Konkret hätte man das dann vielleicht ansprechen können und mal schauen, ob die anderen das Thema bewusst nicht behandeln wollten oder ob es einfach vergessen wurde oder alle dachten, es sei kein großes Ding. So hätte man das vermutlich relativ einfach klären können. Wobei ich auch bei der Betrachtung die Situation vermutlich nicht "unangemessen" genannt hätte. :)
Naja, es war halt kein Hintergrund. Ich hätte jetzt rummeckern können, dass ich hier auf meine Hupen reduziert werde und sonst alle la la la drüber hinwegsehen, dass ich (also die Spielfigur) gerade eine traumatische Erfahrung habe. Aber da ich meine Pappenheimer ja kannte, und bin, wie ich bin, hab ich nur geseufzt und mein bestes getan. Naja, unterm Strich ein schwaches Beispiel, stimmt schon.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Der Nârr am 8.01.2018 | 13:47
...und wer hat diese Forderungen eigentlich noch mal konkret gestellt? Ich meine jetzt mal nicht die Leute von der "Gegenseite", die das gerne gleich als Strohmann aufbauen...
Hast du den OP gelesen? Das habe ich beim Schreiben meines Posts vorausgesetzt. Vielleicht habe ich ihn falsch verstanden. Ich werde es nie erfahren, da die Threadstarterin sich aus dem Thread zurückgezogen hat, während ich mein Post schrieb.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 13:52
Du stellst hier allen Ernstes Homosexualität und Pädophilie auf eine Stufe?!? WTF?!? Das IST genau so hart, wie sich das anhört! Ich komme hier aus der Fassungslosigkeit einfach nicht mehr raus...
Hm, das ist dann aber doch wieder hypothetisch...

Ich hatte nach konkreten Beispielen gefragt, weil von mehreren Personen das Problem des "unangemessen" Spielens genannt wurde. Scheint aber dann wohl doch in der Praxis gar nicht vorzukommen. Ist doch auch schön, brauchen wir nichts verbieten. ;)

Öhm ... was du so rausliest. Nö. Tue ich nicht. Wo hätte ich das geschrieben?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2018 | 13:55
Hast du den OP gelesen? Das habe ich beim Schreiben meines Posts vorausgesetzt. Vielleicht habe ich ihn falsch verstanden. Ich werde es nie erfahren, da die Threadstarterin sich aus dem Thread zurückgezogen hat, während ich mein Post schrieb.

Hab' ich. Und ein "spielt gefälligst nur noch Minderheiten-Charaktere und macht eure Settings zu Utopien!" kann ich da nicht herauslesen -- allenfalls eine Aufforderung, die eigene bequeme Weltsicht vielleicht mal etwas öfter als gewohnt zu hinterfragen. Insofern kann ich die ganze Aufregung, die darumherum losgebrochen ist, auch nicht so recht nachvollziehen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 13:58
Du suchst ein Beispiel aus der Praxis: Religion. Sobald das deiner Heiligen Schrift wiederspricht und du dein Seelenheil davon abhängig machst, hast du eine begründbare Ablehnung. Es sei denn du stellst das Recht der einen über das Recht der anderen. und das wäre ... dikriminierend. ich kann es gar nicht oft genug betonen: schwieriges Thema.

Wir stellen ständig Rechte des einen über die Rechte des anderen, weil ständig individuelle Rechte verschiedener Personen miteinander kollidieren und es Entscheidungen darüber geben muss, welches Recht in dieser Situation mehr wiegt. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun.

Das ist aber ein wesentlicher Aspekt, auf den ich abziele: am Ende sollte es eine Einzelfallabwägung geben darüber, ob nun die Befindlichkeit des einen oder die spielerische Freiheit des anderen höher zu gewichten ist. Dass man da pauschal das eine oder das andere höher gewichtet, halte ich für falsch.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 14:02
Öhm ... was du so rausliest. Nö. Tue ich nicht. Wo hätte ich das geschrieben?

Das konnte man schon da raus lesen, auch wenn ich an der Stelle davon ausgegangen bin, dass du das nicht gemeint haben konntest.

Jedenfalls ist ausgelebte Pädophilie ein Straftatbestand, mit gutem Grund. Ausgelebte Homosexualität ist keiner mehr, ebenfalls mit gutem Grund. Eine Aufforderung zu mehr Pädophilie im Rollenspiel erhält dadurch eine andere Stoßrichtung als die der Diversität.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 14:10
Das konnte man schon da raus lesen, auch wenn ich an der Stelle davon ausgegangen bin, dass du das nicht gemeint haben konntest.

Jedenfalls ist ausgelebte Pädophilie ein Straftatbestand, mit gutem Grund. Ausgelebte Homosexualität ist keiner mehr, ebenfalls mit gutem Grund. Eine Aufforderung zu mehr Pädophilie im Rollenspiel erhält dadurch eine andere Stoßrichtung als die der Diversität.

Aber das hier:
Zitat
... Klingt jetzt eventuell härter als gemeint, aber ich denke du verstehst worauf ich hinauswill.
wurde schon mitgelesen, oder? Da steht doch klar und deutlich, dass das kein Vergleich sein soll. Gut - wenn man jemandem böse Absichten unterstellen will, kann man vermutlich alles aus allem herauslesen, aber so langsam hört es echt auf. ich bin doch nicht hier um jeden Post rechtfertigen zu müssen, was ist denn bitte aus dem "wohlwollenden lesen" aus der Forenordnung geworden. ich könnte ja jetzt auch losgehen und dem Threadersteller unterstellen (was ich auf GAR keinen Fall tue) er/sie wolle alle weißen heterosexuellen ausrotten - kann man, wenn man extrem böse ist - aus dem ein oder anderen Post herauslesen, wenn man das wirklich will.

Das regt mich jetzt schon ein wenig auf. Ich bin raus hier.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fredi der Elch am 8.01.2018 | 14:11
Ich hätte jetzt rummeckern können, dass ich hier auf meine Hupen reduziert werde
Ok, das finde ich dann schon unangemessen (also nicht das Meckern, das Reduzieren). Auch das "+2 wegen Titten" finde ich bescheuert. (Und die "angemessene" Art zu Spielen liegt halt auf der Hand: kein +2 wegen Titten... ;) ) Aber das ist doch nicht speziell ein Problem des Cross-Gender-Spiels, oder? Da habe die Jungs (präpubertär? Zumindest mental gesehen... ;) ) doch eher ein komisches Frauenbild und das hätte eine Frau, die eine Frau spielt, genauso getroffen. Oder bin ich schon wieder "verholzwegt"?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2018 | 14:16
Ok, das finde ich dann schon unangemessen (also nicht das Meckern, das Reduzieren). Auch das "+2 wegen Titten" finde ich bescheuert. (Und die "angemessene" Art zu Spielen liegt halt auf der Hand: kein +2 wegen Titten... ;) ) Aber das ist doch nicht speziell ein Problem des Cross-Gender-Spiels, oder? Da habe die Jungs (präpubertär? Zumindest mental gesehen... ;) ) doch eher ein komisches Frauenbild und das hätte eine Frau, die eine Frau spielt, genauso getroffen. Oder bin ich schon wieder "verholzwegt"?
Ne, da ist dann typischerweise auch was dran, hast schon recht.

Ok, also korrekterweise bekommen alle Dunkelelfen +2 Charisma geschenkt, weil sie so attraktiv sind. Und das wäre vermutlich auch bei einer männlichen Figur irgendwo kommentiert worden. Aber mehr Rollenspiel über "Du bezirzt jetzt alle wo es geht" hat das nicht ausgelöst.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Der Nârr am 8.01.2018 | 14:57
Hab' ich. Und ein "spielt gefälligst nur noch Minderheiten-Charaktere und macht eure Settings zu Utopien!" kann ich da nicht herauslesen -- allenfalls eine Aufforderung, die eigene bequeme Weltsicht vielleicht mal etwas öfter als gewohnt zu hinterfragen. Insofern kann ich die ganze Aufregung, die darumherum losgebrochen ist, auch nicht so recht nachvollziehen.

Utopie ist natürlich meine Interpretation, wenn du die OP anders liest finde ich das in Ordnung. Vielleicht ist es ja wirklich nur ein Formproblem, darüber habe ich ja auch geschrieben wieso ich das als problematisch empfinde. Ich fühlte mich durch den Text halt vor den Kopf gestoßen und bevormundet. Aufgrund der heftigen Kritik mancher anderer an der OP nehme ich an (wieder meine Interpretation), dass es anderen ähnlich geht. Manche schreiben das ja ziemlich eindeutig, siehe Bobas Kritik Punkte 1 und 2.

Wenn man merkt, dass man falsch verstanden wurde, ist es normalerweise das beste, noch mal in anderen Worten zu erklären, was man eigentlich meint.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ifram am 8.01.2018 | 15:56

Ich habe eben einen Post geschrieben und wieder gelöscht, weil es hier wirklich teilweise zugeht wie in den besten Zeiten der SC. Reizthema reiht sich an Reizthema.
Man kann also offensichtlich im :t: wieder SC-Material diskutieren, wenn man es mit Rollenspiel bemäntelt.
Ich freue mich auf "Amerikanische, russische und türkische Staatsoberhäupter in Rollenspielen", "Gefahren der Atomkraft in Rollenspielen", "Regierungsbildung in Deutschland in Rollenspielen" und "Klimawandel in Rollenspielen". >;D
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 16:07
Wenn man merkt, dass man falsch verstanden wurde, ist es normalerweise das beste, noch mal in anderen Worten zu erklären, was man eigentlich meint.

Hatte ja an verschiedenen Stellen nochmal ausgeführt, was ich mit meinem Anfangspost meinte. Für den Hintergrund kann auch der vielfach zitierten Artikel hier herangezogen werden:
https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/ (https://www.tor.com/2015/04/27/why-minority-settings-in-rpgs-matter/)

Der Aufruf von mir lässt sich zusammenfassen mit: Baut in euren Spielend als SLs eigeninitiativ mehr NSCs verschiedener Hautfarbe und Sexualität ein, ohne diese Merkmale klischeehaft in den Vordergrund zu stellen. Und (falls ihr nen Verlag betreibt): Setzt häufiger mal den klassischen Rollenbildern (sowohl in Wort als auch in Bild) andere Lebenskonzepte und Rollen gegenüber.

Dazu hatte ich Beispiele dann Beispiele genannt.

Der Sinn und Zweck: Menschen, die diskriminierten Minderheiten angehören mehr Akzeptanz und Beachtung im Medium Rollenspiel zu verschaffen und dadurch eventuell auch gesamtgesellschaftlich mehr Akzeptanz schaffen. Das Aufbrechen von Klischees und Erweitern traditioneller (vorurteilsgefärbter??) Vorstellungen durch aktives Erschaffen von alternativen Vorstellungen (also z.B. durch Erschaffen von fiktiven NSCs, Nationen, etc. in Rollenspielwelten).
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 16:38
Der Aufruf von mir lässt sich zusammenfassen mit: Baut in euren Spielend als SLs eigeninitiativ mehr NSCs verschiedener Hautfarbe und Sexualität ein, ohne diese Merkmale klischeehaft in den Vordergrund zu stellen.

Setting-Integrität ist mir sehr wichtig. Wenn ich eine Runde leite, die in den 1880ern in einem süddeutschen Dorf angesiedelt ist, dann gibt es da keine "Farbigen"; und umgekehrt, wenn es statt dessen das Mossi-Imperium im 14. Jahrhundert ist, dann spielen "Weiße" keine Rolle. Da in Weltverbesserungsabsicht daran zu drehen ("Also, der Berater des Mossi-Königs ist eine asiatische Frau, und sein Sohn ist mit einem blonden Nordmann verheiratet...") ist Blödsinn. Weil in Wirklichkeit gilt (frei nach Otto): "This is Alice Schwarzer."
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 16:47
Setting-Integrität ist mir sehr wichtig. Wenn ich eine Runde leite, die in den 1880ern in einem süddeutschen Dorf angesiedelt ist, dann gibt es da keine "Farbigen"; und umgekehrt, wenn es statt dessen das Mossi-Imperium im 14. Jahrhundert ist, dann spielen "Weiße" keine Rolle. Da in Weltverbesserungsabsicht daran zu drehen ("Also, der Berater des Mossi-Königs ist eine asiatische Frau, und sein Sohn ist mit einem blonden Nordmann verheiratet...") ist Blödsinn. Weil in Wirklichkeit gilt (frei nach Otto): "This is Alice Schwarzer."

Ich bin da gespannt auf Athairs Historienrollenspiel-Thread. Ein historisch-fundiertes "Drehen", das Sinn macht, finde ich ganz interessant. Ich finde es aber auch legitim, wenn eine Runde oder ein Rollenspiel sagt: Wir machen uns das so, wie es uns gefällt. Ahistorisch hin oder her. Blödsinn nenne ich das nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2018 | 16:53
Setting-Integrität ist mir sehr wichtig. Wenn ich eine Runde leite, die in den 1880ern in einem süddeutschen Dorf angesiedelt ist, dann gibt es da keine "Farbigen"; und umgekehrt, wenn es statt dessen das Mossi-Imperium im 14. Jahrhundert ist, dann spielen "Weiße" keine Rolle. Da in Weltverbesserungsabsicht daran zu drehen ("Also, der Berater des Mossi-Königs ist eine asiatische Frau, und sein Sohn ist mit einem blonden Nordmann verheiratet...") ist Blödsinn. Weil in Wirklichkeit gilt (frei nach Otto): "This is Alice Schwarzer."

Wie man's halt möchte. Aus meiner Sicht ist Setting erst mal einfach nur Kulisse -- es existiert ja nicht wirklich, als SL habe ich mir meins wahrscheinlich in erster Linie nach meinem Geschmack ausgesucht oder zusammengestellt, und "Setting-Integrität" klingt für mich entsprechend hauptsächlich nach "will ich nich', also gibt's auch nich'". Ich meine, wenn einer meiner Spieler einen Farbigen spielen möchte oder gerne entsprechende NSC in der Kampagne hätte, warum zum Geier soll ich mich darauf versteifen, unbedingt in einem blütenweißen Dorf spielen zu müssen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 16:54
Ich bin da gespannt auf Athairs Historienrollenspiel-Thread. Ein historisch-fundiertes "Drehen", das Sinn macht, finde ich ganz interessant. Ich finde es aber auch legitim, wenn eine Runde oder ein Rollenspiel sagt: Wir machen uns das so, wie es uns gefällt. Ahistorisch hin oder her. Blödsinn nenne ich das nicht.

Der Knackpunkt hier ist dein "das Sinn macht": Manche Gesellschaften (heute und historisch) sind multi-ethnisch, andere nicht. Das hat Gründe! Wenn man daran dreht, dann muss man das erklären. Warum ist das so? Und das zieht einen ganzen Rattenschwanz an anderen Auswirkungen nach sich, die man auch berücksichtigen muss. Und damit verspielt man den großen Vorteil eines solchen Settings, nämlich die Tatsache, dass es eben "echt" ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 17:01
Wie man's halt möchte. Aus meiner Sicht ist Setting erst mal einfach nur Kulisse -- es existiert ja nicht wirklich, als SL habe ich mir meins wahrscheinlich in erster Linie nach meinem Geschmack ausgesucht oder zusammengestellt, und "Setting-Integrität" klingt für mich entsprechend hauptsächlich nach "will ich nich', also gibt's auch nich'". Ich meine, wenn einer meiner Spieler einen Farbigen spielen möchte oder gerne entsprechende NSC in der Kampagne hätte, warum zum Geier soll ich mich darauf versteifen, unbedingt in einem blütenweißen Dorf spielen zu müssen?

Natürlich ist das ein "ich will", und "mein Geschmack". Wenn ich eine Kampagne um den Aufstieg des Mossi-Imperium leiten will, dann lasse ich da keine Samurais oder Wikinger als SCs zu. Weil es nicht passt. Wenn du unbedingt einen solchen spielen willst, dann müssen wir uns eben eine andere Kampagne suchen, die sich nicht um den Aufstieg des Mossi-Imperiums dreht, und die dann vielleicht jemand anderes als ich leiten wird; oder du spielst halt nicht mit. Kein Problem.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Skyrock am 8.01.2018 | 17:08
Was Pyro sagt. Wenn die Vorbereitung vom Setting her beginnt, dann haben die Spieler auch die Verpflichtung etwas zu generieren, was in das Setting reinpasst, und nicht ein psionisches japanisches Schulmädchen-Catgirl, einen zentralafrikanischen Schamanen oder einen kleptomanischen Roboter in das süddeutsche 1880er-Alpendorf einzufordern.

Wenn man umgekehrt bei den Spielern ansetzt, kann man natürlich deren Wünsche berücksichtigen und danach das Setting auswählen. Meiner Erfahrung nach sind aber die meisten klassischen Runden eher vom Setting her frontgeladen als von den Charakteren her.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2018 | 17:22
Der Widerspruch zu der Aufforderung kommt sicher nicht aus Ablehnung von Diversität oder Minderheitenrechten, sondern aus der bei der Masse solcher Propaganda bei noch selbstständigen und nicht ideologietreuen Mitmenschen noch vorhandenen Fähigkeit zur Mustererkennung und einer gewissen Allergie gegen solche Manipulationen.
Solidarität und soziale Gerechtigkeit ist eins, Sozialistische Revolution  und Diktatur des Proletariats noch etwas ganz anderes.
Die wundersame Ignoranz des Originalpost zu den bereist vorhandenen Möglichkeiten/Darstellungen mag ja erst einmal nur verwundern, aber die Unredlichkeit ist doch spätestens ab:
Was mich bei dieser ganzen Diskussion so stört, ist die Tatsache, dass hier immer wieder eine Tatsachenumkehr vorgenommen wird: Nicht weiß, heterosexuelle Männer wurden und werden in unserer Gesellschaft diskriminiert. Und nein, für mich ist es keine Diskriminierung ebendieser Bevölkerungsgruppe, wenn ein Schwuler oder eine Frau bevorzugt wird
deutlichst und wirft ein entsprechendes Bild auf den Rest der Beiträge.

Das Ganze lebt von einer Absolutstellung des nominellen "Opfers" (und welcher Agitator hat es bisher nicht geschafft sich so einen Status passend zu spinnen, wenn es nützlich war) und darauf aufbauend der totalen Meinungshoheit des Opfers oder seines selbsterklärten Anwalts mittels dieser Schuldgarotte.
Und danach muss jeder, der sich nicht bedingungslos unterwirft folglich BÖSE(tm) sein, eine Auseinandersetzung mit Alternativvorschlägen oder der Wirkung auf andere ist nicht mehr notwendig.

Und da passt dann auch wieder der Vorwurf "nicht genug" zu - weil es um die Garotte straff zu halten eben nie genug sein darf und wenn die Gegenseite liefert war es eben auch wieder nicht genug, nicht gut genug oder einfach dann wieder clicheebehaftet und schlecht. Positivbeispiele fordern wiederum wird auch abgelehnt, denn das wäre ja wieder so etwas wie Victimblaming und die Verantwortung liegt ja schließlich bei der "mächtigen" Gesellschaft.

Genauso werden Kompromisse oder Alternativen kurzerhand mit "aber das Opfer" vom Tisch gewischt oder ignoriert. 

Aus so einer rundum gesicherten Position lässt sich dann halt gut die Umkehrdiskriminierung und ihre Früchte genießen - zumindest für diejenigen, die daraus Vorteile oder was auch immer für eine perverse Freude ziehen.
Die Mitopfer oder unfreiwillig so extrem Vertretenen ziehen dann wieder den Backlash der irgendwann den Kaffee aufhabenden Gegenseite auf sich und bekommen dann zusätzlich zu den normalen Problemen noch mal einen drauf. Vermutlich die unvermeidlichen Opfer der sozialen Revolution. Das müssen die eben alle aushalten.

Es hat zu entsprechenden Zeiten keine Weißen in Kara-Tur geben müssen, um Westlern das Spielen von Ninjas, Kensai oder Samurai schmackhaft zu machen. Und solange da keiner dran rumgemäkelt hat, hat es auch immer wieder diverse Hautfarben und Geschlechter im Spiel gegeben. Mein Eindruck ist, das dies in der Praxis in dem Maße abgenommen hat, wie da mit sozialem Druck vertretene externe "Qualitätsansprüche" dran gestellt wurden. (nicht, dass die Qualität manchmal nicht unterirdisch gewesen ist, aber >15J war das doch die klare Minderheit.)

Es ging/geht also auch ohne persönliches Bauchpinseln. Die Bandbreite an Angeboten ist überwältigend breit und die Möglichkeit durch eigene Kreativität oder in der jeweiligen Gruppe noch anzupassen oder drauf zu legen ebenso.
Vor Urzeiten hieß es mal: Vor den Würfeln sind alle gleich (und gerüchteweise Urkeim der geek falacy). Aber dazu gehört eben auch selbst seine Agenda draußen zu lassen und einfach als Spieler sich auf das gegebene Spiel einzulassen.   

Um das mal in einen unpolitischeren rollenspielnäheren Kontext zu setzen: Man kann die Verwendung (gekonnter) direkter Rede durchaus als ein Qualitätsmerkmal von Rollenspiel halten (ich gehöre dazu). Aber man muss eben auch erkennen, dass das für manche Teilnehmer und auch manche Runden einfach unpassend und fehlplaziert ist. Und das ist entsprechend zu akzeptieren, auch wenn man das so nicht teilt: rechtzeitige Kommunikation der Rundenpräferenzen und dann passende Spiel(er)auswahl sorgen für ein komplikationsärmeres Spiel. Es gibt kein Recht von genau dieser Runde bespaßt werden zu wollen.
"Selbstsprecher" runter zu machen wie auch "ERerzähler" auf der allgemeinen Ebene zu dissen sind beides weder anständig noch konstruktiv. Von Beschimpfungen, Unterstellungen und auf ein moralisches Sendungsbewußtsein basierende, oft ultimativ aufgestellte Forderungen haben wohl seltenst zu einer Meinungsänderung geführt - ja außer man schafft es ihnen irgendwo ALLGEMEIN ein passendes Zeitgeistexekutionslabel anzuhängen: "Entartet, ungäubig, RECHTS(TM), LINKS(TM)" und sie damit in die Unterwerfung oder zumindest aus dem öffentlichen Raum zu prügeln.
Und im Privatraum wird eh zwischen Spielinteressen und sozialen Interessen abgewogen - und wenn es tatsächlich Freunde sind mit Berücksichtigung der Bedürfnisse auf allen Seiten.

Was wirken kann, ist eine gekonnte und auch von der Zielgruppe als authentisch wahrgenommene Darstellung einer solchen Problematik, welche ein Nachdenken und Widererkennen erzeugt. Aber das ist sowohl anspruchsvoll, wie auch wegen der erfolgenden Reflektion für Bildung eines Machthebels eben eher wenig geeignet. Da ist auf Metaebene unerwünschtes Denken plattmachen halt einfacher und für Leute mit Rochus vermutlich auch befriedigender.
Dazu kommt, dass schlechte, weil als unauthentisch, verlogen, unangemessen einseitig etc wahrgenommene Darstellungen erst Recht zum Widerspruch reizen und damit eher der Gegenseite dienen.





Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Romaal am 8.01.2018 | 17:42
Ich finde es erschreckend, wie sich hier viele Leute durch Begriffe wie "Gender" oder "Diversity" angegriffen fühlen. Es ist doch klar, dass sobald ehemalige Nischendinge wie RPG oder auch Gaming allgemein im Mainstream angekommen sind, auch mal Dinge diskutiert werden, die die bisherigen Konsumenten eher nicht im Blick hatten.

Besonders krass finde ich diese pseudohistorischen Verweise beim Versuch, Fantasysettings gegen Diversität zu verteidigen: Zum Zeitpunkt XY lebte in Z kein Weißer / Schwarzer. Also wer sich mal ein bisserl mit dem State of the Art der Geschichtswissenschaften beschäftigt, der weiß, dass es so etwas wie geschlossene, homogene Gesellschaften in der Vergangenheit nicht so häufig gegeben hat, wie oft suggeriert wird. Ich nenne hier mal nur für das Mittelalter: Völkerwanderung, Sklavenhandel im Mittelmeerraum, Kreuzzüge. Spätestens ab der Frühen Neuzeit kann man keine Geschichte Europas erzählen, ohne zu bedenken, dass sich zu jeder Zeit eine große Anzahl von Sklaven in Ländern wie England oder Frankreich aufhielten. Und auch in "Süddeutschland" gab es zu dieser Zeit Minderheiten wie Sinti oder Juden. Dass man diese Menschen oft nicht so sehr auf dem Schirm hat liegt einfach daran, dass die meisten Historiker bis vor kurzem besonders in Deutschland ultrakonservativ und chauvimäßig drauf waren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Nocturama am 8.01.2018 | 17:54
Natürlich ist das ein "ich will", und "mein Geschmack". Wenn ich eine Kampagne um den Aufstieg des Mossi-Imperium leiten will, dann lasse ich da keine Samurais oder Wikinger als SCs zu. Weil es nicht passt. Wenn du unbedingt einen solchen spielen willst, dann müssen wir uns eben eine andere Kampagne suchen, die sich nicht um den Aufstieg des Mossi-Imperiums dreht, und die dann vielleicht jemand anderes als ich leiten wird; oder du spielst halt nicht mit. Kein Problem.

Es will ja auch keiner irgendwem eng gesteckte Settings wegnehmen - ich hatte zum Beispiel mal eine Runde um Konkubinen im Inneren Palast eines Qing-Kaisers vorbereitet, da hätten dann alle besagte Konkubinen gespielt und wer keine chinesische Frau spielen will, wäre halt nicht dabei gewesen. Und bei Kagematsu spielen halt alle Männer Frauen und umgekehrt, bei Monsterhearts ist jeder Bi und bei Little Fears sind alle SC Kinder.

Aber seien wir mal ehrlich, das ist nun doch eher die Minderheit der Settings. Und im Standard-DnD-Fantasy-Abenteuer-Kitchen-Sink schaue ich schon mal, dass ich nicht auf die Default-Stereotypen zugreife. Der Direktor der Magierakademie muss ja nicht immer bärtiger Dumbledore sein, sondern ist vielleicht eine rundliche Asiatin. Oder eine kahle Zwergin. Macht das ganze auch viel eindrücklicher.
Und beim pulpigen 1880er-Setting ist es für mich auch kein Drama, dass jemand halt einen weiblichen oder maori oder wasauchimmer Offizier der britischen Armee spielt, auch wenn's die damals vielleicht nicht gegeben hat. Am Ende geht es doch sowieso darum, Luftschiffe zu kapern, und nicht um historische Korrektheit.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 8.01.2018 | 17:58
Ich bin offensichtlich in einem Paralleluniversum, denn ansonsten kann ich mir nicht erklären, wie es sein kann, dass ich mal Maarzan (fast) vollständig zustimme. Chapeau.  :)

Mal meine 6 Cents noch zu diesem Thread (Gedanken ein wenig gesammelt):

1.
Mir passt schon das Wort Aufforderung nicht. Man kann um etwas bitten, man sich über etwas freuen. Aber auffordern beinhaltet das Wort "fordern" und heisst für mich, dass wenn der Forderung nicht nachgekommen wird, eine Konsequenz folgen wird/soll. Ungefähr wie "Werft Zak S./Pundit raus, sonst rufen wir zum Boykott eurer Spiele auf."

2.
Meine liebe Mutter sagte in Bezug auf Homosexualität einen für mich prägenden Satz: "Ist es irgendwie wichtig, das zu wissen (in diesem Zusammenhang)?"
Nein, ist es für mich nicht. In keinem der Fantasy-Romane, in keinem der Rollenspiele, die ich je gespielt habe, ist die geschlechtliche Ausrichtung irgendwie von Relevanz für den Mikrokosmos gewesen, in dem ich mich bewege. Ebenso wenig die Hauptfarbe, etc.

So einen Mikrokosmos habe ich auch jeden Tag bei der Arbeit. Ich bezeichne mich als asexuelles und vorurteilsfreies Wesen (sicherlich nicht zu 100 % korrekt), wenn ich vor meine Schüler trete. Es ist mir in diesen Momenten egal, welches Geschlecht sie haben, welche Nationalität, welche sexuelle Ausrichtung, was sie nach der Schule machen, etc.. Ist mir alles vollkommen egal, ich behandel sie alle gleich. Ich pfeiffe den Libanesen aus einem Familien-Clan genauso an wie die Hell´s Angels-Braut (Ja, sie ist mit einem Miglied verheiratet) und helfe ihnen genauso wie jedem anderen Schüler, wenn sie meine Hilfe brauchen. Keine Bevorzugung, keine Benachteiligung wegen irgendetwas außerhalb meines Unterrichts.

Warum soll ich jetzt also etwas auf einmal relevant machen, was es vorher auch nicht war? Warum sollen mich jetzt Verlage unbedingt mit der Nase (vgl. 7th Sea-Beispiel) drauf stossen, dass dies relevant für mein Spiel sein müsse? Granted, es gibt Spiele, da steht dies im Vordergrund. Bluebeard´s Bride wurde ja genannt. Finde ich gut, wird aber nie meins sein. Ebenso wie jede Form von Drama und dazu zähle ich schon Vampire.

Dies heisst nicht, dass ich etwas grundsätzlich ablehne, wenn diese Dinge enthalten sind. Warum auch? Manchmal sind solche Sachen ganz witzig (Peter Grants Anekdoten mit seiner afrikanischen Mutter), manchmal passen sie zur Geschichte (Talons Rachefeldzug gegen die Mörder seines Lehrers und Liebhabers)...aber essentiell für das Werk? Nö.

3.
Ich hasse Quotenregelungen. Denn, ob man es glaubt oder nicht, sie machen häufig nichts besser und als "White Hetero Male" ist man eh immer im Zweifel der Benachteiligte bei solchen Regelungen (bin selbst mit viel Glück drumherumgekommen). Hotzenplotz hat es ja schön gesagt; er will mitspielen, weil er als Mitspieler wahrgenommen wird, nicht um eine Quote zu erfüllen. Ich will irgendetwas einbauen, weil es passt, nicht weil es der Zeitgeist auf einmal verlangt bzw. es nur dann politisch-korrekt ist. Siehe Grüne (die Partei): Ich esse gerne vegetarisch, aber der grüne Freitag...nicht mit mir.

4.
Mir platzt die Hutschnur, wenn ich, mit Verlaub, so einen Bullshit wie die Aussagen "Elfen sind Arier", "Orks sind Schwarze" lese, mit dem mitschwingenden Vorwurf, dass jeder, der solche Settings bespielt...ja was eigentlich ist? Sucht es Euch aus, ich war eher moderat in meiner Antwort, weil es dieser Thread nicht wert ist, dafür Anpfiff von oberster Stelle zu bekommen. Ich kann allerdings nicht dafür garantieren, dass ich beim nächsten Mal nicht "etwas" deutlicher werde; vielleicht ist eine Zwangspause dann ganz gut, denn ich bin nicht so gut darin wie Wellentänzer, mir selbst eine zu verordnen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2018 | 17:59
Ich finde es erschreckend, wie sich hier viele Leute durch Begriffe wie "Gender" oder "Diversity" angegriffen fühlen. Es ist doch klar, dass sobald ehemalige Nischendinge wie RPG oder auch Gaming allgemein im Mainstream angekommen sind, auch mal Dinge diskutiert werden, die die bisherigen Konsumenten eher nicht im Blick hatten.
...

Das angegriffen fühlen kommt aus dem üblichen politischen Umfeld und (Kampf-)Gebrauch dieser Begriffe.

Genauso wie es mit ein wenig Wohlwollen auf beiden Seiten in der Regel auch kein Problem ist irgendwo einen Exoten einzubauen. Dieses Wohlwollen liegt aber nicht vor, wenn sich eine Seite mit der Opferkarte eine generelle weitreichende PC-Definitionshoheit rausnimmt.

Maarzan, dessen kampfstärkste Charaktere je einmal Asiat und ein Schwarzafrikaner von Typ her sind.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 18:10
Ich finde es erschreckend, wie sich hier viele Leute durch Begriffe wie "Gender" oder "Diversity" angegriffen fühlen.
Show me
Zitat
Ich nenne hier mal nur für das Mittelalter: Völkerwanderung,
wie meinen?

Zitat
Sklavenhandel im Mittelmeerraum,
war der  nicht ziemlich universell, mkn kommt Sklave von Slawe und Mameluken kamen i auch aus dem Kaukasus
Also wären Sklaven am Hofe Heinrich des Voglers wohl eher Slawen(nebenbei Otto der Große hatte mit einer ein Kind)

Es gab zumindest in Frankreich auch freie und adlige Schwarze.
Es will ja auch keiner irgendwem eng gesteckte Settings wegnehmen - ich hatte zum Beispiel mal eine Runde um Konkubinen im Inneren Palast eines Qing-Kaisers vorbereitet, da hätten dann alle besagte Konkubinen gespielt und wer keine chinesische Frau spielen will, wäre halt nicht dabei gewesen.
Konkubinen kamen mkn auch aus Korea und Vietnam

Mit einem indischen Offizier der Streitkräfte des Raj hätte ich kein Problem,
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 18:31
Aber seien wir mal ehrlich, das ist nun doch eher die Minderheit der Settings. Und im Standard-DnD-Fantasy-Abenteuer-Kitchen-Sink schaue ich schon mal, dass ich nicht auf die Default-Stereotypen zugreife. Der Direktor der Magierakademie muss ja nicht immer bärtiger Dumbledore sein, sondern ist vielleicht eine rundliche Asiatin. Oder eine kahle Zwergin. Macht das ganze auch viel eindrücklicher.
Und beim pulpigen 1880er-Setting ist es für mich auch kein Drama, dass jemand halt einen weiblichen oder maori oder wasauchimmer Offizier der britischen Armee spielt, auch wenn's die damals vielleicht nicht gegeben hat. Am Ende geht es doch sowieso darum, Luftschiffe zu kapern, und nicht um historische Korrektheit.

Jein. In Settings, wo das reinpasst, ist es ja überhaupt kein Problem. Soll man machen, und mach ich auch, und es erhöht ja auch den Spielspaß. Aber in anderen Settings passt es halt NICHT, und wer das DA dann trotzdem fordert, der muss halt mit jemand anderem spielen, nicht mit mir.

Und ich bin ja auch ein ganz großer Freund davon, gelegentlich politische Themen im Rollenspiel zu behandeln. Aber dann schreibe ich das groß auf das Etikett drauf, so dass die Spieler wissen, auf was sie sich einlassen, und bilde mir auch nicht ein, dass das gesamtgesellschaftlich irgend eine Relevanz hätte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Isegrim am 8.01.2018 | 18:41
Ich finde es erschreckend, wie sich hier viele Leute durch Begriffe wie "Gender" oder "Diversity" angegriffen fühlen.

Ich habe nicht mitbekommen, dass sich  bisher jemand durch diese Begriffe angegriffen gefühlt hat, sondern dass die Methodik, wie diese hehren Ziele verrwirklicht werden können/sollten/müsse, kritisiert wird. Meine persönliche Erfahrung mit gewissen Verfahrensweisen und Argumentationsmustern sagt mir, dass diese Kritik und die daran hängenden Befürchtungen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind; auch wenn ich Aendymion keinerlei Intention außer der angeführten unterstellen möchte, kannman Ansätze besagter Muster schon erkennen, sowohl in der Argumentation als auch der allgemeinen Dynamik.

Ich hab daher ein gewisses Problem mit dem Thread und seiner Grundintention, denn diese ist nunmal, trotz Rollenspielbezug, genuin politisch. Würd mich ja interessieren, wie die Reaktion gewesen wäre, wäre ein ähnlicher Thread bezüglich sozialer Stellung von (N)SCs aufgetaucht, mit der Kapitelüberschrift "Proletarische Charaktere und Klassenbewusstsein"...

Um nun, wo ich schon was geschrieben habe, auch noch einen direkt themenrelevanten  Beitrag zu liefern:

In einer meine Galaxy-Kampagnen wollte ein Spieler einen Drifter spielen. Galaxy = eigenes SF/Space Opera-Setting, Drifter = ein Menschenvolk daraus, siehe:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,102242.0.html

Er fragte, ob Drifter nicht schwarz sein könnten. KA, was da genaue Intention war (ist auch bei Jahre her), aber "warum nicht?", dachte ich. Nach den paar Sessions, die mit diesen SCs gespielt wurden, wurde das mehr oder minder rückgängig gemacht: Auf der einen Seite hatte die reine Hautfarbe keinerlei Auswirkung im Spiel. Auf der anderen Seite konnte das Ganze weder von dem Spieler, noch von mir als SL, noch von den anderen MitspielerInnen angespielt werden, ohne dass sofort Assoziationen zur Realität aufkamen, die in dem Szenario einfach nicht passten: "Dinge für Drifter" gabs, "Dinge für Schwarze" eigentlich nicht. Ein Merkmal, das im Rollenspiel keinerlei Rolle spielt, ist aber überflüssig.

Bei Deadlands hätte es halt anders ausgesehen, das bietet Spielansätze für Charaktere mit schwarzer Haut; namentlich Sklaverei und Rassismus. War furchtbar, die Erinnerung daran ist furchtbar, aber es ahistorisch umzuschreiben (wie man ja einiges andere umgeschrieben hat) wäre min genauso problematisch. So weiß jeder, worauf er sich einlässt, der in dem Setting einen solchen Charakter spielt. Wusst ich mit dem Halblut, mit dem ich meine eine Deadlands-Kampagne gespielt habe, ja auch. BTW, wie sehr dürfen native americans im Rollenspiel eigentlich von Karl May inspiriert und beeinflusst sein, bis es rassistisch wird?...

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 8.01.2018 | 19:20
Hm,  irgendwie find ich das Ganze gerade etwas arg konstruiert.  Klar, kann ich XY einbauen.  Jetzt kommt mir die Frage: Warum sollte ich? Um irgendwelchen soziopolitischen Zielsetzungen zu genügen?

Ich wüsste im Allgemeinen nicht warum.

Wenn es spielerischen Mehrwert hat, können wir drüber reden. Aber sonst?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 19:38
Hm,  irgendwie find ich das Ganze gerade etwas arg konstruiert.  Klar, kann ich XY einbauen.  Jetzt kommt mir die Frage: Warum sollte ich? Um irgendwelchen soziopolitischen Zielsetzungen zu genügen?

Ich wüsste im Allgemeinen nicht warum.

Dann tu es doch einfach nicht ;) Wer was davon hätte, dass es doch tust, habe ich ja erläutert. Findest du nicht notwendig? Dann lass es einfach. Ich habe zu keinem Zeitpunkt geschrieben: Wer meinem Aufruf nicht folgt, ist XYZ...

Ich mache es, weil ich es selbst als wertschätzend erlebe. Und ich mir vorstellen kann, dass es anderen Menschen ähnlich geht. Aber ich merke schon, dass sich viele dadurch angegriffen fühlen. Warum einen das Vorhandensein von etwas, das nicht der eigenen Lebensrealität entspricht, aber niemandes Menschenrechte verletzt (bevor hier wieder das Pedo-Beispiel kommt!), so stört, dass er nichts damit zu tun haben will, kann ich aber nicht verstehen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 19:43
Wenn es spielerischen Mehrwert hat, können wir drüber reden. Aber sonst?

Grundsätzlich führt mehr Diversität zwangsläufig zu mehr möglichen Plots. Dieser Aspekt wird irrelevant, wenn die neuen Plotlemente nicht verwendet werden. Auf der Gegenseite steht potenziell, dass mehr Diversität oder zumindest bestimmte Diversitätsaspekte gegen die Settingplausiblität verstoßen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 8.01.2018 | 19:45
Du hast es noch nicht begriffen, oder?

Es stört niemanden. Manche wollen es nur nicht auf den Sockel gestellt sehen, weil es ihnen das, im Kontext des Rollenspiels, nicht wert ist bzw. keinen Mehrwert bringt.

Nochmal:
Da ist ein homosexueller Polizist, verheiratet. --> Super. Kein Problem.
"Wieso ist da denn nicht mal ein homosexueller Polizist bei Dir? Hmm..".--> Sehe ich keinen Sinn oder Mehrwert.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Irian am 8.01.2018 | 19:48
Warum? Das ist so eine interessante Frage...

Zunächst mal: Nicht wegen erzieherischer Ansprüche. Ich hab zu viele Macken, als dass ich mich als Spielleiter auch noch für die Erziehung anderer Leute zuständig fühlen können. Wenn jemand sich sozial weiterbilden will, findet der- oder diejenige bestimmt irgendwo anders tolle Möglichkeiten dafür. Und obwohl es durchaus mal passieren kann, dass ich was beim RPG "lerne" oder neue Gedanken in mein Hirn kriechen, ist das jetzt nicht der Grund, warum ich Rollenspiel betreibe - ich spiele, weil es Spaß macht, unterhaltsam ist.

Warum also? Da muß man natürlich zwei Dinge unterschieden:

Zum einen, warum Diversität in einem Setting? Nun, sofern es das Setting unterstützt, also z.B. "New York, 2010", ist das für mich keine Frage: Weil es interessanter ist, als wenn alle Leute weiße Kerle in Anzug mit schwarzen Haaren wären. Wir beschreiben verschiedene Klamotte, Haarfarbe, Kleidung, Job, etc. -  verschiedenste Charakteristika, also warum auch nicht die ganzen anderen variablen Sachen? Das bedeutet nicht, dass man es quasi jedem unter die Nase reiben muß - bei 99% der NSCs wird nie jemand wissen (oder sich dafür interessieren), auf welches Geschlecht der- oder diejenige nun steht. Aber wenn es sich anbietet, weil z.B. ein Paar eine Rolle spielt, finde ich es durchaus interessant und abwechslungsreich, wenn das halt - im Rahmen der Setting-Möglichkeiten - mal nicht Mann/Frau sind. Das kommt natürlich auf's Setting stark an: In manchen Settings taugen halt Menschen mit anderer Hautfarbe nur als Exot, den man nicht als völlig "normal" beschreiben kann, weil er eben in diesem Setting ein Exot IST. Ein weißer im Japan des Jahres 1300 wird kaum der typische Bäcker von nebenan sein, er wäre per Definition ein extremer Exot. Und mit extremen Exoten wäre ich vorsichtig, weil da "interessant" leicht in "überladen" abdriftet - ein Afrikaner KÖNNTE theoretisch irgendwie in diesem Bauerndorf in Mitteleuropa 1400 leben... Aber das bedeutet nicht, dass es eine super Idee ist, das zu machen. Und, wie gesagt, es sollte im Rahmen des Setting-sinnvollen liegen. Selbst in New York sind nicht 90% der Paare schwul, sondern auch da sind sie eine Minderheit, es wäre also unsinnig, plötzlich JEDES Paar als schwul zu beschreiben.
Wieso sollte ich mein Setting auf einen Bruchteil der Möglichkeiten des Settings reduzieren? Da greife ich doch lieber in die Vollen und nutze jede Möglichkeit, die mir das Setting so bietet. Letzten Endes führt das doch auch zu wesentlich mehr Möglichkeiten, weil eben z.B. die Schwulenszene in New York 2010 ein völlig anderer Background für ein Abenteuer ist als die nächste typische Hetereo-Disko.

Zum anderen, warum mag ich Settings, die weitab meiner Lebensrealität liegen? Ähnlicher Grund, es ist interessant. Wenn ich eine Welt voller hetereosexueller weißer Leute will, brauche ich dafür auch in Berlin nur vor die Türe treten - oder 90% der aktuellen Bücher lesen. Dementsprechend finde ich es durchaus interessant und spassig, auch mal ganz andere Settings zu sehen. Zum Beispiel hatte ich neulich ein Buch in der Hand, über eine ferne Zukunft, wo Geschlecht wenig Rolle spielt und weibliche Bezeichnungen normal sind. Hat mich dann rein storymäßig nicht überzeugt, aber es war durchaus mal was anderes und ein interessanter Gedanke. Mir ist natürlich klar, dass da auch ein bestimmer sozialer Anspruch dahinter steckt - aber für mich ist das erstmal nur was neues, interessant, abwechslungsreich. Ich muß mir davon keine tollen neuen Erkenntnisse erhoffen. Nur mal was neues für die Unterhaltung.

Für mich geht es einfach darum, dass die Welten in sich bunt sind und viele Möglichkeiten haben. Ich sehe keinen Grund, mich auf Teile davon zu beschränken, selbst wenn das Bunte dann nur ein wenig Farbe ist und keine Metapher mit tiefem sozialen Anspruch. Wenn jeder so davon überzeugt ist, dass unwichtige Attribute einfach vereinheitlicht werden können - warum sind nicht alle eure NSCs schwarzhaarig? Ist kein wesentliches Merkmal, hat idR absolut null Einfluß auf das Spiel... Aber trotzdem wird doch im Regelfall öfters mal ein NSC eine Haarfarbe haben - und dann sogar auch mal nicht-schwarz. Klar, weil es ein wenig uninteressanter wäre. Wir wollen doch die Spieler in ein Setting reinziehen, beschreiben Gerüchte, Tastgefühle, etc. um da eine Immersion hinzubekommen. Nur bei Menschen soll man dann plötzlich die Bremse ziehen und sagen "Noch ein weißer Typ. Es gibt nichts zu sehen. Gehen sie weiter."?

Aber wer das nicht will? Have fun. Solange eure Spieler es mögen, scheint es für euch das richtige zu sein.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 19:52
Hm,  irgendwie find ich das Ganze gerade etwas arg konstruiert.  Klar, kann ich XY einbauen.  Jetzt kommt mir die Frage: Warum sollte ich?

Um mal eine ganz konkrete Begründung aus einem Rollenspiel zu nennen, das genau das macht - besonders interessant, weil es sich nicht um ein spezifisches "minority setting"  handelt (wie etwa Night Witches, wo man ausschließlich die Nachthexen spielt oder Dream askew als "game about and for queers"), sondern im Gegenteil um ein - wenn man so will - ganz traditionelles Franchise.

In Lovecraftesque findet sich der folgende Absatz:
Zitat
Witnesses in Lovecraft’s work take on variety of forms, although they
are often professionals such as Professor Armitage in ‘The Dunwich
Horror’, Dr William Dyer in At the Mountains of Madness, or the Surveyor
from Boston in ‘The Color Out of Space’. However they can
be as simple as the unnamed neighbour in ‘Cool Air’ or a student
on a tour of New England in ‘The Shadow Over Innsmouth’. Lovecraft’s
Witnesses are always male and white as a default. When creating
your Witness consider challenging that default. I promise it will
give you access to more ideas and fresh stories.

In diesem Geist sind dann auch die vorgefertigten Szenarios in Lovecraftesque geschrieben. Ein schwuler Ex-Soldat als Hauptfigur. Eine alleinerziehende Mutter ...

Dazu enthält das Buch zwei längere Artikel, die Vorschläge zum sensiblen Umgang mit Rassismus und psychischen Erkrankungen machen.

Für mich ist das ein konkreter Mehrwert an neuen, spannenden Perspektiven.

Ein anderes traditionelles Rollenspielgenre, dem auf diese Art und Weise neue Perspektiven gegeben wurden, ist die "political urban fantasy" in Urban Shadows. Ich bin sicher man findet noch mehr Beispiele.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 19:53
...
Nur bei Menschen soll man dann plötzlich die Bremse ziehen und sagen "Noch ein weißer Typ. Es gibt nichts zu sehen. Gehen sie weiter."?

Aber wer das nicht will? Have fun. Solange eure Spieler es mögen, scheint es für euch das richtige zu sein.

Strohmann.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 8.01.2018 | 19:55
Wenn es mir spielerischen Mehrwert bringt ist das vollkommen ok. Und darum geht es.


Wenn bestimmte Dinge der Glaubwürdigkeit des Settings helfen, oder einfach den Spielspaß steigern, dann sehe ich einen Sinn darin. Wenn das nicht der Fall ist, dann nicht.  Da fühle ich mich auch nicht angegriffen. Fühlst du dich denn angegriffen, dass anderen das weitgehend gleichgültig ist?

@ Crimson King
Das ist doch wenigstens mal eine Antwort.

Jetzt ist meine Frage, welche wirklichen Plotmöglichkeiten entstehen dadurch, die es nicht auch ohne gäbe.
Der erwähnte schwule Partner  - wo ist jetzt der Unterschied zum Sohn/Eheweib/Haustier/Whatever
Was kann ich daraus machen, was sonst nicht auch gehen würde?

Also mir fallen Möglichkeiten ein, etwas entsprechendes zu konstruieren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 20:04
Aber ich merke schon, dass sich viele dadurch angegriffen fühlen.
Wer?

Von der Frage mal ganz abgesehen, warum ich ein freiwilliges Spiel als Erziehungsinstrument benutzen  sollte bzw. dürfte?
Zum Erziehen meiner Mitspieler fehlt mir nämlich jedwede Legitimation.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 20:13
Dann tu es doch einfach nicht ;) Wer was davon hätte, dass es doch tust, habe ich ja erläutert. Findest du nicht notwendig? Dann lass es einfach. Ich habe zu keinem Zeitpunkt geschrieben: Wer meinem Aufruf nicht folgt, ist XYZ...

Ich mache es, weil ich es selbst als wertschätzend erlebe.

Bis hierhin: super.

Zitat
Und ich mir vorstellen kann, dass es anderen Menschen ähnlich geht. Aber ich merke schon, dass sich viele dadurch angegriffen fühlen.

Bis hierhin: Vermutung.

Zitat
Warum einen das Vorhandensein von etwas, das nicht der eigenen Lebensrealität entspricht, aber niemandes Menschenrechte verletzt

Unterstellung.

Zitat
(bevor hier wieder das Pedo-Beispiel kommt!),

Bösartige Unterstellung/Seitenhieb bzgl. bereits eindeutig geklärten Sachverhalts.

Zitat
so stört, dass er nichts damit zu tun haben will, kann ich aber nicht verstehen.

Grobe Unterstellung, ohne Beispiel. Strohmann. Sozial-politische Agenda.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2018 | 20:20
Hm,  irgendwie find ich das Ganze gerade etwas arg konstruiert.  Klar, kann ich XY einbauen.  Jetzt kommt mir die Frage: Warum sollte ich? Um irgendwelchen soziopolitischen Zielsetzungen zu genügen?

Ich wüsste im Allgemeinen nicht warum.

Wenn es spielerischen Mehrwert hat, können wir drüber reden. Aber sonst?

Es gibt Spieltypen, wo das "warum sollte ich" positiv beantwortet werden kann und welche, wo es keinen Anlass für "sollen" gibt. Wer persönlich doch einen Grund sieht, kann es trotzdem machen - solange es eben keinen anderen dabei unangemessen beeinträchtigt. Wenn da politische Agenda gestopft werden soll, wird es in der Regel alle außer Leute, die man nicht mehr überzeugen muss, stören.

Für mich persönlich beantworte ich das damit:
Weil ich versuche möglichst "intensive" detailreiche und authentisch wirkende Welten zu erschaffen und dazu eben auch jetzt z.B. andere sexuelle Orientierungen und nach Möglichkeit diverse kulturelle Lösungen zu diesen Fragen gehören. Aus den Unterschieden entstehen dann ggf. wieder mögliche Konflikte, die man beleuchten kann, aber nicht zwingend muss - und wenn  mit informierten und willigen Mitspielern! Als Hintergrundrauschen gehört authentische Diversitat aber genauso dazu wie die 3 Sorten Hartwurst. Unauthentische Diversität ist wie wenn sich jetzt plötzlich alles um Hartwurst dreht und alle andere Nahrung seltsam selten ist und Kuchen ja soo schädlich... .

Dazu erweitert es die Basis möglicher Mitspieler, wenn du zu möglichst vielen Dingen "ja" sagen kannst.
Des weiteren erleichtert es den Einstieg für Neulinge oder eher weniger hintergrundsaffiner Spieler, wenn man sie einen Charakter spielen lassen kann, der nicht allzu weit von der Weltanschauung moderner Menschen entfernt ist.

Aber am Ende ist es genauso eine Abwägung wie zwischen z.B. Spielstilen: irgendwann ist Schluss mit rumbiegen, weil es sonst anderen Spieler nun in Relation weniger Spaß machen würde bzw. der SL dass dann auch konsistent und logisch umsetzen können muss. 
Für mich gehört dann dazu, dass diese Elemente dann für mich auch innerhalb des Settings so zusammen passen und die sauber arbeitende "Weltmaschine" bilden können, die ich erkunden will, inklusive der abgeleiteten Folgen und Konflikte daraus.
Und die entsprechen eben seltenst flächendeckend dem PC-Lilalauneland (aber auch nicht dem ich-fick-dich-jetzt- ganz-dramatisch-für-die-story etc) .
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 20:37
Dann tu es doch einfach nicht ;) Wer was davon hätte, dass es doch tust, habe ich ja erläutert. Findest du nicht notwendig? Dann lass es einfach. Ich habe zu keinem Zeitpunkt geschrieben: Wer meinem Aufruf nicht folgt, ist XYZ...

Ich mache es, weil ich es selbst als wertschätzend erlebe. Und ich mir vorstellen kann, dass es anderen Menschen ähnlich geht. Aber ich merke schon, dass sich viele dadurch angegriffen fühlen. Warum einen das Vorhandensein von etwas, das nicht der eigenen Lebensrealität entspricht, aber niemandes Menschenrechte verletzt (bevor hier wieder das Pedo-Beispiel kommt!), so stört, dass er nichts damit zu tun haben will, kann ich aber nicht verstehen.

Also, Aendymion, besonders konstruktiv diskutierst du hier auch nicht. Wohlwollendes Lesen sollte ja in beide Richtungen funktionieren. Die wenigsten hier dürften sich durch mehr Diversität im Rollenspiel gestört fühlen. Für viele bietet das aber auch keinen erkennbaren Mehrwert, also sehen sie keinen Änderungsbedarf, denn Änderungen bedeuten Aufwand, dem aus ihrer Sicht kein Nutzen entgegen steht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 8.01.2018 | 20:45
Jetzt ist meine Frage, welche wirklichen Plotmöglichkeiten entstehen dadurch, die es nicht auch ohne gäbe.
Ich fürchte Du missverstehst. Es geht da weniger um generelle Plotmöglichkeiten, sondern solche Diversität kann zu mehr möglichen Plots für die spezifischen Charaktere führen.
Ich habe als Beispiel einen Fuchsfeeblütigen Ritter und Merinita-Magier (Magier, die viel mit Feen zu tun haben) bei Ars Magica, der schwul ist. Da Ars Magica im Mittelalter spielt, hält er seine Sexuelle Präferenz im Geheimen. Er hatte schon frühzeitig Bücher um die Artussage gelesen und solche Ritter waren schon immer sein Traumjob (das war sogar schon bevor ich auf die Idee mit der Homosexualität kam. Der Charakter wurde schon als 4 oder 5 jähriges Kind an mich abgegeben). Er musste also, um dieses Ideal eines Ritters auch nach Aussen zu genügen, eine Fassade aufbauen. Das hatte schon zu zwei kleinen Szenen geführt, bei denen er ein Techtelmechtel mit einem anderen Mann hatte und dann darauf achten musste, dass das nicht aufflog.(Lief eher neben den eigentlichen Plots) Jetzt ist es so, dass die Feenländer bei Ars Magica alle feste Regeln haben. Irgendwann hat er gemerkt, dass man diese festen Regeln auch zum eigenen Nutzen verfolgen kann. Zu einem ehrbaren und standesgemässen Feenritter gehört es natürlich dazu eine Prinzessin zu retten und sie danach zu heiraten. Also gesagt getan. Prinzessin gerettet und dann geheiratet. Prinzessin super glücklich. Feenritter glücklich über den Ehrenanstieg. Da der Feenritter natürlich nicht in dem Feenland, aus dem die Prinzessin kommt, verweilen wollte, hatte er sie mitgenommen. Solange er sie aus vollem Herzen liebt, ist das auch kein Problem. Leider hatte er das nicht geschafft und so starb seine Frau nachdem sie ein Kind geboren hatte an Gram. Im Prinzip bekam der Feenritter dadurch einen Fluch ab: Er würde sein eigenes Kind nur noch als Missgestalt sehen, obwohl es für die Anderen ein völlig normales Kind ist.
Das alles könnte man sicherlich auch ohne Homosexualität zusammen zimmern.
Aber ich wäre ohne die Homosexualität niemals auf die Idee mit der Ritterfassade gekommen.
Ergo: keine generelle Plotmöglichkeit, sondern ganz spezifisch für mich eine Erweiterung der möglichen Plots.

Oder anders: Hätte mein SL mir verboten, den Ritter schwul zu machen, hätte mir dieser Plot nicht zur Verfügung gestanden.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Nocturama am 8.01.2018 | 20:49
Ich habe es generell gerne vielfältig, also versuche ich als SL und Spielerin auch das einzubauen, was mir gefällt. Ich spiele vorwiegend "Jetztzeit-Settings", wo Geschlecht, sexuelle Ausrichtung und Herkunft durchaus eine Rolle spielen und Einfluss auf die Reaktionen der SC und NSC haben, selbst wenn es eher am Rande ist.

Aber selbst in Fantasy-Kitchen-Sinks versuche ich, etwas vielfältiger zu sein, auch wenn es für den Plot keinen riesigen Unterschied macht, ob die Magierin dunkelhäutig oder strohblond ist, oder ob der König seine Ehefrau oder seinen Ehemann gerettet haben möchte. Das macht die NSC etwas eindrücklicher - und ich beschäftige mich mit meinen eigenen Vorurteilen, wenn ich überlege, warum ich bei einer Heilgottheit automatisch an eine Göttin denke. Hat nicht jeder Bock drauf, verstehe ich, aber ich halt schon.

Dann spielt natürlich noch eine Rolle (was die Threaderstellerin ja schon sagte), dass es durchaus angenehm ist, wenn man sich ein bisschen im Spiel wiedererkennt, bzw. ein Teil der Identität auch bei coolen Charakteren vorkommt - wenn in einer Fantasy-Runde grundlos alle NSC männlich wären oder weibliche Charaktere nur als Heilerinnen oder Naturmagier auftreten würden, würde ich mich unwohl fühlen. Dafür fände ich eine Königin, die mit umgeschnallten Baby in die Schlacht zieht, saucool. Ich war auch traurig, dass die moppelige Superheldin nicht im endgültigen Masks-Regelwerk gelandet ist. Aber klar, das ist nicht jedem Spieler wichtig und nicht für alle Runden relevant.
In anderen Ländern sind aber eben noch andere Dinge relevant und wenn sich eine afroamerikanische Spielerin freut (oder sogar das Buch kauft), weil das Kriegerbild im PHB eine dunkelhäutige Frau zeigt, ist das doch schön. Mir geht ja dadurch nichts verloren.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 8.01.2018 | 20:51
Jetzt ist meine Frage, welche wirklichen Plotmöglichkeiten entstehen dadurch, die es nicht auch ohne gäbe.
Der erwähnte schwule Partner  - wo ist jetzt der Unterschied zum Sohn/Eheweib/Haustier/Whatever
Was kann ich daraus machen, was sonst nicht auch gehen würde?

Ich hatte ja anfangs im Thread geschrieben, dass ich an einem bestimmten Punkt in meinem Rollenspielerleben beschlossen habe, verstärkt darauf zu achten, NSC, sowohl wichtige als auch unwichtige häufiger als weiblich zu definieren, nachdem ich festgestellt hatte, dass außer Prostituierten, Heilerinnen, Haus- und Kindermädchen sowie Ehefrauen praktisch nur männliche NSCs auftraten. Also habe ich einen bedeutenden NSC, dessen Geschlecht zunächst mal keine Rolle spielte, als weiblich deklariert. Im Verlauf der Kampagne hat sich aus diesem Umstand ein grandioses Plotelement entwickelt, das ich mit einem männlichen NSC in der Form nicht hätte haben können. Und es geht hier nicht um eine Romanze. Da die Kampagne nicht abgeschlossen ist und hier ggf. Spieler mitlesen, will ich nicht weiter ins Detail gehen.

Was ich damit sagen will, ist, dass dir die möglichen Plots, die sich aus mehr dargestellter ethnischer Vielfalt, LGBTQ-Charakteren etc. ergeben, ggf. erst während des Spiels auffallen. Sie ergeben sich dann organisch aus dem erspielten. Natürlich treten sie dann in den meisten Fällen einfach nur an die Stelle anderer, konventionellerer Plots. Aus meiner Sicht ist dies aber als Vorteil zu bewerten, da ich die konventionellen Plots zur Genüge kenne und auf diese Weise neue Reizpunkte gesetzt werden können. Andere können dagegen ewig als Ritter ausziehen, um Prinzessinnen zu retten, statt als Ritterin, die dann den König, der dem Retter die Hand der Tochter versprochen hat, in eine echt problematische Lage versetzt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Grey am 8.01.2018 | 20:54
Oder anders: Hätte mein SL mit verboten, den Ritter schwul zu machen, hätte mir dieser Plot nicht zur Verfügung gestanden.
Ähm, ich habe jetzt zwar nicht alle Posts in diesem Thread gelesen; aber hat irgendjemand hier je die Forderung aufgestellt oder unterstützt, schwule Charaktere zu "verbieten"?

Ich sehe es im Gegenteil so, 6: Mit Aendymions Ansatz "Baut Settings, in denen Homosexualität (und vieles mehr) normal ist!" hätte es diesen dramatischen persönlichen Plot für dich nie gegeben. In einer Fantasy-Welt, in der jede sexuelle Ausrichtung akzeptiert ist, hätte dein Ritter doch nie ein Motiv gehabt, seine Homosexualität geheimzuhalten, zu diesem Zweck eine Frau zu heiraten usw. usf.

Erst dadurch, dass im Ars-Magica-Setting Homosexualität als gesellschaftliches NoGo gilt, wurde doch für dich aus diesem Detail ein dramatischer Plot.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 8.01.2018 | 21:04
Ähm, ich habe jetzt zwar nicht alle Posts in diesem Thread gelesen; aber hat irgendjemand hier je die Forderung aufgestellt oder unterstützt, schwule Charaktere zu "verbieten"?
Schau Dir nochmal das Posting an, auf das ich geantwortet habe. Da ging es darum, dass Deviant Beispiele für neue mögliche Plots durch LGBT Charaktere, weil er keinen Sinn in LGBT-Charakteren sieht. Dazu habe ich ein Beispiel gebracht. Ich hätte stattdessen auch sagen können: "Hätte ich den Charakter nicht schwul gemacht,..."
Das hätte keine Änderung an der Aussage im Kontext gemacht.
Zitat
Ich sehe es im Gegenteil so, 6: Mit Aendymions Ansatz "Baut Settings, in denen Homosexualität (und vieles mehr) normal ist!" hätte es diesen dramatischen persönlichen Plot für dich nie gegeben. In einer Fantasy-Welt, in der jede sexuelle Ausrichtung akzeptiert ist, hätte dein Ritter doch nie ein Motiv gehabt, seine Homosexualität geheimzuhalten, zu diesem Zweck eine Frau zu heiraten usw. usf.
Diese Diskussion drehte sich nicht mehr um das Ausgangsposting. Ich weiss. Verwirrend, aber das hier ist ein Nebenstrang, ob es sinnvoll ist LGBT-Charaktere zu spielen bzw. LGBT-NSCs im Setting zu benutzen.
Zitat
Erst dadurch, dass im Ars-Magica-Setting Homosexualität als gesellschaftliches NoGo gilt, wurde doch für dich aus diesem Detail ein dramatischer Plot.
Ja... und?
Das war doch hier der Punkt: Hätte ich den Charakter nicht schwul gemacht, hätte ich ihn nicht eine Fassade aufbauen lassen und dann wäre der komplette Plot mir nicht eingefallen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 21:07
Der Threadersteller ist übrigens männlich ;)

Für mich macht es übrigens einen großen Unterschied, ob man:

- wie im Beispiel mit dem Ritter, dessen Homosexualität als diskriminiertes Merkmal in einer diskriminierenden Spielwelt darstellt.

- den Ritter als homosexuellen Mann in einer Welt auftauchen lässt, in der Sexualität nicht diskriminiert wird.

Ich persönlich würde definitiv die zweite Variante präferieren. Die schmerzhafte Erfahrung, diskriminiert zu werden, möchte ich nicht im Spiel „nacherleben“.

Mir geht’s mit dem Ausgangspost auch nicht darum, nicht-Betroffenen ein spannenderen Spielerlebnis zu ermöglichen, sondern dazu ermutigen, FÜR Betroffene ein stärkeres Gefühl von Teilhabe zu ermöglichen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Grey am 8.01.2018 | 21:10
Diese Diskussion drehte sich nicht mehr um das Ausgangsposting. Ich weiss. Verwirrend, aber das hier ist ein Nebenstrang, ob es sinnvoll ist LGBT-Charaktere zu spielen bzw. LGBT-NSCs im Setting zu benutzen.
Hmm, ich lese Deviants Post etwas anders. Aber bevor ich jetzt was reininterpretiere, was Deviant möglicherweise gar nicht gemeint hat, lasse ich es gut sein und sage: Betrachte mein Post im Hinblick auf deine Aussageabsicht als gegenstandslos. ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 8.01.2018 | 21:13
Mir geht’s mit dem Ausgangspost auch nicht darum, nicht-Betroffenen ein spannenderen Spielerlebnis zu ermöglichen, sondern dazu ermutigen, FÜR Betroffene ein stärkeres Gefühl von Teilhabe zu ermöglichen.

Bist du einer dieser Betroffenen? Falls ja: Willst du von deinen konkreten Erfahrungen - positiven wie negativen - berichten? Ich finde so etwas immer hilfreicher, als wenn ins Blaue hinein theoretisiert wird.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.01.2018 | 21:20
Der Threadersteller ist übrigens männlich ;)

Für mich macht es übrigens einen großen Unterschied, ob man:

- wie im Beispiel mit dem Ritter, dessen Homosexualität als diskriminiertes Merkmal in einer diskriminierenden Spielwelt darstellt..
Richard Plantagenet wird das übrigens nachgesagt

Zitat
Ich persönlich würde definitiv die zweite Variante präferieren.
dies wäre je mach Setting egal oder nicht dem Genre entsprechend aka spielt jemand sowas in dem Genre,
wäre es also angemessen  dem nicht zu entsprechen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 8.01.2018 | 21:26
Richard Plantagenet wird das übrigens nachgesagt

YAY! DISKRIMINIERT DEN KÖNIG!!! ... ??? ... Den König? Öhm, ich habe noch ein Mal drüber nachgedacht. Ich wollte natürlich sagen: LANG LEBE DER KÖNIG!!!

(Und das wäre halt ein sehr plakatives Beispiel, warum es echt schwer ist Leute zu diskriminieren, die ihrerseits eben in einer priviligierten Position sind. ::))
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 21:35
@Pyromancer Ich hatte glaub ich an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich mich aus eigener Betroffenheit sehr darüber freue, wenn ich Diversität in Settings, auf Buch-Covern und Innenillustrationen finde. Das ist sozusagen die positive Seite der Betroffenheit bezogen auf das Thema Rollenspiel.

Die negative Seite in Bezug auf mein Hobby: Das häufige Nichtvorhandensein von Vielfalt (Geschlechter, Hautfarben, sex. Orientierung) und das dadurch entstehende Bild einer Gesellschaft, in der man nicht existiert bzw. nicht erwünscht ist. Außer als schräges, überzeichnetes Klischee in immer denselben Rollen. Mir ist klar, dass es vielleicht schwer nachvollziehbar ist, wenn man zufällig eben so geboren ist, dass man sich automatisch durch die Mehrheit repräsentiert fühl.

Erfahrungen außerhalb des Hobbies: Geht hier niemanden was an :)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: 6 am 8.01.2018 | 21:46
Hmm, ich lese Deviants Post etwas anders. Aber bevor ich jetzt was reininterpretiere, was Deviant möglicherweise gar nicht gemeint hat, lasse ich es gut sein und sage: Betrachte mein Post im Hinblick auf deine Aussageabsicht als gegenstandslos. ;)
Na gut...


war nen Scherz ~;D
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 8.01.2018 | 22:07
Zitat
Ich hatte glaub ich an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich mich aus eigener Betroffenheit sehr darüber freue, wenn ich Diversität in Settings, auf Buch-Covern und Innenillustrationen finde. Das ist sozusagen die positive Seite der Betroffenheit bezogen auf das Thema Rollenspiel.
Ich bin durchaus auch für Abwechslung zu haben. Unabhängig jetzt mal realweltlichen Dingen, der Half-Orc Paladin in D&D 5E ist super, bei dem schon von mir geposteten Fighter bin ich eher unsicher, sowas hier mag ich aber durchaus: (http://vignette4.wikia.nocookie.net/forgottenrealms/images/e/e4/The_Reaver_%28Novel%29_Cover.jpg/revision/latest?cb=20130808213959)

Zitat
Das häufige Nichtvorhandensein von Vielfalt (Geschlechter, Hautfarben, sex. Orientierung) und das dadurch entstehende Bild einer Gesellschaft, in der man nicht existiert bzw. nicht erwünscht ist. Außer als schräges, überzeichnetes Klischee in immer denselben Rollen.
Nun, kann man Dir ja nicht absprechen. Ich kann allerdings sagen, dass meine homosexuellen Kollegen das eher nicht so sehen. Ihnen geht es viel mehr darum, dass ihre Sexualität überhaupt keine Rolle mehr in der Gesellschaft spielt.

Zitat
Mir ist klar, dass es vielleicht schwer nachvollziehbar ist, wenn man zufällig eben so geboren ist, dass man sich automatisch durch die Mehrheit repräsentiert fühl.
Irgendjemand sagte es schon: Es gab auch für die meisten von uns Gelegenheiten im Leben, in denen man nicht die Mehrheit repräsentierte. In meinen Klassen bin ich sehr häufig die Minderheit und weisse männliche Schüler auch. Aber nicht jeder macht als Minderheit immer nur schlechte Erfahrungen oder muss sich als Minderheit auch repräsentiert fühlen. Natürlich auch nicht im wesentlichen benachteiligt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: ArneBab am 8.01.2018 | 22:11
An alle, die hier schreiben: „Das gibt’s doch schon genug, was sollen die Forderungen nach mehr?‘
Hattest du meine Beiträge so verstanden? Das war nicht meine Absicht. Meine Absicht war, erstmal eine klare Bestandsaufnahme der aktuellen Situation zu haben. Dazu passt auch der Kommentar, dass es in D keine Umerziehungscamps gibt,
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Also Bestandsaufnahme und dann schauen, was sinnvoll ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: YY am 8.01.2018 | 22:23
Ihnen geht es viel mehr darum, dass ihre Sexualität überhaupt keine Rolle mehr in der Gesellschaft spielt.

Was ja paradoxerweise gerade bei NSCs der Fall ist, wenn man sich überhaupt keine Gedanken darum macht.
 

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 8.01.2018 | 23:15
Hattest du meine Beiträge so verstanden? Das war nicht meine Absicht. Meine Absicht war, erstmal eine klare Bestandsaufnahme der aktuellen Situation zu haben. Dazu passt auch der Kommentar, dass es in D keine Umerziehungscamps gibt,
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Also Bestandsaufnahme und dann schauen, was sinnvoll ist.

Deine Bestandsaufnahme ist leider nicht ganz vollständig. Zwischen Umerziehungscamps und Toleranz gibt’s ne gewisse Spannbreite:

- Was ist mit Jugendlichen, die sich aus Angst davor, von ihren Familien oder ihren Klassenkameraden aufgrund ihrer Homosexualität verstoßen zu werden, nicht offen darüber freuen können, dass sie zum ersten Mal verliebt sind?

- Was meinst du wie sich das anfühlt, wenn du merkst, dass deine Kumpels stolz von ihren ersten Freundinnen erzählen und du in Erklärungsnot gerätst, warum du noch keine hast?

Und dann frag dich doch mal, ob es vielleicht für diese Jugendlichen einen Unterschied machen würde, wenn sie wüssten, dass ihre Familien und ihre Kumpels Homosexuelle im Kino, im TV und in Videospielen

- überwiegend als Comic Relief, exzentrische Künstler oder selbstbewusste Aktivisten

- oder auch in allen gängigen anderen gesellschaftlichen Rollen, die auch mit Heterosexuellen besetzt sind

sehen.

Genau so ist es mit dem Medium Rollenspiel: Das Nichtbenennen ist nicht immer auch ein Merkmal von Akzeptanz. Es kann auch das genaue Gegenteil suggerieren.

Das lässt sich alles auf Menschen mit nichtweißer Hautfarbe, Transgender, etc. übertragen
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Anchises am 8.01.2018 | 23:22
Also ich für mich persönlich kann nur sagen, dass ich es als äußerst störend empfunden hab diese "Gesinnungskästchen" in neuen nWoD Produkten zu sehen. Fiel mir wo ich den Thread gesehen habe gerade mal ein auch wenn ich meistens nur lurke.

Ich finde es toll und richtig wenn ein Rollenspiel die Regeln so anlegt das jede Gruppe so spieleen kann, dass sich alle wohlfühlen. Diese Politisierung des Privaten missfällt mir aber.

Aktiv irgendwas politisches in mein Hobby einzubringen um mich zu "belehren" finde ich falsch. Das würde mich auch bei anderen Themen stören.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 8.01.2018 | 23:24
Zitat
Genau so ist es mit dem Medium Rollenspiel: Das Nichtbenennen ist nicht immer auch ein Merkmal von Akzeptanz. Es kann auch das genaue Gegenteil suggerieren.
Das ist aber reine Interpretation. Das Medium Rollenspiel, wenn nicht explizit darauf ausgelegt, macht eigentlich gar nichts in der Richtung.

Es bietet etwas an, aber überlässt es den Spielern, was sie daraus machen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 8.01.2018 | 23:43
@Aendymion:

Höret! Höret!

Und diese Erkenntnis, dass es da verschiedene Grauzonen gibt, nutzt du wozu? Um Menschen, die sich in dieser Grauzone bewegen dazu aufzurufen entweder deine Meinung anzunehmen, oder ...

Tut mir echt leid: ich versuche deine Postings positiv zu lesen; letztlich bleibt bei mir aber immer der Beigeschmack des "Wenn du kein Problem siehst bist du Teil des Problems" hängen. Annäherungen und Kompromissuche lehnst du - zumindest bei mir - ab. Auf PM antwortest du nicht, also muss ich wohl annehemn, dass du nicht an einem Dialog, sondern an einer Missionierung primäres Interesse zeigst.

In diesem Thread gibt es zu Hauf positive Beispiele, das dein Ansinnen bereits umgestzt wird. Auch von mir zum Beispiel. Du aber argumentierst wieder und wieder, dass dies nicht genug sei und bitte doch etwas mehr zu leisten sei. Für dieses "mehr" bist du letztlich aber doch auf das "Goodwill" der - in deiner Sicht - priveligierten angewießen. ist da sinnvoll diesen vor den Kopf zu stoßen, wie jüngst bei "6", der ein wriklich gutes Beispiel für eine Bereicherung des Theams brachte. Und deine Antwort darauf lautete: "Will ich eigentlich nicht - ich will das andere." Das andere ist allerdings für viele Leute irrelevant, vielleicht auch, weil es eben für sie keinen Altagsbezug darstellt.

Ich bin auch schon diskriminiert worden. dafür das ich ein Mann bin. Dafür dass ich ein Christ bin. Für meine Hautfarbe. Für meine Nationalität.
Ich versuche daher Menschen möglichst wertfrei zu begegnen. Nach dem, wie du mich hier angehst bleibt für mich - so wie ich es lese - aber nur hängen: "Du bist der Feind." Schonmal darüber nachgedacht, ob das für dein Ziel eher förderlich oder eher schädlich ist?

Wohl gemerkt: ich verstehe deine Motivation. Aber ich verstehe auch die Motivationen hinter all den anderen Schattierungen zwischen "Bootcamp" und "Normalität". Du, so erscheint es mir zumindest, verstehst diese aber nicht zu genüge. Von den wirtschaftlichen Interessen der Industrie ganz zu schweigen.

Ich nehem an - ohne es zu wissen - dass dü eher zu den Jüngeren Menschen gehörst. Die älteren hier im Forum kennen da nämlich noch ein ganz anderes Stigmata: das ein Rollenspieler zu sein. Insofern befindest du dich hier vermutlich unter menschen die dich weit genauer verstehen können, als du es für möglich hältst. Dann versuche diese Menschen bitte zunächst auch einmal eher als deine "Freunde" als als deine "Feinde" zu definieren. Versuche ihre Bedenken ernst zu nehmen und aus diesen eben auch etwas für dein Ziel mitzunehmen. Nicht nur am Spieltisch, sondern auch im Alltag. Daran kann man wachsen. Wenn man will. Wenn man dem eine Chance gibt. versuche einfach die Menschen hier, die deine Ansicht weder voll unterstützen noch voll mittragen wollen so zu behandeln, wie du gerne behandelt werden möchtest. Nicht wie du deiner Meinung nach behandelt wirst oder deiner Erfahrung nach behandelt wurdest; sondern wie du gerne behandelt werden willst. Dann wirst du deinem Ziel auch viel näher kommen als du glaubst, weil du das positive Bild, dass du von deinem Ziel hast dannvorlebst. Andernfalls kann sich das leicht umkehren.

Ich kenne - wie gesagt - eine Menge Menschen. Ich kenne auch einige Homophobe - egal ob sie dafür eine Rechtfertigung finden oder nicht. Diesen werde ich diesen Thread hier niemals empfehlen zu lesen. Nicht weil die Grundfrage nicht auch für sie von Relevanz wäre; sondern weil ich befürchte, dass sich ihre Einstellungen durch das was hier teilweise geschrieben wird eher verhärtet als erweicht.

Mein Vorschlag: lade doch mal Spieler aus deiner Region ein sich an euren Spieltisch zu begeben und aus erster Hand zu erfahren, wie die von dir beschriebene Vielfalt die bespielte Welt bereichert. Das dürfte - meines Erachtens - einen weit nachhaltigeren positven Effekt auf dein Ziel haben, als sich hier (nicht wörtlich, sondern gefühlt) darüber zu streiten, ob es sinnvoller wäre in Produkt XY auch ein männliches, knutschendes Pärchen abzubilden, oder in Abenteuer Z einen Transgender-König als Auftraggeber zu platzieren, der die Geliebte seiner Tochter suchen lässt. Gerade letzteres würden viele menschen mit Vorbehalten einfach nicht kaufen, oder ihre SL fragen was denn "der Scheiß" soll.

Rollenspiel hat sich schon immer primär über Mundpropaganda verbreitet und das beste um neue Spieler dauerhaft zum Hobby zu bringen ist sie in eine bestehende Gruppe einzuladen. Warum also nicht auch hier?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 8.01.2018 | 23:48
Es bietet etwas an, aber überlässt es den Spielern, was sie daraus machen.

Selbst wenn es nur das ist, sollte, meine ich, auf die mögliche Bandbreite auch nochmal hingewiesen werden. Schon in Classic Traveller (1977) gibt es eine "Note on Gender and Race", die Looks ("Man, woman, ambiguous, transgressing, or concealed.") in Apocalypse World wurden ja schon genannt, auf dem neuen Delta Green-Figurenbogen haben sie neben Frau und Mann ein weiteres Kästchen zum freien Eintragen platziert, was sofort auffällt, Illustrationen, Archetypen, Figuren in Setting und Szenarios usw. gehören da für mich auch dazu. Das sind ja alles bewusste Designentscheidungen, die mir persönlich immer positiv auffallen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.01.2018 | 23:53
Er fragte, ob Drifter nicht schwarz sein könnten.
[...]
"Dinge für Drifter" gabs, "Dinge für Schwarze" eigentlich nicht. Ein Merkmal, das im Rollenspiel keinerlei Rolle spielt, ist aber überflüssig.
Mag sein, dass das Merkmal überflüssig ist. Aber dennoch existiert es in der Regel.

Ich kenne jetzt die Drifter aus dem Setting nicht. Gut möglich, dass Drifter keine Haut haben. In diesem Fall existiert das Merkmal "Hautfarbe" tatsächlich nicht. Aber wenn die Drifter eine Haut haben, dann haben sie auch das Merkmal "Hautfarbe".

Was ich in Ordnung finde: "Mir doch egal, ob dein Drifter schwarz oder weiß ist. Das spielt keine Rolle."

Was ich nicht in Ordnung finde: "Drifter besitzt schwarze Haut" ist ein Merkmal. Aber "Drifter besitzt weiße Haut" wird nicht als Merkmal wahrgenommen.
Ich vermute mal, es gibt in dem Setting weder "Dinge für Schwarze" noch "Dinge für Weiße". Wieso ist es also OK, wenn man einen weißen Drifter spielt, aber nicht, wenn man einen schwarzen Drifter spielt?

Ich vermute mal, es gibt auch keine "Dinge für Schwarzhaarige". Darf man nach der Logik dann auch keine Schwarzhaarigen spielen?

Zitat
Bei Deadlands hätte es halt anders ausgesehen, das bietet Spielansätze für Charaktere mit schwarzer Haut;
Wieso muss es SPielansätze für schwarze Haut geben? Gibt es denn Spielansätze für weiße Haut? Gibt es SPielansätze für schwarze Haare? Gibt es Spielansätze für schwarze Augen?

Wieso muss es also unbedingt Spielansätze für schwarze Haut geben? Was ist so schlimm daran, wenn man drei SCs hat:
SC1 hat schwarze Haut.
SC2 hat schwarze Haare.
SC3 hat schwarze Augen.

Und es gibt keinerlei Spielansätze dafür. Es sind halt einfach nur Charakterbeschreibungen, die keinerlei Spielansätze liefern.

Genau so ist es mit dem Medium Rollenspiel: Das Nichtbenennen ist nicht immer auch ein Merkmal von Akzeptanz. Es kann auch das genaue Gegenteil suggerieren.
Ob ich etwas benenne oder nicht benenne hat im Prinzip nichts damit zu tun, ob ich es akzeptiere oder nicht akzeptiere.

Wenn ich Augen- und Haarfarbe nicht benenne, kann das heißen: Wir spielen im Norden. Selbstverständlich sind alle NSCs blond und blauäugig.
Es kann aber ebenfalls heißen: Keine Ahnung, welche Augen- und Haarfarbe meine NSCs haben, es ist vollkommen egal.

Und wenn ich eine Eigenschaft benenne, die eigentlich egal sein sollte, dann führt das entweder dazu, dass die Eigenschaft vergessen wird (Welche Augenfarbe hatte nochmal dein Char?) oder es führt dazu, dass der Eigenschaft eine Bedeutung beigemessen wird, die sie eigentlich nie haben sollte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 9.01.2018 | 00:02
Selbst wenn es nur das ist, sollte, meine ich, auf die mögliche Bandbreite auch nochmal hingewiesen werden. Schon in Classic Traveller (1977) gibt es eine "Note on Gender and Race", die Looks ("Man, woman, ambiguous, transgressing, or concealed.") in Apocalypse World wurden ja schon genannt, auf dem neuen Delta Green-Figurenbogen haben sie neben Frau und Mann ein weiteres Kästchen zum freien Eintragen platziert, was sofort auffällt, Illustrationen, Archetypen, Figuren in Setting und Szenarios usw. gehören da für mich auch dazu. Das sind ja alles bewusste Designentscheidungen, die mir persönlich immer positiv auffallen.
Wie heisst es so schön: "Alles kann, nichts muss."

Ist es nett, wenn es dabei ist? Klar, stört nicht.
Ist es schlimm, wenn es nicht dabei ist? Sehe ich nicht.
Ist es so wichtig, dass man es fordern muss? Sehe ich nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 00:07
Ist es nett, wenn es dabei ist? Klar, stört nicht.
Ist es schlimm, wenn es nicht dabei ist? Sehe ich nicht.
Ist es so wichtig, dass man es fordern muss? Sehe ich nicht.

1. Klar, super.
2. Fällt negativ auf.
3. Ja.

Da ticken wir halt unterschiedlich.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: D. Athair am 9.01.2018 | 00:16
Deine Bestandsaufnahme ist leider nicht ganz vollständig. Zwischen Umerziehungscamps und Toleranz gibt’s ne gewisse Spannbreite [...]
Ich zitiere an der Stelle einfach den großartigen Richard W. Sipe (Psychotherapeut, Soziologe, Pastoralpsychologe, Psychiatrie-Assistent):

"Since orientation is not cut-and-dried, black-or-white, an either/or proposition for the average person, the process of self-discovery will lead a person who is serious about sexual integration into an exploration of her or his deepest genetic and developmental endowment - what each received from father and mother. Social and religious forces have not been neutral about sexual orientation. That fact makes it very difficult for some people to embrace their sexual orientation regardless of whether it is heterosexual or homosexual. The question rather than the answer becomes too frightening for some people." [Hervorhebungen durch mich.]


Oder: Deine Darstellung sagt Hetero-Personen: Das Problem können nur Schwule (oder bestenfalls andere Personen aus dem LBGTQA-Spektrum) haben. Gut gemacht!  :'(
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 00:16
Vielleicht sollte ich den Punkt „Nichtbenennen“ nochmal klarstellen: Gemeint habe ich, dass es eine Auswirkung, ob ich bestimmte Mitglieder der Gesellschaft nicht in Medien auftauchen lasse. Es entsteht der Eindruck, als seien sie nicht Teil der Gesellschaft. Genauso, wenn ich die Heterosexualität eines Protagonisten an allen Ecken und Enden und in vielen Facetten darstelle (er hat den Rückhalt einer Familie mit Frau und Kindern, flirtet mit der Frau in der Bar, taucht knutschend in einem Rollenspielprodukt auf und rettet die Prinzessin und darf sie heiraten), andere Formen von Sexualität und daran geknüpfte Lebensentwürfe aber nicht oder überwiegend stereotyp.

Hier sehe ich den Handlungsbedarf. Wenn den außer mir niemand sehen würde, weshalb dann die Beispiele in 7.See, Numenera und Co.? Und was das Verkaufsargument angeht: Warum laufen gerade diese Spiele (und explizit dafür geschriebene Spiele wie Bluebirds Bride) auf Kickstarter so gut?

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 9.01.2018 | 00:19
Und 2 und 3 stossen mir dann auf.

2) Mir fällt da nichts negativ auf. Das führt zur Abwertung eines Produkts/eines Verlages ohne für mich triftigen Grund.
3) Sich drüber freuen? Ja. Bitten? Kann man. Fordern? Und wenn es nicht kommt, dann die Mistgabeln rausholen wie drüben?

Ja, da sind wir sehr unterschiedlich.

Edit:
Zitat
Hier sehe ich den Handlungsbedarf. Wenn den außer mir niemand sehen würde, weshalb dann die Beispiele in 7.See, Numenera und Co.? Und was das Verkaufsargument angeht: Warum laufen gerade diese Spiele (und explizit dafür geschriebene Spiele wie Bluebirds Bride) auf Kickstarter so gut?
Weil es auch unabhängig davon gute Spiele sind (übrigens Bluebeard´s Bride, hat nichts mit Vögeln zu tun). Ich habe Numenera niemals aus dieser Sicht betrachtet, wäre auch kein Verkaufsargument für mich.
Bluebeard´s Bride kann man vielleicht drüber streiten, warum es so gut lief. Möchte aber nicht ausschließen, dass es auch am durchaus interessanten Spielkonzept liegen könnte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Isegrim am 9.01.2018 | 00:57
@ Eulenspiegel:

Die Rücknahme geschah letztendlich auch auf Wunsch des besagten Spielers. Es gibt eine Parallele zwischen Driftern und Schwarzen (in den USA): Sie haben einen ziemlich geringen sozialen Status (und ja, das ist rassistisch). Wenn ich das richtig erinnere war das Problem die Befürchtung bzw "Versuchung", dass das eher in Richtung schlechtes Klischee geht als hilfreich für die Rolle zu sein. Nicht, dass ich das groß so wahrgenommen habe (oder mich dran erninnere...), aber wenns dem Spieler nicht gefällt...

Mich hätte es auch nicht groß gestört, es zu belassen; ein Verfallen in (schlechte) Klischees in dem Falle allerdings schon (und da sprech ich für alle meine Mitspieler, denke ich). Es war also schlicht die einfachere Entscheidung. Ich hab da auch durchaus Verständnis für; sowohl für die Idee an sich (vielleicht wars ja Anfangs dazu gedacht, besser in die "underdog"-Rolle zu finden), als auch für die Erkenntnis "Klappt nicht, und macht eher Probleme". Denn auch ich weiß, wie einfach es sein kann, beim Spielen auf Klischees zurückzugreifen... sind halt nur nicht immer die richtigen...

Was ich in Ordnung finde: "Mir doch egal, ob dein Drifter schwarz oder weiß ist. Das spielt keine Rolle."

Was ich nicht in Ordnung finde: "Drifter besitzt schwarze Haut" ist ein Merkmal. Aber "Drifter besitzt weiße Haut" wird nicht als Merkmal wahrgenommen.

Wenn ich mein Setting i-wann mal vermarkten will werde ich mir das zu Herzen nehmen, versprochen. Solange es nur für den Hausgebrauch ist nehme ich lieber Rücksicht auf die unmittelbar Beteiligten. Das ist der Vorteil, wenn das Zielpublikum an zwei Händen abgezählt werden kann. ;)

Jetzt spielt die Hautfarbe bei Menschen halt keine Rolle, da sie nie thematisiert wird. Da das ganze auch nie groß visualisiert wurde (ich fand Bilder von Raumschiffen eigentlich immer wichtiger als von NSCs...) gibts auch keinen Fotobeweis, wie wer aussieht. Ja, das läuft vielleicht darauf hinaus, dass im Kopfkino ein weißer Cast auftritt. So what? Auch wenn ich die Kritik daran grundsätzlich richtig finde, ist eine Rollenspielrunde mE nicht das richtige Instrument, hier ein anderes Bewusstsein einzuüben.

Wenn Verlage sich hierüber Gedanken machen wollen, haben die meinen Segen, klar. Aber in meinem Setting wird nur das thematisiert, was die MitspielerInnen oder ich thematisieren wollen.

Wieso muss es SPielansätze für schwarze Haut geben? Gibt es denn Spielansätze für weiße Haut?

Da sich Deadlands nun mal einen (etwas verfremdeten) historischen Hintergrund gewählt hat, der bis Punkt x mWn nach genau der realen Geschichte entspricht, kommt es darum nicht herum. Soll es die Fragen, die zum Bürgerkrieg führten (oder zu den Kriegen gegen die Ureinwohner), ignorieren? Eben, funzt nicht.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 01:12
Hier sehe ich den Handlungsbedarf. Wenn den außer mir niemand sehen würde, weshalb dann die Beispiele in 7.See, Numenera und Co.? Und was das Verkaufsargument angeht: Warum laufen gerade diese Spiele (und explizit dafür geschriebene Spiele wie Bluebirds Bride) auf Kickstarter so gut?

Auch wenn du nicht auf mich eingehen magst ... nach deiner Logik liegt also der Erfolg zum Beispiel der 3.Edition von D&D daran, dass keine LGBT-Bezüge darin vorkamen. Hervorragend. Du merkst aber schon, dass du sehr einsteitig argumentierst, oder? Oder das Conan-Kickstarter ... einer der erfolgreichsten Kickstarter aller Zeiten! Da kommen nur Heten drinn vor - was sicher zu diesem Erfolg beigetragen hat. und hier in D: die Kaiser Retro Edition von DSA. Mit den hübschen Bildchen von halbnackten Mädels ... das läuft sicher auch nur deswegen so gut.

Bluebirds Bride kenne ich nicht. 7.See, Numera&Co. hätte ich jedoch nie mit diesem Thema in Zusammenhang gebracht. 7.See finde ich scheiße - deswegen habe ich das nicht unterstützt. Numera ist von Monte Cook. Ich denke das dürfte DER Grund für eine starke Unterstützung sein, glaubst du nicht?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Quaint am 9.01.2018 | 01:59
Ist - oder wird - dieser Thread nicht irgendwie Speaker's Corner Material?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Bildpunkt am 9.01.2018 | 02:56
Was ja paradoxerweise gerade bei NSCs der Fall ist, wenn man sich überhaupt keine Gedanken darum macht.
Naja solange es keine externe Setzung gibt werden Annahmen doch zumindest implizit selbst gesetzt. Das ist ja das schöne am verbal oder schriftlich Erzaehltem. Man kann sich die fehlenden Versatzstuecke nach seiner eigenen Facon zusammen setzen . Darum wollen viele auch keine Illus in Romanen. Wie mir hier der Thread zeigt gibt es auch im Rollenspiel bei unterschiedlichen Merkmalen die ein NSC haben kann eine unterschiedliche Toleranz dieses Merkmal auch extern (vom SL) (vor-)gesetzt zu bekommen und sich nicht mehr selbst ausmalen zu duerfen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Just_Flo am 9.01.2018 | 06:26
Passt in jedes Setting jede Konstellation von Hautfarbe und Orientierung?
Sicher Nein.

Können manche Settings von diversität profitieren? Ja und Nein. 
Ja wenn es die Möglichkeiten oder insofern Realismus gewünscht ist diesen erhöht.
Nein wenn es nicht mal als ausschmückung vorkommt.

Finde ich als schwuler Rollenspieler es gut wenn LGT NSCs vor kommen?

Ich finde gut wenn sie vorkommen können bzw. Ich sollte ich es wünschen durch Beobachtung und gezielte Nachforschungen rausbekommen kann ob ein Nsc LGT ist.
 
Ich fordere keine regelmäßigen potenziellen Partner für meine Charaktere.
Ich wäre aber sehr angetan wenn mein Char nicht in jeder zweien Runde die mich kennt nicht immer schon fast von start versucht Wird immer mit ner Frau zuverkuppeln unabhängig ob ich überhaupt den Beziehungs- oder Orientierungsstatus in's Spieleinbringen will oder nicht.

Die Orientierung meiner Scs ist übrigens in 80 % nicht relevant und weshalb unbenannt. Ergibt sich aus der Stimmigkeit des Chars eine heterosexuelle Orientierung so hat er diese. Ist es anders so ist es anders.

Aufrufen würde ich dazu sich bewusst zu machen wie man es bisher mit dem Thema hält ob es überhaupt relevant für die Spielweise ist ob es ander Spielweise etwas ändern würde, ob es neue gewünschte Möglichkeiten oder neue Verkleidung für alt bekanntes gibt.

Wie man sich danach entscheidet soll jeder selbst entscheiden egal ob Hautfarbe/Spezies/ Orientierung im Spiel relevant oder Infotransporter sind.

Freuen würde ich mich schon über mehr diversität und wenn es nur ist um rausfinden zu können warum der Gnom Stadtrat im Elfenviertel wurde. (Dies  kann Erpressung/ Gesetze/ Tradition/... sein.).

Wenig dargestellte Diversität macht SL und Gruppe aber auch nicht zu schlechten Lebewesen und ich kann unabhängig davon mit RPG viel Spaß haben.

Letztendlich sehe ich LGBT durchaus als eine ausbaubare Spielergruppe mit großem Potenzial aber das sehe ich bei anderen Bevölkerungsgruppen auch.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 09:59
Kurze Information: Dieser Thread wurde nicht durch die Redaktion, sondern (vermutlich) durch den Themenstarter geschlossen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 10:16
Sorry, hatte das Häkchen falsch gesetzt...Thread ist wieder offen, wollte nur die Benachrichtigungen abbestellen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 10:18
Sorry, hatte das Häkchen falsch gesetzt...Thread ist wieder offen, wollte nur die Benachrichtigungen abbestellen.
Du hast dabei auch gleich nen Post gelöscht, glaub ich.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 10:23
Ja stimmt, dachte, dass ich damit das Schließen rückgängig machen kann  ::)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: lowfyr am 9.01.2018 | 10:27
Was die Leute von Paizo bei Pathfinder da gemacht haben, hat mir gut gefallen. Die Iconics unterscheiden sich nicht nur bei der Hautfarbe oder Geschlecht sondern auch beim Alter oder der Fitness. Und es tauchen auch verschiedenste Paare in Abenteuern auf. Was im Forum auch teilweise kontrovers diskussiert wurde. Ist in den USA wahrscheinlich ein heißeres Eisen als hier.

Wenn ich bedenke wie dann wohl die DSA Sachen da aufgenommen werden. Aber ich vermute mal, die werden in den USA entschärft.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 11:00
Es gibt Spieltypen, wo das "warum sollte ich" positiv beantwortet werden kann und welche, wo es keinen Anlass für "sollen" gibt. Wer persönlich doch einen Grund sieht, kann es trotzdem machen - solange es eben keinen anderen dabei unangemessen beeinträchtigt. Wenn da politische Agenda gestopft werden soll, wird es in der Regel alle außer Leute, die man nicht mehr überzeugen muss, stören.

Für mich persönlich beantworte ich das damit:
Weil ich versuche möglichst "intensive" detailreiche und authentisch wirkende Welten zu erschaffen und dazu eben auch jetzt z.B. andere sexuelle Orientierungen und nach Möglichkeit diverse kulturelle Lösungen zu diesen Fragen gehören. Aus den Unterschieden entstehen dann ggf. wieder mögliche Konflikte, die man beleuchten kann, aber nicht zwingend muss - und wenn  mit informierten und willigen Mitspielern! Als Hintergrundrauschen gehört authentische Diversitat aber genauso dazu wie die 3 Sorten Hartwurst. Unauthentische Diversität ist wie wenn sich jetzt plötzlich alles um Hartwurst dreht und alle andere Nahrung seltsam selten ist und Kuchen ja soo schädlich... .

Dazu erweitert es die Basis möglicher Mitspieler, wenn du zu möglichst vielen Dingen "ja" sagen kannst.
Des weiteren erleichtert es den Einstieg für Neulinge oder eher weniger hintergrundsaffiner Spieler, wenn man sie einen Charakter spielen lassen kann, der nicht allzu weit von der Weltanschauung moderner Menschen entfernt ist.

Aber am Ende ist es genauso eine Abwägung wie zwischen z.B. Spielstilen: irgendwann ist Schluss mit rumbiegen, weil es sonst anderen Spieler nun in Relation weniger Spaß machen würde bzw. der SL dass dann auch konsistent und logisch umsetzen können muss. 
Für mich gehört dann dazu, dass diese Elemente dann für mich auch innerhalb des Settings so zusammen passen und die sauber arbeitende "Weltmaschine" bilden können, die ich erkunden will, inklusive der abgeleiteten Folgen und Konflikte daraus.
Und die entsprechen eben seltenst flächendeckend dem PC-Lilalauneland (aber auch nicht dem ich-fick-dich-jetzt- ganz-dramatisch-für-die-story etc) .

Einen authentischen Background find ich auch wichtig. Jetzt muss ich mir das jeweilige Setting betrachten und gucken was da Sinn macht.
Natürlich kann es ganz nett sein, auch mal Randgruppen anders darzustellen, in der Regel führt das zu Kontroversität - das widerrum sehe ich durchaus als positiv, denn da weiß ich von vornererein welchen Mehrwert mir das bringt.

Jetzt irgendeinen NPC als schwul zu deklarieren, ohne Grund ist in der Regel eher wenig hilfreich und wirkt auf mich auch nicht glaubwürdiger für die Spielwelten. Was in sofern lustig ist, da es für mich auf persönlicher Ebene ziemlich egal ist wie zB jemand in der Hinsicht tickt. Aber vielleicht ist genau das der Punkt, ich bin weder "Feind" noch direkt "betroffen"

Wenn ein Spieler seinerseits einen Char machen möchte, der eher zu Gruppe XY gehört, dann ist das ein ganz anderes Thema, dann bau ich da auch gerne Spielpunkte ein, die auf den Charakter zugeschnitten sind. Und damit meine ich nicht, dass ich ihm das Spiel unnötig schwer machen würde. Aber je nachdem, ist es Konfliktaterial und kein "alles fein und selbstverständlich".

Wenn wir von Kontroversität, möglichen Konflikten etc reden, alles fein. Aber ich spiele keine Blümchenwelten. Ich leite Dinge wie WoD, SR, 40k, Deadlands usw. Da geht schon ne Menge, aber da sind die Dinge per se, dann eben das: Hooks von denen ich weiß, dass ich früher oder später direkt damit arbeiten will.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 12:10
Jetzt irgendeinen NPC als schwul zu deklarieren, ohne Grund ist in der Regel eher wenig hilfreich und wirkt auf mich auch nicht glaubwürdiger für die Spielwelten. Was in sofern lustig ist, da es für mich auf persönlicher Ebene ziemlich egal ist wie zB jemand in der Hinsicht tickt. Aber vielleicht ist genau das der Punkt, ich bin weder "Feind" noch direkt "betroffen"

Ich denke das ist einfach der Unterschied, der hier immer wieder deutlich wird:
Für manche ist es egal, was ja sehr schön zu lesen ist, ersthaft! Deshalb macht es für diejenigen vielleicht auch keinen Unterschied, ob jemand schwule NSCs in nem Abenteuer auftauchen lässt oder nicht.

Für manche (wie mich) ist es erfreulich und begrüßenswert, wenn ich es sehen, lesen oder am Spieltisch erleben würde.

Und es scheint Leute zu geben, die sich dadurch gestört fühlen. Für die ist aber dieser Thread sicher nicht gedacht...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Grey am 9.01.2018 | 12:12
Und es scheint Leute zu geben, die sich dadurch gestört fühlen. Für die ist aber dieser Thread sicher nicht gedacht...
Die wären aber auch davon betroffen, wenn Regelwerke künftig nach deinen Vorschlägen (um)gestaltet würden. Sollen sie dann trotzdem nicht mitreden?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 12:16
[...]
Und es scheint Leute zu geben, die sich dadurch gestört fühlen. Für die ist aber dieser Thread sicher nicht gedacht...
Aber, wieso nicht? Hattest du nicht was von Perspektivübernahme gesagt? Das würde sich ja nicht lohnen für Leute, die deine Perspektive schon teilen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 12:21
Die wären aber auch davon betroffen, wenn Regelwerke künftig nach deinen Vorschlägen (um)gestaltet würden. Sollen sie dann trotzdem nicht mitreden?

Die können ja einen anderen Thread aufmachen, wo dann weniger Diversität gefordert wird und die Vorteile davon diskutiert werden, ist bestimmt auch spannend ;)

Aber, wieso nicht? Hattest du nicht was von Perspektivübernahme gesagt? Das würde sich ja nicht lohnen für Leute, die deine Perspektive schon teilen.

Ich verstehe unter "Perspektivübernahme" aber nicht, dass man lang und breit ausführt, warum man diese Perspektive (im Wortlaut) "Scheiße" findet und deshalb nicht übernehmen möchte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 9.01.2018 | 12:25
Die können ja einen anderen Thread aufmachen, wo dann weniger Diversität gefordert wird und die Vorteile davon diskutiert werden, ist bestimmt auch spannend ;)

Jo, das hilft beiden Seiten ganz sicher ungemein, wenn jeder in seiner eigenen Echokammer sitzt, seinen Opferstatus pflegt und über die böse andere Seite abledert.

Perspektivübernahme funktioniert übrigens in beide Richtungen. Wenn du die Perspektiven der Personen übernehmen würdest, die dein Anliegen hier ablehnen, würdest du ggf. feststellen, dass dein Vorgehen hier gerade bei denjenigen, die aus deiner Sicht den weitesten Weg zu gehen haben, kontraproduktiv ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 12:27
Die können ja einen anderen Thread aufmachen, wo dann weniger Diversität gefordert wird und die Vorteile davon diskutiert werden, ist bestimmt auch spannend ;)
Was das Problem mit Forder-Threads irgendwie greifbarer machen würde, finde ich
Zitat
Ich verstehe unter "Perspektivübernahme" aber nicht, dass man lang und breit ausführt, warum man diese Perspektive (im Wortlaut) "Scheiße" findet und deshalb nicht übernehmen möchte.
Also lieber ohne nachzufragen übernehmen oder ohne Erklärung ablehnen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Viral am 9.01.2018 | 12:34
Ich tue mir da schon etwas schwer. Wie gesagt, das Thema an sich interessant. Die gewählte Form eher ungeschickt.

Jetzt die Leute aus der Diskussion ausklammern, die keine wohlwollende Meinung haben eher merkwürdig ...

Tatsächlich fände ich Spielmaterial von dir interessant, um mir besser vorzustellen, was du eigentlich meinst oder wie du es dir konkret vorstellst
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Grey am 9.01.2018 | 12:39
Die können ja einen anderen Thread aufmachen, wo dann weniger Diversität gefordert wird und die Vorteile davon diskutiert werden, ist bestimmt auch spannend ;)
*Seufz* Da haben wir es wieder.

Aendymion, niemand fordert hier "weniger Diversität". Du schadest deinem eigenen Anliegen, indem du jedem Andersdenkenden von vornherein dieses Motiv unterstellst.

Wenn deine Zielsetzung tatsächlich darin besteht, die Akzeptanz für Diversität zu erhöhen, dann halte ich deinen Ansatz im OP aus langer, langer Erfahrung heraus für schlicht und ergreifend nicht zielführend.

Und wenn du einen Vorschlag machst, der alle betreffen soll, wundere dich bitte nicht, wenn sich alle zu Wort melden; auch und gerade diejenigen, denen dein Vorschlag missfällt. Zu sagen, dass die sich raushalten und unter sich weiterdiskutieren sollen, führt lediglich zu weiterer Polarisierung.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 9.01.2018 | 12:39
Bin beim Stöbern auf RPG.net (ich schau mir gerne den Infraction-Teil an, damit ich wieder weiß, warum ich auf keinen Fall dort sein mag) darauf gestoßen, dass es wohl einen Verlag gibt, der gerade mehr Diversität im Rollenspiel erreichen will:
RPG.net-Thread (https://forum.rpg.net/showthread.php?821970-So-quot-New-Agenda-Publishing-quot-good-idea-or-not)
New Agenda Publishing-Homepage (http://newagendapublishing.com/)

Vielleicht wäre das was für Aendymion.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 12:51
Bin beim Stöbern auf RPG.net (ich schau mir gerne den Infraction-Teil an, damit ich wieder weiß, warum ich auf keinen Fall dort sein mag) darauf gestoßen, dass es wohl einen Verlag gibt, der gerade mehr Diversität im Rollenspiel erreichen will:
RPG.net-Thread (https://forum.rpg.net/showthread.php?821970-So-quot-New-Agenda-Publishing-quot-good-idea-or-not)
New Agenda Publishing-Homepage (http://newagendapublishing.com/)

Vielleicht wäre das was für Aendymion.

Misha Bushyager hat mit "Young, Gifted, and Black" ein cooles Setting zu Misspent Youth: Sell Out With Me beigesteuert. Mal schauen, was über ihren Verlag so erscheint.

Wobei sich ja viele, auch bekanntere Verlage um Diversität bemühen, insofern ist das glücklicherweise gar keine so große Ausnahme.

Edit:
Zwei Beispiele für Initiativen, also nicht nur Absichtserklärungen...
Green Ronin (https://greenronin.com/blog/2017/04/18/talent-search-submissions-are-open/)
Mongoose (http://blog.mongoosepublishing.co.uk/?p=839)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 12:52
Auch wenn ich sie nicht vertrete, kann ich sogar eine Antihaltung verstehen. Eben weil es das Spielgefühl unter Umständen aktiv stört.  Ich präsentiere jemandem der eine Spinnenphobie hat auch nicht die große Spinnenkönigen Arachniel, die über und über vor Spinnen wimmelt - außer ich will den Spieler foppen.

Es reißt aus dem Spiel raus. Es kommen blöde Sprüche und behindert dann da Spiel. Die Atmosphäre leidet. Der Spaß geht verloren.

Zum anderen kann eine Überpräsenz  oder Selbstverständlichkeit je nach Setting auch sehr unglaubwürdig wirken. Historisches Setting? Na, das wird speziell. Modern / Urban Fantasy - machbar, aber je nach Ort etc auch speziell. Und warum soll die Gruppe einen größeren als einen repräsentativen Fokus auf etwas legen?   Klassisches Fantasy ala DnD - denkbar - aber hier ist die Frage: Wie reagieren meine Spieler. Stell dir vor, du machst wirklich den Plott - Ehemann des Kaufmannes/Königs/Was auch immer wurde entführt. Die Gruppe sagt: "Ist kein Fräulein, dass wir retten müssen, interessiert uns nicht", dann hast du dir quasi den Plot selbst geprengt, wenn du keine Sonderanreize schaffen kannst. Die freiwillige Hilfe-Motivation leidet eben etwas, wenn da Opfer potentiell  gefühlt selbst in der Lage sein sollte sich zu helfen. Das sind natürlich auch Themen mit denen ich als SL arbeiten kann, aber dann sind wir wieder bei Kontroverse - nicht unbedingt innerhalb der Spielwelt, sondern innerhalb der Spielerrunde. Kann man kritisch sehen.

Dann kommt der Punkt, dass nicht jede Runde sich direkt immer schon seit Jahren kennt und beste Freunde sind. Sondern teils bekannte, oder sich einfach gerade frisch bilden. Und jetzt kommen wir zu Smalltalk-No-Go-Themen. Politische Ansichten, Religion, Sehr privates, Einkommen. Der eine kann das umschiffen/ausgleichen. Der andere nicht.


Hier zu sagen: Die Gegenseite interessiert mich nicht, halte ich im übrigen für hochgradig kontraproduktiv - auch für deinen Standpunkt. Denn mit "Ich scheiß auf dich" erreicht man in vielen Fällen eben die äquivalente Gegenreaktion, die da lautet "Ich scheiß auf dich und deine Wünsche!". Das dürfte deiner Grundidee wohl zuwider laufen. Denn dein Appell richtet sich ja a) an Spielleiter - die sich um ihre Gruppen kümmern müssen und b) Verlage/Entwickler - die ihrerseits ihre Kundschaft im Auge behalten müsse. Und da ist ein gemeinsamer Wunsch, ein Kompromiss oder ähnliches wohl besser als einfach nur verhärtete Fronten, was bei einem Dritten wohl zu einer neutralen Haltung führt, bzw dazu, den Status Quo - er funktioniert ja - weiterzuführen.

Wir sind hier in einem Forum, einer Diskussionsplattform also. Hier ist eigentlich der Platz  an dem Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven aufeinander stoßen können.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 12:59
Jetzt irgendeinen NPC als schwul zu deklarieren, ohne Grund ist in der Regel eher wenig hilfreich und wirkt auf mich auch nicht glaubwürdiger für die Spielwelten.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstehe, also lege ich meine Positionen für beide Interpretationen dar:

Interpretation 1: Es sollte einen Grund geben, dass ich eine Figur schwul darstelle.

Ja, da bin ich dabei. Die Darstellung einer Figur ist an den Nutzen für das Narrativ gebunden. Wenn ich im Dungeon einem Ork auf die Omme haue, ist das für mich uninteressant bis störend, dass er gestern einen Streit mit seinem Lebensgefährten hatte. Und bei den anderen NSC sieht das ähnlich aus, selbst wenn ich ein paar Worte mit ihnen wechsele, bevor ich sie umhaue und loote (oder irgendeine andere Form von Interaktion jenseits des Beziehungslebens meines Gegenübers).


Interpretation 2: Es sollte einen Grund geben, dass eine Figur schwul ist.

Nein. Leute sind nicht aus Gründen schwul. Sie sind es nun ein Mal. Ich bin auch nicht heterosexuell, weil die Dramaturgie gerade passt. Wenn in meinem Spiel sexuelle Orientierung vorkommt, dann sollte es aus meiner Sicht nicht so laufen, dass Homosexualität nur als Twist repräsentiert wird. (Sie kann sehr wohl Teil des Twists sein, siehe Archoangels Vampirfürsten.) Da darf also auch durchaus mal der Wirt in der Schenke dem Koch, seinem Lebensgefährten, ein Küsschen geben, ohne dass sich daraus ein Plot entwickelt. Mein Problem wäre der Automatismus Schwul? -> Plot! Wichtig! Nicht weil Schwulsein keine Plots hervorbringen kann, sondern weil Schwulsein eben halt auch einfach existiert, ohne dass daraus gleich was Weltbewegendes erwächst. Es ist halt da. Und so wie andere Beziehungen im Normalfall keine großen Abenteuerplots generieren. Wirtin und Koch / Wirt und Köchin leben und lieben halt gemeinsam. Dann soll das doch bitte auch anderen Konstellation offen stehen, eben Wirt und Koch / Wirtin und Köchin.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 13:02
Mir ist es wichtig hier noch einmal etwas klarzustellen:

Offensichtlich hat ein Post von mir, in dem ich Beispiele nannte, dazu geführt, dass einige Tannelonis der Meinung waren ich hätte einen Vergleich gezogen. Dem ist nicht so. Alle die dies jedoch als Vergleich aufgefasst habe bitte ich darum Nachsicht zu üben und das Gelesene "wohlwollend" zu interpretieren.

Jedem, der sich durch den Post persönlich angegriffen bzw. beleidigt gefühlt hat kann ich nur mein aufrichtiges Bedauern ausprechen: ich wollte keine Gefühle/Befindlichkeiten verletzen und auch niemanden beleidigen oder gar - bewahre - diskriminieren. Sollte ich dies unabsichtlich getan haben möchte ich mich dennoch für das (unbeabsichtigt) verursachte Leid hier öffentlich entschuldigen.

Ich gebe mir dann Mühe meine zukünftigen Postings noch eindeutiger zu deklarieren und bitte darum meine Postings stets wohlwollend zu lesen.

Archoangel
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 13:06
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstehe, also lege ich meine Positionen für beide Interpretationen dar:

Interpretation 1: Es sollte einen Grund geben, dass ich eine Figur schwul darstelle.

Ja, da bin ich dabei. Die Darstellung einer Figur ist an den Nutzen für das Narrativ gebunden. Wenn ich in Dungeon einem Ork auf die Omme haue, ist das für mich uninteressant bis störend, dass er gestern einen Streit mit seinem Lebensgefährten hatte. Und bei den anderen NSC sieht das ähnlich aus, selbst wenn ich ein paar Worte mit ihnen wechsele, bevor ich sie umhaue und loote (oder irgendeine andere Form von Interaktion jenseits des Beziehungslebens meines Gegenübers).

Der Grund wäre rein narrativer Natur.  Und bei einer erzählerischen Figur erwarte ich, dass sie auch eine solche Funktio erfüllt und ihre Eigenschaften diese Funktion unterstützen.

Das sind häufig Klischees. Jeder VtM Spieler kennt den schwulen Toreador, es kann sogar Charaktere interessant machen, nehmen wir den Brujah, der es sich vll. selbst nicht eingestehen möchte. Aber dann hab ich auch wieder einen kontroversen - keinen selbstverständlichen Grund.

Will ich die Situation wo jemand von mehreren Leuten bedroht wird, weil er als "Krüppel" ein potentielles Opfer ist, dann hab ich hier auch einen Aufhänger. Wenn ich einen Charakter einfach nur eine einprägsame Eigenschaft geben will, dann kann der Einarmige Bandit durchaus interessant und gut merkbar sein. Hier habe ich dann Gründe es einzubauen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 13:24
Dann ist das tatsächlich die Variante, die ich schwieriger finde. Vermute ich.

Manche Leute stehen auf Jungs, andere auf Mädels, auf beides, nichts, anderes. Das ist Teil einer Identität. Forderst du für das Vorhandensein dieses Teils der Identität einen Grund, was passiert dann, wenn der Grund verschwindet? Überspitzt formuliert wäre mein Problem: "Ist die Ursache weg, ist die Schwulheit weg. Geheilt!" Oder andersherum: Wenn Schwulsein und Sexualität Bestandteil meiner Spielwelt sind - auch ganz niederschwellig eben als Darstellung von Alltagsleben, das alte Ehepaar, das einen Kuss austauscht, kommuniziert damit auch Zärtlichkeit, Zuneigung und Sexualität - fände ich es problematisch, wenn Schwulsein nur auftreten darf, wenn sie plotbedingt Sinn macht.

Und nicht falsch verstehen, das soll jetzt nicht die böse Anfeindung sein. Ich sehe das ja bei mir selbst. Ich lebe in einer heterosexuellen Beziehung. Der große Teil meiner Bekannten lebt in heterosexuellen Beziehungen. Wenn ich Beziehungen darstelle, braucht es schon ein kurzes Bewusstmachen meinerseits, dass ich nicht alle beiläufig auftretenden Beziehungen als heterosexuelle Beziehungen darstelle, auch beispielsweise in historischen Phasen, in denen Homosexualität offen gezeigt werden konnte. Sprich, wenn ich die Thematik schon behandle - wenn auch nur total niederschwellig - dann sollte nach meinem Dafürhalten diverse sexuelle Orientierung nicht das Privileg ausgezeichneter SC und NSC sein. Nach dem Motto: Schwul? Welche Plotelemente mögen sich dahinter verbergen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Blechpirat am 9.01.2018 | 13:27
Archoangel

 :d
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 13:28
Archoangel

:d
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Teylen am 9.01.2018 | 13:29
In Bezug auf V:tM könnte vielleicht der V5 Playtest Rusted Veins (http://worldofdarkness.com/v5) interessant sein.
Das Szenario spielt in Gary, Indianapolis und es wird unter anderem darauf hingewiesen das angenommen wird das die vorkommenden Charaktere, inklusive der Spieler-Charaktere, sofern nicht explizit anders erwähnt afro-Amerikaner sind. Als Begründung wird der große Bevölkerungsanteil angegeben.
Einer der vorgefertigten Charaktere hat dem hinzu noch laut Hintergrund körperlich drastische Kriegsverletzungen. Das heißt ein Teil des Beins fehlt und einige Finger. Es wird darauf hingewiesen das der Charakter eine Prothese nutzt. Jenseits dessen gibt es jedoch keine mechanischen Einschränkungen und der Charakter definiert sich mehr durch andere Aspekte.

Hinsichtlich Verlagen ist ggf. auch MVmedia Publishing (http://mvmediaatl.com/ki-khanga.html) interessant. Der Verlag finanzierte vor kurzem mit Ki-Khanga ein meines Erachtens recht interessantes Rollenspiel welches ein fantastischen Afrika-Kontinent als Setting nutzt.
 
In Bezug auf Geschlechterrollen bieten Spiele der Powered by the Apocalypse Systemfamilie bereits auf dem Bogen die Option neben "male", "female" auch "ambigious" zu wählen.
Dahingehend gibt es auch Spiele wie Monsterhearts die durch Attribute wie "Hot" und entsprechenden "Sex-Moves" dazu führen können das man aufgrund des Spielverlaufs die Heteronormitivität verläßt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 13:37
Dann ist das tatsächlich die Variante, die ich schwieriger finde. Leute haben normalerweise tatsächlich nur einen Arm aus einem Grund, Unfall, Krankheit etc.

Manche Leute stehen auf Jungs, andere auf Mädels, auf beides, nichts, anderes. Das ist Teil einer Identität. Forderst du für das Vorhandensein dieses Teils der Identität einen Grund, was passiert dann, wenn der Grund verschwindet? Überspitzt formuliert wäre mein Problem: "Ist die Ursache weg, ist die Schwulheit weg. Geheilt!" Oder andersherum: Wenn Schwulsein und Sexualität Bestandteil meiner Spielwelt sind - auch ganz niederschwellig eben als Darstellung von Alltagsleben, das alte Ehepaar, das einen Kuss austauscht, kommuniziert damit auch Zärtlichkeit, Zuneigung und Sexualität - fände ich es problematisch, wenn Schwulsein nur auftreten darf, wenn sie plotbedingt Sinn macht.

Und nicht falsch verstehen, das soll jetzt nicht die böse Anfeindung sein. Ich sehe das ja bei mir selbst. Ich lebe in einer heterosexuellen Beziehung. Der große Teil meiner Bekannten lebt in heterosexuellen Beziehungen. Wenn ich Beziehungen darstelle, braucht es schon ein kurzes Bewusstmachen meinerseits, dass ich nicht alle beiläufug auftretenden Beziehungen als heterosexuelle Beziehungen darstelle. Sprich, wenn ich die Thematik schon behandle - wenn auch nur total niederschwellig - dann sollte nach meinem Dafürhalten diverse sexuelle Orientierung nicht das Privileg ausgezeichneter SC und NSC sein. Nach dem Motto: Schwul? Welche Plotelemente mögen sich dahinter verbergen?
Wenn der Grund wegfällt, bevor es relevant wird, würde ich es vermutlich schlicht nicht weiter erwähnen, weil es erzählerisch nicht relevant ist, es sei denn, der Hintergrund des Charakters ist als ganze interessant genug, dass der dann auch fokussiert werden kann/sollte.  Stichpunkt ist hier halt: Erzählerische Relevanz.

Ich bitte hierbei wirklich zu unterscheiden zwischen Realität und eben Geschichte. Für die Geschichte sind durchaus Details interessant um etwas interessant zu gestalten. Aber sie sollten auch eine gewisse Relevanz im Gesamtbild haben. Vielleicht hat sich der Charakter gerade wegen seiner sexuellen Identität zu dem entwickelt, was er heute ist. Wenn die Welt so seicht ist, dass das keine Rolle mehr spielt, nehm ich mir da selbst was raus.

Das heißt, du hast Recht, es muss nicht unbedingt Plot geben - aber der Charakter sollte dadurch erzählerisch bereichert werden
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 9.01.2018 | 13:38
Im Allgemeinen kann man die sexuellen Präferenzen von NSCs ignorieren, bis man an einen Punkt kommt, an dem sie relevant werden. Wenn man dann keinen guten Grund findet, die sexuelle Präferenz des NSC selbst in welche Richtung auch immer festzulegen, kann man immer noch eine Zufallstabelle bemühen.

Was die gesellschaftliche Akzeptanz nichtheteronormativen Sexualverhaltens angeht, so hat für mich die Plausibiltität des Settings Vorrang. Historische oder eng an historische Begebenheiten angelehnte Settings werden sich vornehmlich an den historischen Bedingungen orientieren müssen. Es bleibt ein ganzer Haufen übrig, speziell im Bereich Fantasy, wenn man vom klassischen Fäntelalter abweicht, und Sci Fi, wo man gigantische Spielräume hat. In wie weit man diese Spielräume für mehr Diversität nutzt, sollte dabei vornehmlich von den Wünschen der Spieler abhängig sein.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 13:41
Genau, die Darstellung körperlicher Behinderung ist auch so ein Ding. Wenn Behinderung immer eine Chiffre für Hilflosigkeit im Spiel ist - der blinde Bettler, Tiny Tim mit seinen Krücken, Schurken verprügeln den Einarmigen - dann zeigt das ja auch, dass das meine vorherrschende Assoziation ist. Nun hatte ich aber auch auf einem Lehrgang im Zivildienst einen Dozenten, der seine Gehbehinderung nicht ganz zu Unrecht als Zusatzqualifikation bezeichnet hat. Cooler Typ. Und im Spiel darf ich auch gerne mal den Ritter einarmig machen. Goethes Götz ist ja auch trotz Behinderung ein ziemlicher Buttkicker. Es ist schwierig, die eigenen Stereotypen zu durchbrechen.

Wie gesagt, wenn die Darstellung von Sexualität gerade keinen Sinn macht, dann lasse ich das auch raus. Das stört. Aber oft gibt es ja auch eine beiläufige Darstellung von Sexualität eben in der Darstellung von Alltagsleben. Und da verfalle ich ja selbst oft genug in die Heteronormativität, auch ohne dass äußere Zwänge wie das Setting das begründen. Finde ich im Nachklang bei mir selbst nicht optimal gelöst.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 13:49
Wenn der Grund wegfällt, bevor es relevant wird, würde ich es vermutlich schlicht nicht weiter erwähnen, weil es erzählerisch nicht relevant ist, es sei denn, der Hintergrund des Charakters ist als ganze interessant genug, dass der dann auch fokussiert werden kann/sollte.  Stichpunkt ist hier halt: Erzählerische Relevanz.

Erzählerische Relevanz ist ein Maßstab, den man anlegen kann. Bei den Bildern im 7.See-Regelwerk ist aber glaub ich eine andere Intention verfolgt worden, die auch ich mit meinem Ursprungspost meinte: Ein Gefühl von Akzeptanz und Gesehenwerden zu erzeugen. Dass dieses Gefühl natürlich nicht bei Leuten entsteht, die nicht der darstellten Gruppe von Menschen angehört, ist ja klar. Vielleicht ist es für manche Leute hier im Forum auch deshalb auch schwerer, den Mehrwert darin für sich selbst zu sehen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 13:57
Nu ma Butter bei die Fische. Wir verrennen uns hier, so denke ich, gerade an einem Teilaspekt des Themas.

Der Ausgangspost spricht ja nicht von LGBT allein, sondern versucht - wohlwollend gelesen - das Augenmerk darauf zu richten, dass unser Hobby weniger diskriminierend und mehr divers sein sollte. Da fallen zumindest mir ein paar - aus meiner Lebenswirklichkeit - deutlicher ausgegrenzte Gruppen als "schwule" und "lesbische" Menschen ein. versteht mich bitte nicht falsch - da kann ich Aendymion durchaus zustimmen: der prozeß der völligen Gleichberechtigung von LGBT-Menschen in unserer Gesellschaft ist noch lange nicht abgeschlossen. Ist ja noch nicht einmal der von Frauen. Aber dennoch empfinde ich, dass es da nennenswertere Gruppen gibt (ohne zu sagen, die bisher angesprochenen seien nicht nennenswert), die noch lange nicht so von der gesellschaftlichen Teilhabe profitieren, wie dies eben auf bereits heftig diskuttierte Gruppen zutrifft.

Stichwort: "Flucht". Selbst nach vorsichtigen Schätzungen befinden sich derzeit 65,6 Mio. Menschen in der Flucht und gerade bei uns in der BRD ist das Thema ja allzu aktuell und auch kontrovers und brisannt. Von daher stellt sich mir dir Frage ob es nicht an der Zeit wäre das Thema "Flucht & Flüchtlinge" auch verstärkt ins Spielgeschehen zu integrieren. Mir fällt nämlich auf, dass es in Rollenspielen - und ja: damit meine ich auch die in Amerika - quasi überhaupt keine Rolle spielt und sich scheinbar auch noch niemand die Mühe gemacht hat sich um die Integration von Flüchtlingen&Migranten in unser Hobby zu bemühen. Aendymion hat mich da nachdenklich gemacht, da er ja schreibt er gehe davon aus, dass sich die Spielerzahl durch höhere Präsenz steigern liese. Ich persönlich kenne aber nur einen Flüchtling der 1. Generation, also einen Geflüchteten, der bisher Kontakt mit dem Hobby hätte und das ist einer meiner Schüler und nun raten mal, wer den zum Rollenspielen brachte (unter anderem natürlich auch, um ihn besser integrieren zu können: auf diese Art konnte er leichter Kontakt zu Gleichaltrigen finden und auch der Spracherwerb wurde ihm erleichtert); bisher habe ich zwar davon Abstand genommen Flucht im Spiel zu thematisieren, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine Kampagne aus der Sicht von Flüchtlingen den Spielern auch helefen könnte ihre Flucht zu verarbeiten, bzw. nicht-flüchtigen Spielern eine vielleicht andere Perspektive zum Thema Flüchtlinge aufzubauen.
Ich baue da auf Erfahrungen auf - vor Jahren habe ich eine DSA-Kampagne für eine ... sagen wir mal Gruppe von Menschen eher "rechter" Gesinnung geleitet (und das ist schon eine Untertreibung) in der sie nach und nach dahinter kamen, dass sie Mitglieder einer verfolgten Minderheit sind ... zunächst etwas heikel, ich denke jeder versteht was ich meine, aber der positive Effekt war überraschend hoch. Sagen wir mal, dass der Großteil der Spieler jetzt eher CSU wählen würden.

Ein weiteres Thema, dass eine "benachteiligte" Gruppe von menschen anspricht wäre das Thema "Behinderung". Auch behinderte Charaktere sind - so ich mich recht entsinne - eine quasi nicht berücksichtigte Gruppe im Rollenspiel, wenn man mal von verschiedenen Baukastensystemen absieht, aber da finde ich es eigentlich auch mehr als fragwürdig, wenn "blind" oder "im Rollstuhl" benannte Nachteile sind, die dem Charakter bei Erwerb Zusatzpunkte bringen. Oder anders gefragt: was würdet ihr von einem Rollenspiel halten, in dem "schwul" oder "transgender" in der Kategorie "Nachteile&Schwächen" stünden und euch Punkte generieren würden mit denen ihr dann goodies zum Ausgleich kaufen könnt. ich denek - aus Sicht behinderter Menschen - das das schon ziemlich aufstoßend sein kann, da man dann quasi auch noch im Hobby vorgeführt bekommt, dass man "anders" oder eben "nicht normal" sei. Pfui Spinne. Wenn ich das jetzt so aufschreibe kommt mir das doch schon ziemlich wiederwärtig vor ...

Noch so ein Thema - das auch bei uns nicht so stark wahrgenommen wird - sind religiöse Aspekte. Wer kümmert sich schon darum, dass das Christentum die meißtverfolgte Religion auf der Welt ist? Zumal es ja in modernen Zeiten geradezu salonfähig geworden ist sich über die Religion von Menschen lustig zu machen, diese zu belächeln oder gar auszugrenzen. Heute ist es nicht mehr so selbstverständlich zu sagen "Selbstverständlich glaube ich an Gott" und ich kenne auch Menschen, die aufgrund ihrer Religion/Religiösität einen Job verweigert bekommen haben. ich uss allerdings zugeben, dass ich jetzt spontan auch nicht weis, wie man das in den Rollenspielprodukten besser betonen könnte. Nur fällt mir auf, dass gerade Verlage dieses Thema immer wieder komplett umgehen und/oder ausschließen. Aber selbst neuzeitliche Settings gehen auf diesen aspekt menschlichen Lebens quasi gar nicht ein. Vermutlich zu viel Zündstoff.

Wenn man länger - so wie ich - über das Grundthema nachdenkt fallen einem sicher noch mehr Themen ein, die in unserem Hobby gar keinen Augenmerk bekommen und vielleicht gerade auch deshalb Menschen ausgrenzen/ausschließen. Nicht unbedingt aus "Böswilligkeit" sondern eher aus "Sorglosigkeit". Zum Beispiel gibt es - jenseits von ein paar Elfen-Klischees - auch keine mir bekannten Veganer oder Vegetarier in Rollesnpielen. und das Thema wird irgendwie komplett ignoriert. Aber: haben Veganer nicht auch ein Anrecht darauf mal positiv in einem Rollenspiel benannt zu werden, statt nur für billige Klischees herzuhalten.

Was spricht denn dagegen mal ein veganes Wirtshaus einzubauen, in dem der schwule gnomische Wirt gerade mit dem weißen Bürgermeister, der im Rollstuhl sitzt auf die Abenteurer wartet um über den nächsten Auftrag zu sprechen? In letzter Zeit gäbe es so viele Elfen-Flüchtlinge im Ort und die wolle man nicht - ob sie nicht die Fluchtursache bekämpfen könnten, damit das Pack wieder verschwände. und am Ende stellt sich dann - in einer epischen Schlacht um das Dorf - heraus, dass gerade diese Flüchtlinge ein bereicherndes Element waren, ohne das das Dorf niemals hätte gerettet werden können.

Vielleicht ein Bischen viel auf einmal, aber ich denke es ist verständlich worauf ich hinaus möchte.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 14:03
Genau, die Darstellung körperlicher Behinderung ist auch so ein Ding. Wenn Behinderung immer eine Chiffre für Hilflosigkeit im Spiel ist - der blinde Bettler, Tiny Tim mit seinen Krücken, Schurken verprügeln den Einarmigen - dann zeigt das ja auch, dass das meine vorherrschende Assoziation ist. Nun hatte ich aber auch auf einem Lehrgang im Zivildienst einen Dozenten, der seine Gehbehinderung nicht ganz zu Unrecht als Zusatzqualifikation bezeichnet hat. Und im Spiel darf ich auch gerne mal den Ritter einarmig machen. Goethes Götz ist ja auch trotz Behinderung ein ziemlicher Buttkicker.

@Deviant:
Wie gesagt, wenn die Darstellung von Sexualität gerade keinen Sinn macht, dann lasse ich das auch raus. Das stört. Aber oft gibt es ja auch eine beiläufige Darstellung von Sexualität eben in der Darstellung von Alltagsleben. Und da verfalle ich ja selbst oft genug in die Heteronormativität, auch ohne dass äußere Zwänge im Setting das begründen. Finde ich im Nachklang bei mir selbst nicht optimal gelöst.
Dieses Trotz, gerade deswegen, etc. Das! macht einen Charakter aber auch interessant.

Ja, dann hat er sich durchgesetzt. Hindernisse überwunden.  Das ist etwas, woraus Background besteht. Helden wachsen  - auch NSC-Helden. (Wahlweise auch Schurken)

Ich kann mir schon vorstellen sowas auch mal einzubauen. Eben zum Ausschmücken. Aber dann hat es halt Mehrwert.

Der Schurke hat einen Liebhaber über dem man ihm beikommen kann  - gut, da spielt das eine Rolle.
Der NPC gibt, wie weiter oben erwähnt jemandem ein Küsschen, ok, er ist gerade frisch verliebt - interessanteres Attribut als schwul, aber meinetwegen auch das.

Dann muss ich mir halt die Hintergrundwelt angucken, passt das, oder hat das eventuelle Folgen. Lebendige Spielwelt mit Reaktionen etc - dann sind wir halt wieder bei der Kontroversität - was interessanter sein dürfte.


@Aendimion
Der Mehrwert den du daraus hast, der erschließt sich schon. Den, den andere - nicht Betroffene -  daraus haben, eben nicht. Und genau die müsstest du erreichen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 14:11
@Archoangel: Insgesamt ein gut geschriebener Post-über-den-Tellerrand-hinaus  :d Ja, wenn man so grundsätzlich auf die Gesellschaft guckt, muss man das auch alles sehen. Einhaken muss ich nur bei zwei Sachen
Kleinigkeit: Die aktive Verfolgung von Religion findet für mich in einem Bereich statt, den ich mit meinem Rollenspiel nicht erreichen kann. Ich glaube ich bin von gewissen Staatslenkern, die Mauern bauen, und selbsternannte Kalifen so weit entfernt, dass ich da nichts erreichen. Vorurteilsabbau ist was anderes, auch wenn ich das privat in anderen Bereiche als meinem Entspannungshobby angehe.

Größeres Thema, zum Glück mit Rollenspielbezug: Behinderung und Abbildung im P&P
Edit: Wollte nur den Post schon mal verankern...
Also, Ich finde es nicht Pfui, dass Behinderungen als Nachteile auftauchen, und um das zu argumentieren nehme ich mir mal ein recht drastisches Beispiel, eben DSA4.1
Man kann jetzt behaupten, dass die Nachteile im Grundregelwerk sich lustig machen über: Hautfarben, Ethnie, fehlende Gliedmaßen, Blindheit, Wahnvorstellungen, Armut, Religiösität, Elitismus, Erbrecht, Ständegesellschaft, empfindliche Nase, Impulsivität und vieles andere. Aber schon von der Bandbreite her finde ich das unglaubwürdig.
Was ich daraus lese: die Nachteile sind alle Punkte, in denen dem Spieler ein Stück Agenda in Bezug auf seinen Charakter weggenommen wird (Blind? Wirst wohl kein Ausguck auf dem Piratendampfer), und dafür bekommt er Punkte, um in anderen Bereichen seine Agenda zu erhöhen (6. Sinn? Du warnst vor dem Sturm bevor er die Segel zerreißen kann und wirst befördert). Mithin das, was reale behinderte Personen mit harter Arbeit auch machen können. Du darfst nicht vergessen, dass das Erzählspiel ohne Agenda sind, außer dass alle mitspielen sollen.
Nicht pfui, finde ich.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 14:14
Nu ma Butter bei die Fische. Wir verrennen uns hier, so denke ich, gerade an einem Teilaspekt des Themas.

Sehr gut!  :d

Flucht:
The Forgotten (http://www.drivethrurpg.com/product/153918/The-Forgotten)
Die Grenzer (https://drive.google.com/file/d/0BzzBU72lrSSLejR1c21MaXEzZEk/edit)

...gab es zum GRT mal eine längere Diskussion (https://www.tanelorn.net/index.php?topic=96606.50) drüber.

Behinderung:
14 Days: A game about life with migraines (https://www.kickstarter.com/projects/hannahshaffer/14-days-a-game-about-life-with-migraines?lang=de)

Religion:
Montsegur 1244 (http://www.ulisses-spiele.de/produkte/957/montsegur-1244/)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 14:21
@Ucalegon: Merci - wusste gar nicht, dass es sowas gibt. The Forgotten und Montsegur werden denn auch sehr bald ein neues Zuhause haben ...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Greifenklause am 9.01.2018 | 14:22
@ Archoangel
Zu "Behinderungen und Generierungspunkte"
Meine Grundsätze bei Kaufsystemen sind
1.) "Wenn ich für etwas bezahlt habe, möchte ich auch was dafür bekommen"
abgewandelt zu
2.) "Wenn mir etwas genommen wird, habe ich Anspruch darauf, was zu bekommen"
abgewandelt zu
3.) "Wenn ich einen Nachteil erleide, habe ich Anspruch auf Ausgleich".

WENN einbeinig o.ä. zu spieltechnischen Nachteilen führt, habe ich ergo auch Anspruch auf Punkte zum Ausgleich oder was ähnliches.
WENN schwul ingame tatsächlich(*) ein Nachteil ist, habe ich Anspruch auf Punkte zum Ausgleich oder was ähnliches.

* Frage 1 ist nur: Muss das (spieltechnisch oder ingame) so sein?
Und Frage 2: Kann das dazu führen, dass eine Thematik wie einbeinig, schwul, schwarzer Sklave über den Umweg "Wie stelle ich das dar?" über Slapstick im Endeffekt zu Rassismus, Sexismus, Ministrelrassismus oder was ähnlichem führt?
Conträr dazu Frage 3: Oder ist es im Gegenteil so, dass sich der Spieler dadurch der unterdrückten Community annähern kann, reinfühlen etc.?

Das kann ich nicht abschließend beantworten.
Ein klares ja oder nein gibt es dazu nicht, oft ist es beides.

Mein Lieblingscharakter war ein fettleibiger Adliger an der Grenze zum Slapstick. Ich habe mich bei meinem fettleibigen Kumpel beraten lassen, wohl wissend, dass man da sehr sensibel sein muss. Es wurde der interessanteste Charakter, den ich je hatte. Weniger "Klößchen", mehr "Kingpin".
Eben dieser Kumpel stellte später einen grob ähnlichen NSC dar.

Ich habe einen schwarzen Akrobaten mit Dialekt gespielt, der sehr nah an Bruce Darnell angelehnt war. Und?

Mit sexuellen Neigungen ist das ähnlich. Wenn man wenigstens versucht "sich reinzufühlen", tritt man der entsprechenden Community auch nicht so leicht auf die Füße.

Wenigstens hat man hierbei bewusst gehandelt und sich Gedanken gemacht.

Viel bedenklicher finde ich, ohne nachzudenken, einfach irgendwelche Setzung alter Systeme von anno dazumal zu übernehmen.
So sind bei DSA die ewig fanatischen Eingott gläubigen Novadis mein Ding nicht.
Ich finde die Setzung aus heutiger Sicht rassistisch.
----

Wenn ich euch eine Community als Inspiration interessiert, dann bespielt sie, aber macht es bewusst!!!
Fühlt euch rein!!! Spielt ihn nicht, einfach nur der Punkte wegen (aber nehmt sie gerne mit).
Redet euch nicht raus mit "Ist halt so!".
Hinterfragt euer eigenes Konzept. Betrachtet es gleichzeitig kritisch und als Spaßquelle.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chiarina am 9.01.2018 | 14:24
Auf der Auswahlliste zum Tanelornpreis befindet sich übrigens auch das 1W6 Freunde-Abenteuer Ihr Name ist Mensch (http://www.drivethrurpg.com/product/222812/Ihr-Name-ist-Mensch) von der DORP, in dem es (leicht verschleiert) um jugoslawische Flüchtlinge im Deutschland der 90er geht. Das Abenteuer ist pwyw, das Geld, das da eingeht, will die DORP spenden.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 14:26
Vielleicht ein Bischen viel auf einmal, aber ich denke es ist verständlich worauf ich hinaus möchte.

Mit diesem Beitrag beschreibst du ja eigentlich genau das, was ich die ganze Zeit versuche herzustellen ;) Danke dafür!

Ich muss sagen, dass ich mich aus eigener Zugehörigkeit (nehme jetzt mal diesen Begriff anstelle von Betroffenheit) so stark auf das Sexualitätsthema fokussiert habe. Da kann ich halt besonders authentische Erfahrungen wiedergeben. Habe immer ein bisschen Hemmungen, mich zu sehr auf Menschen zu beziehen, deren Erfahrungen doch nochmal andere sind als meine: Z.B. Geflüchtete oder People of Color (so die Selbstbezeichnung von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe). 

Die Themen Behinderung, Flucht oder Religion bringen natürlich dieselben Implikationen mit sich: Wenn sie nie oder nur klischeehaft thematisiert werden, vermittelt das den Eindruck, man schließe Leute nicht aktiv ein, deren Lebensrealität maßgeblich dadurch bestimmt wird. Wer sich nicht eingeschlossen fühlt, meidet das Hobby vielleicht. Und das mal zu Themen im Rollenspiel zu machen, halte ich ebenfalls für wichtig, um gesamtgesellschaftlich Akzeptanz zu fördern.

Dadurch rücken natürlich andere Gruppen in den Hintergrund: Die Heterosexuellen, die Nichtbehinderten, die Atheisten. An dieser Stelle habe ich dann vielleicht eine provokativere Haltung und würde sagen: Vertreter dieser Gruppen besitzen aufgrund dessen, dass sie durch Mehrheiten repräsentiert werden, ohne schon sehr viel Spotlight. Von diese Spotlight können sie auch mal etwas abgeben, indem bewusst ein Teil der Innenillustrationen eines Buchs gleichgeschlechtliche Paare zeigt, indem Nichtweiße die Hauptrollen in Filmen bekommen, indem man ne Doku über Fluchterfahrungen aus der Sicht eines Geflüchteten im TV gezeigt wird anstatt eine heitere Comedy-Krimisendung mit volkstümlich bayerischen Kommissaren. 
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 14:32
OT: Passt nicht direkt zum Thema (kein Rollenspiel), da ich jedoch die Vertrauensperson meiner Schule für all solche Themen bin und entsprechend regelmäßig über passende Veranstaltungen informiert werde und gerade eine doch-irgendwie-zum-Thema-passende reinkam, möchte ich die (vielen) Lehrer im Forum kurz darauf aufmerksam machen (siehe link im Spoiler). Ich hoffe die Mod/Admin möge mir verzeihen, wenn ich das hier ein wenig bewerbe. Habe ich all die Jahre ja nie gemacht, also bittebitte nicht sauer sein. Kommt auch nicht mehr vor, passt halt nur gerade so gut.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 14:33
@Aendymion: Ich kann mich vertun, aber gibt es gerade in der deutschen Krimilandschaft nicht bereits eine Menge Geschichten um Flüchtlinge, Parallelgesellschaften und psychisch zermürbte Figuren (meist Kommissare. Ob das jetzt volkstümlich ist.. ;)  )? Da würde ich tatsächlich Atheismus und Agnostizismus als weniger repräsentiert vermuten..
 Ich schweife ab. Ich denke, die Uneinigkeit, ob die Leute hier, bei einem Aufruf dieser Form, die richtigen Ansprechpartner sind, wird sich nicht ändern.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 14:38
* Frage 1 ist nur: Muss das (spieltechnisch oder ingame) so sein?
Und Frage 2: Kann das dazu führen, dass eine Thematik wie einbeinig, schwul, schwarzer Sklave über den Umweg "Wie stelle ich das dar?" über Slapstick im Endeffekt zu Rassismus, Sexismus, Ministrelrassismus oder was ähnlichem führt?
Conträr dazu Frage 3: Oder ist es im Gegenteil so, dass sich der Spieler dadurch der unterdrückten Community annähern kann, reinfühlen etc.?

Hinterfragt euer eigenes Konzept. Betrachtet es gleichzeitig kritisch und als Spaßquelle.

Wie du schon schreibst, die Reflexion des eigenen Konzepts vor dem Hintergrund dessen, was es bei Mitgliedern der unterdrückten Community auslöst, ist relevant. So kann ich auch schon viele "Fettnäpfchen" vermeiden. Fragt doch im Zweifel einfach mal in der Community nach.

Übrigens auch spannend finde ich die Frage: Was bedeutet es denn, wenn euer Charakter Teil des Mainstreams ist, ein Vertreter der zahlenmäßig größten Gruppe in einer Spielwelt? Welche Privilegien hat er dadurch, dass er erstmal keine Aufmerksamkeit erregt, wenn er irgendwo auftaucht? Wie geht es ihm mit dem Gefühl, körperlich fit und attraktiv zu sein? Eventuell in Sicherheit aufgewachsen zu sein? 
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 14:42
[...]
Übrigens auch spannend finde ich die Frage: Was bedeutet es denn, wenn euer Charakter Teil des Mainstreams ist, ein Vertreter der zahlenmäßig größten Gruppe in einer Spielwelt? Welche Privilegien hat er dadurch, dass er erstmal keine Aufmerksamkeit erregt, wenn er irgendwo auftaucht? Wie geht es ihm mit dem Gefühl, körperlich fit und attraktiv zu sein? Eventuell in Sicherheit aufgewachsen zu sein?
Muss man eigentlich umgekehrt angehen: Die meisten Leute kommen gar nicht erst auf diese Fragen, solange es in Ihrem Alltag nicht vorkommt. Sondern eben erst bei Konfrontation damit, durch eigenes Schicksal (zu spät) oder andere Leute. D.h. dann führst du einen NSC mit einer Benachteiligung gezielt ein, weil es eben um diese geht, zeitweilig.
Edit: Den kannst du dann Kraft SL-Privilegien auch das Überwinden von Benachteiligung demonstrieren lassen, wenn du willst, z.B. einen querschnittsgelähmten Adelssohn, der einen Spezialsattel gefertigt bekommt*, um mit in den Krieg zu reiten, und als Cheftaktiker einer der angesehensten Krieger wird.

*Schamlos geklaut, danke Herr Martin
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 14:48
Wenn man jede Minderheit repräsentieren will, prophezeie ich, dass man irgendwann keinen Raum mehr findet für die Mehrheiten.

Legastheniker, Subkulturen, Juden/Moslems/Christen (je nachdem), Buddhisten, Sorben,Sikh, Roma/Sinti  eingewanderte Ausländer, Flüchtlinge, Arbeitslose,  uswusf.

Da gibt es noch jede Menge. Manche davon kann man mit aufnehmen, aber irgendwo braucht man eben auch weiß,männlich...  Ich würde sagen, manche Teile lassen sich gar nicht umgehen. Kann/Muss man jetzt auf alle eingehen?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Greifenklause am 9.01.2018 | 14:50
@ Aendymion:
Oft - jdfs aus meiner Erfahrung - fängt es mit einem relativ klischeehaften Konzept an und es wird dann nach und nach immer runder (nicht nur übergewichtige Charaktere  ~;D ).
Jetzt im Ernst: Ich würde empfehlen erst mal "drauf los zu spielen" und dann nach und nach nachzubessern und sich "reinzufühlen".
Klappt in meinen vorurteilsbeladenen Augen bei solchen Spielern besser, die nicht ständig den 08/15 zocken, keine 185. "Wie spielt man einen Elfen richtig"-Diskussion vom Zaun brechen und auch nicht den 57. Berserker wie die Axt im Walde spielen, aber ich mag mich irren.

Unter Umständen besteht ein Unterschied, ob ich fiktive oder reale Randgruppen bespiele.
Mir war das aber immer schon fremd und Zebrismus ist eh nicht mein Ding.

@Deviant
Niemand behauptet, man müsste auf alle Randgruppen bzw Subgruppen eingehen.
Wie kommst du darauf?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 14:58
@Aendymion (bitte bitte nicht falsch verstehen): Ich denke nicht das irgendjemand in den Hintergrund rücken muss, nur weil eventuell ein "Spotlight" auf irgendetwas gelenkt wird. Genausowenig wie ich denke, dass bestimmte Aspekte jemals im "Vordergrund" standen. Ein typisches Abeneteuer hat doch den Inhalt des Abenteuers im Vordergrund, z.B. ein Drache der ein Dorf bedroht. Ich kann mich irren, aber in solch einem Abenteuer ist es doch nicht vordergründig, dass die Bürger des Dorfes - die wahrscheinlich nur in einer sehr knappen Statistik, Marke "Village, 320 people, 75% human, 20% dwarf, 5% other, integrated) vorkommen - jetzt hauptsächlich heterosexuelle, weiße Menschen ohne Behinderung sind.

In dem ich etwas betone muss ich nicht gleich anderes abwerten/entwerten/verdrängen. Ein besonderer Fokus sensibilisiert mich auf ein besonders Problem, dass ich vorher vielleicht nicht oder kaum wahrgenommen habe. Da bin ich durchaus bei anderen hier im Forum: der Charakter hat also entweder das Merkmal "Flüchtling" weil es einen abentuerrelevanten Bezug hat, oder aber weil es einer politischen Agenda entspricht. Und ich denke da liegt der Hase im Pfeffer.

Bisher verstand ich dich so, dass du forderst ohne Bezug zum Abenteuer mehr Diversifikation ins Rollenspiel einzubauen und das wiederum auf Kosten einer von dir als "priveligiert" wahrgenommenen Gruppe von Menschen.
Ich hingegen möchte mehr Diversifikation in Abenteuern mit Bezug zum Abenteuer, da ich es ansonsten als eine politische Agenda verstehe, die mich "erziehen" will - was mir Magengrummeln verursacht, da ich nicht sublim "erzogen" werden möchte, da dies nicht meiner Auffassung von "Freiheit" entspricht.

Ich möchte irrelevante Informationen vermeiden, da ich ja bisher auch nicht zu jeder Gelegenheit erwähne welche Hautfarbe, Körperlich- und/oder Geistige und/oder Seelisch Wohlbefindlichkeit, sexuelle Präferenz, Auffassung von der eigenen Geschlechtlichkeit, politische Gessinung, religiöse Weltsicht oder sonstwas ein NPC hat. Das ist schlicht irrelevant. Wenn ich das bei einem NPC erwähne hingegen, dann hat das Relevanz - vielleicht nur weil es ein wiederkehrender Charakter ist, mit dem die SpielerInnen viel zu tun haben werden, aber es hat Relevanz. Alles andere bleibt der Fantasie der Spieler überlassen, Marke: "Frag 5 Christen, da hast du 5 Götter", also: jeder stellt sich das in seiner eigenen Immersion durchaus anders vor. Mein schwuler Kumpel zum Beispiel neigt tatsächlich dazu (weis ich aus Gesprächen) sich manch einen meiner rank-and-file NPCs einfach als schwul vorzustellen - ohne das ich dies explizit erwähne. Ähnlich ist es doch beim (vor)Lesen einer Geschichte: das im Kopf entstehende Bild des lesers/Zuhörers ist stets ein anderes, als das eines weiteren lesers/Zuhörers. Wenn es für die Geschichte wichtig ist wie ein Persönlichkeitsmerkmal explizit erwähnt, wenn nicht wird es offen gelassen.

Verstehst du worauf ich hinaus möchte?

Grundregeln sind ein ganz anderes Thema: hier fände ich es durchaus bereichernd, wenn bestimmte, bisher eher vernachlässigte Persönlichkeitsmerkmale einen festen Platz hätten, gerade wenn es um solche statistischer Natur geht. Also statt dem Klassiker: "Größe, Gewicht, Haarfarbe, Augenfarbe, Rasse/Volk, Geschlecht" darf da gerne auch "sexuelle Präferenz, Religiösität, Hautfarbe, Besonderheiten" und anderes stehen. Das hilft ja letztendlich den Charakter besser zu definieren und sensibilisiert die Spieler gleichzeitig daraufhin, dass es da in der realen wie fiktiven Gesellschaft durchaus Unterschiede gibt.

Wenn irgendetwas aufstöst: bitte schreiben, ist nicht böse gemeint. Ich erkläre mich dann gerne genauer.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 15:01
Wenn man jede Minderheit repräsentieren will, prophezeie ich, dass man irgendwann keinen Raum mehr findet für die Mehrheiten.

Geht ja auch nicht darum, jede Minderheit gleichzeitig in den Mittelpunkt zu stellen. Ich glaube ja daran, dass sich durch das Inkludieren einer spezifischen Minderheit auch Mitglieder anderer Minderheiten einfach dadurch schon zumindest teilweise angesprochen und gesehen fühlen könnten, dass neben dem konkreten diskriminierten Merkmal auch automatisch noch ein gemeinsamer Nenner ("Teil einer unterrepräsentierten Gesellschaftsgruppe sein") existiert. So gehts mir auf jeden Fall.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 15:04
Geht ja auch nicht darum, jede Minderheit gleichzeitig in den Mittelpunkt zu stellen. Ich glaube ja daran, dass sich durch das Inkludieren einer spezifischen Minderheit auch Mitglieder anderer Minderheiten einfach dadurch schon zumindest teilweise angesprochen und gesehen fühlen könnten, dass neben dem konkreten diskriminierten Merkmal auch automatisch noch ein gemeinsamer Nenner ("Teil einer unterrepräsentierten Gesellschaftsgruppe sein") existiert. So gehts mir auf jeden Fall.
Ich glaube das kannst du nicht verallgemeinern. Dafür sind die Unterschied dann vielleicht doch zu groß. Inklusion von Transgendermenschen wird auch ein beinloser Afghanistenveteran vielleicht nett finden, aber wenn du ihm sagst, dass er sich dadurch vielleicht auch gesehen fühlt, kann es passieren dass er schallend lachend davonrollt :)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Pyromancer am 9.01.2018 | 15:05
... People of Color (so die Selbstbezeichnung von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe). 

Ich steige da mal ein, weil das ein Muster ist. "People of Color" ist NICHT die Selbstbezeichnung von Menschen mit nicht-"weißer" Hautfarbe. Es ist die Selbstbezeichnung EINIGER Menschen mit nicht-"weißer" Hautfarbe. Das Muster hier ist, dass EIN (oder einige) Vertreter einer Gruppe spricht, aber daraus einen Allgemeinvertretungsanspruch für ALLE Mitglieder dieser Gruppe für sich in Anspruch nimmt und daraus Forderungen ableitet. Ohne die anderen Mitglieder der Gruppe gefragt zu haben, und auch noch, wenn andere Mitglieder der Gruppe das anders sehen. Das ist in gewissen Kreisen Standard-Vorgehensweise, um sich selbst zu legitimieren: "Ich bin X, und damit spreche ich für alle X, also ist das, was ich sage, relevant!"
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 15:09


@Deviant
Niemand behauptet, man müsste auf alle Randgruppen bzw Subgruppen eingehen.
Wie kommst du darauf?
Weil  hier scheinbar der Kreis immer weiter erweitert wird - und er kann auch immer weiter ausgebaut werden. Und immer wird sich irgendwer finden, der sich nicht repräsentiert fühlt, wenn man lange genug sucht.


btw, ich habe noch Gruppen vergessen:

Rassisten, Faschisten, Nazis - müssen die da auch inkludiert werden?

Die Frage ist provokant - aber sie trifft hier vielleicht sogar das Mark. Es gibt Leute, die wollen mit bestimmten  Dingen nicht konfrontiert werden. Es gibt Menschen, die wollen bestimmte Dinge erleben.  In den meisten Fällen sehe ich das Problem eher in der Spielgruppe bzw der Spieler. Wenn du dich in deiner sexuellen Identität akzeptiert fühlen willst, such dir Leute die dich so akzeptieren. Das ist dein Recht!   

Ich würde sogar sagen, es könnte interessanter sein, in einer Gruppe sowas zu haben, und das trotz Widerstände seitens der Spielwelt und dafür die (wirksame) Unterstützung der Gruppe.

Die Welt ist divers  - seltenst im netten Sinne
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 9.01.2018 | 15:11
@Archoangel
 :d
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 15:14
Rassisten, Faschisten, Nazis - müssen die da auch inkludiert werden?

Nein, auf gar keinen Fall. Deswegen: Anti-Harassment Policy.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 15:17
Ich glaube das kannst du nicht verallgemeinern. Dafür sind die Unterschied dann vielleicht doch zu groß. Inklusion von Transgendermenschen wird auch ein beinloser Afghanistenveteran vielleicht nett finden, aber wenn du ihm sagst, dass er sich dadurch vielleicht auch gesehen fühlt, kann es passieren dass er schallend lachend davonrollt :)

Zumal das im gesammtgesellschaftlichen Kontext sehen musst. Wer fühlt sich dadurch angesprochen/gesehen, wer fühlt sich dadurch ausgeschlossen/provoziert. Es ist ja nicht so, als wären wir eine generell homogene Gesellschaft, die dem "anders sein" gegenüber voll aufgeschlossen ist. Und einfach zu sagen: "Da musst mit klar kommen, wenn du das nicht tust bist du ein Rassist" ist ja auch nur eine Lösung, die dazu führt, dass sich andere "nicht gesehene" radikalisieren. Einem orthodoxen muslimischen Rollenspieler (kenne ich auch) wird er nun offen wahrnehmbare homosexuelle Charakter anders auffallen, als es ja erst einmal die Absicht ist. Und zumindest mir fällt es da schwer (Shitstorm bitte jetzt) seine Sichtweise einfach mit "Pech gehabt - gewöhn dich drann" abzutun. Da müssen dann andere Ansätze gefunden werden, da müssen sich Experten mit befassen ... ich glaube nicht, dass wir da einfache Lösungsansätze finden werden.

Ist - wie ich glaube ich schon erwähnte - ein sehr heikles Thema, dass von allen Beteiligten sehr viel Fingerspitzengefühl verlangt. Denn jeder von uns - auch diejenigen die Minderheit sind - sind natürlich oftmals gleichzeitig Diskriminierte und Diskriminierer. Nicht böse gemeint Aendymion, aber die von dir obig erwähnte
Zitat
Dadurch rücken natürlich andere Gruppen in den Hintergrund
gepaart mit dem Begriff der "priviligierte Gruppe" Haltung kann ja von diesen Menschen auch wieder als diskriminierend aufgefasst werden. Und es wird wohl kaum jemand das Patriarchat einfach durch ein Matriarchat ablösen wollen - das wäre ja das Gegenteil dessen, was da eigentlich angeprangert wird.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 15:21
Nein, auf gar keinen Fall. Deswegen: Anti-Harassment Policy.

Also zB kein Shadowrun oder ähnliches, weil Heile Welt.


Wo wir dabei sind, der Drache, darf der sich eigentlich diskriminiert fühlen? Ich wittere Spezisismus ;)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 15:22
@Defiant: Vorsicht - du löst Beißreflexe aus ... musste ich auch schon erleben. Ich verstehe was du sagen willst, aber andere werden das von dir gewählte Beispiel negativ werten und dich eventuell mit einem shit-storm überziehen.

@Ucalegon: Diese Personen aber einfach zur persona-non-grata zur erklären hilft nur leider nichts. Die sind nun mal da und müssen demnach auch irgendwie ins Boot geholt werden (siehe mein oberes Posting). Die wiederum aufgrund ihres Rassismus auszugrenzen, ohne andere Lösungswege zu suchen ist ... ich sags ja echt ungern ... rassistisch. Weswegen das Thema so schwierig ist.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 9.01.2018 | 15:24
@Ucalegon: Diese Personen aber einfach zur persona-non-grata zur erklären hilft nur leider nichts. Die sind nun mal da und müssen demnach auch irgendwie ins Boot geholt werden (siehe mein oberes Posting). Die wiederum aufgrund ihres Rassismus auszugrenzen, ohne andere Lösungswege zu suchen ist ... ich sags ja echt ungern ... rassistisch. Weswegen das Thema so schwierig ist.

Öm...seit wann ist beispielsweise "Faschist" eine Rasse?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Archoangel am 9.01.2018 | 15:28
Öm...seit wann ist beispielsweise "Faschist" eine Rasse?

Wenn es dir lieber ist dann schreib halt "hate-crime". Ich denke du weist sehr genau, was ich damit sagen will, also sei bitte nicht spitzfindig. Bei uns hier - und ich denke anderswo auch - wird Rassismus der Einfachheit halber immer dann verwendet, wenn eine Gruppe von Menschen aufgrund einer den Menschen gemeinsamen Eigenart ausgegrenzt werden. Ich hoffe das genügt dir, oder müssen wir jetzt ernsthaft erst noch 12 Seiten gemeinsame Definitionen von verwendeten Wörtern abklären?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 15:30
Ich habe mich ja deutlich gegen eine unterschwellige Beeinflussung der Mitspieler ausgesprochen.
(Ich habe natürlich grundsätzlich NICHTS (!!!) gegen Diversität)

Aber wenn sich eine Runde mal entschlossen hat, sich mit gesellschaftlichen Themen zu befassen, verstehe ich folgende Aussage nicht:

Rassisten, Faschisten, Nazis - müssen die da auch inkludiert werden?
Nein, auf gar keinen Fall.

Da frage ich mich: Warum?
Kann man als aufgeklärter Mensch das nicht kritisch behandeln und solche Themen behandeln?
Ich rede hier natürlich ausdrücklich davon, das mit Augenmaß und äußerst kritisch zu thematisieren und jegliche Schönfärberei zu vermeiden!
Die Menschen dürfen also den Roman "die Welle" lesen, aber wenn man sich selbst damit in Rollenspiel verfasst, macht man automatisch etwas verwerfliches?
verstehe ich nicht!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 15:34
@Defiant: Vorsicht - du löst Beißreflexe aus ... musste ich auch schon erleben. Ich verstehe was du sagen willst, aber andere werden das von dir gewählte Beispiel negativ werten und dich eventuell mit einem shit-storm überziehen.

@Ucalegon: Diese Personen aber einfach zur persona-non-grata zur erklären hilft nur leider nichts. Die sind nun mal da und müssen demnach auch irgendwie ins Boot geholt werden (siehe mein oberes Posting). Die wiederum aufgrund ihres Rassismus auszugrenzen, ohne andere Lösungswege zu suchen ist ... ich sags ja echt ungern ... rassistisch. Wesewgen das Thema so schwierig ist.

Ich bin robust. Wie gesagt, ich weiß, dass es provokant ist.


Ich weiß aber auch welche Probleme gewisse Dinge ergeben bei manchen Spielern. Und dann führt die Abweichung im Kleineren schon zu großen Problemen.

Zwei Beispiele:
Der Watchcaptain meiner aktuellen DW Runde ist ein Salamander - wer sich mit dem Setting  nicht auskennt: die sind alle Dunkelhäutig.

Ein Spieler aus der Runde ist latenter (?) Rassist,  wenn ich das Thema hier zu arg fokussiere - was wird wohl mit der Runde passieren?

Gleicher Spieler bekam in ner anderen Runde, random einen Nossi als Erzeuger und darf sich mit der Wandlung rumschlagen. Letztlich führte die Spielerreaktion dazu, dass die Gruppe in der Form nicht fortgesetzt wird.

Ist es dem Spiel jetzt also zuträglich diese Themen zu vertiefen?   Als SL bin ich auch immer dazu gefordert meinen Spielern entgegen zu kommen. Wenn einer meiner Spieler da gerne bestimmte Themen thematisieren möchte, dann kann man über alles reden

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 9.01.2018 | 15:35
Wenn es dir lieber ist dann schreib halt "hate-crime". Ich denke du weist sehr genau, was ich damit sagen will, also sei bitte nicht spitzfindig. Bei uns hier - und ich denke anderswo auch - wird Rassismus der Einfachheit halber immer dann verwendet, wenn eine Gruppe von Menschen aufgrund einer den Menschen gemeinsamen Eigenart ausgegrenzt werden. Ich hoffe das genügt dir, oder müssen wir jetzt ernsthaft erst noch 12 Seiten gemeinsame Definitionen von verwendeten Wörtern abklären?

Das nicht, aber: jemanden allein wegen seiner Hautfarbe auszugrenzen, die er sich nicht selber ausgesucht hat, ist noch mal eine andere Problematik als eine Ausgrenzung aufgrund seiner Weltsicht, für die er letzten Endes ja doch selbst mit verantwortlich zeichnet.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 15:36
Das nicht, aber: jemanden allein wegen seiner Hautfarbe auszugrenzen, die er sich nicht selber ausgesucht hat, ist noch mal eine andere Problematik als eine Ausgrenzung aufgrund seiner Weltsicht, für die er letzten Endes ja doch selbst mit verantwortlich zeichnet.

Das driftet zwar langsam ins OT ab, aber die wenigsten Menschen haben ihre Weltsicht selbst entwickelt.
Die Weltsicht wird von aussen geprägt - deswegen heisst es ja Weltsicht!
Sicherlich sollte man seine Weltsicht kritisch hinterfragen - Thema "Selbstreflektion".
Aber das ist etwas, dass auch noch nicht lange propagiert wird (und ist ja sogar teilweise auf dem Rückzug).
Gerade in totalitären Systemen werden die Menschen, die ihre Weltsicht durch das totalitäre System geprägt bekommen, dazu erzogen, dieses nicht kritisch zu hinterfragen.
Inwiefern jetzt jemand, der von klein auf in einem solchen Hintergrund gelebt hat, wirklich für sein Weltbild verantwortlich ist, ist ebenso kritisch zu hinterfragen.

Und genau sowas könnte man gut in ein Rollenspiel integrieren um mal zu schauen, inwieweit Spieler in einer fiktionalen Umgebung in der Lage sind, die Weltsicht ihrer Charaktere zu reflektieren...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 15:38
Das nicht, aber: jemanden allein wegen seiner Hautfarbe auszugrenzen, die er sich nicht selber ausgesucht hat, ist noch mal eine andere Problematik als eine Ausgrenzung aufgrund seiner Weltsicht, für die er letzten Endes ja doch selbst mit verantwortlich zeichnet.

Ich würde auch bei unter Umständen tiefenpsychologischen Prozessen nicht unbedingt von freier Entscheidung reden.

Aber ich nehme an, Shadowrun wäre als Beispiel so gar nichts für dich.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 15:40
Da frage ich mich: Warum?
Kann man als aufgeklärter Mensch das nicht kritisch behandeln und solche Themen behandeln?
Ich rede hier natürlich ausdrücklich davon, das mit Augenmaß und äußerst kritisch zu thematisieren und jegliche Schönfärberei zu vermeiden!
Die Menschen dürfen also den Roman "die Welle" lesen, aber wenn man sich selbst damit in Rollenspiel verfasst, macht man automatisch etwas verwerfliches?
verstehe ich nicht!

Schadet, denke ich, dem Thread, daher nur kurz: Es wurde schon im Anti-Harassment Thread versucht, die Idee zu demontieren, indem suggeriert wurde, dann müsse man ja auch auf "Rassisten, Faschisten, Nazis", die Deviant hier nennt als gehörten sie in die Reihe der davor genannten Gruppen, Rücksicht nehmen. Da habe ich immer wieder geantwortet und tue das hier noch ein letztes Mal: Weder eine Anti-Harassment Policy noch das Thema "Antidiskrimierung und Diversität" dürfen Vehikel für solche und ähnliche Menschenfeinde werden.

Darüber, dass es Rollenspiele gibt, in denen jemand die Rolle einer rassistischen Kolonialmacht o.Ä. übernimmt, habe ich gar nicht gesprochen.

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: nobody@home am 9.01.2018 | 15:43
Das driftet zwar langsam ins OT ab, aber die wenigsten Menschen haben ihre Weltsicht selbst entwickelt.
Die Weltsicht wird von aussen geprägt - deswegen heisst es ja Weltsicht!

Kein besonders gutes Argument, wenn wir nicht gleich das Konzept von Eigenverantwortung mit in die Tonne werfen wollen. Jeder wird von seiner Umwelt geprägt, klar -- und trotzdem unterstellen wir den meisten immer noch, so was wie einen eigenen Willen zu haben und eigene Absichten zu verfolgen, anstatt nur unschuldig-hilflose biologische Automaten zu sein, die ja nie für irgendwas können, was sie tun...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 15:44
DEm Thread Schaden oder Nutzen, ich bin noch nicht sicher, aber interessant ist die Frage.
Rollenspiel soll am besten gar kein Vehikel für irgendwelches Harassment sein, aber wenn jetzt jemand eine Weltsicht hat (ob die sich REligion nennt oder auch nicht), aber niemanden aktiv harrast, was dann?
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 15:44
Weder eine Anti-Harassment Policy noch das Thema "Antidiskrimierung und Diversität" dürfen Vehikel für solche und ähnliche Menschenfeinde werden.

Okay, sorry, das war dann ein Mißverständnis. Ich habe den Begriff "inkludieren" da falsch interpretiert...
Daß Faschisten oder Rassisten nicht zu irgendwelchen wegen Meinungsfreiheit (oder ähnlichen Grundrechten) schützenswerten Gruppierungen zählen - ist hoffentlich jedem klar.
Da sind wir 100% der gleichen Meinung.
 :btt:
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 15:47
Kein besonders gutes Argument, ...

Lies bitte oben meinen vollen Beitrag.
Ich wurde beim schreiben unterbrochen und musste den später vervollständigen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 15:48
DEm Thread Schaden oder Nutzen, ich bin noch nicht sicher, aber interessant ist die Frage.
Rollenspiel soll am besten gar kein Vehikel für irgendwelches Harassment sein, aber wenn jetzt jemand eine Weltsicht hat (ob die sich REligion nennt oder auch nicht), aber niemanden aktiv harrast, was dann?

Dem würde ich zustimmen. Und ich würde auch kein politisches Produkt kaufen. Wenn ich Politik haben will, guck ich die Nachrichten oder such mir ne politische Podiumsdiskussion, oder oder oder...

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 9.01.2018 | 15:52
DEm Thread Schaden oder Nutzen, ich bin noch nicht sicher, aber interessant ist die Frage.
Rollenspiel soll am besten gar kein Vehikel für irgendwelches Harassment sein, aber wenn jetzt jemand eine Weltsicht hat (ob die sich REligion nennt oder auch nicht), aber niemanden aktiv harrast, was dann?

Da hieß es im anderen Thread, dass jemand mit erlaubten Nazisymbolen auf einer Con mit Anti-Harrassement-Policy nicht toleriert werden solle, auch wenn die Person sich benimmt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 15:55
Da hieß es im anderen Thread, dass jemand mit erlaubten Nazisymbolen auf einer Con mit Anti-Harrassement-Policy nicht toleriert werden solle, auch wenn die Person sich benimmt.
Ich dachte auch eher an die "Ich bin ja nicht...."-Fraktion als an die wiederauferstandene Waffen-SS.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 15:56
Ich dachte auch eher an die "Ich bin ja nicht...."-Fraktion als an die wiederauferstandene Waffen-SS.

Was in vielen Fällen zumindest einen glaubwürdigen NSC-Satz abgeben würde.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 9.01.2018 | 15:57
Ich dachte auch eher an die "Ich bin ja nicht...."-Fraktion als an die wiederauferstandene Waffen-SS.

Was ist das für eine Fraktion? Sorry, verstehe ich nicht.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 16:00
Tschuldige. Ich meinte Leute, die halten Vorurteile hegen, die in diese Richtung gehen, aber eigentlich nur anständig und nicht radikal sein wollen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 16:02
"Ich bin ja kein Rassist, aber..."
"Ich bin ja kein Nazi, aber..."
"Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber..."

Das sind Sätze, die wohl jeder schonmal gehört hat.  Und darum ist der Satz auch aus Richtung eines NSCs glaubwürdig.   


Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 16:02
Hier die Einbeziehung von Rassisten / Faschisten / etc. zu fordern, ist nur noch provokativ und ziemlich erbärmlich...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Chruschtschow am 9.01.2018 | 16:04
Da hieß es im anderen Thread, dass jemand mit erlaubten Nazisymbolen auf einer Con mit Anti-Harrassement-Policy nicht toleriert werden solle, auch wenn die Person sich benimmt.
Wenn da einer mit 'ner Fraktur-88 (oder welche ähnliche Font auch immer, bitte keine typografischen Spitzfindigkeiten) im Eichenlaub mit Adlerschwingen auftaucht, wäre ich mir auf der Padercon gar nicht sicher, ob wir den da lassen dürften, weil bei so deutlichem Bezug 86a greift und auch wir an die Hausordnung des Jugendtreffs gebunden sind.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 16:04
Da hieß es im anderen Thread, dass jemand mit erlaubten Nazisymbolen auf einer Con mit Anti-Harrassement-Policy nicht toleriert werden solle, auch wenn die Person sich benimmt.
Wobei ich mal behaupten möchte, dass das Tragen von entsprechenden Symbolen - auch wenn sie legal sind - bereits eine klare Harrassement Botschaft vermitteln - und damit keinen grenzwertigen Fall mehr darstellen.
Auf dem Tanelorn Treffen dürfte die-/derjenige ihre/seine Kluft ablegen und/oder mit seinem Teilnehmerbeitrag in der Hand sich auf dem Heimweg machen.
Aber das ist OT und schon wieder in Richtung "Speakers Corner".

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 9.01.2018 | 16:04
Ich vermute, dass Rassisten & Co. in Rollenspielen nicht unterrepräsentiert sind. Sie finden sich halt meistens auf der antagonistischen Seite wieder.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 16:09
Ich vermute, dass Rassisten & Co. in Rollenspielen nicht unterrepräsentiert sind. Sie finden sich halt meistens auf der antagonistischen Seite wieder.

Da stimme ich dir erstmal zu. Jetzt die Frage: Muss das denn so sein?

Ich glaube nicht. Will das einer sehen? In der Mehrheit vermutlich nicht.


Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 9.01.2018 | 16:11
Da stimme ich dir erstmal zu. Jetzt die Frage: Muss das denn so sein?

Zur Darstellung einer plausiblen Welt gehört auch, dass es in ihr Arschlöcher gibt. Man kann natürlich negativ konnotiertes Verhalten im Rollenspiel immer auf Kreaturen fiktionaler Herkunft abwälzen, seien es Orks, Dämonen oder Killerroboter. Menschen haben allerdings nachgewiesen, im Arschlochsein enorme Potenziale zu besitzen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 16:15
Zur Darstellung einer plausiblen Welt gehört auch, dass es in ihr Arschlöcher gibt. Man kann natürlich negativ konnotiertes Verhalten im Rollenspiel immer auf Kreaturen fiktionaler Herkunft abwälzen, seien es Orks, Dämonen oder Killerroboter. Menschen haben allerdings nachgewiesen, im Arschlochsein enorme Potenziale zu besitzen.

Da stimme ich dir erstmal zu. Nur in der Opferrolle wollen sie glaube ich die wenigsten sehen. Zumindest in keiner, aus der man ihnen raushelfen will. Ja, auch hier lässt sich Motivation schaffen, entweder ist aber diese Grundhaltung eine bewusste Überlegung  dagegen oder schafft Gemeinsamkeit (wenn man entsprechende Spieler in der Runde hat).

Vom Prinzip her will man sich doch mit den Handlungen seines SCs ja auch irgendwie identifizieren. Dazu gehört eben auch die Frage: "wem helfe ich"
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Fritz_the_cat am 9.01.2018 | 16:19
Ich, als absoluter Forenneuling und  Mitleser, finde den Beitrag interessant und auch die, durchaus kontroverse, Diskussion.

Zum Thema:
Ich persönlich bin u.A. durch The Witcher 3 zu dem entschluss gekommen "Diversität" mehr in meine eigenen Dark Fantasy Plots und Runden einfließen zu lassen. Insgesamt erschien es mir als sehr "rund" und glaubwürdig das, im Fluff zu bestimmten Quest, man es mit nicht-heterosexuellen Menschen zu tun bekommt, einen Crossdresser trifft ect.
Da mein eigener Ansatz als SL sehr in Richtung Sandbox und Simmulation geht, finde ich es auch nicht schwer solche Elemente mit einzubauen. Dadurch bilde ich mir, zumindest im Moment, ein meine eigene Spielwelt einfach bunter zu gestalten. Wobei ich persönlich Dinge wie "nicht der Mehrheitsbevölkerung entsprechende " sexuelle Orientierung/Gender/Glaube/Whatever nur auf zwei Arten einzubauen sehe:

1. es ist ein Attribut wie z.B. die Augenfarbe - kein Einstellungsmerkmal und im Grunde sagt es weniger über den NSC aus, als dadrüber wie SC oder andere NSC reagieren
2. man versucht es in einem "sozialkritischen" Plot zu verwursten

Tendentiell würde ich erstere Variante bevorzugen, wenn es allerdings nicht darum geht bloß eine Kulisse mit etwas Quote aufzupeppen, wird man wohl um zweiteres nicht umhin kommen. Was natürlich Geschmackssache ist. Ich erinnere mich (vor etlichen Jahren, als ich in der Anfangsphase zum Hobby befand) über einen Download für ein DSA Abenteuer gestolpert zu sein, wo nun der Autor über das Mittel von DSA-Goblins verscuhte Menschen für das grauen in Arbeitslagern zu sensibilisieren. Vermutlich ein gutes Beispiel für: das Gegenteil von Gut, ist gut gemeint.

Andererseits hat man erstmal einen Steinbruch an Möglichkeiten der Darstellung von Konflikten. Da Konflikte das Kernelement der meisten Plots sind - völlige Zustimmung für mehr Diversität. Ich glaube auch nicht das durch sowas immer eine "politische Agenda" bedarf. Ich will ja nicht das hinterher jemand zu einer Schlußfolgerung gelangt, ich möchte eine interessante Geschichte mit meinen Spielern zusammen erzählen.
Dabei habe ich, für meine Gruppe, die Erfahrung gemacht das eine ordinäre Schatzssuche sich z.B. durch hinzugabe von etwas gefährlichem Dreiviertelwissen über Suchtverhalten und der Prolematik von stigmatisierten, nicht sesshaften, Gruppen mehr Unterhaltung herausholen lässt als mit einer Prinzessin und einem Drachen.

Provokante These:
Ich persönlich denke nicht das irgendeine Diskussion "eine Szene spaltet", wie z.B. die RPG Szene im englischspracigem Raum, sondern das es lediglich unvermittelbare Positionen und Brüche innerhalb einer Szene aufzeigt. Denn im Grunde hat doch vorher nur niemand drüber geredet, gleichzeitig haben alle den Konsens gehabt das man insgesamt "cool" ist - auch wenn das an der Realität vorbeigeht. In anderen Szenen bin ich auch kein Freund von "Kuschelkursen", daher bin ich in dem Punkt aber sicherlich persönlich sehr eingefärbt.
Ob es jedoch einen Nutzen mit sich bringt - das ist natürlich sehr relativ und diskutabel.

Da frage ich mich: Warum?
Kann man als aufgeklärter Mensch das nicht kritisch behandeln und solche Themen behandeln?
Ich rede hier natürlich ausdrücklich davon, das mit Augenmaß und äußerst kritisch zu thematisieren und jegliche Schönfärberei zu vermeiden!
Die Menschen dürfen also den Roman "die Welle" lesen, aber wenn man sich selbst damit in Rollenspiel verfasst, macht man automatisch etwas verwerfliches?
verstehe ich nicht!

Meinst du damit eine rollenspielerische Auseinandersetzung oder eine reale Auseinandersetzung mit Vertretern dieser Geisteshaltung? Das ist mir an dieser Stelle nicht ganz klar.
Im ersteren Falle: klar, kann man machen. Kann sicher auch einen gewissen persönlichen Erkenntnisgewinn haben, auch wenn da wieder die Frage ist wo es Spaß ist oder u ernst wird. Beispielsweise wenn man versucht für einen SC mal einem knüppelhartem Rassisten zu nähern, um sich mal auf ne gedankliche Ebene einzulassen die man sonst vielleicht nicht hat - ich glaube das sowas aber schon wirklich sehr stark in Richtung Improvisationtheater und persönlicher Horizonterweiterung driftet.
Im letzteren Falle: Inklusion von (diplomatisch ausgedrückt) extremistischen Standpunkten, davon halte ich nichts.
Falls das aber nicht gemeint war - übergehen wir das Thema, siehe Forenregeln und so weiter. Damit folgt auch keine Unterstellung von irgendwas, ich bin mir nur nicht sicher wie es gemeint ist. :)
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: KhornedBeef am 9.01.2018 | 16:24
@Aendymion: Sieh es so: Ich setze mal voraus, ich will benachteiligte einbinden. Wenn ich dann Rassisten einbinde, dann vielleicht nicht weil sie Rassisten sind. Sondern vielleicht, weil sie in eine andere Gruppe fallen und sich nicht gesehen fühlen, und das durch ihre "starke " Überzeugung ausgleichen.
Ich fordere weder das eine noch das andere, wir sind keine Social Worker. Aber wenn jemand das macht, dann vielleicht nicht aus Rücksicht auf rassistische Ideen, sondern aus Rücksicht auf Menschen die glauben Sie bräuchten die.
Ok, jetzt bekomme ich evtl. Die SC-Keule  :)

Edit:  wichtiges "Nicht " verschluckt!! Bitte nochmal lesen!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 16:28
@Fritz_the_cat: Siehe Beitrag #381
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 16:35
Da stimme ich dir erstmal zu. Nur in der Opferrolle wollen sie glaube ich die wenigsten sehen. Zumindest in keiner, aus der man ihnen raushelfen will.

An dieser Stelle kommt von mir die Frage, wie das gemeint ist.
Auch kein "Heraushelfen" in dem man einen Gesinnungswechsel (ich nenn das mal so) initiiert?
Menschen lassen sich "bekehren", gerade wenn sie erkennen, dass sie einen falschen Weg eingeschlagen haben.
Auch das sehe ich als ein "heraushelfen" an.

Zitat
Dazu gehört eben auch die Frage: "wem helfe ich"

Auch die Frage ist eine schwierige.
Verweigere ich jemand die Hilfe und treibe ihn damit noch weiter in den Fanatismus, oder helfe ich und trage möglicherweise dazu bei, dass derjenige sich ein wenig lösen kann...?
Genau das könnte ein wirklich gutes Thema im Rollenspiel sein. Stell die Leute vor ein Dilemma und sorg dafür, dass sie sich entscheiden müssen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 16:39
... wir sind keine Social Worker.
Ok, jetzt bekomme ich evtl. Die SC-Keule  :)

Wieso, das propagiere ich doch die ganze Zeit.
WENN (!) sich die Gruppe im Konsens einigt, sich solchen Themen zu widmen, DANN, finde ich, kann man ruhig wirklich interessante Situationen erschaffen und die Figuren darin interagieren lassen.
Dann sehe ich den NSC, der irgendwo im Hintergrund kaum wahrgenommen und schnell wieder vergessen wird, als Träger dieser Thematik eher als Verschwendung an.
Wenn alle "ja ich will" rufen, sollte man auch in die vollen gehen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 16:43
Ok Beispiel SR:

Humanis Politiker wird von Metamenschen bedroht.
Er will die Spieler als Leibwachen engagieren - fühlt man sich da wohl?
Setze wir noch eines drauf, er engagiert die Spieler, um gegen seine Widersacher aktiv vorzugehen. Sollen zum Beispiel Beweise unterschieben.

Ersetze bei Bedarf Humanis durch was auch immer, und Metamenschen durch beliebige Minderheit.

Ein Bekehren ist höchst wahrscheinlich nicht vorgesehen und wird auch so vermutlich nicht angeboten.


Ich kann mir da schon einiges vorstelen. Kann mir aber auch vorstlelen, dass das bei vielen Spielern nicht so gut ankäme.

Der Dilemma-Situation kann ich durchaus was abgewinnen. Aber ich glaube das klappt mit abstrakteren Dingen besser.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 16:46
Zur Darstellung einer plausiblen Welt gehört auch, dass es in ihr Arschlöcher gibt. Man kann natürlich negativ konnotiertes Verhalten im Rollenspiel immer auf Kreaturen fiktionaler Herkunft abwälzen, seien es Orks, Dämonen oder Killerroboter. Menschen haben allerdings nachgewiesen, im Arschlochsein enorme Potenziale zu besitzen.
Kleiner Einwand:
Zur Darstellung einer plausiblen Welt gehört ebenso, dass es in ihr "nette Menschen" gibt, die aus irgendeinem Grund auf der falschen Seite stehen und (ggf. unwissentlich) das falsche machen.
Bei den blöden Monstern ist das Schema sehr einfach, die gehören "weggemacht".
Wendet man das auf Menschen an, finde ich das ehrlich gesagt "zu einfach"! Die Umsetzung von Castle Wolfenstein ins Rollenspiel? Och nö! Das geht besser, tiefgründiger und vielschichtiger.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Rhylthar am 9.01.2018 | 16:47
Ich habe mir den 1. Platz im "Sympathischster Tanelorni" zwar schon im Januar diesen Jahres versaut, aber was soll es, ich mache dann doch mal den Teufels Advokat:

Zitat
Wenn da einer mit 'ner Fraktur-88 (oder welche ähnliche Font auch immer, bitte keine typografischen Spitzfindigkeiten) im Eichenlaub mit Adlerschwingen auftaucht, wäre ich mir auf der Padercon gar nicht sicher, ob wir den da lassen dürften, weil bei so deutlichem Bezug 86a greift und auch wir an die Hausordnung des Jugendtreffs gebunden sind.
Wie sieht es mit einem "Good night, white pride!"-Shirt aus? "Welcome to hell- G20"? Oder eben auch besagtes "81"-Shirt? Graue Wölfe-Schmuck?

Und wo wird die Grenze gezogen? Bei Lonsdale oder bei Thor Steinar? Weiss jeder sicher, was die Sachen wirklich zu bedeuten haben?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Welche Politik und Weltanschauung lasse ich nun zu und welche nicht? Welche Minderheit ist einbau-/förderwürdig und welche komplett abzulehnen?

Meine Meinung:
Ich mag keine realweltliche Politik jeglicher Farbe in meinem Rollenspiel. Ich bin Eskapist, die Gegenwart habe ich zu genüge. Und ab hier bin ich bei Boba: Wenn einer Gruppe dies gefällt, kann man das einbauen. Aber es ist auch kein Muss, nur damit das Thema mal angesprochen wurde.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 16:55
Ok Beispiel SR:
Humanis Politiker wird von Metamenschen bedroht.
Er will die Spieler als Leibwachen engagieren - fühlt man sich da wohl?
Setze wir noch eines drauf, er engagiert die Spieler, um gegen seine Widersacher aktiv vorzugehen. Sollen zum Beispiel Beweise unterschieben.

Das ist doch viel zu einfach, denn Du hast den klassischen Bösewicht, bei dem es keine Skrupel gibt, gegen ihn zu agieren.

Anderer Ansatz:
Die Gruppe spielt ein Abteilung Agenten, die für einen religösen Orden arbeitet und im feindlichen Reich, das ständig mit Krieg droht hinter den Linien agiert.
Dort herrscht ein unheiliger Kult, der seltsame Rituale vollzieht. Die Gruppe schafft einige Missionen, um die Kriegsbedrohung abzuwenden, Beweise zu sichern und
Kriegspläne zu beschaffen, Kriegsvorbereitungen zu sabotieren...
Nach und nach finden sie heraus, dass das feindliche Reich gar keinen Krieg plant und das alle Vorbereitungen defensiver Natur ist, weil deren Spione von den Kriegsplänen der eigenen Seite erfahren hat.
Und dass die Sabotagemissionen dazu dienen, die eigenen Angriffspläne zu unterstützen. Und dass die Armut der Menschen im fremden Land das Ergebnis eines Wirtschaftskrieges ist, dass von der eigenen Nation ausgeht.
Und so langsam sähen sich Zweifel, ob die Agressionen der eigenen Nation wirklich vertretbar sind.
Irgendwann findet man heraus, dass der seltsame Kult auch eher harmloser Natur ist. Die Opfergaben sind symbolischer Natur und vieles davon sind Spenden, die an die Armen weitergereicht werden.
Und immer mehr stellt sich heraus, dass man selbst in einem imperialistischen System lebt und ein eher friedliches Land angreifen wird.

So, und da dürfen die Spieler entscheiden, was ihre Charaktere machen...
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 9.01.2018 | 17:01
Und wo wird die Grenze gezogen?

Ganz ehrlich: Könnte ich Dir im Vorfeld nicht sagen.
Ich glaube, das würde ich mit der Treffenorga im Einzelfall diskutieren.
Und natürlich würde ich mit der Person auch immer erst ein Gespräch suchen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Deviant am 9.01.2018 | 17:01
Ich habe bewusst ein einfaches Beispiel genommen. Irgendwelche Reiche und Kulte sind wieder sehr abstrakt.


Aber ich wüsste nicht, warum dieser Politiker in allen Fällen als Bösewicht herhalten muss. Das eine ist die politische Agenda. Parallel dazu kann der noch nen richtig netter Typ sein etc pp. Da wird die Sache dann auch schon wieder umfangreicher
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ludovico am 9.01.2018 | 17:10
@Boba
Das ist doch der einfache Imperialismus-Böse-Plot.

Wie wäre es dagegen mit:
Die SCs werden als Agenten losgeschickt, eine Untergrundbewegung zu infiltrieren, die die Unabhängigkeit eines annektierten Gebietes durchsetzen will.
Nach erfolgreicher Infiltration stellt sich heraus, dass die lokale Regierung brutal und rücksichtslos ist und zudem korrupt.
Auf der anderen Seite ist die Unabhängigkeitsbewegung zwar populär trotz gewaltsamer Aktion, schürt aber Extremismus und finanziert sich u.a. über Drogen-Handel und Lösegelder. Außerdem wirkt die Vision des Anführers oberflächlich toll, aber die Praktikabilität ist nur mit radikalen und brutalen Methoden durchsetzbar.

Also Agenten, wählt!
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Maarzan am 9.01.2018 | 17:21
Nein, auf gar keinen Fall. Deswegen: Anti-Harassment Policy.

Ja, und 33 bis 45 waren halt einfach paar andere Leute bei der "Anti-Harassment Policy" am Drücker.

Überhaupt wundert mich jetzt der Schwung zu Behinderten, Flüchtlingen/Migranten, Religiöse oder auch Vegetariern.
Während die Kleintel des ersten Post ja tatsächlich in den Mainstreamwerken zumindest lange Zeit unterrepräsentiert waren, sind letztere doch als Quelle oder zumindest Nebeneffekt nahezu jedes anderen Konflikts (die Veganer dann als die Verlierer eines Klassenkampfs, die sich kein Fleisch auf dem Teller leisten können) allgegenwärtig.

Damit kann das doch wohl stattdessen nur die Beschwerde sein, dass das Thema nicht nicht, sondern nicht mit der gewünschten "Botschaft" rüberkommt.
Wie vorher gibt es eben drei Ansätze: Entweder erklärt man, dass man hier zum unbeschwerten Kurzweil ist und lässt die weitere Betrachtung gleich raus, man versucht die Situation authentisch zu schildern und so Einsichten und Verständnis  zu erzeugen oder man nimmt das als Propagandaauftrag entweder zur Indoktrination oder aber Vertreibung aller verbleibenden Unerleuchteten.
Und wie oben wird eins sicher nicht überzeugen: Einfache Ich-Opfer-du-Arschloch-Methodik: besonders, wenn das mit der Selbst-/Opferdarstellung von vorneherein nicht so ganz passt.

Am ehesten wird sich wohl noch die Diversität der Spieler positiv aufs Gesellschaftsklima auswirken, nicht die der Charaktere. Wir hatten vor Zeiten jeweils einen Vertreter von lokalen linken wie rechten Gruppen am Spieltisch, welche sich wohl Andeutungen nach auch schon über den Pflasterstein kannten. Dazu dann auch noch als Elf und Zwerg. Aber die haben gelernt sich bei aller Kabbelei im Ernstfall zusammen zu raufen udn ich hoffe/vermute mal, dass sie beim nächsten Mal mit Stein in der Hand noch mal drüber nach gedacht haben, wen sie da treffen könnten und wer ihnen sonst am nächsten Spieltag den Arsch deckt.
Wer dann schon vorab seine realen Agendas draußen lassen kann oder gar am Spieltisch dann Metaagressionen freien Lauf lässt, den wird man auch im sonstwie designten Spiel nicht erreichen.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Ucalegon am 9.01.2018 | 17:31
Ja, und 33 bis 45 waren halt einfach paar andere Leute bei der "Anti-Harassment Policy" am Drücker.

Das sagt alles, was man wissen muss. Damit bin ich dann auch raus aus dem Thread.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Crimson King am 9.01.2018 | 17:47
Da stimme ich dir erstmal zu. Nur in der Opferrolle wollen sie glaube ich die wenigsten sehen. Zumindest in keiner, aus der man ihnen raushelfen will.

Grundsätzlich kann man gleichzeitig Täter und Opfer sein. Davon abgesehen mag ich klare gut-böse-Trennungen im Rollenspiel nur in bestimmten Kontexten, und während ich der Meinung bin, dass Fremdenfeindlichkeit grundsätzlich etwas Schlechtes ist, finde ich den Ansatz, Rassisten auch mal als durch gute Absichten motiviert oder in anderen Lebensbereichen moralisch einwandfrei handelnd darzustellen. Ich finde da eher interessant, wie die Mitspieler respektive ihre Charaktere mit solchen Situationen umgehen. Politische Statements treffe ich im Spiel eher selten.


Kleiner Einwand:
Zur Darstellung einer plausiblen Welt gehört ebenso, dass es in ihr "nette Menschen" gibt, die aus irgendeinem Grund auf der falschen Seite stehen und (ggf. unwissentlich) das falsche machen.
Bei den blöden Monstern ist das Schema sehr einfach, die gehören "weggemacht".
Wendet man das auf Menschen an, finde ich das ehrlich gesagt "zu einfach"! Die Umsetzung von Castle Wolfenstein ins Rollenspiel? Och nö! Das geht besser, tiefgründiger und vielschichtiger.

Ich denke, das ist damit geklärt.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 9.01.2018 | 17:55
So liebe Leute, nach den teilweise haarsträubenden paar Posts, die hier aufgetaucht sind und der Tatsache, dass die grundsätzlichen Sichtweisen ausgetauscht wurden, schließe ich den Beitrag. Danke an alle, die sich konstruktiv beteiligt haben.
Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Aendymion am 11.01.2018 | 09:25
Ein kleiner Nachtrag für alle, die sich eingehender mit dem Thema auseinandersetzen möchten:

Die Autorin Åsa Roos (z.B. Mutant Year Zero)hat eine sehr informative Artikelreihe geschrieben, in der sie genau dieses Thema behandelt und sich mit der Frage des „Was soll das bringen?“ auseinandersetzt:
http://discordia.se/?p=8884 (http://discordia.se/?p=8884) Teil 1
http://discordia.se/?p=8917 (http://discordia.se/?p=8917) Teil 2
http://discordia.se/?p=8948 (http://discordia.se/?p=8948) Teil 3

Bryce Duzan schreibt in einem Artikel über aktuelle (aus seiner Sicht gelungene) Formen von Diversität in Brett- und Kartenspielen
https://www.pastemagazine.com/articles/2015/08/tabletop-diversity-find-yourself-in-the-cards.html (https://www.pastemagazine.com/articles/2015/08/tabletop-diversity-find-yourself-in-the-cards.html)

Titel: Re: Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen
Beitrag von: Boba Fett am 11.01.2018 | 13:45
Ich schließe den Thread hiermit endgültig!

Die Funktion, dass ein Themenstarter seinen Thread schliessen und die Diskussion beenden
und im Falle, dass die Debatte weitergeführt werden soll auch wieder öffnen kann,
ist im übrigen nicht dazu gedacht, dass man sie nutzt, um einseitig weitere Beiträge zu veröffentlichen,
anderen aber die Möglichkeit zu verwehren, darauf zu antworten!
Ich bitte, das in Zukunft zu unterlassen!