Der Widerspruch zu der Aufforderung kommt sicher nicht aus Ablehnung von Diversität oder Minderheitenrechten, sondern aus der bei der Masse solcher Propaganda bei noch selbstständigen und nicht ideologietreuen Mitmenschen noch vorhandenen Fähigkeit zur Mustererkennung und einer gewissen Allergie gegen solche Manipulationen.
Solidarität und soziale Gerechtigkeit ist eins, Sozialistische Revolution und Diktatur des Proletariats noch etwas ganz anderes.
Die wundersame Ignoranz des Originalpost zu den bereist vorhandenen Möglichkeiten/Darstellungen mag ja erst einmal nur verwundern, aber die Unredlichkeit ist doch spätestens ab:
Was mich bei dieser ganzen Diskussion so stört, ist die Tatsache, dass hier immer wieder eine Tatsachenumkehr vorgenommen wird: Nicht weiß, heterosexuelle Männer wurden und werden in unserer Gesellschaft diskriminiert. Und nein, für mich ist es keine Diskriminierung ebendieser Bevölkerungsgruppe, wenn ein Schwuler oder eine Frau bevorzugt wird
deutlichst und wirft ein entsprechendes Bild auf den Rest der Beiträge.
Das Ganze lebt von einer Absolutstellung des nominellen "Opfers" (und welcher Agitator hat es bisher nicht geschafft sich so einen Status passend zu spinnen, wenn es nützlich war) und darauf aufbauend der totalen Meinungshoheit des Opfers oder seines selbsterklärten Anwalts mittels dieser Schuldgarotte.
Und danach muss jeder, der sich nicht bedingungslos unterwirft folglich BÖSE(tm) sein, eine Auseinandersetzung mit Alternativvorschlägen oder der Wirkung auf andere ist nicht mehr notwendig.
Und da passt dann auch wieder der Vorwurf "nicht genug" zu - weil es um die Garotte straff zu halten eben nie genug sein darf und wenn die Gegenseite liefert war es eben auch wieder nicht genug, nicht gut genug oder einfach dann wieder clicheebehaftet und schlecht. Positivbeispiele fordern wiederum wird auch abgelehnt, denn das wäre ja wieder so etwas wie Victimblaming und die Verantwortung liegt ja schließlich bei der "mächtigen" Gesellschaft.
Genauso werden Kompromisse oder Alternativen kurzerhand mit "aber das Opfer" vom Tisch gewischt oder ignoriert.
Aus so einer rundum gesicherten Position lässt sich dann halt gut die Umkehrdiskriminierung und ihre Früchte genießen - zumindest für diejenigen, die daraus Vorteile oder was auch immer für eine perverse Freude ziehen.
Die Mitopfer oder unfreiwillig so extrem Vertretenen ziehen dann wieder den Backlash der irgendwann den Kaffee aufhabenden Gegenseite auf sich und bekommen dann zusätzlich zu den normalen Problemen noch mal einen drauf. Vermutlich die unvermeidlichen Opfer der sozialen Revolution. Das müssen die eben alle aushalten.
Es hat zu entsprechenden Zeiten keine Weißen in Kara-Tur geben müssen, um Westlern das Spielen von Ninjas, Kensai oder Samurai schmackhaft zu machen. Und solange da keiner dran rumgemäkelt hat, hat es auch immer wieder diverse Hautfarben und Geschlechter im Spiel gegeben. Mein Eindruck ist, das dies in der Praxis in dem Maße abgenommen hat, wie da mit sozialem Druck vertretene externe "Qualitätsansprüche" dran gestellt wurden. (nicht, dass die Qualität manchmal nicht unterirdisch gewesen ist, aber >15J war das doch die klare Minderheit.)
Es ging/geht also auch ohne persönliches Bauchpinseln. Die Bandbreite an Angeboten ist überwältigend breit und die Möglichkeit durch eigene Kreativität oder in der jeweiligen Gruppe noch anzupassen oder drauf zu legen ebenso.
Vor Urzeiten hieß es mal: Vor den Würfeln sind alle gleich (und gerüchteweise Urkeim der geek falacy). Aber dazu gehört eben auch selbst seine Agenda draußen zu lassen und einfach als Spieler sich auf das gegebene Spiel einzulassen.
Um das mal in einen unpolitischeren rollenspielnäheren Kontext zu setzen: Man kann die Verwendung (gekonnter) direkter Rede durchaus als ein Qualitätsmerkmal von Rollenspiel halten (ich gehöre dazu). Aber man muss eben auch erkennen, dass das für manche Teilnehmer und auch manche Runden einfach unpassend und fehlplaziert ist. Und das ist entsprechend zu akzeptieren, auch wenn man das so nicht teilt: rechtzeitige Kommunikation der Rundenpräferenzen und dann passende Spiel(er)auswahl sorgen für ein komplikationsärmeres Spiel. Es gibt kein Recht von genau dieser Runde bespaßt werden zu wollen.
"Selbstsprecher" runter zu machen wie auch "ERerzähler" auf der allgemeinen Ebene zu dissen sind beides weder anständig noch konstruktiv. Von Beschimpfungen, Unterstellungen und auf ein moralisches Sendungsbewußtsein basierende, oft ultimativ aufgestellte Forderungen haben wohl seltenst zu einer Meinungsänderung geführt - ja außer man schafft es ihnen irgendwo ALLGEMEIN ein passendes Zeitgeistexekutionslabel anzuhängen: "Entartet, ungäubig, RECHTS(TM), LINKS(TM)" und sie damit in die Unterwerfung oder zumindest aus dem öffentlichen Raum zu prügeln.
Und im Privatraum wird eh zwischen Spielinteressen und sozialen Interessen abgewogen - und wenn es tatsächlich Freunde sind mit Berücksichtigung der Bedürfnisse auf allen Seiten.
Was wirken kann, ist eine gekonnte und auch von der Zielgruppe als authentisch wahrgenommene Darstellung einer solchen Problematik, welche ein Nachdenken und Widererkennen erzeugt. Aber das ist sowohl anspruchsvoll, wie auch wegen der erfolgenden Reflektion für Bildung eines Machthebels eben eher wenig geeignet. Da ist auf Metaebene unerwünschtes Denken plattmachen halt einfacher und für Leute mit Rochus vermutlich auch befriedigender.
Dazu kommt, dass schlechte, weil als unauthentisch, verlogen, unangemessen einseitig etc wahrgenommene Darstellungen erst Recht zum Widerspruch reizen und damit eher der Gegenseite dienen.