Autor Thema: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen  (Gelesen 7573 mal)

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Offline Weltengeist

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Ich habe gerade mal Lust, einen tagebuchähnlichen Gedanken aufzuschreiben. Und weil er ganz gut zu uns im Tanelorn passt, tue ich das mal hier - es kann dann jeder damit machen, was er/sie will.

Mein Trigger ist ein netter, kleiner Animationsfilm namens "Mumien!", den ich am Sonntag mit meinem Teenager-Sohn im Kino gesehen habe. Nichts Weltbewegendes, und sicherlich nicht der Film, von dem wir uns in zehn Jahren noch "Weißt du noch..."-Geschichten erzählen werden. Aber charmant und handwerklich gut gemacht - Unterhaltung für FSK0 und Zwischendurch eben.

Und dann habe ich den Fehler gemacht, mir hinterher mal ein paar Rezensionen im Netz anzuschauen. Da waren teilweise übelste Verrisse dabei. Wie man die Lebenszeit des Rezensenten so dermaßen verschwenden könne, wieso man seine Intelligenz so beleidigen lassen müsse, ob die Filmemacher denn ob ihrer Ideenlosigkeit nicht selbst auf die Idee kämen, den Job zu wechseln - solches Zeug.

Und dann musste ich daran denken, dass meine Lust, in "meinem" Bereich - Rollenspiel nämlich - noch etwas zu veröffentlichen, auch immer weniger wird. Es wird mir Zeit meines Lebens in Erinnerung bleiben, wie stolz ich war, als ich beim Splittermond-Autorenwettbewerb den zweiten Platz gemacht habe und mein erstes Abenteuer tatsächlich gedruckt wurde. Und wie entsetzt ich war, als mir dann jemand auf der Drachenzwinge sagte: Er habe bei einer meiner Onlinerunden zugehört, und scheinbar sei ich im persönlichen Umgang ja doch ganz umgänglich und nicht so ein Arsch (ja, ernsthaft), wie er nach dem Lesen des Abenteuers gedacht hätte. Mein erstes veröffentlichtes Abenteuer wäre dann tatsächlich fast auch mein letztes geworden, wenn nicht ein glücklicher Zufall dafür gesorgt hätte, dass eine Gruppe ihr Liveplay meines Abenteuers auf Youtube gestreamt und dabei offenbar Spaß gehabt hat.

In der Folge habe ich dann immer mal den Satz gelesen, dass man da halt durch müsse, wenn man seine Sachen der Allgemeinheit zur Verfügung stelle. Wait - da muss ich durch, so wie in: weil ich was von denen will? Ich dachte, ich bin nett und opfere meine Freizeit, um denen etwas zur Verfügung zu stellen? Und dann lasse ich mich noch blöd anmachen (Lobmails kriegt man ja eher nicht so) und bekomme auch noch erklärt, dass das hat der Preis sei, wenn ich so rampengeil sei, mich in die Öffentlichkeit zu wagen?

Die Tendenz fällt mir jedenfalls in letzter Zeit immer häufiger auf (auch wenn sie vermutlich immer schon da war): Leute, die selbst nichts Produktives leisten, überbieten sich mit Besserwissereien (und Schlimmerem), was die anderen doch gefälligst besser machen sollten. Mit "Fridays for Future" auf der einen und leerstehenden Studiengängen für Energie- oder Umwelttechnik auf der anderen Seite will ich hier gar nicht anfangen, aber natürlich kann ich nicht umhin, an die aktuelle Diskussion im Uhrwerk-Thread zu denken (ab hier), wo auch ich meine Unzufriedenheit mit dem Verlag kaum noch zurückhalten kann, ohne deswegen aber Patric & Co Unterstützung angeboten zu haben.

Und wenn schon kein Verriss, dann wird zumindest konsumiert, ohne sich zu bedanken oder gar eine Gegenleistung zu erbringen. Mein Rezensionsthread ist hier mittlerweile schiedlich-friedlich eingeschlafen, weil ich es irgendwann müde war, da Texte in ein schwarzes Loch zu kippen (und ja, weil mir auch bewusst ist, dass jede negative Rezension ebenfalls einen frustrierten Autor zurücklässt). Beim "Ein erster Eindruck"-Thread ging es mir genauso - immer wieder habe ich mich bemüht, ein cooles Produkt zu beschreiben, und die Reaktion war null. Und mein Eberron-Tagebuch wird wahrscheinlich mangels Reaktionen demnächst ebenfalls nur noch an meine Gruppe verschickt. Eigentlich war ich ja immer der Meinung, dass ein Forum davon lebt, dass Leute auch mal produktive Inhalte einstellen und sich daraus eine Diskussion entwickelt, aber seien wir ehrlich: Wenn ich irgendwo "Gendering in Uhrwerk-Publikationen ist ...?" schreibe, kommt erheblich mehr Action zustande, als wenn ich mir Mühe mit einem Rollenspieltext gebe.

So bin ich also inzwischen wieder an den Punkt zurückgekehrt, an dem ich ich vor 15 Jahren schon mal war: Nämlich dass ich meine Texte nur noch für meine Gruppen und hier und da sogar nur für mich selbst schreibe. Das spart mir auch gleich noch den Ärger, mich mit dem dünnen Eis von Copyright- und Lizenzvereinbarungen herumschlagen zu müssen. Hier kann ich nach Herzenslust zusammenklauen und neu gestalten, ohne dass mir irgendwer aufs Dach steigen kann, weil dieser Text oder jenes Bild da gar nicht sein dürfte, ich nicht die passenden Creative-Commons-Angaben unter das Bild geschrieben oder gar vergessen habe, den richtigen Disclaimer an die richtige Stelle zu setzen.

Ich habe auf all das inzwischen keine Lust mehr. Was - und das ist der eigentliche Grund, warum ich diesen Text hier schreibe - schade ist. Nicht, weil ich meine eigenen Ergüsse für so großartig halten würde, sondern weil es vermutlich nicht nur mir so geht und weil es dazu führt, dass wir weniger miteinander teilen. Natürlich wäre das, was da entstehen könnte, nicht immer der Goldstandard der Rollenspielproduktion. Aber es macht die Community in meinen Augen doch ärmer.
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Offline Runenstahl

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #1 am: 20.02.2023 | 18:57 »
Das alles mag in gewisser Weise auch eine Auswirkung der Übersättigung zu sein der wir alle uns heute ausgesetzt sehen. Wenn ich mir angucke was gerade auch im Fantasy-Bereich so alles verrissen wird (von Game of Thrones über Ringe der Macht bis hin zu Willow) wird mir ganz anders. Damit meine ich nicht das jede Kritik unberechtigt ist, aber was hier den Machern bisweilen vorgeworfen wird hat nichts mehr mit Kritik zu tun. Für alte Säcke wie mich in deren Jugend es im TV als Fantasy-Kost nur Xena gab ist das nicht immer verständlich. Aber wir haben derzeit ein Überangebot an fast allem und das bewirkt das die Leute übermäßig kritisch sind. Grundsätzlich nichts verkehrtes weil es ja dazu führen kann das die Standards besser werden.

Micht selbst stört jedoch auch oftmals der Umgangston dabei der mit sachlicher Kritik nichts mehr zu tun. Social Media trägt mit Algrorythmen die "klick-bait-aufrege-drama" Videos bevorteilen auch seinen Teil dazu bei.

Ich selbst freue mich immer wenn Leute sich die Mühe machen irgendetwas konstruktives zum Hobby beizutragen. Und ich ärgere mich jedesmal wenn (in welchem Zusammenhang auch immer) bei "Rezensionen" der Ton ich Richtung Beleidigung abkippt.

Was wir mMn alle dazu beitragen können um das Klima zu verbessern:
- Reißerische Verisse nicht teilen, nicht liken und nicht kommentieren (das füttert Egos und die Algorythmen)
- Selbst versuchen einen professionellen Ton behalten
- Mehr darauf achten auch positive Erlebnisse zu teilen
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Offline Eismann

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #2 am: 20.02.2023 | 18:59 »
Ja, das ist oft so: Wer was macht, kriegt von denen eins übergezogen, die nichts machen.
War aber auch früher schon so. Man kann gerade im Rollenspielbereich schon ziemlich angegangen, beschimpft und anderweitig traktiert werden. Daher rate ich gerade Einsteigern auch davon ab sich zu sehr von Rezensionen runterziehen zu lassen. Feedback kann man auch von Kollegen kriegen.
Wenn dann stattdessen gar keine Reaktion kommt, kann es sein, dass alle soweit damit zufrieden sind, dass sich niemand darüber aufregen mag, oder es juckt halt schlicht keinen.
Von daher mein Rat: Rahme dir jede Art von positivem Feedback ein und schaue ab und an mal drauf. Positives Feedback ist allgemein eher selten, und wird zum Teil sogar wiederum kritisiert, weil es anderen nicht negativ genug ist, nach dem guten, deutschen Prinzip: Einmal zu wenig getadelt ist einmal zu oft gelobt.
Von daher: Zieh daraus deine Motivation.
Oder, was ich mache, aber vermutlich nicht so empfehlenswert ist: Zieh deine Motivation aus negativem wie positivem. Jemand hasst dein Werk und hält es für den Untergang des Rollenspiel-Abendlandes? Ja, super! Beim nächsten Mal gibts dann nochmal genau in die Kerbe einen Nachschlag. Muss man aber halt einen entsprechenden Humor und ein dickes Fell für haben.
Ich mache lieber etwas, was einigen Freude bereitet, während andere sich aufregen, als etwas, was für alle halt irgendwie nett und ok ist.

Offline takti der blonde?

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #3 am: 20.02.2023 | 19:08 »
Dann lass es eben bleiben? Du schuldest der Welt nichts, aber die Welt schuldet dir auch kein Lob und Anerkennung.

Wenn ich mich kreativ betätige, dann weil ich Freude daran habe. Im Rollokontext sind das dann auch ohnehin häufig Dinge, die ich tatsächlich für mich und mein Spiel mache. Manchmal alleine, manchmal mit anderen, aber immer mit Fokus auf meinen persönlichen Anspruch.

Offline Crimson King

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #4 am: 20.02.2023 | 19:18 »
Ich persönlich kann nur sagen, dass ich hohen Respekt vor Menschen habe, die im Wesentlichen für lau die Arbeit auf sich nehmen, ihre guten Ideen in eine Form zu bringen, die es anderen ermöglicht, an diesen Ideen teilzuhaben. Ich finde es insofern höchst schade, wenn ein kreativer Kopf die Lust verliert.

Andererseits stimme ich dem Kern der Botschaft von takti zu. Wenn man keinen Bock da drauf hat, sollte man es lassen. Der Grundsatz ist: ich mache die Dinge für mich, nicht für die da draußen. Wenn ich daraus keinen Gewinn ziehe (monetär würde zählen, aber das kann für deutschsprachige Rollenspielproduktionen kaum zählen), lasse ich es.

Ich freue mich z.B. auch über Feedback zu den Dingen, die ich schreibe. Aber ich schreibe nicht, um Feedback zu bekommen, egal welcher Art. Und genau so würde ich es auch dir, @Weltengeist, empfehlen: schreibe, weil du Bock hast, zu schreiben, und aus keinem anderen Grund.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Weltengeist

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #5 am: 20.02.2023 | 19:31 »
Dann lass es eben bleiben? Du schuldest der Welt nichts, aber die Welt schuldet dir auch kein Lob und Anerkennung.

Das habe ich nicht gemeint und (hoffentlich) auch nicht geschrieben. Ich erwarte kein Lob und keine Anerkennung. Aber ich erhoffe mir das Gefühl, dass das, was ich in die Öffentlichkeit gebe, hier und da einen Nutzen stiftet. Das kann eine Diskussion hier im Tanelorn sein oder Leute, die Freude an einem Rollenspielprodukt haben.

Mir geht es in diesem Thread auch ausdrücklich nicht darum, persönlich bedauert oder angefeuert zu werden. Ich suche auch nicht nach einem guten Rat. Es geht mir vielmehr um einen Denkanstoß. Ein Teilen eines Gedankens, in dem sich vielleicht andere wiederfinden oder eben auch nicht. Und aus dem sich - gleiches Thema - vielleicht eine Diskussion ergibt, aus der im Idealfall etwas Positives erwächst.

Und genau so würde ich es auch dir, @Weltengeist, empfehlen: schreibe, weil du Bock hast, zu schreiben, und aus keinem anderen Grund.

Wie oben geschrieben: Mache ich ja. Aber eben zunehmend weniger für die Öffentlichkeit.
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Offline CAA

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #6 am: 20.02.2023 | 19:33 »
Ich hab deine Rezensionen immer gerne gelesen.  :d

Der "schwarzes Loch" Thematik bin ich mir selber nur zu sehr bewusst. Meine Projekte (Heldensoftware Exporter für Maptool & DSA Abenteuerkarte) werden bis heute noch rege benutzt. Die wenigen male wo ich da überhaupt in irgend ner Form Feedback bekommen habe, kann ich auch nach mittlerweile 10 Jahren wohl an einer Hand abzählen. Entsprechend hätte ich gerne oft was zu deinen Rezzis geschrieben - aber mir fällt da meistens nichts sinnvolles ein, was nicht wie Spam wirkt.

Insgesamt ist aber vieles weniger geworden. Es muss ja nichtmal Sachen wie das Borbabarad-Projekt sein, wo Leute auf ner extra registrierten HomePage alles Mögliche zusammen getragen haben. Einfaches wie das Wiki-Aventurica reicht schon. Zu den alten Abenteuern gibts prall gefüllte Meisterinformations-Seiten, mit allerlei Informationen. Zu den DSA5 Abenteuern gibts zT nichtmal mehr die Meisterinformations-Seite - was aber nicht daran liegt, dass sich am Wiki was geändert hätte.....

Keine Ahnung worans genau liegt, aber irgendwas war früher anders. Wann auch immer früher war - und was auch immer gemacht hat, dass ein Bruchteil an Usern dato ein vielfaches an Output erzeugt haben.

Zufälligerweise hat der Youtube Alghoritmus mir erst gestern ein Video reingespielt, dass in eine sehr sehr ähnliche Kerbe schlägt: DSA5: Aventurische Meisterschaft & die Stimmung in der DSA-Szene

Ich für meinen Teil habe deinen Content immer gerne gelesen - und würde mich über mehr davon freuen  :headbang:

Offline Alter Weißer Pottwal

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #7 am: 20.02.2023 | 19:34 »
Ich hab deine Rezensionen immer gerne gelesen.  :d

Ich auch  :d
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Offline PayThan

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #8 am: 20.02.2023 | 19:41 »
Deine Beiträge habe ich auch immer sehr gerne gelesen @ Weltengeist und meistens als „Bereicherung“ abgespeichert.

Du hast eine tollen Schreibstiel und bringst die Sache immer gut auf den Punkt.

Also nicht entmutigen lassen.

Oder wie Steve Jobs mal gesagt hat: „If you want to make everyone Happy, Don't be a Leader, sell Ice Cream.“
« Letzte Änderung: 20.02.2023 | 19:43 von PayThan »

Offline takti der blonde?

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #9 am: 20.02.2023 | 19:50 »
Das habe ich nicht gemeint und (hoffentlich) auch nicht geschrieben. Ich erwarte kein Lob und keine Anerkennung. Aber ich erhoffe mir das Gefühl, dass das, was ich in die Öffentlichkeit gebe, hier und da einen Nutzen stiftet. Das kann eine Diskussion hier im Tanelorn sein oder Leute, die Freude an einem Rollenspielprodukt haben.

Mir geht es in diesem Thread auch ausdrücklich nicht darum, persönlich bedauert oder angefeuert zu werden. Ich suche auch nicht nach einem guten Rat. Es geht mir vielmehr um einen Denkanstoß. Ein Teilen eines Gedankens, in dem sich vielleicht andere wiederfinden oder eben auch nicht. Und aus dem sich - gleiches Thema - vielleicht eine Diskussion ergibt, aus der im Idealfall etwas Positives erwächst.

Das sei dir unbenommen! Bitte ließ meinen Beitrag als weitere Facette im Kaleidoskop der Möglichkeiten sich gegenüber dem eigenen kreativen Schaffen zu verhalten.

Offline Zanji123

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #10 am: 20.02.2023 | 19:52 »
zu deinen Rezensionen:
 >:( du bist schuld das ich mir einige deiner von dir bewerteten Abenteuer gekauft habe und bei denen hängen geblieben sind weil ich gemerkt habe, dass wir einen ähnlichen Geschmack haben.... willst du dich jetzt dieser Verantwortung meines Geldbeutels bezüglich gänzlich entziehen???  |:(( |:(( |:((
und jetzt mal ernsthaft: ich fand deine Rezis immer echt hilfreich :-) kurz knapp und aufm Punkt genauso sollten diese sein. Dank dir bin ich auf die Witchfire Trilogie gestoßen, ich hab mir die Splittermond Hexenkönigin Trilogie angesehen, Hab mir "Vulkan des Todes" besorgt, ....ich hab bisher auch noch keinen weiteren Rezi Typen gefunden der RPG Abenteuermodule bewertet wie du. Ich würde mich über weitere kurze Rezis von dir freuen.


Rezensionen generell:
jaaaa das ist immer so ne Sache. Viele Rezensionen sind ja auf "ok jeder bewertet Film X / Serie Y / Buch A gut also MÜSSEN wir jetzt auf Teufel komm raus was negatives machen weil DAS GIBT KLICKS UND BEWERTUNGEN und das heisst: Mehr Geld durch Werbung! Fällt auch gerade bei Videospiel Rezis auf. Noch schlimmer ist es natürlich wenn man schon am lesen merkt das der Rezi Typ absolut keinen Bock auf die Arbeit hatte (mein lieblings Negativ Beispiel: Die absolut grottige "Rezension" von Schatten des Dämonenfürsten auf teilzeithelden die auch mechanisch einfach komplett falsch ist) er aber was abliefern musste.
Ich kann mir nur vorstellen wie scheisse sich das anfühlt wenn man was geschaffen hat und eine Person zerreist es (und wird dabei persönlich... das gewisse Dinge einem micht gefallen ist ok nicht jeder hat den gleichen Humor usw)
9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline Zed

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #11 am: 20.02.2023 | 20:56 »
Mir scheint, manches wird also still genossen, aber manches hier ist auch ein produktiver, aktiver Ausstausch.

Beispielsweise die Initiative von Metamorphose 2021 zum Thema "Eigenentwicklungen". Dort waren über Monate wenige, aber durchaus engagierte und konstruktive Leute, und mit einigen von ihnen habe nun weitergehenden Kontakt.

Und das aktuelle Cyberpunkprojekt hier (ich habe es nicht weiter verfolgt, aber mein Eindruck war:) Da haben doch viele signalisiert, dass sie mitmachen würden.

Will sagen: Es gibt die kommunikationsfreudigen Konstruktiven, aber sie sind woanders als Du, Weltengeist, sie ansprichst? <- So als These.

Offline Carus

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #12 am: 20.02.2023 | 21:07 »
Insgesamt ist aber vieles weniger geworden. Es muss ja nichtmal Sachen wie das Borbabarad-Projekt sein, wo Leute auf ner extra registrierten HomePage alles Mögliche zusammen getragen haben. Einfaches wie das Wiki-Aventurica reicht schon. Zu den alten Abenteuern gibts prall gefüllte Meisterinformations-Seiten, mit allerlei Informationen. Zu den DSA5 Abenteuern gibts zT nichtmal mehr die Meisterinformations-Seite - was aber nicht daran liegt, dass sich am Wiki was geändert hätte.....

Keine Ahnung worans genau liegt, aber irgendwas war früher anders. Wann auch immer früher war - und was auch immer gemacht hat, dass ein Bruchteil an Usern dato ein vielfaches an Output erzeugt haben.

Ich glaube es ist nicht einfach nur "vieles weniger geworden", sondern parallel dazu viel Neues auf anderen Wegen entstanden. Ich wäre z.B. nie auf die Idee gekommen, in der Meisterinformations-Seite des Wikis nachzuschauen. Aber für die Theaterritter-Kampagne war ich in einer Facebook-
Meistergruppe, wo sich rege ausgetauscht wurde. Fanseiten scheinen weniger aktiv zu sein, dafür gibts mindestens ein halbes Dutzend Podcasts zu DSA. Die Menge an Fanart, die z.B. ständig auf Instagram entsteht ist auch beachtlich oder z.B. all die Dinge im Scriptorium.

Das ist jetzt natürlich stark DSA bezogen aber ich kann mir vorstellen, dass es für andere Spiele ähnlich aussieht. Community-Initativen verschieben und verändern sich über die Zeit.

Offline unicum

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #13 am: 20.02.2023 | 21:39 »
Ich habe auf all das inzwischen keine Lust mehr. Was - und das ist der eigentliche Grund, warum ich diesen Text hier schreibe - schade ist. Nicht, weil ich meine eigenen Ergüsse für so großartig halten würde, sondern weil es vermutlich nicht nur mir so geht und weil es dazu führt, dass wir weniger miteinander teilen. Natürlich wäre das, was da entstehen könnte, nicht immer der Goldstandard der Rollenspielproduktion. Aber es macht die Community in meinen Augen doch ärmer.

Ich sehe das ähnlich wie Du, noch vor wenigen jahren hatte ich meine ganzen kreativen auswüchse immer wieder "drüben im Midgardforum" veröffentlicht, aber nach einigen unschönen Dingen habe ich mir geschworen dort nie wieder kreativbeiträge zu veröffentlichen.
Leztens hatte ich die Frage "warum schreibst du nichts mehr?" - meine Antwort war "ich schreibe immer noch genauso viel wie früher, wenn nicht sogar mehr, aber ich veröffentliche es nicht mehr." Und die frage nach dem warum? - Ist eigentlich einfach - die Positiven kritiken fehlen und die negativen,...
Was ist eigentlich los mit uns Menschen?
Ich erinnere mich an eine "Vorlesung" (Bei der Bundeswehr stichwort "Ausbilderlehrgang") wo ein Psycologe uns erstmal zeigte was vernichtende Kritik ist und danach was sachliche Kritik ist,... und dann ganz gegen Ende meinte er dass, wenn man keine sachlichen Argumente hat man einfach mal die Klappe halten sollte.
Ich kenne einen Bundestags und einen EU-abgeordneten,... ich frage mich manchmal was die so aushalten müssen,...

Offline Issi

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #14 am: 20.02.2023 | 21:52 »
Eismann
+1

@
Weltengeist

Erinnert mich an den Kindergarten:
Wenn ein Kind einen Sandkuchen formt, der gelingt, und ein anderes kriegt keinen zustande, dann wird der Sandkuchen des anderen eben kaputt gemacht.

Denn:
"Wenn du keinen Sandkuchen hast, ist es weniger schlimm, dass ich selbst keinen habe."
 ~;D

PS:
Ich habe dann trotzdem neue Sandkuchen gebaut. Kann mich aber noch erinnern, wie doof ich das fand.
« Letzte Änderung: 20.02.2023 | 22:01 von Issi »

Offline Jens

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #15 am: 20.02.2023 | 22:13 »
Das hört sich ein klein wenig wie der Content-Creator-Blues an, den so viele bekommen - auch die großen. Aber vor allem die "Kleinen" mit wenig "Reichweite". Die haben es schwer und vor allem in der Blase der deutschen RPG-Szene wird mehr gemeckert als gelobt, es finden viel weniger fruchtbare Kollaborationen statt.

Ich habe da selbst ein wenig Hintergrund, habe Myranor-Abenteuerwettbewerbe "gewonnen" (2. und 3. Platz oder so) mit Szenarien, die ich heute nicht mehr so gut finde wie damals (die ich aber dennoch nochmal leiten würde, wenn sich die Gelegenheit ergibt), habe an "großen" DSA Abenteuern mitgeschraubt (in "Von eigenen Gnaden" sind sogar Texte von mir auch wenn das Meiste nur Gegnerwerte sind) und war im Projekt Rakshazar mit dabei. Ich denke immer noch sehr gerne an das Projekt zurück, denn es war genau das, was ich am liebsten habe: Eine Kollaboration von Leuten, die gemeinsam etwas Großartiges erschaffen, was sogar publiziert wurde und wo die Meinungen der "anderen" einfach mal... egal war. Das war für mich ehrlich gesagt auf eine gewisse Art wie ein Rausch. :D

Klar, ein Text, den man in die Welt schreibt, lebt auch mit und von den Reaktionen. Und diese Reaktionen kann man triggern, das funktioniert auf Individuen- und auf Gruppenebene. Auch negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit und viele Reaktionen sind gut für "den Algorithmus" (den es im Tanelorn nicht gibt, dazu ist die Software zu alt), egal ob positiv oder negativ.

Und natürlich ist es frustrierend, wenn man positive oder kreative Reaktionen triggern möchte, diese aber nicht kommen oder von (teilweise leider erwartbaren) negativen Stimmen verdrängt werden.

Dafür braucht es dann meiner Meinung nach das richtige Ökosystem - ein Pool an kreativen Leuten zum Beispiel, die zusammenarbeiten können und eine Plattform, auf der man gewisse Kritik woandershin auslagern kann, um sich auf das "Schaffen" zu konzentrieren.

Ich finde man kann durchaus etwas in die Welt werfen und fragen "Wie findet ihr das?" aber es ist absolut legitim, nicht jede Meinung da draußen zu beachten. Bei Communities mit der Größe und Beteiligungsrate des Tanelorn zum Beispiel finde ich das sehr bequem. Es gibt eine überschaubare Anzahl Akteure und technische Hilfsmittel, nicht alles lesen zu müssen, was andere schreiben.

Offline felixs

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #16 am: 20.02.2023 | 22:58 »
Ich denke, es geht nich darum, ob "die Welt" einem "irgendwas schuldet", sondern eher darum, woran es liegt, dass einige, die eigentlich gern was schreiben und teilen, irgendwann keine Lust mehr darauf haben.
Und ich finde es gut, zu überlegen, was man dazu beitragen kann, eine Atmosphäre zu schaffen, in der kreativ produziert werden kann.

Antworten der Art "dann mach halt nicht, wenn Du keinen Bock mehr hast" finde ich wenig hilfreich und auch unempathisch. Darum ging es doch nicht, sondern um den Frust, der dazu führt, dass man keinen Bock mehr hat.

Wir könnten doch durchaus darüber nachdenken, was man tun kann, um Leuten mit guten Ideen zu helfen, die nicht über die Resilienz (vulgo auch "Stumpfheit") verfügen, harte und vielleicht auch übergriffige Kritik einfach abprallen zu lassen oder irgendwie positiv zu wenden.

Wir haben halt alle was davon, wenn in Masse mehr beigetragen wird. Idealerweise kann man dann auch noch nach Qualität filtern, bzw. an konstruktiver, wohlmeinender Kritik wachsen. Das ist alles nicht leicht, aber tatsächlich etwas, wo jeder relativ leicht einen Beitrag leisten kann.
« Letzte Änderung: 20.02.2023 | 22:59 von felixs »
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Offline Auribiel

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #17 am: 20.02.2023 | 23:09 »
@Weltengeist:

Ich habe deine Rezis auch immer gerne gelesen! Da ich die meisten Systeme aber nicht (gut genug) kenne, war ich nur stiller Leser.

Würde mich freuen, wenn du doch mal wieder Lust hast, da weiter zu machen!  :d
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Achamanian

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #18 am: 20.02.2023 | 23:11 »
Wir könnten doch durchaus darüber nachdenken, was man tun kann, um Leuten mit guten Ideen zu helfen, die nicht über die Resilienz (vulgo auch "Stumpfheit") verfügen, harte und vielleicht auch übergriffige Kritik einfach abprallen zu lassen oder irgendwie positiv zu wenden.


+1

Ich schlage mich seit Jahren mit dem gleichen Problem herum - ich möchte bestimmte kreative Projekte (meistens im Rollenspielbereich) umsetzen, schaffe das aber nicht ohne die Aussicht auf positives Feedback, und dass ich es nicht schaffe, macht mich unzufrieden. Ich verfüge einfach nicht die über die Persönlichkeit, die nicht auf so etwas angewiesen wäre.
Ich kenne Leute, die finden super, was sie gerade machen, egal, was die anderen sagen. Manchmal beneide ich sie, manchmal ärgern sie mich auch ("Wieso willst du nicht Pathfinder spielen! Pathfinder ist geil, und ich leite geile Abenteuer dafür! Ich versteh gar nicht, wie irgendwer das nicht toll finden kann, was ich mache! Na ja, egal, selber Schuld."). Aber bei mir klappt das nicht.

Es gibt verschiedene Methoden, positives Feedback zu bekommen, und meine liebste wäre ja immer noch die der Gemeinschaft, die zusammen etwas schafft, wovon sie überzeugt ist. Aber auch das trägt nicht unendlich weit - ich habe die Erfahrung mit unserem E-Book-Verlag gemacht, von dem das Team rundum begeistert war, für den sich aber sonst trotzdem niemand interessiert hat. Als wir angefangen haben, uns notgedrungen über zwei- statt einstellige Verkaufszahlen zu freuen, war die Luft dann auch irgendwie raus ...

Was mir am meisten hilft, ist ehrlich gesagt nicht zu sagen: "Scheiß auf die Meinungen der anderen, ich mach, worauf ich Bock habe!" (das kann ich nämlich einfach nicht), sondern mir erst mal zuzugestehen, dass es okay ist, sich positives Feedback zu wünschen. Das heißt nicht, dass man einen Anspruch darauf hat, aber der Wunsch ist völlig legitim, und es ist auch legitim, den in sein Schaffen einzubeziehen. Notfalls Mittelwege zu finden zwischen intrinsischer und externer Motivation. Das Wichtigste ist erst mal, sich nicht innerlich noch selbst dafür abzustrafen, dass man etwas auf die Meinung anderer (und seien es einem persönlich unbekannte Rezensenten) gibt. Es ist völlig okay, diese Rückmeldungen zu wollen und zu brauchen und ein Gleichgewicht zwischen diesem Bedürfnis und dem, was man gerne machen will, zu suchen. Es ist auch keine Schwäche, sondern einfach eine bestimmte Art, als Mensch ein soziales Tier zu sein.

Wenn ich mir klar mache, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich alle paar Wochen mal die Titel meiner veröffentlichten Abenteuer google, in der Hoffnung, dass irgendwie sie irgendwo kommentiert hat, ist für mich schon mal viel gewonnen ...

Offline Runenstahl

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #19 am: 20.02.2023 | 23:52 »
Was übrigens auch helfen würde währe eine Facebook-Artige Funktion bei der man "Daumen hoch" für einen Beitrag machen kann.

Wenn ich mir z.B. überlege mal was neues zu kaufen und mir einige Rezensionen durchlese, dann lasse ich z.B. auf Steam gerne mal Kommentare zurück oder klicke auf "war hilfreich". Wer hier im Forum eine von Weltengeists Rezensionen gut findet, der kann ihm selbst direkt eine PN schicken (was kein anderer sieht) oder 10 Seiten weiter einen Kommentar hinterlassen was auch nur bedingt hilfreich ist und sogar als störend empfunden werden könnte wenn ein solcher Kommentar auf Seite 17 zu einer Rezension auf Seite 6 erscheint.

Ich habe allerdings keine Ahnung wie Aufwendig eine derartige Funktion überhaupt in der Implementierung ist. Und vielleicht gibt es ja auch einen Grund warum wir sowas im Tanelorn nicht haben ?
"Reading is for morons who can't understand pictures"
   Gareth (aus der Serie "Galavant")

Offline Jens

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #20 am: 20.02.2023 | 23:54 »
Es ist völlig okay, diese Rückmeldungen zu wollen und zu brauchen und ein Gleichgewicht zwischen diesem Bedürfnis und dem, was man gerne machen will, zu suchen. Es ist auch keine Schwäche, sondern einfach eine bestimmte Art, als Mensch ein soziales Tier zu sein.

Wenn ich mir klar mache, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich alle paar Wochen mal die Titel meiner veröffentlichten Abenteuer google, in der Hoffnung, dass irgendwie sie irgendwo kommentiert hat, ist für mich schon mal viel gewonnen ...
Na klar, aber es ist enorm gut, ein Rüstzeug zu haben, damit umgehen zu können, wenn negative Kritik oder auch gar kein Feedback kommt. Denn wenn man sucht, wird einem das eine oder andere davon auf jeden Fall begegnen. Ein positiver Rückhalt hilft dabei sehr, kann aber nicht greifen, wenn man sich irgendwo auf diese negativen Stimmen oder fehlendes / zu geringes Feedback konzentriert. Darunter leiden auch viele Künstler.

Was man dagegen tut? Wenn ich das wüsste...

Offline Jens

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #21 am: 20.02.2023 | 23:57 »
Ich habe allerdings keine Ahnung wie Aufwendig eine derartige Funktion überhaupt in der Implementierung ist. Und vielleicht gibt es ja auch einen Grund warum wir sowas im Tanelorn nicht haben ?
Mega aufwändig, absolut keine Chance, das irgendwie umzusetzen ;D Nee, es gibt Mods, die das leisten, da müsste wahrscheinlich etwas am Code angepasst werden, weil das Forum dann doch etwas außerhalb der Norm gemoddet wurde, aber das muss von der Redax und den Admins initiiert werden. Dann müsste es auch mal getestet werden. Und dann, wenn das erfolgreich war, könnte es hier eines Tages sein.

Diesem Beitrag kann man leider keinen Daumen nach oben geben ;D

Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #22 am: 21.02.2023 | 00:09 »
Ich persönlich sehe es so:
Ich sehe Dinge wie Schreiben und Spielleitung als Handwerk an, für das Talent zwar von Vorteil ist, viel wichtiger ist aber Übung, Erfahrung, Rückmeldung, und ein Ziel, auf das man irgendwie hinarbeitet.
Es kann von daher ein Selbstzweck sein. Ein Zeitvertreib, ein Coping-Mechanismus, ein Training.
Ein Grund, es öffentlich zu tun, ist es, sich negatives oder positives Feedback abzuholen (James N Frey empfiehlt in "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt", sich vor allem auch die negative Kritik von anderen Autoren anzuhören und dann Verbesserungen vorzunehmen, während Lob natürlich auch Energie bringt) - aber es wegen des Feedbacks allein zu tun, ist vielleicht dürftig.
Ein anderes Ziel ist es, zu inspirieren und sich selbst inspirieren zu lassen - und so durch gemeinsame, ansteckende Produktivität immer neue Dinge hervorzubringen. Welten zu erweitern, oder neue zu erschaffen.

Exkurs:
Ich glaube, viele oder die meisten Systeme wollen das gar nicht mehr.
Sie wollen, das wir konsumieren.
Keine unbequemen Fragen stellen.
Artwork und Prosa über Handwerk stellen.
Nicht mehr: Jeder SL erschafft seine eigene Welt, sondern alle SL verwenden eine bereits erschaffene Welt.
Oder: Keine Welten mehr erschaffen und diese zu kennen, sondern lineare Pfade, weil dies einfacher und schneller zu meistern ist.
Einfacher zu konsumieren.
Exkurs Ende.

Oger ist jetzt nicht mehr traurig. Oger darf jetzt seinen Blog in die Signatur aufnehmen: www.ogerhoehlen.blogspot.com


Welche Lösung bleibt da noch? - Ruft die Murderhobos!

Offline Jiba

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #23 am: 21.02.2023 | 06:54 »
Exkurs:
Ich glaube, viele oder die meisten Systeme wollen das gar nicht mehr.
Sie wollen, das wir konsumieren.
Keine unbequemen Fragen stellen.
Artwork und Prosa über Handwerk stellen.
Nicht mehr: Jeder SL erschafft seine eigene Welt, sondern alle SL verwenden eine bereits erschaffene Welt.
Oder: Keine Welten mehr erschaffen und diese zu kennen, sondern lineare Pfade, weil dies einfacher und schneller zu meistern ist.
Einfacher zu konsumieren.
Exkurs Ende.
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Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Weltengeist

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Re: Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen
« Antwort #24 am: 21.02.2023 | 08:43 »
Ich danke an dieser Stelle mal allen für ihre Beiträge, gerade auch für die aufmunternden (auch die, die mich per PM erreicht haben).

Aber noch einmal: Genau genommen ging es mir hier nicht um Aufmunterung, der Thread soll kein Fishing for Compliments sein. Es ging mir vielmehr darum, dass wenn ich da schon ein Problem habe (ich bin emotional eigentlich einigermaßen robust, ich kriege meine Kicks woanders her, und ich bin auch null darauf angewiesen, ob jemand meinen Kram liest oder nicht), dann haben vermutlich viele andere erst recht eins.

Es ging mir um Überlegungen, wie sie felixs oder Runenstahl angeschnitten haben: Wie müsste sich eine Community, wie müsste sich ein Tanelorn verändern, damit sich die, die im Grunde bereit und in der Lage wären, etwas beizutragen, dazu auch motiviert sehen? Es geht mir um das, was Rumpel schreibt: Was macht das mit den Kreativen, wie beeinflusst es das, was wir überhaupt noch zu sehen kriegen?

Es ging mir um Überlegungen, wie sie zumindest am Rande beim Oger anklingen: Haben wir mit dem immer weiter voranschreitenden Perfektionismus wirklich etwas Inhaltliches gewonnen, oder haben wir einfach nur die Oberfläche auf Hochglanz poliert und dabei ganz viel verloren? Wenn ich mal das Beispiel Filme nehme, dann stammen viele der Ideen, die noch heute begeistert verfilmt werden, aus den 80er Jahren. Warum? Weil Filme damals noch billig waren und sein durften. Man konnte etwas probieren, es durfte auch schiefgehen. Und heute? Ein einziger Blockbuster heutzutage kostet jenseits der 100 Millionen Euro, wenn der floppt, ist das Filmstudio hinüber. Scheitern ausgeschlossen, experimentieren auch. Also wird nur noch die immer gleiche Soße (dafür aber in immer teurerer Aufmachung und mit immer mehr Special Effects) rausgehauen, möglichst als Prequel oder Sequel oder Spin-Off oder Remake von etwas aus den 80ern...

Aufs Rollenspiel übertragen sehen wir gefühlt das gleiche. Bei einem DSA1 oder D&D1 hat keiner von Hardcover-Büchern, Lesebändchen, Vollfarbgrafiken, Stoffkarten oder was auch immer geredet. Das waren billige Pappschachteln mit billigen Heftchen und billigen Würfeln drin. Und ja, die hatten auch (sehr) offensichtliche inhaltiche Mängel. Aber sie waren neu und geil und mutig und wir hatten jede Menge Spaß damit. Haben wir heute mehr Spaß, weil die Sachen viermal so teuer sind, tolle Computergrafiken außen und innen haben und weil alles, was nicht das Niveau der Gareth-Box erreicht, von der Kritik verrissen wird?

Ich denke, diese Punkte - das allgegenwärtige Vergleichen und Benörgeln und der immer weiter voranschreitende Perfektionismus ohne echten inneren Gewinn - hängen zusammen. Wenn jemand heute einen Film wie Disney's Dschungelbuch oder wie Star Wars: A New Hope machen würde, würde er von den Kritikern als Rotz, Dreck, Scheiße, Zeitverschwendung und Frechheit bezeichnet. Ist das wirklich so? Muss das so sein? Muss das im Rollenspiel so sein? Oder ist das ein Hamsterrad, das einfach nur dafür sorgt, dass viele wirklich kreative Leute gar nichts mehr produzieren können, weil sie (1) kein vielköpfiges Team um sich haben, das alle Äußerlichkeiten von Grafik über Lektorat und rechtliche Fragen bis Social Media perfektioniert und weil sie (2) auch nicht die Resilienz haben, sich von den Nörglern auf die Fresse hauen zu lassen, ohne dafür von den Zufriedenen je ein Wort zu hören?

Ich nehme mich da selbst gar nicht aus. Ich bin auch durch coole Grafiken zu triggern oder durch solche, die ich nicht mag, abzuschrecken. Ich mag es auch groß und episch und sprachlich perfekt und und und. Und auch wenn ich mich tatsächlich bemühe, auch regelmäßig zu loben und nicht nur zu meckern, gelingt mir das nicht immer.

Und - auch das macht mich nachdenklich - ich bin genau wie Nico im oben von CAA verlinkten Orkenspalter-Video in einer Sandwich-Position: einerseits produziere ich hier und da mal Content (und ärgere mich dann über fehlende oder unsachliche Reaktionen), andererseits schreibe ich ja auch Rezensionen (und liefere damit Reaktionen, die andere - besonders die Beteiligten - als negativ und unsachlich empfinden mögen). Bisher habe ich das als Dienst an der Community empfunden, aber manchmal kommen mir Zweifel, weil ich damit natürlich auch genau den Perfektionismus zementiere, den ich oben kritisiert habe...
« Letzte Änderung: 21.02.2023 | 09:00 von Weltengeist »
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -