Autor Thema: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"  (Gelesen 18625 mal)

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Offline Fredi der Elch

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ich finde es einfach unfreundlich, den Leuten erstmal ins Gesicht zu posten, dass ihre Machwerke scheisse sind.
Mag sein. Aber es hilft. Manchmal ist der heilsame Schock langfristig sinnvoller, weil die Leute es sonst nicht einsehen. Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass ich böse, hässlich und gemein bin. :)
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Samael

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Stimmt, aber wenn jemand, der über den Fluss möchte, fragt, was Du von seinem Floß hälst, ignorierst Du ihn dann, weil er nicht mal ein Motorboot bauen kann, oder hilfst Du ihm dann?

Natürlich helfe ich. ;)


Offline Boba Fett

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ich finde es einfach unfreundlich, den Leuten erstmal ins Gesicht zu posten, dass ihre Machwerke scheisse sind.
Mag sein. Aber es hilft.
Es hilft aber nicht diesem Forum, denn Deine Antwort wirkt repräsentativ auf die Wertung dieses Forums.
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Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Mc666Beth

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Also ich denke das es Geschmackssache ist. Es gibt nicht wirklich schlechte Systeme. Gewagte Theorie ich weiß, wurde hier aber auch schon mehrmals angeschnitten. Es ist einfach eine Frage des Geschmacks. Ich glaube auch nicht, dass man fünf Regelwerke gelesen haben muss. Es mag helfen ein System für die allgemeinheit zu schreiben aber nicht für mich oder meine Gruppe.

Ein kleines Beispiel:

Ich war auf Studienfahrt und auf einmal kammen Leute aus meinen Jahrgang und meinten du spielst doch Rollenspiele, kannst du sowas mal mit uns machen? Man muss bedennken das wir mitten in Schweden waren, bis zum nächsten Dorf über 30km.
Ich improvisierte ein System mit Spielkarten. Die Leute bekamen 4 Attribute, den einen Kartenwert, durch ziehen, zugeodrnet wurde. und nach kalsse ein paar Lebenspunkte. Proben liefen damit ab, dass man eine Karte zog und unter der Wertigkeit des Attributes bleiben musste. Initative hatte der mit dem höchsten Wert, auch da zog jeder eine. Und wenn ein angriff erfolgreich war wurde 1 Lebenspunkt abgezogen. Das ist das ganze System. Es ist grottenschlecht, hat aber vor drei Jahren seinen Zweck erfüllt die Leute hatten Spaß. Und darauf kommt es doch an.

Offline Pilger

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Ich denke die meisten hier haben wohl genauso klein angefangen wie ich. Wenn dann jmd. kommt, der erst gerade dort beginnt, wo man selbst vor Jahren war, sollte man immer an die eigene Vergangenheit auch denken.

Als ich mit rpgs anfing, gab es sowas wie Internet nicht, Copyshop war schon Hightech und jeder blieb still in seinem Kämmerlein und murkste rum.
Heute ist das anders. Übermotivierte Neueinsteiger meinen den Stein der Weisen gefunden zu haben und "belästigen" die alten Hasen, obwohl sie es gar nicht böse meinen, vermutlich nicht mal merken, dass es nervt, weil ihre achsotolle Idee eigentlich schon uralt und durchgekaut ist.

Und hier ist der Punkt, wo man vielleicht lieber etwas diplomatisch an diese Leute rangehen sollte. Ich stimme ganz klar Elch zu, dass diese Schocktherapie helfen kann und es echte Nervensägen geben kann. Gibt es leider überall.

Sie (the therapie) kann aber leider auch völlig ni die Hose gehen: Der Betroffene fühlt sich angepisst (damit kann man ja noch leben) oder aber - und dass ist keine gute Entwicklung - er ist eingeschüchert und zieht sich als völliger "Versager" zurück. Nicht jeder hat ein dickes Fell oder ist den manchmal "groben Ton" im anonymen Netz einfach noch nicht gewohnt.

Deswegen: Wenn einer nervt, ihn nicht gleich abstempeln, sondern entweder zeigen, wie es gemacht wird oder ihn ignorieren. Gerade letzteres tut nicht wirlich weh und kann ebenfalls Wunder wirken. Schließlich kann man nie wissen, was für einen talentierten, nur noch etwas unerfahrenen Menschen man da vor sich hat ;)

Ich will hier nicht den "netten Kerl von nebenan" raushängen lassen, der hier rumpädagogikt - versteht mich nicht falsch. Aber manchmal sollte man einafch ein Post zweimal lesen, bevor man auf senden klickt :)
Ich sprech da aus nicht rühmlicher Erfahrung ;)
« Letzte Änderung: 8.07.2004 | 17:13 von Pilger »

Offline Fredi der Elch

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Es hilft aber nicht diesem Forum, denn Deine Antwort wirkt repräsentativ auf die Wertung dieses Forums.
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Ohje, jetzt darf ich nicht mehr sagen, dass andere Leute schlechte Rollenspiele schreiben, weil sonst das arme Forum stirbt! Und die Kinder in der Dritten Welt haben gar nichts zu Essen! Ich muss gleich heulen...  ::)

Bitte, ich sehe ja ein, dass ich das auch netter sagen könnte, aber jetzt das Wohlergehen des Forums davon abhängig zu machen ist... übertrieben.
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Zitat von: 1of3
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Durag

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Es wäre mal interessant zu erfahren, wie ein Mensch, der bisher nur freies Rollenspiel geleitet hat, an ein geregeltes System herangehen würde. Wäre eventuell sogar ein Experiment wert. Nur sind auch diese Menschen durch PC-Spiele, Erzählungen usw. beeinflusst.

Wir bräuchten einen Rollenspiel-Kaspar-Hauser.

lunatic_Angel

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*Auch mal meld*

*g* Da sich das wohl um Fredis Kommentar im Thread zu meinem System dreht, bzw dadurch veranlasst wurde.

Ich find es schon recht krass wenn so Leute ankommenund erstmal sagen "Das was du machst ist purer Humbug". Das geht wirklich diplomatischer. Normalerweise gehör ich zu denen die sich durch so ne Aussage verscheuchen lassen. Aber derzeit bini ch in ner Trotzphase und es geht trotzdem weiter.

Fredi mag in sofern recht haben, dass ich das ganze vielleicht "falschrum" angehe, zuerst mechanismen baue und dann schaue, wie weit kann ich damit wirklich umsetzen was mir vorschewbte. vielleicht hätte ich mich echt hinsetzen sollen und vorher GENAU aufschreiben sollen, was ich will. Aber genau das kann emine Art von kreativität nicht. Ich bin bastler und nicht bauer.

Und naja, Dass ein newbie wie ich vielleicht nicht wirklich sagen kann, was er vorhat, liegt nciht unbedingt darin begründet, dass er von der Materie keien Ahnung hat sondern von den "Fachbegriffen" darüber hinaus, wird er sich wohl HIlfe von erfahrenen Holen, die ihm dann fragen stellen wie: Welche attribs usw. klar dass man da evtl verbogen wird. Aber das wird dann in der Kleinarbeit später wieder ausgemerzt, so zumindest bei mir.

Fredis Statement is ok, wenn das System schon sogut wie vollkommen steht, aber nicht wenn man nochnichtmal in der Alpha phase ist, wo ich jetzt gerade mal hinkomme.

Mc666Beth

  • Gast
...
Wir bräuchten einen Rollenspiel-Kaspar-Hauser.

Da bin ich mir nicht so sicher.

@Fredi

Nein das Wohl des Forums hängt nicht davon ab.
Aber du solltest mal diplomatischer sein ... sonst wird das nix mit dem Kundenkontakt.  ;)
Oder wir machen ein Forum nur für Fredi auf und da kommen nur Leute rein die schon eine "gewisse Erfahrung" haben.  ~;D []-
« Letzte Änderung: 8.07.2004 | 17:31 von Mc666Beth »

Gast

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im Wortlaut gebe ich Fredi nicht recht, es gibt auch gute Systeme von Leuten, die nicht viele Systeme kennen. Andererseits, die meisten freien Systemen sind der letzte Rotz. Eine leicht andere Fantasy-Welt + ein System das im Grunde aus DnD/Gurps/DSA plus Hausregeln besteht.
Wenn ich also die Wortklauberei lasse stimme ich seinem Grundgedanken voll und ganz zu. Ich würde ihn sogar noch erweitern auf Diskussionen über Rollenspiel im Allgemeinen. Da melden sich auch gerne Leute zu Wort die – im übertragenen Sinne – aus ihrem Dorf noch nicht rausgekommen sind und ich denk mir manchmal "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten." Manchmal denk ich mir natürlich auch ich hätte mich selber an diesen Grundsatz halten sollen ;)
Aber ehrlich, kaum einer käme auf die Idee das jemand der nur Stephen King (oder meinetwegen auch "nur Goethe") kennt über Literatur mitreden kann auch wenn "Lesen" vielleicht das gemeinsame Hobby ist. Genauso wie der intensive Konsum von Actionfilmen aus Hollywood nicht dazu qualifiziert über "den Kinofilm im allgemeinen" mitzureden.
Im täglichen Leben wird das auch meist berücksichtigt, und wer nur einen begrenzten Ausschnitt eines Gebietes kennt respektiert auch, dass andere von etwas mehr Ahnung haben oder sich intensiver damit beschäftigt haben. Im Internet fällt (aufgrund der teilweisen Anonymität) diese Hemmschwelle manchmal weg und jeder postet fröhlich seine Meinung, egal ob er von der Materie was versteht oder nicht.
IRL habe ich keine Problem damit einem verhinderten Künstler, der mir sein neuestes Werk präsentiert zu sagen, dass ich es scheiße finde, weil er nur Dinge kopiert die schon hundertmal gemacht wurden. Und wenn sich jemand an einem Gespräch beteiligt ohne hinreichend informiert zu sein, dann weise ich ihn auch darauf hin. Ich bemühe mich dabei um Rücksicht auf die Gefühle des Anderen und versuche das so diplomatisch wie möglich rüberzubringen. Gerade im Netz gelingt das nicht immer.
Andererseits, finde ich es durchaus vertretbar, auch von anderen zu erwarten, dass sie nachdenken bevor sie auf "Eintrag" klicken und   wenn sie keine Ahnung haben, einfach mal die Fresse halten. Oder damit leben können, dass man ihnen klar und deutlich sagt, wie wenig man von ihrer Arbeit oder ihrem Beitrag hält. Wer groß genug ist sein Gedankengut einfach so in die Welt hinauszuplärren, der muss auch damit leben können das die Welt manchmal zurückplärrt.

Catweazle

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #35 am: 10.07.2004 | 18:23 »
Ich finde manches Rollenspielsystem Mist, das sehr sehr erfolgreich ist oder in der "Szene" einen guten Ruf hat.  Seit 19... (war's jetzt 84 oder 86? Ich glaube 84) ...jedenfalls nun schon fast 20 Jahre spiele ich Rollenspiele. Ich habe den Aufstieg und den Fall so manchen Systems erlebt. Ich habe bestimmt dreißig Systeme gespielt, viele entworfen und wieder verworfen. Und zu was qualifiziert mich das? Ich will es euch sagen: zu gar nix! Aber ich kann auch ohne Professur im nächsten Ikea-Baumarkt feststellen, ob ich ein System mag. Um es mit den Pythons zu sagen: "I may not know much about art, but i know what i like".

Ich kenne kein perfektes System. Aber so ziemlich jedes hat irgendeine Besonderheit, die ich mag. Selbst die Systeme, die ich gar nicht leiden kann, haben irgend ein Element, das mich inspiriert und immer wieder den Wunsch aufkeimen lässt "so was brauchst Du in XYZ auch". Praktisch jedes System hat so eine Idee.

Unbedarfte Deppen müssen nicht die besten Rollenspielautoren sein, aber jeder kann eine gute Idee haben. Denn es zählt bei Autoren nicht nur die Fachkenntnis (wenn es das überhaupt gibt), sondern vor allem Kreativität und Talent. Das aber, liebe RPG-Professoren, kann man nicht lernen. Und darum bemühen sich so manche selbst ernannten "Profis" vergebens um etwas Großes, weil ihnen trotz jahrelangen studierens aller Regelwerke einfach die Idee fehlt, die ein "unbedarfter Depp" vielleicht hat. Ist das Leben nicht ungerecht?

Ludovico

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #36 am: 10.07.2004 | 18:33 »
Schwieriges Thema!
Es hat durchaus Vorteile, wenn man mehrere Regelwerke kennt und sein eigenes System erschaffen will aber auch Nachteile.
Ein Vorteil ist unter anderem, daß man sich frei nach Schnauze aus anderen Systemen bedienen kann und so das Beste aus diversen Systemen übernehmen kann.
Besser gut geklaut, als schlecht selbergemacht!
Auf der anderen Seite gibt es da dann noch diese Typen, die etwas Neues schaffen wollen, irgendwas Originelles. Hierbei ist die Kenntnis von mehreren Systemen ziemlich negativ, denn dann stellt man schnell fest, daß es das schon gab und dies schon und ehe man es sich versieht, hat man da ziemlich originellen Schmu produziert.
Originell, aber schlecht spielbar!

Aber um ein anständiges System auf die Beine zu stellen, muß man keine großen Vorkenntnisse haben. Ich finde, es reicht schon, ein System zu kennen. Dann kann man sich überlegen, was daran Mist ist und was man besser machen könnte.

Ich hab schon genug Mist von sogenannten professionellen Autoren gelesen, um mir ausmalen zu können, daß ein Neuling, der unter RPG lediglich Baldur´s Gate und Diablo versteht, es auch nicht schlechter machen könnte (Ich denke da nur an das Cathay-Buch von 7te See.)
.
Seit wann muß man übrigens professioneller Autor sein, um gute Bücher schreiben zu können?
Eine Idee und Talent sind tausendmal mehr wert als Autorenkurse und der ganze Dreck.

« Letzte Änderung: 10.07.2004 | 22:55 von Ludovico »

Offline Roland

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #37 am: 11.07.2004 | 10:05 »
Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.

Klar kann ein talentierter, völlig unbedarfter Autor ein gutes Buch schreiben. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt aber fast immer unter der für einen talentierten, gut ausgebildeten und kenntnisreichen Schriftsteller, das gleiche zu schaffen. Man sollte auch den Einfluß von Lektoren und Redakteuren, die viele Anfängerfehler ausgleichen und den Neulingen wertvolle Ratschläge geben können, nicht außer acht lassen.

Hat ein junger Rollenspieldesigner zwar keine Ahnung von Rollenspielen, aber ein durchdachtes Konzept, das stringent umsetzt ohne sich um Konventionen zu kümmern, produziert er wahrscheinlich ein besseres Spiel als ein alteingesessener Designer, der konfus einem Trend hinterhergestaltet und sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bezieht.

Ein erfahrener Designer mit einem unkonventionellen, originellen Konzept wird aber fast immer ein besseres Spiel produzieren als jeder Neuling. Spieldesign und Schreiben sind auch (und manche meinen vor allem) Handwerk, das lernt man nicht von Heute auf Morgen
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Catweazle

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #38 am: 11.07.2004 | 10:31 »
@Roland:

Ich glaube, wir haben die gleiche Ansicht.

Klar, man braucht ein Handwerkszeug. Man sollte einen schönen Schreibstil haben. Doch ein talentierter Dilletant ist mir lieber als ein unbegabter Profi. Es wird handwerklich schlechter, aber inhaltlich intereressanter sein. Im Idealfall, da gebe ich Dir Recht, hat ein Künstler beides. Doch ich als Zeichner (klar, nur Hobbymäßig) weiß, wie leicht man dem Irrglauben verfällt, den Stil eines anderen übernehmen zu müssen, nur weil man ihn selbst gut findet.

Ich finde, das Rollenspiel als solches braucht beide - Dilletanten UND Profis. Es ist da doch wie im Geschäftsleben auch. Die Dilletanten haben die frischen, unverbrauchten Ideen, und die sog. Profis klauen diese einfach und bringen sie in eine Massentaugliche Form. Darum glaube ich nicht, dass wir jemanden ablehnen sollten, der eben OHNE große Erfahrung eigene Rollenspielwerke schreibt, sondern voller Interesse sehen sollten, was er denn vielleicht anders gemacht hat. Die Erfahrung wird er mit der Zeit von alleine bekommen. Und zur Hilfestellung sind wir ja da. OHNE erhobenen Zeigefinger, Arroganz (Altmeister lässt grüßen) und Besserwisserei. Sondern einfach mit einer Erfahrung, die der andere noch nicht hat. Das nennt man Community. Und eine Community lebt vom Miteinander, nicht vom Ausgrenzen ("lern erst mal 100 Rollenspielsysteme kennen, dann können wir uns wieder unterhalten"). Dann klappt's auch mit dem Basteln.

Ludovico

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #39 am: 11.07.2004 | 10:37 »
Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.

So würde ich das nicht sagen.

Zitat
Klar kann ein talentierter, völlig unbedarfter Autor ein gutes Buch schreiben. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt aber fast immer unter der für einen talentierten, gut ausgebildeten und kenntnisreichen Schriftsteller, das gleiche zu schaffen. Man sollte auch den Einfluß von Lektoren und Redakteuren, die viele Anfängerfehler ausgleichen und den Neulingen wertvolle Ratschläge geben können, nicht außer acht lassen.

Gerade in punkto Bücherschreiben, was unterscheidet denn einen ausgebildeten Schriftsteller von einem unausgebildeten?

Zitat
Ein erfahrener Designer mit einem unkonventionellen, originellen Konzept wird aber fast immer ein besseres Spiel produzieren als jeder Neuling. Spieldesign und Schreiben sind auch (und manche meinen vor allem) Handwerk, das lernt man nicht von Heute auf Morgen

Ich denke nicht, daß das Schreiben von Büchern ein Handwerk ist, sondern eher Ausdruck der Fantasie.
Was Du als positiv empfindest, nämlich das Schreiben von unkonventionellen und originellen Konzepten, sehe ich eher negativ, denn der Wiedererkennungswert bei diesen Systemen ist gering und somit auch die Eingewöhnungszeit.

Dieser ganze Heckmeck mit Player Empowerment und GNS-Syndrom und wie der ganze Schmu sich nennt, ist doch nur was für eingefleischte Profis und nicht etwas für Neulinge. Folglich gibt es auch kein "besseres" oder gar "bestes" System, sondern nur das "für die Gruppe am Besten geeignete" System. Wenn das Munchkin´s Wet Dreams statt Player Empoweremt 3000 ist, so ist das halt so.
« Letzte Änderung: 11.07.2004 | 10:41 von Ludovico »

Gast

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #40 am: 11.07.2004 | 11:16 »
@Ludovico, Dailor
ich finde es ja schön das ihr hier als Fürsprecher des begabten Amateurs auftretet aber ich frage mich ob sich das auch noch mit anderen Dingen als eurem festen Glauben an diese Methode verteidigen lässt.
Wenn ich mich hier http://www.darkshire.net/~jhkim/rpg/freerpgs/index.html umsehe fällt es mir wirklich sehr schwer an begabte Amateure zu glauben angesichts der Fülle von Rollenspielen, die trotz einiger guter Ideen ansonsten blind und sinnlos Traditionen aus anderen Spielen kopieren.
Auch im FERA taucht alle paar Wochen ein Neuling auf, der entweder eine coole Setting-Idee hat oder ein "revolutionäres" System für Proben erfunden hat. Ansonsten kopieren beide fleißig das Werk anderer.
So schön ich die Idee des begabten Amateurs ans sich finde, es scheint so zu sein, dass kaum jemand ein RSP entwickelt, ohne vorher eins gespielt zu haben. Und wenn der Überblick über die Möglichkeiten fehlt, dann ist die Gefahr natürlich groß, dass der Amateur Dinge aus seinem Rollenspiel für Elemente des Rollenspiels an sich hält. Das ist völlig normal, wir alle generalisieren auf der Basis dessen was wir kennen.
Kurz gesagt, auch wenn mir begabte aber unwissende Amateure sympathisch sind, die vorhandenen Produkte zeigen IMO klar, dass sie nicht die besseren RSP-Autoren sind und auch, dass sie eben nicht kreativer/innovativer sind. Könnt ihr mir sagen, welche Dinge ihr wahrnehmt, oder anders wahrnehmt, die eure Vermutung stützen?

@Ludovico
Zitat
Dieser ganze Heckmeck mit Player Empowerment und GNS-Syndrom und wie der ganze Schmu sich nennt, ist doch nur was für eingefleischte Profis und nicht etwas für Neulinge. Folglich gibt es auch kein "besseres" oder gar "bestes" System, sondern nur das "für die Gruppe am Besten geeignete" System. Wenn das Munchkin´s Wet Dreams statt Player Empoweremt 3000 ist, so ist das halt so.
Wenn Du keine Begründungen für deine Behauptungen ("nur was für Profis") angibst, und mir nicht nachvollziehbare Folgerungen vornimmst (auch wenn ich dem Endergebnis der Folgerung zustimme) dann habe ich das Gefühl Du wirst unsachlich und solltest ein wenig langsamer posten.
Zu deiner Behauptung: die Zugänglichkeit von RSPs für Neulinge ist etwas was unter den von dir als "Schmu" bezeichneten Themen ziemlich intensiv diskutiert wird. Die meisten dementsprechenden Systeme sind bedeutend einfacher als die "klassischen" und wenn hier jemand behaupten wollte Shadowrun oder Runequest oder DSA4 seien anfängerfreundlicher als Trollbabe soweit es um die Regel geht, dann müsste ich wirklich herzhaft lachen. Davon abgesehen ist Player Empowerment für viele nur die Korrektur einer Fehlentwicklung. Keine Ahnung welche Erfahrungen Du gemacht hast, aber ich habe viele Neulinge erlebt, die an den Tisch kamen und meinten man wäre jetzt gemeinsam kreativ, nur um dann belehrt zu werden, dass die SL die Story macht. Ich hab auch schon so manche nette, kreative und an sich unproblematische Idee eines Neulings traurig enden sehen, weil das System sie entweder nicht vorsah, oder ein pedantischer Mitspieler meinte dem Neuling erklären zu müssen, was geht und was nicht geht.
Und auch aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass bspw. InSpectres und Trollbabe von alten Hasen und Neulingen gleichermaßen innerhalb von 15 Minuten begriffen werden.
Da würde mich jetzt doch interessieren auf welche Beobachtungen und Überlegungen Du deine These ("nur für Profis") stützt.

Offline Roland

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #41 am: 11.07.2004 | 11:57 »
Gerade in punkto Bücherschreiben, was unterscheidet denn einen ausgebildeten Schriftsteller von einem unausgebildeten?

Der ausgebildete Schriftsteller hat hoffentlich einen besseren Schreibstil (Satzbau usw.), ist in der Lage Figuren bessser zu charakterisieren, Struktur in sein Werk zu bringen, einen Spannungbogen aufzubauen und vieles mehr.


Ich denke nicht, daß das Schreiben von Büchern ein Handwerk ist, sondern eher Ausdruck der Fantasie.
Was Du als positiv empfindest, nämlich das Schreiben von unkonventionellen und originellen Konzepten, sehe ich eher negativ,

Das ist auch für mich keine Errungenschaft an sich, aber besser als die xte mittelmässige Inkarnation eines bekannten Konzeptes.

Dieser ganze Heckmeck mit Player Empowerment und GNS-Syndrom und wie der ganze Schmu sich nennt, ist doch nur was für eingefleischte Profis und nicht etwas für Neulinge.

Neue Spieler stehen dem "Schmu" wie Du ihn nennst oft wesentlich aufgeschlossener gegenüber als Veteranen an der Vergreisungsgrenze. Neulinge sind nicht nicht in traditionellen Konzepten gefangen.
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Ludovico

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #42 am: 11.07.2004 | 12:49 »
Auch im FERA taucht alle paar Wochen ein Neuling auf, der entweder eine coole Setting-Idee hat oder ein "revolutionäres" System für Proben erfunden hat. Ansonsten kopieren beide fleißig das Werk anderer.

Ich bin ein großer Freund der Ansicht: "Besser gut kopiert, als schlecht erfunden."

Zitat
Wenn Du keine Begründungen für deine Behauptungen ("nur was für Profis") angibst, und mir nicht nachvollziehbare Folgerungen vornimmst (auch wenn ich dem Endergebnis der Folgerung zustimme) dann habe ich das Gefühl Du wirst unsachlich und solltest ein wenig langsamer posten.

Rolemaster und DSA 4 sind zum Beispiel ausgesprochen anfängerfreundlich... wenn man die entsprechende Gruppe findet.
Systeme, in denen die Charaktere per Zufall generiert werden, sind im Großen und Ganzen kaum als schlechter bewertbar als Kaufsysteme. Doch benutzen manche Gruppen lieber Kaufsysteme als Zufallssysteme und umgekehrt.
Viele fangen mit dem Rollenspiel im Teeniealter an und dann spielen sie auch eher Munchkinlike. Das Ausspielen des Charakters ist eine nette Nebensache, aber das Hauptziel ist Metzeln a la Diablo. Die meisten von uns haben diese Phase durchlebt.
Für diese Spieler sind Rollenspiele, die viel Wert auf Atmosphäre und Player Empowerement legen, absolut sinnlos. Für die sind solche Systeme nicht die besten Systeme.
Auf der anderen Seite gibt es da noch die Regelfetischisten und Buchhalter unter den Spielern. Die können damit auch nicht viel anfangen, weil die eher an Optimierung interessiert sind.
Es gibt Dutzende von verschiedenen Arten Rollenspiele zu spielen (Es gibt solche, die wollen vor allem metzeln, dann solche, die wollen vor allem Rätsel knacken und dann wiederum solche, die voll auf Optimierung stehen und dann solche, die einfach nur daran interessiert sind, ihren Charakter auszuspielen und Abenteuer eher was Nebensächliches ist). Dementsprechend stellt jede Gruppe verschiedene Ansprüche an ein System und es gibt nun mal kein System, was alle Ansprüche bedienen kann.
Zitat
Die meisten dementsprechenden Systeme sind bedeutend einfacher als die "klassischen" und wenn hier jemand behaupten wollte Shadowrun oder Runequest oder DSA4 seien anfängerfreundlicher als Trollbabe soweit es um die Regel geht, dann müsste ich wirklich herzhaft lachen.

Fang schon mal an zu lachen!  :D
Trollbabe ist für einen Anfänger immer noch wesentlich schwieriger als Shadowrun, wenn er keine Gruppe findet und nur auf theoretisches Wissen zurückgreift. Shadowrun-Gruppen, die einem das Spiel beibringen, findet man aber ziemlich häufig, während Trollbabe eher selten gespielt wird.

Zitat
Davon abgesehen ist Player Empowerment für viele nur die Korrektur einer Fehlentwicklung. Keine Ahnung welche Erfahrungen Du gemacht hast, aber ich habe viele Neulinge erlebt, die an den Tisch kamen und meinten man wäre jetzt gemeinsam kreativ, nur um dann belehrt zu werden, dass die SL die Story macht. Ich hab auch schon so manche nette, kreative und an sich unproblematische Idee eines Neulings traurig enden sehen, weil das System sie entweder nicht vorsah, oder ein pedantischer Mitspieler meinte dem Neuling erklären zu müssen, was geht und was nicht geht.
Und auch aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass bspw. InSpectres und Trollbabe von alten Hasen und Neulingen gleichermaßen innerhalb von 15 Minuten begriffen werden.
Da würde mich jetzt doch interessieren auf welche Beobachtungen und Überlegungen Du deine These ("nur für Profis") stützt.

Meine Erfahrung basiert unter anderem aus ADnD und DSA3 und SR-Erfahrungen. Ich hab unter anderem Blue Planet daheim gehabt und mußte feststellen, daß es wesentlich schwieriger ist, die blanke Theorie aus einem Rollenspiel-Buch alleine zu begreifen, als wenn man in einer Runde aus Veteranen sitzt, die einem das Rollenspiel beibringen. Das war bei ADnD, DSA 3 und Shadowrun so. Bei 7te See brauchten dagegen alle Spieler eine gewisse Anlaufzeit, um mit dem System klarzukommen.
Erkennst Du den Unterschied?
Es gab damals viele ADnD und DSA 3-Gruppen (heute eher DnD und DSA 4) und viele SR-Gruppen, wo man Rollenspiel lernen konnte. Inspectres und co. werden aber nur von eingefleischten Profis gespielt, die sich mit Rollenspielmodellen und den ganzen Kram beschäftigen, was so "Veteranen an der Vergreisungsgrenze", wie Roland mich so schön nannte, und von denen es nun mal sehr viele gibt, abstoßen finden.
Die praktizieren vielleicht das, was manche krampfhaft versuchen, in Regeln zu pressen, schon seit Jahren in Form von einfachen Absprachen.

Zitat
Der ausgebildete Schriftsteller hat hoffentlich einen besseren Schreibstil (Satzbau usw.), ist in der Lage Figuren bessser zu charakterisieren, Struktur in sein Werk zu bringen, einen Spannungbogen aufzubauen und vieles mehr.

Woher soll er das Wissen nehmen, wie man einen Spannungsbogen aufbaut?
Könnte es nicht auch sein, daß viele Schriftsteller aus dem Bauch heraus schreiben?

Zitat
Das ist auch für mich keine Errungenschaft an sich, aber besser als die xte mittelmässige Inkarnation eines bekannten Konzeptes.

Ist schon mal jemanden in den Sinn gekommen, daß die besten Systemkonzepte vielleicht schon längst verwirklicht worden sind?

Was ich sagen möchte, ist, daß diese "unbedarften Deppen" nicht das Problem haben, wie die "junggebliebenen Rollenspielveteranen", die was Neues und Originelles erfinden wollen, selbst wenn sie unglaublich professionell arbeiten, weil dann nicht selten vollkommen unpraktikabler Kram rauskommt, der zwar ausgesprochen originell ist, aber einfach nicht funktioniert oder dermaßen abgehoben ist, daß man sich als Spieler fragt, ob da nicht jemand etwas zu viel Gras vor den Pychologievorlesungen geraucht hat.
Teilweise versuchen sie dann Konzepte und Ideen, die scheinbar revolutionär sind (wie Player Empowerement), aber in Wirklichkeit schon seit Ewigkeiten in Form von Absprachen und Hausregeln (also einfachen Anpassungen an Gruppenbedürfnisse) selbst bei den kompliziertesten Systemen zu finden, in Regeln zu fassen.
Dabei kommt nur selten etwas Gutes raus.
Die guten professionellen Systemautoren adaptieren wenigstens noch fremde Systeme anständig und kriegen das auch gut hin. Das ist dann zwar gestohlen, aber wenigstens spielbar.

Diese "unbedarften Deppen" kennen das alles nicht. Sie kümmern sich auch nicht darum, denn sie kennen es nicht. Sie basteln einfach etwas, ohne diesen ganzen Wissensballast und einfach basierend auf den Erfahrungen der ein bis zwei Systeme, die sie gespielt haben.
« Letzte Änderung: 11.07.2004 | 12:59 von Ludovico »

Offline Roland

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #43 am: 11.07.2004 | 13:14 »
Zitat
Der ausgebildete Schriftsteller hat hoffentlich einen besseren Schreibstil (Satzbau usw.), ist in der Lage Figuren bessser zu charakterisieren, Struktur in sein Werk zu bringen, einen Spannungbogen aufzubauen und vieles mehr.

Woher soll er das Wissen nehmen, wie man einen Spannungsbogen aufbaut?

Aus der von Dir so geschmähten Ausbilung. So etwas lernt man da.

Könnte es nicht auch sein, daß viele Schriftsteller aus dem Bauch heraus schreiben?

Viele Schriftsteller haben durch Erfahrung und Ausbildung eine Routine, die manche Schritte unbewußt ablaufen läßt. Aber ich vermute (und was ich gelegentlich in Interviews und Reportagen sehe und lese und in der Sekundärliteratur so mit bekomme bestätiget diese Vermutung) das Schriftstellerei nicht nur aus intutivem Geschreibe besteht. Bis ein Buch bei einem größeren Verlag erscheint, hat der Text einen oft gravierenden Entwicklungsprozess durchlaufen, nicht unähnlich dem eines Filmdrehbuches.


Zitat
Das ist auch für mich keine Errungenschaft an sich, aber besser als die xte mittelmässige Inkarnation eines bekannten Konzeptes.

Ist schon mal jemanden in den Sinn gekommen, daß die besten Systemkonzepte vielleicht schon längst verwirklicht worden sind?


Ja. Gary Gygax 1980. Mir Anfang der 90er Jahre als ich die ersten wirklich fundierten, positiven Resonanzen als Spielleiter hatte. Damals war es genau so falsch wie heute. Raum zur positiven Weiterentwicklung gibts es immer.
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Ludovico

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #44 am: 11.07.2004 | 13:19 »
Aus der von Dir so geschmähten Ausbilung. So etwas lernt man da.

Ausbildung? Es gibt eine Ausbildung zum Schriftsteller?

Viele Schriftsteller haben durch Erfahrung und Ausbildung eine Routine, die manche Schritte unbewußt ablaufen läßt. Aber ich vermute (und was ich gelegentlich in Interviews und Reportagen sehe und lese und in der Sekundärliteratur so mit bekomme bestätiget diese Vermutung) das Schriftstellerei nicht nur aus intutivem Geschreibe besteht. Bis ein Buch bei einem größeren Verlag erscheint, hat der Text einen oft gravierenden Entwicklungsprozess durchlaufen, nicht unähnlich dem eines Filmdrehbuches.

Aber hierbei spielen, wie Du bereits erwähnt hast, nicht alleine das Können und die Ausbildung des Schriftstellers eine Rolle (vielleicht sogar nur in einem geringen Maße), sondern auch die Meinung des Redakteurs?

Ja. Gary Gygax 1980. Mir Anfang der 90er Jahre als ich die ersten wirklich fundierten, positiven Resonanzen als Spielleiter hatte. Damals war es genau so falsch wie heute. Raum zur positiven Weiterentwicklung gibts es immer.

Da stimm ich Dir zu. Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten anhand der verschiedenen Bedürfnisse einer Gruppe.
Doch geschehen diese Verbesserungen nicht eher im kleinen Rahmen, nämlich innerhalb der Gruppe, anstatt das ganze Systeme "verbessert" werden?
Und wie sieht es mit der "positiven Weiterentwicklung" von RPGs in bezug auf das Schaffen ganz neuer Konzepte aus?
Ist es heutzutage noch möglich, ein System zu vermarkten, ohne von anderen Systemen wissentlich oder unwissentlich gestohlen zu haben?
« Letzte Änderung: 11.07.2004 | 13:24 von Ludovico »

Catweazle

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #45 am: 11.07.2004 | 13:40 »
@Montag:
Zitat
Wenn ich mich hier http://www.darkshire.net/~jhkim/rpg/freerpgs/index.html umsehe fällt es mir wirklich sehr schwer an begabte Amateure zu glauben angesichts der Fülle von Rollenspielen, die trotz einiger guter Ideen ansonsten blind und sinnlos Traditionen aus anderen Spielen kopieren.
Tja - und ein großteil der Macher hat wahrscheinlich vorher dutzende von Rollenspielen gelesen und sich dennoch berufen gefühlt, war also ein Rollenspielentwickler in Deinem Sinne. Und jetzt?

Nein - ich bin nicht der einsame Rächer der Dilletanten. Aber ich wehre mich dagegen, wenn einzelne glauben so zu sein, dass sie diese belehren können. Was berechtigt einen denn, was befähigt einen Rollenspieler anderen zu sagen was gut und was schlecht ist? Wenn ein unbegabter aber belesener Rollenspieler glaubt einen Dilletanten belehren zu können, dann versaut er nur ein Talent. Stell Dir vor jemand wie ich erzählt einem Rollenspielbauer was gute und was schlechte Elemente sind. Dann käme ein ganz anderes Spiel raus wie wenn Fredi oder Du so etwas tun würde. Wer hätte Recht?

Du hältst die Spiele unter der angegebenen URL scheinbar für schlecht oder innovationsarm. Du sprichst davon dass sinnlos und blind Traditionen aus anderen Spielen kopiert werden. Wer bist Du, dass Du das so sagen kannst? Vielleicht haben sich die Leute wirklich Gedanken gemacht, ob sie das eine oder andere mit übernehmen wollen und haben sich dafür entschieden, weil sie es für die beste Lösung hielten. Klar - die meisten Spiele wollte ich nicht für Geld spielen müssen. Aber das gilt sicher auch für viele Systeme, die Du besonders toll findest.

Ich verstehe die o.g. Adresse als genau das, wonach hier im Forum gerufen wird: eine Börse von interessanten Spielen mit unterschiedlichen Ansätzen. Hier lernen Dilletanten und Profis (und wir beide wissen nicht, welches System von einem mit langer RPG-Erfahrung geschrieben wurde) von einander. Ohne hämische Kommentare. Da können manche GroFaFoler noch von lernen! Ohne dass jemand bewertet oder ausgelacht wird. Eine Experimentierstatt.

Offline Roland

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #46 am: 11.07.2004 | 14:37 »

Ausbildung? Es gibt eine Ausbildung zum Schriftsteller?


Ja, die gibt es. Z.B. Absolventen diverser Studienfächer (insbesondere sprachlicher Fachrichtungen) sollen die Grundlagen des schriftlichen Ausdrucks im Studium vermittelt worden sein. Vor allem in Ländern mit etwas breiter gefächertem Bildungsangebot git es Schulen, die Schriftstellerei lehren, von Abendkursen, Seminaren und ähnlichen Angeboten (die Dir wahrscheinlich nicht offiziell genug sind) mal ganz abgesehen.

Aber hierbei spielen, wie Du bereits erwähnt hast, nicht alleine das Können und die Ausbildung des Schriftstellers eine Rolle (vielleicht sogar nur in einem geringen Maße), sondern auch die Meinung des Redakteurs?

Ja. Und die "Meinung" des Redakteurs ruht hoffentlich auf einem Fundament aus guter Ausbildung (sind oft studierte Geisteswissenschaftler) und Erfahrung.

Da stimm ich Dir zu. Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten anhand der verschiedenen Bedürfnisse einer Gruppe.
Doch geschehen diese Verbesserungen nicht eher im kleinen Rahmen, nämlich innerhalb der Gruppe, anstatt das ganze Systeme "verbessert" werden?

Seit Beginn der 80er Jahre hat das Rollenspiel große Schritte nach vorn gemacht, die meisten wurden durch neue Konzepte in neuen Spielen ausgelöst. Manche Spieler mögen diese Entwicklung schon vorher vollzogen haben (andere verharren vielleicht noch in den Mustern des frühen TRPG), aber die große Masse läßt sich von Innovationen in neune Spielen langsam aber sicher überzeugen.

Und wie sieht es mit der "positiven Weiterentwicklung" von RPGs in bezug auf das Schaffen ganz neuer Konzepte aus?
Ist es heutzutage noch möglich, ein System zu vermarkten, ohne von anderen Systemen wissentlich oder unwissentlich gestohlen zu haben?

Jain. Die Grundkonzepte sind mitunter natürlich ähnlich, aber Raum für Innovation gibts es immer noch.
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Offline Roland

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #47 am: 11.07.2004 | 15:18 »
Was berechtigt einen denn, was befähigt einen Rollenspieler anderen zu sagen was gut und was schlecht ist?

Dailor, bist Du tatsächlich der Meinung das sich Kritik an kreativen Prozessen (wie dem Rollenspieldesign) prinzipiell verbietet? Wie soll man dann zu einer angemessenen Qualität kommen? Sind die Redakteuere in den Verlagen alle fiese Typen wei sie ihre Autoren kritisieren? 
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Gast

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Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #48 am: 11.07.2004 | 15:37 »
@Ludovico und diesen Post
Dir ist schon klar, dass die Verfügbarkeit von Mitspielern keine Systemeigenschaft ist, oder? Falls ja, wieso fällt Dir dann keine bessere Argumentation ein um faktisch komplexere Systeme als anfängerfreundlich hinzustellen?

Das Gerede von den Spielertypen (selbst wenn man für einen Moment die Oberflächlichkeit dieser Klassifikation ignoriert) läuft auch nur auf ein "Für jeden ist was anderes gut." hinaus, was keiner bestritten hat und auf die generelle Anfängerfreundlichkeit keinen Einfluss hat. Dann hätten wir da noch ein Dutzend Vorurteile, bspw. über Jugendliche (wollen metzeln, sind munchkins) und reaktionärer Pauschalisierungen (alles schon mal dagewesen; brauchen wir nicht; unpraktikabel; funktioniert nicht) ohne ein einziges Argument, einfach nur weil Unwissenheit recht hat und scheinbar auch recht gibt.
Für mich keine Gesprächsgrundlage, insofern: Ende und danke für's Gespräch.

@Dailor und diesen Post
Ein RSP-Entwickler in meinem Sinne sind sie eben nicht, weil diese Autoren dann wüssten warum sie dies oder jenes in ihrem System haben. Sofern Entwicklernotizen vorhanden sind merkt man meist schnell, dass das nicht der Fall ist.
Der Rest deines Beitrages ist für mich einfach nicht nachvollziehbar: Wer hat gesagt es gäbe objektiv für jedes Rollenspiel gute oder schlechte Elemente? Keiner!
Also hast du entweder meine und Fredis und Rolands Argumentation nicht verstanden oder stellst einen Strohmann auf, d.h. zu verzerrst unsere Position um sie leichter als unsinnig entlarven zu können. Wen interessiert schon dass wir diese Position nie hatten? Ehrlich, lies es Dir einfach nochmal durch. Es geht darum, dass die einzelnen Elemente das Spielerlebnis unterstützen, das dem Autor vorschwebt. Wer freies Spiel mit viel erzählen haben will, der ist eben (in Abhängigkeit vom Rest) mit einer 2-seitigen Skillliste und einem Schwung Tabellen schlecht bedient, das sollte nicht schwer zu verstehen sein. Trotzdem kommt alle 4 Wochen einer und will genau das machen, einfach weil er nichts anderes kennt.

Zur Innovationsarmut. Meine "Expertise" beruht darauf, dass ich mich lange und intensiv damit beschäftigt habe, Debatten geführt und andere Meinungen aufgenommen habe und nicht-triviale Texte zur Rollenspieltheorie gelesen habe. Zum anderen kenne ich inklusive der freien 200+ Systeme (darunter auch einige, die ich nur einmal gelesen und dann gelöscht habe) und spiele seit 14 Jahren. Das macht mich sicher nicht zum professionellen Rollenspielexperten aber mehr Ahnung vom RSP im allgemeinen als jemand der seit drei Jahren ein System spielt und gelegentlich mal mit Kumpels ein bisschen rumlabert habe ich wohl schon auch wenn diese Person ihr System sicher besser kennt. Zu meinen DSA-Zeiten konnte ich auch den Codex fast auswendig, hatte aber im Rückblick und im Vergleich zu jetzt von Rollenspielen keine Ahnung.

Aber zurück zu Dir: willst Du sagen es gäbe keine Expertise was Rollenspiele angeht? Falls Du das nicht sagen willst, willst Du sagen Expertise macht nicht zu einem besseren Ratgeber oder Beurteiler was Rollenspiele angeht? Wenn Du auch das nicht sagen willst, verstehe ich Dein Problem nicht.

Was das "vielleicht haben sich die Leute Gedanken gemacht" angeht: die Entwicklernotizen (falls vorhanden) belegen das Gegenteil genauso wie die Verlautbarungen darüber wie Rollenspiele im allgemeinen zu funktionieren haben (one true way), bspw. in Hinweisen für die Spielleiter. Die Hinweise auf die bösen, bösen Munchkins und Powergamer in einem System in dem der effizienteste Spieler gewinnt belegen das. Die Fetischierung des Realismus an ausgewählten Stellen (bspw. Waffenschaden) belegt das, wenn derselbe Maßstab an anderer Stelle völlig ignoriert wird (AC wird verwendet). Die umfangreichen Kampfsysteme neben der Text der sagt, dass es nicht ums Kämpfen geht belegen das.
Das ist keine Frage der persönlichen Vorlieben, das ist objektiv schlechtes Design.

@Ludovico & Dailor
Wenn ich mal vom Einzelpost Abstand nehme, sagt ihr im Minimum, ein Dilettant ist nicht schlechter als jemand der sich in der Materie auskennt. Mit anderen Worten sagt ihr, Fachwissen und Handwerkskunst bringen keinen Vorteil. Abgesehen von Hinweisen auf die mythische "Unvoreingenommenheit" habt ihr dafür bisher AFAICT kein Argument vorgebracht, behauptet aber trotzdem munter dass Rollenspieldesign im Gegensatz zu fast allen anderen menschlichen Tätigkeitsbereichen vom Fachwissen nicht profitiert. Meinetwegen.

Ludovico

  • Gast
Re: "warum unbedarfte Deppen die besten Rollenspielautoren sind"
« Antwort #49 am: 11.07.2004 | 17:15 »
@Dir ist schon klar, dass die Verfügbarkeit von Mitspielern keine Systemeigenschaft ist, oder? Falls ja, wieso fällt Dir dann keine bessere Argumentation ein um faktisch komplexere Systeme als anfängerfreundlich hinzustellen?

Doch, ich denke tatsächlich, daß die Verfügbarkeit von Mitspielern eine Systemeigenschaft ist, die sich extrem auf die Anfängerfreundlichkeit auswirkt. Es ist ein externer Einflußfaktor auf das System und wieso kannst Du nicht einfach akzeptieren oder es zumindest mit Argumenten anzweifeln, daß weitverbreitete Systeme aufgrund ihrer Verbreitung anfängerfreundlicher sind als Insidersysteme? Oder wieso soll die Verbreitung eines System keine Systemeigenschaft sein?
Desweiteren findet man in diesen weitverbreiteten Systemen eine Unmenge an Hausregeln und Variationen, die durchaus auch für Rollenspielautoren interessant sein könnten.
Das theoretisch einfachste aber ein dennoch unbekanntes System könnte sich kaum gegen ein weitverbreitetes komplexes System in punkto Anfängerfreundlichkeit durchsetzen.

Zitat
Das Gerede von den Spielertypen (selbst wenn man für einen Moment die Oberflächlichkeit dieser Klassifikation ignoriert) läuft auch nur auf ein "Für jeden ist was anderes gut." hinaus, was keiner bestritten hat und auf die generelle Anfängerfreundlichkeit keinen Einfluss hat.

Wenn es nicht bestritten wird, wieso wird dann ständig über das "beste" System aber nicht über das "geeignetste" System geschrieben?

Zitat
Dann hätten wir da noch ein Dutzend Vorurteile, bspw. über Jugendliche (wollen metzeln, sind munchkins) und reaktionärer Pauschalisierungen (alles schon mal dagewesen; brauchen wir nicht; unpraktikabel; funktioniert nicht) ohne ein einziges Argument, einfach nur weil Unwissenheit recht hat und scheinbar auch recht gibt.
Für mich keine Gesprächsgrundlage, insofern: Ende und danke für's Gespräch.

Also 14jährige, die frisch mit dem Rollenspiel anfangen, sind eher selten Munchkins und Powergamer? Oh man, das wußte ich nicht. Ich wußte auch nicht, daß es in Deiner Gegend nur Gruppen gibt, die nicht mal wissen, was Powergaming ist.
Meine Erfahrung ist grundsätzlich die, daß Teenies und darunter vor allem Jungen mehr auf Powergaming und Minmaxing stehen.
Wenn Du nicht auf die Behauptungen eingehen kannst, die ich aufgestellt habe, dann ist das bedauerlich, auch wenn es kein großer Verlust für mich ist.

Es tut mir aber nicht ausgesprochen leid, daß Du mit mir nicht diskutieren willst. Für manche bin ich halt nicht gut genug als Diskussionspartner.

Zitat
@Ludovico & Dailor
Wenn ich mal vom Einzelpost Abstand nehme, sagt ihr im Minimum, ein Dilettant ist nicht schlechter als jemand der sich in der Materie auskennt. Mit anderen Worten sagt ihr, Fachwissen und Handwerkskunst bringen keinen Vorteil. Abgesehen von Hinweisen auf die mythische "Unvoreingenommenheit" habt ihr dafür bisher AFAICT kein Argument vorgebracht, behauptet aber trotzdem munter dass Rollenspieldesign im Gegensatz zu fast allen anderen menschlichen Tätigkeitsbereichen vom Fachwissen nicht profitiert. Meinetwegen.

Eine interessante Behauptung, die ich allerdings widerlegen möchte. Es war nie meine Intention zu sagen, daß ein Dilettant grundsätzlich schlechter als ein Profi ist und das Fachwissen und Handwerkskunst nichts wert sind.
Ich bezweifle lediglich, daß es so im Rollenspiel- und schriftstellerischen Bereich ist.
« Letzte Änderung: 11.07.2004 | 17:20 von Ludovico »