Autor Thema: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu  (Gelesen 9216 mal)

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Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #50 am: 19.10.2025 | 09:17 »
Die seidene Stadt: Teil I (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

In Atasato blieb die Lage nach dem durch den Rachefeldzug der „Bleichen Frau“ verursachten Tod eines hochrangigen Triadenmitglieds und dem darauf folgenden Einsatz kaiserlicher Truppen angespannt. Es kam wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den von Generalin Ranku Kane kommandierten Soldaten und den lokalen Wachtruppen, sowie zu einzelnen Angriffen auf Soldaten durch verärgerte Einwohner. Das durch die Schwächung der „13 Blätter“-Triade entstandene Machtvakuum  drohte in einen ausgewachsenen Unterweltkrieg zu eskalieren. Von jenseits des Jadebands kamen zudem beunruhigende Nachrichten aus dem zhoujiangischen Bürgerkrieg. Die von den Triaden mit Hilfe Kungaitans auf Kiel gelegten Schildkrötenpanzerschiffe waren vom Stapel gelaufen. Die Frage war, wo diese neue Waffe zum Einsatz kommen würde. Würden die Triaden versuchen, die von den Truppen von General Wu besetzten Inseln auf dem Maishi-See zurückerobern? Oder hatten sie ambitioniertere Pläne – vielleicht die Blockade des Zugangs des Generals zum Maishi-See oder die Eroberung der neutralen Flussdelphin-Provinz?

Gleichzeitig war endlich der Aufbruch der „Seidenen Stadt“ herangerückt. Atasato füllte sich mit Adligen und Gefolgsleuten, Händlern und Kunsthandwerkern, Darstellenden und Künstlern sowie den Tributsendungen. Selbst kleine Dörfer schickten ihre Geschenke für die göttliche Myuriko. Die „Seidene Stadt“ war Teil des hochritualisierten Tributsystems Kintais. Im Wechsel brach jährlich eine Karawane aus einer der „fünf Himmelsrichtungen“ gen Senrai auf:
•   Die „Seidene Stadt“ aus Atasato und damit dem Land am östlichen Jadeband, der sich seit jüngster Zeit auch Händler, Künstler und Darstellende aus Zhoujiang und sogar dem fernen Selenia anschlossen.
•   Die „Geisterstadt“ aus Miari, die unter anderem Kostbarkeiten und lebende Tiere aus dem Schattenwand-Gebirge und dem Kamioku, dem „Wald der zehn Millionen Geister“ brachte und häufig von Feen- und Geisterwesen begleitet wurde.
•   Die „Stadt der Wogen“ aus der Hafenstadt Yuizu, die die Kostbarkeiten der Nebelbucht sowie aus dem Handel mit den Stromlandinseln und Kungaitan mit sich führte und der sich gelegentlich einige der legendären und dafür eigens aus Kungaitan angereisten Nungmae-Wanderschmiede anschlossen.
•   Die besonders streitbare „eiserne Stadt“, die in der Festung Matatabi aufbrach. Sie führte die Kostbarkeiten der Ostprovinzen Kintais mit sich. Ihren Namen verdankte die Karawane dem Umstand, dass die Grenze zu Sadu von dem kriegerischen Klan Ranku dominierte wurde und dennoch (oder gerade deswegen) die Tribute ein beliebtes Ziel für transkabilische Rebellen und die Saboteure der Gojoshu waren.
•   Die „Jadestadt“ mit den Kostbarkeiten der Jadesee, die symbolisch in Kimeisha, dem Ort des Erscheinens Myurioks startete, so richtig allerdings erst ab Kyoroku Gestalt annahm, und von zahlreichen Geistlichen und Künstlern begleitet wurde.

Akira und Hao waren fest entschlossen, sich der „Seidenen Stadt“ anzuschließen. Ihre Gefährten hatten allerdings andere Pläne: Ren und Luo wollten vorerst in Atasato bleiben, um Prinzessin Amuis zu unterstützen. Für Takur hatte sich überraschend die Möglichkeit aufgetan, sich einem Handelszug anzuschließen, der über die Hafenstadt Silangan zu den fernen Stromlandinseln reiste. Nachdem Takur bei einem der letzten Abenteuer zwei drachlingische Gedankenkristalle in die Hände bekommen hatte, sah der Jaguarkrieger die Zeit gekommen, der vor einiger Zeit erhaltenen Prophezeiung zu folgen, auf den Stromlandinseln nach seinen verschollenen Ma’Ua-Gefährten zu suchen und mit ihnen in seine Heimat im Jaguardschungel zurückzukehren. Die Abenteurer wussten, dass dies ein Abschied auf lange Zeit, vielleicht sogar für immer sein würde, und schieden mit vielen Glückwünschen und Umarmungen voneinander.

Die diesjährige „Stadtherrin“ Suguri Tomoe war ob ihrer Jugend nicht unumstritten, zumal sich seit einigen Jahren Ausländer aus Zhoujiang und Selenia dem Zug anschließen konnten – eine Entscheidung der Suguri, die bei vielen Kintarai und ganz besonders bei Uome Satomi, der obersten Ritualwächterin der Karawane, auf wenig Gegenliebe stieß. Zudem gab es nicht nur unter den verschiedenen Nationalitäten, sondern auch zwischen den einzelnen in der „Seidenen Stadt“ vertretenen Gewerben und Zünften Spannungen – zusätzlich verkompliziert durch die Rivalitäten der fünf großen Kintarai-Klans.

Das von zahlreichen Bannerträgern und Bewaffneten begleite Eintreffen der auf einem Quirin reitenden Suguri Tomoe und ihre Begrüßung durch den Fürsten von Atasato wurde mit einem großen Fest gefeiert. Die zahllosen Teilnehmenden und Zuschauenden boten einen beeindruckenden Anblick – wobei aufmerksamen Beobachtern auffiel, dass manche der Handelsherren Atasatos prunkvoller gekleidet waren als viele der Adligen. An das Stadtfest schloss sich ein Empfang beim Fürsten an, an dem auch Akira und Hao teilnehmen konnten. Sie gewannen einen ersten Eindruck von einigen der wichtigsten Teilnehmenden der „Seidenen Stadt“, konnten Suguri Tomoe ihre Empfehlungsschreiben überreichen und um Aufnahme in den Tributzug bitten. Obwohl die „Stadtherrin“ von Honoratioren umschwärmt wurde, nahm sie das Ansinnen wohlwollend auf. Tatsächlich erhielten die Helden sogar die Gunst einer Privataudienz bei der „Stadtherrin“. Dies ließ sie allerdings sehr rasch realisieren, dass die internen Eifersüchteleien und Rivalitäten nicht das einzige Problem sein würden, die die „Seidene Stadt“ begleiteten. Suguri Tomoe war nicht alleine: sie wurde  von einem rätselhaften, stets in Schatten gehüllten Mann (?) begleitet, der höchstwahrscheinlich zu der berühmt-berüchtigten kaiserlichen Geheimpolizei gehörte.
Auch aufgrund ihrer bisherigen Leistungen für Klan Suguri wollte Tomoe die Unterstützung der Helden bei der Suche nach Saboteuren und Feinden des Kaiserreiches, die laut der Geheimpolizei möglicherweise danach trachteten, die Tributkarawane zu sabotieren. Wer diese Feinde freilich waren, was für Ziele sie verfolgten und ob sie aus dem Ausland oder aus Kintai selber stammtem, konnte oder wollte der Geheimdienst nicht sagen.
Natürlich erklärten sich die beiden Helden bereit, diesem Ansinnen zu entsprechen – Akira mit deutlich mehr Begeisterung als Hao, die sich daran erinnerte, dass ihre jüngsten Ermittlungen in der Mordserie der „Bleichen Frau“ nicht allzu erfolgreich verlaufen waren.
Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, dass Hao sich als Heilerin und Tiertrainerin der die „Seidene Stadt“ begleitenden Menagerie anschließen würde, während Akira einen Platz als Gunso (Feldwebel) in der Reiterei der Karawane erhalten würde.

In den nächsten drei Tagen machten sich die beiden Helden mit ihren Aufgaben vertraut. Beiden konnten sich gut einpassen, ohne dass ihre neuen Weggefährten etwas von dem Geheimauftrag Haos und Akiras erfuhren.
Hao unterstand nun der Vargin Ayaka, die die unter anderem aus zwei jungen Schneeleoparden, einigen Hirschen, edlen Pferden sowie zahlreichen Hunden und Vögeln bestehende Menagerie leitete. Zusätzlich zu ihren Aufgaben bei der Menagerie half Hao auch, als die Zugtiere eines der die Karawane begleitenden Seleniers auszufallen drohten. Dass Gebhard Bigeran allerdings sofort einen Giftanschlag vermutete und die konkurrierenden Kintarai-Händler der „Seidenen Stadt“ verdächtigte, nahm Hao nicht gerade für den Stoff- und Farbhändler ein. Wie sie feststellte, war die Paranoia des Gnomen unbegründet – die Tiere waren nicht vergiftet worden, sondern lediglich erkrankt. Dank der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung konnten die meisten Tiere gesundgepflegt und ein Ausgreifen der Krankheit auf weitere Zugtiere verhindert werden.
Hao wollte mehr über die möglichen Saboteure des Handelszuges erfahren – dass es einen regelrechten Widerstand gegen Myuriko gab, war ihr bisher unbekannt gewesen. Dieses Thema wurde in Kintai selten öffentlich diskutiert und Akira war auch keine echte Hilfe, da seiner Meinung nach eine Rebellion gegen die lebende Göttin ungefähr so sinnvoll war, wie der Kampf gegen die Jahreszeiten oder den Wind.
Bei der Gründung des Kaiserreiches vor fast 500 Jahren waren viele derjenigen, die sich Myuriko nicht unterwerfen wollten, nach Kungaitan und Sadu geflohen, wo sie und ihre Nachfahren ihren Groll hegten. Das war einer der Gründe für die seitdem gegenüber Kintai schwelenden Feindseligkeit Kungaitans und der jenseits des Kabila lauernden Rebellenbanden und Geheimbünde, die angeblich immer wieder Spione und Saboteure gen Kintai schickten. Noch heterogener und schattenhafter waren die in Kintai selber operierenden Gegner der Lebenden Göttin. Teilweise sollte es sich dabei um die Agenten, Verbündeten und Marionetten ihrer auswärtigen Feinde handeln, teilweise freilich auch um Kintarai: Nicht-Alben, die sich an der Vorherrschaft der Schwertalben rieben, Anhänger der vom Kult Myurikos verdrängten Tiergeister und anderer, dunklerer Götter, ehrgeizige Adlige, die mit der Isolationspolitik Kintais unzufrieden waren sowie all diejenigen, die die strikte Gesellschaftsordnung des Kaiserreiches oder die fast grenzenlose Macht Myurikos (und ihren Gottstatus) ablehnten.

Akira stellte sich inzwischen dem Kommandeur der Reiterei vor. Taisa (Hauptmann) Suguri Ito empfing den Neuzugang reserviert, doch Akira schaffte es, seinen Vorgesetzten und seine neuen Untergeben von sich zu überzeugen. Trotz seines eher zurückhaltenden Naturells gab er sich Mühe, die Männer und Frauen seines Trupps besser kennenzulernen. Das beinhaltete auch ein chaotisches Pferderennen durch die Straßen Atasatos, bei dem Akira trotz seiner durchschnittlichen Reitkünste gut mithielt. Die Aktion gipfelte allerdings in einem Eklat, als die Reiter beinahe einige Gefolgsleute des Momoku-Klans über den Haufen ritten. Zum Glück konnte Akira die wütenden Krieger beruhigen, sodass es zu keinem Blutvergießen kam.
Suguri Ito erwies als ein strenger Anführer, der die ihm untergebenen drei Dutzend Reiter hart rannahm und intensiv drillte – sehr zur Verärgerung der aus verschiedenen Klans stammenden und oft bereits sehr kampferfahrenen Krieger. Offenbar gab es allerdings auch andere Dinge, die Itos Aufmerksamkeit fesselten: Akira sah ihn mehrmals in der Begleitung von „Himmelsblume“ einer der Kurtisanen der „Seidenen Stadt“. Das weckte bei Akira leichtes Misstrauen, der sich fragte, ob Ito überhaupt die Mittel für eine so kostspielige Begleitung hatte. Er beschloss, wachsam zu bleiben.

Dann war der Tag des Abmarschs gekommen. Nach einer feierlichen Verabschiedung durch den Fürsten von Atasato machte sich die „Seidene Stadt“ auf den Weg.
Die Reise der Handel- und Tributkarawane in die ferne Hauptstadt Senrai würde einen Monat dauern. Auf ihrem Weg würde der Zug an drei Stationen „erblühen“:
•   Bei der Festung Kaedejo, dem Sitz des mächtigen Daimio Gankoda Saburo. Dies war eine große Ehre für die Gankoda, die sie sogar einmal mit Waffengewalt gegen ihre Rivalen hatten verteidigen müssen
•   bei Yokosawa, der „Stadt der Lichter“
•   sowie am Kirameki no Yama, dem legendären „Weißen Berg“ oder auch „Berg der Geister“, dem Zugang zu einer Domäne jenseitiger Wesen, die sich der Gottkaiserin unterworfen hatten
•   schließlich würde die Karawane in Senrai noch einmal eine Woche lang blühen

Die erste Etappe der Reise zur Festung Kaedejo soll etwa fünf Tage dauern. Neben ihren Dienstpflichten versuchten die Helden, ihrem geheimen Auftrag gerecht zu werden. Hao machte sich mit den die „Seidene Stadt“ begleitenden Künstlern und Dienstleistern vertraut. Sie vermutete, dass die schattenhaft bleibenden Feinde Myurikos unter diesen am ehesten Spione und Agenten würden platzieren können, statt unter den angesehenen Händlern und Handwerkern, den hoffentlich sorgfältig ausgewählten Wachtruppen oder den ausländischen Händlern. Akira konzertierte sich darauf, die Offiziere und Unteroffiziere der Wachtruppen kennenzulernen. So hoffte er, mögliche „faule Äpfel“ zu identifizieren und im Notfall einschätzen zu können, auf wen er sich verlassen konnte. Beide Helden gingen vorsichtig vor, um kein unnötiges Misstrauen zu wecken.
Die Reise verlief ohne unangenehme Zwischenfälle. Immer wieder säumten Schaulustige die Straße. Als am zweiten Tag ein Quirin-Gestüt passiert wurde, erhielt Stadtherrin Suguri Tomoe zwei Quirin-Fohlen als Tribut für die Lebende Göttin – ein ungeheuer großzügiges Geschenk. Hao hatte von nun an mit der Versorgung der Fohlen eine zusätzliche Aufgabe – eine Pflicht, die sie mit großer Freude erfüllte. Auch Akira war fasziniert von den Neuzugängen und opferte etwas von seiner freien Zeit, um die legendären Reittiere anzuschauen.

Nach zwei Tagen ließ die Karawane das Umland Atasatos hinter sich und überschritt die Grenze des Gankoda-Klans. Dem kriegerischen Ruf des Fürsten entsprechend war die Grenze gut bewacht und von einer Kette von Wachtürmen gesichert. Die Militärpräsenz auf den Straßen war deutlich höher als im Einflussgebiet Atasatos, die Bevölkerungsdichte allerdings geringer.
Die Wachsamkeit der Helden wurde durch eine Nachricht geschärft, die Hao eines Abends in ihrem Zelt fand, und die davor warnte, dass die „Feinde“ möglicherweise auf dem Land oder gar im Haushalt der Gankoda aktiv waren. Beide Helden gingen davon aus, dass die Nachricht von dem Agenten der Kaiserlichen Geheimpolizei stammte, den sie in Atasato kennengelernt hatten und der den Zug insgeheim begleitete. Beide Helden beschlossen, in den nächsten Tagen noch vorsichtiger zu sein, hatten allerdings tagsüber durch ihre Aufgaben genug zu tun: Hao mit der Versorgung der Tiere und Akira als Vorhut oder Flankenschutz der Kolonne.

Am Abend des vierten Tages tauchten am Horizont die beeindruckenden Befestigungsanlangen der Burg Kaedejo auf. Die Karawane wurde von einer Formation von Gankoda-Kriegern und Soldaten empfangen. Angeführt wurden sie von Gankoda Keita, den die Helden bereits bei einem früheren Abenteuer kennengelernt hatten, als er die Ausbildung einer für den Einsatz im zhoujiangischen Bürgerkrieg bestimmten Söldnereinheit aus dem Einflussbereich verschiedener nördlicher Daimyo befehligte. Akira konnte verhindern, dass einige seiner Untergebenen versuchten, die Gankoda zu provozieren.

Die „Seidene Stadt“ erblühte zum ersten Mal auf ihrer Reise in einer Zeremonie, die Anmut und Magie in atemberaubender Art und Weise miteinander verband. Hao und Akira nutzten ihre freie Zeit, um durch die Stände zu spazieren, die verschiedenen angebotenen Köstlichkeiten zu probieren und die zum Kauf angebotenen Kostbarkeiten zu bewundern – zum Kaufen fehlten ihnen allerdings die nötigen Mittel. Hao interessierte sich besonders für Rüstungen und Seidengewänder, Akira war auch von den angebotenen Klingen fasziniert. Allerdings vergaßen die beiden nicht, dass sie einen Auftrag hatten. Erfolgreich verhinderten sie, dass die Konkurrenz zweier Händler zu einer unschönen Szene eskalierte. Als Akira allerdings seinen Vorgesetzten Suguri Ito im Auge behalten wollte, dessen Schwärmerei für eine der Gesellschafterinnen der „Seidenen Stadt“ Akira etwas fragwürdig erschien, fiel das auf. Akira handelte sich einen wütenden Verweis seitens Ito ein. Irgendwie schaffte er es immer wieder, anzuecken…

Immerhin konnte er seinen Patzer etwas ausgleichen, als am Folgetag Fürst Gankoda Saburo seinen offiziellen Besuch der „Seidenen Stadt“ absolvierte. Auch dank seiner noblen Herkunft gelang es Akira sogar, eine Einladung zu dem abendlichen Fest für sich und Hao zu erlangen. Allerdings blieben die Helden wachsam: es gab zu viele konkurrierende Interessen und unterschwellige Strömungen. Unter anderem fiel Akira eine Frau im Gewand einer Kantioku, also einer Kriegerpriesterin auf, die Lord Gankoda wachsam beobachtete. Er nahm sich vor, sie im Auge zu behalten, auch weil sie bemüht schien, ihr Gesicht vor ihm zu verbergen. Hao hatte gleichzeitig den Eindruck, dass bei den Darstellenden der „Seidenen Stadt“ während Fürst Gankodas Besuch eine eigenartige Spannung in der Luft lag, ohne diese jedoch an einer speziellen Person festmachen zu können. Beide Helden befürchteten, dass die unterschwelligen Spannungen explodieren würden.

Der größte Teil des nächsten Tages war mit den Vorbereitungen des abendlichen Festempfangs auf Burg Kaedejo ausgefüllt. Die Helden machten sich präsentabel und rekapitulierten die Regeln und Gepflogenheiten für derartige Anlässe. Eingedenk der Tatsache, dass solche Empfänge mit einem längeren Umtrunk verbunden waren, stärkten sich Hao und Akira mit einer kräftigen Mahlzeit. Gerade die gnomische Affenpriesterin fürchtete, andernfalls vom Alkohol überwältigt zu werden.

Dann war die Zeit für den feierlichen Einzug in die ebenso wehrhafte wie prachtvolle Burg gekommen. Die Helden rangierten unter den weniger prominenten Gästen, hatten aber genug Gelegenheit, die Ausstattung der Burg und die zahlreichen (oft besser als sie gekleideten) Gäste des Festes zu bewundern.
Ein wenig heikel war, dass man Akira neben Rokaku Jun platzierte, einem Gefolgsmann des Gankoda-Klans, der schon mehrmals den Weg der Helden – und einmal Akiras Klinge – gekreuzt hatte. Die Atmosphäre zwischen den beiden Kriegern war angespannt. Die Helden konnten den Umtrunk ohne größere Malheurs absolvieren, auch wenn Akira bei der letzten Runde Mühe hatte. Nach einer Theatervorführung, dem Umtrunk, dem Austausch von Geschenken und dem – teilweise eher dekorativen als nahrhaften – Festmahl war die Zeit für den „geselligeren“ Teil des Festes gekommen. Die bisher recht straffe Sitzordnung löste sich auf und die Gäste hatten Gelegenheit, mit Rezitationen, Musizieren, Debatten, aber auch ihren magischen und kriegerischen Fähigkeiten zu glänzen. Sowohl Hao als auch Akira bewiesen ihre rhetorischen Fähigkeiten, Hao in einem philosophischen Streitgespräch mit einer Hofdame und Akira in einer angeregten Debatte zum zhoujiangischen Bürgerkrieg.
Weniger Erfolg hatte er, als er zu einem Übungskampf gegen die – verschleiert erschienene – Kantioku Aki antrat, die Akira zuvor aufgefallen war. Die Kampfpriesterin dominierte den Kampf und schickte den jungen Krieger zu Boden. Hao brachte ihren Kameraden wieder auf die Beine, der seine Niederlage formvollendet aber zerknirscht akzeptierte. Akira konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, der jungen Kämpferin schon einmal begegnet zu sein. Ihr schien zudem etwas die stoische Ausgeglichenheit zu fehlen, die man von einer Kantioku erwarten würde. Das verstärkte Akiras vagen Verdacht. Er entschloss sich, mehr über Aki herauszufinden. Vielleicht würde er dabei auch etwas von Akis beeindruckenden Fechtkünste lernen können.
Hao war sehr viel erfolgreicher als ihr Gefährte, als sie ihre magischen Fertigkeiten demonstrierte, indem sie ihren Eichhörnchen-Tiervertrauten auf die Größe eines Gnomen vergrößerte. Das weckte das Interesse von Lord Gankoda Saburo. Hao konnte mit dem machtbewussten Fürsten ins Gespräch kommen und nicht nur für einen ihrer neuen Bekannten in der „Seidenen Stadt“ Werbung machen, sondern auch einiges über die politischen Ansichten des Fürsten erfahren. Gabkoda Saburo machte kein Hehl daraus, dass er wenig von der letztlichen Initiative des Hauses Suguri hielt, in den südlichen Provinzen Zhoujiangs durch politischen Druck Macht zu gewinnen und so gegen missliebige Exilanten und den wachsenden Einfluss der Handelsrepublik Kungaitan vorzugehen. Vermutlich sah der Fürst seine eigenen Ambitionen in Zhoujiang gefährdet.

Akira, der sich nach seiner wenig beeindruckenden Darbietung und mit immer noch brummendem Schädel auf die Beobachtung der anderen Gäste beschränkte, fiel auf, dass Lord Gankodas Erbe Genma nicht allzu gut mit Suguri Tomoe, der Stadtherrin der „Seidenen Stadt“ zurechtkam und sich unter einem Vorwand unauffällig entfernte. Akira informierte Hao, die Genma ihren (wieder auf Normalgröße geschrumpften) Eichhörnchen-Tiergefährten hinterherschickte. Der junge Adlige schlich in den Garten, wo er sich mit einer jungen Menschen- oder Albenfrau traf, der er etwas übergab, nachdem diese ihm eine orange Papierfigur gezeigt hatte.
Als die Fremde Haos Tiergefährten bemerkte griff sie sofort zur Waffe. Das Eichhörnchen entkam den Wurfsternen mit einer ernsten Wunde. Dies ließ die Helden vermuten, dass es sich bei der Kontaktperson Genmas um eine Agentin handeln musste: Sie hatte nicht nur das Eichhörnchen bemerkt, sondern es auch noch nachts auf fast 20 Schritt getroffen. War Genma die Kontaktperson der schattenhaften Widerstandskämpfer und die unbekannte Fremde eine in die „Seidene Stadt“ eingeschleuste Agentin? Leider blieb ihr Äußeres vage und die Helden hatten nicht die Autorität, den Sohn von Lord Gankoda zur Rede zu stellen. Sie konnten nur wachsam bleiben.

Der nächste Tag brachte eine fürstliche Jagd, an der auch die Helden teilnehmen durften. Einige der Gäste jagten hoch zu Ross mit Pfeil und Bogen, andere mit Jagdvögeln. Akira, der weder schießen noch besonders gut reiten konnte, hielt sich zurück. Hao hingegen war im Umgang mit Tieren wohlvertraut und gab bei Falkenjagd eine gute Figur ab.
Ihr Kamerad fand Gelegenheit sich hervorzutun, als Hao auf den Wunsch von Fürst Gankoda einen gefangengehaltenen Bären magisch vergrößerte und der Fürst nach Wagemutigen fragte, die sich dem Ungetüm stellen wollten. Zusammen mit seiner gestrigen Kontrahentin Aki trat Akira den Kampf an. Hao fiel bei der Vorbereitung des Kampfes auf, dass die Zauber der vorgeblichen Kantioku Aki eher magischer statt göttlicher Natur waren – war sie am Ende gar keine Priesterin?
Akira und Aki überwanden den gefährlichen Gegner, auch wenn beide verwundet wurden. Hao, die dem Spektakel mit gemischten Gefühlen zugesehen hatte, verzichtete darauf, den tödlich verwundeten Bären magisch zu heilen. Sie wollte das Tier nicht zusammenflicken, nur damit es in Gefangenschaft dahinvegetieren und bei nächster Gelegenheit erneut in einen Kampf gehetzt würde. Akira jedenfalls hatte seine gestrige Schlappe auswetzen können.

Ihre Freizeit nutzten die Helden, um sich nach der mysteriösen Fremden umzusehen, die am vorherigen Abend mit Gankoda Genma Kontakt aufgenommen hatte. Doch da sie nur die vagen Informationen von Haos Tiervertrauten hatten, konnten sie sich nicht auf eine Person festlegen. Stattdessen gab es allein in der „Seidenen Stadt“ vier Menschen- oder Albenfrauen, auf die die Beschreibung passen mochte. Eine war die Kurtisane Himmelsblume, die Akira wegen ihrem Verhältnis zu dem Kommandeur der Reiterei der Karawane verdächtigte. Aber letztlich waren das nur Spekulationen, die die Helden über den vereinbarten „toten Briefkasten“ an den Kaiserlichen Geheimdienst weitergaben. Hao hatte allerdings Bedenken, ob dadurch am Ende Unschuldige in Gefahr gebracht werden würden.
Dann war das Ende des ersten Aufenthaltes der „Seidenen Stadt“ gekommen. Nach einer feierlichen Abschiedszeremonie des Fürsten wurden die Festzelte abgebaut und die Karawane machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten „Erblühen“.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #51 am: Gestern um 06:10 »
Die seidene Stadt: Teil II (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Die „Seidene Stadt“ wurden bis zur Grenze des Gankoda-Territoriums von Truppen des Daimyos begleitet. Akira achtete darauf, dass es zu keinen Reibereien zwischen seinen Soldaten und den fürstlichen Truppen kam. Allerdings gab es weiterhin Spannungen unter den Händlern der Karawane. Am Abend rastete man unweit der zerstörten Burg Ishikama. Diese hatte einst einem Rivalen von Fürst Gankoda gehört und war zerstört worden, als die Gankoda sich das Recht eroberten, die „Seidenen Stadt“ zu beherbergen.

Die Abenteurer trafen sich mit ihrem – vorerst maskiert bleibenden – Kontaktmann zum kaiserlichen Geheimdienst, auch wenn Hao auf dem Weg zum Treffpunkt mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich lieb war. Die bisher von den Helden gefundenen Spuren einer Verschwörung gegen die „Seidenen Stadt“ waren zu vage, um Verhöre oder gar Verhaftungen zu rechtfertigen. Stattdessen sollten die Helden einige der Personen observieren, die sie als mögliche Kontaktpersonen der Rebellen identifiziert hatten. Andere würde der Geheimdienst überwachen. Akira wollte zudem die Kriegerpriesterin Aki im Auge behalten, die ebenfalls etwas zu verbergen schien. Dass sie ihm gefiel und Akira ihre kämpferischen Fähigkeiten bewunderte, spielte dabei freilich auch eine Rolle. Allerdings stieß er rasch mit Satomi, der Ritenmeisterin der „Seidenen Stadt“ zusammen, die einen Groll gegen den aus einem verfeindeten Klan stammenden Akira hegte. Etwas erfolgreicher war Akira dabei, für die Überwachung einer als Rebellen-Kontaktperson verdächtigten Händlerin einen ihrer Konkurrenten zu rekrutieren.
Hao stellte derweil Erkundigungen zu zwei als mögliche Rebellen-Kontakte identifizierten Gesellschafterinnen an. Allerdings erregten ihre Fragen Aufsehen und sie beschloss, für einige Tage die Füße still zu halten.
Jedoch wurde die Aufmerksamkeit der Helden schnell abgelenkt: Einige Mitreisende erkundeten die Ruinen der Burg Ishikama, obwohl – oder weil – es dort spuken sollte. Die Helden mussten zwei Soldaten aus Akiras Trupp und der vargischen Geschichtenerzählerin Kitsuki helfen, die von einem Poltergeist attackiert wurden. Die Helden mussten einige Blessuren hinnehmen. Während Akira seine Untergebenen ob ihres Leichtsinns abkanzelte, versorgte Hao die Wunden.

Am nächsten Tag erreichte die Karawane die Grenze des Gankoda-Territoriums. Offensichtlich herrschte zwischen Gankoda Saburo und der benachbarten Daimyo keine Freundschaft. Die zur Begrüßung aufmarschierten Drachenrohr-Schützen waren ebenso eine Ehrenbezeugung gegenüber der Karawane, wie eine Warnung an den ehrgeizigen Fürsten. Während Akira vor allem mit der Außensicherung des Zuges beschäftigt war, nutzte Hao den Tag, um sich mit der vargischen Geschichtenerzählerin Kitsuki anzufreunden. Hao hoffte, die von den Helden Gerettete als Informationsquelle unter den Dienstleistenden der Karawane zu gewinnen. Allerdings hatte die Affenpriesterin mehrmals den Eindruck, beobachtet zu werden.
Eine kleine Schar Myuriko-Priesterinnen, die die entlang der Straße errichteten Schreine pflegte, schloss sich dem Zug an. Die jungen Priesterinnen fanden freundliche Aufnahme – nur die Kriegspriesterin Aki schien Abstand zu halten. Darauf angesprochen, blockte Aki die Fragen Akiras geschickt ab und lenkte das Gespräch auf die Schwierigkeiten der Reise. Anscheinend war sie an möglichen Fehlern der „Stadtherrin“ Tomoe interessiert. Akira gab mehr preis, als klug gewesen wäre.

Am nächsten Abend gab es neue Komplikationen: unter den selenischen Händlern grassierte ein ansteckendes Fieber. Das sorgte für Spannungen, da einige Kintarai – nicht zuletzt Ritenmeisterin Satomi – grundsätzlich gegen die Präsenz der Fremden waren. Hao half bei der Untersuchung der Kranken. Sie stellte fest, dass das gefährliche Fieber von Parasiten-Bissen verursacht wurde. Linderung war möglich, doch eine Heilung nicht einfach. Immerhin konnte eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Auch dank Haos Unterstützung konnte „Stadtherrin“ Tomoe verhindern, dass die Spannungen eskalierten.
Auf Haos Vorschlag begann Akira sich umzuhören. Die heilkundige Affenpriesterin hielt es für möglich, dass die Parasiten gezielt freigesetzt worden waren, um die Karawane zu sabotieren und Unfrieden zu stiften. Zwar fand Akira keine dahingehenden Hinweise, hörte aber, dass eine Arbeiterin seltsam silbrig-glänzende Insektenpuppen gefunden hatte. Akira stöberte die Finderin auf und kaufte ihr die Puppen ab, die sie im Lagerbereich der Kintarai-Händler gefunden hatte. Die Puppen waren ungewöhnlich groß, hatten eine erstaunlich harte Oberfläche und waren laut Hao magisch. Die Helden schlossen den Fund weg und beschlossen, weitere Erkundigungen anzustellen.
Da Akira aufgrund der Nachforschungen das mit Aki vereinbarte Kampftraining versäumte, kaufte er in einem nahegelegenen Dorf eine magisch konservierte Lotosblüte als Entschuldigung. Die junge Kantioku nahm das Geschenk an, schien aber bezüglich Akiras Intentionen etwas misstrauisch.

Am folgenden Tag wurde das Gelände hügeliger. Akira, dessen Trupp die Flanke der Karawane sicherte, bemerkte eine einzelne Person, die dem Zug folgte und immer wieder auf verschiedenen Seiten der Karawane auftauchte. Als er der Sache nachging, traf er auf einen seltsamen Fremden mit einer Rabenmaske. Der Mann (?) behauptete, ein reisender Kräutersucher zu sein. Akira vermutete, dass sich hinter der Maske ein Tengu verbarg. Diese rätselhaften Rabenmenschen hatten einen zwiespältigen Ruf, doch erschien Akira der Fremde harmlos. Kurzerhand lud er den Kräutersammler ein, den Abend im Lager zu verbringen.
Das Lager zu errichten, war in dem hügligen Gelände nicht einfach, weshalb die Zelte und Wagen weiter verstreut standen, was die Bewachung erschwerte. Derartige kleinere Probleme wurden von Ritenmeisterin Uome Satomi kritisch kommentiert. Der Tengu (?), den Akira ins Lager eingeladen hatte, stieß bei einigen Reisenden auf Misstrauen, doch Akira konnte die Lage beruhigen. Für die Geschichten der Helden revanchierte er sich mit einigen lokalen Legenden. Er wusste einiges über den heiligen Berg Kirameki no Yama, die übernächste Station der „Goldenen Stadt“. Der dortige Feenmarkt präsentierte sich im Wechsel als der gefährliche aber besonders lukrative „Markt der Nacht“ oder aber als der deutlich sicherere „Markt des goldenen Lichts“. Laut dem Tengu wurde der Berg und Markt von einem Oni namens Irjoku regiert.

Der nächste Tag führte die Karawane weiter durch das Hügelland. Spätabends überquerte man eine monumentale Steinbrücke, die bei dem Siegeszug Myuriokos vor einem halben Jahrtausend von der Lebenden Göttin selbst erschaffen worden war. Deshalb gab es einige hochgezogene Augenbrauen, als Akira seinem Trupp befahl, das Bauwerk nach Schwachstellen abzusuchen. Akira war der Meinung, dass die Elemente dem Werk der Göttin kaum etwas anhaben konnten, gezielte Sabotage aber etwas anderes sei. Doch die Soldaten wurden nicht fündig und die Karawane setzte ungehindert ihren Weg fort. Am Abend veranstalteten die den Zug begleitenden Priesterinnen eine feierliche Andacht. Wieder hielt sich die Priesterkriegerin Aki im Hintergrund.
Ansonsten verliefen der Abend und der folgende Marschtag wohltuend ereignislos und man erreichte die nächste Station: die Stadt Yokosawa. Diese lag, von kleinen Burgen gegen Banditen und feindliche Adlige gesichert, am Ufer des tiefblauen Gezu-Sees. Als eine Station auf dem Siegeszug der Lebenden Göttin Myuriko war die 5.000 Einwohner zählende Stadt ein beliebtes Ziel für Pilgernde, namentlich aus den hier einstmals in den Adel erhobenen Familien, und zudem berühmt für ihre große, frei zugängliche Bibliothek.

Die Fürstin von Yokosawa, Zakur Azumi, war persönlich gekommen, um die „Seidene Stadt“ willkommen zu heißen. Das „Erblühen“ des Lagers wurde allerdings unterbrochen, als das aus dem Boden beschworene Wasser sich als eine widerlich stinkende, blassviolette Brühe erwies. Sofort begannen unter den Mitgliedern der Karawane und den in großer Zahl aus der Stadt und dem Umland gekommenen Zuschauenden Gerüchte umherzuschwirren. Es wurde beschlossen, die „Seidene Stadt“ an einer anderen Stelle „erblühen“ zu lassen. Allerdings war der Ausweichstandort weiter von der Stadt entfernt und lag am Rande eines Waldes. Auch wenn der Aufbau des Lagers diesmal durch kein böses Omen unterbrochen wurde, herrschte eine gewisse Unruhe.
Die Helden glaubten weder an einen Zufall noch an ein böses Omen, sondern vermuteten gezielte Sabotage. Während Hao eine Probe des kontaminierten Wassers sicherte, behielt Akira den ursprünglichen Rastplatz im Auge. Tatsächlich fielen im zwei Personen auf: Ein Arbeiter schien sich für den Boden zu interessieren, und das gleiche galt für die Kantioku Aki. Akira sprach die Kampfpriesterin an, die zwar erneut aus ihrer Skepsis gegenüber „Stadtherrin“ Tomoe kein Geheimnis machte, aber bereit war, ihre Erkenntnis mit Akira zu teilen. Sie hatte im Boden Spuren eines seltsamen Pulvers gefunden – vermutlich die Ursache der Wasserkontamination. Akira konnte Aki überzeugen, ihren Fund nicht nur Ritenmeisterin Uome Satomi, sondern auch „Stadtherrin“ Suguri Tomoe zu zeigen. Auch Hao hatte Erfolg: mithilfe eines Alchemisten der Karawane hatte sie in dem Wasser „Krötenquarz“ gefunden – eine Substanz, die mit dem von Aki gefundenen Pulver identisch war. Das Pulver war schwach giftig, aber bei Kontakt mit Wasser sehr übelriechend.
Die Helden brachten ihre Funde und Erkenntnisse „Stadtherrin“ Tomoe vor. Auf ihren Vorschlag wurde die Außensicherung des Lagers verschärft. Zudem patrouillierten Spähtrupps die Ausläufer des Waldes. Die Helden, die sich mit Aki an der Erkundung beteiligten, fanden einige Fußspuren und sichteten kurz eine verdächtige Person, stießen allerdings auf keine eindeutigen Hinweise auf einen drohenden Angriff.
Zurück im Lager hatten die Helden wenig Muße, das bunte Treiben zu genießen, weil sie die Augen nach möglichen Bedrohungen offenhielten. Allerdings ließ sich Hao von den zahlreichen Ständen und den vielen Besuchenden doch etwas ablenken. Akira fielen hingegen einige verdächtige Gestalten auf, die einen Juwelierstand beobachteten. Dass die drei weiche, bequeme Laufschuhe statt den bei einfachen Leuten üblichen Sandalen trugen, machte sie noch verdächtiger – zumal die Helden im Wald auf Spuren von ähnlichem Schuhwerk gestoßen waren. Akira alarmierte Hao, damit die Helden die Verdächtigen abwechselnd im Auge behalten konnten.

Die Helden rechneten mit einem Überfall und einem Ablenkungsmanöver vom Wald aus. Dennoch waren sie überrascht, als nicht nur vom Waldesrand Pfeile und einzelne Gewehrkugeln ins Lager flogen, sondern gleichzeitig an verschiedenen Stellen in der „Seidenen Stadt“ Flammen aufflackerten und Waffenlärm laut wurde. Die Angreifer erwiesen sich als zahlreicher und besser organisiert als die Helden gedacht hatten. Dennoch konnten die Helden im Verbund mit den Wachen des Juweliers die an dieser Stelle Angreifenden rasch zurückschlagen und zwei der Banditen festsetzen, wobei sich besonders Hao auszeichnete. Sie half auch bei der Versorgung der Verwundeten und rettete einen der Feuermagie kundigen Alchemisten vor einem hinterhältigen Angriff, sodass dieser die auflodernden Brände unter Kontrolle bekommen konnte.
Akira half bei der Organisierung des Widerstandes. Bei der Verfolgung der sich inzwischen zur Flucht wendenden Angreifer war er hingegen weniger erfolgreich, da er in der Dunkelheit vom Pferd stürzte. Die berittenen Soldaten konnten einige Banditen stellen und ihnen – angeführt von Aki, die auf eigene Faust die Verfolgung aufgenommen hatte – einige Beutestücke abjagen, darunter die zwei Quirin-Fohlen. Die meisten der Räuber verschwanden allerdings im Wald. Der Angriff hatte die Banditen ein halbes Dutzend Tote und vier Gefangene gekostet. Doch auch unter den Zivilisten und Kämpfern der „Seidenen Stadt“ gab es Verletzte und Tote. Beträchtliche Werte waren zerstört oder gestohlen worden.
Dass damit die die „Seidene Stadt“ umgebenden Intrigen noch nicht vorbei waren, zeigte sich, als Hao eine junge Frau auffiel, die einem der toten Banditen heimlich etwas abnahm und zwischen den Zelten verschwand. Eine Untersuchung des Toten ergab, dass er nicht durch eine Klinge, sondern durch einen (vergifteten?) Wurfstern gestorben war. Immerhin konnten die Helden die junge Frau identifizieren: Es handelte sich um Hikibi, die Gehilfin eines heilkundigen Masseurs der „Seidenen Stadt“. Die junge Frau war schon bei den früheren Ermittlungen der Helden als eine mögliche Kontaktperson der Myuriko-feindlichen Rebellen identifiziert worden und hatte sich jetzt natürlich an die Spitze der Verdachtsliste katapultiert. Die Helden hinterließen eine entsprechende Warnung für ihren Kontaktmann zum kaiserlichen Geheimdienst am vereinbarten Ort.

Am nächsten Tag suchte Hao die berühmte Bibliothek Yokosawas auf, in der vergeblichen Hoffnung, die vor einigen Tagen gefundenen magischen Insektenpuppen zu identifizieren. Anscheinend kamen die Insekten aber aus einer sehr fernen Anderswelt - vielleicht einer dragoreischen?
Akira half währenddessen, die Folgen des Überfalls zu beseitigen. Er beteiligte sich auch am Verhör der gefangenen Banditen, wovon sich Hao lieber fernhielt. Die brutalen Verhör- und Strafmethoden Kintais waren ihr fremd. Allerdings verlief das Verhör recht blutarm: Akira schlug vor, den Gefangenen beim Einzelverhör im Gegenzug für ihre Kooperation einen Verzicht auf die Todesstrafe anzubieten. Tatsächlich war eine von Akira am Vorabend gefangene Banditin bereit, ihre Kameraden zu verraten:
Die Angreifer hatten zu der Fünf-Tiger-Bande gehört. Der Plan für den Überfall auf die „Seidene Stadt“ war die Idee ihres Räuberhauptmanns Gotora gewesen, der leider entkommen war – ebenso wie der Spitzel, den er in die Tributkarawane eingeschleust hatte. Da die Bande aus einem etliche Tage entfernten Niemandsland operierte, das von keinem der Klans kontrolliert wurde, erschien eine Verfolgung wenig aussichtsreich.

Bei der feierlichen Kremierung der Gefallenen der „Seidenen Stadt“ wurde das Auftauchen eines Kranichschwarms als ein Zeichen der Lebenden Göttin gedeutet, was die angeschlagene Moral stärkte. Die Asche der Toten würde die „Seidene Stadt“ bis nach Senrai begleiten.
Anschließend wurden jene belobigt, die sich bei der Verteidigung des Lagers ausgezeichnet hatten. Hao gehörte zu denen, die besondere Würdigung fanden. Ihr sollte die Ehre zuteilwerden, an der Präsentation der Tributgaben vor der Lebenden Göttin teilzunehmen.
Akira erhielt zwar auch lobende Worte, aber sein blamabler Sturz brachte ihm von Seiten seines Vorgesetzten und seiner Untergebenen auch Spott ein. Der junge Krieger ertrug das mit steinerner Miene. Zudem durften sich die Helden aus dem Sortiment des von ihnen geretteten Juwelier ein Schmuckstück aussuchen und erhielten die Waffen der von ihnen bezwungenen Banditen.

Auch wenn die „Seidene Stadt“ ihren Betrieb nach dem Angriff rasch wieder aufnahm, blieb die Stimmung angespannt. Als Hao zusammen mit Akira beim Fürstenpalast von Yokosawa eine prachtvolle Katze für die Menagerie der „Seidenen Stadt“ abholte, wurden die Helden von einigen anderen Mitgliedern der Karawane abgepasst – darunter der „Arbeiter“, der Akira bei dem alten Lagerplatz aufgefallen war. Die drei identifizierten sich als Mitglieder des kaiserlichen Geheimdienstes. Alarmiert von der Nachricht der Helden bezüglich der Verdächtigen Hikibi wollten sie aktiv werden: die Masseurin und ihr Meister sollten festgesetzt werden, ebenso die Kurtisane Himmelsblume, die mehrfach Kontakt mit Hikibi gehabt hatte. Auch die Helden waren der Meinung, dass es zu riskant sei, länger zu warten. Akira hatte Himmelsblume bereits wegen ihrer Beziehung zum Kommandeur der Reiterei der Karawane misstraut. Deshalb war er mit seinem Vorgesetzten aneinandergeraten und wollte sich jetzt an der Verhaftung der Verdächtigen beteiligen. Die Helden würden Himmelsblume festsetzen, während die Agenten sich um Hikibi und ihren Meister kümmerten.
Die Helden beschlossen, die Kurtisane aus ihrem Zelt zu locken. Da Himmelsblume Akira vermutlich misstraute, würde Hao die Botin eines vorgeblichen Klienten spielen. Akira rekrutierte zwei Soldaten seines Trupps, mit denen er Himmelsblume unter dem Vorwand festsetzen würde, man habe sie des Diebstahls beschuldigt.

Die Aktion lief nicht ganz wie erhofft. Zum einen weckte Hao das Misstrauen der Verdächtigen, konnte es aber zerstreuen. Doch bei der versuchten Verhaftung leisteten Himmelsblume und ein Varg, der ihr gefolgt war, erbitterten Widerstand. Die Helden und ihre Helfer wurden dadurch gehandicapt, dass sie die Kurtisane unverletzt festsetzen wollten. Das gelang schließlich, aber das Ganze war nicht gerade unauffällig geblieben. Die Gefangenen wurden gefesselt, durchsucht – wobei man Giftkapseln fand – und in einem der Wachzelte festgesetzt. Während Akira die Gefangenen im Auge behielt, eilte Hao zu dem Geheimdienst-Trupp, der ebenfalls auf heftigeren Widerstand als erwartet gestoßen war. Hikibi schaffte es, Gift zu schlucken, doch konnte Hao sie stabilisieren und mithilfe eines der Alchemisten der „Seidenen Stadt“ ein Heilmittel herstellen. Alles in allem war die Operation ein Erfolg mit Schönheitsfehlern: die Sache hatte Aufsehen erregt. Falls weitere Verschwörer im Lager waren, würden sie vermutlich alarmiert sein, auch wenn die Helden und ihre Verbündeten ausstreuten, die Verhaftungen stünden in Zusammenhang mit einem Diebstahl beziehungsweise dem kürzlichen Räuberüberfall.
 
Hao hielt sich aus den in den nächsten Tagen anlaufenden Verhören der Rebellen heraus. Akira hatte keine solchen Skrupel, war aber keine große Hilfe. Hikibi und Himmelsblume erwiesen sich als extrem widerspenstig. Hikibis Meister war hingegen wohl nicht Teil der Verschwörung gewesen, sondern hatte nur als ahnungslose Tarnung gedient und wurde freigelassen. Hingegen erwies sich der Varg, der Himmelblüte bei ihrer Verhaftung zur Hilfe geeilt war, als aussagewillig – vermutlich auch, weil er nur ein Gehilfe war. Immerhin konnte er mitteilen, dass die Verschwörer eine größere Aktion planten, die aber erst in der kaiserlichen Hauptstadt Senrai stattfinden sollte. Dort sollte eine örtliche Kontaktperson mit Hikibi Verbindung aufnehmen, deren Identität dem Varg jedoch unbekannt war.
Bei der Durchsuchung der Habseligkeiten der Verhafteten wurden neben Giften und verborgenen Waffen auch eine Summe Geld sowie – deutlich mysteriöser – vier Bohnensamen gefunden. Eine Untersuchung enthüllte diese als magisch. Die Helden, denen die nötigen magischen Fähigkeiten fehlten, suchten die Unterstützung der Ritenmeisterin Satomi. Auch wenn sie erneut „Stadtherrin“ Tomoe kritisierte und aus irgendeinem Grund Akiras Interesse an der Kampfpriesterin Aki ablehnte, war sie auf jeden Fall Patriotin.
Auf Satomis Vorschlag hin wurden die seltsamen Bohnensamen in einer kontrollierten Umgebung magisch zum Keimen gebracht. Aus ihnen spross jeweils ein einzelnes Blatt, das eine Strichzeichnung trug, deren Bedeutung vorerst ein Rätsel blieb.
Vielleicht würde man ja bei der nächsten Station der „Seidenen Stadt“, auf dem Feenmarkt, Mittel finden, um die Gefangenen zum Reden zu bringen – oder Experten, die mit den seltsamen Insektenpuppen etwas anfangen konnten. Ganz offensichtlich war die Gefahr noch nicht vorbei.
Dennoch nutzte Hao die verbleibenden Tage in Yokosawa, um sich nach dem Stress der letzten Tage ein wenig zu entspannen. Auch Akira besichtigte die Stadt und suchte – trotz des Missfallens von Ritenmeisterin Satomi - weiter den Kontakt zu Aki. Die junge Kampfpriesterin schien nichts dagegen zu haben, vielleicht auch, weil Akira ihr gegenüber mehr ausplauderte, als klug war.
Die öffentliche Hinrichtung von drei der gefangenen Räuber (die vierte hatte sich durch ihre Aussage eine Verbannung gesichert) dämpfte die Stimmung nur kurz. Die meisten sahen die harte Strafe für völlig gerechtfertigt an. Ansonsten verlief der weitere Aufenthalt in Yokosawa erfreulich ereignislos und die Karawane konnte fristgerecht aufbrechen.