Autor Thema: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?  (Gelesen 1928 mal)

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Online Weltengeist

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Hallo zusammen!

Ich frage mich in letzter Zeit, ob einfach nur mein Eindruck täuscht oder ob die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen (zumindest im Print-Bereich) schon seit längerem kontinuierlich sinkt?

Mein völlig subjektiver Eindruck ist, dass der Output fast aller deutschen Rollenspielverlage massiv nachgelassen hat und dass auch bei den größeren internationalen Spielereihen die Abstände zwischen zwei (Print-)Publikationen immer länger werden. Okay, WotC hat ja relativ zur eigenen Größe ohnehin einen erschreckend geringen Output, aber auch die mittelgroßen Verlage enttäuschen mich mit ewigen Abständen zwischen zwei Büchern. Und wenn ich mich beim Sphärenmeister freue, dass endlich mal ein Schwung neuer Sachen reingekommen ist, sind es oft Indie-Produkte.

Bin das nur ich? Habe ich da einen Bias, weil mich immer weniger Sachen interessieren? Oder wird die Zahl speziell der Print-Produkte bei den halbwegs bekannten Rollenspielen tatsächlich immer geringer?
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

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Offline Hereagain

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #1 am: 31.03.2023 | 08:16 »
Ja.
Aber was ist daran schlimm? Die Schränke der meisten hier sind doch eh voll mit ungespielten Sachen.
Ich verfolge nur noch zwei Reihen an Spielen aktiv und freue mich über jedes interessante Rolenspiel, welches mit einem Grundbuch abgeschlossen ist.

Offline Jiba

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #2 am: 31.03.2023 | 08:30 »
Was Hereagain sagt.

Ich hatte eigentlich lange Zeit angenommen, dass das Erschaffen eigener Szenarien, Welten oder Regeln – das Aufbauen auf den sporadischen Inhalten eines einzelnen Grundregelwerks oder Settingbuchs – das Füllen der weißen Flecken... dass diese Tätigkeiten essenzielle Spaßquellen des Rollenspielhobbies sind. Dass das "sich selbst etwas ausdenken" gerne betrieben wird. Dass es nicht ums Hinstellen, sondern ums Spielen geht. 

Ich will ja gar nicht unbedingt, dass Rollenspiele nur ein Grundregelwerk haben, die sollen auch Sourcebooks haben, klar. Aber diese endlosen Regalreihen voller Zusatzbücher, die finde ich persönlich ein stückweit aus der Zeit gefallen. Allein schon aus Ressourcengründen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Waldviech

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #3 am: 31.03.2023 | 08:56 »
Man muss neben den geänderten Rahmenbedingungen ("weniger" große Reihen, dafür vergleichsweise viel Indie-Kram via Kickstarter usw.) vielleicht auch noch die momentane Wirtschaftslage mit einberechnen. Die Produktionskosten für Printpublikationen sind massiv nach oben gegangen und Rollenspiele sind nix, womit man eine wer weiß wie hohe Gewinnmarge erzielt. Das ist kein zu vernachlässigender Faktor, wenn ich ne Produktreihe plane.
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Online Weltengeist

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #4 am: 31.03.2023 | 09:02 »
Aber was ist daran schlimm? Die Schränke der meisten hier sind doch eh voll mit ungespielten Sachen.

Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

War aber jetzt auch gar nicht mein Thema. Mir ging es hier nicht um eine Bewertung, sondern allein um Bestätigung oder Widerspruch zum subjektiven Eindruck "Die Zahl der Rollenspielprodukte wird weniger".
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Offline AndreJarosch

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #5 am: 31.03.2023 | 09:03 »
Die Anzahl der Rollenspieler (ausser D&D, welches durch Stranger Things, etc. neue Leute anzieht) stagniert.
Früher teilen sich 5 bis 10 Systeme alle Spieler. Dann teile sich die Szene auf ein paar Dutzend Systeme auf. Jetzt sind es hunderte Systeme, aber noch immer die gleiche Anzahl an Rollenspiel-Käufern.

Offline Jiba

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #6 am: 31.03.2023 | 09:11 »
Zitat
Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann.

Nee. Rollenspiele sind Katalysatoren kreativer Tätigkeit: Sie erfordern geradezu, dass man sich hinsetzt und das Geschriebene selbst weiterspinnt... eben bespielt. Wenn du einen Film nochmals schaust, ist er immer gleich. Wenn du ein Rollenspiel nochmals spielst, ist es immer anders. Nicht zu vergleichen.

Rollenspiele die nur gelesen werden und im Schrank stehen sind allerdings nur Bücher, keine Spiele.

Aber wahrscheinlich triggert mich aber auch der Begriff "enttäuscht" im OP. Das finde ich in einer Branche, in der Autor:innen und Künstler:innen oft wenig bis gar nicht für ihre Arbeit bezahlt werden und das nur aus Spaß an der Freude machen, ein hartes Wort. Als habe es vorher so etwas wie eine Versicherung von deren Seite gegeben, dass der Output immer gewährleistet bleibt. Aber die gibt's halt nicht: Wie Waldviech schreibt hat das alles auch viel mit der Wirtschaftslage zu tun.
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Offline aikar

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #7 am: 31.03.2023 | 09:11 »
Dass das "sich selbst etwas ausdenken" gerne betrieben wird. Dass es nicht ums Hinstellen, sondern ums Spielen geht. 

Ich will ja gar nicht unbedingt, dass Rollenspiele nur ein Grundregelwerk haben, die sollen auch Sourcebooks haben, klar. Aber diese endlosen Regalreihen voller Zusatzbücher, die finde ich persönlich ein stückweit aus der Zeit gefallen.
Das hat nichts mit aus der Zeit gefallen zu tun, es gibt einfach solche und solche Rollenspieler:innen, ich kenne genug von beiden Ströhmungen. Bei mir variiert das z.B. auch nach System, manche leite ich lieber mit Worldbuilding und Improvisation, bei anderen erfreue ich mich an den Massen an Material (die ich auch lese und verwende).

Zum Thema: Systeme mit wirklich hohem Produktausstoß gab es eigentlich immer nur wenige und davon sind in letzter Zeit ein paar ins Schleudern gekommen. Splittermond wegen der Probleme vom Uhrwerk-Verlag, Bei Shadowrun ist die 6e nicht so gut angekommen (Der Ausstoß der deutschen Eigenproduktionen von Pegasus ist immer noch beeindruckend).
D&D...müsste ich mir mal die tatsächlichen Zahlen anschauen. Gefühlt würde ich sagen, die haben zurückgefahren und die kürzliche D&D Direct zeigt nochmal, dass sich der Fokus von WotC/Hasbro von den Printprodukten weg bewegt. Und viele Drittanbieter haben jetzt wegen der OGL-Debatte verzögert.
Cthulhu läuft immer noch gut und wirft Buch um Buch auf den Markt.
DSA...tu ich mir schwer einzuschätzen. Aber ich hab nicht den Eindruck, dass hier wenig raus kommt, zumindest präsentiert Ulisses jeden Monat neue Sachen in ihrem Vlog. Selbes für Pathfinder.

Zum Teil gibt es immer noch durch die Folgen von Corona immer noch Verzögerungen Liefer- und Produktionsprobleme von Printprodukten. Das könnte evtl. zum Gefühl eines nachlassenden Produktstroms beigetragen haben.
« Letzte Änderung: 31.03.2023 | 09:14 von aikar »
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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #8 am: 31.03.2023 | 09:18 »
Das hat nichts mit aus der Zeit gefallen zu tun, es gibt einfach solche und solche Rollenspieler:innen, ich kenne genug von beiden Ströhmungen.

Nicht falsch verstehen: Ich sage nicht, dass die Rollenspieler, die weiter Bücher sammeln wollen, aus der Zeit gefallen sind.

Ich sage mehr, dass das schiere Produzieren von gedrucktem, redaktionellem Content aus der Zeit gefallen ist, hinsichtlich der Wirtschaftslage, der Druckkosten und der Hinwendung zu sparsamerem Umgang mit Ressourcen.
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Offline Alter Weißer Pottwal

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #9 am: 31.03.2023 | 09:20 »
Ich denke das liegt daran, dass mittlerweile oft viel auf einmal rauskommt durch die Crowdfundings. Verteilt man die aufs Jahr, ist das nicht wirklich viel weniger.
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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #10 am: 31.03.2023 | 09:23 »
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

Ist halt die Boomer-Logik, die da durchkommt. ;D
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Offline aikar

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #11 am: 31.03.2023 | 09:32 »
Ich denke das liegt daran, dass mittlerweile oft viel auf einmal rauskommt durch die Crowdfundings. Verteilt man die aufs Jahr, ist das nicht wirklich viel weniger.
Gutes Argument.
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Offline Grubentroll

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #12 am: 31.03.2023 | 09:48 »
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

Da schließe ich mich Jiba an, weil ich ja auch finde, dass RPG ein durch und durch kreatives Hobby ist.

Das ist nicht wie die Jazzplatte im Laden kaufen, sondern mit den Jungs selber was zusammenjammen. ;)

Offline aikar

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #13 am: 31.03.2023 | 09:50 »
Das ist nicht wie die Jazzplatte im Laden kaufen, sondern mit den Jungs selber was zusammenjammen. ;)
Zwischen Platte kaufen (=> Romane lesen) und Jammen (Völlig freies Rollenspiel) gibt es immer noch den großen Bereich des "Spielens nach Noten". Und genau da fügen sich die Kaufkampagnen und Hintergrundbände ein.
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Offline Grubentroll

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #14 am: 31.03.2023 | 10:01 »
Zwischen Platte kaufen (=> Romane lesen) und Jammen (Völlig freies Rollenspiel) gibt es immer noch den großen Bereich des "Spielens nach Noten". Und genau da fügen sich die Kaufkampagnen und Hintergrundbände ein.

Gut, da mag einfach meine persönliche Entwicklung von Kaufabenteuern weg mitreinspielen. Bin eher der RPG-Jazzer, glaub ich... :D

Offline Hereagain

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #15 am: 31.03.2023 | 10:04 »
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen. Und neue Filme, Lieder, Bilder braucht auch keiner - gibt ja schließlich genug von früher, was man sich erstmal anschauen und anhören kann. Und überhaupt kann man ja auch mal wieder selbst Musik machen...

War aber jetzt auch gar nicht mein Thema. Mir ging es hier nicht um eine Bewertung, sondern allein um Bestätigung oder Widerspruch zum subjektiven Eindruck "Die Zahl der Rollenspielprodukte wird weniger".

Das ist aber eine plumpe Überspitzung. Da lohnt sich ja kaum die Antwort.
Es ging hier ja nie um „gar keine“ mehr sondern um „weniger“. Ist hier wieder die berühmte Diskussionskultur im Tanelorn am Start?
« Letzte Änderung: 31.03.2023 | 10:12 von Hereagain »

Offline First Orko

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #16 am: 31.03.2023 | 10:16 »
Bin das nur ich? Habe ich da einen Bias, weil mich immer weniger Sachen interessieren? Oder wird die Zahl speziell der Print-Produkte bei den halbwegs bekannten Rollenspielen tatsächlich immer geringer?

Tja, ich kenne deine Interessen nicht. Ich nehme es aber ganz anders wahr als du. Für mich gleichen die aktuellen Rollenspielproduktionen seit 5-10 Jahren einer Fülle unterschiedlich großer und komplett voneinander unabhängiger Fließbänder an Material! Eine Shitload an RPG-Zeug jeglicher Coleur, was einem um die Ohren gehauen wird, wenn man neben Rollenspielläden mal die Augen aufhält bei:

- Kickstartern
- neuen kleinen und mittleren Verlagen (wie zBsp System Matters)
- Fanwerk auf drivethru und itch.io
- der jüngst erwachten Fanzine-Szene
- die riesige und unglaublich kreative DIY-OSR-Szene
- Bundle of Holdings
- und auch: Second Hand-Verkäufen hier im Forum
- ...

Da kann man schonmal den Überblick verlieren ;) Ich für meinen Teil habe genug Systeme ausprobiert um zu wissen und schnell beurteilen zu können, was mir wohl gefallen wird, was nicht.
Dementsprechend: Es gibt imho nicht weniger sondern eher mehr - dafür aber ausdifferenzierteren Kram.

Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen.

Ich - für mich!- brauche derzeit auch keine neuen Romane. Ich lese derzeit hauptsächlich zwei Bücher: Ship of Theseus und "Klima" von Charles Eisenstein. Ersteres ein wunderschön aufwändig gestaltetes Kunstwerk mit vielen losen Blättern, mit Kommentaren in Schreibschrift an den Seitenrändern usw. Eines, was sicher ungelesen bei Vielen im Regal steht, weil es einfach nur hübsch ist.
Aber ich möchte sowas dann auch lesen.
Aktuell ist es ist mein "Abendbuch" wo ich vor dem Einschlafen kaum mehr als 5 Seiten schaffe. Auf deutsch wären es bestimmt ein paar mehr, aber es ist schon komplizierter zu lesen.
"Klima" lese ich tagsüber, wenn ich dazu komme. Als philosophisches Buch auch nicht unbedingt eines, wo man lange am Stück liest.

Beide ziehen sich mittlerweile knapp >1 Jahr. Daneben hatte ich noch Zeit für ein paar Rollenspielbücher und ein paar Urlaubslektüren. Am Ende kommen <12 Bücher im Jahre heraus.
Das reicht mir.  "Theseus" stand aber vorher schon Monate im Regal - aber mit dem festen Vorhaben, es zu lesen. Dafür brauchte ich aber Zeit. In der Zeit lese ich abends halt auch kein anderes Buch.

Ich "opfere" also "Möglichkeitszeit": Die Zeit, die ich für ein anderes Buch dann nicht habe.

Das ist bei allem so: Computerspiele. Bücher. Filme. Serien. Rollenspiele.
Alles konkurriert miteinander und der Zugang ist heutzutage extrem einfach  und  verlockend gleichermaßen - dank professionalisierter Vertrieb, Onlinehandel, Ebooks, Kickstarter, Bundles of Holding etc. s.o.

Ich habe in den letzten Jahren für mich erkannt, dass einfach nicht auf jeder medialen Hochzeit tanzen kann. Dafür reicht meine - deine, eure, unsere: Niemandens! - Lebenszeit nicht aus. Also muss ich mir überlegen: Für was möchte  ich Teile meiner Lebenszeit ausgeben?
Und ich habe beschlossen: Nicht für Medien, die ich nur konsumiere, weil ich sie habe. Und die ich nur habe.. um sie zu haben. Nicht für Besitz, um Teil einer "Kultur" zu sein.
Das macht mich langfristig nur unglücklich.

Und wenn ich mich so in diversen Threads hier umschaue, scheint mir das derzeit eine Zwickmühle zu sein, in der sich viele befinden: Das Gefühl, man müsse alles haben und konsumieren, weil wir an alles drankommen.


Disclaimer:
Ich verstehe, das es Sammeln als eigenständiges Hobby gibt. Das sehe ich als losgelöst von obigen Problem, weil Sammeln sich meist auf ein oder wenige Themen begrenzt. Wer fokussiert "Alle Rollenspiele zum Thema X" oder "Alle Bücher von Author·in Y" sammelt, befindet sich nicht in der obigen Konsumfalle.
Wer "Alles sammelt" macht sich dagegen meiner Ansicht nach was vor.


That said: Ich glaube, dass ich nicht der Einzige, der auf die Idee kommt, das weniger dann doch mehr ist. Und ich vermute mal, dass das sich in den Verkäufen so langsam auch wiederspiegelt und das sich der ungehemmte Markt von Riesen-Kickstartern und Mikro-Kleins-Fansachen in den nächsten Jahren etwas "gesundschrumpfen" wird.

Und ich persönlich halte das für eine gesunde Entwicklung, auch wenn ich mir damit jetzt wahrscheinlich ein paar Feinde gemacht habe  :-\
« Letzte Änderung: 31.03.2023 | 10:38 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Ludovico

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #17 am: 31.03.2023 | 10:37 »
Ich kann mir gut vorstellen, dass es mit der Pandemie und den damit gestörten Lieferketten zu tun hat.
Es kommt nicht sonderlich gut für einen Verlag in Sachen PR eine Veröffentlichung immer weiter zu verzögern, weil der Lieferant nicht zuverlässig liefern kann, da die Container in Shanghai festhängen. Und es gab sehr hohe Krankenstände, was auch die Entwicklung betrifft.

Offline Alter Weißer Pottwal

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #18 am: 31.03.2023 | 12:20 »
Gutes Argument.

Ist mir gerade wieder bei Savage Pathfinder aufgefallen. Fünf Publikationen auf einen Streich. Bei Deadlands Reloaded, den Hexxen-Crowdfundings oder Journey To Ragnaröck (5E) ist es ähnlich.

Früher hat sich sowas übers Jahr verteilt und es gab einen stetigen Produktausstoß. Jetzt kommen bei Ulisses halt richtige Pakete auf einmal. Das bewirkt bei mir, dass ich bei vielen Sachen einfach direkt abwinke. Ein einzelnes Buch hätte ich vielleicht mal angetestet, aber solche Pakete schrecken mich ab. Für Spieler die aber wissen, dass sie das System/Setting haben wollen, ist das aber logischerweise klasse, weil sie dann direkt mit allem loslegen können.
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Offline Waldviech

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #19 am: 31.03.2023 | 13:12 »
Zitat
Früher hat sich sowas übers Jahr verteilt und es gab einen stetigen Produktausstoß. Jetzt kommen bei Ulisses halt richtige Pakete auf einmal.
Stimmt, das ist tatsächlich ein Faktor, der gerne übersehen wird. Das pro Crowdfunding im Bestcase mehrere Bücher auf einmal rauskommen, ist ja gerade bei "größeren" Sachen nicht mehr so unüblich - auch abseits von Ulisses. Ist bei der Neuauflage von Talislanta ja gerade genauso.
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Offline Megavolt

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #20 am: 31.03.2023 | 13:41 »
Mein völlig subjektiver Eindruck ist, dass der Output fast aller deutschen Rollenspielverlage massiv nachgelassen hat und dass auch bei den größeren internationalen Spielereihen die Abstände zwischen zwei (Print-)Publikationen immer länger werden.

Ich habe den gleichen Eindruck, vor allem auf Deutsch kommt gefühlt kaum mehr was.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Schaut euch mal dieses Projekt aus heimischen Landen an und erwägt eine Unterstützung.

Besonders auffällig ist die Ebbe, wenn man aus dem DSA-Stall kommt und diese kontinuierlich veröffentlichten dicken Wälzer gewohnt ist. Abseits davon weht ein kalter Wind. Diese "Alles auf einen Streich"-Sachen in den Kickstarter-Bundles sind auch etwas, mit dem ich noch ziemlich fremdele.

Online Weltengeist

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #21 am: 31.03.2023 | 15:41 »
Och, mögliche Gründe fallen mir durchaus einige ein:
  • Der Marktanteil des Platzhirschs D&D scheint immer weiter zu steigen (zu Lasten der anderen; ich höre auch immer wieder von Gruppen, die auf D&D wechseln). Und WotC publizieren eben verglichen mit ihrem Marktanteil sehr wenig.
  • Die älteren, buchaffinen Semester werden langsam weniger. In der jüngeren Generation sind weniger Vielleser oder Büchersammler anzutreffen.
  • Viele Sammler und Komplettisten (zumindest unter denen, die ich kenne) haben ihre Sammlungen mittlerweile gestoppt oder sogar teilweise aufgelöst.
  • Immer mehr Leute gehen von Print zu PDF über, um Geld oder Platz zu sparen.
  • Die hohen Druckkosten derzeit machen Printprodukte immer schwieriger (oder zumindest so teuer, dass sie nur noch für Leute mit dicken Geldbeuteln interessant sind).
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Offline Carus

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #22 am: 1.04.2023 | 01:23 »
Ich kann es nur für DSA richtig beurteilen und da kommt pro Jahr weit mehr an Abenteuern und Hintergrundbänden heraus, als ich bespielen könnte - und ich spiele recht regelmässig in zwei Gruppen. Es gibt im DSA-Kosmos aber auch Leute, die sich beschweren, das z.B. zwei Regionalbände pro Jahr nicht reichen, das ist wohl alles etwas subjektiv.

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #23 am: 1.04.2023 | 03:02 »
Wie definiert man denn eine "große" Rollenspielpublikation?

Je nach Definition haben wir beispielsweise eine der größten Rollenspielpublikationen aller Zeiten rausgebracht. "Freude, schöner Götterfunken…" kommt mit 4 Büchern, einer sehr detaillierten Kampagne, Würfeln, hunderten von Spielkarten, über einem Dutzend Landkarten, yadda yadda yadda. Mit ca. 3,8kg Gesamtgewicht ohne den Spielleiterschirm. Vom Umfang her ziemlich gewaltig und es ist eine 100% deutsche Publikation. System Deutsch, Druck in Deutschland, Konfektionierung in Deutschland und Versand auch.

ABER: Definiert man es aber nach dem Umfang der reinen Spielregeln, so wäre FSG ziemlich weit unten angesiedelt, denn unsere Regeln sind ein kompaktes B5 Heftchen und ein paar Spicker-Karten. Mit der Komplexität und Flexibilität hat das nicht viel zu tun, aber der reine Regeln/kg Wert ist ziemlich niedrig. Allerdings ist da aber auch spezifisch Arbeit reingesteckt worden, damit das so ist. Aufblähen ist leicht. Optimierung kostet Zeit (und damit Geld).

Geht man nach Veröffentlichungsfrequenz, dann müsste man sich ja auch noch die Frage stellen, ob es denn eine Stärke ist, viele Bücher zu produzieren, wenn viele davon womöglich redundant sind oder Produkte unnötig aufgesplittet werden. Und wie zählt man da mehrere Bücher, die als Paket verkauft werden? Wenn ich als Entwickler etwas auf zwei Bücher aufteile, damit die Leser es angenehmer handhaben können, zählt das dann als doppelte Publikationsrate? Ginge man da nach kg, Wörtern, Seiten…?

Und war denn die Zahl großer Rollenspielpublkationen (nach den meisten denkbaren Definitionen) in Deutschland jemals wirklich hoch?

Zählt eine Übersetzung genauso viel wie eine komplette Neuentwicklung? Vor allem, wenn man spezifisch über einen nationalen Markt spricht? Und sind Regelbücher, Quellenbücher, Abenteuer und Romane auf Augenhöhe miteinander oder würde man da gewichten?

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Re: Sinkt die Zahl "großer" Rollenspielpublikationen?
« Antwort #24 am: 1.04.2023 | 08:16 »
Das Fass mit der formal richtigen Definition von "groß" wollte ich hier nicht aufmachen - mir ging es um die Systeme, die traditionell von vielen bespielt werden und mit (für die Verhältnisse des Marktes) mit hohen Auflagenzahlen und regelmäßigem Produktausstoß erscheinen.
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