Autor Thema: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu  (Gelesen 2273 mal)

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Offline Takur

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[Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« am: 25.11.2023 | 18:17 »
Die folgende Kampagne spielt auf dem Kontinent Takasadu und vor allem in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Kaiserreich Zhoujiang (das vom mittelalterlichen China inspiriert ist) und dem benachbarten Kintai, dem Reich der Schwertalben, das von der "Lebenden Göttin" Myuriko regiert wird (und stark vom irdischen Japan in der Spätzeit des sengoku-jidai und vor allem dem Tokugawa-Shogunat inspiriert ist). Später sollen die Abenteurer aber vielleicht auch noch andere Regionen des Kontinents Takasadus (wie etwa das seit Jahrhunderten in Kleinreiche zerfallene Zhoujiang-Provinz Sadu) führen. Die meisten Abenteuer sind selbstgeschrieben (die Spieler wechseln sich beim Leiten ab), bauen aber teilweise auf offiziellen Abenteuer wie etwa besonders "Der Tempel der tausend Tore" auf. Dieses Abenteuer wurde sogar (eher zufällig) zu einem zentralen Element der Kampagne, da viele weitere Abenteuer auf den Ereignissen im Tempel der tausend Tore aufbauten. Von daher schon einmal eine große SPOILER-Warnung im Voraus.
Ansonsten wird unter anderem der Bürgerkrieg in Zhoujiang eine gewisse Rolle spielen.


Die an der Kampagne beteiligten Charakter sind:

Takeda Akira: schwertalbischer Krieger aus Kintai (Hintergrund: https://forum.splittermond.de/index.php?topic=1685.msg153456#msg153456)

Xi Luo: menschliche Schattenklinge aus Zhoujiang, Bastard-Cousin von Ji Ren

Ji Ren: menschliche Magierin aus Zhoujiang, Cousine von Luo Xi
(Hintergrund für beide unter https://forum.splittermond.de/index.php?topic=1685.810)

Takur Matal Tezcatl: Fährtenleser aus dem Jaguardschungel (Hintergrund: https://forum.splittermond.de/index.php?topic=1685.810)

Xiang Hao: gnomische Priesterin des Affengottes


Anmerkung: Die Namensgebung der Zhoujiangischen und Kintari-Charakter folgt der Regel, dass der Familien/Klan-Name vor dem Personennamen steht.
« Letzte Änderung: 27.11.2023 | 19:05 von Takur »

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #1 am: 25.11.2023 | 18:17 »
Der gestohlene Kranich
Timog, Kranichprovinz, Zhoujiang (Akira, Luo, Ren, Takur)

Es ist die Zeit des Kranichfestes in Timog, der Hauptstadt der Kranichprovinz. Dabei ist es Brauch, dass Jugendliche ins umliegende Sumpfland aufbrechen, um einen Kranich zu fangen, der eine besondere Rolle in der Zeremonie einnimmt und anschließend wieder freigelassen wird. Das Ritual soll für das kommende Jahr die Gunst des Kranichgottes versichern. Doch diesmal kommt die ausgesandte Gruppe arg ramponiert zurück – sie sind überfallen worden, der Kranich ist verschwunden.

Ren, Luo, Takur und Akira, die zufällig in der Stadt weilen, gehen der Sache nach. Sie finden Spuren, die in die Wildnis führen. Auf der Reise werden sie von einer Finsterschwinge, einem abscheulichen Fledermauswesen, angegriffen. Das Untier wird von Takur, Akira und Luo erschlagen, wobei Luo schwere Wunden davonträgt.
Es stellt sich heraus, dass ein örtlicher Adliger den Kranich gestohlen hat, um ihn in einem Ritual zu verwenden, welches statt der Provinz ihm selbst Glück und Reichtum sichern soll. Es gelingt den vier Abenteurern, den Dieb durch gut gewählte Argumente zu überzeugen, das Tier herauszugeben, anstatt einen Kampf und vor allem einen Skandal zu riskieren – woran vor allem Ren großen Anteil hat. Der Kranich wird nach Timog zurückgebracht und die Feier kann wie geplant stattfinden, wobei den Helden ein gewisser Ehrenplatz zukommt.
« Letzte Änderung: 2.12.2023 | 02:19 von Takur »

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #2 am: 25.11.2023 | 18:18 »
Der Tempel der tausend Tore
Miari/Kamioku-Wald, Kintai (Akira, Takur, Luo, Ren)

Akira, Ren, Luo und Takur begleiten einen Händler zum Lichterfest nach Miari (eine Stadt, für die sich Ren auch wegen ihrer Nähe zur Geisterwelt interessiert). Das Fest findet jedes Jahr zur Sommersonnenwende (im gnomischen Heumond) statt. Die Stadt ist ein wenig in Aufruhr, weil es letztlich einige (bisher noch kleine) Erdbeben gegeben hat – was etliche Bewohner als übles Omen deuten. Auf dem Fest – das unter anderem begleitet ist von exzellenten Schattenspiel-Vorstellungen, welche sowohl die Besucher unterhalten als auch die Geister im nahen Wald besänftigen sollen – lernen die vier einen Alben namens Kaito kennen, mit dem sie sich ein wenig anfreunden. Sie entdecken, dass er verfolgt wird, als er das Fest verlässt. Luo hilft ihm zu entkommen. Es stellt sich heraus, dass Kaito und sein Bekannter, der Gelehrte Tadashi Uome (ebenfalls ein Alb, off. weitläufig mit dem Uome-Clan verwandt) in Gefahr sind. Es gibt einen Angriff auf Tadashis Haus, und die Gruppe findet ihn wie tot. Eine genaue Untersuchung durch Ren enthüllt aber, dass er vergiftet und gelähmt ist, doch nicht tot. So kann Hilfe gefunden und er gerettet werden.
Offenbar droht dem Tempel der tausend Tore Gefahr, der drei Tagesreisen im Kamioku-Wald und ein altes Übel gefangen hält. Bei der nahen Sonnenfinsternis besteht eine Gefahr, dass es befreit wird. Um den Tempel überhaupt zu finden sind einer von zwei Schlüsseln nötig, von denen Kaito und Tadashi je einen besitzen – wobei der in Tadashis Besitz gestohlen wurde. Dort am Tempel kann man eingreifen und das eingesperrte Übel entweder befreien oder seine Gefangenschaft weiterhin sichern, doch dafür benötigt man zwei Artefakte, die im Tempel aufbewahrt werden.

Die vier begleiten Kaito in den Wald, doch ist die Reise mühsam, aufreibend und nicht frei von Gefahren: schwer passierbare Wege und gefährliche Wesen wie große Raubvögel und wilde Spinnendämonen (Zhu-Yao) erschweren das Vorankommen. So trifft die Gruppe tragischerweise mit Verspätung am Tempel ein. Die dortigen Priester – ein gutes halbes Dutzend Anhänger der alten Tiergötter, namentlich Fangschrecke und Drache(?), und deshalb bar jeder Hilfe durch die Behörden Kintais – sind bereits ermordet, Spinnendämonen patrouillieren das Gelände. Schon zuvor war die Vermutung aufgekommen, eine Spinnenfrau (eine Zhu-Niang) könne hinter dem Angriff stecken.
Es gelingt, an den Dämonen vorbei ins Innere des Tempels vorzudringen. Dort finden sich drei Türen: eine die das alte Übel birgt, sowie eine zu einem Reich der Totengeister und eine zu einem Reich von Feenwesen(?). In diesen beiden sollen die Schlüssel für das Tor zu dem alten Übel liegen.

Im Reich der Totengeister gelingt es, den Wächter des Schlüssels der Dunkelheit (einen zhoujiangischen General) durch ehrerbietiges Verhalten und ein Brettspiel von der Würdigkeit der Gruppe zu überzeugen. Drei Spinnendämonen greifen den Turm des Wächters an, werden aber in einem kurzen, harten Kampf erschlagen.
Die fünf Abenteurer betreten daraufhin das andere Tor, wo sie zwei Frauen im magischen Kampf überraschen: eine schwarzhaarige Albin namens Hitomi und eine albenähnliche Frau mit kirschfarbigen Haar namens Sakuri (wie sich später herausstellt eine Kirschbaum-Dryade). Es ist zunächst nicht klar, wer hier eigentlich der Schuldige für den Angriff auf den Tempel ist (Sakuri ist verdächtig, weil Spinnenfrauen angeblich oft merkwürdige Haare/Augen haben). Als Hitomi entdeckt, dass die Abenteurer zunehmend sie zu verdächtigen beginnen, enthüllt sie, dass Kaito kein Alb, sondern ein Hengeyokai (Tierwesen) ist. Ihr Zauberspruch (den Ren zwar entdeckt, aber nicht verhindern kann) bringt Akira so auf, dass er Kaito mit flacher Klinge angreift. In kurzem Kampf wird Hitomi erschlagen (vor allem von Luo und Takur) und enthüllt im Tode ihre wahre Gestalt als Spinnenfrau. Ren scheitert dabei, Sakuri zu heilen, richtet aber zumindest keinen schweren Schaden an (ist aber tief beschämt, ähnlich wie Akira, weil er Kaito übel verprügelt hat).
Sakuri, die sich als Wächterin des zweiten Schlüssels herausstellt, übergibt diesen als Dank für die Hilfe gegen Hitomi – eine Kugel des Lichtes. Beide Artefakte zusammen öffnen die Tür zu dem alten Übel, schaffen aber zugleich im Raum vor dem Tor ein Zwielicht, das den riesigen, machtvollen Diener der alten, bösen Göttin verwundbar macht. Nur während einer Sonnenfinsternis kann er versuchen auszubrechen, wobei er die Ketten seines Kerkers, die alten Wachen und ggf. die Verteidiger des Zwielichtraumes überwinden muss.

Wie sich rasch herausstellt, ist von den alten Wächtern nur noch Fujitora am Leben, ein riesiger einhändiger Oni. Seite an Seite mit ihm stellt die Gruppe sich im Zwielichtraum dem Dämon Kokumo. Das Wesen ist eine abscheuliche, hausgroße Kreatur, eine Mischung aus drachenähnlichen, insektoiden und krebsartigen Merkmalen mit sechs Laufbeinen und zwei krallenbewehrten Armen (es ähnelt etwas einem Nithalas mit einem zusätzlichen Beinpaar).
Der Kampf ist brutal und überaus hart, denn der Feind ist extrem schwer gepanzert. Alle, die im Nahkampf eingreifen (Akira, Fujitora, Kaito, Luo) werden schwer verwundet. Akira ist so gut wie tot und auch Luo scheint dem Tode nah. Ren kann nicht viel beitragen, doch ihr Schutz des Wassers lindert zwei Angriffe deutlich und ein Feuerstrahl richtet etwas Schaden an. Am Ende kann der Feind ausreichend lange hingehalten werden, dass der Schatten sich von der Sonne hebt, und der Dämon in sein Gefängnis zurückgeschleudert wird.
Fujitora stabilisiert Akira, und Ren kann (mit einiger Mühe) Luo heilen – beide behalten aber deutliche Narben zurück. Der Oni tritt seine Wache erneut an, und man scheidet unter Ehrerbietung voneinander. Allerdings ist klar, dass die nächste Sonnenfinsternis mehr Verteidiger und auch Schutz nach außen brauchen wird, und vielleicht auch eine Ablösung für den Oni-Wächter.
Die restlichen Spinnendämonen sind geflohen und ohne die Kontrolle ihrer Herrin vermutlich wieder zu halbwilden Bestien degeneriert. Die Gruppe verbrennt die ermordeten Priester und tritt die Rückreise an. In Miari empfängt man das Lob und die Dankbarkeit Tadashis, der all sein Geld zusammenkratzt und jedem der vier Helden eine reiche Belohnung von 30 Lunare anbietet. Ren und Akira verzichten auf die Hälfte ihrer Belohnung.
« Letzte Änderung: 2.12.2023 | 02:20 von Takur »

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #3 am: 25.11.2023 | 18:18 »
Lose Enden
Miari/Kamioku-Wald, Kintai (Hao, Akira, Takur, Luo und Ren)

Die Überlebenden des Abenteuers beim Tempel der tausend Tore erholen sich in Miari. Akira widmet sich u. a. der Kontemplation und dem Gebet. Er meditiert und trainiert mit den Kriegern der Garnison. Außerdem versucht er, mit dem Gestaltwandler Kaito ins Reine zu kommen, den er während des letzten Abenteuers unter einem Zauberbann stehend angegriffen und verletzt hat. Kaito nimmt das freilich nicht so schwer, merkt aber an, dass er irgendwann noch einmal auf die Hilfe Akiras und der anderen Abenteurer zurückkommen könnte, um die Sicherheit des Tempels der tausend Tore zu gewährleisten und vielleicht neue Wächter zu finden. Idealerweise sollten das nicht nur sterbliche Wesen, sondern am besten auch Feenwesen oder Wesen aus der Geisterwelt sein. Auch wenn Akira bei dieser Aussicht ein wenig mulmig wird, verspricht er sofort, bei so einem Unternehmen helfen zu wollen.
Takur, der seine ferne Heimat im Jaguardschungel verlassen hatte, um den Dieb eines kostbaren Artefakts zu jagen, erkundigt sich erfolglos, ob dieser oder Takurs verschollene Gefährten in Miari vorbeigekommen sind.

Wichtiger ist, dass Akira und Ren sich der Aufgabe widmen, die Ereignisse beim Tempel der tausend Tore – und den Ausbruchsversuch des dort eingekerkerten Dämons – weiter zu melden, damit man bei der nächsten Sonnenfinsternis besser auf die drohende Gefahr vorbereitet ist. Sie wollen die lokalen Behörden informieren, obwohl ihre Gefährten des Abenteuers, der Hengeyokai Kaito und der Gelehrte Uome Tadashi, skeptisch sind. Außerdem wollen sie Botschaften nach Zhoujiang schicken, da im Phönixreich im Gegensatz zu Kintai die Tiergötter noch als die Hauptgötter verehrt werden (wenn auch nicht mehr der Drache) und sie deshalb hoffen, dass man von dort Unterstützung zur Bewahrung des Tempels organisieren kann.
Sie finden bei ihrem Vorhaben Unterstützung durch Xiang Hao, einer gnomischen Priesterin des Affengottes, die vor kurzem mit einer Gesandtschaft aus der Affenprovinz in Miari eingetroffen ist. Hao, eine sehr fähige Heilerin und Wildniskundige, zeigt sich sehr interessiert an der Geschichte um den Tempel.

Es erweist sich schnell, dass es nicht einfach ist, die offiziellen Stellen, namentlich die junge Adlige Uome Oichi (entfernt mit Uome Tadashi verwandt), für die Sache zu interessieren – vor allem da Tadashi das alles über so viele Jahre geheim gehalten hat. In Oichis Augen hat die Geheimhaltung Tadashis dazu beigetragen, dass (wenn er die Wahrheit erzählt) beinahe ein gefährlicher Dämon freigelassen wurde. Dieser hätte die Gegend verheeren und zahlreiche Untertanen der Kaiserin töten können, was auch dem Ansehen des Uome-Clans großen Schaden zugefügt hätte. Dementsprechend zäh gestalten sich die Verhandlungen: Oichi, die zudem gewisse Zweifel am Wahrheitsgehalt der Geschichte, will mehr Beweise und Informationen, bevor sie etwas unternimmt oder gar die Fürstin von Miari behelligt.

Deshalb machen sich die Abenteurer daran, den Unterschlupf der Spinnenfrau zu finden, die den Dämon zu befreien versuchte. Dort könnten sich zusätzliche Informationen finden: über den Dämon, über die Pläne der Spinnenfrau oder über ihre eventuellen Verbündeten – irgendetwas, was Clan Uome überzeugt, die Angelegenheit ernst zu nehmen.
Dank Akiras fundierten Wissens über Spinnenfrauen (er erinnert sich an eine Reihe alte Sagen und Mythen) vermuten die Abenteurer, dass die Spinnenfrau einen abgelegenen Unterschlupf haben muss – aber vermutlich zusätzlich auch ein Haus oder ein Zimmer in Miari. Sie kannte sich offenbar in der Stadt aus und hatte Helfer und lokale Kontakte.
Die Abenteurer fragen an den Stadttoren, in den Teehäusern, Gaststätten und auch in den eher zwielichtigen Vierteln der Stadt herum. Schließlich wird Luo fündig: offenbar hatte die Spinnenfrau Kontakte zu der Besitzerin eines Schlachthauses namens Nakome Kiari, der man Kontakte zur Unterwelt nachsagt.
Gegen das Versprechen von Verschwiegenheit können die Abenteurer den Kontakt der Spinnenfrau zum Kooperieren zu bewegen. Die Schlachterin leugnet, etwas über die kriminellen Ambitionen oder die wahre Natur der Spinnenfrau zu wissen. Sie kannte diese nur als eine wohlhabende Albin mit wechselnden Namen und merkwürdigen Eigenarten, der sie gelegentlich einen Unterschlupf, Lebensmittel und andere Ressourcen beschaffte. Vor allem aber erfahren die Abenteurer, dass die Spinnenfrau offenbar in dem kleinen Dorf Nango lebte, etwa einen Tag von Miari entfernt.

Am nächsten Tag machen sich die Abenteuer auf den Weg nach Nango. Akira hat sich zuvor ein offizielles Beglaubigungsschreiben von Uome Oichi besorgt, um den örtlichen Dorfvorsteher zur Kooperation bewegen zu können. Im Gegensatz zu Takur (der sich in dem Wald nicht zurechtfindet) erweist sich Hao als fähige Wildnisführerin und kann sogar einen Bären beruhigen, dem die Gruppe überraschend begegnet.

Nango, das die Abenteurer am späten Nachmittag erreichen, wirkt ärmlich und die Einwohner (viele von ihnen kastenlose Nichtalben) erscheinen teilweise wenig vertrauenserweckend. Luo entdeckt an einigen Häusern Symbole der Spinnengottheit Gagamba. Das ist – in Kombination mit dem vernachlässigten Zustand des örtlichen Myuriko-Schrein – ungewöhnlich für Kintai. Immerhin scheint der Dorfvorsteher gastfreundlich und die Nacht (einer der Abenteurer hält immer Wache) verläuft ruhig. Als die Helden am nächsten Tag mit dem Grund ihres Herkommens herausrücken, ist der Dorfvorsteher irritiert. Die Spinnenfrau (deren wahre Identität auch er nicht zu kennen versichert und die die Dörfler unter dem Namen Lady Kuraiko kannten), galt als eigenbrötlerisch, hat den Dörflern aber immer wieder mit Geld und mit ihren magischen Fähigkeiten geholfen. Dass sie eine Verbrecherin gewesen sein soll…

Kuraiko soll abseits der Siedlung in einem kleinen Anwesen an einem Berghang neben einem großen Wasserfall gelebt haben. Die Gebäude standen längere Zeit leer, weil es dort angeblich spukte. Die Abenteurer können ungehindert in das anscheinend verlassene Anwesen eindringen. Sie finden nur wenige Vorräte, Kleidung oder sonstigen Besitz – in einem Nebenhaus aber frische Blutspuren, die sie dann auch bei einer nachlässig getarnten Geheimtür im Haupthaus finden, die in den Berg hinter dem Haus führt. Die Helden vermuten, dass sich im Dunkel Diener oder ‚Kinder‘ Kuraikos verbergen könnten – vielleicht auch noch eines ihrer Opfer.

Bei der Erkundung der Höhlengänge stoßen die Helden bald auf drei Spinnendämonen: zwei werden erschlagen, der dritte kann fliehen. Hier finden die Helden zudem die angefressene Leiche eines einfach gekleideten Mannes – vermutlich das letzte Opfer der Spinnenfrau.
Beim weiteren Vordringen in den Berg stoßen die Helden  auf eine leere Kerkerzelle und dann eine Abfallgrube, in der die Reste der Mahlzeiten der Spinnendämonen entsorgt wurden: ein widerliches Durcheinander von Tier- und Humanoiden-Knochen.
Ein schmaler Gang führt zu einem Ausgang, der hinter dem Wasserfall neben Kuraikos Anwesen endet. Den Spuren zufolge ist der dritte Spinnendämon über diesen Ausgang geflüchtet.
Bei der weiteren Untersuchung des unterirdischen Verstecks finden die Helden sodann eine Art ‚Trophäenkammer‘: an der Wand hängen der Panzer und das Schwertpaar eines Uome-Adligen sowie die Robe und Schwertlanze eines Kantioki-Mönches, schließlich das Schreibzeug (Tusche, Papier und Malpinsel) und einige Werke eines Kaligraphen – frühere Opfer der Spinnenfrau? Im Raum hängen an mehreren Stellen lange Seile von der Decke herab, die mit Krähenfüßen bestückt sind. Der Zweck dieses Arrangements ist unklar: dienten sie für Kampfübungen oder um Opfer der Spinnenfrau zu fixieren?
Außerdem befindet sich neben der Tür in den nächsten Raum ein schwarzer Metallgong (wie sich später herausstellt, aus Totenerz).

Als die Helden die Tür zum nächsten Raum öffnen, ertönt auf einmal der Gong. Die durchscheinende Gestalt eines halb skelettierten Mannes materialisiert sich, wird aber sofort wieder unsichtbar. Auf einmal beginnen die Seile mit den Krähenfüßen durch den Raum zu peitschen und verletzen Ren. Die Helden haben offenbar eine Falle ausgelöst. Während Ren und Hao – die keine geeigneten Waffen haben – in Deckung hechten, kappen Akira, Takur und Luo die Seile mit ihren Klingen. Der immer noch unsichtbare Geist greift erneut an, doch mit vereinten Kräften können die Helden ihn bezwingen.
 
In dem Raum, den der Geist bewacht hat, finden die Helden das Quartier der Spinnenfrau. Hier liegen zahlreiche Schriftstücke:
-   Eine Reihe apokrypher religiöser Texte zur Spinnengöttin Gagamba als eine Art Fruchtbarkeitsgöttin. Der Dämon Kokumo, der im Tempel der Tausend Tore gefangen gehalten wurde, ist diesen Texten zufolge ihr Diener, dessen Verwüstungen Platz für neues Leben schafft.
-   Ein Tagebuch Kuraikos, in dem sie über ihre Taten und Opfer berichtet. So erfahren die Helden, dass die Rüstung und Schwerter im Nachbarraum offenbar dem Adligen Uome Tojo gehörten, von dem Kuraiko wohl von Uome Tadashi und dem Tempel der tausend Tore erfahren hat.
Der Kantioki-Mönch, dessen Waffe und Robe Kuraiko aufbewahrt hat, stieß anscheinend bei seiner Jagd auf Ungeheuer auf Kuraiko, erkannte zu spät ihre wahre Natur und wurde von ihr getötet.
Die Kaligraphien stammen von einem Künstler, den Kuraiko gefangen nahm, zu ihrem Amüsement eine Weile behielt und später ermordete.
Offenbar hatte Kuraiko in den letzten Jahren zudem begonnen, den Dorfbewohnern ihre obskure Variante des Glaubens an die Spinnengöttin Gagamba nahezubringen.
-   Ein unvollständiges Tagebuch der Hofdame Sakuma Hoshi, voller pikanter Geheimnisse, Intrigen und (mit recht expliziten Zeichnungen illustrierten) Affären. Ein Abgleich mit Kuraikos Tagebuch lässt zu dem Schluss kommen, dass die Spinnenfrau die Hofdame aushorchte, über sie an Uome Tojo herankam und Sakuma als potentielle Zeugin ermordete (indem sie es wie ein Selbstmord aussehen ließ).
In dem Raum bewahrt Kuraiko zudem auch den Schmuck der ermordeten Hofdame auf, sowie einige Geldvorräte und Kleider.

Die Helden bergen alles Wertvolle und kehren in das Dorf Nango zurück. Besonders auf Drängen von Hao und Akira werden die Dorfleute umfassend über die Missetaten ihrer ‚Wohltäterin‘ Kuraiko informiert.  Akira – obwohl selber nicht mit allen Aspekten der kaiserlichen Politik restlos einverstanden – verbindet das mit einem flammenden Appell über die Weisheit der göttlichen Myuriko. Im Dorf erfahren die Helden auch, dass der unbekannte Tote in dem Versteck wohl ein vor einiger Zeit verschwundener Händler war. Wie erfolgreich die Appelle Haos und Akiras waren, bleibt abzuwarten. Der Dorfvorsteher bittet jedenfalls inständig, das Dorf nicht bei den Behörden zu sehr anzuschwärzen. Er hat Angst vor einer Überreaktion der fürstlichen Verwaltung.

Der Rückweg nach Miari verläuft ohne größere Probleme. Allerdings muss aufgrund eines durch Steinschlag verschütteten Wegabschnittes ein größerer Umweg gemacht werden, weshalb Miari erst in der Nacht erreicht wird. Nach einigem Hin und Her lassen die Wachen die Helden in die Stadt.

Am nächsten Tag beraten sich die Helden mit ihrem Bekannten Tadashi, wie man mit den Dokumenten verfahren soll. Letztendlich werden die Tagebücher an Uome Oichi weitergegeben und ihr auch die religiösen Schriftstücke vorgelegt. Auf Haos Drängen wird allerdings nahegelegt, diese (oder zumindest Abschriften) auch nach Zhoujiang zu schicken, um dort Unterstützung für die Instandsetzung des Tempels der Tausend Tore zu mobilisieren.
Uome Oichi sagt dies bereitwillig zu und gibt angesichts der Dokumente ihre bisherige Ablehnung vollständig auf. Später bittet sie Akira und Tadashi sogar feierlich um Vergebung für ihre Zweifel. Sie verspricht, dass die Sache direkt an die Fürstin gehen wird. Es soll eine richtige Expedition zum Tempel der Tausend Tore geschickt werden. Auch Haos Vorgesetze Mo Pai, die zu der nach Miari entsandten Gesandtschaft gehört, verspricht ihre Unterstützung. Allerdings ist sie der Meinung, dass das Ganze keine Sache für die Kirche des Affengottes. Sie verspricht aber, die Informationen gerne an andere Kirchen weitergeben – etwa an die Kirche der Fangschrecke, die ursprünglich für den Tempel der Tausend Tore (mit-)verantwortlich war.

Waffen und Rüstung von Uome Tojo gehen an dessen Familie, die Robe und Naginata des ermordeten Mönches an seinen Orden, und der Schmuck der von Kuraiko ermordeten Hofdame an deren Familie. Eigentlich hätte auch ihr brisantes Tagebuch an die Familie gehen sollen, aber dieser Einwand Haos kommt leider zu spät für Akira, der – voreilig – das Tagebuch mit all seinen Geheimnissen Uome Oichi ausgehändigt hat. Das Bargeld und der einfachere Schmuck Kuraikos und andere geringere Beutestücke stellen dennoch eine nicht zu verachtende Ausbeute dar – den Gong aus Totenerz behält Akira, der sich eine Rüstung aus dem Metall fertigen lassen will.

Zwei der Helden haben infolge des Abenteuers mit einer gewissen Glaubenskrise zu kämpfen: Luo, der die Spinnengöttin Gagamba als Hauptgöttin seiner Heimatprovinz eigentlich verehrt, sucht bei Hao religiösen Rat. Die Konfrontation mit der Spinnenfrau und ihrer Version des Gagamba-Glaubens hat ihn zutiefst verstört. Hao schildert die Vorzüge ihrer Gottheit im Vergleich zu der eigenbrötlerischen und geheimnisvollen Gagamba, will aber auch nicht gegen eine anerkannte Göttin predigen (sie ist sich sicher, dass Kuraiko nur Vertreterin einer irregeleiteten Splittergruppe war).
Akira hingegen hat ein schlechtes Gewissen wegen den heimlichen Zweifeln an Myuriko, die er bisher gehegt hat. Wenn die offensichtlich böse Spinnenfrau versucht hat, den Glauben an die Kaiserin zu unterminieren, ist das nicht ein Beweis für die Wichtigkeit und Richtigkeit des Glaubens an den Göttlichen Kranich? Außerdem treibt ihn um, dass in den Schriftstücken Kuraikos mehrmals der Kabila-Fluss erwähnt. An diesem Grenzfluss zwischen Kintai und Sadu liegen  die Ländereien von Akiras Familie. Sein Vater wurde vor einigen Jahren von Rebellen ermordet, die aus dem zersplitterten Sadu über den Kabila nach Kintai vorstießen. Und es heißt, dass etliche Rebellengruppen in Sadu die Spinnengöttin Gagamba verehren…
« Letzte Änderung: 2.12.2023 | 02:20 von Takur »

Offline teddypolly

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #4 am: 26.11.2023 | 21:07 »
Um es mal gesagtezu haben:
Vielen ﹰDank für deine Berichte. Das ist für mich als Spielleitung in Takasadu eine anregende Lektüre. Übernehme da gerne die eine oder andere Idee. ﹰ

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #5 am: 29.11.2023 | 17:47 »
Die Rabenwacht
Miari/Kamioku-Wald, Kintai (Hao, Ren und Luo)

Nach der Rückkehr aus Nango und nach den erfolgreichen Verhandlungen mit der Obrigkeit scheinen sich die Dinge für eine künftige Sicherung des Tempels der tausend Tore gut zu entwickeln. Einige der Abenteurer nutzen die Zeit, um ihre eigenen Agenden voranzutreiben. Während Akira trainiert, aber auch seine sozialen Kontakte poliert (etwa indem er weiterhin Umgang mit Uome Oichi hat), versucht Takur sich von Ren einiges in Sachen Heilkunst abzuschauen.

Luo hört sich nach einem guten Bogner um und es gelingt ihm tatsächlich, eine gute Waffe mit deutlichem Preisnachlass zu erwerben. Vor allem verbringt er Zeit mit den Soldaten der zhoujiangischen Gesandtschaft aus der Affenprovinz. Er will mehr über sie und ihre Vorgesetzten erfahren – ein paar Kontakte in der Hauptstadt ihrer Provinz, die zum Machtbereich von General Wu gehört, können eines Tages vielleicht noch nützlich sein…
Die Wachen begegnen ihm mit Misstrauen, tauen aber recht schnell auf. Luo erfährt, dass Hauptmann Lei Fang als Offizier von General Wu und Mo Pei als Priesterin des Unggoy sich nicht eben grün sind, da es Spannungen zwischen Kirche und Staatsmacht gibt. Die Soldaten ihrerseits langweilen sich, und dass Lei sie in strenger Zucht hält, kommt auch nicht gut an.

Ren – die ihre Vorbehalte gegenüber Mo Pei und Lei Fang als Gesandte aus General Wus Machtbereich bei den gelegentlichen Kontakten weiterhin gut verschleiern kann – versucht sich unter den schwertalbischen Adligen in Miari umzuhören, um die Möglichkeit eines Einsatzes von Kintai-Söldnern in Zhoujiang zu erfahren. Sie hofft, dass die Kaiserlichen so eventuell schlagkräftige Hilfe im Bürgerkrieg erhalten könnten. Akira hilft ihr mit seinen Kontakten und lokalen Kenntnissen, auch wenn er Rens Idee für wenig aussichtsreich hält. Sie hat leichte Probleme, da sie als Ausländerin nicht ganz für voll genommen wird, kann aber einiges erfahren. Die hiesige Gegend ist wegen der großen Entfernung nach Zhoujiang für ihr Vorhaben allerdings denkbar ungeeignet. Die Uome und viele ihrer Vasallen konzentrieren sich eher auf den Umgang mit Geistern, und „überflüssige“ Söhne und Töchter treten eher in den Dienst des Himmlischen Kranichs (etwa als Kantioki-Mönche), als ihr Glück im Ausland zu suchen. Zudem hat man hier eine eher distanzierte Haltung zu den Ereignissen in Zhoujiang, auf die man mit einer gewissen Selbstgefälligkeit blickt.
Auch die Angehörigen von Clan Momoku haben Gerüchten zufolge mit Söldnerdiensten wenig zu schaffen. Sie sind eher dann zur Stelle, wenn es gilt ein Monster zu erschlagen. Ranku als der Kriegsführung verschriebener Clan, der Kriegsdienst im Ausland mitunter als Training für die jungen Adligen betrachtet, wie auch die diplomatisch versierten Suguri (die dem Vernehmen nach u. a. mit der Organisation und Finanzierung von Söldnern in Sadu zu tun haben) wären die besten Ansprechpartner, vor allem falls sich die beiden Klans nicht gerade gegenseitig blockieren.
Generell könnte man zu dem Thema wohl eher in den nahe der Grenze zu Zhoujiang gelegenen Regionen Kintais erfahren. Die meisten Kintari-Söldnertrupps sind allerdings ohnehin meist klein, mit ein paar Dutzend bis selten mehr als 100 Mitgliedern, davon maximal etwa ein Fünftel „echte“ Schwertalben.
Es gibt Mutmaßungen, dass die Ranku und besonders die Suguri mit den albischen Exilgemeinden im Ausland Kontakte halten, möglicherweise auch mit Gruppen wie der Triade der 13 Blätter, die u.a. auf dem Jadeband und dem Maishi-See als Piraten gefürchtet ist. Allerdings sehen das manche auch nur als gezielte Verleumdung.
Die Magierin ergänzt zudem ihren Vorrat an Heilkräutern und -tränken.

Eines Nachmittags trifft in der von den Abenteurer frequentieren Herberge eine wertvolle Reisekutsche ein. Der Insasse Ishi Aoi, ein älterer, hagerer Alb, reist in Begleitung seines albischen Sekretärs Ren, zwei Bediensteten (ein Gnom und ein Mensch) und zwei Vargen-Wächtern. Herrn Ishi geht es offensichtlich nicht gut, er wird in die Herberge getragen und sein Sekretär sucht nach Heilern. Hao und Ren erbieten sich, zu helfen. Es wird schnell klar, dass ihr Patient Vorbehalte gegenüber Ausländern UND gegenüber Nichtalben hat, doch die Bezahlung ist gut. Haos Untersuchung enthüllt, dass Herr Ishi nicht vergiftet oder krank ist, sondern lediglich an einer handfesten Reisemigräne leidet, für die es gute Hausmittel gibt. Während Herr Ishi sich erholt, rekrutiert sein Sekretär die Abenteurer für einen wichtigen Auftrag:
Offenbar ist sein Herr im Auftrag von Clan Zakur unterwegs, um für einen jungen Adligen eine prachtvolle Klinge für die Einführung bei Hofe zu beschaffen. Miari ist deshalb eine gute Anlaufstelle, weil manche der hiesigen Schmiede „jenseitige“ Materialien aus dem Geisterwald beschaffen und besondere Fähigkeiten bei ihrer Bearbeitung haben sollen. Geld spielt keine Rolle. Allerdings ist Eile geboten, da das Schwert termingerecht in die mehr als 500 Meilen entfernte Hauptstadt muss.

Die drei Helden nehmen den Auftrag an: Luo, weil eine Menge Geld dahintersteckt, Hao aus Neugier und Langeweile und Ji Ren, weil sie sich ausrechnet, dass ihr nützen kann, dem mächtigen Zakur-Klan einen Gefallen zu tun. Den Vorschlag der Helden, ihren Kameraden Akira hinzuzuziehen, lehnt Herr Ishi ab. Akira ist ein Gefolgsmann des Klans Ranku und offenbar gibt es Spannungen zwischen den Ranku und den Zakur.
Während Hao erfolgslos nach besonderen Materialien für eine Waffe spürt, hört sich Luo nach den besten Schmieden der Stadt um. Besonders bekannt ist offenbar Masuta Hagane (Kintial für „Meister Stahl“). Der Alb hat allerdings einen leicht beunruhigenden Ruf: manche sagen, er sei „schon immer“ hier, habe vielleicht Feenblut – und es gibt auch einige nicht ganz kinderfreundliche Geschichten über seine „Tochter“, die…merkwürdig sein soll. Des Meisters heftiges Temperament und sein ruppiger Umgang mit Kunden wie Gesellen ist weithin bekannt. Zugleich ist zu erfahren, dass eine Waffe von ihm im örtlichen Haupttempel Myurikos als Weihegeschenk liegt – eine Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu beurteilen.

Währen Ji Ren, der Sekretär von Herrn Ishi und Hao den Tempel besuchen, versucht Luo noch mehr über den Schmiedemeister zu erfahren. Details erfährt er freilich kaum, da der Meister und die Seinen für sich bleiben. Luo hört freilich noch einige Geschichten über die Reizbarkeit des alten Meisters. Momentan gibt es wohl nur einen Lehrling (Dan, Mensch) und einen Gesellen (Hoseki, Zwerg) sowie die „Tochter“ des Meister, Yori deren Mutter niemand zu kennen scheint. Er macht sich auch mit der Lokalität der Werkstatt vertraut – ein mehrstöckiges Gebäude, dessen Türen und Räume merkwürdig niedrig wirken.
Im Tempel können die anderen Helden inzwischen das Weihegeschenk des Schmiedemeisters besichtigen. Selbst unter den zahlreichen anderen Weihegaben des wichtigsten Tempels Myurikos in Miari sticht das Kintaina-Wakizashi-Paar hervor. Die kunstvoll geschmiedeten Klingen leuchten in einem eigenen Licht, das es schwer macht, sie anzuschauen. Auch wenn die Letztentscheidung bei Herrn Ishi liegt (der immer noch seine Migräne auskuriert), scheint „Meister Stahl“ eine sehr gute Wahl.

So unternehmen die Abenteurer und Sekretär Ren am nächsten Tag einen Besuch in der Werkstatt. Sie treffen den Meister (einen uralten Alben mit kahlem Kopf und schütterem langen Bart) an, wie er gerade seinen Lehrling herunterputzt. Seine „Tochter“, eine muskulöse Albin(?) mit silbernem kurzem Haar und merkwürdig metallfarbenen Augen ohne Pupillen, verteidigt den unglücklichen Lehrling und verhindert, dass ihr „Vater“ handgreiflich wird. Die junge Albin ist es auch, mit der sich die Besucher schließlich unterhalten, nachdem der Meister sich wutentbrannt entfernt hat. Sie erfahren, dass Hagane ein volles Auftragsbuch hat und dass er zwar Wünsche seiner Kunden anhört, am Ende aber selber entscheidet, was für eine Waffe er fertigt. Erschwerend für die Annahme eines Auftrages – und der Grund für den Wutausbruch des Meisters - kommt hinzu, dass sein zwergischer Geselle Hoseki verschwunden ist. Seine Eltern behaupten, nicht zu wissen wo er sein könnte. Hoseki zu finden würde den Meister günstig stimmen, den Auftrag von Herrn Ishi vorzuziehen.

Ji Ren und Hao besuchen daraufhin die Familie Hosekis, die eine Grobschmiede in einem schlechteren Viertel betreibt. Sie erfahren schnell, dass es zwischen Hosekis Familie und Masuta Hagane böses Blut gibt. Angeblich soll er – zu dem Zeitpunkt nur ein Geselle – kurz nach der Errichtung des Kaiserreiches (also vor über 400 Jahren) die Familie fälschlicherweise des Verrates und der Verschwörung bezichtigt haben. Daraufhin wurden die Vorfahren Hosekis inhaftiert und entgingen nur knapp der Verbannung oder gar Hinrichtung. Am Ende verloren sie ihre Schmiede, die der frühere Geselle übernahm. Seit drei Generationen lebt die Familie Hosekis nun in Abhängigkeit von ihrem ehemaligen Gesellen, denn sie muss eine hohe finanzielle Schuld bei ihm abzahlen. Hoseki war offenbar besessen von diesem Unrecht. Ren und Hao bezweifeln insgeheim die Wahrheit der Geschichte etwas. In letzter Zeit soll Hoseki besonders wütend und rastlos gewesen sein und ist möglicherweise in schlechte Gesellschaft geraten.

Luo hilft unterdessen dem Schmiedelehrling Dan beim Kohleschippen und findet in groben Zügen dasselbe heraus wie seine Kameradinnen. Hoseki fühlte sich von seinem Meister „bestohlen“, er hatte wohl tw. nicht den besten Umgang und trieb sich in eher zwielichtigen Vierteln Miaris herum, vermutlich schuldete er den falschen Leuten Geld. Der Zwerg äußerte einmal, „der Fuchs werde ihn noch zum Verhängnis werden“. Jedenfalls ging er eines Tages weg und kehrte nicht wieder. Da einige seiner Sachen fehlen, ist er wohl nicht entführt worden. Luo durchsucht zudem die Stube, die sich Hoseki und Dan teilten. Er findet eine Schuldenliste, die Hosekis finanzielle Schwierigkeiten bestätigt und nach einigem Suchen eine Kupfermünze, die einen Fuchs zeigt. Luo mutmaßt, dass diese Münze als Eintrittszeichen  in einem Halbwelt-Spiellokal fungierte.

Die gewonnenen Erkenntnisse und weitere Erkundigungen in der Stadt führen schließlich zum Gasthaus „Zum Fuchs“. Dies liegt in einem Viertel, das vor allem von Nichtalben und Kastenlosen frequentiert wird (in der Nähe befand sich auch das Schlachthaus, in dem die Spinnenfrau Kuraiko ihr Versteck hatte). Es ist offenkundig, dass das Lokal eher am Rande der Gesellschaft existiert. Schon das Bild an der Außenwand, das einen Fuchs mit zwei Schwänzen im Kartenspiel mit einem dicklichen Alben zeigt, der fast alle seine Kleider verloren hat, veranschaulicht, dass man hier die Loyalität zur schwertalbischen Oberschicht nicht hoch bewertet.
Luo kann den Helden durch Vorzeigen der „Fuchsmünze“ Zutritt verschaffen. Das Innere entspricht den Erwartungen: Spieltische, leichtbekleidete Bedienstete (die wohl auch für andere Dienstleistungen zur Verfügung stehen als zum Servieren) und allerlei Waren zweifelhafter Legalität… Das Publikum ist sehr bunt und stammt eher aus Mittel- und Unterschicht.
Das Kellergeschoss und der erste Stock sind abgetrennt, offenbar finden dort Spiele um höhere Einsätze statt wie auch andere, eher privatere „Unterhaltungen“.
Im Hinterhof werden Faustkämpfe und Hahnenkämpfe veranstaltet, auf die gewettet wird. Hao ist von dieser Zurschaustellung von Gewalt sichtlich abgestoßen.

Die Nachforschungen gestalten sich kompliziert. Ji Ren, die hofft, mit ihrem Können ein paar Kontakte zu knüpfen, verpatzt einen Heilzauber für einen verletzten Kampfhahn und fällt erst einmal aus. Hao probiert aus Neugier „Geistertränen“ (einen starken Schnaps mit „Zusatz“) und ist durch intensive Trugbilder und die anschließenden schweren Kopfschmerzen ausgebremst.
Der straßenerfahrene Luo hingegen kann nach ein paar Spielchen und etwas Herumfragen mehr erfahren: Hoseki war tatsächlich öfter im Lokal. Er war geizig beim Trinkgeld, spielte viel, aber mit sehr wechselhaftem Erfolg. Er machte wohl auch krumme Geschäfte. So verkaufte er kleine Mengen an kostbaren Metallen, die er wohl bei Meister Hagane unterschlagen hatte, übernahm Aushilfs-Schmiedearbeiten „nebenher“ und stand er auch zur Verfügung wenn jemand Hilfe brauchte um z. B. ein „gefundenes“ Schmuckkästchen zu öffnen. Doch war er bei alledem nicht sehr erfolgreich und sammelte zusehends Schulden bei Herrn Lu an, dem Besitzer des Lokals, vor dem die Leute großen Respekt (oder eher Angst) haben.
Hoseki traf sich zudem in letzter Zeit mehrmals mit einem maskierten, verkrüppelt wirkenden Varg und sprach öfters mit den „Sammlern“ – überwiegend gnomischen Waldläufern und Jägern, die im Geisterwald nach kostbaren Materialien suchen. Man hat ihn aber seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Von den Sammlern erfährt Luo, dass Hoseki sich nach einer Route in den Kamioku-Wald hinein erkundigte. Keiner weiß allerdings, wo er genau hinwollte und was er suchte. Der maskierte Varg, mit dem sich Hoseki traf, nannte sich Tanto (vermutlich ein Tarnname). Er war nur ein sehr sporadischer Kunde, der aber anscheinend ebenfalls mit Herrn Lu Umgang hatte.
Der Versuch, direkt mit Herrn Lu zu sprechen, führt zunächst zu einer Warnung, ob man das wirklich riskieren wolle.

Luo betreibt an diesem Abend noch einige erfolglose Nachforschungen in der Stadt, bei denen er das Interesse einiger zwielichtiger Gestalten weckt. Er kann seine „Schatten“ aber abschütteln. Am folgenden Tag bereitet vor allem die wildniskundige Hao die Expedition vor, indem sie die Ausrüstung revidiert. Luo kann bei unserem Auftraggeber ein kleines Handgeld herausschlagen und mietet ein Maultier. Er informiert die Schmiedegehilfin Yori über die Ergebnisse (verschweigt aber Hosekis Diebstähle) und horcht noch einmal Dan aus, der aber von einem potentiellen Ziel Hosekis im Wald nichts mitbekommen hat. Somit bleibt „Herr Lu“ die beste Chance, mehr über Hosekis Ziel zu erfahren und so die Suche einzugrenzen. Da Hoseki schon einige Tage unterwegs ist, empfiehlt sich Eile…
Luo versucht, mehr zu „Tanto“ herauszufinden. Außerdem fragt er an den Toren, ob und wann man diesen und Hoseki beim Verlassen der Stadt sehen. Seine Nachforschungen verlaufen ergebnislos. Ren versucht ihren Bekannten Kaito als Wegführer für den Kamioku-Wald zu rekrutieren, doch hat auch sie Pech: der Gestaltwandler ist erst einmal untergetaucht, weil ihm die geballte Aufmerksamkeit der Behörden (insbesondere von Uome Oichi) nicht behagt.

Am Abend besuchen Hao und Luo noch einmal das „Gasthaus zum Fuchs“. Sie werden (ohne Waffen) zu Herrn Lu vorgelassen – einem schlanken, rotfelligen Varg mit nur einem Auge. Hao kann von ihm erfahren, dass Hoseki hohe Schulden hatte, diese aber von Tanto ausgelöst wurden. Außerdem meint Lu, dass besagter Tanto gar kein Varg sei. Er trüge zwar eine Vargenmaske, doch riecht er laut Lu ganz anderes. Lu macht einige düstere Witze, dass Tanto Hoseki vielleicht nur als Mittagessen wollte...
Gegen die Zusicherung, dass Hao gelegentlich aushelfen wird, die Kämpfer im Hinterhof des Gasthauses zu verarzten (Lu lässt einem seiner Schuldner drei Finger brechen, den Hao „zur Probe“ fachmännisch verarztet), erzählt der Varg, dass Hoseki von ihm Hilfe wollte, um ins Archiv von Miari hineinzukommen, wobei ihm der Gasthofbesitzer aber nicht recht helfen konnte.
Mit Uome Tadashis Hilfe, der als Bibliothekar und Gelehrter im Archiv wohlgelitten ist, kann am nächsten Tag ermittelt werden, dass Hoseki im Archiv Karten über die Erkundung des Kamioku-Waldes suchte. Hao findet heraus, dass er sich speziell für eine Karte interessiert hat, die den Weg ins „Rückgrat“ zeigte, eine Hügelkette einige Tagesmärsche im Wald (eine Richtung, die sich mit den Fragen Hosekis bei den Waldläufern deckte). Dort liegen alte Wachturmruinen, die einst in dem vergeblichen Versuch geschaffen wurden, den Wald besser zu kontrollieren. Da es unwahrscheinlich ist, dass das Ziel zeitnahe noch viel besser eingegrenzt werden kann, brechen Hao, Ji Ren und Luo gegen Mittag auf. Insgesamt hat die Nachsuche bisher etwas über fünf Tage gedauert.
« Letzte Änderung: 2.12.2023 | 02:20 von Takur »

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #6 am: 29.11.2023 | 17:47 »
Der Marsch durch den Wald der zehn Millionen Geister gestaltet sich als anstrengend. Wiewohl Hao eine gute Pfadfinderin ist, führt der Weg sie zeitweilig in die Irre und eine Schlucht muss umgangen werden. Ein Nachtlager muss in fliegender Hast aufgegeben werden, weil es auf einmal von aggressiven Ameisen wimmelt. Zumindest zeigen sich die übernatürlichen Wesen und gefährlichen Bewohner des Waldes zunächst nicht. Luo hört während seiner Nachtwache zwar ein fernes Heulen, wie ein wütender Wind (obwohl Luftstille herrscht), denkt sich aber nicht viel dabei.
Glücklicher erscheint eine Beobachtung, die er am Folgetag macht: ein feurig schimmernder Falke – vermutlich ein kleiner Phoenix - beobachtet die Gruppe eine Weile und lässt beim  Auffliegen eine Feder fallen. Luo sichert sich die Feder. Er und besonders Ren sehen diese Begegnung als gutes Omen.

Nach einigen Tagen erreichen die drei das Rückgrat – langsam drohen die Lebensmittel  knapp zu werden. Sie folgen den steilen Hügeln, die an den Rückenkamm eines gigantischen, versteinerten Drachen erinnern. Dabei entgeht die Gruppe nur knapp einem Steinschlag. Es lässt sich nicht feststellen, ob da jemand nachgeholfen hatte.
Am Abend erreicht die Gruppe eine alte Lagerstätte. Offenbar haben hier vor kurzem zwei Personen gerastet. Zudem findet sich eine merkwürdige Feder, die laut Ren möglicherweise von einem Tengu stammen könnte.
Tatsächlich entpuppt sich die Analyse als korrekt, als die Gruppe sich bald darauf von drei bewaffneten Tengu umzingelt sieht. Kurz droht eine Eskalation, aber die Zurückhaltung der Reisenden und das Eingreifen eines vierten Tengu – es handelt sich offenbar um „Tanto“, der hier seinen wahren Namen Arashi führt – verhindern Schlimmeres.

Die Tengu verhalten sich misstrauisch, stimmen aber schließlich zu, die Gruppe mitzunehmen, als sie von deren Ansinnen erfahren. Sie verbinden den Helden die Augen, auch wenn sie ihre Waffen behalten dürfen.
Als man ihnen die Augenbinden abnimmt, sehen sie vor sich einen imposanten Turm (von dem vorher keine Spur zu entdecken war), Kern einer großen, wenn auch verfallenen Anlage. Hier scheinen bis zu 30 Tengu zu leben, die Hälfte davon im wehrfähigen Alter, die alle bewaffnet sind und emsig trainieren. Man weißt den Reisenden ein Quartier an und behandelt sie nicht feindselig, aber mit Misstrauen.
Es wird schnell klar, dass die Tengu auf einer Art Wachemission sind, allem Anschein nach schon seit grauer Vorzeit. Sie behaupten die „Schlafende“ behüten, um dereinst mit ihr in den Kampf gegen die „jenseitige Feindin“ zu ziehen. Sie nehmen diese Aufgabe und ihr Versprechen ungemein ernst. Deshalb sind sie so wehrhaft, und deshalb benötigen sie einen Waffenschmied. Die Erdbeben in der letzten Zeit und die kürzliche Sonnenfinsternis sehen sie als Zeichen, dass der befürchtete Tag nahe sein könnte. All dies erklärt, warum sie Hoseki als zwangsrekrutiert haben, nachdem sein „Vorgänger“ vor einiger Zeit verstorben ist. Offenbar hat Arashi – der von seinen Mit-Tengu offenbar als eine Mischung von nützlichem Sendbote in die Menschenwelt und als Nervensäge betrachtet wird – den Zwerg von seinen Schulden „freigekauft“, ihm aber vorenthalten, was die Gegenleistung sein würde. So ist Hoseki, der  einen Vertrag mit seinem Blut unterzeichnen musste – zu seinem Missfallen als Waffenschmied mit unklarer Dienstzeit verpflichtet worden. Nicht, dass er an seinen Meister mit Begeisterung zurückdenkt, aber hier im Wald mit den Tengu ist er noch unglücklicher.

Luo, der eine Verbindung zwischen dem Feind der Tengu und dem im Tempel der tausend Tore eingesperrten Dämon vermutet, dessen drohendes Entkommen ja auch mit den kürzlichen Erdbeben und der Sonnenfinsternis zusammenhing, bemüht sich Arashi zu überzeugen, dass das uralte Böse erst einmal wieder gebannt sei. Er wählt aber wohl die falschen Worte oder trägt zu dick auf, jedenfalls weißt ihn Arashi am Ende brüsk zurück.

Hao nimmt das nicht so schwer, da sie die Mission eher als ein Abenteuer sieht. Mit Hoseki hat sie zwar Mitleid, doch denkt sie auch, dass er sich seine Situation selbst zu verdanken hat. Luo und Ren hingegen zermartern sich den Kopf, wie sie das Blatt noch wenden können. Gewalt scheidet aus – selbst wenn sie mit Hoseki fliehen könnten, gejagt von den Tengu den Kamioku-Wald zu durchqueren erscheint als keine realistische Option. Zudem sind die Rabenwesen ja nicht wirklich der Feind und ihre Wacht dürfte in der Tat wichtig sein.
Luo bemüht sich, den verärgerten Arashi zu besänftigen. Der boshafte Tengu fordert ihn daraufhin zu einer Mutprobe auf: die Schattenklinge muss mit verbundenen Augen über einen Balken hoch oben auf einer Mauer balancieren und dabei beteuern, er habe nicht gelogen. Luo unternimmt tatsächlich dieses törichte Wagnis – erfolgreich. Er protestiert nur, als ihn der Tengu amüsiert auffordert, den Rückweg auf einem Bein hüpfend zu absolvieren.
Dies hat zumindest Arashi wieder gnädig gestimmt und Luo kann ihn mit der Schilderung des im Tempel der tausend Tore eingesperrten Ungetüms Kokumo beeindrucken – offenkundig bringt das bei dem Tengu eine Saite zum klingen. Hao hat den rettenden Einfall, Arashi und den übrigen Tengu den Vorschlag zu unterbreiten, einen der ihren nach Miari zu schicken, um das Schmiedehandwerk zu erlernen. Bis der oder diejenige genug gelernt hat, um künftig selber die Waffen der Tengu zu warten, könnten vielleicht einige der Schmiede in Miari überzeugt werden, den Tengu zu helfen. Es geling tatsächlich, die Rabenwesen zu überzeugen, diesen Versuch zu unternehmen.

Und so brechen schließlich die Abenteurer, Hoseki, Arashi und die junge Tengu Xi (als Schmiedelehrling in spe) auf, von den Tengu großzügig mit Lebensmitteln versorgt. Zuvor freilich sichert sich Arashi eine Locke von Hosekis Bart, lässt ihn die Hände auf einen Amboss legen und einen heiligen Schwur leisten, zurückzukehren um seine Schuld abzuleisten, falls die Idee der Helden scheitern sollte. Dabei rezitiert der Tengu eine kryptische Beschwörungsformel und fuchtelt drohend mit dem Hammer. Ren, die schon seit einiger Zeit einen gewissen Verdacht bezüglich der magischen Fertigkeiten des Tengu hat, hegt, ist sich freilich sicher, dass das alles nur Theater und kein echter magischer Pakt ist. Sie klärt ihre Kameraden aber erst später und Hoseki (von dem sie nicht viel hält) überhaupt nicht auf…

Der Rückmarsch verläuft zunächst vergleichsweise glatt. Luo nutzt die Zeit, um Hoseki zuzureden, sein Schicksal zu akzeptieren.
Gegen Ende der Reise freilich nimmt diese um ein Haar eine katastrophale Wende. Das Heulen, das Luo auf dem Hinweg vernommen hatte, ist mit einmal wieder zu hören, und diesmal erscheint es viel näher. Arashi stößt den Alarmruf „Geisterwind!“ aus, und schreit, man müsse die Ohren bedecken. Während Ren und Luo dies rechtzeitig schaffen, wird Hao von blinder Panik erfüllt. Die gnomische Priesterin rennt wie von Sinnen in den Wald. Glücklicherweise kann Luo sie einholen und zu Boden ringen. So schnell wie der Geisterwind hereingebrochen ist, zieht er auch wieder vorbei.
Damit aber hat der Kamioku-Wald offenbar seine Schrecken ausreichend demonstriert und die Gruppe erreicht ohne weitere Fährnisse Miari. Die Tengu werden zwar am Tor misstrauisch beäugt, aber dann doch eingelassen. Offenkundig waren die Reisenden in der Menschenwelt nur fünf Tage fort, nicht gut zwei Wochen wie sie meinten.
Während Xi und Arashi einen eigenen Unterschlupf ansteuern, bringen die drei Abenteurer Hoseki zu seiner Familie zurück. Die ist natürlich überglücklich ob seiner Rückkehr.

Am nächsten Morgen begleiten die drei Hoseki und die beiden Tengu zu Masuta Hagane. Es gelingt, die Wogen zwischen Meister und Geselle zu glätten, und Hagane zeigt sich überraschend zuvorkommend gegenüber den Tengu. Angesichts der Gerüchte über seine Herkunft und seine Tochter ist es allerdings vielleicht doch nicht so überraschend… Tatsächlich ist der alte Alb bereit, Hoseki zurückzunehmen und Xi auszubilden. Einige der Tengu-Waffen will er wohl selber reparieren, und er und Yori (die, wie sich später herausstellt, schnell Zugang zu Xi findet) werden helfen, weitere Schmiede in der Stadt dafür zu rekrutieren. Zwar werden die Tengu dafür vielleicht als Bezahlung einige ihrer Waffen oder andere Güter des Kamioku-Waldes hergeben müssen, aber Arashi ist bereit, das zuzusichern.

Um ein Haar scheitert noch das eigentliche Ziel der ganzen Suche, als sich Hagane und Ishi darüber in die Haare geraten, ob der Meisterschied für den Zakur-Adligen nun ein Kintaina anfertigen soll (wie Ishi es fordert) oder ein Wakizashi oder Dschiahn (wie Hagane kategorisch postuliert). Am Ende aber setzt sich der Meister durch und Ishi steckt zurück.
Ob Hoseki auf Dauer seinen Frieden mit seinem Meister machen kann, bleibt abzuwarten, ebenso wie es Xi ergehen wird. Arashi jedenfalls verschwindet kurz darauf wieder aus der Stadt. Luo nimmt sich vor, zumindest in den nächsten Tagen der jungen Tengu zu helfen sich zurechtzufinden. Hao ihrerseits erfüllt schweren Herzens die Vereinbarung mit Herrn Lu und kuriert in den folgenden Tagen ramponierte Faustkämpfer im „Gasthof zum Fuchs“, wobei ihr die Kampfhunde der Schaukämpfe mehr leidtun als die menschlichen Kombattanten.

Die Abenteurer erhalten von Ishi eine reiche Belohnung in Form von 20 Lunaren pro Person – und als Dreingabe ist Yori bereit, jedem eine Waffe anzupassen. Im Falle Rens (die sich ein Dschiahn zugelegt hat) wird lediglich der Griff angepasst und mit Fischhaut bezogen. Haos treuer Kampfstab erhält einen Griff aus Büffelleder und an einem Ende einen Knauf in Form eines Affenkopfes, ausbalanciert durch eine verstärkte Kuppe am anderen Ende.
Für Luos Klinge – ein Dschiahn namens Vipernzahn, das er vor Jahren bei einem Kampf gegen Banditen erbeutet hat – sind jedoch mehr Arbeiten nötig. Yori stellt fest, dass die Waffe schon einmal angepasst wurde. Der Griff war früher wohl nicht für eine Alben- oder Menschenhand gedacht und die Waffe hatte einen ungewöhnlichen Schwerpunkt. Der Griffbezug aus Haihaut und die darunter liegenden Holzteile sind neueren Datums. Zudem wurde der ursprüngliche Knauf mit einer Metallhülle überzogen - ob um den ursprünglichen Knauf  zu verbergen oder wegen dem veränderten Schwerpunkt, ist unklar.
Diese Veränderungen verbargen ein Wappen oder Meisterzeichen in Form eines Amboss vor einem stumpfen, von Flammen gekrönten Kegel (ein Vulkan?). Darum herum findet sich die Inschrift: „Hand/am Heft/Still meinen Durst/Ich schenke dir tausend Siege“.
Auf dem Knauf war zudem eine gravierte Inschrift in Form eines Kreuzes oder vierzackigen Sterns verborgen: im Zentrum den Namen Li Sao, von dem vier Inschriften abgehen – als ob der Name für jede der Anfangspunkt sei: „die unschuldig gemordete/die aus den Schatten zurückkehrende/tausend Jahre Leben/führe meine rächende Hand“.
Luo, der sich schon immer gedacht hat, dass die Klinge eine längere Geschichte besitzt, nimmt sich vor, ein paar Nachforschungen anzustellen und auf jeden Fall auch mit seiner in Sachen Artefaktanalyse und magischen Dingen beschlagenen Cousine Ji Ren zu sprechen.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #7 am: 29.11.2023 | 17:48 »
Der Schatten der Spinnenfrau
Miari und Umgebung, Kintai (Akira, Takur)

Während Ren, Hao und Luo mit dem Auftrag von Herrn Ishi und der Suche nach dem verschwundenen Schmiedelehrling beschäftigt waren, erlebten Akira und Takur ihr eigenes Abenteuer.
Der Jaguarkrieger Takur hatte immer noch etwas Schwierigkeiten, in Miari Anschluss zu finden, obwohl er dabei war, die Sprache des gemeinen Volkes zu lernen (Xienyan) und obwohl die Stadt aufgrund ihrer Nähe zum „Geisterwald“ merkwürdige Besucher gewohnt war. Dennoch fiel eine zwei Schritte große, aufrecht gehende Raubkatze ziemlich auf. Fern seiner Heimat im Jaguarschungel und eher das Leben in der Wildnis gewöhnt, blieb er isoliert.
Wenig erfolgreich versuchte er, den Gelehrten Tadashi zu überzeugen, ihm den in dessen Besitz befindlichen drachlingischen Gedankenkristall zu überlassen. Der Diebstahl eines solchen Artefakts durch einen Abenteurer war es gewesen, was Takur aus seiner Heimatstadt Huatla fortgebracht hatte. Ein ähnliches Relikt nach Huatla zu bringen, wäre natürlich eine ganz besondere Leistung.
Tadashi war begreiflicherweise zurückhaltend gegenüber diesem Ansinnen. Takur erhielt etwas Unterstützung durch Akira, der ihm allerdings eher aus Kameradschaft half, statt wirklich von der Idee überzeugt zu sein. Trotz allem, was die Helden für Tadashi getan hatten, blieb die Antwort des Gelehrten sehr ausweichend. Er versprach aber, es in Erwägung ziehen, sobald der Tempel der tausend Tore umfassend gesichert sei.

Die junge Beamte Uome Oichi, bei der die Helden Bericht über die Vorkommnisse beim „Tempel der tausend Tore“ und die Intrigen der Spinnenfrau Kuraiko erstattet hatten, war inzwischen damit beschäftigt, einen umfassenden Bericht für die Fürstin von Miari zu erstellen. Nachdem ihre anfängliche Skepsis verflogen war, setzte sie jetzt ihren Ehrgeiz daran, ein möglichst umfassendes Dossier inklusive einer detaillierten Schilderung des „Tempels der tausend Tore“ zu erstellen. Die zeichnerisch begabte Oichi befragte dazu intensiv die Helden und fertigte Bilder aller Beteiligten an.
Akira war ihr bei ihren Recherchen gerne behilflich, auch in der Hoffnung, über Uome Oichi Kontakte zu höherrangigen Mitgliedern des Fürstenhofs von Miari zu erhalten.

Kurz darauf trat Oichi an Akira und Takur mit der Bitte heran, ihr bei den abschließenden „Aufräumarbeiten“ im Versteck der Spinnenfrau Kuraiko behilflich zu sein: möglicherweise seien noch etliche der „Kinder“ Kuraikos am Leben und diese Spinnendämonen würden eine Gefahr für die Gegend darstellen. Zudem müssten die Überreste von Kuraikos Opfern geborgen und der Schlupfwinkel noch einmal gründlich durchsucht werden. Oichi war nicht gewillt, diese Aufgaben dem Dorfvorsteher von Nango zu überlassen. Überhaupt wollte sie die Bevölkerung des Dorfes an ihre Pflichten gegenüber der Gottkaiserin erinnern.
Da diese Angelegenheit politisch delikat und für Haus Uome nicht unbedingt schmeichelhaft war, wollte Oichi auch nicht, dass die anderen Abenteurer mitkamen. Sie wollte die Affäre möglichst unauffällig abschließen. Bei Akira (der ein Untertan der Gottkaiserin Myuriko war) glaubte sie sich seiner Verschwiegenheit sicher sein zu können. Und der „Exot“ Takur zählte aufgrund seiner Isoliertheit nicht. Die Affenpriesterin Hao oder die aus einer angesehenen und weit verzweigten Beamtenfamilie stammende Ren wären heikler gewesen…

Takur führte die Truppe, die außer ihm und Akira aus Uome Oichi, zwei Soldaten sowie fünf Geistlichen bestand (drei auf die Jagd nach Ungeheuern und bösen Geistern spezialisierten Kantioki-Mönchen, einem alten Priester und einer betagten Wandermönchin) sicher nach Nango.
Die Einwohnerschaft des kleinen Dorfes reagierte eingeschüchtert auf die Ankunft der Expedition. Offenbar fürchteten sie ein behördliches Strafgericht. Deshalb waren wohl auch zwei Einwohner geflohen, die sich vermutlich besonders anfällig für die Einflüsterungen Kuraikos gezeigt hatten.
Dass einer davon der Sohn des zwergischen Dorfvorstehers Hanzo Tusaka war, nahm Oichi nicht gerade für den Vater des Flüchtigen ein. Obwohl sie – auch auf Akiras Einwirken hin – auf drastische Strafen verzichtete, war klar, dass Hanzo sein Amt bald los sein würde. Die junge Beamtin richtete einen flammenden Appell an die Dorfbewohner, in Zukunft wachsamer und Pflichtbewusster zu sein. In den nächsten Tagen wurden die Dörfler auch noch durch den Priester „bearbeitet“, der angesichts des sehr lax gewordenen Bekenntnisses der Bewohner Nangos zur Gottkaiserin viel Arbeit vor sich sah. Der vernachlässigte Schrein der Gottkaiserin wurde instandgesetzt. Akira unterstützte die Bekehrungsarbeit nach Kräften, obwohl er selber insgeheim gewisse Zweifel an der Gottkaiserin hegte. Er war froh, dass Hao diesmal nicht dabei war: Die junge gnomische Affenpriesterin hätte wenig Gefallen an den strikten Vorstellungen von Pflicht und Ehre gefunden, die das Leben in Kintai bestimmten.

Neben dieser psychologischen „Aufräumarbeit“ galt es, sich um die physischen Überreste von Kuraikos Untaten zu kümmern. Die Expeditionsteilnehmer durchsuchten noch einmal Kuraikos Anwesen, doch hatten die Spinnendämonen ihr altes Nest inzwischen aufgegeben. In Kuraikos Zimmer fand Takur beim nochmaligen Durchsuchen ein mit einer Falle gesichertes Geheimversteck, indem einige Halbedelsteine und eine Kodierungstafel für Briefnachrichten verborgen waren. Oichi ließ eine Kopie der Codetafel erstellen und Akira sah sich in seiner Vermutung bestärkt, dass die Spinnenfrau Teil einer regelrechten Verschwörung gewesen sein könnte.
Die in der „Abfallgrube“ der Spinnendämonen liegenden Knochen ihrer Opfer zu bergen, war eine mühselige und belastende Aufgabe. In den dahinterliegenden Gängen waren früher offenbar Halbedelsteine gebrochen worden. Takur konnte sogar noch einige Steine finden, auch wenn das wegen der drohenden Einsturzgefahr gefährlich war.

Nachdem die Durchsuchung von Kuraikos Anwesen abgeschlossen war, blieb noch die Spurensuche nach den überlebenden Spinnendämonen. Die Expedition teilte sich dazu in zwei Gruppen und begann mit dem Durchstreifen der Nango umgebenden Wälder.
Leider versagte Takur bei der Spurensuche: der von ihm geführte Trupp stolperte praktisch über vier Spinnendämonen, die nur deshalb nicht aus dem Hinterhalt zuschlagen konnten, weil sie bei ihren eigenen Angriffsvorbereitungen ebenfalls gepatzt hatten.
So entwickelte sich die Begegnung in ein unorganisiertes, kurzes aber brutales Gefecht. Akira und Takur konnten eines der Monster rasch ausschalten. Doch die verbliebenen machten ihnen schwer zu schaffen. Beide Kämpfer wurden verletzt. Auch wenn sie und die sie begleitende Geistliche zwei weitere Spinnendämonen ausschalten konnten, konnte der vierte entkommen.

Trotz dieses unvollständigen Sieges war Oichi zufrieden mit dem Erreichten. Nachdem der schwer verletzte Takur wiederhergestellt war, entschied sie, dass der Großteil des Expeditionstrupps nach Miari zurückkehren könne. Der Priester sollte, unterstützt von zwei der Kantioki-Mönche, noch etwas in Nango bleiben um die Dorfbewohner zu „erziehen“. Die Kantioki sollten ihn beschützen und nach dem verbliebenen Spinnendämon Ausschau halten. Die junge Beamtin war sichtlich daran interessiert, die Angelegenheit rasch für erledigt erklären zu können.
Wohl nur halbernst fragte Oichi Akira, ob er vielleicht Interesse hätte, den voraussichtlich bald freiwerdenden Vorsteherposten von Nango zu übernehmen (und das Anwesen Kuraikos mit seiner…pittoresken Einrichtung und Geschichte). Der junge Schwertalb war tatsächlich kurz versucht. Das hätte ein nicht allzu glamouröses Leben verheißen, wäre aber für den nachgeborenen Sohn einer wenig vermögenden Schwertvasallenfamilie der östlichen Grenzlande ein guter Karrierestart gewesen. Doch nach einigem Überlegen versicherte er Oichi, dass er sein Schicksal woanders sähe…

Der Rückmarsch nach Miari verlief ohne Probleme. Dort setzte Akira seine Bemühungen fort, am Hof Kontakte zu knüpfen. Freilich verlief das nicht reibungslos. Der junge Schwertalb sah sich der Opposition der jungen Adligen Ikki Shinobu gegenüber, deren Vater von der Spinnenfrau Kuraiko erpresst worden war. Als dessen Verfehlungen im Zuge der Ermittlungen zu Kuraikos Taten ans Tageslicht gekommen waren, hatte ihm das seinen Posten am Fürstinnenhof gekostet. Seine Tochter machte nun Akira (und Oichi) für die Schande ihrer Familie verantwortlich und kritisierte offen Akiras Fähigkeiten, seine Manieren und seine Herkunft aus der „barbarischen“ östlichen Grenzregion Kintais. Unter anderen Umständen hätte Akira sie vermutlich gefordert. Aber er hatte ein schlechtes Gewissen wegen dem Unheil, das die im Zuge der Ermittlungen zu Kuraiko gefundenen Informationen teilweise angerichtet hatten. Also schluckte er seine Verärgerung hinunter. Dank seiner Beherrschung, seinen diplomatischen Fähigkeiten und ein wenig Glück schaffte er es tatsächlich, seine Kontrahentin etwas zu beschwichtigen.
Am Hof konnte Akira wertvolle Kontakte zu der bestens vernetzten Hofdame Matsura Sosa und zu Uome Kagechiko knüpfen, einem höherrangigen Mitglied der Fürstinnenfamilie und Offizier der Garnison von Miari. Auch wenn ihm das keine unmittelbaren Vorteile einbrachte, könnte sich dies in der Zukunft vielleicht noch einmal als nützlich erweisen.
« Letzte Änderung: 2.12.2023 | 02:21 von Takur »

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #8 am: 2.12.2023 | 02:22 »
Der Tempel der ersten Pflaumenblüte (kleine Spoiler für Abenteuer „Tempel der tausend Tore“)
Miari und angrenzende Berggebiete am Rande des Kamioku-Waldes (Hao, Akira und Takur)

Nach ihren letzten Abenteuern hatten die Helden ein paar Tage Ruhe. Takur fand ein wenig Anschluss bei den Fährtensuchern, Jägern und Prospektoren, die den Geisterwald durchstreifen. Für diese hartgesottenen Männer und Frauen war eine aufrechtgehende Raubkatze nichts, was sie aus der Ruhe bringen konnte. Daneben verdingte er sich gelegentlich bei Jagden der Oberschicht als Gehilfe – wobei sein exotisches Äußere vermutlich dazu beitrug, dass er angeheuert wurde.
Die Affenpriesterin Hao – die sich aus den politischen Aspekten der Mission ihrer Vorgesetzten Mo Pei heraushielt – wurde von dieser beauftragt, den örtlichen Jugendlichen bei der Organisation des „Festes der Freuden“ zu helfen (einem geheimen Fest für Jugendliche und junge Erwachsene, das am 23. Erntemond – in Zhoujiang Affenmond stattfand). Neben der Myuriko-Kirche wurden in Kintai – besonders von den Mittel- und Unterschichten sowie Eingewanderten – immer noch die Tiergötter Zhoujiangs verehrt. Da es bei dem Fest allerdings oft recht „wild“ herging, wurde es üblicherweise ohne das Wissen der Eltern organisiert – eine Tradition, die sich offenbar auch unter der Gottkaiserin Myuriko erhalten hatte (auch wenn standes- und verantwortungsbewusste Eltern vermutlich auf DIESE Tradition hätten verzichten können). Problematisch war, dass die Jugendlichen sich nicht wie andernorts außerhalb der Stadt treffen konnten – nicht nur galten die Mauern und Tore von Miari als gut bewacht, das Umland war nachts aufgrund der Nähe des Geisterwaldes auch nicht wirklich sicher.
Mit etwas Unterstützung von Takur (der das Ganze sehr amüsant fand), konnte Hao ein Lagerhaus anmieten und die nötigen Lebensmittel, Getränke sowie Musikanten organisieren. Der Waldläufer Takur gab den Jugendlichen auch ein paar wertvolle Tipps, wie sich ungesehen zu dem Fest schleichen konnten. Das Fest war ein voller Erfolg, ohne dass es zu sehr ausartete.

Bald allerdings beschäftigen die Helden erneut die Nachwirkungen ihres Abenteuers beim „Tempel der tausend Tore“ und ihre Begegnung mit dem dort eingesperrten Dämon:
Unter der Anleitung der Beamtin Uome Oichi wurde eine Expedition vorbereitet, die den im Geisterwald liegenden „Tempel der tausend Tore“ noch einmal untersuchen und die Möglichkeiten seines Erhalts und künftigen Sicherung feststellen sollte (wobei zwei der Helden – Ren und Luo – als Beratende fungieren würden). Im Zuge der Vorbereitungen gewährt Uome Tadashi den Beteiligten Zugriff zu seinem Gedankenkristall. Hao (mit Hilfe von Ren) kann freilich keine besonderen Zusatzinformationen herausfinden. Die Priesterin und die Magiekundige gewinnen jedoch ein tieferes Verständnis für die Nutzung und Erkennung solcher Artefakte, die vielleicht künftig noch einmal von Nutzen sein kann.
Zusätzlich sollten die anderen Helden (Hao, Takur und Akira) einen Bericht über die im „Tempel der tausend Tore“ eingesperrte Gefahr zu einem nahegelegenen Myuriko-Tempel bringen. In diesem Kloster – dem „Tempel der ersten Pflaumenblüte“ – sollte sich eine umfangreiche Bibliothek befinden, aus der sich Oichi zusätzliche Informationen über die Angelegenheit erhoffte. Zudem sollten sie den Rat der Geistlichen einholen. Allerdings galt der „Tempel der ersten Pflaumenblüte“ als recht eigenbrötlerisch. Das Kloster stand traditionell den Uome nahe, ohne ihnen blindlings zu gehorchen. Es wurde vor über 400 Jahren gegründet, kurz nachdem der Stählerne Kranich sein Reich erobert hatte, zu der Zeit, als die Uome die Herrschaft in der Region übernahmen.

Die mehrere Tage während Reise entlang des Gebirges am Ostrand des Kamioku-Waldes zum Kloster verlief ereignislos. Die Helden passierten nur wenige Dörfer, und die Einwohner waren zurückhaltend. Einmal tauchte am Himmel eine Drachenschlange auf, ohne jedoch näherzukommen. Takur nahm den beeindruckenden Anblick des fliegenden Feenwesens zum Anlass, den Göttern von seinem Blut zu opfern. Hao animierte dies, den Jaguarkrieger eingehend zu dem Glauben und den Göttern der Ma’Ua zu befragen. Die Affenpriesterin was fasziniert aber auch ein wenig schockiert von der blutigen Glaubenswelt der Jaguarkrieger.
Von Hao (mit Unterstützung Takurs) souverän über die Bergstraße geführt, erreichte die Gruppe das Kloster früher als erwartet.

Die Anlage erwies sich als weitläufig und von einer hohen Mauer umgeben. Der riesige Pagodentempel war reicht geschmückt. Man sah dem Kloster sein Alter an. Über das Tal verteilt fanden sich einzelne Gehöfte und kleine Häusergruppen der Bauern, die dem Kloster untertan waren. Überraschend war die große Anzahl von Okodama (Feenwesen in Gestalt von maskentragenden Blumen, Sträuchern und Bäumen), die das Kloster umgaben. Ihre große Anzahl und prächtiger Wuchs legten Zeugnis von dem Alter und der moralischen Makellosigkeit des Klosters ab – enervierten allerdings Akira, der in seiner Kindheit ziemlich gruselige Geschichten über die „Geisterbäume“ gehört hatte.   
Die Helden kamen erst einmal in dem örtlichen Gasthaus unter, welches als Quartier für diejenigen fungierte, die Einlass ins Kloster begehrten. Offenbar gab es zwei Möglichkeiten, vorgelassen zu werden:
Zum einen konnte man auf unbestimmte Zeit vor dem Klostertor meditieren, bis die Mönche Einlass zu gewähren bereit waren. Die Wartezeit konnte dabei zwischen einigen Stunden und mehreren Wochen dauern. Die – schnellere aber riskante – Alternative war, sich einer Reihe von Herausforderungen zu stellen. Nach kurzer Beratung beschlossen die Helden, es erst einmal mit Warten zu versuchen, auch wenn sich dies als eine ziemliche Geduldprobe erwies – vor allem, als das Wetter schlechter wurde. Doch am zweiten Abend wurde die Geduld belohnt und ihnen wurde Einlass gewährt.

Das weitläufige Kloster war bereits durch das schweigsame Auftreten der Geistlichen durch eine seltsame Atmosphäre geprägt, die bei Einbruch der Dunkelheit noch unheimlicher wurde, da nun zahlreiche Geister durch die Klostermauern streiften, ohne dass sich die Mönche an ihnen störten.
Auch wenn Hao, Akira und auch Takur aus Kulturen stammten, in denen Geister verehrt wurden, waren sie doch etwas verunsichert durch die geballte ‚geistige‘ Präsenz.
Immerhin wurde ihnen nun eine Audienz bei Äbtissin Mikawa Tomoe gekommen: eine junge Frau mit alten Augen und einem ziemlich ausgeprägten Charakter, die von geisterhaften Schemen flankiert wurde. Von Hao unterstützt erstatte Akira umfassend und ungeschönt Bericht über die Ereignisse beim „Tempel der tausend Tore“, über den dort eingesperrten Dämon und die Ränke der Spinnenfrau Kuraiko.

Die Äbtissin hatte einige harsche Worte bezüglich der Geheimhaltung des „Tempels der tausend Tore“ durch den Gelehrten Tadashi, war aber mit dem Handeln der Helden zufrieden. Sie erklärte sich bereit, dem Ersuchen nach Recherchen nachzukommen. Die lesekundigen Helden (Hao und Akira) durften die Nachforschungen in der Tempelbibliothek unterstützen. Diese beinhaltete Schriften zu Feenpakten, Geistern und Dämonen, die teilweise deutlich älter als das Reich des Himmlischen Kranichs waren und die man offenbar hier zusammengetragen hatte. Besonders Hao erwies sich als hervorragende Rechercheurin. Das Stöbern in den Archiven erbrachte Hinweise auf die Kämpferin Na Mong, die früher (offenbar noch in den Tagen der Drachlingsherrschaft und mit diesen gemeinsam) gegen das im „Tempel der tausend Tore“ eingesperrte Untier gekämpft hatte.
Leider fanden sich in den Schriften nur wenige Hinweise zu ihr, weshalb Tomoe vorschlug, den Geist der Kriegerin zu beschwören. Auch dabei sollten die Helden helfen, nicht zuletzt weil zwei von ihnen gegen das Untier gekämpft hatten. Während Hao sich bei der Vorbereitung und Recherche der passenden Rituale nützlich machte, unterstützte Takur die Suche nach geeigneten Kräutern als Paraphernalia für das Ritual. Er war durchaus erfolgreich, allerdings stolperten er und ein älterer Mönch bei der Suche beinahe über eine Herde von Wildrindern. Sie konnten sich allerdings zurückziehen, bevor die mächtigen Tiere angriffen.
Die Halbedelsteine, die Takur bei seinem zweiten Besuch in Kuraikos Versteck gefunden hatte, begannen nach einigen Tagen im Tempel zu leuchten. Hao vermutete, dass sie schwach magisch seien und eventuell auf die magische „Hintergrundstrahlung“ des Tempels reagierten.

Während die Vorbereitungen des Rituals Fortschritte machten, beanspruchte bald eine andere Angelegenheit die Aufmerksamkeit der Helden: Mitten in der Nacht wurden sie durch ein leises Wimmern geweckt und fanden einen verletzten Schneemakaken, der sich in ihre Unterkunft geschleppt hatte. Das Tier verhielt sich eigenartig, was besonders Hao (als Priesterin des Affengottes) überzeugte, dass mehr hinter der Sache steckte. Das Tier wurde verarztet. Seine Wunden schienen von einer großen Katze zu stammen.
Nachfragen bei den Mönchen ließen die Helden zu dem Schluss kommen, dass das Tier möglicherweise von dem bei dem nahebei gelegenen Ort Bizen befindlichen „Affenfelsen“ kam, einem alten Heiligtum des Affengottes, das inzwischen von den Einwohnern gemieden wurde. Hao war überzeugt, der Sache nachgehen zu müssen und die anderen Helden beschlossen, sie zu begleiten. Tomoe war zwar irritiert, da aber ohnehin noch auf eine für das Beschwörungsritual günstigere Stern- und Mondkonstellation gewartet werden musste, hatte sie keine Einwände.

In Bizen stellten die Helden schnell fest, dass etwas merkwürdig war: die Leute schienen sehr schweigsam und gingen ihnen (die von dem geheilten Affen begleitet wurden) aus dem Weg. Nach einigem Herumgefrage konnte Hao den Grund erfahren:
Seit einigen Monaten waren immer wieder Nutztiere verschwunden. Die Spuren hätten auf eine Raubkatze hingedeutet. Doch der Versuch, das Tier zu erlegen, hätte in einer Katastrophe geendet. Ein Jäger sei getötet, weitere verletzt worden. Offenbar sei das Tier zu mächtig für die Jäger gewesen – und mehr als ein Tier, denn es hätte gesprochen und die Verletzten mit einer bedrohlichen Warnung heimgeschickt. Allem Anschein nach hatten die Dorfbewohner und die Bestie kurz darauf eine „Übereinkunft“ gefunden, die das Dorf vor weiteren Angriffen bewahrte.
Die Dorfbewohner wollen nicht genau sagen, wie man sich mit dem Untier geeinigt hat. Die Helden vermuteten, dass die Dörfler das Raubtier vielleicht auf den Affenfelsen hingewiesen hatten, damit er dort leichte Beute finden konnte.
Hao wollte unbedingt etwas unternehmen. Weitere Fragen bei den Dörflern ergaben nichts. Die Menschen blieben verschlossen. Immerhin wiesen sie den Weg zum Affenfelsen und erwähnen, dass dort der alte Einsiedler Makashi lebe, der möglicherweise weiterhelfen könnte, allerdings seit einigen Wochen nicht mehr im Dorf gewesen war.

Bevor die Helden zum „Affenfelsen“ aufbrachen, suchten sie den für das Dorf Bizen verantwortlichen Schwertvasallen auf, der in einem befestigten Anwesen nahe dem Dorf residierte. Matsuma Takata war ebenso wenig wie die Dorfleute erpicht darauf, über die Angelegenheit zu sprechen, doch Akira konnte ihn überzeugen, etwas mehr zu erzählen.
Der Schwertvasall war der Meinung, dass irgendwelche Maßnahmen nicht nötig seien. Das Wesen würde sich nun an den Affen schadlos halten, die für die Dorfbewohner ohnehin ein Ärgernis gewesen waren. Jetzt etwas gegen den Panther unternehmen zu wollen, bürge im Fall eines Scheiterns nur die Gefahr, dass sich dieser an dem Dorf rächen würde. Bei seinem Verhalten spielte zweifellos eine Rolle, dass die Menschen am Rande des Kamioku-Waldes Abkommen mit übernatürlichen Wesenheiten und eine fragile Koexistenz gewöhnt waren und davor zurückschreckten, ein solches Übereinkommen zu gefährden. Nichtsdestotrotz blieben die Helden bei ihrem Vorhaben.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #9 am: 2.12.2023 | 02:25 »
Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreichten die Abenteurer den „Affenfelsen“ und den dort gelegenen, verlassenen Tempel des Affengottes. Nahe dem Eingang fanden die Helden zahlreiche Kratzspuren an den Bäumen. Das Wesen hatte offenbar sein Revier markiert und außerdem die Schädel mehrerer getöteter Affen in Astgabeln platziert.
Die überlebenden Affen hatten sich in den Tempel zurückgezogen und waren wachsam und ängstlich, aber nicht feindselig (auch wenn sie der Anblick des Jaguarkriegers Takur eindeutig beunruhigte). In dem alten Tempel fanden die Helden den Leichnam eines alten Vargen, der offenbar vor kurzem von der Bestie getötet worden war – vermutlich der Einsiedler, von dem die Dörfler gesprochen hatten. Die Affen hatten die Leiche mit Blumen geschmückt.
 Die erneute Bluttat des Panthers bestärkte die Helden in der Absicht, etwas zu unternehmen. Das Wesen im Urwald zu jagen, könnte sich allerdings als schwierig erweisen. Die Helden wollten deshalb versuchen, das Wesen zu provozieren, in den Tempel zu kommen. Um den Panther herauszufordern, entfernten die Helden die in den Astgabeln platzierten Affenschädel und Takur zerkratzte die an den Bäumen gesetzten Krallenmarken mit seinen eigenen Klauen. Tatsächlich ertönte in der Nacht nahe des Tempels das Gebrüll einer großen Raubkatze, aber obwohl Takur eine Herausforderung zurückbrüllte, war das Wesen nicht so dumm, sich in den Tempel zu wagen.

Am nächsten Tag fanden die Abenteurer vor dem Tempel einen getöteten Rehbock, von dem eine deutliche Spur ins Unterholz führte. Die Gruppe wagte einen Vorstoß in den dichten Nadelwald, auch wenn die Sichtverhältnisse ungünstig waren und sie jeden Augenblick mit einem Angriff aus dem Hinterhalt rechnen mussten.
Doch schon nach kurzem stieß die Gruppe auf den Panther, der sie bereits erwartete und ihnen arrogant und selbstsicher entgegentrat. Tatsächlich konnte das Tier nicht nur sprechen, es zeigte eine sehr hohe, wenn auch grausame Intelligenz. Hao vermutete, dass der Panther entweder aus einer Feenwelt stammte oder von Feenwesen beeinflusst worden war. Das Wesen drohte mit Vergeltung gegen Bizen, da es mit dem Eintreffen der Helden den vor kurzem geschlossenen „Vertrag“ gebrochen sah, demzufolge ihm die Dörfler freie Hand bei der Jagd auf die Affen ließen, wenn er im Gegenzug Bizen verschonte. Den Einsiedler hatte der Panther getötet, weil er ihm bei seiner Jagd in die Quere gekommen war.
Besonders Hao als Affenpriesterin war nicht gewillt, diesen „Vertrag“ anzuerkennen, und die anderen Helden unterstützten sie. Das verbale Hin und Her endete damit, dass Akira den Panther zu einem Zweikampf herausforderte. Allerdings rechnete sich der junge Schwertalb wenige Chancen aus. Doch zur allgemeinen (auch seiner eigenen) Überraschung gelang es Akira, den Panther zu besiegen, auch wenn der Schwertalb selber ebenfalls verwundet wurde. Grollend versicherte der überwundene Panther, sich an die Übereinkunft zu halten und verschwand im Unterholz.
Die Helden begruben den alten Einsiedler und Hao unternahm ihr Bestes, den alten Affentempel wieder herzurichten, auch wenn sie wusste, dass das nicht lange vorhalten würde. Zur allgemeinen Überraschung erhielten die Helden von den Affen des Tempels einige Schmuckstücke und Münzen überreicht, vermutlich Überreste des alten Tempelschatzes. Das irritierend intelligente und wenig ‚tierhafte‘ Verhalten der Affen bestärkte die Helden und besonders natürlich Hao in der Ansicht, dass ihr Handeln dem Affengott Ungoy wohlgefällig gewesen war.
In Bizen war die Reaktion der Dörfler auf die Neuigkeiten allerdings eher zwiespältig. Vermutlich befürchteten sie, dass der Panther irgendwann wiederkehren könnte und sahen in dem Agieren der Helden eine unnötige Einmischung, zumal die Affen des „Affenfelsen“ bei den Dörfler wegen ihrer gelegentlichen Raubzüge in die Felder und Gärten unbeliebt waren.

Die Rückreise zum „Tempel der ersten Pflaumenblüte“ verlief ereignislos. Im Kloster waren die Vorbereitungen zu dem geplanten Beschwörungsritual inzwischen abgeschlossen. Nach einer Reinigungszeremonie waren die Helden bereit, an dem Ritual teilzunehmen.
Die Geisterbeschwörung fand bei einbrechender Dunkelheit in einem kleinen Pavillon außerhalb des Klosters statt und weckte rasch die Aufmerksamkeit der das Kloster umgebenden Okodame-Geisterbäume und verschiedener Geisterwesen. Leider wurden auch einige feindselige Geister angezogen und die Helden mussten den Angriff mehrerer schemenhafter Hunde zurückschlagen.
Letztlich war das Ritual erfolgreich und der beschworene Geist der Kriegerin Na Mong konnte einiges über den im „Tempel der tausend Tore“ gefangenen Dämon Kokumo erzählen. Auch wenn sie nicht wusste, in wessen Dienst er stand, konnte sie mitteilen, dass er wohl mit einem „Kult des Strahlenden Schattens“ zusammenhing und es sowohl Drachlinge als auch Mitglieder der „Dienerrassen“ gegeben hätte, die den Dämon unterstützt hätten oder sich seiner bedienen wollten. Vermutlich könnte man in den Kaiserlichen Archiven in Palitan mehr dazu finden. Na Mong war wenig begeistert davon, dass der „Tempel der tausend Tore“ und die in ihm eingesperrte Gefahr derart in Vergessenheit geraten war. Sie war der Meinung, dass der Tempel unbedingt wieder verstärkt und bemannt werden sollte.
Äbtissin Tomoe schlug unterstützt von den Helden vor, dass sich Na Mong vielleicht auch selber den Wächtern des „Tempels der tausend Tore“ anschließen könnte. Die Geisterkriegerin versprach, dies in Erwägung zu ziehen.
Auch Tomoe erklärte bereit, den Erhalt des „Tempels der tausend Tore“ zu unterstützen. Um der Angelegenheit das nötige Gewicht zu verleihen, begleiteten sie und zwei ihrer Untergebenen die Helden nach Miari.

Verlief der Rückmarsch anfangs ereignislos, änderte sich dies, als die Helden einen Tagesmarsch von Miari entfernt eine schmale Brücke über eine Gebirgsschlucht erreichten. Im letzten Augenblick entdeckten sie einen dort gelegten Hinterhalt. Offenbar hatten sich zwei oder mehr Bewaffnete auf der anderen Seite der Brücke verborgen, die nun mit Fernkampfwaffen angriffen. Tomoe wurde durch einen Pfeil schwer verwundet, aber Hao konnte der Äbtissin mit ihrer Magie stabilisieren. Während die beiden Tomoe begleitenden Mönche bei der Verletzten blieben, fanden die Helden eine Möglichkeit, über einen schmalen Stieg ungesehen die Schlucht zu überqueren. Auf der anderen Seite angekommen, versuchten sie, ihrerseits die Angreifer zu überraschen. Das gelang nur teilweise und es entspann sich ein wütender Kampf. Obwohl nur zu zweit, leisteten die Angreifer – ein Zwerg und ein Varg – verbissenen Widerstand. Während Takur den Zwergen relativ schnell überwältigte, konnte der Varg Akira schwere Wunden zufügen. Der junge Schwertalb verdankte sein Leben einer Begleiterin Tomoes, die den Varg mit einem grandiosen Weitschuss  tötete.
Während die Mönche rätselten, weshalb zwei Räuber eine zahlenmäßig überlegene und gut bewaffnete Gruppe angreifen sollten, hatte Akira einen anderen Verdacht: das Äußere der Angreifer passte zu der Beschreibung von zwei Sympathisanten der Spinnenfrau Kuraiko aus dem Dorf Nango, die nach deren Tod verschwunden waren. Die Leichen der beiden Räuber wurden geköpft und ihre Körper in die Schlucht geworfen.

In Miari angekommen, wurden die Köpfe der Verbrecher öffentlich zur Schau gestellt und die Toten rituell verflucht. Ihre in Nango lebenden Familien wurden ihres Standes beraubt, enteignet und verbannt. Die Gerichtsbarkeit des Kaiserreiches kannte wenig Gnade mit Häretikern, die eine hochrangige Priesterin Myurikos angriffen. In diesem Fall fühlte sich auch keiner der Helden berufen, gegen den Urteilsspruch Protest einzulegen.
Spätere Nachforschungen Luos und Akiras ergaben, dass die beiden Kuraiko-Anhänger sich wohl in Miari eingeschlichen und den Helden nachspioniert hatten. Das schien für einen geplanten Racheakt zu sprechen – aber war es dann nur ein unglücklicher Zufall, dass sie beinahe die Äbtissin Tomoe getötet hatten?

Den Helden brachten ihre Erfolge in den letzten Wochen die Teilnahme an einer Audienz bei Fürstin Uome Satsume ein. Die Fürstin äußerte sich lobend über die Taten der Helden, befürwortete die Instandsetzung des „Tempels der tausend Tore“ sowie weitere Nachforschungen und versprach Unterstützung – mahnte aber gleichzeitig Diskretion und Vorsicht an. Die Helden erhielten zudem eine Belohnung in Form von Geld und Ausrüstung aus der Waffenkammer der Fürstin.

Akira wandte sich etwas später in eigener Sache an seinen Kameraden Luo, der aufgrund seiner Halb- und Unterweltkontakte über ein beachtliches Netzwerk an Informationsquellen verfügte. Aufgerüttelt durch die Intrigen der Spinnenfrau Kuraiko und ihrer Gefolgsleute wollte Akira seine bisher vergeblichen Nachforschungen nach den Mördern seines Vaters wieder aufnehmen. Dieser war vor einigen Jahren nahe der Grenze von Sadu in einem Hinterhalt ums Leben gekommen, als dessen Verursacher Akira die der Spinnengöttin Gagamba nahestehenden transkabilischen Guerillas verdächtigte. Vielleicht gab es da ja irgendwelche Verbindungen zu den Intrigen Kuraikos, die anscheinend einer Abspaltung des Gagamba-Kultes anhing?
Luo versprach, seine Kontakte zu aktivieren, auch wenn die Sache wenig aussichtsreich schien. Die beste Spur war möglicherweise das kostbare Schwert von Akiras Vater, eine alte Familienwaffe Clan Rankus namens Rakurai (Blitzschlag). Die Klinge aus Jadeeisen wies einen rotschwarzen Griff und eine rote Scheide auf. Die Waffe war bei dem Hinterhalt verlorengegangen, in dem Hiroshi Ranku  ums Leben gekommen war, und vielleicht würde sie ja irgendwo auf dem Schwarzmarkt auftauchen…

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #10 am: 2.12.2023 | 02:27 »
Rückkehr zum Tempel der tausend Tore (Spoiler für Abenteuer „Tempel der tausend Tore“)
Miari der Kamioku-Waldes (Ren und Luo)

Ren und Luo bereiteten sich derweil auf die zweite Expedition zum „Tempel der tausend Tore“ vor. Sie nutzten die Zeit auch, um die kürzlich entdeckte Inschrift auf Luos Schwert zu abalysieren. Ren – die solide Kenntnis in Sagen und Legenden besaß – konnte Hilfe von Uome Tadashi im Archiv von Miari einiges herausfinden:
Der Name Li Sao auf der Kling verwies auf eine lange verstorbenen Kaiserin Zhoujiangs. Sie regierte etliche Jahre zusammen mit ihrer Zwillingschwester Li Sui, bevor sie von dieser ermordet wurde. Dies löste den Krieg der Zwillingskaiserinnen aus, der zehn Jahre währte. Das Ende kam, als Li Sui im Angesicht einer Niederlage dunkle Mächte heraufrief, die sie und ihre Feinde gleichermaßen vernichteten. Offenbar wurde die Inschrift auf dem Schwert nach einer bestimmten Reimkadenz gestaltet, von der man seinerzeit glaubte, dass sie die Macht von Artefakten stärken würde. Das Siegel deutete auf eine Schmiede von Li Sao-Loyalisten hin, möglicherweise im Guaiwulinshan-Gebirge (d.h. im Osten der Salamander- oder Westen der Krebsprovinz). Diese Waffen hatten einen eher bedenklichen Ruf. Zusätzliche Informationen sollten sich in den kaiserlichen Archiven in Palitan finden lassen. Es erschien ratsam, die Herkunft der Waffe nicht zu offen zu thematisieren, da dies unliebsame Aufmerksamkeit wecken könnte.
Ren untersuchte auch die Feder, die Luo im Kamioku-Wald gefunden hatte. Offenbar stammte sie tatsächlich von einem niederen Phönix. Solche Artefakte waren zwar nicht sehr mächtig (es war nicht die Feder, die beim Tod eines solchen Vogels zurückblieb und aus der er wiedergeboren werden konnte), könnte aber die Herstellung eines feuermagischen Artefaktes unterstützen oder als Glücksbringer fungieren – und war einige Lunare wert. Luo behielt die Feder erst einmal.

Ren und Luo wurden von Uome Oichi für die Vorbereitung der Expedition herangezogen, da sie den Tempel schon einmal besucht hatten. Vor allem aber stützte die junge Beamtin sich auf Kaito und Tadashi, mit denen sie freilich nicht immer gut zurechtkam. Neben diesen würde Mo Pei als Vertreterin der zhoujiangischen Kulte, zwei Ashigaru und der Kriegermönch und geübte Wildläufer Hoja die Expedition begleiten. Über Oichi erfuhren Ren und Luo, dass es in der Myuriko-Kirche Meinungsverschiedenheiten gab, wie man mit der Angelegenheit mit dem Tempel umgehen sollte: immerhin war dieser den alten Tiergottheiten geweiht, die im Reich des Himmlischen Kranichs seit Jahrhunderten in den Hintergrund treten mussten, und die man nicht „aufwerten“ wollte. Manche in der Myuriko-Kirche neigten dazu, die Angelegenheit den Kantioki-Kampfmönchen zu überlassen, da es lediglich um den Schutz vor dem im „Tempel der tausend Tore“ eingeschlossenen Dämon ginge.
Dazu kamen weitere politische Aspekte. Die Gagamba-gläubige Spinnenfrau Kuraiko hatte versucht, den Dämon zu befreien. Die Gagamba-Kirche war in Zhoujiang immer noch sehr stark, auch wenn der dortige Zweig nicht so offen Kintai-feindlich war wie die Sekten in den transkabilischen Wäldern Sadus. Die Angelegenheit drohte Kreise ziehen, und es war bereits eine Reihe von Briefen an höhere Stellen unterwegs.
Als die Gruppe aufbrach, tauchte überraschend der Tengu Arashi auf, der sich der Gruppe anschließen wollte. Es war ein Rätsel, woher er über die Expedition erfahren hatte. Oichi war wenig erbaut, ließ sich aber von Luo überreden, den Rabenmenschen mitzunehmen. Arashi übernahm zusammen mit Kaito und Hoja die Führung. Dies garantierte zwar große Kompetenz, bedeutete aber gleichzeitig, dass sich die drei Wildnisführer argwöhnisch beäugten.

Deshalb war die Stimmung am abendlichen Lagerfeuer teilweise angespannt, auch wenn sich Luo darum bemühte, die Stimmung aufzulockern. Die Reise durch den Kamioku-Wald verlief überraschend reibungslos. Am Abend des dritten Tages erreichte man das Feentor zu dem Tal des Tempels der tausend Tore. Jenseits davon zeigte sich, dass Weg und Tore in gutem Zustand waren, als würde die Feenwelt (oder jemand in ihr?) sie pflegen. Auch der Tempel wirkte wie erst kürzlich verlassen (und nicht schon vor etlichen Wochen).
Abgesehen von gelegentlichen schemenhaften Bewegungen schien die Umgebung des Tempels verlassen. Die Besucher waren sich klar, dass Vorsicht, Achtsamkeit und Respekt angebracht waren. Es fiel auf, dass der Himmel nachts keinen Mond und nur unbekannte Sterne zeigte.

Die Untersuchung konzentrierte sich anfangs auf die Außenbereiche des Tempels: das Torhaus, die Priesterquartiere, ein Wirtschaftsgebäude und schließlich das Haus der Vorsteherin. Dabei fiel auf, dass die Torsäulen wie die Ziegelmauer um die Tempelanlage mit zhoujiangischen Schriftzeichen in einer unbekannten Sprache beschrieben waren. Keiner konnte sie entziffern, doch wurden Abschriften angefertigt. Im Torhaus gab es eine kleine Waffenkammer mit wenigen, aber hochwertig gefertigten Stücken, die man aber aus Respekt vor den Toten und für Nutzung unangetastet ließ. Die Gruppe kampierte im ehemaligen Priesterquartier, das einst ca. 20-30 Personen Platz geboten hatte. Von den ermordeten Mönchen waren nur ein paar kärgliche Besitztümer zurückgeblieben: Kleidung, Gebetsrollen, einfache Brettspiele und dergleichen. Offenbar ermutigte der Tempel seine Bewohner, auf Besitz, Luxus oder Kontakte zu ihrem alten Leben zu verzichten. Nicht jeder war damit zurechtgekommen: Luo entdeckte Briefe eines Mönches, die dieser an eine Geliebte geschrieben aber nie abgeschickt hatte.     
Die Vorratskammer enthielt nur vegetarische Lebensmittel und diese erschienen selbst angesichts der geringen Belegschaft vor dem Angriff Kuraikos als sehr knapp. Das Essen stammte offenbar aus einem angrenzenden Klostergarten, der aber nur noch zum Teil genutzt worden war. Etliche der Pflanzen zeigten Blüten und Früchte zur selben Zeit.

Im Haus der Vorsteherin fanden sich religiöse Schriftrollen, vor allem mit Bezug zum Krebsgott Jausei und der Fangschrecke Tanglang, aber kaum etwas zu anderen Tiergöttern. Es gab zudem einige historische Romane, Sagensammlungen zum Kamioku-Wald und ein wenig schöngeistige Literatur. Ein Tagebuch der Vorsteherin Momoko gab Hinweise, dass diese (wiewohl Mensch) wohl mindestens 120 Jahre gelebt hatte (obwohl ihre Leiche keineswegs wie die einer so alten Frau ausgesehen hatte). Gerade in den letzten Jahren hatte sie sich Sorgen um die Sicherheit des Tempels gemacht, was sie mit kryptischen Worten umschrieb: „Etwas regt sich in der Dunkelheit, Etwas verbirgt sich im Licht“. Der Tempel schien freilich niemals mit der Versorgung oder Krankheiten Probleme gehabt zu haben.
Leider fand sich keine umfassende Chronik des Tempels.

Die Schriften berichteten, dass die Perlen, mit denen man die Zugänge zu den Nebenglobulen öffnen konnte, nach einer Anwendung erst bei den Wächtern „aufgeladen“ werden mussten, beschrieben die Wächter und gaben einige vage Hinweise auf die Feenwelten jenseits der Tore des Hauptgebäudes. Das Tor der Untergehenden Sonne führte in ein Geisterwelt-Abbild des Schlachtfeldes, auf dem der Dämon Kokumo vor weit über 1000 Jahren besiegt und gefangengesetzt worden war. Das Tor der aufgehenden Sonne hingegen führte vermutlich in eine Feenwelt, die von der Welt des Tals eigens zur Bewahrung der Perle abgespalten worden war. Die Dryade Sakuri war offenbar die Herrin dieser kleinen Welt, und möglicherweise würde sie sich sogar im Falle ihres Todes erneuern, solange die Perle zurückgebracht wurde. Angaben ob es eine feeische Herrin oder Herren des Tempeltals gab, fehlten. Der Kerker Kokumos wurde nur vage beschrieben, zumal die Gegenwart des Dämons ihn wohl zusätzlich verzerrt hat – in jedem Fall sollte ein Besuch tödlich sein. Es fand sich auch eine Beschreibung Kokumos und seiner Fähigkeiten. Hier bezeichnete man ihn als Kreatur Gagambas, der  aber möglicherweise von ihr abgefallen war.
Im Haus der Vorsteherin fand sich ein Spiegel, der sich bei einer eingehenden Untersuchung durch Ren als Kommunikationsmittel mit den Perlen-Wächtern jenseits der Tore entpuppte. So konnte sie Gespräche mit Geistergeneral Shi und der Kirschdryade Sakuri führen. Dies brachte aber keine neuen Erkenntnisse. Es war deutlich zu spüren, dass Sakuri sich in ihrer Globule einsam fühlte, weshalb Ren anregte, dass künftige Bewohner des Klosters mit ihr Kontakt halten sollten.

Arashi war von den Informationen enttäuscht – zweifellos hatte er sich mehr Informationen erhofft, die den Tempel der tausend Tore mit dem Turm Rabenwacht der Tengu verbanden. Auch Tadashi hätte sich wohl eine Tempelchronik oder genauere Angaben zu Kokumos Herkunft und Zielen gewünscht. Kaito beschloss, noch eine Weile im Tempel zu bleiben, während der Rest der Reisenden sich auf den Rückweg machte. Trotzdem sie einen Wegkundigen weniger hatten, erreichten sie Miari ohne Probleme. Oishi war sich nicht sicher, ob die Errichtung eines dauerhaften Außenpostens im Tempel möglich sein würde – die Anlage lag tief im Kamikou-Wald, was jeden Besuch erschwerte. Ohne die Schlüsselmünzen, die Zugang zum Tal gewährtem, sollte ein Betreten schwer möglich sein, so dass das Risiko eines Angriffs überschaubar schienen. Allerdings gab es angeblich Rituale, Artefakte und Wesen, die unter bestimmten Bedingungen Tore in Feenwelten öffnen konnten…

In den Tagen nach ihrer Rückkehr widmeten sich Luo und Ren dem Kontakt zur örtlichen Zhoujiangi-Exilgemeinde. Scheinbar selbstlos brachten sie Neuigkeiten aus der alten Heimat und boten sich an, Botschaften zum Maishi-See und den angrenzenden Provinzen zu befördern. Insgeheim suchten sie zugleich (im Falle Rens mit einigem Erfolg), Stimmung gegen die Triaden und General Wu zu machen. Im Fall Luos dienten seine Bemühungen auch der Pflege und dem Ausbau seines Kontakte-Netzwerkes.

Es wurde deutlich, dass die Kintari-Oberschicht über den Umgang mit der aufgrund des Bürgerkriegs zunehmenden Zahl von Exilanten aus Zhoujiang unsicher war. Das Problem war in Miari noch nicht so akut, aber in den näher an den Grenzen zu Zhoujiang gelegenen Regionen war es wohl schon zu Spannungen gekommen, zumal manche Fürsten und Adlige mit Skepsis auf die Zuzügler blickten. Manche fürchteten, dass ihre Präsenz in den Grenzregionen den Bürgerkrieg nach Kintai bringen könnte. Mancher Lord dachte wohl darüber nach, die Flüchtlinge lieber in spärlich bewohnten Gebieten fern der Grenzen anzusiedeln. Es war übrigens auch zu spüren, das Hao und Mo Pei wegen ihrer Hilfe für die Jugendlichen beim Fest der Freuden von einigen Einwohnern nicht eben geschätzt wurden.
Ein eher unerwartetes Ergebnis der „Netzwerkarbeit“ war, dass eine örtliche Heiratsvermittlerin über Mo Pei vorfühlen ließ, ob Ren als Kandidaten für eine Einheirat in eine örtliche Familie zur Verfügung stünde. Doch sie war im Augenblick an dergleichen nicht interessiert und verneinte höflich.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #11 am: 7.01.2024 | 07:45 »
Übergänge
Miari, Banjaku-Provinzen und Kochoji-Ebenen (Hao, Luo, Ren)

Die Abenteurer, zurückgekehrt aus dem Kamioku-Wald (Luo und Ren) bzw. von ihrer Reise zum „Tempel der ersten Pflaumenblüte“ (Hao, Akira und Takur) hatten nur relativ wenig Zeit sich über ihre Erlebnisse auszutauschen. Wenige Tage, nachdem sie wieder in Miaria eingetroffen waren, wurden diejenigen, die aus Zhoujiang stammten (Hao, Ren und Luo) eilends zum Palast beordert. Offenkundig war eine wichtige Reisegruppe unter dem Banner von Klan Ranku eingetroffen und wollte die Gäste aus Zhoujiang sehen.
Man führte die Abenteurer in einen Saal, wo sich bereits die Priesterin Mo Pei und Hauptmann Lei Fang als die Anführer der in Miari weilenden Gesandtschaft der Affenprovinz befanden. Auch Uome Satsuma, die Fürstin von Miari, war anwesend. So repräsentativ wie möglich wartete man, die Abenteurer etwas zurückgesetzt hinter Mo Pei und Lei Fang. Hao war nervös, weil sie einige wüste Gerüchte über die kriegswütigen Ranku gehört hatte. Schließlich traten fünf gerüstete Schwertalben ein.
Anführerin der Gruppe war eine dunkelhaarige Albin mit markantem Gesicht in einer schwarzen Lamellenrüstung. Eine furchteinflößende Gesichtsmaske baumelte an ihrem Gürtel, während der ausladende Kriegshelm in ihrer Armbeuge ruhte. Die Kriegerin wurde als Ranku Kane, eine „Protektorin der östlichen Grenzlande“ und eines der „Schwerter des Göttlichen Kranichs“ vorgestellt. Bei den Begleitern der Kanes handelte es sich offenbar um ihren Knappen Ranku Nobunaga, den erfahrenen Krieger Tadanishi Hiro, dessen fremdartiger Dialekt eine Herkunft aus den Grenzlanden oder vielleicht auch dem Ausland nahelegte und die praktisch nicht auseinanderzuhaltenden Schwestern Nishida Akira und Nishida Kari. 

Zunächst beschränkte sich das Gespräch auf diplomatisches Hin und Her. Hao realisierte schnell, dass zwischen der Fürstin und der Generalin eine gewisse Anspannung herrschte. Auch im weiteren Verlauf des Gespräches wirkte viel von der geäußerten Höflichkeit und Freude etwas gekünstelt. Die Generalin lobte die guten Beziehungen der Uome zu den Nachbarn (d. h. Zhouhjiang, speziell zur Affenprovinz), und erklärte, man wolle seitens Haus Ranku diese Bestrebungen gerne unterstützen und den Gesandten ein ehrenvolles Geleit auf dem Rückweg geben (sogar Ren und Luo, die nicht dieselbe Menschenkenntnis wie Hao hatten, mutmaßten, dass dies nicht aufrichtig gemeint war).
Die Fürstin nahm das Angebot höflich an, auch Mo Pei und Lei Fang äußersten sich freudig. Zum Abschied ihrer Gäste würde die Fürstin ein Fest ausrichten. Die Begeisterung der Generalin darüber hielt sich in Grenzen.
Das ca. eine Stunde andauernde folgende Gespräch drehte sich vor allem um höfliche Nichtigkeiten, doch kamen nun auch die Abenteurer gelegentlich zu Wort und Ren konnte dank ihrer rhetorischen Fähigkeiten einen guten Eindruck machen.

Vor dem Fest am Abend des Folgetages überprüften die Abenteurer – Akira und Takur würden sie auf das Fest begleiten, doch waren sie nicht wie die Zhoujiangi ‚eingeladen‘, sich von Ranku Kane zur Grenze eskortieren zu lassen – natürlich ihr Aussehen, um möglichst präsentabel zu sein.
Luo hörte sich in der Stadt nach Informationen über die Generalin um und erfuhr eine ganze Menge. Kane, die auch als „der Schwarze Tod“ bekannt war, galt als erfahrene und fähige Kommandeurin. Geboren um 910 LZ, hatte sie bisher vor allem an der Grenze Kintais mit Sadu gedient. Sie galt als Befürworterin einer expansionistischeren Außenpolitik und ihre Anwesenheit hier im Nordwesten sorgte bei den Uome-Untertanen für Gerede. Wie Luo später erfuhr, hatte Kane sich im Laufe der Jahre mehrere Angehörige des Hauses Momoku zu persönlichen Feinden gemacht. Fast ebenso auffällig wie die Generalin selbst war ihr Reittier – ein prachtvolles, silbergraues Quirin. Man sagte der Generalin nach, dass sie sich eher zu Frauen hingezogen fühlte (was freilich nicht als anrüchig galt).

Am Abend versammelten sich ca. 100 Gäste in einem großen Saal der Burg. Ein halbes Dutzend Musikanten und etwa dieselbe Zahl Tänzerinnen (die einen anmutigen aber formellen Tanz mit Seidenbändern aufführten) boten gesittete Unterhaltung. Man hatte die Zhoujiangi etwas weiter oben an der Tafel platziert, nahe bei Lei Fang und Mo Pei. In unmittelbarer Nähe der Abenteurer saßen vor allem die Begleiter der Generalin, dazu ein relativ junger Priester Myurikos namens Shinzo, der die Gesandtschaft begleiten würde.
Die Generalin, die Fürstin und andere Vertreter der höchsten Elite saßen ein Stück weiter weg. Entgegen aller Befürchtungen unterlief keinem der Abenteurer ein Etikette-Fauxpas und man genoss das exzellente Essen (vor allem Gemüse und Fisch in mannigfaltiger Zubereitung). Ren (und auf ihr Einwirken auch Luo) hielten sich beim Trinken zurück, während Hao sich den Reiswein und -schnaps schmecken ließ. Luo ermutigte Hauptmann Lei Fang, mehr zu trinken – er und Ren wollten natürlich verhindern, dass der Gefolgsmann General Wus (der wie die aus pragmatischen Gründen Wu unterstützende Mo Pei keine Ahnung hatte, dass Ren und Luo im Bürgerkrieg auf einer anderen Seite standen) einen guten Eindruck hinterließ. Natürlich sahen sich alle Zhoujiangi einer gewissen Herablassung seitens der schwertalbischen Elite ausgesetzt.
Bedauerlicherweise war es allerdings Takur, der weiter unten am Tisch in ein verbales Fettnäpfchen trat, weshalb er (und Akira, der die Wogen zu glätten versuchte) relativ früh gingen.
Ren bemühte sich, bei der Generalin einen guten Eindruck zu hinterlassen, hatte aber nur begrenzten Erfolg. Das Gespräch drehte sich unter anderem um den Bürgerkrieg in Zhoujiang. Wohl hielten sich Ren und Luo mit eigenen Loyalitätsbekundungen zurück, unterminierten aber subtil Lei Fangs Lobhudelei auf General Wu und seine Erfolge, etwa indem sie auf Rückschläge gegen die Triaden hinwiesen (Mo Pei war generell in ihrem Lob für Wu zurückhaltender). Lei Fangs gesteigerter Alkoholspiegel mochte dazu beitragen, dass seine Bemühungen nicht eben erfolgreich waren, aber generell reagierten die hohen Adligen nicht begeistert auf das Lob Wus (auch wenn sie seine Leistungen als Militär anerkannten). Dies mochte daran liegen, dass Wus Auflehnung gegen seine Kaiserin nichts war, was bei ihnen hoch im Kurs stand. Insgeheim verspottet eine der beiden Schwestern aus dem Gefolge der Generalin die großsprecherischen Tiraden Lei Fangs hinter seinem Rücken mit sarkastischen Gesten und Mienen.
Man erfuhr während des Festes, dass die Reise zunächst durch das Gebirge am Ostrand des Kamioku-Waldes führen würde, dann durch die nördlichen Ausläufer der Banjaku-Provinzen und schließlich durch die feuchten und fruchtbaren Kochoji-Ebenen südlich des Maishi-Sees das westliche Jadeband entlang. Hao merkte an, dass einige Reisende sich eventuell am Maishi-See von der Gesandtschaft trennen würden (weder sie noch Ren und Luo waren ursprünglich aus der Affenprovinz oder einem anderen Gebiet in Wus Machtbereich gekommen). Die Generalin lehnte das zwar nicht ausdrücklich ab, schien es aber vorzuziehen, wenn die Ausländer vorerst beieinanderblieben. Vermutlich traute sie ihnen nicht und unterstellte ihnen (nicht zu Recht) eine verdeckte Agenda.
Als Abschiedsgeschenk erhielt Mo Pei einen kunstvoll verzierten Wanderstab und Lei Fang einen prunkvollen Helm.

Direkt nach der Rückkehr in ihre Herberge teilte man den Abenteurern mit, dass ein unbekannter Bote eine Nachricht für sie abgegeben hatte. Das Schreiben war nicht unterzeichnet und der Verfasser bat, es anschließend zu verbrennen. Er/Sie warnte, dass die Abenteurer in gefährlichen Gewässern segelten. Warum sei eine Ranku-Generalin, die sonst im Osten stationiert sei, auf einmal an einer Gesandtschaft Zhouhiangs interessiert? Und wäre Diplomatie nicht eher die Domäne von Klanlan Suguri? Ren (die dem Schreiben im Grunde beipflichtete) mutmaßte, dass die Botschaft von Fürstin Uome oder aus ihrem Umfeld kommen könne – schließlich waren die Häuser Kintais nicht für ihre Harmonie bekannt. Sie versteckte das Schreiben in einem Geheimfach ihres Schriftrollenbehälters.

Nach letzten Reisevorbereitungen brach die Reisegruppe – über 30 Bewohner Kintais und fast ebenso viele Zhoujiangi – am zweiten Morgen nach dem Fest auf. Akira und Takur würden nicht mitkommen. Offenkundig hatten sie einen Kurier- und Botenauftrag übernommen, deren Details jedoch noch im Unklaren blieben. Vermutlich hatte Ranku Kano gegenüber Akira die ‚Loyalitäts‘-Karte ausgespielt, war Akiras Klan doch den Ranku zugeschworen.. Hao konnte auf einem zur Verfügung gestellten Reitpferd reisen. Luo und Ren, die beide keine guten Reiter waren, blieben auf die Wagen angewiesen. Natürlich konnte Ren, die über ein gewisses Ansehen und Stand verfügte, in der prunkvollen Kutsche fahren, in der außer ihr nur gelegentlich Mo Pei und vor allem der Priester Shinzo saßen, während Luo bei den Dienern landete.

Das Umland der Stadt war vergleichsweise trocken, so dass Getreidefelder und Viehzucht den Reisanbau überwogen. Generell dominierten in der Banjaku-Provinz weite, vergleichsweise trockene Grasflächen, was die wenigen Gebirgsflüsse und seltenen Seen umso wichtiger machte. Nur gelegentlich unterbrachen Nadel- und Mischwaldflecken das offene Land. Da Zelte und die Kutsche als Quartiere zur Verfügung standen, war die Reise vergleichsweise bequem, zudem war die Küche ausgezeichnet. Die Bevölkerung zeigte überall große Ehrerbietung gegenüber der Generalin, auch wenn sie einem mit den Uome nicht unbedingt immer in Harmonie lebenden Klan angehörte.
Es fiel den Abenteurern auf, dass sie wie auch die anderen Zhoujiangi von den Leuten der Generalin wachsam beobachtet wurden.
Die Generalin auf ihrem prachtvollen silbergrauen Quirin präsentierte sich unübersehbar als Zentrum der Gruppe. Sie nutzte die erste Woche der Reise um besonders Hao und Ren intensiver nach ihren Heimatprovinzen zu befragen. Ren sprach eher über die Kranich- und Flussdelphin-Provinz, in der sie die letzten Jahre verbracht hatte. Kane befragte alle (auch Luo) eingehend zu den Ereignissen beim „Tempel der tausend Tore“. Die Abenteurer antworteten ihr offen. Es fiel auf, dass die Generalin eher an der Kultistin Kuraiko (wegen ihrer Verbindungen nach Sadu?) interessiert war, auch wenn sie die übernatürlichen Elemente der Ereignisse und die Bedrohung durch den Dämon nicht abtat. Hao und Ren versuchten, die Generalin für sich einzunehmen, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Hao war von dem Quirin Kanes fasziniert – dass die Generalin ein solch edles Tier besaß (von dem man sagte, dass es keine Falschheit dulde), besserte ihre Ansicht über die Ranku erheblich. Die gnomische Priesterin konnte die Generalin sogar überreden, dass sie eines Abends außerhalb des Lagers eine kurze Runde auf dem Quirin drehen durfte. Ren hingegen ging es darum, eine mächtige Kintari (die möglicherweise in der Grenzregion zu Zhoujiang eine Rolle spielen könnte) für sich einzunehmen – wobei sie gewisse Erfolge erzielte.
Luo konzentrierte sich eher auf die vier Schwertalben im Gefolge der Generalin. Er beteiligte sich an den Wachen, trainierte mit ihnen und tauschte Reise- und Abenteuergeschichten aus. Der alte und kampferfahrene Tadanishi blieb eher zurückhaltend und sprach generell wenig, doch bei den jüngeren Alben hatte er mehr Glück, und konnte auch in Punkto Waffenfähigkeiten durchaus mithalten.

Schließlich erreichte die Gruppe einen größeren Fluss, den eine imposante Holzbrücke überspannte. Sie wäre jedoch noch beeindruckender gewesen, wenn nicht in ihrer Mitte ein gutes Stück gefehlt hätte. Bauern arbeiteten (eher lustlos) an dem Bauwerk, bewacht von Milizionären, die sowohl die Arbeitskräfte als auch den Fluss im Auge behielten. Wie die Gruppe bald von der Dorfvorsteherin Tanabe (einer in Kanes Gegenwart sichtlich nervösen Menschenfrau mittleren Alters) erfuhr, gab es bei der erst vor relativ kurzen Zeit im Auftrag der Uome errichteten Brücke Probleme mit einer Sippe Kappa (Feenwesen in der Form aufrecht gehender „Schildkrötenmenschen“, die Meister der Wassermagie waren). Dies hatte sich von Streichen zu echter Sabotage gesteigert. Tanabe klagte, die Bauern wären abergläubische Feiglinge, und die Wachmänner (als Einheimische) nicht viel besser…
Natürlich könne man die alte Furt nutzen, aber solange die Kappa verstimmt waren, sei dies nicht ohne Risiko. Während die Generalin zu einer „direkten“ Lösung tendierte, argumentierte Hao mit Luos Unterstützung für einen diplomatischen Ansatz.
Die Debatte wurde durch Shinzo unterbrochen, der die Generalin zurück zum Lager rief. Dort war ein Utsuro aufgetaucht, ein Mann mit leerem Gesichtsausdruck, einem zerlumpten braunen Priestergewand und Wanderstock. Um den Hals trug er eine Glocke mit umwickeltem Klöppel. Utsuro nannte man Bewohner Kintais, die eine so schwere Schuld auf sich geladen hatten, dass sie diese gegenüber der Gottkaiserin nur durch die vollständige Aufgabe ihres Selbst sühnen konnten. Als (zumeist) von jedem Stück ihrer alten Identität entleerte Gefäße des göttlichen Willens durchstreiften sie die Lande und bekämpften Störungen der Harmonie. Shinzo sah in der Präsenz des Utsuro ein Zeichen Myurikos. Die Generalin reagierte eher genervt, bezeichnete den Utsuro abfällig als „Marionette“ und hatte an dem angeblichen Fingerzeig des Göttlichen Kranichs offenbar ihre Zweifel. Dennoch stimmte sie zu, eine Rast einzulegen.

Die Abenteurer bemühten sich, mehr über die Kappa von der Furt herauszufinden. Sowohl Ren, die die Bauarbeiter befragen wollte, als auch Hao (die sich im Dorf umtat) kamen nicht recht weiter. Luo, der in seiner Kindheit einige Geschichten über Kappa gehört hatte (und so auch wusste, dass man sie mit rotem Stoff, Spielzeug und Leckereien gnädig stimmen konnte), hatte etwas mehr Erfolg. Die Einheimischen erzählten, dass die Schildkrötenmenschen schon immer hier gelebt hätten. Sie verhinderten Hochwasser und sorgten dafür, dass weder Dorfbewohner noch Reisende ertranken. Der Bau der Brücke habe sie wohl zornig gemacht, doch die Aufseherin (die erst kürzlich ihre korrupte Vorgängerin ersetzt hatte) sah nur ihre Befehle und die Abgaben. Die alte Kan Ri (eine Gnomin – wohl die einzige im Dorf, in dem sonst Menschen, Varge und einige Rattlinge lebten) habe immer vermittelt, aber sie habe sich mit Tanabe gestritten und sei verschwunden. Luo bekam allerdings nicht heraus, wohin Kan Ri gegangen war. Aber er konnte ein paar Spielzeuge bekommen.   

Die Abenteurer und Shinzo schickten die Wachen vom Flussufer weg und der Priester platzierte das Spielzeug und einige Süßigkeiten, die er vom Koch der Reisegruppe erhalten hatte, in kleinen Körben. Dann rief er nach den Kindern des Wassers. Der Utsuro beobachtete alles emotionslos, was ziemlich an Haos Nerven zehrte, die das Konzept der Utsuro zutiefst beunruhigend fand.
Tatsächlich tauchten mit einmal mehrere Kappa auf. Leider war es weder Shinzo noch den Abenteurern möglich, sich mit ihnen zu verständigen, da sie eine unbekannte Zeichensprache benutzten – was vermutlich erklärte, warum nur Kan Ri sie verstanden hatte.
Mit einiger Mühe überzeugten die Abenteurer und Shinzo die Generalin, noch etwas Zeit zu investieren, obwohl sie nicht recht einsehen wollte, was sie die Probleme der Uome mit aufrecht gehenden Schildkröten angingen.
Die Nachtruhe wurde nur leicht gestört durch den Utsuro, der einen absonderlichen Stocktanz ausführte, was nicht dazu beitrug, Hao zu beruhigen.

 Am nächsten Morgen war zu erkennen, dass die Arbeit an der Brücke nur sehr schleppend voranging. Die Bauern arbeiteten zögerlich und die Wachen trieben sie nur zurückhaltend an. Es schienen auch einige Bauern und Soldaten zu fehlen. Wie sich herausstellte, versuchte Tanabe, Kan Ri auf die Spur zu kommen, indem sie mehrere Bauern mit Stockhieben verhören ließ. Die Abenteurer gingen möglichst diplomatisch dazwischen, um sie nicht vor den Bauern zu beschämen. Schließlich gelang es, die Aufseherin zu überzeugen, wenigstens den Versuch einer friedlichen Lösung zu wagen und etwas Geduld zu zeigen.
Unter diesem Zeitdruck machten sich die Abenteuer mit erneuertem Eifer daran, im Dorf nach Kan Ris Aufenthaltsort herumzufragen. Dank Haos guten sozialen Fähigkeiten und Luos Vorarbeit vom Vortag bekamen sie tatsächlich eine Auskunft - gegen das Versprechen, die Gnomin nicht zur Aufseherin zu schleifen. Die alte Frau war offenbar nur zwei Wegstunden entfernt „ins Exil gegangen“.

Versehen mit einer Wegbeschreibung war es nicht schwer, das Domizil von Kan Ri zu finden. Die alte Frau lebte in einer kleinen Hütte mit Kräutergarten an einem Teich. Sie zeigte sich freilich nicht sehr hilfsbereit, da sie keine Lust hatte, sich bei ihrer Rückkehr von Tanabe festsetzen zu lassen. Die Abenteurer konnten sie schließlich überzeugen sie zu begleiten, als eine unerwartete Wendung zum Dramatischen eintrat. Offenbar hatte Tanabe ihre Zusage nicht aufrichtig gemeint, denn sie musste drei Milizionäre auf die Fährte der Abenteurer gesetzt haben. Diese waren den Helden heimlich gefolgt, um die alte Gnomin festzunehmen. Es gelang Ren und Hao jedoch, den Bewaffneten dies auszureden, indem sie ihren Auftrag durch die ungleich höher stehende Generalin verwiesen. So setzte sich die deutlich angewachsene Gruppe in recht angespannter Stimmung in Bewegung.
Kan Ri klärte die Abenteurer auf, dass die Kappa schon vor Myurikos Ankunft, ja schon vor Zhoujiangs Entstehen dagewesen seien und es immer eine Art Abkommen gegeben hatte. Für ihren Schutz erhielten Abgaben in Form von Essen und anderen kleinen Gaben, holten sich mitunter auch ein Haustier, das durch die Furt getrieben wurde oder sich am Fluss herumtrieb. Tanabe hatte dieses Miteinander gestört und die Brücke bedeutete für die Kappa einen Bruch der alten Abkommen.

Bei der Rückkehr zur Brücke kam es erneut zu einer recht angespannten Situation. Tanabe war natürlich ergrimmt, dass die Milizionäre ihren Befehl nicht befolgt hatten. Es gelang aber die Situation so weit zu beruhigen, dass Kan Ri ein Gespräch mit den Kappa suchen konnte. Nach einem kurzen „Gespräch“ in Zeichensprache präsentierte die Gnomin die Forderungen der Feenwesen: die Bewahrung der alten Absprachen, den Schutz ihrer Botin (also Kan Ri) und das Versprechen, künftig wieder Geschenke zu entrichten, auch für den Verkehr über die Brücke.
Tanabe war wenig erbaut, doch Hao und Ren präsentierten die Vorteile recht überzeugend – nicht nur ein Ende der Sabotage, sondern auch den Schutz vor Hochwasser, was die Brücke und das Dorf vor kostspieligen Reparaturen bewahren könnte. Schließlich konnte ein vorläufiges Abkommen ausgehandelt werden, das freilich noch in Miari abgesegnet werden musste. Die Abenteurer hofften, dass die Uome angesichts ihrer eigenen Erfahrungen mit Feenwesen die Sinnhaftigkeit einsehen würden. Kan Ri – die am liebsten Hao als Nachfolgerin rekrutiert hätte, suchte sie doch eine Schülerin – schenkte der Affenpriesterin einen Heiltrank zum Abschied. Der Priester Shinzo fügte dieser Belohnung noch ein paar Lunare hinzu. Als Zeichen ihrer guten Willens, vielleicht auch als subtile Erinnerung an ihre Macht, ließen die Kappa das Wasser an der Furt so stark sinken, so dass die Reisegruppe problemlos passieren und ihre Reise fortsetzen konnte.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #12 am: 7.01.2024 | 07:45 »
In den Tagen nach der Überquerung des Flusses änderte sich die Landschaft schrittweise. Sie wurde feuchter, fruchtbarer und damit auch reicher. Die Anzahl und Größe der Siedlungen und Reisfelder nahm zu. In den Wäldern dominierten nunmehr Laubbäume, auf den Wiesen waren immer mehr Blumen zu sehen. Auch Obstbäume waren in wachsender Zahl zu finden, die teilweise in (auch magisch gehegten) Wäldchen wuchsen. Auf Straßen waren immer mehr Händler und Bauern zu sehen, die der Reisegesellschaft ehrerbietig Platz machten.

Ren versuchte weiterhin ihre Bekanntschaft mit der Generalin zu kultivieren, kam aber nicht wirklich weiter. Luo hatte bei den Schwertvasallen der Ranku auch nicht viel mehr Erfolg. Ranku Oda stand sozial zu deutlich über ihm, Tadanishi blieb zurückhaltend und es gelang Luo nicht einmal, die beiden Schwestern verlässlich auseinanderzuhalten.
Die Gesellschaft passierte wiederholt größere Anwesen, die wohl auch niederen Schwertvasallen als Sitz dienten, doch lagen auch einige kleine Burgen am Weg. Die Straßen schienen zunehmend besser gepflegt und ausgebaut, was auch für die Gasthäuser galt.
Der Utsuro begleitete die Reisegesellschaft weiterhin, was Hao etwas nervös machte, und vollführte jede Nacht seine eigentümlichen Übungen. Der Myuriko-Priester Shinzo achtete darauf, dass die Bediensteten sich auch um den Utsuro kümmerten, da der Mann aus eigenem Antrieb bestenfalls die elementarsten Bedürfnisse erfüllte. Durch die Fürsorge nahm der Utsuro etwas an Gewicht zu, und auch seine Kleidung sah nun gepflegter aus. Teils aus Interesse, teils aus Berechnung beteiligte sich auch Ren an diesen Bemühungen, etwa indem sie den Zauber „Katzenwäsche“ auf den Utsuro anwandte.
Als unerwarteter Zuwachs stießen Akira und Takur wieder zu den anderen. Akira erstattete freilich zunächst Ranku Kane Bericht und blieb verschlossen, was er in der Zwischenzeit gemacht hatte.

Wenige Tage darauf tauchte am Horizont eine gewaltige Struktur aus, die aus der Ferne fast wie ein Berg wirkte, sich beim Näherkommen sie sich jedoch als eine große Burg mit mehreren Festungsringen in aufsteigenden Terrassen und einem massiven Burgfried entpuppte. Die über ihr fliegenden Banner verkündeten die Macht von Klan Ranku. Pulverrauch und Donner kündeten, dass die „Renzan“ (=„Bergzug“) genannte Feste auch über Kanonen verfügte. An die hundert Bewaffnete strömten aus dem Tor des untersten Festungsrings, überwiegend mit Lanzen, Bögen oder Drachenrohren bewaffnete einfache Soldaten, dazu eine Handvoll albische Schwertvasallen in ihren prunkvollen Panzern und Gesichtsmasken. Trommeln und Segensrufe für den Göttlichen Kranich begrüßten die Neuankömmlinge.
Während die Affenpriesterin Mo Pei gelassen blieb, war Hauptmann Lei Fang etwas nervös – freilich schienen auch die Generalin und Akira etwas angespannt. Hao (die sich von der allgemeinen Nervosität und all den politischen Implikationen und Untertönen verunsichern ließ) und Ren kamen in einem gemeinsamen Zimmer unter, als man der Gesandtschaft ihre Quartiere anwies – dies geschah auf Rens Betreiben, die nicht gerne das deutlich geräumigere Quartier von Mo Pei teilen wollte. Sie traute der Affenpriesterin wegen ihrer Herkunft aus einer Provinz in General Wus Einflussbereich nicht. Hao und Rens gemeinsames Zimmer war einfach aber gediegen eingerichtet, Luo wurde hingegen deutlich einfacher einquartiert. Alle konnten sich (getrennt nach Geschlechtern in einem Badehaus) erfrischen, was Ren als Kind einer wohlhabenden Familie nach den vielen Tagen auf der Straße natürlich genoss. Luo sah sich aufmerksam in der Burg um und bemerkte rasch, dass man ihn und seine Mitstreiter im Auge behielt.

Das abendliche Mahl war kein Festessen, aber doch überdurchschnittlich – zahlreiche kleine, doch sorgfältig zubereitete Portionen verschiedener Gemüse- und Fischgerichte. Es nahmen etwa 20 Personen teil: die hochrangigen Mitglieder der zhoujiangischen Gesandtschaft, die Abenteurer, Generalin Ranku mit ihren direkten Vasallen, der Burgvogt Ranku Hanzo (recht jung und wenig bedrohlich wirkend), seine Ehefrau Hien (aus niederem Adel stammend, Kommandeurin der Bogenschützen der Feste) sowie einige Garnisonsoffiziere und zivile Respektpersonen. Einmal mehr hielten sich Ren und Luo beim Trinken zurück. Mo Pei erwies sich als aufmerksamer und angenehmer Gast, der es sogar gelang den zurückhaltenden Burgvogt und seine Frau aus der Reserve zu locken. Die Priesterin spielte recht gut auf einer Flöte die sie sich geben ließ. Lei Fang betrieb einmal mehr Werbung für General Wu und dessen Erfolge gegen die Jogdaren, was durchaus auf Interesse traf. Ren gab Kontra und verwies auf einzelne deutliche Niederlagen von Wus Truppen gegen die Triaden, gefährdete mit dieser Wühlarbeit aber ihre Tarnung als „Neutrale“ und verärgerte den Offizier. Hao plauderte mit Hanzo über Feenwesen. Luo hielt sich eher an die niederen Ränge und schlug ein (kampf-)sportliches Kräftemessen vor, was auf Zustimmung traf – wobei er freilich rasch merkte, dass die von den Ashigaru (einfachen Soldaten) genutzten Drachenrohre nicht als vollwertige Waffen für solchen Zeitvertreib angesehen wurden, da die Alben höherer Stände auf sie herabblickten.
Bereichert wurde der Abend durch den Auftritt einer reich geschminkten Tänzerin/Musikantin namens Tenja, die sich auch nach den Ereignissen in Miari erkundigte. Hao und Ren blieben erst einmal vage und erzählten lieber über den Zwischenfall mit den Kappa, von der Tengu-Schmiedegesellin in Miari und ähnlich unverfängliche Dinge. Von einem uralten Dämon in einem verborgenen Tempel sollten und wollten sie nicht so frei sprechen. Aufmerksamen Beobachtern mochte auffallen, dass Tenja ein offenkundiges Interesse an der Generalin zeigte.

Am nächsten Morgen erklangen schon früh Trommeln und Hornsignale. Als die Abenteurer nachsahen, konnten sie beobachten wie nahezu die gesamte Garnison angetreten war, möglicherweise verstärkt durch zusätzlich angerückte Truppen. Es handelte sich um mehr als 500 Bewaffnete. Zumeist waren es Ashigaru zu Fuß – doch waren unter den Truppen auch einige Dutzend Schwertvasallen sowie einige leichte Reiter, zumeist Gnome, die auf leichten Pferden oder Zhu-Schreitern saßen.
Begleitet von Mo Pei und Lei Fang sowie dem Burgvogt ließ die Generalin Ranku Kane die Truppen exerzieren – eine nicht sehr subtile Botschaft für die Untertanen von General Wu. Während Hao wie ihre Mitpriesterin gelassen blieben, zeigte sich Hauptmann Lei Fang (von der Generalin aufmerksam beobachtet) sichtlich beunruhigt.

Die Offiziere und (von ihnen getrennt) auch die Soldaten demonstrierten zudem ihr Können mit dem Stock, dem Bogen und der Klinge. Während einige der Kampfübungen am Trainingspfahl ausgeführt wurden, traten besonders die Offiziere auch in unblutigen Übungsnahkämpfen gegeneinander an.
Hao entschloss sich beim Stockkampf mitzumachen, Luo beim Kampf mit der Klinge und dem Bogenschießen. Die gnomische Priesterin hatte das Pech, in Kari (oder ihrer identisch aussehenden Schwester Akira?) auf eine mehr als kompetente Gegnerin zu treffen. Obwohl sie ihr Bestes gab, wurde Hao schnell besiegt und trug etliche blaue Flecken davon. Luo hatte war zwar nervös angesichts des hochkarätigen Publikums, bewährte sich aber. Bei einem von einem reichlichen Dutzend Schützen durchgeführten Bogenwettbewerb schaffte er es auf den dritten Platz. Glänzen konnte er auch im Nahkampf. Sein Gegner Kurida Taruk hatte ihm einiges an Erfahrung voraus, aber Luo profitierte von seinen blitzartigen Reflexen und konnte zwei schwere Treffer landen, ehe der Schwertalb zum Gegenschlag ausholte. Doch wo der erste Schlag des Alben ein solider Treffer war, wurde der anschließende Klingenwirbel zu einem Patzer, was Luo die Chance auf einen dritten heftigen Treffer eröffnete. Sein Gegner musste zähneknirschend aufgeben. Das brachte der Schattenklinge eine Menge Respekt ein.
Einige Offiziere und Schwertvasallen bewiesen ihr beeindruckendes Können im berittenen Bogenschießen, einer Disziplin, bei der keiner der Abenteurer mithalten konnte.
Ren beobachtete unterdessen nicht so sehr das Treiben der Kämpfer sondern die Zuschauer – namentlich die Tänzerin Tenja. Irgendwie traute sie der Frau nicht – wurde aber nicht aus ihr klug. Dieses Misstrauen entging der Albin nicht, doch es schien sie wenig zu kümmern. Sie unterhielt sich mit Mo Pei, Lei Fang und dem Burgvogt, warf aber immer wieder der Generalin Blicke zu.

Als sich die Abenteurer vor dem Abendessen wieder im Badehaus entspannten, wurden Ren und Hao von Tenja abgepasst, die einen Zuber in der Nähe besetzte. Sie war offenbar entschlossen, möglichst viel aus den Abenteurerinnen über die Ereignisse in Miari herauszuholen, und ihre Überredenskünste ließ die beiden mehr erzählten, als sie preisgeben wollten. Diese Stunde Geschwätz besänftigte Rens Misstrauen deutlich. Hao kümmerte sich anschließend ausgiebig um ihren Tiergefährten, ein (magisches) Eichhörnchen namens Hozhou, das sich inzwischen mit dem Quirin der Generalin angefreundet hatte.

Das Abendessen war weniger reichlich als am Vortag, aber immer noch besser als das, was man auf Reisen sonst geboten bekam. Luo wurde inzwischen mit deutlich mehr Respekt behandelt. Sogar der schweigsame Tadanishi äußerte sich knapp aber lobend, Ranku Oda befragte Luo zu seinem Bogen und auch die beiden Nishida-Schwestern zeigten sich beeindruckt.
In der Konversation führte Lei Fang erneut das große Wort über General Wus Heldentaten, womit er durchaus Eindruck bei der Generalin hinterließ. Mo Pei war von der Propaganda etwas genervt, griff aber nicht ein (und behielt Ren, deren Ablehnung gegenüber Wu sie offenbar durchschaute, wachsam im Auge). In noch höherem Maße als Lei Fangs Geschichten fesselten die wortlosen Avancen von Tenja die Aufmerksamkeit von Generalin Ranku Kane. Was jedoch keinem außer Luo aufzufallen schien, vielleicht auch weil die starke Schminke es schwer machte, ihre Mimik zu deuten – die Tänzerin lächelte stets nur mit dem Mund. In ihren Augen blieb hingegen immer ein kalter, lauernder Ausdruck, wenn sie die Ranku-Generalin musterte. Beunruhigt zog Luo nach dem Mahl eine der beiden Nishida-Schwestern beiseite und warnte sie, dass die Tänzerin möglicherweise etwas verberge. Ob sie nun eine Spionin sei oder Schlimmeres – die Generalin solle sich in jedem Fall vor ihr in Acht nehmen.

Zurück in den Quartieren informierte er auch seine Kameradinnen. Hao regte an, sich über die Tänzerin umzuhören, und sie erfuhren bald, dass Tenja vor einigen Wochen in der Burg eingetroffen war. Zuvor hatte sie dem Vernehmen nach in einem Haushalt einer Seitenlinie der Ranku gedient. Es gab einiges Gerede unter den einfachen Leuten über sie. Teja galt als hochnäsig und mancher unterstellte ihr, sie versuche hochrangige Persönlichkeiten zu umgarnen. Die Abenteurer erfuhren auch, wo sie ihre Quartiere hatte. Luo schlug vor, das Quartier zu überwachen – wobei er dabei alleine blieb, da seine Kameradinnen sich nicht unbedingt als gute Schleicherinnen einschätzten. Die Schattenklinge konnte die immer noch auf die Helden angesetzten Beobachter aus der Dienerschaft relativ gut abschütteln. Getarnt durch einen Schattenzauber schlich er sich zum Zimmer der Tänzerin, vor dem er sich in einer dunklen Nische auf eine Nachtwache vorbereitete. Lange Zeit war nichts zu hören, doch dann näherten sich leise Schritte. Eine der Nishida-Schwestern, in zivilen Kleidungsstücken aber bewaffnet, klopfte kurz an den Rahmen der Schiebetür – als niemand antwortete legte sie die Hand auf das Heft ihres Schwertes und trat ein. Im selben Augenblick gellte der Schrei „Feuer!“ von draußen – das Zimmer der Tänzerin aber war leer. Luo schloss sich der jungen Albin auf dem Weg zum Burghof an.

Auch die übrigen Abenteurer hatten den Schrei gehört und fanden, nachdem sie sich notdürftig angezogen hatten, dass eines der Burggebäude in Flammen stand. Nun galt es die Pferde aus dem benachbarten Stall zu holen, beim Organisieren der Eimerkette zu helfen (Hao), Verwundeten zu heilen (Ren) oder dem Feuer mit Wasser und Werkzeugen zu Leib zu rücken (Luo, Akira und Takur). Das Löschen gelang, dennoch dauerte es zwei bis drei Stunden, ehe die Lage unter Kontrolle war. Glücklicherweise gab es keine Schwerverletzten oder Tote, das niedergebrannte Gebäude war „nur“ ein Vorratslager für Pferdefutter gewesen.
Es überraschte wenig, dass Tenja verschwunden war. Offenbar hatte die Generalin vorgehabt, trotz oder gerade wegen der Warnung die Musikanten in ihr Gemach einzuladen um ihre Intentionen herauszufinden Doch die Tänzerin war niemals erschienen. Vermutlich hatte sie mitbekommen, dass sie verdächtigt wurde und hatte zur Ablenkung auf ihrer Flucht Feuer gelegt.
Lei Fang bezichtigte mit mehr Leidenschaft als guten Argumenten die Triaden, hinter der Tänzerin zu stecken, mochte aber niemanden zu überzeugen. Die Schwertalben hatten vermutlich einen anderen Verdacht. Anscheinend verfolgte Ranku Kane sogar eine konkrete Theorie – die sie jedoch niemandem mitteilte…
Sie vernahm noch einmal Luo, aber er konnte ihr ehrlich versichern, nichts von irgendwelchen Intrigen zu wissen – allein das Verhalten der Tänzerin hatte sein Misstrauen geweckt.

Ob Tenja nur spioniert oder gar vorgehabt hatte, die Generalin zu ermorden, blieb unklar. Die Durchsuchung ihres Zimmers brachte keine neuen Erkenntnisse.
Die Glück glimpflich verlaufenden Ereignisse dieser Nacht hatten jedenfalls eine überraschende Auswirkung: die Generalin erklärte, die Gesandtschaft fürderhin ziehen zu lassen (anscheinend hatte sie auf einmal Wichtigeres zu tun).

Es folgte noch ein letztes gemeinsames Abendessen, auch wenn die Atmosphäre angespannt blieb. Mo Pei spielte wieder die Flöte und konnte die Spannung etwas lindern. Luo hatte sich jedenfalls in der Achtung der Kintari deutlich verbessert. Die Generalin übergab der Gesandtschaft zum Abschied einige Geschenke. Lei Fang erhielt ein wertvolles Dschiahn für die Fürstin der Affenprovinz, welches sich seit „über 400 Jahren im Familienbesitz befand“ – mit anderen Worten eine Kriegsbeute aus den Reichsgründungskriegen Myurikos gegen Zhoujiang war, eine nicht sehr subtile Botschaft für die Nachbarn im Norden. Mo Pei erhielt eine alte Teeschale, die bei einem Erdbeben zerbrochen, aber mit Silberleim zusammengefügt worden war und nun schöner denn je zuvor erschien. Sicherlich sollte dies auch eine symbolische Botschaft sein. Alle höherrangigen Mitglieder der Gesellschaft (einschließlich Hao, Ren und Luo) erhielten gut gearbeitete Festtagsgewänder aus Spinnenseide. An Luo erging zudem das Angebot, sich dem Gefolge der Generalin anschließen, was er höflich ausschlug.

Gemeinsam entschlossen die Abenteurer, sich von der Gesandtschaft zu trennen und direkt in Richtung Maishi-See weiterzuziehen. Mo Pei nahm insgeheim ihre Mitpriesterin Hao beiseite und warnte sie vor ihren Gefährten. Sie solle achten, sich nicht in die Politik hineinziehen lasse – wichtig sei, dass es dem einfachen Volk gutgehe und die Provinzen sicher seien.
Offenbar war es Mo Pei nicht entgangen, dass Haos Gefährten Ren und Luo immer wieder gegen General Wu agitiert hatten und sie wollte nicht, dass Hao sich da hineinziehen ließ. Mo Peis Worte hätten überzeugender gewirkt, wenn sie nicht selber im Dienste ihrer Fürstin (und damit indirekt im Sinne General Wus) als Gesandte in Kintai gewesen wäre. Hao blieb unverbindlich, auch weil sie selber nicht sicher war, wo ihre Weggefährten in dem Bürgerkrieg in Zhoujiang eigentlich standen:
Luos und Rens Abneigung gegenüber Wu und ihre geringe Meinung von den Triaden legte nahe, dass sie der kaiserlichen Fraktion angehörten, aber sie hatten dazu noch nichts Genaues geäußert.
Akira schien als adliger Schwertalb mit aristokratischer Geringschätzung auf die Triaden herabzublicken. Bezüglich der anderen Bürgerkriegsfraktionen Zhoujiangs hatte er sich aber noch nicht wirklich positioniert. Vermutlich blickte er auf das Ganze ohne große innere Beteiligung.
Takur war der Bürgerkrieg in Zhoujiang egal. Er war ein Außenseiter, der abgesehen von seinen Weggefährten niemanden in dem Konflikt kannte, der ihm etwas bedeutete. Wie der Jaguarkrieger spöttisch in Bezug auf die Bürgerkriegsparteien anmerkte, würden ihm „alle gleich gut schmecken“.
Hao selber wollte sich aus den politischen Wirren ihrer Heimat heraushalten. Ihr ging es eher um das Wohl der einfachen Leute, die allzu leicht zwischen die Fronten gerieten.

Anmerkung: Was die Abenteurer erst später nach und nach erfuhren – aber schon vermutet hatten - war, dass sie und die Gesandtschaft offenbar in die Rivalitäten der verschiedenen Klans Kintais hineingeraten waren. Klans Ranku und Suguri waren im Moment lose verbündet, während zwischen Ranku und Momoku respektive Uome und Suguri lang anhaltende Rivalitäten bestanden. Verkompliziert wurde die Situation durch die verschiedenen Fraktionen der einzelnen Klans. So gab es bei den Ranku Kreise, die eine Kooperation mit General Wu erwogen, während andere eher Prinzessin Yi zuneigten. Klan Suguri wiederum folgte einem sehr pragmatischen Ansatz und sollten Gerüchten zufolge auch mit verschiedenen Söldnereinheiten und Verbrecherbanden in Zhoujiang Kontakte halten.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #13 am: 13.01.2024 | 06:35 »
Von Renzan nach Tsusaka
Kintai, nördliche Kochoji-Ebenen südlich des Maishi-Sees (Hao, Akira, Takur)

Als die Abenteurer Burg Renzan verließen, sahen sie das letzte Mal den Utsuro, der sie mit ausdrucklosem Gesicht beobachtete. Luo hatte für einen kurzen Moment den Eindruck, dass etwas hinter den Augen des Utsoku hervorblitzte, was nicht menschlich war und die Helden aufmerksam musterte…

Die Weggefährten waren sich einig, erst einmal das am Südufer des Maishi-See gelegene Tsusaka zu erreichen, um von dort nach Zhoujiang überzusetzen. Sie waren sich allerdings nicht sicher, welches Ziel sie dann ansteuern wollten.
Das vage Vorhaben, neue Wächter für den „Tempel der tausend Tore“ zu finden und dabei auch mehr über den Tempel und die Intrigen der Spinnenfrau Kuraiko zu erfahren, die den dort eingesperrten Dämon zu befreien versucht hatte, bot mehrere Optionen:
- Nachforschungen in den kaiserlichen Archiven in Palitan und Inani oder
- Kontakt mit Tempeln und Klöstern in Zhoujiang aufnehmen, die aufgrund ihrer Tradition vielleicht bereit sein würden, den „Tempels der tausend Tore“ zu unterstützen oder Informationen zu dem dort eingesperrten Übel besaßen.
Erstaunlicherweise war es ausgerechnet Akira – und keiner der aus Zhoujiang stammenden Helden – dem ein mögliches Ziel einfiel: In den Geschichten seiner weitgereisten Urgroßtante Takeda Kimiko hatte er von dem Gebirgskloster der „eisernen Lotosblüte“ gehört. Das am Oberlauf des Rabenflusses in den „Türmen der Tengu“ in der Fangschreckenprovinz Zhoujiangs liegende Kloster war bekannt dafür, dass seine Mönche sich auf den Kampf gegen jenseitige Ungeheuer verstanden. Vielleicht würden dort nützliche Informationen zu finden sein – oder gar Freiwillige für die Wache im „Tempel der tausend Tore“.

Daneben hatten die Helden eigene Ziele:
- Luo wollte mehr über das Schwert in Erfahrung bringen, welches er vor einigen Jahren erbeutet hatte und das eine weitaus ältere und düstere Vergangenheit zu haben schien, als bisher gedacht. Möglicherweise würde sich in den kaiserlichen Archiven dazu etwas finden.
- Akira war entschlossen, nach den Mördern seines Vaters zu suchen. Er hatte zwar momentan keine konkreten Spuren, verdächtigte aber die Gagamba-Kirche oder vielmehr einen Ableger.
-  Takur hatte ebenfalls seine eigene Queste: die Suche nach einem Artefakt, dass der „Göttin“ seiner fernen Heimatstadt gestohlen worden war. Zudem suchte er nach seinen beiden verschollenen Ma’Ua-Gefährten, die wie er während der Jagd nach dem Artefakt gefangengenommen und vermutlich auf den Sklavenmärkten des Südens verkauft worden waren. Allerdings ging Takur allmählich auf, wie gigantisch Lorakis war und wie gering seine Chancen, das Artefakt oder seine früheren Gefährten zu finden.
Letztendlich entschied die Gruppe, erst einmal nach Tsusaka zu reisen und dann über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Der erste Teil der Reise verlief ereignislos. Die Gegend schien fruchtbar, relativ wohlhabend und ruhig.
Nach einigen Tagen erreichte die Gruppe die an einem Fluss gelegene Kleinstadt Kuwagasaki. Die vor allem durch Flößer und Holzfäller geprägte und vom Klan Momoku regierte Stadt wirkte recht „rau“. Gerüchte über Truppenbewegungen der benachbarten Klans kursierten und machten die Bewohner nervös. Akira, dessen Familie den Klan Momoku in Rivalität gegenüberstehenden Ranku zugeschworen war, versuchte kein Aufsehen zu erregen. Er wusste zwar, dass die kürzlichen Truppenzusammenziehungen der Ranku vor allem dazu gedient hatten, zhoujiangische Gesandte zu beeindrucken. Aber es wäre vielleicht nicht klug zu erwähnen, dass Akira dabei beteiligt gewesen war…

Die Gruppe kam in einem Gasthaus unter, in dem auch eine Reihe Klan Suguri zugehöriger Händler eingekehrt waren. Da auch dieser Klan und die Momoku nicht immer gut miteinander zurechtkamen, wäre es in der angespannten Lage beinahe zu einer Schlägerei zwischen den Händlern und einheimischen Gästen gekommen. Akira schaffte es, die Lage zu entschärfen. Die Helden kamen mit den Händlern in Gespräch und erfuhren, dass diese nach Tsusaka unterwegs waren und gegen zusätzliche Begleitung nichts einzuwenden hatten.
Allerdings würden nur Hao, Akira und Takur den Handelszug begleiten: Ren war von einer hier lebenden Händlerfamilie aus Zhoujiang um ärztliche Hilfe gebeten worden, weshalb sie und Luo in Kuwagasaki verweilen würden. Die Helden verabredeten, sich in Tsusaka wieder zu treffen.

Die Reise mit dem kleinen Handelszug verlief anfangs weitestgehend ereignislos. Die Helden beteiligten sich am Wachdienst und machten sich mit ihren neuen Weggefährten bekannt. Angeführt wurde der Zug von zwei Schwertalben: Umeo war der Wortführer der Händler und damit praktisch der Ranghöchste in dem Handelszug, direkt hinter ihm kam Ken Suguta, der Kommandeur des kleinen Söldnerkontingentes. Umeo war relativ jung, Ken hingegen ein hartgesottener Veteran, möglicherweise ein Ronin, und die beiden kannten sich erst seit kurzem – ein Umstand, der noch eine Rolle spielen sollte.
Hao glänzte bei der Wegeführung und erwies sich einmal mehr als hervorragende Wildniskundige, was Takur ein wenig neidisch machte. Hao freundete sich mit der zum Händlerzug gehörenden menschlichen Tierbändigerin Yoko an. Offenbar interessierten sich allerdings auch andere Mitglieder der Karawane für die junge Frau. Zwischen Suguta Ken und Umeo kam es im Wettstreit um die Aufmerksamkeit Yokos immer wieder zu Streitigkeiten.
Hao hielt sich aus dem Ganzen heraus. Akira war hingegen der Meinung, dass die beiden Albenmänner sich mit ihren Eifersüchteleien lächerlich machten und die Sicherheit der Karawane gefährdeten. Einmal mehr sah sich der – eigentlich selber noch ziemlich junge – Alb veranlasst, den „Erwachsenen im Raum“ zu spielen. Er versuchte, ernste Zusammenstöße zwischen den beiden Männern zu verhindern. Akira hatte partiell Erfolg, die Situation blieb aber angespannt.

Eine interessante Begegnung am Wegesrand stellte die Sichtung eines kapitalen Krallenkarpfen dar: dieses ein Meter große Geschöpf, das wie ein Fisch auf vier Beinen aussah, galt in Zhoujiang und bei der einfachen Bevölkerung Kintais als Leckerbissen. Viele Schwertalben lehnten allerdings den Verzehr ab, da das Tier in ihren Augen gegen die göttliche Ordnung und Anmut verstieß.
Hao und Takur machten sich auf die Pirsch. Allerdings patzte der Jaguarkrieger bei seinem Speerwurf und landete wenig elegant im Schlamm, weshalb das Erlegen des Tieres zum größten Teil auf Hao ging. Der Krallenkarpfen bereicherte den bisher eher vegetarischen Speiseplan für mehrere Tage. Takur musste sich ob seines Missgeschicks etliche Sticheleien anhören.
Dass die hiesige Fauna echte Gefahren barg, wurde der Reisegesellschaft nur wenige Tage später demonstriert, als einer der Wagenknechte von einer Giftschlange gebissen wurde und einen schweren Schock erlitt. Ein von Hao herbeigerufener Heilungsgeist schloss die Wunde und neutralisierte das Gift, was die Affenpriesterin weiter in der Achtung ihrer Weggefährten steigen ließ.

Bei einer der nächsten Wegstationen, dem Dorf Tohira, wurde die Reisegesellschaft wieder an die Klanfehden Kintais erinnert: das kleine Dorf hatte in den letzten Jahren mehrfach den Besitzer gewechselt und lag jetzt im Niemandsland zwischen den Einflussgebieten der Klans Ranku und Momoku. Eine Räuberbande machte sich den Bauern zufolge die unsichere Lage zunutze, terrorisierte das Dorf, überfiel Reisende auf der Straße und entführte gelegentlich Mädchen und junge Frauen.
Hao schlug vor, etwas dagegen zu unternehmen und stieß bei Akira und Takur auf offene Ohren. Akira sah sich als schwertalbischer Samurai in der Pflicht, den Bauern zu helfen, zumal diese aufgrund der wechselnden Herrschaftsverhältnisse ja zumindest zeitweise unter der Herrschaft von Klan Ranku gestanden hatten, dem Akiras Familie zugeschworen war. Takur ging das Elend der Bauern weniger nahe, er hoffte aber auf einen guten Kampf und Beute. Weniger begeistert von dieser Verwicklung waren die Händler, vor allem da die Helden gerne einige der Wachleute mitgenommen hätten. Letztlich konnten Akira und Hao sich gegenüber Umeo durchsetzen und ein fünfköpfiger Stoßtrupp machte sich auf den Weg zum angeblichen Versteck der Räuber. Die Händler würden im Schutz der Siedlung zurückbleiben, was freilich eine Reiseverzögerung von einem Tag bedeuten würde.
Der Abstecher entpuppte sich als Reinfall: die einsame Hütte im Wald war schon seit langem verlassen. Frustriert kehrten die Helden nach Tohira zurück, wo sie sich besonders von Umeo einiges wegen der unnötigen Verzögerung anhören mussten.

Als die Gruppe am nächsten Tag aufbrach, stellten die Helden allerdings bald fest, dass die Karawane offenbar beobachtet wurde. Scheinbar war doch etwas dran an den Gerüchten über die Banditen. Die Verfolger einfach zu ignorieren schien riskant, falls sie auf Verstärkung oder eine günstige Gelegenheit zum Angriff warteten. Einfach auf sie loszustürmen wäre allerdings wenig aussichtsreich gewesen. Zum einen war nicht sicher, ob es sich wirklich um Feinde handelte. Zum anderen würden die Beschatter im Fall eines direkten Angriffs vermutlich einfach im Unterholz verschwinden.
Takur schlug vor, die Havarie eines Wagens vorzutäuschen und einige Kämpfer „nach Hilfe“ zu schicken, die dann einen Bogen schlagen und sich an die Verfolger anpirschen sollten. Es war nicht einfach, Umeo zu überzeugen, dieses Risiko einzugehen. Aber letztlich setzte sich Akira noch einmal durch – wieder einmal seinen Status als adliger Schwertalb auspielend – und kurz darauf waren er und Takur unterwegs.
Tatsächlich konnten sie sich ungesehen an die Verfolger anpirschen. Offenbar handelte es dabei um zwei Späher, die die Karawane im Auge behielten, und etwas dahinter vier weitere Bewaffnete, die außer Sicht blieben. Den halblauten Gesprächen nach waren es eindeutig Räuber, die über ihre Chancen für einen Angriff berieten.

Kurz entschlossen griffen Akira und Takur die größere Gruppe Bewaffnete an, in der Überzeugung, dass die Kampfschreie und der Waffenlärm den Rest der Reisegruppe herbeirufen würden. Tatsächlich erwies sich das Manöver als Erfolg. Takur konnte seinen Schnitzer mit dem Landkarpfen auswetzen und handhabte seine Speerschleuder mit fürchterlicher Effizienz. Er und Akira schalteten den Anführer der Räuber aus, noch ehe der Kampf richtig begonnen hatte. Ein weiterer Räuber floh, die beiden anderen wurden nach kurzem Kampf gefangengenommen bzw. auf der Flucht gefällt.
Den beiden feindlichen Spähern erging es gegen den Rest der Reisegruppe ähnlich: einer der Räuber wurde mit Pfeilen getötet, der zweite flüchtete. Bei den Helden und ihren Gefährten gab es nur zwei Verletzte: Akira und Suguta Ken. Hao war aufgrund ihrer geringeren Geschwindigkeit diesmal nicht in der Lage gewesen, in den Kampf einzugreifen. Sie kümmerte sich aber um die Verletzten.

Die Sieger sammelten die (überschaubare) Beute an Waffen, Rüstungen und Bargeld ein. Akira köpfte die getöteten Räuber, um ihre Häupter den Behörden zu bringen. Takur trieb die Sache etwas weit, als er den Bräuchen seines Volkes folgend vom Blut des erschlagenen Räuberhauptmanns kostete und sein Gesicht mit dem Blut zeichnete. Das barbarische Verhalten des Jaguarkriegers befremdete seine Weggefährten und erschreckte den gefangenen Räuber zutiefst, der schon durch den Tod und die anschließende Enthauptung seiner Kameraden höchst verunsichert war.
Akira verhörte den demoralisierten Gefangenen, einen älteren, wettergegerbten Mann. In Todesangst gab er schnell die Lage des Räuberverstecks preis. Außerdem verriet er, dass auf den getöteten Räuberhauptmann ein Kopfgeld ausgesetzt gewesen war. Laut seinen Worten war das Verhältnis der Räuberbande zu den Bauern komplexer, als man den Helden erzählt hatte: die Räuber hatten angeblich etliche Verbündete im Dorf und hätten die Bauern im mehr oder weniger erzwungenen Austausch für Informationen und Lebensmittel meist in Ruhe gelassen. Die den Helden im Dorf erzählten Geschichten von Misshandlungen und entführten Frauen seien schon lange nicht mehr vorgekommen, nachdem die Räuber klar gemacht hätten, wer hier das Sagen habe. Außerdem – so die Logik des Räubers – sei dies ja auch nichts anderes gewesen, als das Verhalten mancher neuernannter Lords, die ihre Untergebenen einschüchtern wollten. Bei Akira kam diese Analogie nicht gut an.
Der Gefangene berichtete außerdem, dass die Bauern die Helden absichtlich zu dem angeblichen Räuberversteck geschickt hatten. Der Plan sei gewesen, so den Begleitschutz des Wagenzuges zu schwächen und einen Überfall zu ermöglichen. Das Vorhaben war daran gescheitert, dass weniger Wachen als erhofft die Helden zu dem angeblichen Banditenversteck begleitet hätten und die Händler im Dorf auf die Rückkehr der Helden gewartet hätten, wo ein Angriff als zu riskant erschien. Der Gefangene flehte vergeblich, laufengelassen zu werden. Keinesfalls wollte er den Behörden ausgeliefert oder den Bauern überlassen werden. Offenbar gab es doch etliche Dörfler, die einen Groll gegen die Banditen hegten, auch wenn der Gefangene behauptete, selber an keinen Übergriffen beteiligt gewesen zu sein.
Das Lager der Banditen bestand aus einigen ärmlichen Erdhütten, die rasch durchsucht wurden. Die Helden fanden einige Vorräte und Waffen, ein offenbar kürzlich erbeutetes Maultier mit einer Ladung Spinnenseide, aber nur wenig Geld und Schmuck.

Auf Akiras Veranlassung marschierten die Helden mit dem Gefangenen und den Köpfen der getöteten Räuber in das Dorf Tahia zurück. Akira hielt den Dörflern eine flammende Rede und warnte sie davor, sich mit derartigen Übeltätern einzulassen. Ob er damit bei den Bauern durchkam, blieb aber zweifelhaft. Dem Dorfvorstehe ging es vor allem darum, Strafmaßnahmen oder ein Anschwärzen bei den Behörden zu vermeiden. Letztendlich entschieden sich die Helden, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ihren Gefangenen übergaben sie dem Dorfvorsteher, der darüber wenig erbaut war. Vermutlich fürchtete er die Rache der überlebenden Banditen und ihrer Freunde, falls er den Mann bestrafen ließ. Ihn laufenzulassen, würde ihm jedoch den Zorn derjenigen zuziehen, die unter den Räubern gelitten hatten. Und falls das den Behörden zu Ohren kommen sollte…
Der Gefangene verfluchte die Helden lautstark, als sie das Dorf verließen.

Trotz der Verzögerung von etwa anderthalb Tagen, die durch die Angelegenheit mit den Räubern entstanden war, veranstalteten die Händler am Abend ein kleines Fest. Immerhin würde diese Räuberbande sie auf künftigen Fahrten nicht mehr behelligen. Die Söldner des Begleitschutzes waren ebenfalls zufrieden, da die Helden vereinbart hatten, dass diese ein Drittel der Beute erhalten würden. Angesichts der Tatsache, dass die Helden den Großteil der Kämpfe bestritten hatten, war das eine großzügige Vereinbarung. Es wurde – auch dank der erbeuteten Vorräte – reichlich gegessen und getrunken, gesungen und Geschichten erzählt.
Akira hielt sich etwas zurück, immer bedacht, dem Ideal eines schwertalbischen Kriegers gerecht zu werden. Er schaffte es aber, der albischen Söldnerin Arisa, mit der er sich in den letzten Tagen ein wenig angefreundet hatte, ihre Geschichte zu entlocken. Offenbar war die zynische Bogenschützin mit dem vernarbten Gesicht mit ihrer Familie ein Kollateralschaden einer Klan-Fehde geworden, die sich ausgerechnet an einer Beleidigung während einer Partie des sehr zeremoniellen Kintari-Fußball entzündet hatte. Seitdem hielt sie offenbar wenig von Adligen und ganz besonders nichts von dem Klan Ranku, dessen Geschütze sie vernarbt und mehrere Familienmitglieder getötet hatten. Dennoch war sie bereit zuzugeben, dass Akira für einen Ranku-Vasallen gar nicht so schlecht sei.
Dass die Tierbändigern Yoko und der Anführer der Händler Umeo während des Festes miteinander anbandelten, sorgte für erneute Spannungen zwischen Umeo und dem Söldnerführer Suguta Ken. Akira hatte in den nächsten Tagen zu tun, damit der Streit zwischen den beiden Männern nicht eskalierte. Akiras sichtliche Frustration über das Gehabe der beiden Männer amüsierte Hao, die Vermutungen anstellte, dass der junge Schwertalb selber wohl noch nie verliebt gewesen sei.

Wenig später erreichte der Zug ein größeres Dorf, in dem sich gerade eine Patrouille des Klans Momoku aufhielt. Offenbar war man bei den Momoku immer noch wegen der Gerüchte über angebliche Truppenbewegungen des Klans Ranku alarmiert. Besonders die Präsenz von Generalin Ranku Kane, in deren Gesellschaft die Helden einige Zeit gereist waren, machte die Momoku nervös. 
Die Helden wurden eingehend zu eventuellen Truppenbewegungen der Ranku befragt, konnten aber wenig sagen. Besonders Akira gab eher nichtssagende Antworten, fühlte er sich als Gefolgsmann von Klan Ranku doch diesem verpflichtet. Er hatte Glück, nicht in Schwierigkeiten zu geraten.
Immerhin konnten die Helden das Kopfgeld für den getöteten Banditenhauptmann kassieren und dann weiterreisen.

Die folgenden Tage verliefen ereignislos. Nachdem die Gruppe die zwischen den Klans umstrittenen Gebiete verlassen hatte, wurden die Lande wieder sicherer und reicher, die Straßen besser.
Kurz vor Tsusaka begegnete den Helden ein kompletter Heerzug von über 1.000 Kämpferinnen und Kämpfern der Momoku. Es war ein beeindruckender Anblick, zumal neben hunderten einfachen Soldaten auch zahlreiche schwertalbische Kriegsadlige und sogar mehrere Kanonen zu der Armee gehörten. Auch die Ausrüstung mit Handfeuerwaffen war gut. Angeführt wurde das Heer von einer noch jungen Adligen des Hauses Momoku. Wie die Helden später erfuhren, handelte es sich um Momoku Eiko, die Halbschwester des Lords von Tsusaka. Sie war zwar erst um die Dreißig, hatte aber in Kämpfen gegen verfeindete Klans, Banditen und Ungeheuer schon einigen Ruhm erworben. Akira konnte sich gegenüber seinen Kameraden freilich nicht die Bemerkung verkneifen, dass die junge Momoku eine Überraschung erleben würde, falls sie mit den Ranku-Streitkräften und Generalin Kane die Klingen kreuzen wollte.
Am Abend versuchte der junge Schwertalb, seiner Weggefährtin Hao die komplexen politischen Verhältnisse in Kintai erklären. Die Affenpriesterin konnte nicht verstehen, warum die Gottkaiserin mit ihrer absoluten Macht den Klans ihre gegenseitigen Machtspiele, Intrigen und sogar (begrenzten) Kriegszüge gestattete. Akiras subjektive Ausführungen über Traditionen, Ehre und den Wettkampf der Klans stellten die junge Gnomin nur partiell zufrieden.

Am nächsten Tag erreichte der kleine Handelszug Tsusaka. Die Einwohnerzahl der mittelgroßen Stadt am Maishi-See war in den letzten Jahren infolge der Krisen, Invasionen und des Bürgerkrieges im benachbarten Zhoujiang offenbar deutlich gestiegen, weshalb unter anderem rinr städtische Kanalisation im Bau war.
Die Stadt wies eine klare Gliederung auf: eine chaotische Vorstadt, in der vor allem die Unterschicht lebte, innerhalb der Mauern ein großes und lebhaftes Hafenviertel sowie die Bezirke der angeseheneren Schichten und des Adels. Gekrönt wurde die Stadt durch die beeindruckende Schlossanlage von Fürst Momoku Masajuro. Etwas außerhalb der Stadtmauern lag Neu-Tsusaka, das vor allem von Flüchtlingen und Händlern aus Zhoujiang bewohnt wurde. Auch wenn das Viertel recht ungeordnet erschien, war es weniger rechtlos und heruntergekommen als die eigentlichen Vorstädte.
Wachen waren in Tsusaka relativ selten zu sehen (in den rechtlosen Vororten fast gar nicht) – vermutlich, weil ein Großteil der Garnison mit der Halbschwester des Fürsten gen Süden marschiert war. Sie wurden partiell durch eine Art Hilfspolizei aus Zivilisten unterstützt.
Die Helden kamen im Hafenviertel im „Glücklichen Kappa“ unter, einer guten wenn auch nicht billigen Herberge. Nach einem ausgiebigen Bad nutzten sie den Abend für ein kleines Abschiedsmahl mit ihren Weggefährten. Takur hatte dazu eine junge vargische Köhlerin namens Hanaka eingeladen, die er auf den letzten Meilen vor der Stadt kennengelernt hatte. Auch wenn die Reise nach Tsusaka nicht ohne Probleme und Spannungen verlaufen war, verlief der Abend harmonisch. Es wurde gut gegessen, getrunken und Geschichten erzählt. Dabei zeigte Hao deutlich mehr Talent als Akira, dessen Darbietungsfertigkeiten verbesserungswürdig waren.

Die Nacht brachte allerdings wenig Ruhe, da die Helden von Unruhe auf den Straßen und einem merkwürdigen Gefühl der Unruhe geweckt wurden. Irgendetwas flog über den Himmel über der Stadt, begleitet von einem Geräusch wie zahllose Schwingen, anscheinend eher ein…Ding…als ein Lebewesen, von dem ein seltsam beunruhigendes Gefühl auszugehen schien.
Dass die Helden nicht die einzigen waren, die von diesem Ereignis geweckt worden waren, zeigte sich am nächsten Morgen: Die Stadt brummte vor Gerüchten, trotz einer offiziellen Verlautbarung, dass nichts Gefährliches vorgefallen sei. Manche meinten, das Flugobjekt sei ein Feenwesen gewesen, andere vermuteten eine Waffe einer der zhoujiangischen Bürgerkriegsparteien oder gar einen Drachling. Zumindest letzteres konnte Takur für sich ausschließen: seine Heimatstadt im fernen Jaguardschungel wurde von einer Drachlingin regiert. Er war sich sicher, dass das…Ding…über Tsusaka keine Ähnlichkeit mit einem Drachling gehabt hatte.
Die Menschen auf den Straßen waren jedenfalls verunsichert, auch weil der Vorfall sich in einer ohnehin angespannten Situation ereignet hatte. Der Abzug des fürstlichen Heeres und die Gerüchte von Truppenbewegungen des Klan Ranku ließ viele Einwohner den Ausbruch von Kämpfen fürchten. Der Handel auf dem Maishi-See hatte in letzter Zeit unter Piratenangriffen gelitten, bei denen Gerüchten zufolge nicht alles mit rechten Dingen zuging. Möglicherweise würde es für die Helden schwierig werden, eine Überfahrt zu finden…

Am nächsten Tag verkauften die Helden die von den Banditen erbeuteten Waffen und Rüstungen. Außerdem wollten sie das Angebot Uomes annehmen, über einen seiner Kontakte das Maultier und die Rohseide, die sie im Banditenversteck gefunden hatten, an deren rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Takur war zwar der Meinung, dass man diese Beute behalten sollte, aber sowohl Hao als auch Akira vertraten einen anderen Standpunkt.
Der Kontakt des Händlers entpuppte sich als eine junge Schwertalbin namens Nakama Haruko, die gerade in ein Ehrenduell mit einem Schwertalbenkrieger verwickelt war. Offenbar hatte dieser die Ehre von Klan Suguri beleidigt, was Haruko als Suguri-Gefolgsfrau nicht hinnehmen konnte. Zu Takurs Begeisterung und Akiras Anerkennung besiegte die junge Kriegerin ihren erfahrenen Gegner mit Leichtigkeit. Hao, die von dem Duell wesentlich weniger beeindruckt war, verarztete den Verletzten. Nachdem die Helden die Rohseide gegen einen anständigen Finderlohn losgeworden waren – offenbar gehörte sie einem zhoujiangischen Händler – teilten sie ihre Gewinne mit den Söldnern des Händlerzuges und man trennte sich in Freundschaft.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #14 am: 20.01.2024 | 05:56 »
Feuer und Wissen
Kintai, südlich des Maishi-Sees (Ren, Luo)

Ren und Luo waren zeitweise bei der Familie Gan untergekommen: Händlern, die in der zweiten Generation in Kintai lebten und recht angesehen waren. Die ehemalige Familienmatriarchin, Großmutter Tai, litt an der Schlafkrankheit. Da sie den heimischen Ärzte immer misstraut hatte, hatte ihre Familie sich lieber an Ren gewandt. Ren übernahm in den folgenden gut zwei Wochen die Pflege von Frau Tai, hatte aber sehr damit zu kämpfen, die alte Frau auf den Weg der Besserung zu bringen. Die Familie bestand sonst noch aus dem momentanen Oberhaupt, Frau Chi, deren zweiten Ehemann Ling, sowie der sechsjährigen Tochter Wen. Die Familie war während des versuchten Abfalls der südlichen Provinzen Zhoujiangs nach Kintai exiliert (vermutlich hatte sie auf Seiten der Separatisten) gestanden. Die Bezahlung für die letztlich erfolgreiche Heilung war mit 12 Lunaren nicht schlecht, allerdings erregte Ren die Aufmerksamkeit des örtlichen Magistrats. Das lag wohl nicht zuletzt am Eintreten ihrer Mitstreiter für die Suguri-Kaufleute. Jedenfalls musste sie eine „Gebühr“ zahlen und durfte keine weiteren Patienten annehmen.

Luo, der nur wenig zu tun hatte, hörte sich derweil nach guten Feuermagiern um, da er wusste, dass eine Cousine ihre magischen Fähigkeiten verbessern wollte. Dies war nicht so einfach, weil die Elementarmagie in Kintai nicht so eifrig geübt wurde wie in Zhoujiang, wo die fünf Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft, Metall) eine wichtige Rolle in der Magielehre spielte. Luo erfuhr, dass im Umland ein erfahrener Diener des dem Element Feuer nahestehenden Phönixgeistes namens Zha Bu zu finden sei. Die Schattenklinge konnte eine brauchbare Wegbeschreibung zu dem verlassenen Kloster erhalten, wo der wandernde Meister untergekommen sein sollte. Die mehrtägige Reise verlief glatt, auch weil die beiden sich zeitweilig mit einem wandernden Kampfmönch (einem jungen Zwergen namens Haruko) zusammentun konnten.
Das „Kloster“ erwies sich als eine verfallene Einsiedelei, bestand sie doch nur aus zwei halb verfallenen Gebäuden und einem kaum noch erkennbaren Glocken- oder Gongturm. Eines der Gebäude war notdürftig ausgebessert worden, und eine kleine Rauchsäule verriet die Anwesenheit der neuen Bewohner.

Ein junger Gnom namens Tsung, offenbar ein Schüler von Zha Bu, begrüßte die beiden Reisenden argwöhnisch, brachte sie aber zu seinem Meister. Dieser erwies sich als ein älterer Mann mit dünnem grau-weißen Bart und Haaren. Die schwarzen Augen wirkten misstrauisch, aber er war bereit, Rens Bitte anzuhören. Tatsächlich gewährte er ihr die Möglichkeit, ihre Entschlossenheit (und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Feuer) unter Beweis zu stellen – indem sie ihm folgen sollte, als er durch ein Feld aus glühender Holzkohle schritt. Während die reine Selbstüberwindung kein Problem für Ren darstellte, wäre sie körperlich an der Herausforderung beinahe gescheitert – bewältigte sie aber mit einigen Brandwunden. So qualifizierte sie sich für eine Unterweisung.

In den folgenden Tagen lernte sie einiges von dem verschlossenen Meister, der offenbar (anders als sein Schüler) aus einer besseren Familie oder sozialen Schicht stammte. Zha Bu vertrat einen ganzheitlichen Ansatz mit Meditationen, Selbstbeherrschungs- und Konzentrationsübungen. Obwohl seine religiöse Magie ein wenig anders funktionierte als Ren gewohnt war, konnte er Ren vieles beibringen.
Es war klar, dass Rens Lehrer (und sein Schüler) einiges für sich behielten. Politisch schien er kein Freund von General Wu zu sein und hielt auch von den Triaden nicht viel. Begeisterte Lobeshymnen auf das Kaiserhaus waren von ihm aber auch nicht zu hören. Zha Bu widerstand auch Rens Versuchen, ihn etwas in diese Richtung zu manipulieren.
Luo beschäftigte sich derweil mit kleinen Hilfsaufgaben, blieb aber generell wachsam. Er versuchte sich etwas mit dem Schüler anzufreunden. Laut ihm war Zha Bu aus Zhoujiang verbannt worden - ob von Wu oder der letzten Kaiserin.

Dass der Meister Grund für sein Misstrauen hatte, bewies sich etwa eine Woche nach Ankunft der beiden Reisenden. Luo bemerkte, dass sie die heimlich beobachtet wurden. Er entfernte sich unauffällig und konnte sich unbemerkt in den Rücken des Beobachters schleichen. Kurz entschlossen griff die Schattenklinge an – achtete freilich dabei darauf, nur die flache Klinge zu nutzen. Der überraschte Gegner versuchte nach zwei schweren Treffern zu fliehen, ging aber nach einem weiteren Treffer zu Boden. Bei dem Besiegten handelte es sich um einen wettergegerbten Mann in Wildniskleidung. Luo alarmierte Ren sowie ihren Meister und Mitschüler und fesselte den Bewusstlosen, bevor er ihn durchsuchte. Dabei fand er einen gesiegelten Steckbrief, der einen Solar für den auslobte, der einen wegen Hochverrats, Majestätsbeleidigung und Aufstachelung zur Unzufriedenheit gesuchten Xao Xi auslieferte. Das Gesicht auf dem Papier glich bemerkenswert dem des alten Phönixgeist-Priester. Ren hatte den Namen schon einmal gehört: als einen hochrangigen Berater  der letzten Kaiserin und  Mitglied des Konventes der Mönche und Priester, einen hochrangigem Gremium, das in unregelmäßigen Abständen zusammentrat. 
Ren und Luo verschoben die Klärung der durch diese Enthüllung entstandenen Fragen, da der Spion bestimmt nicht alleine war. Luo wollte seinen Feind nicht einfach töten, brach ihm aber auf Hinweis von „Zha Bu“ das Bein. Dann flüchteten die Helden und ihre Begleiter, wobei sie ihre Spuren so gut als möglich verwischten.

Erst am Abend fand sich die Zeit für ein klärendes Gespräch. Wenig überraschend bekannte der Priester, dass sein Name in der Tat einstmals Xao Xi gewesen war, Hochabt des Klosters des „Feurigen Falken“. Er war beteiligt gewesen, die vorletzte Kaiserin abzusetzen und hatte deren Tochter beraten, bis er wegen allzu offener Kritik während der „Drei-Reiskörner-Hungersnot“ vor einigen Jahren verbannt wurde. Trotz dieses Konflikts mit der Kaiserin hatte er auch aus seiner Abneigung gegen General Wus Staatsstreich kein Geheimnis gemacht. Das Kopfgeld auf ihn war deshalb nicht nur aufrechterhalten, sondern angeblich sogar noch erhöht worden. Der ausgeschaltete Kundschafter gehörte vermutlich zu einem Trupp Kopfgeldjäger.
Luo und besonders Ren waren zwar kaiserliche Loyalisten, doch sogar sie waren bereit zuzugeben, dass weder die vorletzte noch die letzte Kaiserin perfekt gewesen waren. So beschlossen sie, dem Meister auf dem Weg gen Tsusaka zu helfen. Tatsächlich schafften sie es, möglichen Verfolgern zu entgehen. Ehe man sich trennte, bot Ren an, sich für eine mögliche „kaiserliche“ Begnadigung einzusetzen.
Natürlich handelte sie nicht selbstlos. Sollte es gelingen Xao Xi doch noch für die Sache von Prinzessin Yi zu gewinnen, würde es den Kaiserlichen nicht nur einen fähigen Feuermagier verschaffen, sondern auch ihre Legitimität stärken. Ob man das in Sentatau auch so sehen würde, blieb allerdings abzuwarten.

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #15 am: 28.01.2024 | 06:57 »
Piraten im Nebel
Tsusaka und Umland, Nord-Kintai und Maishi-See (Akira, Takur, Luo, Ren)
 
Nachdem Akira, Takur und Hao in Tsusaka eingetroffen waren, wurde rasch klar, dass es nicht leicht werden würde, weiterzureisen – zumindest auf dem Seeweg. Der Handel über den Maishi-See stagnierte, was die Stadt und ihre Bewohner wie die hier festsitzenden Auswärtigen beunruhigte.
Es war nicht leicht für Takur und Akira, Genaueres herauszufinden. Der Jaguarkrieger war ein Exot, der den Umgang mit den Angehörigen anderer Völker nur begrenzt beherrschte, und Akira hatte zwar gute höfische Umgangsformen, aber in einer Momoku-Stadt nützten ihm dies als Ranku-Vasall nicht sehr viel. Und für den Umgang mit dem einfachen Volk war er kaum besser geeignet als sein Freund. Immerhin erfuhren sie, dass die Unterbrechung des Handels durch eine Reihe ungewöhnlich brutaler Piratenangriffe verursacht wurde. Manche munkelten, die in Tsusaka seit einigen Jahren aktive Triade der Lotosfalken wissee mehr oder stecke gar hinter den Angriffen.

Takur fand dank seines „exotischen Flairs“ einen allerdings bestenfalls halblegalen Nebenverdienst: er nahm an heimlich organisierten Schaukämpfen teil, an denen die Triaden zweifellos mitverdienten. Kämpferisch war er exzellent, verstand es aber nicht, sich bei den Zuschauern beliebt zu machen. Er traf sich noch ein paar Mal mit der Vargin Hanaka, bevor die Köhlerin (die eine passable Feuerzauberin war) wieder in ihr Dorf zurückkehrte.
Hao hatte ihre eigenen Projekte. Sie half aus Zhoujiang stammenden Flüchtlingen, von denen es in Tsusaka eine wachsende Gemeinde gab, die mehrheitlich außerhalb der Stadt am Seeufer lebten, ihre priesterlosen Tiergötterschreine zu pflegen – was nicht illegal, aber nicht von allen Einwohnern Kintais (und einige assimilierten Zhoujiangi) gerne gesehen wurde.
 
Als Ren und Luo in Tsusaka eintrafen, brachte man sich auf den neusten Stand. Luo – ausgestattet mit einiger Erfahrung in den Straßen verschiedener Städte – führte die Nachforschungen im Hafen fort. Allem Anschein war „Irukas Atem“, der mysteriöse magische Nebel, der dem Willen des Flußdelphin-Tiergottes folgen sollte und immer wieder über dem See hing, an Gefährlichkeit zugenommen. Früher war er berechenbarer gewesen, doch nun tauchte er viel häufiger auf. Und im Nebel lauerten die Piraten von Kapitän Jiang Biehe. Nicht nur seine Brutalität verängstigte die Seefahrer, denn Gerüchten zufolge griff zeitgleich mit seinen Angriffen irgendetwas im Wasser die Schiffe an und schlug sie leck. Einige Überlebende sprachen von krebsartigen Ungeheuern. Andere behaupteten zudem, dass auch mache der Piraten selber halbe Ungeheuer seien. Allerdings sollte es einige Kapitäne geben, die dennoch durch den Nebel segelten und den Piraten auszuweichen verstanden.

Luo beschloss, sich auch bei den Triaden umzutun. In Tsusaka dominierten die Lotosfalken das organisierte Verbrechen, die besonders unter den zhoujiangischen Flüchtlingen Einfluss besaßen. Schmuggel war freilich weniger ihr Metier. Stattdessen überließen sie diesen ihren „Kollegen“ von den Lotosmessern, die ihrerseits in harter Konkurrenz mit dem örtlichen Ableger der Roten Karpfen standen. Genauere Informationen zu diesem diffizilen Beziehungsgeflecht waren allerdings nicht zu erlangen.
Luo suchte zunächst Kontakt mit den Lotosfalken. Takur konnte ihm dabei über seine Kontakte zu den halblegalen Schaukämpfen helfen. Der vargische Organisator war bereit, ein Treffen zu arrangieren. Luo besorgte sich ein angemessenes Geschenk und traf sich mit Akira als Auftraggeber in einer Teestube mit einer „Madame Chie“, die mittlerer Führungsebene der Lotosfalken zählte. Es wurde schnell klar, dass die Lotosfalken (respektive ihre Kontakte bei den Lotosmessern) keine Überfahrt nach Timog anzubieten hatten. Auch ihre Versuche, die Piraten oder die Ursachen für Kapitän Jiang Biehes Erfolg ausfindig zu machen, waren erfolglos geblieben. Sie hatten bisher weder seinen Unterschlupf noch eine Spur der von ihm erbeuteten Waren gefunden, um die Behörden auf den Störenfried anzusetzen. Akira die Hilfe der Helden: seine Möglichkeiten als Mitglied der  Kintari-oberschicht, Ren und Haos magisches und mythisches Wissen und Luos weitverzweigte Connection. Dieses Angebot stieß tatsächlich auf Interesse. Die Lotosfalken wollten herauszufinden, ob ähnliche Kriseen schon einmal vorgekommen waren. Doch da sie weder am lokalen Fürstenhof  noch bei der lokalen Myuriko-Kirche oder generell der alteingesessenen Bevölkerung gut angesehen waren,  gingen ihnen etwas die Optionen aus.
Als gewinntüchtige Geschäftsfrau war Chie allerdings sehr knauserig mit ihren eigenen Informationen, etwa bezüglich der Gerüchte, dass manche Kapitäne eine Möglichkeit gefunden hatten, die Bedrohung durch die Piraten und den Nebel zu umgehen. Falls Akira, und seine Gefährten aber ihrerseits wertvolle Informationen hätten…

Akira und Ren begannen ihre Ermittlung in dem berühmten schwimmenden Myuriko-Tempel von Tsusaka. Das prunkvoll bemalte Holzgebäude war für seine wunderbaren Bodenfenster bekannt, die direkten Blick in die Unterwasserwelt und angeblich manchmal sogar in die Domänen der Seegeister boten. Dort wusste man einiges über den Maishi-See und seine überirdischen Gefahren. Laut den Priestern beherrschte der Flussdelphin Iruka den Maishi-See nicht direkt, auch wenn sein „Atem“ den See prägte. Stattdessen war der See vor allem das Reich des Feen-Molchkönigs Ginleizhu, der mit großem Gefolge in einem Schloss auf dem Grund residierte. Zu seinem Gefolge gehörten zahlreiche Krebswesen, wie sie angeblich auch die Piraten unterstützten. So war etwa Ginleizhus oberster Mandarin und Hofwesir ein gigantischer Krebs. Doch galt der Molchkönig eigentlich weder als grausam, feindselig oder als leicht bereit, sich von Sterblichen für ihre Verbrechen einspannen zu lassen. Laut den Myuriko-Priestern hatte der Göttliche Kranich im Zuge ihrer Eroberungen mit dem Molchkönig ein Abkommen geschlossen, das seit über 400 Jahren Bestand hatte. Früher hatte es in Tsusaka auch einen Ginleizhu-Kult gegeben, der sich allerdings inzwischen wohl aufgelöst hatte. Die beiden Abenteuer konnten Zugang zur Bibliothek erlangen, um zusätzliche Informationen zu erlangen und eventuell Hinweise zu finden. Allerdings blieben ihre Recherchen vorerst erfolglos.
Gleichzeitig horchte Luo die Fischer aus. Auch diese verwiesen auf Ginleizhu und seine Diener und erinnerten sich an den Kult des Molchkönigs. Angeblich hatte sich der zentrale Zeremonienschrein des Kultes in der Nähe Tsusakas gestanden, doch blieben die Hinweise auf den Standort vorerst sehr vage.

Akira bemühte sich, auch am Fürstenhof Informationen einzuholen. Aufgrund seiner Gefolgschaft zu dem mit Haus Momoku rivalisierenden Haus Ranku hielt man ihn allerdings auf Abstand. Offenkundig liefen die Vorbereitungen für einen Einsatz der kleinen Kriegsflotte von Tsusaka, die den Piraten aufstöbern sollte. Die Momoku suchten zudem nach den Händlern, die einen Weg gefunden hatten, Nebel und Piraten zu umgehen. Bezüglich des alten Molchkönig-Kultes verwies man Akira kurzerhand erneut an den Tempel, doch blieb auch eine erneute Nachsuche in dessen Archiven ergebnislos.
Nachforschungen nach den Überlebenden der Piratenangriffe brachten nur wenige Erkenntnisse, abgesehen von erneuten Geschichten von Seeungeheuern, die die Piraten unterstützten. Nur von wenigen Augenzeugen bestätigt, wurden die Gerüchte über magisch veränderte Piraten: Männer und Frauen mit Schwimmhäuten, Schuppen, seltsamen Augen oder deformierten Gliedmaßen. Interessant war, dass Jiang Biehe laut einigen Kapitänen zwar schon früher die Gegend heimgesucht hatte, doch damals weder besonders erfolgreich oder grausam bekannt gewesen war. Irgendetwas mochte ihn verändert haben. Hatte er einen Pakt mit jenseitigen Mächten geschlossen oder vielleicht einen Fluch auf sich gezogen?
Akira suchte mit Rens Hilfe auch nach den Kapitänen, die angeblich trotz der Gefahren immer noch in See stachen. Offenbar handelte es sich nur um eine Handvoll, die angeblich über machtvolle Amulette verfügten, die sie vor dem Nebel und den Piraten warnten oder beschützten. Und es waren angeblich die Roten Karpfen gewesen, die die Amulette zu einem unverschämten Preis beschaffen konnten. Die Roten Karpfen gehörten zu dem Zweig der Triaden, die bevorzugt auf mehr oder weniger legale und halblegale Geschäfte setzten. In den letzten Jahren expandierten sie allerdings auch im Schmuggelgeschäft. In Tsusaka waren sie allerdings wohl relativ wenig präsent, lag doch das Zentrum ihrer Operationen in Zhojiang und vor allem in der Spinnen- und Kranichprovinz.
Nach einigem Herumfragen erfuhren die Helden den Namen einer lokalen Kontaktperson der Roten Karpfen-Triade: Tie Nantiang.

Ehe die Helden dieser Spur nachgingen, hatten Luos Erkundigungen nach dem alten Schrein des Ginleizhu-Kultes Früchte getragen. Laut den etwas unpräzisen Wegbeschreibungen lag er nur einen halben Tagesmarsch von der Stadt entfernt im sumpfigen Uferbereich des Maishi-Sees. Die Helden folgten der Beschreibung und fanden nach einigem Herumwaten tatsächlich die vergessene Kultstätte. Die erhaltenen Teile des Schreins umfassten lediglich ein kleines Gebäude mit wenigen Räumen. Die Reliefs an den Wänden zeigten zumeist Ginleizhu bei seinem segensreichen Werk – in seinem Gefolge auch krebsartige Diener, die aber nicht als Ungeheuer dargestellt wurden. Im Schrein fanden sich zudem alte Talisman-Papiere, laut denen der Kult – und nach ihm eine Weile auch noch Priester der Myuriko - hier eine…Macht oder Fluch (?) festgehalten oder kontrolliert hatten. Außerdem fand sich eine alte Tempelchronik. Den Spuren zufolge war das Gebäude vor etwa einem Jahr gewaltsam aufgebrochen und etwas vom Altar gestohlen worden.

Ren und Akira machten sich nach der Rückkehr an das Studium der gefundenen Aufzeichnungen, die ebenso ausführlich wie trocken über das Wirken des alten Kultes und seinen schrittweisen Niedergang berichteten. Offenbar war der Schrein vor gut 200 Jahren in Einvernehmen mit der Myuriko-Kirche nach dem Tod des letzten örtlichen Ginleizhu-Priesters versiegelt worden. Interessant war, dass im Schrein anscheinend der legendäre Zerrspiegel aufbewahrt wurde, unter dessen Einfluss Ginleizhu einstmals seine Ehefrau in sieben Takte Magie verwandelt hatte, was zu seiner Vertreibung aus der Feenwelt geführt hatte und ihn bis heute mit unsterblicher Trauer erfüllt. Ein Teil des Textes war verschlüsselt, doch unter großen Mühen und manchen Rückschlägen konnten Ren und Akira auch diese Aufzeichnungen entziffern. Dort hieß es, dass der Spiegel eingesetzt werden konnte, um die Aufmerksamkeit des Seeherren zu wecken und diese zu kanalisieren. Da es sich dabei aber eher um seine negativen Gefühle handelte, konnte man wohl seinem Zorn in diesem Fall nicht auf Dauer entgehen. Es gab jedoch ein Ritual (bestehend aus dem Spielen der Melodie, in die Ginleizhu seine Frau verwandelt hatte) welches den fokussierten Zorn verfliegen lassen konnte. Ren fand diese Informationen sehr interessant und war entschlossen, sie nach Zhoujiang zu bringen. Die Helden vermuteten zudem, dass die Mordlust der Piraten wie ihre monsterhafte Verwandlung eine ungewollte Folge der Verwendung des Spiegels durch die Piraten war, da  die Seeräuber nicht um das Besänftigungsritual wussten.

Die Abenteurer überlegten, ob sie diese Informationen an die offiziellen Stellen übergeben sollten. Sie entschieden sich, zunächst einmal Kontakt mit den Roten Karpfen zu knüpfen. Diese verfügten offenbar über eine Methode, sich vor den Piraten und Ungeheuern zu schützen. Die Delden trafen sich mit der lokalen Kontaktperson der Roten Karpfen in einem Teehaus, wobei Akira als angeblicher Auftraggeber auftrat. Ren begleitete den Schwertalben zu dem Treffen mit Tie Nantiang, Takur und Luo fungierten als Rückendeckung.
Die Konversation mit der Triadenoffizierin brachte an den Tag, dass die Roten Karpfen es verstanden, aus den Silbernen Tränen, die der Lurchkönig über seine verlorene Ehefrau weinte und die gelegentlich im Maishi-See gefunden wurden, eine Art Schutzamulett zu fertigen. Da die Tränen aber sehr selten waren, besaßen sie jedoch nur sehr wenige Schutzartefakte. Eventuell – so war zu erfahren – würde das Amulett auch bei einer Konfrontation mit den Piraten den Einsatz der Seeungeheuer verhindern. Die Abenteurer erzählten im Gegenzug Tie Nantiang, was sie im Tempel herausgefunden hatten.
Die Roten Karpfen waren einer Kooperation mit den Momoku nicht abgeneigt, fehlte ihnen doch die militärische Stärke, selber gegen die Piraten vorzugehen. Allerdings wollten sie für ihre Unterstützung handfeste Vorteile: einen stärkeren Einfluss beim Fürsten oder aber den Spiegel selber. Tie Nantiang schlug vor, dass Akira als adliger Alb ein solches Bündnis mit den Momoku vermitteln könne. Vorerst trennte man sich allerdings ohne eine Vereinbarung.

Die Abenteurer berieten sich. Während Luo die Kooperation mit den Roten Karpfen für erwägenswert hielt, lehnte Ren dies aufgrund ihrer Loyalität zur Fraktion von Prinzessin Yi ab. Während Takur indifferent blieb, neigte Akira aufgrund eigener Vorurteile gegenüber den Triaden dazu, Ren beizupflichten. Die Helden beschlossen, sich direkt an den örtlichen Momoku-Fürsten zu wenden und die Rote Karpfen-Triade aus den Verhandlungen herauszuhalten.
Mit viel Mühe arrangierte Akira eine Audienz bei dem jungen Fürsten Momoku Masajuro (Oberhaupt der örtlichen Momoku-Linie). Zu ihrer Überraschung erwies sich der politisch eher gemäßigte Masajuro als durchaus offen für die Vorschläge der Helden, vor allem da die Abenteurer die Unterstützung des örtlichen Myuriko-Tempels gewinnen konnten.
Der Fürst ließ sich überzeugen, einen Trupp Spähmagier zusammenzustellen und ein Kriegsschiff auszurüsten, um die Piraten aufzuspüren und zu stellen. Er war ein wenig überrascht, dass die Abenteurer keine Versuche machten, die Führung bei dem Unternehmen an sich zu reißen und auch nicht darum rangen, dass der Ruhm vor allem ihnen gebühren sollte. Auf Vorschlag der Helden arrangierte der Fürst zudem über einen Strohmann den Erwerb eines der kostbaren Schutzsiegel der Roten Karpfen.

Wenige Tage später stach ein mit Soldaten besetztes Kriegsschiff unter dem Kommando von Lord Towada Mizuki in See. Mit an Bord waren die Helden und mehrere Magier, die das Aufspüren der Piraten übernehmen sollten. Tatsächlich gelang es, die Piraten mithilfe magischer Späher zu finden und ihr Schiff stellen. Schnell wurde klar, dass einige der Piraten tatsächlich abnorm verändert waren: mit Scheren anstatt Händen, Schuppenhaut und ähnlichen monströsen Deformierungen. Es entbrannte ein erbittertes Gefecht.
Während der Großteil der Kämpfer das gegnerische Schiff enterte, manövrierte ein kleines Kommando mithilfe eines Beibootes ans Heck des Piratenseglers und schlich sich an Bord, um den Spiegel zu finden und das Ritual abzuhalten und so den Piraten ihre magische Waffe zu nehmen. Mit dabei waren Akira und Luo – allerdings nicht Ren, die sich bei einem fehlgeschlagenen Zauber verletzt hatte. Sie unterstützte das Enterkommando mit einem beschworenen „Höllenhund“.
Mit einiger Mühe fand der Stoßtrupp den Spiegel, der von drei erfahrenen Piraten verteidigt wurde. In einem harten Kampf konnten diese besiegt und das Ritual durchgeführt werden. Zusammen mit dem Einsatz der anderen Kämpfer entschied dies den Kampf: als der Spiegel besänftigt war, ließ die Kampfkraft und Entschlossenheit der Piraten schlagartig nach und etliche suchten ihr Heil in einem Sprung über Bord. Ihr Kapitän fiel den Schwertern der kintarischen Soldaten zum Opfer.
Die Verluste der Seesoldaten und Matrosen der Momoku waren relativ gering. Das gekaperte Schiff erhielt eine Prisenmannschaft und man segelte zurück nach Tsusaka. Auf der Heimfahrt drängten sich die Magier um den Spiegel. Auch Ren beteiligte sich an der Untersuchung. Gemeinsam kam man zu dem Schluss, dass der Spiegel mehr ein Fokuspunkt denn ein aus eigener Macht bedeutsames Artefakt war, dessen Wirkung wohl an die Nähe zum See gebunden war. Ren bedauerte es, den Spiegel nicht Prinzessin Yi sichern zu können, aber sie war einfach nicht in der Position, ihn für sich fordern zu können. Zudem hielt sie das Artefakt für zu mächtig, um es gezielt einzusetzen. Letztlich blieb es in der Hand der Kintari, auch wenn Ren im Privaten spöttelte, dass die Diener des Himmlischen Kranichs eine Angewohnheit hatten, alte Tempel, Kulte und Bedrohungen zu vergessen. Ren regte an, den Stützpunkt der Piraten ausfindig zu machen und auszuheben, um die Gefahr endgültig auszuheben. Die gefangenen Piraten zu verhören und ihre Geständnisse auszuwerten, würde freilich noch ein paar Tage dauern. Aber der Seeweg über den Maishi-See war nun wieder frei – abgesehen von „normalen“ Sommerstürmen, Seeungeheuern, Piraten und Freibeutern. Das bot den Abenteurern die Möglichkeit, in naher Zukunft nach Timog aufzubrechen.

In jedem Fall hatten die Abenteurer Eindruck gemacht und der Fürst von Tsusaka kündigte eine baldige erneute Audienz an, bei der die Helden ihre Wünsche für eine Belohnung würden äußern können. Die Wünsche der Abenteurer erwiesen sich teilweise als etwas ungewöhnlich:
Akira fühlte sich durch seine noble Herkunft verpflichtet, auf eine materielle Belohnung zu verzichten, sah er sich doch als ein Repräsentant des Klan Ranku. Stattdessen betonte er, dass ihm die Dankbarkeit des Fürsten genug sei, äußerte jedoch die Hoffnung, dass dieser angesichts der jüngsten Spannungen mit Klan Ranku eventuell einen Ausgleich suchen könne.
Ren versuchte, Fürst Masajuro für die Sache von Prinzessin Yi zu gewinnen. Sie bat ihn untertänig, Vorsicht beim Umgang mit den Triaden und General Wu zu beweisen und wenn möglich ein offenes Ohr zu haben, falls die Kaiserlichen Kontakt mit ihm aufnehmen würden.
Allerdings waren sowohl Ren als auch Akira recht skeptisch, ob der Fürst derart wichtige Entscheidungen aufgrund der Bitte von Auswärtigen entscheiden würde, die ihm nur einen mäßig wichtigen Dienst erwiesen hatten.
Luo schließlich bat um Fürsprache beim Myuriko-Tempel von Tsusaka, damit man ihm dort die Zukunft weissagen könne, denn die Priester von Tsusaka waren berühmt für ihre Meisterschaft der Schicksals Magie.
Takur hatte hingegen eine eher mundane Bitte: Er brauchte Geld für eine verbesserte Waffe.
« Letzte Änderung: 28.01.2024 | 16:12 von Takur »

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #16 am: 3.02.2024 | 07:02 »
Wellen auf dem Maishi-See
Tsusaka, Maishi-See und Timog (Hao, Ren und Luo)

Die Abenteurer hatten mit ihrem Beitrag zur Öffnung der Schifffahrtsrouten von Tsusaka einige Verdienste erworben. Der erbeutete Spiegel des Molchkönigs wurde feierlich dem Fürsten Tsusakas übergeben, der ihn ebenso formell (und mit einer prunkvollen Prozession) dem örtlichen Tempel der Myuriko zur Aufbewahrung übergab. Bei der Siegerehrung stand freilich erst einmal der Kommandeur der Expedition, Lord Towada Mizuki, im Mittelpunkt. Die fremdländischen (Ren, Luo) beziehungsweise aus einem rivalisierenden Klan (Akira) stammenden Abenteurer wurden in die Zeremonie eingeschlossen, aber nicht besonders herausgehoben. Vermutlich hätte es schlecht ausgesehen, wenn der Eindruck vermittelt worden wäre, dass die Momoku die Hilfe Auswärtiger (und eines Halb-Ranku) benötigt hatten. An Ansehen hatten die Abenteurer aber auf jeden Fall gewonnen, was Luo auch nutzte, um sich in der Stadt ein wenig zu brüsten.
Ihnen allen wurde zudem eine informelle Audienz beim Fürsten in Aussicht gestellt.
Hao, die an den Ereignissen um die Piraten und den Spiegel von Ginleizhu nicht direkt involviert gewesen war, widmete sich weiterhin der örtlichen Gemeinde exilierter Zhoujiangi. Die Priesterin des Affengottes zelebrierte Andachten für die Exilgemeinde und half mit Ren zusammen bei der medizinischen Versorgung der ärmeren Exilanten. Hao war  im Haus eines der Ältesten der von zhoujiangischen Flüchtlingen bewohnten Vorstadt Neu-Tsusaka untergekommen. Jen Fu war ein würdevoll wirkender Gnom, der seit einem halben Jahrhundert in Kintai lebte. Er hatte seit Ausbruch des Bürgerkrieges viele Verwandte in das sichere Tsusaka gerufen.
Luo hörte sich derweil nach Neuigkeiten um. Offenbar war der mithilfe der Helden überwundene Jiang Biehe nicht der einzige Pirat, um den man sich Sorgen machen musste. Generell hatte die Piraterie auf dem Maishi-See in den letzten Monaten zugenommen. Manche meinten, dass der Grund dafür Rivalitäten zwischen den Triaden seien. Einen besonders schlechten Ruf hatten die 13 Blätter: mehrheitlich Kintari-Exilanten, die sich mitunter brutale Gefechte mit Wachschiffen ihres alten Heimatlandes lieferten.
Eine vermutlich noch größere Rolle spielte aber General Wus verstärkter Einsatz von Freibeutern und Kriegsschiffen.
In dem Versuch, sich aus den Unruhen des Nachbarreiches herauszuhalten, hatte der Fürst von Tsusaka Kriegsschiffen aller Parteien verboten, in der Stadt anzulegen. Nur einmal hatte ein beschädigtes Kriegsschiff General Wus unter strenger Quarantäne Reparaturen durchführen und seine Verwundeten versorgen dürfen. Es gab in Tsusaka nur eine einzige diplomatische Vertreterin Zhoujiangs namens Gao Dia. Sie diente der Fürstin der Kranichprovinz, die – angeblich widerwillig – den Triaden Gefolgschaft leistete.

Ren und Luo wurden eines Abends von Haos Gastgebern eingeladen. Bei dem reichhaltigen Essen lernten sie eine weitere Älteste von Neu-Tsusaka kennen: die noch recht junge Albin Nai Ming, deren goldene Haare und Augen sie zu einer auffälligen Erscheinung machten. Im Gegensatz zu anderen Exilanten war sie offenbar bemüht, sich nahtlos in die Kintari-Gesellschaft zu integrieren: Sie trug Kintari-Kleidung und folgte deren Sitten und Essgewohnheiten. Nach einer Runde Smalltalk kam man zu ernsteren Dingen. Nai Ming sprach von ihrem Plan, eine Schule für Flüchtlingskinder aufzubauen. Es wurde rasch offenkundig, dass es diesbezüglich Konfliktstoff gab. Nai Ming, die sich voll und ganz assimiliert hatte, hatte andere Ansichten als Jen Fu, der die Bräuche und Kultur der alten Heimat bewahrt sehen wollte. Hao und Ren nahmen eine moderate Position ein: Es konnte nicht schaden, sich die Bräuche der neuen Heimat anzueignen. Grundsätzlich hielten sie die Schule für eine gute Idee. Luo war weniger überzeugt: selbst des Lesens und Schreibens unkundig, erachtete er dergleichen als nicht so wichtig. Dennoch spendete er (und Ren deutlich mehr) für das Projekt. Ren versprach zudem Nai Ming, ihr bei der Einwerbung von Mitteln zu helfen.
Die albische Älteste hatte ein weites Anliegen. Im Auftrag des Fürsten von Tsusaka lud sie die Abenteurer zu einem seiner geselligen Treffen ein. Nai Ming nahm offenbar häufiger an solchen Veranstaltungen teil, zu denen der intellektuell veranlagte Fürst nicht nur Adlige, sondern auch interessante Nichtadlige und sogar Ausländer einlud – vor allem Gelehrte, Magier und Künstler.
Bei dieser Gelegenheit würden die Helden Gelegenheit haben, ihre Wünsche zu äußern, ohne dass der Fürst sie in einer formellen Audienz empfing. Nai Ming bat darum, bei dieser Gelegenheit ihr Schulprojekt zu unterstützen. Allerdings wählte sie ihre Worte ungeschickt, so dass sie ungewollt sowohl die Abenteurer als auch Jen Fu beleidigte. Ren besänftigte den gnomischen Ältesten etwas. Sie half in den nächsten Tagen, das Schulprojekt in der zhoujiangischen Gemeinde zu bewerben. Dabei sprach sie gelegentlich auch die Bitte der alten Gnomin an, die sie auf der Reise nach Tsusaka kennengelernt und die zwischen den Kappa und den Menschen vermittelt hatte. Vielleicht ließ sich ja unter den Flüchtlingen eine geeignete Schülerin finden?
Hao und Luo hörten sich über die Treffen des Fürstens um. Die Gäste setzten sich im Normalfall zur Hälfte aus albischen Adligen und zu Hälfte aus „Gemeinen“ und Ausländern zusammen. Es ging in der Regel recht zwangslos zu, aber natürlich wurde gutes Benehmen und angemessene Kleidung erwartet. Die Gäste diskutierten und präsentierten Gedichte, Musikstücke und Gemälde. Seltener fanden Schaukämpfe oder Bogenschießen statt, denn dergleichen Zeitvertreib interessierte den Fürsten nur wenig, trotz der kriegerischen Traditionen seines Klans.
Hao war ein wenig nervös, wie sie sich präsentieren sollte. Sie war nicht wirklich eine Buchgelehrte, und anders als ihre Kameraden hatte sie auch keine Gelegenheit gehabt, bei der Beseitigung des Piratenproblems zu glänzen.

Am Nachmittag des Treffens holte Nai Ming die Abenteurer, die sich so gut als möglich herausgeputzt hatten, in zwei Sänften ab. Das Fest fand im Garten der Burg von Tsusaka statt, von dem man einen guten Blick auf den See hatte. Wie erwartet bestanden die Gäste aus einer bunten Mischung aus Angehörigen der Mittel- und Oberschicht sowie einigen Ausländern. Es war auffällig, dass nur wenig Krieger anwesend waren. Auch die Wachen hielten sich zurück. Akira und Takur waren ebenfalls eingeladen worden. Die Abenteurer, die sich gegen die Piraten bewährt hatten, erhielten die Gelegenheit, mit dem Fürsten zu sprechen und konnten ihre Wünsche vorbringen. Während Akira seine Hoffnung auf eine Entspannung zwischen den Häusern Momoku und Ranku gekonnt formulierte und Ren sich ebenfalls zu präsentieren wusste, waren Luo und besonders Takur etwas unbeholfener. Man schien ihnen das aber nicht wirklich nachzutragen. Takur bat um Geld für eine bessere Waffe und Luo um Fürsprache, beim Tempel der Myuriko eine Prophezeiung erhalten zu können. Ren überreichte dem Fürsten eine Petition, in der sie für die Sache von Prinzessin Yi und gegen General Wu und die Triaden einzunehmen. Verbal unterstützte sie zudem Nai Mings Projekt, das allerdings offenbar ohnehin bereits die Billigung des Fürsten besaß.

Danach bot sich die Gelegenheit, sich unter die Feiernden zu mischen. Das Fest war für Kintari-Gebräuche recht zwanglos. Eine Albin gab ein Gedicht über die Tierwelt des Maishi-Sees zum Besten, das mit spöttischen Anspielungen auf lokale Persönlichkeiten gespickt war. Andere Teilnehmer traten im Brettspiel gegeneinander an, maßen sich im sehr formellen Kintari-Fußball, bei dem man sich in Hofkleidung einen Ball  zuspielte und versuchte, diesen möglichst lange in der Luft zu halten. Einige Gäste übten sich auch im Bogenschießen. Während Hao bei ihren Gesprächsrunden etwas aneckte, konnte sich Ren bei einer Diskussion zu den magischen Eigenschaften des kürzlich von den Piraten zurückgewonnenen Spiegel des Ginleizhu behaupten. Luo beteiligte sich in der Runde um die spott-dichtende Albin, und schnitt passabel ab.
Hao und Ren fanden sich schließlich in einer Gesprächsrunde mit dem Fürsten wieder. Er befragte sie, wen sie auf einen Posten berufen würden: einen fähigen Neuaufsteiger oder jemanden, den der Posten aus Tradition und Familiengründen zustand? Während Hao eher auf Meritokratie setzte, folgte Ren der Tradition. Der Fürst ließ sie daraufhin in einem Streitgespräch den jeweils entgegengesetzten Standpunkt vertreten. Hao erwies sich als die klare Siegerin und erhielt einen gut gearbeiteten Silberring.
Auch Luo sollte sich beweisen und den Kintari die Kampfkunst Zhoujiangs demonstrieren. Sein Gegenüber war eine junge zhoujiangische Menschenfrau, gekleidet in eine leicht gewagte Mischung aus farbiger Seide und leichten Panzerteilen, die mit Dschiahn und Kriegsfächer bewaffnet war. Es war aber nicht ihr Outfit, das ihn wie ein Schlag traf – sondern der Umstand, dass er sie kannte. Vor ihm stand Sun Lin, mit der er mehrere Jahre bei ihrer Tante Sun Chen das „Handwerk“ einer Schattenklinge erlernt hatte. Er war damals in Lin verliebt gewesen, was diese freilich nicht erwidert hatte.
Während Luo etwas perplex und nervös war, schien Lin nicht überrascht, ihm gegenüberzustehen. Im Zweikampf mit flachen Klingen erwies sich Luo als der Bessere. Das war freilich nicht die Art Wiedersehen, die er erhofft hatte, auch wenn er vom Fürsten mit einer Kette aus Silbermünzen belohnt wurde.
Lin schien jedoch nicht ernsthaft verstimmt. Sie spottete, dass sie sich das Wiedersehen genauso ausgemalt hatte und ließ sich den Mitstreitern ihres Jugendfreundes vorstellen. Dieser wollte natürlich wissen, wie es Lin ergangen war. Die Kämpferin hatte in den letzten Jahren entlang des Jadebandes zwischen Inani und Palitan als Geleitschutz, Leibwächterin und Kopfgeldjägerin gearbeitet. Aus dem Bürgerkrieg hatte sie sich nach Möglichkeit herausgehalten. Ihr letzter Auftraggeber hatte sie in Tsusaka entlassen, als er wegen des Nebels und der Piraten seine Reise unterbrechen musste. Jetzt hatte sie einen neuen Auftraggeber gefunden und wollte die Abenteurer als zusätzliche Sicherheit eine Fahrt über den Maishi-See rekrutieren.
Hao und Ren warben noch etwas für Nai Mings Schule. Das Fest endete erst spät in der Nacht, während magische Lampen die Feste erhellten.

Am nächsten Tag trafen sich die Abenteurer mit Lin. Deren Auftraggeber, ein gewisser Shu, war zwar an zusätzlichen Wachen interessiert, hatte aber gewisse Vorbehalte gegenüber Akira. Dies erwies sich freilich als kein Problem, da Akira und Takur ohnehin noch für eine Mission in Tsusaka benötigt wurden.
Lins Auftraggeber war offenbar ein Händler aus Timog, der mit Metall handelte. Er suchte nun nicht nur zusätzlichen Geleitschutz, sondern auch einen erfahrenen Kapitän für eine größere Ladung. Es hatte den Anschein, dass die Sache nicht ganz astrein war. Hao wunderte sich, dass Ren keine Probleme mit dem Auftrag hatte. Aber die ließ sich von Luo beeinflussen, der seine Jugenfreundin nicht enttäuschen wollte. Außerdem hielt Ren nicht allzu viel von der Obrigkeit in Timog, da diese mit den Triaden kooperierte. Deshalb war es ihr relativ gleichgültig, ob Shus Geschäfte nicht ganz legal waren. Letztlich sagte dann auch Hao zu. Die Bezahlung sollte 50 Telare für die Zeit in Tsusaka sowie 1 Lunar pro Tag für die Überfahrt betragen.

Luo konnte tatsächlich einige geeignete Schiffe finden. Besonders passend schien die Hai Lang von Kapitän Hong zu sein – zumindest wenn man nicht zu hohe Ansprüche an die Integrität des Kapitäns stellte. Hong hatte den Ruf schnell und sicher zu segeln. Er war sogar auf Fahrt gegangen, als die Piraten und der Nebel Tsusaka blockiert hatten, was für seinen Wagemut und Geschick sprach. Seine Persönlichkeit war aber weniger beeindruckend. So wurde gemunkelt, dass er zhohoujiangische Flüchtlinge auf der Passage nach Kintai ausgeplündert und sich möglicherweise sogar an den Frauen und Töchtern seiner Passagiere vergangen hatte. Luo und Lin waren sich jedoch einig, notfalls mit dem Kapitän fertig werden zu können, falls er irgendetwas versuchen sollte.

Lin, Hao und Luo knüpften den Kontakt mit Hong. Sein Schiff war  eine ca. 20 Schritt lange und fünf Schritt breite, zweimastige Dschunke. Auffällig war die Bugfigur einer halbnackten blauhaarigen Frau. Die Crew und besonders der Kapitän waren ein weniger angenehmer Anblick. In der Crew fehlten Alben oder Gnome (offenbar hatte Hong zumindest gegenüber Gnomen gewisse Vorurteile), dafür gab es neben Menschen auch Rattlinge und den einen oder anderen Vargen. Hong selbst war ein Mensch mit  ergrauendem Haupthaar und Bart. Er behandelte Hao unfreundlich und machte Lin plumpe Avancen, die diese ignorierte. Schließlich willigte er ein, Shu und seine Fracht zu übernehmen. Die Reisenden würden auf Deck schlafen müssen, Verpflegung mussten sie selber besorgen.

Nachdem die grundlegenden Verhandlungen abgeschlossen waren, wollte Lin die Abenteurer ihrem Auftraggeber vorstellen. Sie holten Ren ab und trafen Shu, einen noch recht jungen Alben, der eine Mischung aus Kintai- und Zhoujiang-Tracht trug. Er teilte mit, dass die Fracht übermorgen eintreffen werde. In der verbliebenen Zeit setzte sich Ren noch einmal für Nai Mings Schule ein. Luo kaufte zusätzlichen Proviant, eine Zeltplane, und ähnliche Kleinigkeiten für die Überfahrt.
Als Shus Waren eintrafen, wurden sie durch eine Zöllnerin kontrolliert, die von einigen Milizionären begleitet wurde. Sie ließ einige Kisten öffnen, die teils Metallschrott, teils Metall in Form von Barren und Stangen enthielt und schien weder an der Fracht noch den Papieren Shus etwas auszusetzen zu haben. Beim Beladen war es an Luo, mit anzupacken. Hao und Ren hatten nicht wirklich die Muskeln und Ausdauer für die schweißtreibende Arbeit. Die Abenteurer sollten sofort mit der Bewachung anfangen, was ihr Misstrauen weckte. Rohmetall und Metallschrott waren nichts, was einfach gestohlen wurde, auch wenn das Schiff in einem zwielichtigen Teil des Hafens lag. Von der Crew blieben am Abend nur zwei Mann zurück, die es mit der Wachsamkeit nicht genau zu nehmen schienen. Hao und Ren übernahmen die erste Schicht. Hao nutze einen Kontrollgang unter Deck, um zu spionieren. Allerdings zerbrach sie ihre improvisierten Werkzeuge an dem Schloss einer der Frachtkisten und gab ihr Vorhaben auf.
Die Wacht war schon fortgeschritten, als Ren bemerkte, dass sich eine schattenhafte Gestalt dem Schiff näherte. Die Magierin bereitete einen Einfrieren-Zauber vor, beging aber den Fehler, einen Alarmschrei auszustoßen, um auch Hao aufmerksam zu machen. Noch ehe sie den Zauber auslösen konnte, war der Unbekannte außer Reichweite des Zaubers. Hao setzte nach, war aber zu langsam. Zumindest waren die Matrosen nun wach. Für einen Augenblick hatte es den Anschein, als ob sich auch im Wasser neben dem Schiff etwas tat, aber war im Dunkel unmöglich genau erkennen. Der Rest der Nacht verlief ereignislos.

Als Kapitän Hong am nächsten Morgen von dem Vorfall erfuhr, war er wütend, dass man ihn nicht sofort alarmiert hatte und schlug einen der Wachmänner nieder. Die Stimmung zwischen ihm und Shu war gespannt. Im Laufe des Tages traf der Rest der Fracht ein: billige Güter, die Hong auf die Schnelle hatte organisieren können, um seinen verbliebenen Laderaum zu füllen. Auch der Schiffsproviant wurde aufgefüllt – und wieder mussten Luo und Ling anpacken. Hongs Führungsstil war effektiv aber rabiat. Noch an diesem Nachmittag legte das Schiff ab, nachdem die Abenteurer sich von Akira und Takur verabschiedet hatten, die bald nach Timog nachkommen wollten.
« Letzte Änderung: 3.02.2024 | 10:14 von Takur »

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #17 am: 3.02.2024 | 07:03 »
Die Helden hatten eine Strecke von mindestens 50 Wegstunden über den See vor sich, wobei auffällig war, dass die Hai Lang nicht wie üblich erst einmal der Küstenlinie folgte, sondern einen direkten Nordkurs steuerte.
Luo nutzte die Zeit bis zum Abend, um Lin über die letzten Jahre auszufragen. Sie erzählte von ihren Erfahrungen entlang des Jadebandes, und erkundigte sich ihrerseits nach den Erlebnissen der Abenteurer.

Am Abend wurde ein Treibanker ausgeworfen und die Segel gerefft. Luo nutzte das Abendessen, um sich ein wenig mit der Crew anzufreunden. Die Hai Lang hatte einen unerwarteten Begleiter bekommen: einen Flussdelphin, der das Schiff umspielte. Diese Tiere galten als dem Flußdelphingott Iruka heilig. Luo kaufte eigens einen Fisch vom Bordproviant um ihn dem Tier zuzuwerfen. Auffällig war, dass die Crew und besonders der Kapitän eher gleichgültig reagierten – ein etwas merkwürdiges Verhalten für gläubige Zhoujiangi. Des Nachts schlief die Crew auf dem Vorschiff oder unter Deck. Nur zwei Mann wachten, und auch die Abenteurer hielten paarweise Wache. Ganz schwach war so etwas wie eine Melodie über dem Wasser zu hören – vielleicht aus einem der treibenden Badehäuser des Maishi-Sees, vielleicht aus einer weniger harmlosen Quelle…

Am nächsten Tag fiel Hao auf, dass das Schiff den Kurs leicht nach Westen geändert hatte. So würde es nicht direkt Timog ansteuern, sondern das die Stadt umgebende Schilfmeer. Sie teilte das ihren Kameraden mit und Luo informierte Shu. Er merkte, dass der Händler weder erstaunt noch beunruhigt wirkte. Das legte nahe, dass an der Ladung wirklich etwas illegal war, und sie außer Sicht der Zöllner Timogs gelöscht werden sollte.
Gegen Mittag wurde in der Ferne ein Segel gesichtet. Wie sich herausstellte gehörte es zu einem flachgehenden, schlanken Ruderschiff. Der Flußdelphin war wieder da und umkreiste aufgeregt das Schiff, schlug einmal kräftig mit der Schwanzflosse und tauchte ab. Luo und Ren werten das als eine Warnung, doch zum Ausweichen wäre es ohnehin zu spät gewesen. Hong hisste einen schwarz-gelben Wimpel – vielleicht ein Schutzzeichen der Triaden? Aber dies war umsonst. Als die Hai Lang ein Ausweichmanöver versuchte, setzte man auf der anderen Seite ein schwarz-rotes Banner mit der Aufschrift „Sieg oder Tod“. Zweifellos handelte es sich um Piraten.

Das verfolgende Schiff holte schnell auf. Die Crew schien aus gut zwei Dutzend Menschen und Alben, sowie einigen Varge, Gnomen oder Zwergen zu bestehen. Die meisten führten Klingenwaffen, nur wenige hatten Schusswaffen. Die Kampfvorbereitungen auf der Seite der Verfolgten verliefen hektisch – Hao verletzte sich bei einem Sturz, Ren verpatzte zunächst die Beschwörung eines Feuerwesens. Doch schließlich schafften es alle, sich bereitzumachen. Hao segnete Luo und Ren beschwor einen Huodou, einen „Höllenhund“. Luo, der bei den Kampfvorbereitungen half und auch einige Pfeile absandte, entging nur knapp einem Treffer. Alle Bemühungen, das Piratenschiff abzuhängen, waren vergeblich. Schließlich flogen Enterhaken und eine Horde von tätowierten Kämpfern stürmte das Deck. Die Hautbilder legten nahe, dass sie zu den 13 Blättern gehörten, einer als Piraten bekannten Triade.
Die Abenteurer (außer der wenig nahkampfgeübten Ren) standen mit Shu und Lin in vorderster Front und schlugen sich gut, während die Crew mit Ausnahme des Kapitäns deutlich mehr Probleme hatte. Rens „Höllenhund“ hielt zwei Piraten beschäftigt und verletzte einen schwer. Luo und Lin schlugen je einen erfahrenen Gegner zurück und auch Hao wehrte gekonnt einen Piraten ab. Ohne Rens Wasser-Schutzzauber und die besonderen Fähigkeiten der Splitterträger wäre Luo aber mit Sicherheit schwer verwundet, wenn nicht gar getötet worden.
Als es kurz gelang, den Feind zurückzudrängen, brüllte Kapitän Hong einen Befehl – und plötzlich schien das feindliche Schiff Probleme zu bekommen: es erbebte im Wasser, die Enterhaken-Taue bis zum äußersten gespannt. Crew und Abenteurer kappten die Taue und konnten ihr Schiff freibekommen, zumal auch die feindlichen Ruderer Probleme zu haben schienen.
In der Crew der Hai Lang hatte es einen Toten und etliche Schwerverletzte gegeben. Hao und Ren stabilisierten zwei Todgeweihte. Natürlich waren die Abenteurer neugierig was ihnen die Flucht erlaubt hatte und fragten herum. Doch die Crew erwies sich als recht verschlossen und Kapitän Hong fuhr jedem über den Mund, der zu reden gewillt war. Offenbar glaubten die Matrosen aber fest an Hongs Glück. Ein Matrose murmelte etwas von „Iruka“, der Flussdelphin-Gottheit, bevor der Kapitän ihm barsch zu schweigen befahl.
Generell schien der Kapitän wenig glücklich zu sein. Am Abend stritt er sich heftig mit Shu. Luos Versuch, die beiden zu belauschen, missglückte. Diese Nacht stoppte der Segler nicht, sondern segelte weiter. Der Kapitän wanderte unruhig auf und ab und murmelte vor sich hin.

Die Stimmung am nächsten Morgen war angespannt. Hao war sich sicher, dass man weiter in Richtung Schilfmeer lief – und tatsächlich kam dieses gegen Mittag in Sicht: eine schier endlose Fläche aus Schilfrohr und brackigem Wasser, unterbrochen von Mangrovenhainen und kleinen Inseln.
Der Kapitän ließ erneut den schwarz-gelben Wimpel setzen, schien aber weiterhin nervös. Einige Stunden später näherten sich zwei ähnlich beflaggte Schiffe. Mit ihren  flachen Rümpfen, zahlreichen Riemen und gut bewaffneten Crew glichen sie beunruhigend den Piraten vom Vortag. Offenkundig hatte eine drahtige Fuchsvargin das Kommando. Eines der Schiffe ging längsseits. Die Vargin kam an Bord und nach einem kurzen Wortwechsel mit Hong und Shu wurde eine Teil von Shus Ladung übernommen: alles Kisten, die mit ungeraden Nummern beschriftet waren. Es wurde schnell klar, dass in ihnen unter dem Metallschrot Waffen verborgen worden waren: Schwerter, Speerspitzen, Pfeile, Bolzen, sogar Drachenrohre. Insgesamt reichte das Material, um mindestens 200 Kämpfer auszurüsten. Shu zahlte Hong und die Abenteuer großzügig aus und merkte an, man würde sich vielleicht noch einmal wiedersehen. Er warnte die Helden allerdings auch, über die Einzelheiten der Überfahrt zu schweigen und stieg auf eines der anderen Schiffe um. Er nahm den schwarz-gelben Wimpel mit sich.

Hao war erleichtert, dass es nicht zu einem Kampf mit Wachschiffen Timogs gekommen war. Sie vermutete, dass es bei den ‚Abnehmern‘ von Shus Waffen eher um Rebellen als um Schmuggler handelte. Die Abenteurer waren ein wenig nervös, ob sie Kapitän Hong trauen konnten, und blieben wachsam. Doch am Abend erreichten sie ohne weitere Vorfälle Timog, die „Schwebende Stadt aus Silber“.
Der Abschied von Crew und Schiff war kurz und wenig herzlich, und die Abenteurer machten sich auf, ein Quartier zu finden. Lin setzte sich ab, um sich nach Shu umzuhören. Auch wenn sie die Ereignisse philosophisch nahm, wollte sie mehr über den Hintergrund ihres Auftraggebers herausfinden.

Timog war zum Großteil auf dem Wasser errichtet worden. Viele Gebäude erhoben sich auf Plattformen und Stelzen über dem See. Überall fanden sich Kanäle und Wasserwege. Auch die Straßen verliefen oft über oder entlang des Wasser. Man nie weit vom See entfernt – und das ermöglichte es, dass den Abenteurern etwas im Wasser folgte: der Flußdelphin, der in den letzten Tagen wiederholt aufgetaucht war. Das Tier verhielt sich sehr eigenartig. Sobald er sah, dass er die Aufmerksamkeit der Helden hatte, tauchte er kurz unter, erschien wieder, schleuderte der Gruppe ein dünnes Stück Holz zu, dass er im Maul trug und verschwand dann. In das Holzstück hatte jemand eine Skizze der Docks gekratzt und eine Stelle markiert. Der eingravierte Sonnenstand konnte von Hao als Morgengrauen identifiziert werden.

Das Morgengrauen des Folgetages sah Luo als Rückendeckung in einem Versteck an den Docks, während Ren und Hao zum anvisierten Treffen gingen. Am Dock erwartete sie eine vermummte Gestalt in einem feuchten, zerschlissenen Umhang. Sie stellte sich als eine junge und hübsche Frau heraus – sehr wahrscheinlich kein Mensch, denn nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Haare waren blau. Das fließende Gewand unter dem Umhang wechselte beständig die Farbe, und ihre Schönheit wirkte seltsam fremdartig. Faszinierenderweise glich ihr Gesicht der Galionsfigur der Hai Lang. Sie zeigte Zeichen einer Schwangerschaft. Die Verständigung war schwierig, da sie kein Wort sprach. Ihre Gesten ermöglichten den Abenteurer jedoch zu schlussfolgern, dass sie an Kapitän Hong gebunden war, vermutlich mit dem Amulett, dass dieser trug und das wohl eine Haarlocke von ihr enthielt. Sie bat offenbar darum, von  dieser Fessel befreit zu werden. Ganz offenkundig WAR sie der „Flussdelphin“, vielleicht eine Gestaltwandlerin, eine Nymphe oder etwas Vergleichbares.
Angesichts der Verbindung der Flußdelphine mit dem Tiergott Iruka und dem bisherigen Verhalten des Kapitäns hatten die Abenteurer kaum Bedenken, ihr zu helfen. Hao achtete jedoch darauf, kein Versprechen zu machen (um sich nicht an ein Feenwesen zu binden). Deshalb nahmen sie auch nicht die leuchtende Perle an, die die junge Frau anbot. Die Fremde verdeutlichte, dass die Hai Lang noch etwa fünf Tage im Hafen bleiben würde. Das erschien logisch, denn das Schiff war beim Piratenangriff beschädigt worden, musste den Rest der Ladung loswerden und neue finden. Es blieb also etwas Zeit. Der Kapitän war vermutlich selten an Bord: er betrank sich und trieb andere Dinge, die die Fremde mit einer obszönen Geste andeutete.

Der Tag brachte wenig Ergebnisse. Hao beschattete die Hai Lang. Vom Kapitän war nichts zu sehen. Offenbar war er in der Stadt unterwegs. Die Ausbesserungsarbeiten liefen schleppend und die Crew war alles andere als eifrig. Luo zog bei seinen Nachforschungen in den schlechteren Vierteln die Aufmerksamkeit von zwei Schlägern der Roten Karpfen auf sich, konnte diese aber abschütteln. Ren erledigte andere Aufgaben: sie informierte die örtlichen Tempel des Kranichs und des Flußdelphins von den Ereignissen in Tsusaka. Dies brachte ihr einiges Lob, wobei freilich der Verbleib des Feen-Spiegels in der Hand der Momoku für wenig Freude sorgte. Sie leitete zudem diverse Nachrichten von Exilanten aus Miari an deren hiesige Familien weiter, wie sie es versprochen hatte, und ebenso Nachrichten an ihre kaiserlichen Verbündeten.
Etwas anderes, das sie erfuhr, verärgerte sie freilich sehr: Offenbar waren die Waffen, welche die Hai Lang geschmuggelt hatte, für die Anhänger von General Wu gedacht gewesen. Seine Farben waren Schwarz und Gelb (wie auf den Wimpeln, die Shu und seine Kunden genutzt hatten), und angeblich operierten mehrere seiner Kaperschiffe in der Kranichprovinz unter einer Fuchsvargin, die man die „Wasserdrachin“ nannte. Da die Bekämpfung General Wus eines der Hauptziele Rens war, fühlte sie sich von dem Gedanken, ihm geholfen zu haben, gedemütigt. Hao hatte mit ihren ursprünglichen Bedenken Recht gehabt, und Ren hatte sich von Luo leichtfertig überreden lassen, der seinerseits durch den Wunsch geblendet gewesen war, mehr Zeit mit Lin zu verbringen. Die Magierin nahm sich vor, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um den angerichteten Schaden wieder gut zu machen. In der nächsten Zeit war ihr Verhältnis zu Luo und Lin etwas angespannt…

Am nächsten Tag übernahm Ren die Überwachung der Hai Lang, bei der sich freilich wiederum nicht viel tat. Luo setzte seine Nachforschungen fort. Er konnte mit etwas Geldeinsatz den Kapitän aufspüren, der sich in einem Badehaus, das nebenher als Bordell diente, amüsierte. Die Abenteurer besuchten das Haus und Hao beschaffte ihnen durch Bestechung Zugang zu Hongs Kleiderschrank – doch leider hatte er das Amulett nicht abgelegt. Luo stahl das wertvolle Dao des Kapitäns – nicht nur aus Habgier, sondern weil er sich die Option offenhalten wollte, den Kapitän beim Verlassen des Etablissements anzugreifen und ihm das Amulett gewaltsam abzunehmen.
Tatsächlich verließ Hong einige Zeit später (und nach einiger Schreierei) sichtlich wütend das Badehaus. Obwohl er nur von einem Matrosen begleitet wurde, plädierte Hao gegen einen direkten Angriff. Es war noch nicht dunkel und nicht auszuschließen, dass bei einer Auseinandersetzung die Stadtwache oder andere Augenzeugen eingreifen würden. So folgte Luo ihrem Ziel geschickt bis zum Schiff, wo Hong seine schlechte Laune an den anwesenden Crewmitgliedern abreagierte. Auf Luos Vorschlag hin warteten die Abenteurer bis in die tiefe Nacht. Während Hao und Ren unter einem Vorwand die beiden Wachen in ein Gespräch verwickelten, schwamm die Schattenklinge durch das nächtliche Hafenbecken, klettere an Bord und schlich in Hongs Kajüte. Es gelang ihm tatsächlich, unbemerkt das Amulett zu stehlen und zu verschwinden.

Am nächsten Morgen übergaben die drei das Amulett mit der Haarsträhne an die blauhaarige Frau. Befreit von dem Bann, der ihr verboten hatte, ohne Erlaubnis von Hong mit anderen zu sprechen, konnte sie sich ihnen nun vorstellen. Ihr Name war Aonami in Kintial, Hai Lang in Xienyan (was beides „Welle“ bedeutete). Sie hatte ihre Haarlocke an einen hilfsbereiten Seemann verschenkt. Doch dieser von Hong ermordet worden, der das Haar zu einer Fessel für die Nymphe gemacht hatte. Aonami sprach nicht viel über ihre Knechtschaft, aber Ren fürchtete, dass Aonamis ungeborenes Kind von ihrem zeitweiligen Sklavenhalter war. Es war klar, dass sie nun auf Rache sinnen würde. Die Nymphe dankte den Helden, die getreu ihrem Wort das machtvolle Bindeamulett aus der Hand gegeben hatten und belohnte sie großzügig mit fünf blauen und zwei blaugrün leuchtenden Perlen. Zudem versprach sie, den Abenteurern wenn möglich zu helfen, sollten sie einmal Beistand benötigen. Die drei wünschten ihr Glück, und sahen ihr nach, als sie im See verschwand.

Was aus Kapitän Hong und der Hai Lang (dem Schiff) wurde, erfuhren sie jedoch nicht, denn einige Tage später war das Schiff ausgelaufen, und Luos Nachforschungen nach Hong brachten ihm nur ein Verhör bei der Stadtgarde ein, da angeblich ein anderer Kapitän Hong als Pirat verhaftet worden war. Die Schattenklinge konnte sich aus der unangenehmen Lage herausreden. Doch wie Ren sagte, an Stelle Hongs würde sie die nächsten Jahrzehnte vom Wasser fern bleiben. Ob der Seemann freilich so weise war, blieb zu bezweifeln.
Hao erhielt eine der grünblauen und eine blaue Perle, die anderen gingen an Luo und Ren. Luo fasste eine blaue Perle in einen Ring. Die zweite ließ er ebenfalls in einen Ring einarbeiten und schenkte sie Lin. Diese nahm das Geschenk an, schien aber etwas unsicher, da das Verhältnis zwischen ihr und Luo ungeklärt geblieben war – immerhin war es ein recht wertvolles Schmuckstück, und Luo hatte die Inschrift „Ein Licht in den Schatten von einem Freund in den Schatten“ im Ring bewusst vieldeutig abfassen lassen, was die Art der Freundschaft anging.
« Letzte Änderung: 3.02.2024 | 10:16 von Takur »

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #18 am: 10.02.2024 | 09:46 »
Ein Friedensangebot
Tsusaka und Südufer des Maishi-Sees (Akira und Takur)

Während Ren, Luo und Hao ihre etwas dubiose Überfahrt nach Timog vorbereiteten, war Akira anderweitig gebunden: sein Appell, die aktuellen Differenzen zwischen Klan Momoku und Klan Ranku beizulegen, war bei dem Fürsten von Tsusaka nicht auf taube Ohren gestoßen. Akira durfte den Momoku-Fürsten bei einem Ausritt begleiten, bei dem der Fürst ihn eingehend befragte. Akira bewältigte dies gut, obwohl er sich ein Pferd leihen musste und sehr begrenzte Reitfähigkeiten besaß.
An den Ausritt schloss sich eine Audienz an. Zu Akiras Überraschung war nicht nur Haruko Nakama, eine Repräsentantin des Klan Suguri anwesend, sondern auch ein Verwandter Akarias: sein Onkel Takeda Arashi, der wegen seiner flexiblen Moral einen eher zwiespältigen Ruf hatte. Dass er nun im Dienst von Haus Momoku stand – Rivalen von Klan Ranku, dem die Takedas zugeschworen waren – nahm Akira nicht für seinen Onkel ein.

Die Audienz verlief in einer angespannten Atmosphäre, da Arashi und Nakama immer wieder aneinandergerieten. Akira schlug sich auf die Seite der Suguri-Repräsentantin. Er kannte die junge Kriegerin erst seit kurzem. Aber sie hatte den Helden geholfen, war eine fähige Schwertkämpferin und recht hübsch, weshalb Akira nicht ganz unvoreingenommen war.
Letztlich hörte der Fürst von Tsusaka auf Akiras und Nakamas Argumente, die die momentanen Spannungen der Momoku mit den Ranku und Suguri abschwächen wollten. Als Teil der Friedensdiplomatie sollte eine Botschaft, die neben Geschenken auch den magisch konservierten Kopf des kürzlich getöteten Piratenkapitäns Jang Bienhe umfasste, an Suguri Aya gehen, Herrin einer 50 Meilen westlich von Tsusaka am Ufer des Maishi-Sees gelegenen Burg. Da sie eine halbe Momoku war, sollten über sie Vermittlungen zwischen den Klans initiiert werden. Zudem hatten Verhöre ergeben, dass das Versteck der aufgeriebenen Piratenbande Jang Bienhes auf ihrem Territorium lag. Ein gemeinsames Vorgehen gegen die verbliebenen Piraten würde sich vertrauensbildend auswirken – jedenfalls eher als ein unangekündigter grenzüberschreitender Alleingang der Momoku.

Die Gesandtschaft bestand aus Akira, seinem Onkel Arashi sowie Haruka Nakama, wobei die Atmosphäre zwischen ihr und Arashi angespannt blieb. Akira tat sein Bestes, die Lage zu beruhigen. Er fragte sich allerdings insgeheim, warum ausgerechnet er den „Erwachsenen“ spielen musste. Auch Takur war mit von der Partie, hielt sich aber leicht amüsiert aus den Streitigkeiten heraus. Arashi verhielt sich seinem Neffen gegenüber freundlich, doch dieser traute ihm nicht. Er vermutete, dass sein Onkel eigennützige Motive verfolgte.
Abgesehen von den verbalen Geplänkeln zwischen Arashi und Nakama verlief die eintägige Seereise zu der Suguri-Burg ereignislos. Die Festung erhob sich mitten in dem das Ufer des Maishi-See bedeckenden Schilfgürtel und wirkte sehr wehrhaft.

Die mit 15 Jahren noch sehr junge Suguri Aya empfing die Gesandtschaft an der Seite ihres Onkel Haruki, der offenbar großen Einfluss auf die Entscheidungen der Burgherrin hatte. Er begegnete der Friedensbotschaft des Fürsten von Tsusaka mit einer gewissen Skepsis. Dennoch konnten Nakama und Akira mit ihren Argumenten für eine friedliche Kooperation zwischen den Klans punkten. Dass sich Akira bei der Diskussion teilweise gegen seinen Onkel positionierte, verbesserte das Verhältnis zwischen den beiden nicht. Das Angebot, gemeinsam mit Tsusaka gegen die Reste der Piratenbande vorzugehen, verwarf Suguri Haruki als zu langwierig. Stattdessen würden die Suguri-Truppen sofort losschlagen. Die Gesandten erklärten sich bereit, an der Aktion teilzunehmen – als Zeichen des guten Willens, aber auch aus Abenteuerlust. Takur, der bisher im Schatten seiner „höher geborenen“ Weggefährten gestanden hatte, erhielt zu seiner Belustigung eine zusätzliche Audienz bei Suguri Aya. Die junge Adlige wollte mehr über ihren exotischen Gast und seine Heimat erfahren. Der Jaguarkrieger erzählte bereitwillig über die Gebräuche seines fernen Heimatlandes, auch wenn ihn das insgeheim mit etwas Heimweh erfüllte.

Die Planung für das Ausheben des Piratenstützpunktes waren rasch abgeschlossen: während die Hauptstreitkräfte das auf einer Doppelinsel gelegenen Versteck direkt angreifen würden, sollte Akira mit einer Drachenrohr-Schützeneinheit den Fluchtweg ins Schilfmeer abschneiden. Da die Einheit aus Rattlingen bestand, war Akiras Onkel nicht daran interessiert, den Befehl zu übernehmen. Er werte das angebotene Kommando – vermutlich zu Recht – als einen wenig subtilen „Scherz“ der Suguri. Akira stimmte ihm insgeheim zu, wollte aber das Angebot nicht ablehnen und das Beste aus der Sache machen. Takur hingegen entschloss sich, wie Arashi lieber beim Sturmangriff auf den Piratenstützpunkt teilzunehmen. Er wollte einen richtigen Kampf. Akira blieb wenig Zeit, sich mit seinen Untergebenen vertraut zu machen. Doch diese wussten es anscheinend zu schätzen, dass er sie nicht so sehr von Oben herab behandelte.

Der Hauptstreitmacht gelang es nicht, die Piraten zu überraschen. Doch da verbliebenen Piraten zahlenmäßig unterlegen, von ihrer jüngsten Niederlage demoralisiert und schlecht organisiert waren, flackerte nur punktueller Widerstand auf – zumal Takur den Elementarmagier der Piraten mit einem Wurfspeer verwunden konnte. Beim Stürmen der Siedlung geriet der Jaguarkrieger mit einem Unteranführer der Piraten aneinander, den er nach kurzem, blutigem Zweikampf tötete. Kurz darauf brach der Widerstand zusammen. Ein Gutteil der flüchtenden Piraten und Zivilisten wurden von Akiras Einheit gestellt und gefangengenommen. Der von Takurs Wurfspeer verwundete Magier wurde sofort hingerichtet. Akira bot an, diese Aufgabe zu übernehmen und erfüllte sie mit großer Präzision. Die übrigen Piraten wurden gebunden mitgenommen. Die Einwohner des kleinen Dorfes, das die Piraten als Unterschlupf genutzt hatten, blieben unbehelligt. Allerdings mussten sie einige Kinder als Geiseln stellen, da sie in den Augen der Suguri etwas zu bereitwillig mit den Kriminellen kooperiert hatten. Die Beute bestand aus einigen Waffen und aus Waren der geplünderten Schiffe. Zudem fand sich im Haus des getöteten Piratenkapitäns eine kleine Kiste mit Münzen.

Die Gesandtschaft blieb noch einige Tage auf der Burg, auch weil Takur seine Wunden auskurieren musste, was Suguri Aya nutzte, um ihn weiter über den Jaguardschungel auszufragen. Als kleinen Dank erhielt er eine Halskette mit einer leuchtenden Perle. Die Suguri-Adlige sagte zu, die Friedensofferte des Momoku-Fürsten zu unterstützen und schickte einen Teil der Piratenbeute nach Tsusaka. Mit dieser kehrte die Gesandtschaft nach Tsusaka zurück, wo sie Vollzug meldete. Der Fürst schien mit dem Ergebnis zufrieden. Takur erhielt etwas Silber und Takur ein gut geschmiedetes Tanto aus der Waffenkammer der Burg.
Akira bandelte derweil mit Nakama an, auch wenn die beiden die Sache recht locker hielten, da sie beide wussten, dass die gemeinsame Zeit begrenzt sein würde.
Tatsächlich wandte sich Nakama schon wenige Tage später mit einem Auftrag an Akira: Aus der Hauptstadt Kintais war die Nachricht eingetroffen, dass die Gottkaiserin einen ihr als Weihegeschenk bestimmten Wurfspeer gen Zhoujiang geschleudert hatte. Niemand wusste den Grund oder was dies für die Beziehungen zu Zhoujiang bedeuten mochte. Manche meinten, es wäre eine Warnung für den Molchkönig des Maishi-Sees gewesen, dessen Spiegel es dem Piraten Jian Bienhe ja kürzlich ermöglicht hatte, die Küste Tsusakas zu terrorisieren. Klan Suguri wollte den Speer jedenfalls unbedingt finden. Offenbar hatte es sich bei dem seltsamen Objekt, das wenige Wochen zuvor über den Himmel von Tsusaka geflogen war, um fraglichen Wurfspeer gehandelt. Vermutlich war das Weihegeschenk in der Gegend um Timog gelandet. So schnell wie möglich suchte sich Akira ein Schiff und brach mit Takur auf.

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #19 am: 17.02.2024 | 10:41 »
Mondstahlsuche (Spoiler für das Abenteuer Mondstahlsuche!)
Timog und Maishi-See (Akira, Takur, Hao)

Ren, Luo und Hao nutzten ihre Zeit in Timog unter anderem, um ihre Kontakte zu in der Stadt lebenden Bekannten und Verwandten zu erneuern. Hao musste freilich feststellen, dass manche ihrer Bekannten sich aus unbekannten Gründen zurückhaltend verhielten, was die junge Unggoy-Priesterin verunsicherte. Allerdings blieb nicht viel Zeit zum Grübeln, da sie sich aufopferungsvoll in die Arbeit des lokalen Unggoy-Tempels einbrachte, der unter anderem in der Gesundheitsfürsorge tätig war und ein Lazarett für Kranke und Verletzte unterhielt. Aufgrund der zahlreichen Kriegsflüchtlinge gab es genug zu tun. Zudem hatte in letzter Zeit die Zahl der geistig verwirrten Einwohner zugenommen. Timog hatte schon immer den Ruf einer „Stadt der verwehten Seelen“ gehabt. Legenden machten dafür einen unter der auf Pfählen errichteten Stadt liegenden Schrein von Yuzui „der in die Seelen kriecht“ verantwortlich. Hatte vielleicht die durch die Aktivitäten des Piraten Jiang Biehe verursachte zeitweilige Zunahme des Nebels etwas mit dieser Entwicklung zu tun?

Ansonsten erschien Timog geschäftig wie früher – umso mehr, da der Handel mit Tsusaka wieder florierte. Luo ließ es sich nicht nehmen, die Verdienste der Abenteurer bei der Bezwingung Biehes herauszustreichen, der mehrere Monate lang den Seeweg nach Tsusaka blockiert hatte.
Es fiel auf, dass die Militärpräsenz in Timog deutlich zugenommen hatte. Man munkelte von einer drohenden Offensive der Truppen von General Wu gegen die Flussdelphin- und die Kranich-Provinz. Neben fürstlichen Truppen waren in Timog zahlreiche Triaden-Söldner wie die „Tigeraugen“ und die „Feuerhornissen“ anzutreffen. Die Söldner waren weder bei den Einwohnern noch bei den fürstlichen Soldaten beliebt. Weniger umstritten war der Besuch eines der kampfstarken und mit mehreren Kanonen bestückten „Eintausend-Li-Schiffs“, einer durch zahlreiche Schaufelräder getriebene gepanzerte Kriegsmaschine aus der benachbarten Flussdelphinprovinz. Das Motiv dieses Besuchs war allerdings unbekannt, da sich die Flussdelphinprovinz im Bürgerkrieg bisher strikt neutral verhalten hatte. 

In diese angespannte Lage fiel die Ankunft Akiras und Takurs. Zunächst einmal überbrachte Akira seinen Gefährten Briefe vom Fürstenhof von Tsusaka. In erstaunlich formlosen Ton dankte der Fürst Ren und Luo noch einmal für ihre Rolle bei der Bezwingung des Piraten Jiang Biehe und kam zudem auf die Wünsche zu sprechen, die die Helden ihm gegenüber geäußert hatten:
Ren, die die Hoffnung geäußert hatte, dass der Fürst bezüglich des Bürgerkrieges in Zhoujiang eher Prinzessin Yi statt General Wu oder die Triaden befürworten würde, erhielt die Antwort, dass ihre Worte im Gedächtnis bleiben würden, insbesondere falls die Prinzessin sich selbst an den Fürsten wenden sollte. Allerdings müsse Tsusaka immer zuerst den Willen der Göttlichen Myuriko und den Schutz seiner Einwohner bedenken. Und dies würde manchmal dazu zwingen, einen schwierigen Weg einzuschlagen. Neben diesem nicht sehr ermutigenden Bescheid erhielt Ren ein Empfehlungsschreiben, welches Beamte und Gesandte Kintais bat, der Besitzerin mit Wohlwollen zu begegnen.
Luo, der eine Weissagung seiner Zukunft durch den für Prophezeiungen berühmten Tempel Tsusakas erbeten hatte, erhielt tatsächlich eine Prophezeiung zugesandt. Ihr Inhalt war freilich kryptisch: Die Mönche warnten vor dem Blutvergießen und der Zwietracht, die Luos Heimat bedrohe und in der er und seine Gefährten leicht zwischen die Linien geraten könnten. Gesichter und Namen würden täuschen und hinter einer Maske könne sich Freund und Feind verbergen. Tödlich sei der Kampf der drei Tiergeister. Doch es gäbe andere Mächte, die sich noch nicht in den Krieg eingemischt hätten. Wenn dies geschehe…
Sicherlich meinten sie damit den in Zhoujiang tobenden Bürgerkrieg.
Persönlicher war der zweite Teil der Botschaft, der Luo warnte, dass er einen blutigen Schatz suche. Luo solle sich vor dem Blute Shi Yaos (was „Basilisk“ oder „Schlangendämon“ bedeutete) hüten. Die Spur, der er folge, könne Dinge enthüllen, die besser verborgen bleiben sollten…
Luo bezog die letzten Worte auf seine Nachforschungen zu der Herkunft seines Schwertes „Vipernzahn“. Er ließ sich jedoch nicht entmutigen.
Der an Hao gerichtete Brief war weniger kryptisch. Der Fürst äußerte noch einmal ein Kompliment für Haos rhetorische Fähigkeiten, die er hatte erleben können und schickte ihr ein Buch mit Kintari-Geschichten über den Affenkönig. Hao erkannte schnell, dass in den Sagen das Wirken dieses größten Heiligen der Kirche Unggoys letztendlich immer den Interessen der göttlichen Myurikos entgegenkam. Sie interpretierte das Geschenk als eine Anspielung, war aber nicht beleidigt.

Da Luo und Ren momentan durch ihre eigenen Belange und Nachforschungen abgelenkt waren, besprach Akira erst einmal nur mit Hao den heiklen Auftrag, den er bei seiner Abreise aus Tsusaka erhalten hatte: Er sollte nach dem magischen Wurfspeer Myurikos suchen, der angeblich bei Timog eingeschlagen war.
Die gnomische Affenpriesterin war von der Geschichte von dem Artefakt fasziniert, welches die Göttin gen Zhoujiang geschleudert hatte. Sie äußerte den Wunsch, die Waffe genauer in Augenschein zu nehmen, warnte allerdings auch vor möglichen politischen Komplikationen. Ein solch mächtiges Artefakt könnte das Interesse verschiedener Machtgruppen wecken. Alleine die Tatsache, dass die Gottkaiserin eine Waffe gen Zhoujiang geschleudert hatte, könne sich zu einer politischen Krise entwickeln. Auf was (oder wen?) mochte sie gezielt haben? Akira stimmte Hao zu und spekulierte halb im Spaß, ob die Gottkaiserin vielleicht beschlossen hätte, dass die Grenzen Kintais nach fast 500 Jahren Stagnation einer Erweiterung bedürften. Die Affenpriesterin fand diese Idee wenig amüsant.
Aufgrund der politisch heiklen Natur der Mission und da Akira sich unsicher war, ob die in den Bürgerkrieg in Zhoujiang involvierte Ren nicht eigene Pläne für ein derart mächtiges Artefakt haben könnte, beschloss er, erst einmal auf Hilfe durch Ren und Luo zu verzichten. Der junge Samurai hatte deswegen ein schlechtes Gewissen, aber letzten Endes sah er seine Loyalität nun einmal in erster Linie bei seiner Heimat…

Um Unterstützung zu finden, suchten Hao, Akira und Takur die in Timog gelegene Kintari-Gesandtschaft auf. Sie wurden umgehend von Botschafterin Suguri Hanako und ihrem Ehemann Suguri Kenji empfangen. Offenbar kursierten in Timog bereits Gerüchte über den Speer, obwohl die Botschaft anfangs davon ausgegangen war, dass der Wurfspeer in den Wellen des Maishi-Sees verschwunden sei.
Während Fürstin Liu Luli offiziell den Vorfall ignorierte, hatten sich offenbar schon verschiedene Personen für den Speer zu interessieren begonnen. Namentlich erwähnte die Botschafterin einen Kintari-Samurai namens Rokaku Jun. Dieser stellte auf eigene Faust Nachforschungen an und hatte angeblich kürzlich einen zu redseligen Untergebenen getötet. Die Botschafterin traute dem Mann nicht, der offenbar eigene Ziele verfolgte.
Hanako betonte, dass der Speer unbedingt gefunden werden müsse. Wenn eine der Bürgerkriegsparteien ihn in die Hände bekäme, könne diese ihn als politisches Druckmittel einsetzen oder gar verkaufen, was Kintai und den göttlichen Kranich brüskieren oder eine diplomatische Krise heraufbeschwören würde. Schnelligkeit sei bei der Suche ebenso wichtig wie Diskretion.
Die Helden überlegten, wie sie potentielle Konkurrenten auf eine falsche Fährte locken könnten. Akira schlug vor, das Gerücht zu verbreiten, dass der Speer bereits von der Botschaft gefunden worden sei. Das würde andere Interessenten vielleicht bei ihrer Suche entmutigen. Dies lehnte der Ehemann der Botschafterin allerdings ab, da ein solches Gerücht seine schwangere Frau zu einem Ziel machen könnte.
Weniger riskant erschien es, das Gerücht zu verbreiten, der Speer sei im Schilfmeer heruntergekommen – einem unübersichtlichen Wirrwarr aus Schilf, kleinen Inseln, Schlamm und flachen Wasserarmen nahe Timog. Um das plausibler zu machen, sollte die Botschaft eine „Suchexpedition“ ins Schilfmeer schicken. Hoffentlich würde dies potentielle Konkurrenten ablenken, während die Helden unauffällig weitere Nachforschungen nach dem Wurfspeer anstellten. Man vereinbarte, dass Suguri Kenji und Akira über einen örtlichen Myuriko-Tempel unauffällig Kontakt halten sollten.

Während Akira sich in den „besseren“ Kreisen umhörte, recherchierte Hao bei der einfachen Bevölkerung nach Gerüchten, die auf den Speer und Zeugen seines Einschlages hindeuteten. Zwar wurde schnell deutlich, dass den Helden das Kontaktnetzwerk ihres Gefährten Luo fehlte, doch letztlich wurde Hao fündig. Angeblich hatte eine Fischerin etwas über ein merkwürdiges Objekt oder Wesen erzählt, das auf einer Insel niedergegangen sei.
Weitere Nachforschungen zu dieser Spur brachten den Helden den Namen und die Beschreibung der Fischerin: Hong Ni gehörte zu den Fischvargen, einer am Maishi-See lebenden Unterart der Varge, die bekannt für ihre Schwimmkünste und ihre Kenntnisse der Ufer- und Sumpflandschaften war. Die Suche nach Hong Ni wurde verzögert, als die Helden auf eine jener Unglücklichen stießen, denen Yuzui „der in die Seelen kriecht“ den Verstand geraubt hatte. Auch wenn gerade Takur und Akira von der Begegnung verunsichert waren (Hao hatte bereits Erfahrungen mit diesen Unglücklichen gesammelt), sorgten die Helden dafür, dass die Kranke zu einem Heiler geschafft wurde. Ob man der Zwergin allerdings würde helfen können…

Endlich war die Suche nach Hong Ni erfolgreich. Die fuchsartige Vargin, die wie viele Fisch-Varge Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen aufwies, gab – widerwillig – Auskunft. Sie hatte in der Tat beim Fischen „Etwas“ auf einer Insel niedergehen sehen, was ihr einen ziemlichen Schrecken eingejagt hatte. Da auf der Insel zudem Harpyien hausten, hatte sie von einer Untersuchung abgesehen. Akira schlug Hong Ni vor, die Helden gegen Bezahlung zu der Insel zu fahren (auch um die Vargin so anderen Suchenden zu entziehen).

Dass Akiras Befürchtungen nicht unbegründet waren, zeigte sich, als Takur, der während der Verhandlung außerhalb der Fischerhütte Wache hielt, Alarm gab: Es näherten sich drei Bewaffnete, darunter ein hochgewachsener, muskulöser Schwertalb mit einer zweihändigen Klinge. Offenbar war Rokaku Jun ebenfalls auf die Spur Hon Nis gestoßen.
Es kam zu einer Konfrontation, die in ein Blutvergießen zu eskalieren drohte. Akira war nicht bereit, Jun den Weg frei geben und ihm Hong Ni zu überlassen und Jun wollte auf keinen Fall zurückzustecken.
Rokaku Jun versuchte, die Helden einzuschüchtern, indem er darauf verwies, im Auftrag des mächtigen Daimyo Gankoda Saburo zu handeln. Dieser Fürst gehörte zwar nicht zu einem der großen Kintari-Klans (Zakur, Uome, Suguri, Ranku, Momoku), stellte aber einen wichtigen Machtfaktor an der nordöstlichen Grenze Kintais dar. Er kontrollierte weite und fruchtbare Ländereien in der Nähe von Atasato und gebot über eine große Zahl von Soldaten und Vasallen. Der stolze und willensstarke Fürst war sehr auf seine Unabhängigkeit im Machtspiel der großen Klans bedacht, auch wenn ihm niemand mangelnde Loyalität gegenüber der Gottkaiserin nachsagen konnte. Gerüchten zufolge war er ein entschiedener Expansionist und würde Palitan und das nördliche Umland gerne als Teil des Kranichreiches sehen. Er sah in Myurikos Wurfspeer wohl ein Werkzeug, um Spannungen mit Zhoujiang zu schüren und einen Vorwand für eine militärische Intervention zu schaffen. Angesichts dessen wollte Hao auf keinen Fall, dass die Waffe in die Hände Rokakus geriet. Ihr Heimatland hatte schon genug zu leiden. Ein Krieg mit Kintai…
Akira war zwiegespalten. Eigentlich befürwortete er eine offensivere Außenpolitik Kintais (wenn auch nicht unbedingt gen Zhoujiang). Er konnte die Argumente Rokaku Juns nachvollziehen, der die Bequemlichkeit und Stagnation Kintais kritisierte. Doch da Akira geschworen hatte, den Speer Klan Suguri zu übergeben und weil er Hao nicht in den Rücken fallen wollte, hatte er keine Wahl, als Jun weiter den Weg zu verwehren.
Zu Haos (und seiner eigenen) großen Überraschung konnte Akira Rokaku Jun durch seine geschickte Argumentation dazu bewegen, erst einmal zurückzustecken. Vermutlich schätzte Jun seine Chancen in einem Kampf gegen die drei Helden als ungewiss ein. Außerdem befürchtete er wohl, dass ein Gefecht zu viel Aufsehen erregen würde und wollte nicht, dass andere Parteien bei der Jagd auf den Speer erfolgreich waren, weil Jun und die Abenteurer sich gegenseitig ausschalteten. Im Zweifelsfall bevorzugte er es wohl, dass der Speer durch Akira wieder in Kintari-Hände überging, statt dass er in die Hände einer der Bürgerkriegsparteien Zhoujiangs geriet. Grollend entfernte sich der Samurai deshalb mit der Warnung, dass sich die Helden Feinde gemacht hätten.

Nach dieser spannungsgeladenen Begegnung hatten die Helden Mühe, Hong Ni zu beruhigen (die tatsächlich versuchte, sich schwimmend davonzustehlen). Sie verfluchte den Tag, an dem sie den Speer hatte niedergehen sehen. Die Helden brachten sie in einem sicheren Quartier unter und planten, so schnell wie möglich Hong Nis Geschichte von dem auf der Insel eingeschlagenen Objekt zu überprüfen.
Hao und Akira nutzen den Abend, um an dem Aschefest teilzunehmen, das an die Selbstverbrennung des Phönixgottes Hüengs erinnerte. Das Fest war eindrucksvoll, wenn auch eher besinnlich als ausgelassen und partiell überschattet durch die politischen Fronten des Bürgerkriegs. Immerhin war Hüeng der Schutzpatron des Kaiserhauses.
Takur leistete währenddessen Hog Ni Gesellschaft, der nach dem Zusammenstoß mit Rokaku Jun der Sinn nach Festlichkeiten vergangen war. Takur fand die Vargin attraktiv und wollte sie zudem vor dem möglichen Zugriff anderer Parteien schützen – allerdings auch dem Risiko vorbeugen, dass sie kalte Füße bekam und sich absetzte. Hong Ni fand den rauen Humor des Jaguarkriegers gewöhnungsbedürftig, aber die beiden kamen gut miteinander zurecht.

Um etwaigen Konkurrenten keine Gelegenheit zum Aufholen zu geben, wollten die Helden schon am nächsten Tag aufbrechen. Sie besorgten sich Verpflegung sowie zwei Schleudern (als zusätzliche Vorkehrung gegen die angeblich auf der Insel nistenden Harpyien), hinterließen der Kintari-Botschaft eine Nachricht über ihr weiteres Vorgehen und stachen in See. Der kleine Fischerkahn Hong Nis war mit vier Personen schon sehr gut gefüllt. Die Helden unterstützten die Fischvargin nach Kräften und obwohl keiner von ihnen viel Ahnung von Seefahrt hatte, kamen sie gut voran. Die Fahrt verlief ereignislos, nur einmal wäre das Boot beinahe auf einen im Schlamm versunkenen Baumstamm aufgelaufen.
Gegen späten Nachmittag kam die mangrovenbestandene Insel in Sicht, auf der laut Hong Ni der Wurfspeer Myurikos (oder zumindest „Etwas“) heruntergekommen war. Im Schutze einer kleinen Nachbarinsel spähten die Helden ihr Ziel aus. Schnell erkannten sie, dass Hong Ni bezüglich der Harpyien recht gehabt hatte: mehrere dieser Wesen kreisten in der Luft. Die Helden beschlossen, in der Nacht einen Vorstoß zu wagen, wenn die Ungeheuer hoffentlich schliefen. Bei der Beobachtung fiel außerdem auf, dass die Harpyien immer wieder um einen alten Baum kreisten, dessen Standort sich laut Hong Ni ungefähr mit dem Einschlagort des von ihr beobachteten Objektes deckte.

Im Schutze der Dunkelheit brachte Hong Ni das Boot nahe genug an das Ufer heran, sodass die Helden an Land waten konnten. So leise wie möglich schlichen sie in Richtung des alten Baums, wo sie den Wurfspeer vermuteten. Tatsächlich ließ ein von dem Baum ausgehendes schwaches Leuchten und eine seltsame…Aura in der Luft vermuten, dass das Ziel der Suche in greifbarer Nähe war. Um die Harpyien nicht aufzuschrecken, blieben Hao und Akira zurück, während Takur die letzte Strecke alleine zurücklegte. Jetzt machte sich bezahlt, dass der Jaguarkrieger durch die harte Lebensschule seiner fernen Dschungelheimat gegangen war: fast unsichtbar und beinahe lautlos pirschte er sich an den Baum heran.
Die Helden hatten richtig vermutet: der Wurfspeer Myurikos hatte den Stamm praktisch gespalten und steckte tief im Holz. Die Waffe war von beeindruckender Eleganz und ein silbriges Leuchten ging von ihrer Spitze aus. Vorsichtig lockerte Takur die Waffe und tatsächlich konnte er sie unbemerkt aus dem Holz lösen und sich davonschleichen, ohne dass eine der schlafenden Harpyien erwachte. So leise wie möglich kehrten die Helden zum Ufer der Insel zurück, wo Hong Ni mit dem Boot auf sie wartete.

Obwohl alle übermüdet waren, war an Rast nicht zu denken. Wenn die Harpyien erwachten, würden sie das Verschwinden des Speers bemerken. Die Helden wollten nicht direkt nach Timog zurückfahren, um eventuell sie verfolgende Harpyien – oder in Timog wartende Konkurrenten – zu verwirren und hielten sich bei ihrer Rückfahrt so gut wie möglich im Schutz kleiner Eilande und Inseln.
Tatsächlich hatten sie Glück: auch wenn sie einige Harpyien sichteten, wurde das Boot offenbar nicht bemerkt. Im Schutz einer größeren Insel hatten die Helden dann endlich die Muße, die Weihegabe an Myuriko genauer in Augenschein zu nehmen. Die Spitze der Waffe bestand aus Mondsteinstahl und war wie der kunstvoll gedrechselte Schaft mit anmutig-filigranen Kranich-Gravuren überzogen. Alleine die Waffe auch nur zu berühren, flößte ein Gefühl der Ehrfurcht ein. Wie Takur etwas zweideutig bemerkte, war die Waffe zweifellos einer Göttin würdig (er meinte damit die „lebende Göttin“ seiner Heimatstadt Huatla). Der Jaguarkrieger stellte sich kurz vor, wie viel Ehre und Würde ihm winken könnten, wenn er dieses großartige Geschenk nach Hause bringen würde. Aber er wusste, dass seine Kameraden dem niemals zustimmen würden und dass die Waffe einer anderen „lebenden Gottheit“ – nämlich Myuriko – gebührte. Es fiel ihm dennoch schwer, den Speer aus der Hand zu legen…
Hao bewunderte vor allem die Kunstfertigkeit und Macht des Artefaktes. Sie überlegte immer noch, warum der Göttliche Kranich solch ein prachtvolles Geschenk fortgeschleudert hatte. Sei das eine Warnung oder Botschaft gen Zhoujiang gewesen – oder würde vielleicht ein Fluch auf der Waffe liegen?
Akira, der leichte Hemmungen hatte, eine Waffe zu berühren, die die Göttliche Myuriko in den Händen gehalten hatte, versicherte im Brustton der Überzeugung, dass kein simpler Fluch die Berührung durch den Göttlichen Kranich überstehen würde. Er vermutete in dem Wurf Myurikos eher eine Botschaft. Welchen Wortlaut diese freilich haben mochte…
Nachdem sich die Helden nach der Anstrengung der letzten Tage etwas ausgeruht hatten und die in der Ferne kreisenden Harpyien verschwunden waren, machten sich die Helden auf die letzte Etappe ihrer Fahrt.

Dass ihre Vorsicht nicht unbegründet war, zeigte sich beim Erreichen des Hafens. Von Ferne sichteten die Helden ein Undare (ein elementares Wasserwesen), welches sich zwischen den einlaufenden Fischerbooten herumtrieb. Einen magischen Spion fürchtend, wichen die Helden dem Wesen so gut wie möglich aus und konnten das Elementarwesen in der Tat umgehen. Die zahlreichen Kanäle der auf Pfählen errichteten Stadt ausnutzend, schafften es die Abenteurer bis in die Nähe der Botschaft, wo sie Hong Ni auszahlten und verabschiedeten. Akira überzeugte sie, über die ganze Angelegenheit vorerst Stillschweigen zu bewahren.
Noch war der Wurfspeer Myurikos freilich nicht in Sicherheit, denn den Helden fielen mehrere Bewaffnete auf, die die Umgebung der Kintari-Botschaft aufmerksam beobachteten. Jetzt kam den Helden die gedrängte Bauweise Timogs und das lebhafte Straßenleben zugute: Im Schutze der Passanten konnten sie die Beobachter umgehen und das Tor der Botschaft erreichen, bevor diese einen letzten Versuch unternehmen konnten, den Speer an sich zu bringen. Wie die Abenteurer später erfuhren, war ihr Gegenspieler Chiu Hu, ein Söldner und Schläger mit Triadenverbindungen, der dem Speer wohl auf eigene Faust hinterherjagte.

In der Botschaft wurden die Abenteurer sofort von Botschafterin Suguri Hanako empfangen, der Akira feierlich den Wurfspeer überreichte. Natürlich war die Botschafterin hoch erfreut und sparte nicht mit Lob – zumal die Helden den Wurfspeer ohne größeres Aufsehen oder gar Blutvergießen zurückgebracht hatten, was die diplomatische Beilegung der Angelegenheit erleichtern würde.
Entsprechend großzügig war die Belohnung: Die Helden erhielten nicht nur etliche Lunare, sondern ihnen wurde zudem die Möglichkeit angeboten, sich eine materielle Belohnung aus den Schatzkammern und Werkstätten eines Myuriko-Tempels (etwa des Tempels in Tsusaka) zu wünschen oder in der Gunst von Klan Suguri aufzusteigen. Akira entschied sich für letzteres, hoffte er doch, so sein Ansehen (und damit das seiner Familie) zu erhöhen.
Hao – die sich nicht in die komplizierten Machtkonflikte und Beziehungsnetzwerke der Kintari-Politik verwickeln lassen wollte – entschloss sich für eine handfestere Belohnung. Sie erbat sich Wandelndes Holz, einem kostbaren, aus dem Stamm der gefährlichen Dämmerweiden gewonnenen Rohstoff. Auch Takur folgte einem eher praktischen Ansatz und erfragte Unterstützung bei der Fertigung einer verbesserten Waffe.

In den folgenden Tagen beschäftigten sich die Helden mit ihren jeweils eigenen Projekten. Takur verbrachte noch etwas Zeit mit Hong Ni, da er Gefallen an der sarkastischen Vargin gefunden hatte, was diese erwiderte. Akira hingegen unterstützte die Botschaft bei der Bewachung des Wurfspeers Myurikos. Er befürchtete, dass eine der anderen Interessensgruppen von dem Fund des Speers erfahren und einen Angriff auf die Botschaft versuchen könnte. Seine Aufmerksamkeit wurde allerdings abgelenkt, als er von Luo erfuhr, dass dessen Halbweltkontakte möglicherweise auf eine Spur des verschwundenen Katanas von Akiras Vater gestoßen waren: Angeblich hatte ein rothaariger zwergischer Triadensöldner von einer ähnlich aussehenden Waffe erzählt. Die Spur, die vielleicht zu den Mördern von Akiras Vater führen mochte, war zwar schwach, aber sie war es sicherlich wert, verfolgt zu werden…

In einer ganz anderen Angelegenheit trafen sich Ren und Hao zu einem gemeinsamen Essen. Die Magierin, die aus ihrer Abneigung gegenüber den Triaden und ganz besonders gegenüber General Wu kein großes Geheimnis gemacht hatte, wollte ihrer Weggefährtin reinen Wein einschenken. Sie gab zu, im Bürgerkrieg fest auf Seiten von Prinzessin Yi zu stehen und versuchte die Affenpriesterin von ihrem Standpunkt zu überzeugen.

Tatsächlich fielen ihre Argumente teilweise auf fruchtbaren Boden. Hao stimmte ihr zu, dass General Wus brutale Machtpolitik und wenig durchdachte Reformversuche der schlechteste Weg für Zhoujiang waren. Bezüglich der sehr heterogenen Triaden war Haos Meinung weniger eindeutig. Sie sah die Händler und Kriminellen ganz gewiss nicht an der Spitze des Staates, konnte aber einigen ihrer Argumente für mehr Rechte für Händler und Handwerker und mehr Autonomie für die einzelnen Regionen durchaus etwas abgewinnen. Und was Prinzessin Yi anging, so war diese noch sehr jung und unerfahren…

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #20 am: 24.02.2024 | 04:35 »
Alte Bekannte
Timog (Ren und Luo)

Während Akira, Hao und Takur im Auftrag der Suguri nach dem Wurfspeer der Myuriko suchten, waren Ren und Luo mit weniger weltbewegenden Dingen beschäftigt.
Luo nahm die Neuigkeiten, dass er ungewollt General Wus Leuten geholfen hatte, nicht so schwer wie Ren, war aber ebenfalls nicht glücklich. Auf Anregung von Ren begann er Nachforschungen anzustellen. Er wollte einen besseren Eindruck von den Machtstrukturen in Timog gewinnen, erfahren wer hier das Sagen hatte und wie die militärische Situation war.

Es fiel ihm nicht schwer, einige Soldaten und Unteroffiziere des örtlichen Jun (Provinz-Bannerheeres) zum Reden zu bringen. Er hörte unter anderem, dass der gefürchtete Jadedrache – ein Elitekämpfer Wus, der angeblich mit dem General gebrochen hatte – in der Nähe Timogs einen Beamten ermordet haben sollte. Die Berichte blieben vage. Generell war der Jadedrache eine Gestalt mit zwiespältigem Ruf. Manche nannten ihn einen brutalen Mörder und Vergewaltiger, andere einen Helden. Manche seiner angeblichen Taten hatten sich an so weit voneinander entfernten Orte zugetragen, dass kaum ein und derselbe Mann verantwortlich sein konnte. Die Triaden und die mit ihnen verbündeten Fürsten hatten jedenfalls ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, auch wenn die Angaben über die Höhe schwankten.
Währenddessen kam Lin mit ihren Nachforschungen zu ihrem ehemaligen Auftraggeber Shu nicht weiter. Vielleicht zeigte der Alb sich selten in Timog und kaufte die Waffen für seine Verbündeten nur in Tsusaka oder anderen weiter entfernten Orten.

Bezüglich der Machtkonstellationen in Timog und der Kranichprovinz war es ein offenes Geheimnis, dass Fürstin Liu Luli nur notgedrungen mit den Triaden kooperierte. Sie favorisierte gemäßigtere Triaden wie die Roten Karpfen und den Fließenden Stein. Allerdings waren angeblich auch die gewalttätigen 13 Blätter im Aufstieg begriffen. Timog hoffte vermutlich, sich durch Kooperation mit den als Piraten berüchtigten 13 Blättern vor deren Angriffen zu schützen und diese gleichzeitig gegen andere Piraten und die Kaperer und Kriegsschiffe von General Wu mobilisieren zu können, die zunehmend vom Westende des Sees her Druck ausübten. Angeblich strebten die 13 Blätter nach direktem Einfluss auf die fürstliche Flotte. Sowohl am Fürstenhof als auch unter den Händlern sahen das manche mit Sorge. Was würden die 13 Blätter mit einer solchen Macht anfangen? Zudem überfielen sie regelmäßig Schiff des benachbarten Kintai - und diese mächtige Militärmacht zu ärgern erschien wenig weise…

Drei der wichtigsten örtlichen Triadenzweige wurden von Frauen geführt:
Die Gnomin Chen Jiah fungierte Gerüchten zufolge als die lokale Anführerin der Roten Karpfen. Seitdem sich die Provinz den Triaden angeschlossen hatte, war die Beamtin am fürstlichen Hof zudem zur Ministerin für Finanzen und Handel aufgestiegen. Dass die seit 40 Jahren in der Verwaltung tätige Jiah korrupt und tief in die Schmuggelaktivitäten der Roten Karpfen verstrickt war, war ein offenes Geheimnis – ohne dass man ihr bisher etwas hatte nachweisen können. Ihr Verhältnis zu der jungen Fürstin Liu Luli galt als angespannt. Jiahs Verwandter Chen Tsu fungierte als Ältester der Alchimistengilde und besaß angeblich beträchtlichen Einfluss bei den örtlichen Heilkundigen, Kräuter- und Exotika-Händlern.
Rätselhafter erschien die als Yeying („Nachtigall“) bekannte Tengu, die den lokalen Ableger der Triade des Fließenden Steins kontrollierte. Das schwarzgefiederte Feenwesen dominierte seit einem Jahrzehnt das Vergnügungsviertel der Stadt. Man sagte ihr nach, vor allem auf Absprachen, Intrigen, Bestechung und wohldosierte Erpressung zu setzen. Angeblich hatte sie gute Kontakte zum fürstlichen Hof und war für ihre großzügigen Spenden für öffentliche Feste, die lokalen Tempel und die Armen Timogs bekannt.
Eher gefürchtet war hingegen Toryu („Drachentöterin“), die den lokalen Ableger der Triade der 13 Blätter kommandierte. Die als rücksichtslos und jähzornig berüchtigte Albin mit den markanten Brandnarben auf der rechten Gesichtshälfte, Hals und Oberkörper stammte wie viele Mitglieder der 13 Blätter aus Kintai. Ihren Namen verdankte sie ihrem Einsatz gegen General Wus Flotte. Toryus wahre Abneigung galt aber angeblich ihrer alten Heimat. Manche hielten sie für eine verstoßene Kintari-Adlige, eine in Ungnade gefallene Samurai oder eine ehemalige Woku-Piratin. Angeblich kommandierte Toryu bis zu 800 Bewaffnete und etwa zwanzig Schiffe, was sie zur mächtigsten Piratenfürstin des Maishi-Sees machte. Neben der Piraterie waren die 13 Blätter in Timog auch im Schmuggel, dem Menschenhandel und der Schutzgelderpressung aktiv.

Zu den weiteren mächtigen Personen Timogs gehörte Sima Yu. Der Zwerg hatte schon der Großmutter und Mutter Liu Lulis als Kanzler und Minister für städtische Gesundheit, öffentliche Sicherheit und Kanalwesen gedient. Unter anderem kontrollierte er die städtische Polizei und Zollbehörde, die Gerichte und das Stadtgefängnis. Yus Einfluss war angeblich maßgeblich für die Entscheidung der Fürstin gewesen, sich mit den Triaden zu arrangieren. Ob er selber einer Triade angehört, war umstritten.
Ein weiterer Vertrauter der Fürstin war ihr Verwandter Liu Jang, der Kommandeur des fürstlichen Heeres. Der junge General galt als mutig und taktisch versiert. Seine logistischen und administrativen Fähigkeiten waren allerdings ausbaufähig und sein Verhältnis zu den in der Kranichprovinz operierenden Triaden-Söldnern nicht frei von Differenzen.
Deutlich niedriger in der Gunst der Fürstin stand Admiral Tung Li, der Befehlshaber der fürstlichen Flotte. Der frühere Verwaltungsoffizier kommandierte die Marine der Kranichprovinz, seit sein Vorgesetzter zu General Wu übergelaufen war. Angesichts der Bedrohung durch General Wu und die zahlreichen unabhängigen Piraten, die auf dem Maishi-See operierten, befürwortete Li eine enge Kooperation mit der Triade der 13 Blätter, um die maritime Schlagkraft Timogs zu erhöhen.

Es waren dann aber persönliche Angelegenheiten, die beide Schattenklingen von ihren Nachforschungen ablenkten. Vor Jahren hatte zwischen Luo (der in Lin verliebt gewesen war) und Lin (die Luo nur als Freund sah) vor allem auch der gutaussehende, junge Schwertkämpfer Sung Bei gestanden. Luo hätte sich damals beinahe ein Duell mit Bei geliefert. Seine Meisterin hatte ihm jedoch den Abschied gegeben, ehe die Lage eskalierte. Wie auch immer Beis und Lins Beziehung ausgesehen hatte, sie war nicht von langer Dauer gewesen. Inzwischen hatte der Krieger die Nichte eines Silberschmiedes aus Timog geheiratet. Glücklich war er mit dieser guten Partie allerdings nicht geworden, wurde er doch momentan als angeblicher Insider bei einem Einbruch bei der Familie seiner Frau gesucht. Lin wollte ihrem alten Vertrauten/Geliebten helfen. Zwar hegte Luo keinerlei freundliche Gefühle für Sung Bei, doch er wollte Lin helfen und so auch verhindern, dass sie in Schwierigkeiten geriet.
Dank Luos Halbweltkontakte gelang es den beiden Schattenklingen, Sung Bei zu finden. Er verbarg sich in der heruntergekommenen Taverne „Wus Eintopf“ (nicht nach dem General benannt). Der Wirt schuldete Sung Bei wohl einen Gefallen. Der junge Schwertkämpfer beteuerte seine Unschuld (was Luo ihm nicht so recht abnahm), wollte aber keine Konfrontation mit dem Gesetz riskieren. Seine Frau und die wenige Monate alte Tochter mochte er aber ebenfalls nicht im Stich lassen. Luo überzeugte ihn, sich erst einmal abzusetzen – vielleicht in Richtung der Flussdelphinprovinz und von dort eventuell nach Tsusaka. Als Kämpfer konnte er sicher eine Anstellung finden, und seine Frau als geschickte Silber-Tauschiererin ebenso. Beis Frau und das kleine Kind würden besser erst später nachkommen, schließlich war das Mädchen noch klein. Sung Bei sah ein, dass dies klüger war, wollte sich aber erst von seiner Frau verabschieden (und benötigte für einen Neuanfang zudem Geld). Wohl oder übel stimmten die Abenteurer zu, ihm dabei zu helfen. Es war freilich zu befürchten, dass das Anwesen und die Werkstatt der Familie Yang von den Behörden beobachtet wurden.

Es fiel Luo nicht schwer, einen Fischer zu finden, der Sung Bei aus Timog herausschmuggeln konnte.  Ren knüpfte als angebliche Kundin (sie wollte ohnehin ihre blaugrüne „Nymphenperle“ in ein Diadem fassen) Kontakt mit Yang Tia, Sung Beis Ehefrau. Die junge Frau war offenbar gewillt, zu ihrem Ehemann zu stehen. Als junges Familienmitglied lebte sie in einem außen gelegenen Raum des Familienanwesens, das in der Tat von einem Spion der Stadtgarde im Auge behalten wurde. Ein paar geschickte Ablenkungen durch Lin und Luo (ein Schaukampf, den Luo erneut für sich entschied) und Ren (die etwas dramatisch mit ihrem beschworenen „Höllenhund“ vorbeispazierte) sorgten dafür, dass niemand Beis Kommen und Gehen bemerkte. Es gelang auch, Sung Bei anschließend aus Timog herauszuschmuggeln. Lin wollte weiterhin ein Auge auf seine Ehefrau und Kind haben und Luo hoffte inständig, nie wieder etwas von Sung Bei zu hören.

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #21 am: 2.03.2024 | 19:57 »
Festvorbereitungen
Timog und Weihei-Schilfmeer westlich der Stadt (Hao, Luo, Ren)

Dank Luos Kontaktenetzwerk konnte Ren einige Informationen an ihre Verbündeten in den von den Kaiserlichen kontrollierten Provinzen weiterleiten. Sie schlug vor, diplomatische Kontakte zwischen den Kaiserlichen und den Momoku in Tsusaka zu etablieren. Das mochte zunächst zwar nichts Konkretes bringen, vielleicht würden sich die Dinge ja irgendwann ändern. Zudem berichtete sie über den Waffenschmuggel aus Kintai an die Verbündeten Wus. Sun Lin war derweil beschäftigt, der Familie ihres ehemaligen Freundes zu helfen. Im Anschluss daran führte sie ein eigener Auftrag ins Umland von Timog heraus. Sie versprach Luo aber, dass es nicht wieder Jahre dauern würde, ehe man sich wiedersah.

Ren und Luo waren sehr beeindruckt von dem Bericht ihrer Gefährten über die Jagd nach dem Speer. Besonders Luo bedauerte, nicht dabei gewesen zu sein. Doch die Helden vergaßen darüber nicht ihr Ziel, in den kaiserlichen Archiven in Palitan zum Tempel der Tausend Tore zu recherchieren. Es waren vor allem die zhoujiangischen Abenteurer, die sich auf die Reise nach Osten vorbereiteten. Hao und Luo konnten aus eigenem Wissen bzw. durch Herumfragen einige Informationen zusammentragen. Die kaiserlichen Archive Palitans waren bedauerlicherweise nicht einfach zugänglich. Die Leiterin My-Mei war zugleich Vorsteherin des Händlerrates und Anführerin der Triade des Fließenden Steins, die angeblich je nach Bedarf den Zugang erschwerte. Gerade bei exotischen, heiklen oder sehr lange zurückliegenden Themen war der Zugriff aber auch grundsätzlich teuer und langwierig.
Allerdings gab es mögliche „Abkürzungen“, beispielsweise wenn ein hochrangiger Gönner, die Anfragen unterstützte. Denkbare Kandidaten dafür waren die regionalen Adels- und Handelshäuser, aber auch wichtige Tempel, Botschaften u. ä. Persönlicher Zugang zu den Archiven selbst wurde freilich nur selten gewährt. Meist blieb dieser renommierte Forscher vorbehalten, die über gute Kontakte zum Archiv verfügten. Angeblich konnten solche Experten teilweise angeheuert werden – was allerdings wiederum recht teuer sein konnte.
Die Abenteurer beschlossen, ihre finanziellen Reserven in den nächsten Tagen und Wochen aufzustocken und nach gut bezahlten Aufträgen zu suchen. Luo setzte zudem seine Kontaktversuche beim örtlichen Militär fort, jetzt auch in Hinblick auf mögliche Aufträge.
In Timog war wohl auch weiterhin einiges im Argen. Es hieß, dass einige der „verwehten Seelen“ (eine örtliche Bezeichnung für psychisch Kranke) verschwunden waren. Man munkelte „Etwas“ riefe sie auf den Grund des Sees…

Unmittelbar vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs hatte Ren ein Jahr in Timog gelebt, um ihre Ausbildung in Wassermagie zu vervollkommnen. Sie hatte in der Zeit bei Ji Dao gewohnt, einem entfernten Verwandten, der im Justizministerium tätig war. Der familiäre Frieden hatte seinerzeit darunter gelitten, dass Ji Dao nach Wus Putsch den Neutralitäts-/Triadenkurs der Fürstin seiner Provinz unterstützt hatte, während Ren eine überzeugte Anhängerin Prinzessin Yis war. Sie und Luo hatten sich seinerzeit mit anderen Loyalisten unter erheblichen Gefahren nach Norden durchgeschlagen. Deshalb hatte sie keinen direkten Kontakt mit ihrem Verwandten gesucht, als sie nach Timog zurückgekehrt war. Allerdings war es nun Ji Dao, der den Kontakt wieder aufleben lassen wollte. Vermutlich hing dies auch damit zusammen, dass Ren eine gewisse Bekanntheit errungen hatte und mit recht aufsehenerregender Begleitung reiste. Er lud Ren und ihre Begleiter ein, im Anwesen der Familie zu wohnen. Neben etlichen Bediensteten bestand der Haushalt aus Ji Daos Ehefrau Ji Xi sowie den Kindern des Paares. Da war Su, mit Jahrgang 970 die älteste Tochter, eine fähige Heilerin und Heilmagierin, die im Gesundheitswesen der Stadt tätig war (eine Berufswahl, die nicht ganz die Zustimmung ihrer Eltern fand), sowie die 14jährigen Zwillingstöchter Jao und Jan. Su sollte in naher Zukunft Zhafeng Bei heiraten, einen nachgeborenen Sohn einer lokalen Adelsfamilie, der einen Stabsposten in der Flotte der Kranichprovinz innehatte. Dies war eine gute Partie für die Tochter eines mittleren Beamten. Ren hatte allerdings den Eindruck, dass die Eltern zufriedener waren als die Braut.

Das Zusammenleben gestaltete sich weitgehend harmonisch, auch weil Ren und das Gastgeberpaar politische Diskussionen vermieden. Hao und Ren beteiligten sich gerne an der Organisation des Hochzeitfestes, das wohl auch dazu dienen sollte, Stand und Reichtum der Familie zu demonstrieren. Luo, der von dem Ji-Ehepaar allerdings eher wie ein Untergebener behandelt wurde, nutzte seine Straßenkontakte für die kostengünstige und schnelle Beschaffung verschiedener Vorräte für das Fest. Hao bemühte sich, Su durch einige Ratschläge auf die Ehe vorzubereiten und ihr etwas die Nervosität zu nehmen. Die junge Braut heiratete anscheinend eher aus Pflichtbewusstsein als aus Liebe, empfand allerdings auch keine Abneigung gegenüber ihrem Zukünftigen, der wohl ebenfalls vor allem heiratete, weil seine Familie es so wollte.

Allerdings ergab sich bald ein akutes Problem bei dem die Gäste helfen sollten. Die Ji hatten bei einem gewissen Meister Zhan einen Shunkou-Hecht und Waraneier für die Hochzeit bestellt. Der Händler, der zu der von den Roten Karpfen dominierten Gilde der Alchemisten gehörte, hatte eine erhebliche Anzahlung erhalten, war aber nun unauffindbar. Ji Dao wollte nicht glauben, dass er einem Betrüger zum Opfer gefallen war. Er machte den Helden die Suche nach Zhan schmackhaft, indem er andeutete, dass dies vielleicht helfen könnte, deren Spannungen mit den Roten Karpfen (die noch aus ihrem Abenteuer in Tsusaka herrührten) zu lindern. Da diese „Queste“ nicht wirklich gefährlich klang, beschlossen die Abenteurer, Akira und Takur erst einmal nicht zu bemühen, zumal beide in die Bewachung des Myuriko-Speers eingebunden waren. Zudem begegneten die Jis Takur mit leichtem Argwohn. Der jaguargestaltige Ma’Ua war ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick…

Hao, Ren und Luo suchten den Stand von Meister Zhan auf, der am Rande eines der städtischen Tiermärkte lag. Hier wurden in einem bunten Durcheinander von Geräuschen, Farben und (nicht immer angenehmen) Gerüchen Tiere und tierische Produkte aller Art gehandelt. Zhans Stand war gegenwärtig nicht geöffnet. Nach einigem Herumfragen ließ sich ermitteln, dass Meister Zhan seit einigen Tagen verschwunden war. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, da gelegentlich seine Lieferanten aufsuchte. Freilich vermochte keiner zu sagen, wohin er genau aufgebrochen war. In seiner Abwesenheit kümmerte sich ein Gnom namens Xu um Stand und Tiere. Allerdings hatte in den letzten Wochen ein gefährlich wirkender Fischvarg nach Zhan gefragt. Die Abenteurer warteten bis zum Abend, wobei sie eine misstrauische Marktwache abwimmeln mussten, die sich aber von Hao beschwichtigen ließ. Der Markt kam auch bei Sonnenuntergang nicht zur Ruhe. Wie gehofft tauchte Xu auf, um die Tiere zu füttern. Es gelang, sein Misstrauen zu besänftigen und er erzählte, dass Zhan vor gut zwei Wochen aufgebrochen war, um sein Sortiment aufzufüllen – sicher auch wegen des Liefervertrags mit den Ji. Üblicherweise reiste er auf seinen Fahrten in das Schilfmeer mit einem örtlichen Fischer, entweder dem menschlichen Fischer Rong oder dem Fischvarg Wen. Die Abenteurer beschlossen dort anzusetzen und warnten Xu, sich vor dem möglichen Verfolger in Acht zu nehmen.

Nachdem sie die Familie Ji über die (bescheidenen) Fortschritte informiert und Proviant eingepackte hatten, brachen die drei am nächsten Morgen auf, um die Fischer abzufangen, bevor sie auf den See hinaus fuhren.
Tatsächlich gelang es, Rong ausfindig zu machen. Der Mann mittleren Alters war etwas misstrauisch, doch die Abenteurer konnten ihm zum Reden bringen. Er gab zu, Zhan gelegentlich zu den Dörfern der Fischvarge und Kranichgnome im Schilfmeer gebracht zu haben. Er hatte keine hohe Meinung von Wen, mit dem Zhan häufiger unterwegs war. Rong schilderte den Tierhändler als etwas absonderlich. Angeblich hätte er früher in einer der nordwestlichen Provinzen Zhoujinangs als Person von Stand gelebt. Die Abenteuer heuerten den Fischer an, um sie ins Schilfmeer zu bringen. Sie brachen noch am selben Tag auf, nachdem sie ihre Vorräte und Ausrüstung ergänzt hatten. Zunächst wollten sie das nächstgelegene Fischvarg-Dorf namens Sairan ansteuern. Der Fischer Wen war dort gebürtig, so dass Sairan für ihn und Zhan ein logisches Ziel wäre. Die Fahrt würde zwei Tage dauern und gen Westen führen. Rongs Boot erwies sich als nicht gerade groß – mit den drei Abenteurern und Rong konnte es bestenfalls noch ein oder zwei weitere Passagiere aufnehmen. Ein kleines Stoffsegel trieb es an, auch wenn man im Schilfmeer meist rudern oder staken musste. Haos Wildniskunde erwies sich von großem Nutzen, da sie ein Auge auf das Wetter behalten und Rong bei der Orientierung helfen konnte.

Die Fahrt verlief glatt, auch wenn nur Luo kräftig genug war, Rong beim Staaken zu helfen und die Schattenklinge sich dabei nicht allzu geschickt anstellte. War der See nahe Timog noch voller Fischer, Handelsschiffe und einzelner Einheiten der Provinzflotte, so ließ das bunte Treiben nach wenigen Stunden nach. Entlang des Schilfmeers waren bald nur noch hin und wieder kleine Fischerdörfer in der Ferne zu entdecken. Fischer und Jäger gingen ihrem Broterwerb nach. Am Abend fand sich ein Lager am Ufer, wo bereits einige Fischer Rast gemacht hatten. Man kam gut miteinander zurecht und tauschte Geschichten aus. Luo nutzte die Gelegenheit, um Rong im Auge zu behalten. Immerhin waren seine Gefährtinnen und er dem Fischer ausgeliefert, den sie kaum kannten. Doch nach seiner Einschätzung mochte der Fischer zwar geldgierig oder für eine kleine Betrügerei zu haben sein, war aber keine Bedrohung.
Auch am zweiten Tag folgte man dem Rand des sich immer weiter ausdehnenden Schilfmeers. Bald war das feste Land nur noch in der Ferne zu erahnen. Und schließlich tauchte das Boot in das Schilfmeer ein. Von nun ab hing viel von der Ortskundigkeit Rongs ab, wäre es doch ein leichtes, sich in dem Schilfdickicht zu verirren.
Glücklich erreichten die Abenteurer abends Sairan. Das Dorf lag auf einer flachen Insel und bestand aus einem halben Dutzend ärmlicher, auf Stelzen errichteten Hütten. Am Ufer lagen kleine Boote, und die vargischen Bewohner wirkten wachsam, aber nicht feindselig. Meister Zhan war ihnen bekannt (wie natürlich auch Wen). Beide waren vor ca. zwei Wochen hier gewesen, dann aber weitergefahren, weil in Sairan weder ein Silberhecht noch Waraneier zu haben gewesen waren. Gerade die Hechte waren wegen ihrer eifrigen Bejagung offenbar schon recht selten geworden. So blieb nichts übrig, als die Fahrt fortzusetzen.
Das nächste Ziel war Geko, ein weiteres Fischvarg-Dorf, das zwei Tage entfernt lag. Rong war darüber nicht ganz glücklich, weil er bisher nur selten so weit ins Schilfmeer vorgestoßen war. Zudem warnten die Dorfbewohner, dass gefährliche Leute in der Gegend unterwegs wären, bei denen es sich möglicherweise um Piraten oder Rebellen handelte. Vor ca. zehn Tagen war ein größerer Trupp unter Führung eines Sumpfbewohners gesehen worden. Die Fischer erzählten auch Geschichten von natürlichen Gefahren – Raubhechten, Donnerwelsen, manchmal sogar Haien. Die Abenteurer blieben eine Nacht in Sairan. Hao gewann die Herzen der Leute, indem sie eine Andacht abhielt, während Luo herumfragte, um die Fischvarge als potentielle Kundschafter für Timog oder für künftige Operationen der Kaiserlichen einschätzen zu können. Es war aber offenkundig, dass die Fischer sich aus der Politik heraushalten wollten.

Am folgenden Morgen setzte Rongs Boot die Fahrt fort. Je tiefer die Reisenden in das Schilfmeer eintauchten, desto fremdartiger wirkte die Landschaft. Die Luft wurde zunehmend stickiger, das Schilf immer dichter. Die Abenteurer blieben wachsam. Es waren Luo und Hao, die bemerkten, dass irgendwo vor ihnen etwas Großes durch das Schilf brach. Die Reisenden wichen zur Seite aus, und Luo begann durch das schlammige Wasser in Richtung der Geräusche zu schleichen. Bald erkannte er, dass es sich um einen jungen Varg in abgerissener Kleidung handelte. Die Schattenklinge brachte ihn zum Boot der Gruppe.
Ruo – so der Name des Vargs – war ein Flüchtling aus Geko, das offenbar von einer Bande Banditen übernommen worden war. Er war geflohen, hatte dabei aber einen Streifschuss am Arm erhalten, den Hao gekonnt verarztete.
Verfolger waren Ruo auf den Fersen, und die drei Abenteurer improvisierten einen Hinterhalt. Während sich Hao und Ren – unterstützt durch einen beschworenen „Höllenhund“ – dem Feind frontal stellten, schlug Luo einen Bogen, um sie in der Flanke zu fassen. Rong und Ruo blieben beim Boot zurück, was freilich auch bedeutete, dass die Abenteurer zu Fuß in halbhohem Wasser kämpfen mussten, was den Verfolgern in ihrem kleinen Fischerboot einen Vorteil verschaffte.
Es handelte sich um zwei Menschen und einen Rattling. Der Angriff traf sie überraschend und nach kurzem aber heftigem Kampf wurden sie überwunden und gefangengenommen. Nachdem ihre Wunden notdürftig verarztet worden waren, setzten die Abenteurer aus dem Bericht Ruos und dem Verhör der Gefangenen das Geschehen in Geko zusammen.

Offenkundig hatte etwa ein Dutzend Banditen die Siedlung besetzt, weil sie im Sumpf nach etwas suchten – offenbar nach dem Wurfspeer Myurikos… Sie hatten jeden Widerstand niedergeprügelt, plünderten die Dörfler aus und zwangen sie, ihnen bei der Suche im Schilfmeer zu helfen. Offenkundig hatten die Banditen noch nicht gehört, dass der Speer bereits gefunden worden war und sich in der (relativen) Sicherheit der Kintai-Botschaft in Timog befand. Gut möglich, dass die gezielt in die Welt gesetzten Gerüchte, der Speer sei im Schilfmeer niedergegangen, Anteil an der Besetzung Gekos hatte. Die Bande wurde von einem Fischvarg namens Tang angeführt. Dieser war wohl kein echter Räuberhauptmann, sondern hatte die anderen angeheuert. Offenbar führte er ein strenges Regiment. Allerdings war es wohl ihm zu verdanken, dass sich die Übergriffe der Banditen in einem gewissen Rahmen hielten. Ruo hatte für einen der Suchtrupps als Ortskundiger fungiert und die Gelegenheit zur Flucht genutzt. Unter den Gefangenen im Dorf waren auch Zhan und Wen. Tang hatte angelegentlich „den Bleichen“ als seinen Auftraggeber erwähnt, doch sagte der Spitzname weder den Fischern noch den Abenteurern etwas.
Nun war zu entscheiden, wie man mit den Banditen verfahren sollte. Sie als Gefangenen mitzuführen erschien gefahrvoll, denn die Abenteurer planten Geko zu helfen. Sie einfach zu töten wäre andererseits Anmaßung der fürstlichen Gerechtigkeit gewesen, und sie schienen auch bisher keine schweren Verbrechen begangen zu haben. So schüchterte Luo sie gehörig ein, während Hao ihnen ins Gewissen redete. Dann ließ man sie laufen – mit ihrem Proviant und ihren Dolchen, aber ohne das Boot und ihre anderen Waffen. Ihre Chancen im Schilfmeer waren nicht die allerbesten, aber das lag nun bei ihnen.
Im Anschluss setzten die Abenteurer ihre Reise fort. Das Boot der Banditen – offenbar ein Fischerboot aus Geko – nahmen sie in Schlepp. Rong hätte die Expedition am liebsten aufgegeben, ließ sich aber von Luo überreden. Am Abend wurde unter erhöhten Vorsichtsmaßnahmen ein Lager aufgeschlagen, und am nächsten Morgen ebenso vorsichtig die Reise fortgesetzt. Am frühen Abend näherte man sich dem Dorf.

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #22 am: 2.03.2024 | 19:58 »
Luo schlich (nach einem unglücklichen Auftakt, bei der er sich durch einen Zauberpatzer leicht verletzte) nach Geko. Das Dorf bestand aus einem knappen Dutzend Pfahlhäuser.
An diesen vertäut lagen Boote, einschließlich des größeren Gefährts der Banditen. Zwei  Männer hielten Wache, während fünf weitere um ein Lagerfeuer saßen, unter ihnen ein gefährlich wirkender Varg – offensichtlich der Anführer. Die anderen Hütten wirkten leblos, aber ein oder zwei waren offenbar von außen verbarrikadiert worden. Die Schattenklinge schlussfolgerte, dass die Dorfbewohner in diesen Hütten eingesperrt worden waren. Kurzentschlossen pirschte er in einem Bogen um das Dorf herum und näherte sich in einer dieser Hütten. Es gelang ihm, sich mit den Männern im Inneren zu verständigen. Er instruierte sie, sich bereitzuhalten, um im Fall einer Befreiung gegen die Banditen zu kämpfen. Dann kehrte er zu den anderen Abenteurern zurück.
Die Helden überlegten ihr weiteres Vorgehen. Ein Angriff auf die Banditen schien riskant, aber Hilfe zu holen würde Tage dauern. Und die Gesetzlosen zu überzeugen, dass ihre gesuchte Beute bereits gefunden worden war, erschien wenig aussichtsreich. Mit Hilfe der Dörfler schien ein Sieg möglich, wenn auch gewagt. Es hieß rasch zu handeln, denn es war möglich, dass jene Banditen, die noch auf der Suche nach dem Speer waren, zurückkehrten und ihre Kameraden verstärkten – oder dass die Räuber, die die Helden laufengelassen hatten, nach Geko zurückkehrten. Ruo und Rong würden nicht mitkämpfen. Sie sollten Lärm schlagen, um den Eindruck zu erwecken, dass die Angreifer zahlenmäig den Banditen überlegen waren. Nachdem sich die Abenteurer auch magisch auf den Kampf vorbereitet hatten, schlugen sie im Morgengrauen zu.

Es gelang ihnen, sich ungesehen anzuschleichen. Die meisten der Banditen hatten sich in der Hütte des Dorfältesten schlafengelegt. Luo spielte mit dem Gedanken, die Tür zu verriegeln und die Hütte anzuzünden, doch Hao fürchte, dass dabei möglicherweise auch Unschuldige zu Schaden kommen könnten. So blieb man beim ursprünglichen Plan. Luo konnte lautlos die von den drei im Schilfmeer besiegten Banditen erbeuteten Waffen in die Hütte der Dorfbewohner schmuggeln. Der Ärger begann, als Ren ihren Höllenhund beschwor, was nicht lautlos abging. Die Wachen bei den Booten wurden aufmerksam. So wurde der Angriff überhastet begonnen. Luo brach die Tür der Gefangenenhütte auf und hetzte die Fischer auf die beiden Wachposten, um sich dann seinen Kameradinnen anzuschließen.
Die schlafenden Banditen wurden von dem Lärm geweckt, hatten aber natürlich weder ihre Waffen zur Hand noch ihre Panzer angelegt, als die Abenteurer über sie herfielen. Mit Ausnahme ihres Anführers schien es sich auch nicht um geübte Kämpfer zu handeln. Unterstützt durch den Höllenhund konnten die gut ausgerüsteten Abenteurer die Oberhand gewinnen und die fünf Banditen in der Hütte mit Magie und Stahl niederkämpfen. Während Hao die Gefangenen bewachte und sicherstellte, dass die zwei Schwerstverwundeten nicht starben, kamen Luo und Ren den befreiten Dörflern zu HilfeTrotz ihrer Überzahl waren etliche von ihnen schwer verwundet worden. Das Eingreifen der beiden Abenteurer wendete den Kampf. Ein weiterer Bandit wurde überwunden, der zweite floh. Die verwundeten Dorfbewohner wurden verarztet, dann die Banditen gefesselt und gründlich durchsucht. Damit waren Geko und seine Bewohner frei. Freilich waren mindestens noch zwei oder drei weitere Banditen mit einem Dorfbewohner auf der Suche nach dem Speer Myurikos unterwegs. Und es galt zu entscheiden, was aus den gefangenen Banditen werden sollte. Die Dorfbewohner hätten am liebsten zur Selbstjustiz gegriffen, aber Hao unterband dies. Freilich wollten ihre Gefährten die Banditen diesmal nicht einfach laufenlassen, sondern sie der Gerechtigkeit überantworten.
Unter den Befreiten waren auch Zhan und Wen, die überglücklich über ihre Rettung waren.

Abgesehen von etwa 20 Lunaren an Geld und Tangs Ausrüstung waren die Waffen und Panzer der Banditen von schlechter Qualität.
In Tangs Besitz fand sich zudem ein sehr interessantes Beutestück: ein aus einem Tierhorn geschnitztes Signalhorn. Es war außen mit Schriftzeichen in „Proto-Xienyan“ geschmückt, wobei die Sprache freilich keinem der Abenteurer etwas sagte. Eine Analyse von Ren erbrachte, dass das Horn magisch war. Hao mit ihrer guten Naturkunde mutmaßte, das Artefakt könne aus dem Horn eines Chi Hu gefertigt sein, einer magischen Bestie aus der Tigerprovinz. Eine gründliche Analyse musste erst einmal warten.
Die Abenteurer erlaubten den Einwohnern, einen Gutteil der Waffen für sich zu behalten. Vielleicht konnten sie sich so besser wehren, wenn sie das nächste Mal Probleme hatten. Die Magierin legte zugleich Wert darauf, dass die Dörfler erfuhren, wer sie befreit hatte, waren sie und ihr Cousin doch in die Kranichprovinz gekommen, um Ansehen und Respekt zu gewinnen und diesen hoffentlich irgendwann im Sinne der Kaiserlichen nutzen zu können. Sie sammelte zudem die Aussagen der Dörfler gegen die Banditen, um damit deren Bestrafung in Timog gewährleisten zu können. Zudem verschenkte sie einen Großteil ihres Anteils an dem erbeuteten Geld an jene, die besonders unter den Banditen gelitten hatten.

Ein potentielles Problem stellten die drei Banditen da, die noch mit einem Dörfler auf der Suche nach dem Speer waren. Sie würden wahrscheinlich in absehbarer Zeit zurückkommen, doch wann und aus welcher Richtung war unklar. Luo bemühte sich mit Hilfe der befreiten Dörfler das Dorf so „normal“ wie möglich herzurichten. Allerdings krankte die Scharade daran, dass nur eine Handvoll Nichtvarge als falsche Banditen zur Verfügung standen. Ob es nun an der mangelnden Verkleidungskunst lag oder an der Aufmerksamkeit der Banditen – als diese am späten Nachmittag tatsächlich eintrafen, rochen sie den Braten und traten die Flucht an. Zwar wurden zwei von ihnen durch Magie und Pfeile verwundet, eine Verfolgung per Boot scheiterte aber. Zumindest konnte der bei dem Suchtrupp befindliche Dörfler befreit werden, als die Banditen ihn einfach über Bord warfen. Luo sorgte sich, dass die versprengten Banditen sich zusammentun und Rache am Dorf nehmen könnten, doch Hao meinte, dass sie in verschiedene Richtungen geflohen und teilweise verwundet waren, was einen Vergeltungsangriff unwahrscheinlich machte. 

Die Abenteurer hatten nicht vergessen, was sie ursprünglich in den Sumpf geführt hatte: die Suche nach Zhan um Waraneier und einen Shunkou-Hecht für die Ji-Hochzeit zu besorgen. Und die Dörfler wie auch der Tierhändler waren gerne bereit, zu helfen. Zumindest Waraneier ließen sich vor Ort beschaffen – auch wenn man dazu in den Sumpf hinausfahren und den aggressiven Tieren ausweichen musste. Tatsächlich konnten Luo und Hao zwei Nester  plündern.
Nachdem dies erledigt war, beschlossen die Helden aufzubrechen. Sie hatten die Gastfreundschaft der Dörfler lange genug beansprucht, die zwar gerne die Helden mit Lebensmittel versorgt hatten, aber nur sehr ungern die Gefangenen. Inzwischen glich die Reisegruppe einem recht absonderlichen Konvoi: Rongs Fischerboot, Zhan und Wens Boot sowie das Boot der Banditen, auf dem diese gefesselt mitgeführt wurden. Man beschloss, die Boote aneinanderzubinden, und so setzte sich die Expedition langsam in Bewegung.
Luo, der die Gefangenen bewachte, versuchte Tang zu verhören, kam aber trotz einiger Drohungen nicht weit. Die anderen Banditen waren redseliger, hatten freilich außer Unschuldbeteuerungen nicht viel anzubieten. Sie wussten nicht viel über ihren Auftrag und waren von Tang als Muskeln angeheuert worden. Vor diesem hatten sie alle großen Respekt, ja sogar Angst. Angeblich war er gut vernetzt und galt zudem als ein gefährlicher Kämpfer, der für seine rücksichtslose Art bekannt war. Manche sagten, er diene General Wu oder einer Triade. Einige der Banditen sprachen ihm übernatürliche oder magische Fähigkeiten zu.
Ren achtete darauf, dass die Wunden der Banditen sich nicht infizierten, aber Hao und sie mühten sich nicht, deren Genesung voranzutreiben, und die Versorgung der Gefangenen war ärmlich. Zudem achtete Luo darauf, dem Varg zusätzlich die Augen zu verbinden und ihn zu knebeln.
Ren unterhielt sie während der Fahr etwas mit Zhan, der sich als eigenartiger aber über den Maishi-See wohl informierter Begleiter mit vielen Geschichten über die Tiere und Pflanzen der Gegend entpuppte.

Aufgrund der langsamen Fahrt brauchte man mehr als zwei Tage bis Sairan. Die Reise verlief weitgehend glatt. Zwar versuchte die gefesselten Banditen sich eines Nachts zu befreien, stellten sich aber zu ungeschickt an. In Sairann erregten die Abenteurer mit ihren Gefangenen natürlich Aufsehen. Zudem erwartete die Helden hier eine angenehme Überraschung: die Dörfler hatten in ihrer Abwesenheit einen kleinen Shunkou-Hecht gefangen. So konnten die Gefährten den gewünschten Beitrag zum Fest zu leisten. Freilich war es nur Hao zu verdanken, dass die Reise keine dramatische Wendung nahm: die Affenpriesterin, versiert im Überleben in der Wildnis, ahnte rechtzeitig einen näherkommenden Sturm voraus. So verbrachten die Abenteurer einen zusätzlichen Tag in Sairan – wo sie die hochgehenden Wellen und die heftigen Windböen, die eine der Hütten abdeckten, glimpflich überstanden. Glücklicherweise erwies sich der Sturm als eine nur kurze Unterbrechung, dann präsentierte sich das Wetter wieder freundlicher. Und so erreichte man nach zwei weiteren Tagen wieder Timog, wobei die Abenteurer nach anderthalb Wochen im Schilfmeer etwas verwahrlost waren…
Wenig überraschend erweckten die drei Boote mit einem guten halben Dutzend Gefangenen Aufsehen, und schnell waren einige Wachen zur Stelle. Gestützt auf Wen und Zhan’s Aussage gelang es Hao schnell, die Wachen von ihrer Version des Abenteuers zu überzeugen. Die Banditen wurden unter Mitnahme der von Ren aufgenommenen Aussagen der Dörfler inhaftiert. Auch das Boot der Banditen wurde als „Beweisstück“ beschlagnahmt. Luo versuchte vergeblich, Anspruch auf diese Beute zu erheben.

Die Ji waren froh, ihre Gäste wiederzusehen und die erwarteten Bestandteile der kulinarischen Festattraktionen zu erhalten. Sie waren von der Geschichte der Abenteurer angemessen beeindruckt. Die Abenteurer ihrerseits waren froh, sicher und unversehrt zurückgekehrt zu sein, sich waschen zu können und wieder in richtigen Betten zu schlafen…
Zhan war den Abenteurern sehr dankbar und zahlte ihnen eine ordentliche Belohnung. Er war zudem bereit, ihnen in Zukunft zu helfen, falls sie Materialien aus dem See und Umland suchten.

In den nächsten Tagen halfen Hao und Ren erneut bei der Vorbereitung des Festes und auch Luo nutzte seine Kontakte. Die Abenteurer lernten zudem den Bräutigam kennen.
In anderer Hinsicht waren die Neuigkeiten weniger erfreulich. Während die einfachen Banditen samt und sondern in einer Strafarbeitskompanie landeten, in der sie die Kanäle Timogs säubern und ausbauen mussten, wurde ausgerechnet ihr Auftraggeber Tang auf „Kaution“ entlassen. Offenkundig war er wirklich gut vernetzt. Das beunruhigte Luo. Er fürchtete, dass der Varg auf Rache aus sein würde, oder zumindest danach gierte, sein magisches Artefakt zurückzuerhalten. Die Schattenklinge versuchte, mehr über den ominösen „Bleichen“ herauszubekommen, den Tang seinen Männern gegenüber erwähnt hatte. Allerdings brachten diese Nachforschungen nichts zutage.
Ren und Hao versuchten, das von Tang erbeutete Horn zu analysieren und zogen dafür einen örtlichen Magier namens Kang zurate. Doch selbst mit dessen Hilfe bekamen sie vorläufig nur heraus, dass es sich um einen relativ mächtigen Strukturgeber handelte Aufgrund dessen und des seltenen Materials, aus dem das Artefakt bestand, schätzte Hao, das der Wert einen Solar betragen mochte. Ren schlug halb im Scherz vor, das Artefakt der Fürstin zu schenken, denn so könne man deren Wohlwollen erringen und entferne eine Zielscheibe vom eigenen Rücken. Wozu etwas behalten, was einem vielleicht sowieso wieder abgenommen werden würde? Doch Hao wollte unbedingt herausbekommen, was das Artefakt bewirkte, und Ren ließ sich überzeugen.

Derweil war der Tag der Hochzeit herangekommen. Die Jis hatten ein wahrhaft opulentes Fest organisiert. Über 200 Gäste waren zugegen, oft in glückbringendes Rot gewandet. Die Zeremonie begann mit der traditionellen Ankunft des Bräutigams. Er erschien mit mehreren Freunden. Bevor er seine Zukünftige zu sehen bekam, musste er einige symbolische Aufgaben erfüllen, etwa Holz hacken und ein Gedicht über die Braut und ihre Familie rezitieren. Der nächste Punkt freilich, eine Laterne auf dem höchsten Giebel des Hauses zu entzünden, war ein wenig heikel, und da dies gestattet war, übernahm Luo diese Aufgabe. Dann erst durften sich Braut und Bräutigam offiziell sehen. Keiner von beiden schien außer sich vor Freude, aber unglücklich wirkten sie auch nicht. Beiden war es wohl etwas unangenehm, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen (von den suggestiven Bemerkungen und Geschenken der Gäste ganz zu schweigen). Anschließend wurde der Ehevertrag verlesen. Die Abenteurer lernten dabei auch die Angehörigen des Bräutigams kennen: die energische Matriarchin Zhafeng Zhi, Zhafeng Shara, die etwas zurückhaltende älteste Schwester der Bräutigams sowie Tran, den Bruder der beiden. Die Hochzeitsgeschenke waren teilweise von beträchtlichem Wert und beinhalteten unter anderen exzellenten Silberarbeiten. Hao erwies sich der Aufgabe, die Zeremonie der Eheschließung durchzuführen, als gewachsen und ihre Worte machten einen tiefen Eindruck.
Nachdem das junge Ehepaar vor dem Hausalter Räucherkerzen entzündet hatte, schloss sich das prunkvolle Festessen an, bei dem auch exotische Speisen nach Art des fernen Selenia serviert wurden. Die Gäste waren bunt gemischt. Zu Luos Freude hatte sich seine Mitschülerin (und nicht so heimliche Liebe) Sun Lin selbst eingeladen.
Weit weniger froh war Ren über einen Gast, den sie sehr gut kannte: Gardistenhauptmann Qui Ruan war unmittelbar vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs Rens erste (und bisher einzige) Liebe gewesen, die aber früh an ihren divergierenden politischen Ansichten gescheitert war. Beide junge Leuten hielten Abstand voneinander, peinlich berührt über das Zusammentreffen.
Ein allgemein bewunderter, vielleicht von einigen aber auch gefürchteter Ehrengast war Kanzler Sima Yu. Der Zwerg hatte schon mehreren Fürstinnen der Kranichprovinz gedient, und nicht wenige sahen in ihm den Drahtzieher von Liu Lulis Allianz mit den Triaden.

Die meisten Gäste amüsierten sich gut. Die Kinder spielten Fangen oder Ratespiele, die Erwachsenen improvisierten Gedichte oder übten sich in Geschicklichkeitsspielen vom Jonglieren bis zum Tanzen auf den Tischen. Hao und Ren hielten sich zurück, während Sun Lin und Luo sich bei den Geschicklichkeitsspielen beteiligten. Das Fest währte bis in die Dunkelheit. In einer Hinsicht war der Bräutigam freilich eine Enttäuschung, da er sich beim Zutrinken zurückhielt. Entweder er vertrug nicht viel oder wollte sich nicht lächerlich machen.
Nach Einbruch der Dunkelheit wurde ein Feuerwerk gezündet. Das Fest würde bei sicherlich im Gedächtnis bleiben, hatte allerdings auch ein großes Loch in die finanziellen Reserven der Jis gerissen. Der Prestigegewinn war natürlich beträchtlich. Ren begann zu überlegen, ob sie nicht in absehbarer Zeit ausziehen sollte, um ihren Verwandten nicht auf der Tasche zu liegen. Sie und Luo waren auf freie Kost und Logis nicht angewiesen.

Wenige Tage nach der Feier trafen Akira und Takur wieder in Timog ein, Sie hatten die Stadt während der Abwesenheit ihrer Kameraden verlassen, um, wie Akira mitteilte, ein „Paket“ abzuliefern. Gemeinsam begann man, die Abreise nach Palitan vorzubereiten, obwohl die Nachforschungen der Abenteurer in Timog Aufsehen erregt hatten…

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #23 am: 10.03.2024 | 10:38 »
Eine Frage der Diplomatie (kleine Spoiler für Mondstahlsuche)
Timog, Kranichprovinz von Zhoujiang (Akira, Takur)

Während Ren, Hao und Luo auf der Suche nach dem verschwundenen Händler waren, erlebten Akira und Takur ein weniger dramatisches Abenteuer. Der Schwertalb hatte sich freiwillig verpflichtet, der Kintari-Botschaft bei der Bewachung des Wurfspeers Myurikos zu helfen, den die Helden kurz zuvor geborgen hatten. Wie Botschafterin Suguri Hanako befürchtete auch Akira erneute Versuche anderer Interessengruppen, den Speer an sich zu bringen. Für die Bewachung des Speers konnte er seinen Freund Takur rekrutieren, auch wenn dem Jaguarkrieger die Angelegenheit weniger wichtig war.
Die Botschafterin stand vor der Frage, wie mit dem Speer verfahren werden sollte. Er konnte auf keinen Fall in Timog bleiben, da dies zu riskant und politisch heikel gewesen wäre. Allerdings sollte der Speer nach Meinung der Botschafterin auch nicht zu weit von dem Ort entfernt werden, an dem er gefunden worden war. Vielleicht hatte die göttliche Myuriko einen speziellen Grund gehabt, den Wurfspeer Richtung Timog und Maishi-See zu schleudern. Damit fiel eine Verschickung des Speers in die inneren Provinzen Kintais (oder gar zurück in die Hauptstadt) weg. Andererseits sollte der Aufbewahrungsort nicht nur sicher und relativ nahe liegen, sondern auch der Bedeutung des Artefakts angemessen sein.
Ein Transport des Speers nach Atasato, der nächstgelegenen Kintari-Großstadt, erschien aus mehreren Gründen unpassend: Die Stadt lag fast 250 Kilometer das Jadeband abwärts und damit zu weit entfernt vom Einschlagsort des Wurgspeeres. Außerdem wurde Atasato de facto von dem „Ring aus Jade und Eisen“ regiert – einem Zusammenschluss der lokalen Händler. Die Botschafterin war nicht gewillt, diesen Emporkömmlingen ein göttliches Artefakt zukommen lassen und sie dadurch politisch aufwerten. Zudem gehörte die Umgebung von Atasato teilweise zum Einflussgebiet des mächtigen Daimyo Gankoda Saburo. Dieser hatte schon einmal versucht, den Speer für seine expansiven Pläne zu instrumentalisieren. Es war besser, ihn nicht erneut in Versuchung zu führen.
Akira schlug vor, den Speer in das auf der anderen Seite des Maishi-Sees gelegene Tsusaka zu schicken. Damit könnte der Speer nur wenige Tagesreisen von seinem Fundort entfernt aufbewahrt werden. Zwar war Tsusaka nur eine Kleinstadt, doch ihr berühmter „schwimmender“ Tempel war seit Generationen ein Aufbewahrungsort für kostbare Artefakte. Nachteilig war freilich, dass Tsusaka von Klan Momoku regiert wurde, der Klan Suguri (und besonders Klan Ranku, Akarias Lehensherren) nicht gerade positiv gegenüberstand. Andererseits galt der Fürst von Tsusaka als besonnen und moderat. Er bemühte sich, gute Beziehungen mit Zhoujiang zu halten und auch die Spannungen mit anderen Kintari-Klans nicht eskalieren zu lassen. Es stand zu hoffen, dass er den göttlichen Wurfspeer nicht missbrauchen würde.

Erst einmal musste freilich ein sicherer Transport organisiert werden. Die Botschafterin sandte einen Brief nach Tsusaka und bat um ein Schiff und den nötigen Begleitschutz.
In der Zwischenzeit halfen Akira und Takur, die Bewachung des Speers zu organisieren. Dass andere an dem Speer interessierte Gruppen noch nicht aufgegeben hatten, war daran zu erkennen, dass die Botschaft immer noch unter Beobachtung durch einige zwielichtig wirkende Gestalten stand. Auf Akiras Vorschlag hin versuchte die Botschafterin, die Stadtwache auf diese Späher anzusetzen, indem sie Furcht vor einem Einbruch oder vor einem Anschlag auf die Botschaft vorschützte (den Speer jedoch unerwähnt ließ). Das Engagement der Stadtwache würde freilich davon abhängen, wie gut vernetzt die Späher und ihre schattenhaften Hintermänner waren. Akira und Takur beteiligten sich zudem an den nächtlichen Wachschichten und Akira empfahl, Besuchende und niederrangige Angestellte der Botschaft regelmäßig zu überprüfen. Er vermutete, dass die Triaden – in denen er eine der an dem Speer interessierten Gruppen vermutete – Mittel hatten, um sich die „Mitarbeit“ auch eigentlich Unbescholtenen sichern zu können.

Neben dem Schutz des Artefakts beschäftigte Akira aber auch eine persönliche Angelegenheit: Durch Luos Informationsnetzwerk hatte Akira von einer mögliche Spur zu dem Schwert seines Vaters erfahren, das bei dessen Ermordung verschwunden war. Vielleicht würde diese Spur zu den Mördern von Akiras Vater führen…
Dem Hinweis Luos folgend traf sich Akira mit dem zu den „Feuerhornissen“ gehörenden Söldner Su Tsa im „Vollem Netz“, einem zwielichtigen Gasthaus. Mithilfe einiger Freigetränke und etlicher Lunare konnte Akira den Zwergen zum Reden bringen. Su Tsa hatte in der Tat eine Waffe gesehen, auf welche die Beschreibung des gesuchten Schwertes passte. Sie war ihm in Silangan von einer Albin namens Zhan Ke zum Kauf angeboten worden, allerdings hatte der Preis über den Möglichkeiten des Söldners gelegen. Su Tsa konnte eine knappe Beschreibung der Besitzerin des Schwertes liefern: sie war noch recht jung, wirkte aber kampferfahren mit ihrem Speer und hatte blonde Haare und graue Augen. Außerdem war dem Zwergen ihr Akzent aufgefallen. Nach Akiras Meinung deutete dies daraufhin, dass die Albin eventuell aus Sadu kam – von wo Akira die Hintermänner der Mörder seines Vaters vermutete. Vielleicht wusste sie also etwas oder hatte gar Verbindungen zu den Verbrechern. Su Tsa berichte zudem, dass Zhan Ke vermutlich beabsichtigte, in Palitan einen Käufer für das Schwert zu suchen. Das war eine gute Nachricht: die Helden hatten ohnehin vor, die kaiserlichen Archive in Palitan aufzusuchen. Allerdings machte sich Akira keine Illusionen. Es würde nicht einfach sein, in der Metropole am Jadeband jemanden Bestimmtes zu finden. Und wer mochte wissen, ob Zhan Ke beim Eintreffen der Helden nicht bereits das Schwert verkauft hatte und weitergezogen war? Diese Überlegungen und die Erinnerungen an den Tod seines Vaters trübten die Stimmung des jungen Schwertalben.

Ablenkung brachte der Entschluss der Botschafterin, die Herrin der Kranichprovinz Liu Luli über die Angelegenheit mit dem göttlichen Wurfspeer zu informieren. Botschafterin Suguri Hanako war der Meinung, dass inzwischen zu viele Personen und Interessensgruppen von dem Speer wussten. Auch wenn der Fürstenhof bisher so getan hatte, als ginge ihn das Ganze nichts an, wollte Hanako die Fürstin lieber in Kenntnis setzen, statt einen ihrer gefürchteten Wutausbrüche zu riskieren oder die Beziehungen der Kranichprovinz mit Kintai zu belasten. Auf Einladung der Botschafterin nahm Akira an der Audienz teil, während Takur zurückblieb, da seine höfischen Umgangsformen zu wünschen übrigließen.

Aufgrund des sumpfigen Untergrundes von Timog, der dazu führte, dass praktisch die ganze Stadt auf Stelzen stand, war der Fürstinnenpalast ein nicht hohes, aber sehr weitläufiges Gebäude. Mit seinen kunstvollen Holzschnitzereien, silbernen Schmuckelementen und Einlegearbeiten und den zahllosen Ziervögeln in silbernen Käfigen sowie den ebenso prunkvollen wie gut trainierten Wachen bot der Palast einen beeindruckenden Anblick. Dennoch beschlich Akira bald ein unangenehmes Gefühl. Ein-, zweimal glaubte er in einem leeren Gang Schritte zu hören, meinte aus dem Augenwinkel huschende Bewegungen wahrzunehmen oder sah, wie sich Vorhänge bewegten, obwohl kein Wind ging. Möglicherweise hatte der Palast nicht nur sterbliche Bewohner – beunruhigend, aber in Zhoujiang mit seinen zahllosen Geistergeschichten nicht ganz unerwartet…
Fürstin Lui Luli empfing die Delegation zum Glück in ausgeglichener Stimmung. Von Akira unterstützt setzte Botschafterin Hanako die Herrscherin der Kranichprovinz über die Geschehnisse um den Wurfspeer Myurikos in Kenntnis. Liu Luli war nicht glücklich, dass sie erst jetzt offiziell über den Fund des Speers informiert wurde. Und sie empfand es als ungerecht, dass Tsusaka ein weiteres wertvolles Artefakt erhalten sollte, hatten die Helden doch erst vor kurzem geholfen, den Spiegel des Molchkönigs Ginleizhu aus den Händen von Piraten zu befreien und ihn zum Tempel von Tsusaka zu bringen. Botschafterin Hanako und Akira versuchten, den Unmut der Fürstin zu beschwichtigen. Zum Glück blieb ihnen einer der Wutausbrüche Liu Lulis – oder gar eine Beschlagnahmung des Speers – erspart. Es war aber offenkundig, dass Liu Luli für ihre Provinz ebenfalls ein machtvolles Artefakt begehrte. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch General Wu war es freilich verständlich, dass sie nach übernatürlichem Schutz strebte.

Die temperamentvolle Fürstin der Kranichprovinz blieb allerdings nicht das einzige Risiko. Nur wenige Tage später wurde Takur bei seiner Nachtwache auf eine verdächtige Person aufmerksam, die sich in der Nähe des Botschaftstors zu schaffen machte. Der Jaguarkrieger rief den Fremdling an und überwältigte ihn nach kurzem Kampf – freilich nicht, bevor dieser eine kleine Sprengkugel am Tor der Botschaft zünden konnte.
Der Knall weckte Akira, der zum Tor eilte. Dass das ein Fehler war, erkannte er, als vom hinteren Teil des Botschaftsgebäudes ein weiterer lauter Knall erschallte. Mit einer düsteren Vorahnung rannte Akira zur Schatzkammer der Botschaft: tatsächlich waren die beiden dort postierten Wachleute außer Gefecht gesetzt worden. In der Wand der Schatzkammer klaffte ein Loch. Und ein muskulöser, kahlköpfiger Mann, der Akira bereits aufgefallen war, als die Helden den Speer zur Botschaft gebracht hatten, war gerade dabei, sich mit dem (in einer Truhe aufbewahrten) Speer aus dem Staub zu machen. Offenbar hatten die Diebe eine magische Brücke zum Botschaftsgebäude errichtet, die Wand durchbrochen und mit einem Zauber die Wachen ausgeschaltet. Wütend verfolgte Akira den Dieb, der durch seine Beute verlangsamt wurde, auf die unsichtbare Brücke. Über dem Wasser des Kanals stellte der junge Schwertalb den Dieb und es kam zu einem blutigen Schlagabtausch. Akira erwies sich rasch als der bessere Kämpfer. Doch noch bevor er seinen Gegner überwältigen konnte, löste sich die unsichtbare Brücke plötzlich auf und beide Kontrahenten landeten im Kanal. Da Akira damit beschäftigt war, sich über Wasser zu halten und nach der Speertruhe zu fischen, konnte der verwundete Möchtegerndieb wie auch seine Verbündeten entkommen. Immerhin hatten die Helden den Diebstahl verhindern können.

Der Mann, den Takur überwältigt hatte, erwies sich als ein als Ablenkung angeheuerter Handlanger, der wenig über seine Hintermänner wusste. Immerhin konnte er eine Beschreibung seines Auftraggebers liefern, die von der Botschafterin an die Stadtwache weitergegeben wurde. Akira machte sich angesichts der vermuteten Triadenbeziehungen der Diebe allerdings wenig Hoffnung auf einen Fahndungserfolg. Tatsächlich kam es zu keiner Verhaftung, aber auch nicht zu einem neuen Diebstahlversuch.
Einige Tage später traf das erwartete Kintari-Schiff ein, um den Speer abzuholen. Der Fürst von Tsusaka hatte eines seiner wenigen Kriegsschiffe geschickt: eine massive, kastenförmige Bune, mit dutzenden Schützen und Kämpferinnen an Bord. Die Überfahrt nach Tsusaka verlief unter diesem beeindruckenden Schutz ereignislos. Dort wurde der Speer in einem festlichen Umzug vom Fürsten persönlich zum Tempel gebracht. Irgendetwas schien freilich den Tempelvorsteher zu beunruhigen, der das Artefakt in Empfang nahm, damit es in auf einen würdigen Träger oder Trägerin warten sollte. Vielleicht hatte er Sicherheitsbedenken oder fragte sich, ob es wirklich der Willen der Göttlichen Myuriko war, den Speer nach Tsusaka zu bringen. Falls ihn die Sicherheit des Artefakts beunruhigte, waren seine Befürchtungen möglicherweise nicht unbegründet: In den nächsten Tagen wurden wiederholt große Vögel(?) am Himmel von Tsusaka gesichtet. Waren das vielleicht Späher der Harpyien, die nach dem Wurfspeer suchten, der ursprünglich auf ihrer Insel eingeschlagen war? Falls ja, dann hielten die Wesen vorerst Abstand. 

Akira und Takur verbrachten noch einige Tage in Tsusaka als ehrenvolle, wenn auch nicht prominente Gäste am Hof des Fürsten, bevor sie nach Timog zurückkehrten. Zu seiner großen Erleichterung erfuhr Akira, dass die jüngsten Spannungen zwischen Klan Momoku einerseits und Klan Ranku und Klan Suguri andererseits auch dank der Bemühungen des Fürsten von Tsusaka vorerst beigelegt worden waren. Damit war allerdings nicht jeder einverstanden. Gerade unter den jüngeren, kriegerischeren Adligen gab es offenbar etliche, die einen Schlagabtausch mit den Ranku befürwortet hätten. Dazu gehörte auch Momoku Eiko, die jüngere Halbschwester und Heerführerin des Fürsten von Tsusaka.  Vermutlich auch deswegen (und wegen Akiras Zugehörigkeit zu einem Vasallenhaus von Klan Ranku) verhielt sie sich ihm gegenüber recht abschätzig. Akira versuchte, die Fürstenschwester etwas milder zu stimmen, aber mit begrenztem Erfolg.
Persönlich hielt er wenig von den Kämpfen zwischen den Kintari-Klans. Akira wäre es viel lieber gewesen, wenn sie vereint eine aktivere Außenpolitik betrieben hätten – sei es bezüglich des Bürgerkrieges in Zhoujiang, gegenüber dem Kintai feindlichen Kungaitan und ganz besonders in dem zersplitterten Sadu. Da dergleichen allerdings der isolationistischen Politik des Kaiserreiches widersprochen hätte, behielt er seine Ansichten für sich.
Was Momoku Eiko anging, so bewunderte Akira sie zwar für ihre Heldentaten gegen Piraten und Untiere, hegte allerdings Zweifel, ob sie sich einer Generalin wie Ranku Kane gewachsen gezeigt hätte.
Akira ließ seine Bekanntschaft mit der Kriegerin und Suguri-Agentin Haruko Nakama wiederaufleben, mit der er bei seinem letzten Besuch in Tsusaka eine kurze Affäre gehabt hatte. Beide hielten das Ganze allerdings informell, da keiner an einer festeren Beziehung interessiert war. Takur hingegen nutzte die Zeit in Tsusaka, um sich von den Tempelhandwerkern eine exzellente Glefe fertigen zu lassen, was ihm einen Gutteil seiner Ersparnisse kostete.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #24 am: 16.03.2024 | 09:22 »
Papierkram
Kranichprovinz, Timog und Umgebung (Akira, Takur, Luo, Ren)

In den Tagen nach der Ji-Hochzeit war Hao recht stark mit ihren priesterlichen Verpflichtungen beschäftigt, sei es in spiritueller Hinsicht oder als Heilerin. Sie und Ihre Gefährten erfuhren nach Akira und Takurs Rückkehr von dem erneuten Versuch, denSpeer Myurikos zu stehlen und dass die Waffe eine neue Heimat im Tempel von Tsusaka gefunden hatte. Akira hatte ein gesteigertes Interesse daran, die Reise nach Palitan vorzubereiten, nachdem er Hinweise erhalten hatte, dass sich die Waffe seines Vaters und jemand, der möglicherweise mehr zu seinem Tod wusste, in der Stadt befinden konnte. Er erzählte seinen Gefährten mehr über die Ereignisse an der Südostgrenze Kintais, wo ein langjähriger Kleinkrieg zwischen Insurgenten aus Sadu und den Schwertalben tobte, was unter anderem das Leben von Akiras Vater gekostet hatte.

Luo verbrachte etwas Zeit mit Sun Lin, vernachlässigte aber nicht seine Recherchen. Er versuchte, mehr über den fischvargischen Söldner Tang herauszufinden, der so schnell aus der verdienten Haft entlassen worden war. Doch seine Kontakte konnten ihm nicht viel Neues verraten. Der Varg war wohl schon längere Zeit in Timog aktiv, doch wusste niemand, wer seine Hintermänner waren, und ob er nun ein Schmuggler oder Pirat war  - oder beides. Auf jeden Fall sollte er Kontakte zu den Triaden haben. Er hieß, er hielte sich weiterhin in der Stadt auf. Die Abenteurer beschlossen, wachsam zu bleiben.

Die Recherchen Luos zu den Gesetzlosen in den Sümpfen waren ebenfalls von begrenztem Erfolg. Die Präsenz bewaffneter Gruppen im Schilfmeer war zwar allgemein bekannt, weniger klar war allerdings ihre politische Zugehörigkeit. Dass einige Wu folgten (wie die Abenteurer vermuteten), ließ sich nicht mit absoluter Sicherheit bestätigen. Nachforschungen unter den Fischern und Vogeljägern ergaben, dass es schon immer bewaffnete Banden im Sumpf gegeben hatte. Früher hatten mehrere Militäreinheiten die Banditen und Piraten in Schach gehalten, doch waren die Truppen während des letzten Jogdarenkrieges abgezogen worden. Der Provinz-Jun war nicht in der Lage, die fehlende Mannschaftsstärke zu kompensieren und die Fürstin überließ die Kontrolle des Schilfmeeres den Söldnern der Triaden. Diese galten als wenig besser als die Banditen und waren auch äußerlich oft kaum von diesen zu unterscheiden. Angeblich kooperierten manche der Söldner mit den Banditen oder waren von ihnen bestochen worden. Deshalb hielten die einfachen Leute zu allen Bewaffneten Abstand. Die Sumpfadligen mit ihren Gefolgsleuten konnten ihre eigenen Burgen verteidigen, aber kaum als Ordnungsmacht in Erscheinung treten. Auch bei ihnen munkelte man, dass manche Abkommen mit den Banden getroffen hatten.

Luos Nachforschungen blieben allerdings nicht unbemerkt und weckten das Interesse von Shan Leng. Dieser Militärbeamte war vor nicht allzu langer Zeit aus der Reichshauptstadt Inani angereist, die gegenwärtig unter der Herrschaft von General Wu stand. Theoretisch war er für alle überregionalen Sicherheitsbelange zuständig - einschließlich der Banditenbekämpfung. Allerdings wurde er wegen seiner Herkunft in dem den Triaden zugehörigen Timog konsequent geschnitten und „residierte“ relativ zurückgezogen und ohne echte Befugnisse in einem Gasthaus.
Ren und Luo interessierten sich für diese Angelegenheit, weil sie mehr über das Machtgefüge in der Provinz erfahren wollten, und auf Möglichkeiten hofften, um Geld und Einfluss zu verdienen. Sie hatten freilich Mühe, Akira zu motivieren, der lieber nach Palitan aufbrechen wollte. Schließlich gab ihm Ren zumindest gewisse Einblicke in ihre Loyalitäten und Beweggründe, was den Schwertalben veranlasste, sie wiederwillig zu unterstützen.

Ren nutzte ihr Ansehen und ihren Stand, um mit einigen der lokalen Sumpfadligen in Kontakt zu treten. Sie und Luo zögerten, mit Shan Leng zu sprechen. Immerhin stand er im Bürgerkrieg auf der anderen Seite und ein Kontakt mit ihm mochte ihrem Ruf abträglich sein. Viel erfuhr sie bei ihren Nachforschungen in der High Society nicht, doch gab es Hinweise, dass der Abzug der regulären Truppen vor einigen Jahren mit irgendeinem – sorgfältig maskierten – Skandal einhergegangen war. Auf diese Weise erfuhr sie zudem von Zuan Lihua. Die Beamte war die Vorgängerin von Shan Leng und inzwischen im Ruhestand. Sie war bereit sich mit Ren zu treffen, die Akira zu dem Treffen mitnahm. Vordergründig lief das Gespräch harmonisch. Die Frau mittleren Alters schien ihren Ruhestand zu genießen. Sie hatte aber keine hohe Meinung von ihrem Nachfolger und besaß noch zahlreiche Kontakte in der Gegend. Ihre Auskünfte blieben jedoch recht vage. Zuan Lihua zufolge war beim Abzug der Truppen nichts Ungewöhnliches vorgefallen. Akira hatte das sichere Gefühl, dass sie da nicht die ganze Wahrheit sagte. Interessant war ihr Hinweis auf einen aktuellen Konflikt, der mit der Entsendung Shan Lengs zu tun hatte. Es ging dabei um eine nicht unerhebliche Menge an Geisterseide:

Seit alters her wurden die Gewänder der hochrangigsten Beamten aus der kostbaren Geisterseide gefertigt, die nur in der Spinnenprovinz zu haben war. Für die Lieferanten galten traditionell einige Zusagen und Privilegien. Mit Ausbruch des Bürgerkriegs beanspruchten sowohl die Kaiserlichen als auch General Wu die bereits bezahlten Seidenlieferungen für „ihre“ Ministerien. Sie versuchten zudem, sich Exklusivrechte für künftige Lieferungen zu sichern. Die traditionellen Handelsprivilegien und Sonderrechte wollten die Konfliktparteien freilich nur für die jeweils gegnerischen oder neutralen Gebiete einräumen, um Geld zu sparen. Naturgemäß hatten die Triaden und Händler kein Interesse an solch leeren Zusagen und unprofitablen Geschäften. So wurden die anstehenden Lieferungen weitestgehend zurückgehalten. Die bereits bezahlte Seide war zwar nach Timog geschafft worden, doch ehe eine Entscheidung über die Richtung des Weitertransportes fallen konnte, war die Seide von Räubern gestohlen worden. Verantwortlich waren angeblich die „Sumpfspatzen“, eine ansonsten verdächtig inaktive Bande. Mit angeblich drei Dutzend Angehörigen zählte die Bande zu den größeren Banditengruppen, doch schien sie nur sehr selten aktiv zu werden. Akira und Ren vermuteten, dass der „Überfall“ inszeniert worden war und die Sumpfspatzen eine Pseudobande waren, die entweder gar nicht existierte oder nur im Bedarfsfall eingesetzt wurde. Ziel der Aktion war es vermutlich gewesen, die Seide erst einmal zu behalten, sie insgeheim zu verkaufen oder aber insgeheim an eine der Konfliktparteien liefern, ohne den jeweils anderen potentiellen Empfänger offen zu brüskieren.

Da die Abenteurer Grund hatten, auch beim Abzug der Schilfmeer-Truppen falsches Spiel zu vermuten, suchte Luo mehr herauszufinden: Gerüchte über besondere Vorfälle, familiäre Kontakte zu den Angehörigen der Soldaten und dergleichen mehr. Er stieß aber nur auf einen Wust wilder Gerüchte. Manche behaupteten gar, eine ganze Einheit sei in einer verfluchten Sumpfburg verschollen. In dieser Situation entschloss sich Ren, sich an ihren Verwandten Ji Dao zu wenden, der als Beamter des Justizministeriums einiges über die Gesetzlosen im Sumpf wusste. Von ihm erfuhr sie recht viel zu der Geisterseide. Von den Vorfällen zur Zeit des Truppenabzugs wusste er allerdings wenig, doch konnte er sich erinnern, dass die Familie Guo – einflussreiche Sumpfadlige, die den Triaden nahestanden – damals in die Vorgänge involviert gewesen war und wohl irgendetwas unter den Teppich gekehrt hatte. Die Familie bestand aus der Matriarchin, drei Kindern und einigen angeheirateten oder in andere Familie ausgeheirateten Verwandten. Hauptrivale der Guo waren die Ka, welche kaiserliche Loyalisten waren und den Triaden ablehnend gegenüberstanden. Ji Dao machte klar, dass in seinen Augen all diese Seidenlieferungen und begrabenen Skandale ein heikles Pflaster waren. Sollte Ren sich weiter umhören wollen, müsse sie vorsichtig sein. Zudem bat er sie, auch die Interessen ihrer Familie nicht zu vergessen, bevor sie zu tief grub.

Luo holte weitere Informationen zu den Familen Guo und Ka ein. Die Guo waren bestens vernetzt und unterhielten gute Beziehungen zur Fürstin und zum Hof. Sie galten als überaus wohlhabend – eventuell dank ihrer Triadenkontakte? Die Ka wiederrum waren sogar mit der Fürstin verwandte: die gegenwärtige (noch nicht sehr alte) Ka-Matriarchin war mit Liu Lulis Bruder verheiratet. Allerdings hatten die Beziehungen zum Hof unter den politischen Veränderungen gelitten. Zweifelsfrei waren die Ka die prominenteste Sumpfadligenfamilie, die sich zu Prinzessin Yi bekannte.
Ren und Akira entschlossen sich, das Wagnis einzugehen mit Shan Leng zu sprechen. Dieser war sofort bereit, sich mit den Abenteurern zu treffen. Er nahm an, dass sie wie er nach verschollenen Unterlagen suchen würden, die ins Archiv in Palitan gehen sollten – offenbar hatte er Luo, Haos und Rens Recherchen zu den kaiserlichen Archiven missverstanden. Während diese in den kaiserlichen Archiven Recherchen zu einer anderen Angelegenheit durchführen lassen wollten, ging es dem Beamten um Militärdokumente, welche die vor wenigen Jahren zur Jogdarengrenze verlegten Truppenkontingente betrafen. Von den eangeforderten drei Einheiten waren nur zwei an der Westgrenze angekommen. Eine dritte Einheit – immerhin ca. 400 Soldaten und Tross – blieb unauffindbar. Die Dokumente zu den Truppen waren angeblich auf dem Transport nach Palitan verloren gegangen – wieder bei einem Überfall der „Sumpfspatzen“. Ren und Akira rätselten, ob man die Truppen heimlich abgeworben und irgendwo im Sumpf versteckt hatte, was aber bei so vielen Leuten kaum möglich erschien. Luo fand zudem keine Hinweise auf mögliche Nachschublieferungen in den Sumpf. Die Einheit schien wie vom Erdboden verschwunden.
Ren unterließ es, dem Beamten konkrete Zusagen bezüglich eines Informationsaustausches zu machen. Als Wu-Loyalist stand er für Ren auf der Gegnerseite des Bürgerkrieges.

Die Helden diskutierten die Möglichkeit, die Guos zu infiltrieren. Luo hielt es für denkbar, jemand aus ihrem Haushalt umzudrehen – doch würde man jemand finden, der wichtig aber auch illoyal genug sein könnte? Dies schien ein gewagtes und sehr zeitaufwendiges Unterfangen. Deshalb entschlossen sich Akira und Ren, erst einmal bei den Ka als potentiellen Verbündeten und Informanten vorzufühlen. Dank Rens Ansehen und Stand sollte es nicht zu schwer sein, eine Audienz zu erhalten.

Akira hielt es angesichts der politischen Verwicklungen für ratsam, Suguri Hanako, die örtliche Botschafterin Kintais zu informieren und sie nach ihrer Meinung zu fragen. Die Botschafterin war an diesen brisanten Informationen sehr interessiert. Die Tochter der gegenwärtigen Ka-Matriarchin war aufgrund ihrer Verwandtschaft mit der Fürstin eine potentielle Erbin der bisher unverheirateten und kinderlosen Fürstin Liu Luli. Mehr über das Mädchen, die Ambitionen ihrer Eltern und den Einfluss der Familie zu erfahren, mochte sich noch als nützlich erweisen. Als Albin war die Suguri daran gewöhnt, langfristig zu planen und wollte anscheinend eine mögliche Alternative für die als recht launische und impulsiv geltende Liu Luli im Auge behalten.

Tatsächlich gelang es Ren, eine Audienz in der außerhalb von Timog gelegenen Sumpfburg der Ka zu arrangieren. Sie ging dabei das Risiko ein, ihre politischen Überzeugungen zu offenbaren und erwähnte auch ihre direkten Kontakte zu den Kaiserlichen. Glücklicherweise waren die Ka tatsächlich Loyalisten. Nachdem Ren für ihren kintaiischen Kameraden gebürgt hatte, kam rasch ein offenes Gespräch zustande. Ren schilderte die bisherigen Ergebnisse der Recherchen und deutete an, dass ihrer Meinung nach viele der recht mysteriösen Ereignisse zusammenhingen. Die Matriarchin Ka Yeiyan stimmte ihr zu. Sie glaubte, dass die ominöse „verschwundene“ dritte Einheit nicht mehr existierte. Die Truppe sei wahrscheinlich im Laufe der Zeit schrittweise immer mehr reduziert worden und hätte schließlich nur noch auf dem Papier bestanden, während das Geld für ihren Sold eingestrichen und die Lieferverträge manipuliert wurden. Sehr wahrscheinlich hatten die Guo eine Hand in der Sache gehabt. Als die Einheiten für den Krieg gegen die Jogdaren nach Westen verlegt wurden, hatten die Guo auf Zeit gespielt. Die Wirren des Bürgerkrieges hatten sie davor bewahrt, aufzufliegen. So hatten sie Zeit gewonnen, und als die inkriminierenden Papiere nach Palitan gehen sollten, hatten sie einen „Überfall“ arrangiert. Ob die Angreifer wirklich die „echten“ Sumpfspatzen waren oder einfach nur der Name benutzt wurde, ließ sich nicht sagen. Das Oberhaupt der Familie Ka glaubte, dass man eventuell die Diebe der Dokumente finden könne. Es habe damals unter den Banditen zweifelsfrei Verletzte gegeben, und der Zwischenfall lag nicht so lange zurück. Vielleicht hatten auch einige der Beteiligten über einen so absonderlichen Überfall geredet? Akira konnte bei dem Treffen ein wenig mehr über Ka Ji, die Nichte der Fürstin erfahren. Das Mädchen war gerade sieben Jahre alt und in den Augen ihrer Mutter weit weniger sprunghaft als die für ihr Temperament bekannte Fürstin. Die Ka planten, das Mädchen mit einem nachrangigen Sohn einer selenischen Grafenfamilie zu verheiraten. Der Schwertalb war ziemlich angewidert über die Korruption im zhoujiangischen Militär- und Beamtenapparat, die seine ohnehin vorhandenen Vorurteile verstärkte.

Indem Luo sein verzweigtes Netzwerk aus Kontakten nutzte, konnte er drei vermutliche Beteiligte an dem Überfall auf die Dokumentenkarawane  ermitteln: He, Kang und Fulong (zwei Menschen und ein Gnom). Während Kang verschollen und Fulong noch in Freiheit und aktiv war, verbüßte He eine Strafe – die er den Abenteurern verdankte, weil er zu der Banditen gehörte, die der Söldner Tang für die Suche nach dem Wurfspeer Myurikos rekrutiert hatte. Es fiel nicht allzu schwer, dank einer kleinen Bestechung ein Treffen mit dem Gefangenen zu arrangieren. He sprach recht offen über den Zwischenfall. Seine Truppe hatte in der Tat die Karawane überfallen. Allerdings war der Angriff ziemlich schlecht gelaufen. Sie hatten ernste Verluste erlitten. Auch ihr Anführer Bi sei getötet worden, der als einziger ihre Auftraggeber gekannt hatte. Deshalb hatten die etwas ratlosen Banditen die in ihren Augen wertlose Beute in einer verlassenen Sumpfburg versteckt und sich zerstreut. Wahrscheinlich waren die Unterlagen immer noch in ihrem Versteck. Wenn man seine Freilassung arrangieren würde, wäre er bereit den Ort zu beschreiben.
Luo malte dem Gefangenen aus, was mit ihm passieren würde, sollte er falsches Spiel treiben. Dann arrangierte er gegen eine Auslöse von 15 Lunaren die Freilassung von He. Nachdem der ehemalige Bandit das Versteck preisgegeben hatte, ließ man ihn ziehen.

Die Gruppe mietete ein Maultier, besorgte sich zusätzliche Ausrüstung für den Sumpfmarsch und brach auf. Fachkundig geführt durch Takur kamen sie relativ gut voran, auch wenn sie sich beim Lagern beinahe selber vergifteten, als sie das falsche Holz für das Lagerfeuer verwendeten. In der Nähe der Sumpfburg stießen sie dann allerdings auf beunruhigende Spuren, die auf einen, wenngleich kleinen, Drachen hindeuteten. Vorsichtig näherte sich die kleine Gruppe dem Ziel – einer verfallenden Palisade, hinter der mehrere verrottete Gebäude zu erkennen waren. Takur und Luo kundschaften voraus und überwanden lautlos die Hindernisse. Tatsächlich fanden sie die Unterlagen in einer etwas erhöht liegenden und deshalb trockeneren Hütte – die sich mit etwa zwei Karrenladungen als recht umfangreich entpuppten. Das Problem war, dass sich in einem anderen Gebäude tatsächlich ein kleinerer Flugdrache eingenistet hatte, der es zweifellos bemerken würde, wenn man versuchte, so viel Material unter seiner Nase herauszuschaffen.
Die Abenteuer beschlossen, dass Takur und Luo die verfallene Burg beobachten sollten, während die anderen und ihr Packtier in sicherer Entfernung warteten. Sollte das Raubtier nicht binnen der nächsten Tage ausfliegen, würden sie einen direkten Angriff vorbereiten. Tatsächlich flog der Drache am zweiten Tag der Wacht zu Jagd aus. Um ein Haar hätte er die Abenteurer entdeckt, doch mit einer guten Portion Glück konnten sie sich verbergen. Dann nutzten sie die Abwesenheit des „Burgherren“, um die Papiere zu bergen. Takur hätte zwar am liebsten dem Raubtier bei der Rückkehr aufgelauert, ließ sich aber überzeugen, dass der Ausgang des Kampfes zu ungewiss für die Abenteurer war.