Kleine Anmerkung noch:
Natürlich darf ich als VERLAG den Preis eines Buchs auch ändern, selbst wenn das Buch noch preisgebunden ist. Diese Änderung muss ich aber allen Händlern auf geeignetem Wege mitteilen (z.B. über die sogenannten "Gelben Seiten") und dieser (neue) Preis ist dann wiederum bindend.
Was Verlage aber sehr selten machen, weil sie sonst mit einer Remissionswelle rechnen müssten.
Der neue, bindende Preis gilt nämlich auch für die Exemplare, die ein Händler schon zum alten Preis erworben hat.
Hat der Verlag den Preis angehoben, ist das Werk teurer (und damit vielleicht schwerer verkäuflich?). Vielleicht hat der Laden seine ursprüngliche Bestellmenge aber daran festgemacht, dass der Titel innerhalb eines Preisspektrums lag, das er noch als "Mitnahmeartikel" angesehen hat? Also schickt er alles zurück, was er nun nicht mehr zu verkaufen erwartet.
Hat der Verlag den Preis gesenkt, hat er auch effektiv die Gewinnmarge des Ladens gesenkt. Buchhändler würden dann
en masse ihre (zum höheren Preis) eingekaufte Lagerware zurückschicken. Und ggf. gleich zum neuen Preis wieder bestellen - oder auch nicht, denn der Verlag hat den Preis ja gesenkt, weil das Werk sich vermutlich sowieso nicht mehr dreht.
Für E-Books sind solche Preisaktionen lohnend und möglich, weil man sie auch zeitlich begrenzen kann. Bei physischen Produkten ist das irrsinnig.
Wenn ein Verlag eine Preisaktion für ein physisches Buch macht (50% billiger für eine Woche!) würden Läden sich in dieser Woche mit einem Jahresvorrat des Titels eindecken und nach Ablauf der Aktion zum (dann wieder für alle geltenden) höheren Preis verkaufen. Das will ein Verlag natürlich nicht.
Ohne Buchpreisbindung wären die Bücher günstiger, aber die kleinen Läden wären weg.
Ich habe gerade keine Zeit zu recherchieren, aber es gibt Studien, die aufzeigen, wie sich die Buchpreise verändert haben, nachdem die Buchpreisbindung aufgehoben wurde (in anderen Ländern), und das Ergebnis war:
Ja, Bestseller werden billiger, weil die Buchhandlungen in einen Preiskampf ziehen (und besonders auch Nebenmärkte wie Supermarktketten, die a) ohnehin viel geringere Margen als der Buchhandel gewohnt sind und b) den neuen Grisham und 50 Shades als Lockmittel verwenden).
Aber alle nicht-Bestseller werden teurer. Kein Wunder: Wenn die Zugpferde nicht mehr als Geldmaschinen fungieren, kann man sich keine Mischkalkulation mehr leisten und Nischen- und Wagnistitel werden anders (oder gar nicht mehr?) finanziert.
Und auf welcher Seite des Grabens wohl wir Rollenspieler wären?