Ausgehend von
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131309.msg135302995.html#msg135302995
würde ich hier die entsprechenden Überlegungen behandeln wollen:
Fragen:
1) Welche äußeren Bedingungen müssen vorliegen, damit sich so etwas wie Abenteuergruppen bilden?
"Abenteurergruppe" würde ich als zumindest semiautonome Gruppe mit dem Ziel abenteuerübliche Aktivitäten zu erledigen?
Zufallsansammlungen von Figuren oder von außen spontan aufgedrängte Aktivitäten würde ich mal nicht als Abenteurergruppe bezeichnen, auch wenn sie dann eins erleben sollten.
2) Welche Kompetenzzusammensetzungen / Figurenhintergründe wären zu erwarten?
3) Welche "RulesOfEngagement" sind zu erwarten?
4) Welche Reaktionen der normalen Bevölkerung bzw. Obrigkeiten sind zu erwarten, sowohl auf Abenteurergruppen an sich als auch bezgl. Gewaltexzessen gegen Dritte?
1. Es dürfte zwei zentrale Vorbedingungen für Abenteurertum im Sinne von DnD & Co. geben
a) genügend Wertsachen, die man durch Abenteurertum erbeuten kann (sowohl plündern als auch heben)
b) eine schwache staatliche Ordnung und ein relativ hohes Maß an
Anomie. Sonst würde die staatliche Ordnung die Wertsachen entweder selbst beschaffen oder beschützen, wenn es schon die eigenen sind.
2. Typischerweise würde es einen Anführer geben. Im Rollenspiel ist das nach meiner Erfahrung eher selten der Fall, aber mit Blick auf irdisches Abenteurertum gibt es so ziemlich immer mindestens eine informelle Hierarchie. Kompetenzzusammensetzungen können ganz sicher variieren. Es wird Abenteurergruppen geben, die nehmen jeden und lassen dann die harte Wirklichkeit die Spreu vom Weizen trennen. Andere werden ggf. vorher prüfen, ob Anwärter ausreichend kompetent sind. Die sollen einem ja den eigenen Rücken decken, wenn es hart auf hart kommt.
Rekrutieren werden sich Abenteuer vermutlich aus allen außer den höchsten Bevölkerungsschichten. Was am Abenteurertum lockt, ist ja die Möglchkeit, es relativ schnell zu Reichtum und möglicherweise auch Rang und Namen zu bringen. Man kann sich hier aber auch gut Personen aus höheren Schichten vorstellen, die kein Erbrecht haben. Die erwarten möglicherweise, dass die Standesunterschiede sich auch gegenüber ihren Mitabenteurern bemerkbar machen.
Ist Abenteurertum ein ernst zu nehmender Wirtschaftszweig, ist die Entwicklung von Organisationen, Gilden etc. fast zwangsläufig. Die könnten von der Obrigkeit geführt sein oder zumindest legitimiert, aber je schwächer der Zugriff der Zentralmacht, umso eher werden reiche Leute, ggf. Ex-Abenteurer, direkt den Laden schmeißen.
3. Auch hier darf man ein großes Spektrum an unterschiedlichen Möglichkeiten erwarten, von Schatzsuchern, die möglichst konfliktfrei an ihre Beute kommen wollen (man denke da eher an Trapper in Nordamerika, die mit den Indigenen auskommen mussten und wollten) bis hin zu psychopathischen Plünderern (man denke an die Conquistadores und viele andere Kolonisten).
Gerade wenn es gegen Wesen geht, die leicht als aus Sicht eines Abenteurers aus der Zivilisation "wild" und "minderwertig" geframed werden können, dürfte der Hang zur Gewaltanwendung lediglich durch die Drohung beschränkt werden, der Gegengewalt nicht gewachsen zu sein.
4. Ich würde vermuten, dass Abenteurern von der durchschnittlichen Bevölkerung praktisch überall mit großer Skepsis begegnet wird, weil sie einen gefährlichen und unsicheren Lebenswandel pflegen, potenziell gewalttätig sind und den jungen Leuten massiv Flausen in den Kopf setzen können. Abenteurer sind toll, wenn sie die eigenen Probleme lösen, sollen aber bitte weg bleiben, wenn sie damit fertig sind.
In Bezug auf die Obrigkeit sind ne Menge Szenarien vorstellbar. Staaten könnten Abenteuer ganz explizit für bestimmte, mehr oder weniger konkrete Tätigkeiten anheuern. Abenteurer könnten auch mit nem Äquivalent zu einem Kaperbrief ausgestattet werden, was ihnen ihre Tätigkeit offiziell gestattet. Sie können frei agieren, müssen dann aber einen Anteil der Beute an die Obrigkeit abführen. Wer keinen hat, hat dann ein Problem, wenn er erwischt wird. Andere Abenteurer werden reines Freelancertum bevorzugen. Das wird dort zu Problemen führen, wo sie in Konkurrenz zur Obrigkeit stehen und deren Herrschaft herausfordern.