Autor Thema: Das Benjamini-Syndrom  (Gelesen 13200 mal)

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Swafnir

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #25 am: 9.05.2019 | 08:38 »
Also unter einem Benjamini-Spieler stelle ich mir ja jetzt einen schweigsamen, dabei aber äußerst empfindsamen Spieler vor, der leicht kalte Füße bekommt und immer auf demselben Platz sitzen will, weil er sonst vor lauter Stress Haarausfall bekäme. Neben der üblichen Pizza fordert er gelegentlich frisches Obst, von wegen Vitaminhaushalt. So wirklich aufblühen wird er unter unseren heimischen Bedingungen nie, aber mit genügend Hinwendung und Zeit kann er zu einem ganz soliden Tischmitglied heranwachsen. Obwohl er so ein sensibler Nervbolzen ist, haben sich alle schnell an ihn gewöhnt, haben ihn sehr gern und erfreuen sich an seiner Anwesenheit.  ^-^

Hihi, wir könnten eine ganzes Gewächshaus voller unterschiedlicher Spielpflänzchen erstellen: Die Orchidee (hält sich für äußerst exzentrisch, ist es aber eigentlich schon lange nicht mehr), der Kaktus (mag soziale Interaktion nur in Maßen, hält dafür aber lange durch), die Yucca (macht immer das Fenster auf von wegen frische Luft), die Geranie (steht auf solides Tavernenspiel)...
 ~;D

Zum Thema: Ich hab ein Faible für schwatzhafte Menschen, insofern überfordern mich schweigsame Personen leicht. Hatte auch schon Mitspieler, denen jegliche Interaktion wie Würmer aus der Nase gezogen werden mussten und das war zwar lustig, aber dem Spiel nicht zuträglich. Es fiel nicht auf, ob die Person anwesend war oder nicht. Damit wusste ich nichts anzufangen.


Ich stelle mir gerade vor, wie das Huhn an einem schweigsamen Menschen verzweifelt  >;D
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 12:33 von Swafnir »

Offline FrekiWolf

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #26 am: 9.05.2019 | 09:20 »
An und für sich habe ich mit Benjaminis immer gute Erfahrungen gemacht. Sowohl als SL als auch als Mitspieler. Allerdings:


Ich habe in der von mir geleiteten Monsterhearts-Runde eine Benjamini-Spielerin.

Sie spielt einen ebenfalls introvertierten Charakter (Marke sich selsts spielen: kleines schüchternes junges Mädchen, dass eher am Schulhof in der Eck sitzt und zeichnet als sich je zu unterhalten). Mit dem anderen Spieler und der anderen Spielerin in ihrer Rolle zu interagieren fällt ihr bis zu einem gewissen Grad schwer, auch wenn diese ihr Freund und eine gute Freundin sind. Alle am Spieltisch haben jahrelange Erfahrung mit Rollenspiel und jeder wusste auch, wie sie als Spielerin ist.

Nun ist aber unsere Benjamini-Spielerin leider doch sehr ruhig. Die anderen beiden sind keine Rampen-säue, aber dennoch erpicht, Fortschritt im Spiel und in den Beziehungen mit den NPCs zu generieren. Unsere Benjamini-Spielerin lässt in 3 Stunden Echtzeit ihren Charakter maximal die Schafe des elterlichen Hof füttern..

Ich habe ein paar NPCs mit ihr Verknüpft, merke aber, dass nur ich sie anspiele, von ihr in alle anderen Richtungen nichts von selbst kommt.
Es liegt bei ihr, was sie mir im 4 Augen Gespräch versicherte, nicht am System/Setting (das liebt sie heiß und fragt mich jede Woche wann es denn weitergeht), nicht an den Mitspielern oder deren Charakteraktionen. Sie weiß nur nicht, wie sie sich verhalten soll. Wir spielen die Kampagne bereits über ein halbes Jahr und sie ist interessiert, sie ist emotional sogar investiert, auf welches ich sehr stolz bin - aber aus der Schale locke ich sie nicht.

Ich weiß im Moment auch nicht ganz wie ich damit umgehen soll.

*) Plot-relevante Informationen brauche ich ihr nicht mehr geben. Habe ich oft versucht, die verfolgt sie allerdings nicht und gibt sie auch nicht weiter. Beschwört aber, dass der Plot spannend sei.
*) Interessante NPCs die mit ihrem Charakter interagieren mag sie gerne. Wenn sie zu ihr kommen. Sonst sense. Werden von selbst auch nicht aktiv aufgesucht.
*) Nebenplots werden von ihr auch nicht angegangen und selbst wenn die anderen Spieler-Charaktere sie aufsuchen um sie zu involvieren wird dies gekonnt eher abgelehnt.

Wie gehe ich mit ihr um? In einer 3-Spieler Gruppe fällt es ja doch stark auf.
Ich wusste, bevor wir die Kampagne starteten, wie sie als Spielerin ist. In Cthulhu-Oneshots war das nie ein Problem (ohne vorgefertigte Charaktere).
Momentan stagniert die Monsterhearts-Runde aus genau diesem Grund. :/
Ich will sie ja zu nichts drängen, aber würde mir ein wenig mehr doch wünschen...

Offline Sphinx

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #27 am: 9.05.2019 | 09:40 »
Ich finde solche Spieler ehr merkwürdig als störend, aber kann akzeptieren das ihnen reich dabei zu sein.
Ich habe bis jetzt in jeder Runde welche von diesem Typus gehabt. Es sind auch nicht zwingend Menschen die ich als schüchtern oder ähnliches einordnen würde. Hab sogar sehr rede-aktive im Bekanntenkreis die sonst nicht aufs Maul gefallen sind. Aber sobald das Spiel losgeht verkommen sie zum 3 Sätze-in-3-Stunden-Spieler.

Problematisch ist es nicht, versuche auch diese Spieler immer mal anzuspielen. Aber das ist meist vergebliche Liebesmüh. Problematisch wird es nur, wenn die Runde zu viele dieses Spielertyps hat das die Story ins Stocken Gerät. Meist sind sie zumindest, wenn auch meist wenig taktisch denkend, mit dabei wenn es ans Kämpfen geht.

Ich leite meine Runde mit 6 Spielern. Dabei sind 3 aktive, einer medium und zwei stille Spieler. Ohne die zwei stillen Spieler wäre es mir zu viel für eine online Runde. Die zwei Stilleren hatte ich vorher übrigens in einer 4 Spieler Konstellation mit dabei, da waren sie auch etwas aktiver. Sie passen sich also den Anforderungen der Gruppe an ohne das sie sauer sind, weil sie nicht laufend ein Spotlight abbekommen.

Offline Sphinx

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #28 am: 9.05.2019 | 09:55 »
Ich weiß im Moment auch nicht ganz wie ich damit umgehen soll.

*) Plot-relevante Informationen brauche ich ihr nicht mehr geben. Habe ich oft versucht, die verfolgt sie allerdings nicht und gibt sie auch nicht weiter. Beschwört aber, dass der Plot spannend sei.
*) Interessante NPCs die mit ihrem Charakter interagieren mag sie gerne. Wenn sie zu ihr kommen. Sonst sense. Werden von selbst auch nicht aktiv aufgesucht.
*) Nebenplots werden von ihr auch nicht angegangen und selbst wenn die anderen Spieler-Charaktere sie aufsuchen um sie zu involvieren wird dies gekonnt eher abgelehnt.

Wie gehe ich mit ihr um? In einer 3-Spieler Gruppe fällt es ja doch stark auf.
Ich wusste, bevor wir die Kampagne starteten, wie sie als Spielerin ist. In Cthulhu-Oneshots war das nie ein Problem (ohne vorgefertigte Charaktere).
Momentan stagniert die Monsterhearts-Runde aus genau diesem Grund. :/
Ich will sie ja zu nichts drängen, aber würde mir ein wenig mehr doch wünschen...

Wie ich schon schrieb hab ich mittlerweile doch etwas Erfahrung mit diesen Spielern.
Ich würde sagen das du da wohl keine Chance hast sie zu ändern, höchstens über einen sehr langen Zeitrahmen mit mini schritten. Ich habe auch lieber mehr aktive Spieler um mich rum als nur zwei. Von daher wäre mein Tipp nicht versuchen diese Spielerrin zu ändern, sondern ehr schauen ob ihr nicht irgendwie noch einen weiteren Spieler dazu gewinnen könnt. Es ist ein Unterschied ob 1/3 still ist oder nur 1/4.

Was man versuchen könnte, ohne Garantie ob das am Spieltisch was ändert. Wäre mal zu schauen ob es einen Improv-Theater Workshop bei euch in der Gegend gibt. Hab selbst zur Weiterbildung fürs Rollenspiel bei einem mit gemacht. War einen Tag lang und hat 40 Euro gekostet, aber hat meinen Horizont gut erweitert. Aber warum ich es erwähne, da waren auch zwei Jüngere dabei in Begleitung eines Elternteils. Die Elternteile waren zu Anfang ehr Steif sind aber bis zum ende so locker geworden und haben dann richtig mit gemacht das es mich erstaunt hat. Evtl. ist so ein Kurs etwas das befreiend wirkt und lust auf mehr am Spieltisch macht. Und wenn nicht nimmt man vielleicht trotzdem wenigstens einen lustigen Tag mit nach Hause.

Offline Exar

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #29 am: 9.05.2019 | 11:59 »
Als schlechte Spieler würde ich sie nie bezeichnen.
Manche Leute haben halt einen stillen Charakter (hier durchaus doppeldeutig gemeint), sind schüchtern, trauen sich nicht, usw.
Dürfen sie dann an keinen Rollenspielrunden teilnehmen, weil ihr Wesen nunmal so ist, wie es ist? Das wäre sehr schade.

Unterscheiden muss man aber auch zwischen Menschen, die von Natur so sind und Personen, die sich vielleicht nur auf die faule Haut legen und nicht mitmachen wollen.

Klar bringt es auch nichts, wenn die ganze Runde aus schweigsamen Introvertierten besteht, da muss schon eine gesunde Mischung vorhanden sein.

Swafnir

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #30 am: 9.05.2019 | 12:31 »
Gelöscht: Doppelpost.
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 12:33 von Swafnir »

Pyromancer

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #31 am: 9.05.2019 | 12:38 »
Als schlechte Spieler würde ich sie nie bezeichnen.
Manche Leute haben halt einen stillen Charakter (hier durchaus doppeldeutig gemeint), sind schüchtern, trauen sich nicht, usw.
Dürfen sie dann an keinen Rollenspielrunden teilnehmen, weil ihr Wesen nunmal so ist, wie es ist? Das wäre sehr schade.

Auch schlechte Spieler dürfen Rollenspielen!


Offline Feuersänger

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #32 am: 9.05.2019 | 13:08 »
Auch schlechte Spieler dürfen Rollenspielen!

Aber nicht bei mir!
 >;D
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Vasant

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #33 am: 9.05.2019 | 13:12 »
Ich habe nichts gegen Zuschauer und -hörer in meinen Runden. Die müssen dafür aber keinen Charakterbogen ausfüllen.
Neuen oder schüchternen Spielern gebe ich gerne eine Chance, aber wenn die sich (auch nach mehreren Runden) nicht von sich aus einbringen, finde ich es unangenehm, mit ihnen zu spielen – egal ob als Spieler oder Spielleiter. Ich fühle mich da ständig schlecht und hab den Eindruck, dass die Person dann nicht so viel Spaß hat, versuche sie irgendwie anzuspielen, was aber möglicherweise auch unangenehm ist, weil ich die Person ja nicht zu irgendwas zwingen will, und so weiter. Deshalb versuche ich, das zu vermeiden.
Ich hatte genau so einen Spieler mal in der Runde, der wurde passenderweise auch von den anderen Spielern als Topfpflanze betitelt. Als Mitspieler vermisse ich ihn nicht. Wir spielen jetzt einfach andere Sachen zusammen.  :)
Was meiner nicht-inklusiven Spielweise sehr hilft, ist, Mitspielern bei der Charaktererstellung ein paar Fragen zu ihrem Charakter zu stellen (ganz einfacher Kram – Ziele, Motivationen, Schwächen, Freunde, Feinde). Wenn sie die so gar nicht beantworten können, können sie einfach erstmal zuhören und Fragen stellen, um ein Gefühl für's Rollenspiel zu kriegen und dann entsprechend auch auf Antworten zu kommen.

Aber nicht bei mir!
 >;D
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Offline JS

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #34 am: 9.05.2019 | 13:19 »
Deshalb hier die Frage: Sind schweigsame Spieler für Euch schlechte Spieler?

Ja.
Schweiger finde ich einfach nur langweilig, uninspirierend, motivationslos, deplaziert - vor allem, wenn ich der SL bin.
Leute gehen auch nicht ins Kino und halten sich dann Augen und Ohren zu. Wieso setzen sie sich dann an den Rollenspieltisch und glotzen Löcher in die Luft? Therapie?
Damit meine ich aber keine Spieler, die nur wenig sprechen.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Saffron

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #35 am: 9.05.2019 | 14:28 »
Leute gehen auch nicht ins Kino und halten sich dann Augen und Ohren zu. Wieso setzen sie sich dann an den Rollenspieltisch und glotzen Löcher in die Luft? Therapie?
Ich kann mich schon in deren Lage versetzen. In Gedanken nehmen sie ja rege am Geschehen teil und haben oft auch sehr klare Vorstellungen von ihrem Charakter. Wahrscheinlich also eine hohe Immersion. Sie haben eben nur Hemmungen aus sich herauszugehen, und es ist für manche sicherlich der Horror, wenn man sie dazu zwingen würde. Sie nutzen halt die extrovertierteren in der Gruppe, um trotzdem beim Spiel mitmachen zu können.

Das ist so ähnlich wie früher die Mitschüler, die in Klassenarbeiten gut waren, sich aber im Unterricht nie gemeldet haben, weil sie es grauenhaft fanden, vor der ganzen Klasse zu reden.

Ich bin froh, dass ich anders veranlagt bin, aber ich würde den stillen Wassern keinen Vorwurf daraus machen, dass sie anders gestrickt sind.

Und um der Frage zuvorzukommen, warum sie dann nicht einfach Bücher lesen oder Filme anschauen: da kann man sich nicht einen eigenen Charakter ausdenken. Und Rollenspiel ist ein Grupoenerlebnis. Und es ist interaktiv, selbst wenn die Aktivität von den anderen Spielern ausgeht, und nicht vom Benjamin.
Ich leide nicht an Realitätsverlust. Ich genieße ihn.

Offline JS

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #36 am: 9.05.2019 | 14:48 »
Mein Beitrag hatte nichts mit einem Vorwurf zu tun, sondern wie ich Schweiger beim Rollenspiel betrachte. Ich finde sie weder doof noch unfähig noch geistig abwesend, aber warum sie schweigen und was sie dabei denken und mit wem sie gut spielen können, ist mir ziemlich egal: Wir passen einfach beim Rollenspielen nicht zusammen, wenn ich SL bin. Ich mag das spritzige, aktive Paßspiel zwischen SL und Spielern. Bei Schweigern bin ich einfach nur noch Erzählonkel Hotzenblubb.
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 15:01 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline felixs

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #37 am: 9.05.2019 | 18:59 »
Ich denke, Saffron trifft es sehr gut: Leute sind unterschiedlich und vieles hängt von relativen Graden von Ex- und Introversion ab. Leute haben halt sehr unterschiedliche Vorstellungen von angemessener Kommunikation und von einem angenehmen Verhältnis von Innen- und Aussenwelt und von der Interaktion dieser zwei Welten.

(...) sie ist emotional sogar investiert (...)

Ich glaube, das kann man so (auf deutsch) nicht sagen.

Was man versuchen könnte, ohne Garantie ob das am Spieltisch was ändert. Wäre mal zu schauen ob es einen Improv-Theater Workshop bei euch in der Gegend gibt.

Also: Ich mag Rollenspiel, ich kann mit Impro-Theater überhaupt nichts anfangen. Schon gar nicht, wenn Leute einen dann anfassen wollen oder gar umarmen.
Daher meine ich, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 19:04 von felixs »
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Offline Maarzan

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #38 am: 9.05.2019 | 19:05 »
"Funktionieren" diese Spieler, an die dabei gedacht wird, denn dann wenigstens wenn sie funktional benötigt werden, sei es als Meatshield, Heilbot etc?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #39 am: 9.05.2019 | 19:10 »
An und für sich habe ich mit Benjaminis immer gute Erfahrungen gemacht. Sowohl als SL als auch als Mitspieler. Allerdings:


Ich habe in der von mir geleiteten Monsterhearts-Runde eine Benjamini-Spielerin.

Sie spielt einen ebenfalls introvertierten Charakter (Marke sich selsts spielen: kleines schüchternes junges Mädchen, dass eher am Schulhof in der Eck sitzt und zeichnet als sich je zu unterhalten). Mit dem anderen Spieler und der anderen Spielerin in ihrer Rolle zu interagieren fällt ihr bis zu einem gewissen Grad schwer, auch wenn diese ihr Freund und eine gute Freundin sind. Alle am Spieltisch haben jahrelange Erfahrung mit Rollenspiel und jeder wusste auch, wie sie als Spielerin ist.

Nun ist aber unsere Benjamini-Spielerin leider doch sehr ruhig. Die anderen beiden sind keine Rampen-säue, aber dennoch erpicht, Fortschritt im Spiel und in den Beziehungen mit den NPCs zu generieren. Unsere Benjamini-Spielerin lässt in 3 Stunden Echtzeit ihren Charakter maximal die Schafe des elterlichen Hof füttern..

Ich habe ein paar NPCs mit ihr Verknüpft, merke aber, dass nur ich sie anspiele, von ihr in alle anderen Richtungen nichts von selbst kommt.
Es liegt bei ihr, was sie mir im 4 Augen Gespräch versicherte, nicht am System/Setting (das liebt sie heiß und fragt mich jede Woche wann es denn weitergeht), nicht an den Mitspielern oder deren Charakteraktionen. Sie weiß nur nicht, wie sie sich verhalten soll. Wir spielen die Kampagne bereits über ein halbes Jahr und sie ist interessiert, sie ist emotional sogar investiert, auf welches ich sehr stolz bin - aber aus der Schale locke ich sie nicht.

Ich weiß im Moment auch nicht ganz wie ich damit umgehen soll.

*) Plot-relevante Informationen brauche ich ihr nicht mehr geben. Habe ich oft versucht, die verfolgt sie allerdings nicht und gibt sie auch nicht weiter. Beschwört aber, dass der Plot spannend sei.
*) Interessante NPCs die mit ihrem Charakter interagieren mag sie gerne. Wenn sie zu ihr kommen. Sonst sense. Werden von selbst auch nicht aktiv aufgesucht.
*) Nebenplots werden von ihr auch nicht angegangen und selbst wenn die anderen Spieler-Charaktere sie aufsuchen um sie zu involvieren wird dies gekonnt eher abgelehnt.

Wie gehe ich mit ihr um? In einer 3-Spieler Gruppe fällt es ja doch stark auf.
Ich wusste, bevor wir die Kampagne starteten, wie sie als Spielerin ist. In Cthulhu-Oneshots war das nie ein Problem (ohne vorgefertigte Charaktere).
Momentan stagniert die Monsterhearts-Runde aus genau diesem Grund. :/
Ich will sie ja zu nichts drängen, aber würde mir ein wenig mehr doch wünschen...
Lese ich da vorgefertigte SC?
Idee: Lass sie ihren eigenen SC selbst erschaffen.
Bitte sie darum eine Hintergrundgeschichte für den SC zu schreiben.
Introvertierte funktionieren idR. von Innen heraus.
Ihnen von Außen etwas aufs Auge zu drücken, funktioniert dagegen nicht so gut.

Sie soll sich einen SC schaffen, der aus ihrem Inneren kommt, und ihren Vorstellungen entspricht.
Die Bindung an den SC und die Motivation ihn zu spielen,  könnte dadurch stärker sein.

Edit. Bei  :cthulhu_smiley: ,wo sie sich ihren SC selbst erstellen durfte, hat es augenscheinlich besser funktioniert. :)
(Oder habe ich da was missverstanden?)
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 19:19 von Issi »

Offline Issi

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #40 am: 9.05.2019 | 19:41 »
"Funktionieren" diese Spieler, an die dabei gedacht wird, denn dann wenigstens wenn sie funktional benötigt werden, sei es als Meatshield, Heilbot etc?
Ja mEn. schon, wenn man sie kurz verbal anstubst.
A la..." Kannst du mal heilen? ".. Dann suchen sie auch selbstständig ihre Heilzauber raus.
(Und wenn sie sich ihren SC selbst erschaffen durften. Wichtig!)

Edit.
Sie unterbrechen von sich aus eher ungern jmd anderen. Und Reden fällt ihnen leichter, wenn man ihnen sagt: Du bist jetzt dran!
Ganz wichtig: Die Mitspieler sollten dann auch mal die Klappe halten,  sich nicht einmischen oder unterbrechen.

Nochwas: Je weniger die Schüchternheit zum Problem gemacht wird, desto besser.
Und je niedriger der Erwartungsdruck, an ein entsprechendes Auftreten,  Schauspielern etc., desto besser.
Normalerweise tauen sie dann mit der Zeit auf. Und wenn sie sich wohl fühlen,  wagen sie auch mehr.
Nicht wenige Intros können eigentlich super schauspielen.
Also das Gegenteil von Selbstdarstellung.

Edit.
Wenn ich darüber nachdenke, hatte ich schon einige Spieler am Tisch, die als Topfpflanze kamen aber irgendwann keine mehr waren.
(Zumindest nicht mehr am Spieltisch)
Reallife ist nochmal was Anderes.
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 20:21 von Issi »

Offline Megavolt

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #41 am: 9.05.2019 | 20:18 »
Ich meide die schweigsamen Spieler mittlerweile.

Begründung: Das Leben ist kurz und ich bin kein Echtwelt-Letsplay, ich habe stattdessen ja auch meine eigenen rollenspielerischen Bedürfnisse (  ~;D ). Weiterhin gibt es bessere Möglichkeiten, Socialising-Subventionen zu vergeben, als ausgerechnet in einer Rollenspielrunde, die ja unter anderem organisatorisch aufwändig ist. Jemand, der sich nicht einbringt, ist als schweigender Gast zum Beispiel beim Grillen sehr viel besser aufgehoben, im Kino oder bei konzentrierten Brettspielen oder so. Drittens kann man, nachdem man einmal das Dauerfeuer einer funktionierenden, hochenergetischen Runde mit vielen intelligenten Spotlightkämpfern erlebt hat, nicht mehr zurück auf "Da sitzt Susi, Susi sagt nie etwas, Susi will nur dabei sein.".   
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 20:20 von Megavolt »

eldaen

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #42 am: 9.05.2019 | 20:22 »
Ich meide die schweigsamen Spieler mittlerweile.

Begründung: Das Leben ist kurz und ich bin kein Echtwelt-Letsplay, ich habe stattdessen ja auch meine eigenen rollenspielerischen Bedürfnisse (  ~;D ). Weiterhin gibt es bessere Möglichkeiten, Socialising-Subventionen zu vergeben, als ausgerechnet in einer Rollenspielrunde, die ja unter anderem organisatorisch aufwändig ist. Jemand, der sich nicht einbringt, ist als schweigender Gast zum Beispiel beim Grillen sehr viel besser aufgehoben, im Kino oder bei konzentrierten Brettspielen oder so. Drittens kann man, nachdem man einmal das Dauerfeuer einer funktionierenden, hochenergetischen Runde mit vielen intelligenten Spotlightkämpfern erlebt hat, nicht mehr zurück auf "Da sitzt Susi, Susi sagt nie etwas, Susi will nur dabei sein.".   



Schön formuliert! Das sehe ich mittlerweile sehr ähnlich. Wobei (wie ja schon zur genüge angemerkt wurde) es da viele unterschiedliche Abstufungen und Ausprägungen gibt.

Noch schlimmer ist das bei mir übrigens mit lahmen Spielleitern. Da kann ich gar nicht mehr drauf...

Offline Issi

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #43 am: 9.05.2019 | 20:32 »
Noch schlimmer ist das bei mir übrigens mit lahmen Spielleitern. Da kann ich gar nicht mehr drauf...
OT
Em.."lahme SL? ".. Das ist jetzt aber eine ganz schön harte Aussage!!...... der ich allerdings nicht widersprechen kann.

Ich frage mich immer ob manche das selbst nicht merken? Und verstehe nicht,  warum sie, ohne jeden Elan, dennoch von sich überzeugt sind und unbedingt Spielleiter sein wollen.
... Tue ich mir auch nicht mehr freiwillig an....

So jetzt aber genug gelästert.  >;D

Edit. Lahm und Introvertiert ist aber nicht unbedingt das Gleiche.
Lahm kommt mMn. eher von langweilig. Bis hin zu gelangweilt,  unmotiviert.

« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 21:54 von Issi »

Offline AlucartDante

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #44 am: 9.05.2019 | 20:39 »

Deshalb hier die Frage: Sind schweigsame Spieler für Euch schlechte Spieler?

Das kommt darauf an. Wenn sie Borongeweite oder andere Charaktere mit Schweigegelübde spielen, dann sind sie gute Spieler. Spielen sie Quasselstrippen eher schlechte.

So richtige schweigende Topfpflanzen hatte ich noch nie. Wie kommen die denn dazu? Sind sie auf Bitten ihrer Freundin dabei, die voll gerne spielt, er kann aber nichts damit anfangen?

Klar gibt es introvertiertere Spieler und solche die sich etwas schwer tun mit improvisieren. Schon die habe ich selten, aber die schweigen nicht, sondern sind etwas stiller.

Wenn Charaktere manchmal etwas schweigsamer sind, liegt das manchmal übrigens daran, dass ihre Spieler nicht da sind. Deswegen laufen sie dann apathisch mit. ;-)

Edit: Jetzt wo ich alle Kommentare gelesen habe, muss ich echt sagen, dass ich das noch nie hatte. Fänd ich auch eher creepy. Redeanteile müssen nicht immer gleich verteilt sein, aber Benjaminis hatte ich wohl trotz wohl etwa 100 Mitspieler noch nie.
« Letzte Änderung: 9.05.2019 | 20:45 von AlucartDante »

Offline YY

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #45 am: 9.05.2019 | 20:43 »
Noch schlimmer ist das bei mir übrigens mit lahmen Spielleitern. Da kann ich gar nicht mehr drauf...

Das ist ja auch eine ganz andere Nummer.

Ein eher passiver/schweigsamer Spieler ist oft genug ein relativ neutraler Faktor in der Gruppenzusammensetzung, aber ein passiver SL ist fast automatisch ein Bremsklotz und lässt sich - wenn überhaupt - nur sehr schwer durch die Gruppe ausgleichen.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline AlucartDante

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #46 am: 9.05.2019 | 21:11 »
Ein Aspekt der mir noch fehlt: Es gibt Leute, die sehr schüchtern sind und einfach nicht vor Menschen reden können. Ich kenne solche Leute, die in die Theater Ag gegangen sind. Sie waren von sich selbst genervt, wollten diese Eigenschaft ablegen und deswegen dort an sich arbeiten. Vor dem Auftritt dann hyperventiliert und ohnmächtig geworden.  ~;D

Wenn so Leute mit mir sprechen und sagen, dass sie an sich arbeiten möchten, versuche ich so was immer zu unterstützen und man kann sich zusammen langsam Entwicklungsziele setzen. Genauso gibt es ja Menschen mit Sprachproblemen etc. Wenn ich Leute mag und sie offen ihr Problem ansprechen, rennen sie da offene Türen mit ein und das finde ich cool, zu unterstützen.

Aber grundsätzlich sind meine Runden kein sozialpädagogisches Projekt. Hürden sind halt keine Vorteile und Dinge gefallen mir einfach nicht so, wenn Leute zwar da sitzen, sich aber nicht einbringen. Ich würde Leute fragen, was das soll. In der Regel denke ich dann, es passt nicht. Aber aus anderen Gruppenphänomenen kenne ich es, dass in Gesprächen ich rausfinde, wieviel die Runde diesen Menschen gibt. Außerdem sind manchmal auch andere Personen in der Runde enthemmter, wenn sie wissen, dass anderen das Einbringen schwerer fällt und sie so Mittelfeld spielen können.

Offline Issi

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #47 am: 9.05.2019 | 21:42 »
Was ich schon interessant finde,  ist, dass von nicht wenigen in vergangenen Diskussionen immer wieder gerne betont wurde, dass die Eloquenz der Spieler im Spiel möglichst keine Rolle spielen soll. (Bei Sozialen Fertigkeiten z. B.)

Und jetzt liest man hier doch nicht so selten, dass sich manche mit wenig eloquenten Spielern erst gar nicht an einen Tisch setzen würden.

Offline Der Läuterer

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #48 am: 9.05.2019 | 21:46 »
Die Antworten haben sich merklich gewandelt. Von 'ist okay' nach 'brauchen wir nicht!'
Er geht nicht mehr um eine ausgewogene Gruppe, sondern bewegt sich in den Antworten in Richtung Unduldsamkeit, Effizienz Orientierung, Ausgrenzug und Sozial Darwinismus.
Mit der Einstellung 'Wer nicht so ist wie ich, ist raus!' kann ich wenig anfangen.
Für mich sollte die Gruppe der Spieler genauso facettenreich sein, wie die Gruppe der Chars.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

Offline YY

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Re: Das Benjamini-Syndrom
« Antwort #49 am: 9.05.2019 | 21:52 »
Die Antworten haben sich merklich gewandelt. Von 'ist okay' nach 'brauchen wir nicht!'

Haben da vielleicht nur andere Leute geantwortet? ;)
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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