Autor Thema: Autorenvergütung  (Gelesen 22592 mal)

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Offline Blechpirat

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #100 am: 24.06.2019 | 12:24 »
Hallo Zordan,

erstmal willkommen im Tanelorn!

Wenn jemand im Rollenspielbereich ein Buch schreibt, dann sollte man davon ausgehen, dass der Autor seinem Hobby nachgeht und nicht reich wird. Das mit Handwerkerlöhnen oder Azubis zu vergleichen, ist wenig zielführend, die müssen nämlich so bezahlt werden, dass sie davon leben können.

Als Zustandsbeschreibung hast du da ja sicherlich Recht, und so richtig ändern können wir das natürlich nicht, insbesondere nicht mit einem auf das Rollenspiel beschränkten Blick.

Es ist aber Teil einer gesamtgesellschaftlichen Debatte, die ja nicht nur Rollenspieldesigner, sondern auch Buchautoren und ganz allgemein Künstler betrifft. Warum sind diese "Kulturschaffenden" im engeren Sinne so schlecht bezahlt, während die Dienstleister darum herum (Verlage, Kunstgallerien, etc) oft ganz gut davon leben können? (Und selbst im Rollenspielbereich zumindest den Anspruch dazu zugebilligt bekommen.)

Machen wir, bzw. das von uns geschaffene System der Ressourcenallokation alles richtig, wenn das das Ergebnis ist? Es bedeutet ja auch, dass diese Aufgabe (des Kulturschaffens) nur entweder Leuten offensteht, die in ausreichend wenig Zeit genug Geld verdienen (sehr selten), von staatlichen Zuwendungen leben (knifflig, da vom Staat unerwünscht) oder von ihrem Lebenspartner "durchgefüttert werden" (Regelfall). Das kann doch nicht das optimale Ergebnis sein!


Luxferre

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #101 am: 24.06.2019 | 12:25 »
OT:Mich nervt dieser Kino-Vergleich immer. Wer im Kino Essen und Getränke kauft, muss sich nicht über die hohen Preise wundern. Wer mehr als 8€ für ein Kinoticket ausgibt, ist selbst schuld. Tut mir Leid, ich kann das Gejammer über ach so hohe Kinopreise einfach nicht hören.

Entschuldige bitte. Nerven wollte/will ich Dich ganz sicher nicht. Aber für mich greift der Vergleich.
Ich habe 2-3 Stunden gute, phantastische Unterhaltung in freundschaftlicher Begleitung. Das geben mir PC-Spiele, Bücher und Rollenspiele ebenfalls. Und bei Rollenspielen habe ich den größten Effekt, weil ich alle positiven Faktoren abgegriffen habe. Für mich also ein durchaus angemessener Vergleich.

Tja, dass man teuer ins Kino geht kann man ruhig mit teuren Produkten vergleichen. Gibt's aber beides auch billig. Und Rollenspiele sogar umsonst. Wer mehr will, zahlt halt mehr.


https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Internet-Pseudonyme

Danke Dir  :d


Am Ende sind diese Stunden-Spaß-Euro-Rechnungen auch eher akademischer Natur.
Die Frage ist wieviel Spieler/Kunden bereit sind auszugeben, wie man sie erreicht und wie man neue Kunden findet und bestehende Kunden dabei hält.

Ja klar. Wundert Sich aber in dem Umfeld von Rollenspielern nicht, dass man Gedankenexperimente und -Spielchen spielt, oder?  >;D

Offline Blechpirat

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #102 am: 24.06.2019 | 12:36 »
Ich habe mal Teile eines Rollenspielwerks aus dem englischen ins Deutsche übersetzt. Dafür habe ich Geld angeboten bekommen, dass ich abgelehnt habe. Bei einem Stundensatz von ca. 2,50 Euro fühle ich mich schlichtweg verarscht. Dann verschenke ich meine Leistung lieber! Die mit dem Stundensatz verbundene, im Wortsinne (fehlende) "WERTschätzung" ist doch geradezu ein Schlag ins Gesicht.

Natürlich ist mir bewusst, dass keiner der Beteiligten die Absicht hatte, mich zu beleidigen, im Gegenteil, wir sind alle Freunde. Aber in meiner(!) subjektiven Welt ist ein ernstgemeintes "Dankeschön" wertvoller als 2,50 Euro. Ich weiß natürlich, dass ich kein professioneller Übersetzer bin. Ich weiß auch, dass nicht jeder 2,50 Euro ablehnen kann. Trotzdem!

Jetzt wieder weg von mir: Ohne die Autoren gäbe es kein Rollenspiel. Warum sollten sie am wenigsten bekommen? Warum dürfen sie sich nicht in der Währung der Wertschätzung der Kunden erfreuen, von der man sich hinterher auch was kaufen kann?
« Letzte Änderung: 24.06.2019 | 12:39 von Blechpirat »

Offline KhornedBeef

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #103 am: 24.06.2019 | 12:50 »
Ich verstehe die Frage nicht. War das eine Frage des Verbots oder des Marktes?
Rollenspiele konkurrieren mit Computerspielen und vielen anderen Unterhaltungsformen,  wo man auch mit ein paar Euro dabei ist, und werden auf der anderen Seite mit anderen Buchprodukten verglichen. Wenn dann der Markt zu klein ist, kann man davon nicht leben.
Das alle, die was Gutes und Schönes in meinen Augen machen, davon leben können sollen, hat damit nichts zu tun.
Edit: Autokorrektur
« Letzte Änderung: 24.06.2019 | 15:41 von KhornedBeef »
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
Firepower, B&C Forum

Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline Maarzan

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #104 am: 24.06.2019 | 12:52 »
Jetzt wird hier ja viel darauf geschaut, wie es denn um die Bezahlung von Contenterzeugern steht und davon auf einen notwendigen Preis zurückgerechnet (unter meinem Empfinden eher optimistisch geratenen Auflagezahlen). Das wäre die professionelle Angebotsseite.

Wie sieht es aber auf der Nachfrageseite aus, bzw. wer ist überhaupt die Nachfragerseite?
Gerade letzteres dürfte hier eine riesige Spannweite zeigen, welche man kaum mit einer Richtschnur unter einen Hut bekommen kann, es also eigentlich auch gar kein passendes Einheitsangebot (sowohl inhaltlich, wie preislich) zu geben kann.
Wir haben mehr oder weniger informierte Neueinsteiger, Wiedereinsteiegr, Casual gamer, Intensivspieler diverser inkompatibler Natur und sehr unterschiedlicher Regelaffinition bis hin zu den Sammlern unterschiedlicher Beuteltiefe.

Und dann haben wir die Fragen für jede der Fraktionen:
A) Was wollen diese Leute jeweils tatsächlich - sprich, was bringt sie zum Geldausgeben? Welchen Vorteil/Nutzen hat dieses jetzt gerade neu zu bezahlende Werk in dem gegebenen 
    Inhalt/Umfang/Aufmachung für sie (und nicht "Rollenspiel allgemein", der Grenznutzen sinkt da rapide)?
B) Wo liegen da dann ihre typischen Schmerzgrenzen?
C) Was sind die denen jeweils bekannten/zugänglichen Alternativen?
D) Wie hoch sind die wahrgenommenen Chancen, dass zumindest die Spielinteressierten darunter, genau diesen Inhalt dann auch nutzen können?
E) Welche weiteren Hemmnisse liegen ggf. noch vor, z.B. notwendige Nacharbeiten, Lernaufwand, Spielermangel? So ein Nachmittagsspielspaß ist dann eben nicht wie im Kino oder ggf. auch einem PC-Spiel
    mit kaufen, loslegen gesichert. Eigentlich müßte man die Vorbereitungsarbeit für ein Kaufabenteuer noch auf den Verkaufspreis aufschlagen z.B. .

Die erste Preissetzung um davon leben zu können, wäre eigentlich die Aufgabe der Angebotsseite und letztlich ist die Gegenfrage auf die Frage "Warum soo teuer" des Kunden dann "Warum machst du es dann nicht selbst bzw. verzichtest dann auf mein Werk? "
Das Kernproblem bei Content mit so geringer Einstiegshürde und einem Status als Luxusprodukt ist, dass dies oft genug beim Kunden die Erkenntnis erzeugen könnte "Warum eigentlich nicht".
 
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Offline DonJohnny

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #105 am: 24.06.2019 | 12:57 »
E) Welche weiteren Hemmnisse liegen ggf. noch vor, z.B. notwendige Nacharbeiten, Lernaufwand, Spielermangel? So ein Nachmittagsspielspaß ist dann eben nicht wie im Kino oder ggf. auch einem PC-Spiel
    mit kaufen, loslegen gesichert. Eigentlich müßte man die Vorbereitungsarbeit für ein Kaufabenteuer noch auf den Verkaufspreis aufschlagen z.B. .

[ketzerei]Sollten Spielleiter dann auch bezahlt werden?[/ketzerei]
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Offline unicum

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #106 am: 24.06.2019 | 13:00 »
[ketzerei]Sollten Spielleiter dann auch bezahlt werden?[/ketzerei]

Zumindest bei der Uk Games Expo müssen die Spieler wohl Zahlen wenn sie spielen wollen,.... das ist mir jedenfalls bei meinem blick durch den Strang nebenan aufgefallen.
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,110981.0.html

Und ... ich fand das schon sehr merkwürdig.

Tegres

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #107 am: 24.06.2019 | 13:03 »
Zur Nachfrageseite: Ich habe nur eine Runde, in der meine Spieler auch das Regelbuch besitzen (und das gab es eh gratis). Da es vermutlich wesentlich mehr reine Rollenspieler statt SL-Spieler-Hybriden bzw. reine SLs gibt, gibt es hier also ein großes Potential.
Wird dieses Potential bereits hinreichend ausgeschöpft? Kann man die meisten Spieler überhaupt dazu bringen, sich auch die Regelwerke zu kaufen? Bringen reine Spielerprodukte (z.B. Investigatoren-Handbuch oder Berufe-Bände bei Cthulhu) etwas?

OT:
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Offline schneeland

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #108 am: 24.06.2019 | 13:04 »
Es gibt m.E. bei Pen&Paper-Rollenspielen noch einen zusätzlichen "problematischen" Faktor: sie altern nicht so deutlich wie andere Videospiele oder Filme - gerade bei Videospielen tue ich mir das alte Zeug mittlerweile nur noch sehr ungern an (ich weiß, es gibt Retrofans, die das anders sehen), aber meine D&D 3 oder Warhammer Fantasy-Bücher taugen im Zweifelsfall auch heute noch für eine nette Spielrunde.
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Offline Maarzan

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #109 am: 24.06.2019 | 13:07 »
[ketzerei]Sollten Spielleiter dann auch bezahlt werden?[/ketzerei]

Es ist zumindest ein Zusatzaufwand, der bei der Überlegung "was machen wir", mit reinspielen dürfte. X€ vs Y€ plus Extraarbeit - und wer überhaupt schon ein Kaufabenteuer bemüht, für den ist das Selbstgestalten/Anpassen (hier zusätzlich müssen) offensichtlich nicht einfach nur ein weiterer gewünschter Teil der Hobbyausübung.

Ähnliches, wenn Regelwerke nicht so richtig passen und verhasuregelt werden müssen.

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Offline unicum

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #110 am: 24.06.2019 | 13:10 »
Es gibt m.E. bei Pen&Paper-Rollenspielen noch einen zusätzlichen "problematischen" Faktor: sie altern nicht so deutlich wie andere Videospiele oder Filme - gerade bei Videospielen tue ich mir das alte Zeug mittlerweile nur noch sehr ungern an (ich weiß, es gibt Retrofans, die das anders sehen), aber meine D&D 3 oder Warhammer Fantasy-Bücher taugen im Zweifelsfall auch heute noch für eine nette Spielrunde.

Ja,...

wobei ich das uralte Zeugs wohl doch nicht mehr spielen will - also den "Dungenoncrawl, weil das Dungeon Crawlt" und das "Monster Manual Seite Sagen" Abenteuer,...
Aber ich weis das es doch eine gewisse Gruppierung gibt denen das immer noch/erst Spass macht.

Prinzipiell sind da alte Sachen nicht wirklich schlecht,... Jemand Lust auf eine Partie Schach? (Da bekommt der Spieleerfinder auch kein Geld mehr für,...  >;D )

Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #111 am: 24.06.2019 | 14:00 »
Wobei das mit neuen Editionen halt auch so eine Sache ist.

Manchmal sind die Neuerungen so mimimal, das die Anschaffung eigendlich nicht lohnt (zumal wenn man für die alte Edition seine bewerten Hausregeln hat)

Und dann sind manchmal die Unterschiede so groß, das es sich einfach nicht mehr wie das gleiche Spiel anfühlt, und der Zeitaufwand für den Umstieg einfach zu groß ist.
Merke: Neue Regeln zu erfinden ist nicht schwer, unnötige Regeln zu erkennen und über Bord zu werfen erfordert bedeutend mehr Mut und Sachverstand.

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Offline unicum

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #112 am: 24.06.2019 | 14:15 »
Wobei das mit neuen Editionen halt auch so eine Sache ist.

Manchmal sind die Neuerungen so mimimal, das die Anschaffung eigendlich nicht lohnt (zumal wenn man für die alte Edition seine bewerten Hausregeln hat)

Und dann sind manchmal die Unterschiede so groß, das es sich einfach nicht mehr wie das gleiche Spiel anfühlt, und der Zeitaufwand für den Umstieg einfach zu groß ist.

Ja,... aber ....

Wenn die alte Auflage vergriffen ist - dann gibt es auch nichts neues mehr.
Gedankenexperiment: Nach 1990 wären keine neuen Regelwerke mehr entstanden und die alten nicht mehr gedruckt worden. - Der Rollenspielmarkt sähe sehr, sehr traurig aus. Neues wären nur quellenbände und Abenteuer - wer kauft so etwas? Nur Leute welche die alten Regelwerke haben - da die Regelwerke im laufe der Zeit verschütt gehen (Leute haben andere Hobbys oder,... sterben und die Bücher wandern in die Tonne) werden potentielle Käufer immer weniger.

Also Neuauflagen von Regelwerken (D&D1-5, DSA 1 - 5, Midgard 1-5, Runequest 1-5,... etc...) bringen auch irgendwie Leben in die Szene.

Und eben auch diese Bücher müssen geschrieben werden,...

Offline schneeland

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #113 am: 24.06.2019 | 14:18 »
Das Modell wäre dann ja nicht, dass der Druck eingestellt wird, sondern dass wir einfach immer noch z.B. AD&D spielen würden (oder halt auch nicht). Bei Brettspielen gibt es ja jetzt auch nicht so wahnsinnig oft neue Editionen. Ob das jetzt wirklich so viel gewinnbringender wäre, sei mal dahingestellt.
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Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #114 am: 24.06.2019 | 14:57 »
Ich meinte das auch ehr in dem SInne, das es sich als Altspieler halt mit unter nicht wirklich lohnt auf die neue Edition um zusteigen wenn man die Alte schon vollständig hat.
Merke: Neue Regeln zu erfinden ist nicht schwer, unnötige Regeln zu erkennen und über Bord zu werfen erfordert bedeutend mehr Mut und Sachverstand.

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Offline Zordan von Bethanstrand

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #115 am: 24.06.2019 | 16:00 »
Hallo Blechpirat,

vielen Dank! Ich lese ja schon seit längerer Zeit still mit.

Generell ist das mit der Kunst und dem Geldverdienen eine sehr komplexe Sache. Wenn mir ein Stückchen Butter im Museum runterfällt, wird keiner eine Absperrung drumstellen und mich reich machen. Anderen gelingt so etwas. Andererseits kann ich ein 15,-€ Abenteuer nehmen, eine Widmung reinschreiben und dann versuchen, es bei Ebay für 20 € zu verkaufen. Und wenn es nicht mehr im Handel ist und ich jemanden finde, den die Lücke in seinem Bücherregal so sehr schmerzt, dass ihm das Abenteuer 25 € wert ist, dann zahlt er mehr für das "Kunstwerk" als ein anderer. So kann Kunst im Preis steigen, aber während ein Buch nach einem halben Jahr ausverkauft ist, findet man andere auch Jahre nach Drucklegung noch auf jeder Con in zig Wühlboxen.

Wenn der Verlag (wobei ich daran erinnern möchte, dass auch nicht alle deutschen Rollenspielverlage gleich groß sind) genauso viele Käufer findet, die doppelt so viel für ein Werk zahlen, dann kann der Verlag auch mehr weitergeben. Aber es gibt da schicke Kurven, die recht genau zeigen, bei welchem Preis und welcher Verkaufsmarge in Bezug auf die damit verbundenen Produktionskosten ein Produkt maximal rentabel ist. Und von dieser Summe muss dann das Geld für den Einzelhandel und die Steuern abgezogen werden. Was übrig bleibt, muss die Verlagsangestellten ernähren, das Verlagsgebäude bezahlen, ebenso die Werbung, zig Nebenkosten, von denen wir nichts ahnen etc. Und da es ohne Verlagsmitarbeiter, Verlagsgebäude und Steuerzahlungen kein Buch gibt, würde der Autor ohne all diese zu beachtenden Kostenfaktoren am Ende überhaupt nichts verdienen.

Wenn der Verlag Wohltat einem Autor dreimal so viel Geld bietet wie der Verlag Knausrig, dann kann der Autor natürlich für Wohltat schreiben. Wenn der Verlag dann aber entweder mit jedem Buch zum marktüblichen Preis Minus macht oder seine Investition nicht decken kann, weil die superteuren Bücher von zu wenigen Menschen gekauft werden, geht der Verlag pleite und der Autor bekommt in Zukunft auch kein Geld mehr vom Verlag Wohltat. Ich würde mir ja Gedanken machen, wenn der Verlagsleiter mit seinem Porsche vorfährt und ich zum Autorentreffen trampen muss, aber das habe ich im Rollenspielsektor noch nicht erlebt. Ganz im Gegenteil lebe ich finanziell total abgesichert, der Verlag trägt aber das Risiko.

Wer als Autor reich werden möchte, der braucht einfach einen sehr viel größeren Gesamtmarkt - und da muss man sich dann nur gegen zig andere Krimiautoren mit seinen eigenen gescheiterten Ermittlern und möglichst perversen Psychopaten als Gegenspielern im Krimi-/Thriller-Markt so weit durchsetzen, dass zwischen Thalia und dem Verlag mittlere bis hohe fünfstelligen Beträge fließen, damit das Buch in der Filiale ganz vorne im Eingangsbereich als Türmchen drapiert wird.

Offline Alexander Kalinowski

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #116 am: 24.06.2019 | 17:13 »
Ich finde die Diskussion trifft nicht ganz den Kern und würde sie noch gerne um eine weitere Komponente erweitern: Self-Publishing (in Kombination with dem Long Tail of Business).
Ebenso wie freischaffende Illustratoren durchaus ein gutes Zubrot verdienen können, wenn sie ein reichhaltiges Portfolio an älteren Werken haben, die sie relizensieren können, birgt gerade der Onlinemarkt im englischsprachigen Bereich Chancen sich über lange Zeiträume einen Grundverdienst zu erarbeiten.

Wenn man zB als Rollenspielautor in den letzten 15 Jahren 30 Publikationen veröffentlicht hat, die im Schnitt 15 Euro pro Monat abwerfen (zB als PDF auf DriveThru), dann hat man schon einmal einen Grundstock auf den man aufbauen kann. Wenn man natürlich länger dabei ist und vielleicht sehr erfolgreich publiziert hat, dann gilt das noch viel mehr.

Aber dahin muss man natürlich erst einmal kommen. Und der deutsche Markt alleine ist dafür etwas arg klein.
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Offline Maarzan

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #117 am: 24.06.2019 | 17:22 »
Ich finde die Diskussion trifft nicht ganz den Kern und würde sie noch gerne um eine weitere Komponente erweitern: Self-Publishing (in Kombination with dem Long Tail of Business).
Ebenso wie freischaffende Illustratoren durchaus ein gutes Zubrot verdienen können, wenn sie ein reichhaltiges Portfolio an älteren Werken haben, die sie relizensieren können, birgt gerade der Onlinemarkt im englischsprachigen Bereich Chancen sich über lange Zeiträume einen Grundverdienst zu erarbeiten.

Wenn man zB als Rollenspielautor in den letzten 15 Jahren 30 Publikationen veröffentlicht hat, die im Schnitt 15 Euro pro Monat abwerfen (zB als PDF auf DriveThru), dann hat man schon einmal einen Grundstock auf den man aufbauen kann. Wenn man natürlich länger dabei ist und vielleicht sehr erfolgreich publiziert hat, dann gilt das noch viel mehr.

Aber dahin muss man natürlich erst einmal kommen. Und der deutsche Markt alleine ist dafür etwas arg klein.

Der Anspruch war ja davon direkt und vollerwerbstechnisch leben zu können.

Dein Beispiel ist hingegen, wie es praktisch tatsächlich funktionieren könnte, da mit einem Plus raus zu kommen. -> Thema verfehlt  ~;D

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Offline Alexander Kalinowski

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #118 am: 24.06.2019 | 17:34 »
Je mehr du ohne großen Zusatzaufwand per Monat verdienst, desto einfacher ist es mit neuen Werken deinen Lebensunterhalt zu erwerben; du kommst mit der geringen Autorenvergütung viel eher aus.
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Offline Maarzan

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #119 am: 24.06.2019 | 17:40 »
Je mehr du ohne großen Zusatzaufwand per Monat verdienst, desto einfacher ist es mit neuen Werken deinen Lebensunterhalt zu erwerben; du kommst mit der geringen Autorenvergütung viel eher aus.

Ja, das wäre vermutlich der im Normalfall sinnvollste Weg, selbstdesignte Rollenspielwerke quasi als Anlage für die später mal näherrückende Frühverrentung.
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Offline Alexander Kalinowski

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #120 am: 24.06.2019 | 17:47 »
In #22 setzt du zB 800 Euro im Monat als Minimum an. Wenn man jetzt 400 Euro im Monat bereits durch den Backcatalog verdient, dann muss man nur noch ein (nicht zwei) 12-seitiges Abenteuer in 3 Monaten schreiben. Und das wird dann ja auch Teil des Backcatalogs.

Die Frage ist wieviel man wirklich damit verdient, wenn man nicht Robin D Laws, etc ist.
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Offline Maarzan

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #121 am: 24.06.2019 | 17:55 »
In #22 setzt du zB 800 Euro im Monat als Minimum an. Wenn man jetzt 400 Euro im Monat bereits durch den Backcatalog verdient, dann muss man nur noch ein (nicht zwei) 12-seitiges Abenteuer in 3 Monaten schreiben. Und das wird dann ja auch Teil des Backcatalogs.

Die Frage ist wieviel man wirklich damit verdient, wenn man nicht Robin D Laws, etc ist.

Ja, aber da stimmt auch etwas grob mit meiner Rechnung nicht. Ich komm jetzt gerade nur nicht mehr drauf, auf was ich mich damals beziehen wollte.
Aber letztlich gilt halt schon wie du letztlich sagst: "Jedes bisschen zählt" - spätestens über die Zeit.
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #122 am: 24.06.2019 | 18:21 »
Die Frage ist wieviel man wirklich damit verdient, wenn man nicht Robin D Laws, etc ist.

eben

wenn ein (Freelancer) Autor "etwas" mit seiner Kunst verdienen will, dann stehen da schon ziemliche Mengen an Buchstaben hinter.
Es bleibt also nur für die Verlage, ihr "Produkt" in einer Weise aufzustricken, die den (begeisterten und settingfesten) Freelancern auch genügend verschiedene Weiden zum Grasen lassen.

Aventurien hat hier ja im Umfeld seiner Regionalspielhilfen für DSA 5 ja die Nebenkriegsschauplatzoffensive schlechthin eröffnet.
RSHn sind zwar beliebt, aber deutlich schwächer im Verkauf als die Regelwerke.
Jetzt kommen noch "Schleichwerbung ist, wenn handbemalte Tierfiguren beworben werden" Kochbücher, regional Waffenkammern (ja genau, selbst das biedere Aventurien setzt inzwischen unverblümt auf Gun und Gearporn) und Ingameerzählungen.

Solche Erzählungen können ja auch aufgebohrt werden zu eigenständige Erzählromane für die Fluffianer und Stimmungstaucher (Zuckerbäckeriaden sind ja nur was für Hardcore-Fanboys) aber bei etwas mehr Kunst bleibt halt das Angeln nach zusätzlichen Konsumleserkreisen, die Futter für ihre Pendlerfahrt mit der Bahn suchen



 

Offline Eismann

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #123 am: 24.06.2019 | 19:10 »
Ich glaube nicht, dass man mit so einer Art "PDF-Spam" auf einen grünen Zweig kommt. Da würd ich mein Glück eher mit Lebensberatern, Esotherik oder Einhorn Porn versuchen.

Offline General Kong

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #124 am: 24.06.2019 | 19:18 »
Einhorn-Porn ... hmmm ...  :think:
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