Autor Thema: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken  (Gelesen 4428 mal)

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Offline Thot

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Für eine geplante Kampagne habe ich mir Gedanken gemacht, wie man den reichen Fundus an Traveller-Deckplänen (und Schiffsdaten) für eine Spielwelt nutzen kann, die es mit der Physik etwas genauer nimmt (zumindest im Normalraum).

Das Ergebnis ist hier zu begutachten: http://www.heinscher.de/sonstiges/traveller/KonvertierungVonTraveller-Schiffen.pdf

Wünsche fröhliches Verreißen.

Pyromancer

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #1 am: 30.07.2017 | 23:33 »
Die Traveller-Deckpläne ergeben für mich ohne künstliche Schwerkraft und damit einhergehende "Zauber-Antriebe" nicht viel Sinn - von daher hab ich da selbst keinen Konvertierungsbedarf.

Aber als Hinweis: Wenn du den chemischen Antrieb mit einem atomaren kombinierst (Stichwort: LANTR), dann kriegst du nochmal ein paar m/s Delta-v mehr raus, und bleibst näher an den übrigen Standard-Traveller-Annahmen. Mein "Standard-Antrieb" für "realistische" far-future-settings ist Fusions-LANTR mit aneutronischer He3-Fusion. Da ist der Fusions-Teil zwar in mehrfacher Hinsicht utopisch, fühlt sich für mich aber "echt" an und ist zumindest theoretisch machbar.

Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #2 am: 31.07.2017 | 06:51 »
Klar kann man all diese spaßigen Konzepte mit höherer Austrittsgeschwindigkeit nutzen. Das hat dann allerdings weitreichende Implikationen für die Raumfahrt - jeder Käufer eines klapprigen Kahns ist damit im Besitz einer Atombombe. Will man das in einem Spieluniversum, in dem Raumschiffe häufig in der Hand von Privatpersonen sind?

Chemische Antriebe sind unter dem Strich eine in der SF viel zu wenig genutzte Option, obgleich viele Settings damit deutlich besser funktionieren, ohne physikalische Grundsätze komplett wegzuwerfen (außer natürlich, was den Überlichtantrieb angeht, aber diesen Kompromiss muss man sowieso eingehen).

Was die künstliche Svhwerkraft angeht, macht das Dokument ja passende Vorschläge.

Pyromancer

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #3 am: 31.07.2017 | 16:28 »
Klar kann man all diese spaßigen Konzepte mit höherer Austrittsgeschwindigkeit nutzen. Das hat dann allerdings weitreichende Implikationen für die Raumfahrt - jeder Käufer eines klapprigen Kahns ist damit im Besitz einer Atombombe. Will man das in einem Spieluniversum, in dem Raumschiffe häufig in der Hand von Privatpersonen sind?

"Jeder interessante Raumschiff-Antrieb ist auch eine interessante Waffe." Aber ein Fusionsreaktor macht ein Raumschiff noch nicht zu einer Atombombe, und mich von oben mit viel Geschwindigkeit auf böse Buben drauffallen lassen kann ich auch mit einem chemischen Triebwerk. D.h. den Punkt sehe ich entspannt. In zivilisierten Gegenden wird man eh ein sauberes Führungszeugnis brauchen, bevor man ans Steuer eines Raumschiffes darf.

Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #4 am: 31.07.2017 | 17:09 »
Tja, aber bei einer chemischen Rakete ist der Schaden eben eher vergleichbar mit einem Flugzeugabsturz - das kommt vom niedrigerem Delta V und dem Verzivht auf den Luxus eines protzig festen Rumpfes. Damit erfüllt es (ohne Überlichtantrieb) nicht die Definition eines "interessanten" Raumschiffs im Sinne jenes Ausspruchs, funktioniert aber (und der Überlichtantrieb wird dann die Langstrecke übernehmen müssen, auch innerhalb des Systems).

Pyromancer

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #5 am: 31.07.2017 | 17:57 »
Eine chemische Rakete durch einen NTR-Teil ein bisschen aufzubohren macht aus einem harmlosen Spielzeug keine Massenvernichtungswaffe.

Am Ende bleibt es aber eine Geschmacks- und Stilfrage.

Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #6 am: 31.07.2017 | 18:23 »
Doch, schon, allein schon wegen des zusätzlichen delta V. Und dazu kommt der Spaß, mit dem Reaktorabfall eine schmutzige Bombe bauen zu können.

Ein Nuklearreaktor ist nichts für besoffene Seelenverkäuferkapitäne. Ich würde jedenfalls immer so wählen, dass die Regierung das auch so sehen soll...

Unabhängig davon ist keineswegs sicher, dass die zahlreichen technischen Probleme solcher Konzepte überhaupt wettbewerbsfähig lösbar sind.

Aber, klar, wer's nicht braucht, soll's auch nicht benutzen.






Pyromancer

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #7 am: 31.07.2017 | 18:41 »
Doch, schon, allein schon wegen des zusätzlichen delta V.
Von was für Zahlen gehst du denn da aus? Ich hab das vor Jahren mal durchgerechnet, und aus der Erinnerung war bei LANTR die Aufteilung etwa 2:1 zwischen atomar:chemisch, was die Energie angeht. D.h. ein Drittel der kinetischen Energie rührt aus dem Verbrennungsprozess, zwei Drittel aus der atomaren Heizung. Das ist nett und nützlich, aber kein Paradigmenwechsel.

Zitat
Und dazu kommt der Spaß, mit dem Reaktorabfall eine schmutzige Bombe bauen zu können.
Das ist bei Fusionsreaktoren vernachlässigbar.

Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #8 am: 31.07.2017 | 18:58 »
Doppeltes delta V bedeutet vierfache Energie. Da der Abzug davon durch die Reibung einer Atmosphäre ein fester Wert pro Zeit pro Geschwindigkeit ist, bleibt beim Aufschlag dann auch überproportional mehr übrig.

Ob heiße Kernfusion überhaupt möglich ist (oder sein sollte) muss eh jeder für sich entscheiden.

Offline vanadium

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #9 am: 31.07.2017 | 19:00 »
Ob heiße Kernfusion überhaupt möglich ist (oder sein sollte) muss eh jeder für sich entscheiden.

Meinst du kalte KF? Heiße ist real möglich.
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Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #10 am: 31.07.2017 | 19:02 »
Klar ist die möglich, wir haben 400 Milliarden Reaktoren in der Galaxis. :D Was ich meine ist heiße Kernfusion in derart geringer Größe, dass es für unsere Zwecke beherrschbar ist und dabei auch tatsächlich Netto-Energie herauskommt.

Offline vanadium

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #11 am: 31.07.2017 | 19:05 »
Auch das ist nach akt. Stand der Forschung möglich - wenn es auch real noch ein paar Probleme gibt. Daran wird ja intensiv u.a. in D geforscht.
In 20/30 Jahren dürfte es so weit sein - kürzlich einen Bericht darüber gesehen.

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #12 am: 31.07.2017 | 19:19 »
Theoretisch möglich. Praktisch anscheinend nicht. Es gibt einen Punkt, an dem sollte man sich die Tatsachen eingestehen. 50 Jahre nach dem ersten "in 20, 30 Jahren" ist so ein Punkt. Und der war vor knapp 20 Jahren erreicht.

Samael

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #13 am: 31.07.2017 | 19:37 »
Ich würd mal warten ob und wie ITER läuft. Das soll in weniger als 10 Jahren soweit sein.

Nur weil etwas schwierig ist, muss es nicht unmöglich sein.

Offline Quaint

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #14 am: 31.07.2017 | 20:12 »
Naja, ich find die Berechnungen ganz interessant, aber letztlich bin ich von altbackenen chemischen Antrieben in der SciFi nicht so ganz überzeugt. Und zwar, mal abseits all der Formeln und Berechnungen und Machbarkeitsüberlegungen aus einem einfachen Grund: Wir haben hier und heute chemische Antriebe, aber im Vergleich zu so Schinken wie Traveller nur ganz ganz minimale Raumfahrt. Und da finde ich es, auf eine ganz unwissenschaftliche Art, passender, wenn man sagt x und y und z wurden erfunden, und deswegen gibt es jetzt ganz viel (bezahlbare) Raumfahrt.
Wobei ich viele typische SF-Settings da auch etwas überzogen finde, da wird die Technologie dann eben extrem fantastisch, eigentlich hätte ich gern sowas im Stil von the Expanse. Die brauchen da auch keine künstliche Schwerkraft, Beamen und so, aber sie haben halt schon bissle was an "Supertech" wie etwa kompakte und leistungsfähige Reaktoren und wohl auch recht gute Triebwerke, die irgendwie nuklear funktionieren. Leider ist das meiste an Hard Scifi Material, gerade auch im Rollenspielbereich, extrem wissenschaftlich-detailverliebt und zwischen all den Formeln und Tabellen bleibt dann oftmals die Spielbarkeit etwas auf der Strecke.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
,___,
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/)__)
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Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #15 am: 31.07.2017 | 21:10 »
Das verlinkte Dokument macht das auch, aber an anderer Stelle, nämlich bei der Treibstoff- und Raketenproduktion. ;)

Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #16 am: 31.07.2017 | 21:34 »
Ich würd mal warten ob und wie ITER läuft. Das soll in weniger als 10 Jahren soweit sein.


"Warten!" Super! Endlich mal ein neuer Vorschlag! XD
Wir hören diese Vertröstungen seit einem Menschenleben. Irgendwann muss man auch mal verstehen, was einem die Resultate sagen wollen.

Übrigens ist Windstrom heute schon günstiger, als es Fusionsenergie nach Ansicht der Befürworter werden soll.

Zitat

Nur weil etwas schwierig ist, muss es nicht unmöglich sein.

Aber weil etwas so schwierig ist, dass es in fast 70 Jahren keiner schafft, kann man mit Fug und Recht sagen, dass es den Aufwand kaum wert sein wird.

Übrigens ist es albern, jemandem private Nachrichten zu schreiben, aber die Antwort zu blocken.

Samael

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #17 am: 31.07.2017 | 21:39 »
Tja, du bist auf meiner Liste, hatte ich vergessen. Und nach dem Beitrag hier bleibst du das auch. Habe nicht wirklich Lust mit dir zu diskutieren, mir fällt gerade wieder ein wie das läuft. Feuerbringer hatte da eine passende Metapher in Bildform parat.


alexandro

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #19 am: 31.07.2017 | 23:08 »
Theoretisch möglich. Praktisch anscheinend nicht. Es gibt einen Punkt, an dem sollte man sich die Tatsachen eingestehen. 50 Jahre nach dem ersten "in 20, 30 Jahren" ist so ein Punkt. Und der war vor knapp 20 Jahren erreicht.

Das gleiche gilt aber auch umgekehrt: vor 30 Jahren galt ein 2020 mit massiven Elektroautoaufkommen auf der Straße als eine extrem unrealistische Zukunftsvision, weil Batterieleistung und -lebensdauer sich bei solchen Autos angeblich niemals rentieren würden und eine wesentliche Verbesserung in den nächsten 50 Jahren nicht in Aussicht stünde. So können sich auch Technologiepessimisten täuschen.

Ich denke man kann getrost sagen, dass Spekulationen darüber, was in der nahen Zukunft möglich ist recht schnell von der Realität überholt werden, und selten eine wirkliche Aussagekraft besitzen. Man sollte daher nicht erwarten, dass auch solchen Denkmodellen wirklich etwas bei rumkommt, was mehr als ein nettes "Was wäre, wenn..." ist.  ;)

Offline nobody@home

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #20 am: 31.07.2017 | 23:17 »
Aber weil etwas so schwierig ist, dass es in fast 70 Jahren keiner schafft, kann man mit Fug und Recht sagen, dass es den Aufwand kaum wert sein wird.

"Dampfkraft als ernsthafte Energie- und Antriebsquelle? Komm, vergiß es. Damit haben sich schon die ollen Griechen befaßt, ohne mehr als ein paar nette Spielsachen herauszubekommen; daraus wird nie was." 8]

Pyromancer

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #21 am: 31.07.2017 | 23:20 »
Hat das noch Traveller-Bezug, oder ist die Diskussion in "Science without Fiction" besser aufgehoben?

Offline Thot

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #22 am: 1.08.2017 | 05:18 »
Pyromancer hat Recht, bleiben wir lieber beim Thema.

Wer Fragen zum Dokument hat, kann sie hier stellen.

Offline ghoul

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #23 am: 30.11.2018 | 16:04 »
Wer Fragen zum Dokument hat, kann sie hier stellen.
"Diese Seite ist nicht erreichbar." Ich würde das Dokument trotzdem gerne mal sehen.  :)
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PESA diskutiert.

Zensur nach Duden:
Zitat
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Offline Rhylthar

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Re: Konvertierung von OTU-Schiffen zu chemischen Triebwerken
« Antwort #24 am: 30.11.2018 | 17:01 »
"Diese Seite ist nicht erreichbar." Ich würde das Dokument trotzdem gerne mal sehen.  :)
Nicht mehr von Thot.  ;)
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.