Ich denke, ich verstehe recht gut, was Settembrini unter Stimmungsspiel versteht und welche Kritikpunkte er daran hat. Auch kann ich seine Spielweise sehr gut nachvollziehen, weil ich ähnlich leite.
Rollenspiel ist ein Spiel und hat Regeln. Es unterscheidet sich vom durch gewisse Eigenschaften, wie seine hohe Flexibilität, das Fehlen eines strangen Rahmens und mehr Optionen. Doch es hat immer noch Regeln und die sind nicht um sonst da. Die Regeln beschreiben das Ziel des Spiels, Konfliktresolution und Siegesbedingungen sowie die Art der Interaktion zwischen Spielern und SL.
Ich denke, was Sett. nicht leiden kann, ist die Einstellung, dass es mehr um die Geschichte gehen soll und nicht um die Regeln. Nehmen wir D&D. Die Gruppe kriecht durch das Dungeon, trifft auf Monstren, es kommt zum Kampf. Tabletop wird aufgebaut, für alle Spieler ist die Situation klar, sie kennen ihre Fähigkeiten, die der Monster sind durch das Manual definiert. Spannend wird der Kampf durch den Zufallsfaktor, das Würfeln. Wenn sie Pech haben, hauen die vier Goblins sie jetzt trotzdem um. Weiß man allerdings, dass SL auf Story steht, die er unbedingt erzählen will, dass er 5 mal gerade sein lässt, ist die Spannung raus, denn das Ende der Begegnung ist klar - ähnlich spannend wie das Podrace aus EPi 1, wie Sett es schon gesagt hat.
Manche Spieler mögen dieses Stimmungsspiel, andere - so wie ich nicht - die freuen sich dann auch über die alten gut recherchierten GDW - Bücher (Twilight 2000 z.B.). Stimmungsspieler können sich auf die Geschichte des SLs einlassen, sich der Illusion hingeben. Aber sie fordern auch ihren Preis: Mitspracherecht an der Handlung und Szenerie, der Fokus des Spiels verschiebt sich gänzlich. Daran ist auch nichts schlechtes zu sehen, nach meiner Meinung, nur mir gefällt es nicht.
Nun gibt es aber einige Strömungen, die versuchen dieses Stimmungsspiel so absolut als gutes RSP hinzustellen, dass alles andere zum schlechten Rollenspiel wird.
Settembrini, sag mir, wenn ich etwas falsch sehe.
Nachtrag:
Ich glaube allerdings, dass es möglich ist, sehr gut zu erzählen und die Regeln trotz absoluter Wahrung hintergründig zu gestalten - es ist mir nur noch nie gelungen.