Autor Thema: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu  (Gelesen 10084 mal)

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Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #50 am: 19.10.2025 | 09:17 »
Die seidene Stadt: Teil I (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

In Atasato blieb die Lage nach dem durch den Rachefeldzug der „Bleichen Frau“ verursachten Tod eines hochrangigen Triadenmitglieds und dem darauf folgenden Einsatz kaiserlicher Truppen angespannt. Es kam wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den von Generalin Ranku Kane kommandierten Soldaten und den lokalen Wachtruppen, sowie zu einzelnen Angriffen auf Soldaten durch verärgerte Einwohner. Das durch die Schwächung der „13 Blätter“-Triade entstandene Machtvakuum  drohte in einen ausgewachsenen Unterweltkrieg zu eskalieren. Von jenseits des Jadebands kamen zudem beunruhigende Nachrichten aus dem zhoujiangischen Bürgerkrieg. Die von den Triaden mit Hilfe Kungaitans auf Kiel gelegten Schildkrötenpanzerschiffe waren vom Stapel gelaufen. Die Frage war, wo diese neue Waffe zum Einsatz kommen würde. Würden die Triaden versuchen, die von den Truppen von General Wu besetzten Inseln auf dem Maishi-See zurückerobern? Oder hatten sie ambitioniertere Pläne – vielleicht die Blockade des Zugangs des Generals zum Maishi-See oder die Eroberung der neutralen Flussdelphin-Provinz?

Gleichzeitig war endlich der Aufbruch der „Seidenen Stadt“ herangerückt. Atasato füllte sich mit Adligen und Gefolgsleuten, Händlern und Kunsthandwerkern, Darstellenden und Künstlern sowie den Tributsendungen. Selbst kleine Dörfer schickten ihre Geschenke für die göttliche Myuriko. Die „Seidene Stadt“ war Teil des hochritualisierten Tributsystems Kintais. Im Wechsel brach jährlich eine Karawane aus einer der „fünf Himmelsrichtungen“ gen Senrai auf:
•   Die „Seidene Stadt“ aus Atasato und damit dem Land am östlichen Jadeband, der sich seit jüngster Zeit auch Händler, Künstler und Darstellende aus Zhoujiang und sogar dem fernen Selenia anschlossen.
•   Die „Geisterstadt“ aus Miari, die unter anderem Kostbarkeiten und lebende Tiere aus dem Schattenwand-Gebirge und dem Kamioku, dem „Wald der zehn Millionen Geister“ brachte und häufig von Feen- und Geisterwesen begleitet wurde.
•   Die „Stadt der Wogen“ aus der Hafenstadt Yuizu, die die Kostbarkeiten der Nebelbucht sowie aus dem Handel mit den Stromlandinseln und Kungaitan mit sich führte und der sich gelegentlich einige der legendären und dafür eigens aus Kungaitan angereisten Nungmae-Wanderschmiede anschlossen.
•   Die besonders streitbare „eiserne Stadt“, die in der Festung Matatabi aufbrach. Sie führte die Kostbarkeiten der Ostprovinzen Kintais mit sich. Ihren Namen verdankte die Karawane dem Umstand, dass die Grenze zu Sadu von dem kriegerischen Klan Ranku dominierte wurde und dennoch (oder gerade deswegen) die Tribute ein beliebtes Ziel für transkabilische Rebellen und die Saboteure der Gojoshu waren.
•   Die „Jadestadt“ mit den Kostbarkeiten der Jadesee, die symbolisch in Kimeisha, dem Ort des Erscheinens Myurioks startete, so richtig allerdings erst ab Kyoroku Gestalt annahm, und von zahlreichen Geistlichen und Künstlern begleitet wurde.

Akira und Hao waren fest entschlossen, sich der „Seidenen Stadt“ anzuschließen. Ihre Gefährten hatten allerdings andere Pläne: Ren und Luo wollten vorerst in Atasato bleiben, um Prinzessin Amuis zu unterstützen. Für Takur hatte sich überraschend die Möglichkeit aufgetan, sich einem Handelszug anzuschließen, der über die Hafenstadt Silangan zu den fernen Stromlandinseln reiste. Nachdem Takur bei einem der letzten Abenteuer zwei drachlingische Gedankenkristalle in die Hände bekommen hatte, sah der Jaguarkrieger die Zeit gekommen, der vor einiger Zeit erhaltenen Prophezeiung zu folgen, auf den Stromlandinseln nach seinen verschollenen Ma’Ua-Gefährten zu suchen und mit ihnen in seine Heimat im Jaguardschungel zurückzukehren. Die Abenteurer wussten, dass dies ein Abschied auf lange Zeit, vielleicht sogar für immer sein würde, und schieden mit vielen Glückwünschen und Umarmungen voneinander.

Die diesjährige „Stadtherrin“ Suguri Tomoe war ob ihrer Jugend nicht unumstritten, zumal sich seit einigen Jahren Ausländer aus Zhoujiang und Selenia dem Zug anschließen konnten – eine Entscheidung der Suguri, die bei vielen Kintarai und ganz besonders bei Uome Satomi, der obersten Ritualwächterin der Karawane, auf wenig Gegenliebe stieß. Zudem gab es nicht nur unter den verschiedenen Nationalitäten, sondern auch zwischen den einzelnen in der „Seidenen Stadt“ vertretenen Gewerben und Zünften Spannungen – zusätzlich verkompliziert durch die Rivalitäten der fünf großen Kintarai-Klans.

Das von zahlreichen Bannerträgern und Bewaffneten begleite Eintreffen der auf einem Quirin reitenden Suguri Tomoe und ihre Begrüßung durch den Fürsten von Atasato wurde mit einem großen Fest gefeiert. Die zahllosen Teilnehmenden und Zuschauenden boten einen beeindruckenden Anblick – wobei aufmerksamen Beobachtern auffiel, dass manche der Handelsherren Atasatos prunkvoller gekleidet waren als viele der Adligen. An das Stadtfest schloss sich ein Empfang beim Fürsten an, an dem auch Akira und Hao teilnehmen konnten. Sie gewannen einen ersten Eindruck von einigen der wichtigsten Teilnehmenden der „Seidenen Stadt“, konnten Suguri Tomoe ihre Empfehlungsschreiben überreichen und um Aufnahme in den Tributzug bitten. Obwohl die „Stadtherrin“ von Honoratioren umschwärmt wurde, nahm sie das Ansinnen wohlwollend auf. Tatsächlich erhielten die Helden sogar die Gunst einer Privataudienz bei der „Stadtherrin“. Dies ließ sie allerdings sehr rasch realisieren, dass die internen Eifersüchteleien und Rivalitäten nicht das einzige Problem sein würden, die die „Seidene Stadt“ begleiteten. Suguri Tomoe war nicht alleine: sie wurde  von einem rätselhaften, stets in Schatten gehüllten Mann (?) begleitet, der höchstwahrscheinlich zu der berühmt-berüchtigten kaiserlichen Geheimpolizei gehörte.
Auch aufgrund ihrer bisherigen Leistungen für Klan Suguri wollte Tomoe die Unterstützung der Helden bei der Suche nach Saboteuren und Feinden des Kaiserreiches, die laut der Geheimpolizei möglicherweise danach trachteten, die Tributkarawane zu sabotieren. Wer diese Feinde freilich waren, was für Ziele sie verfolgten und ob sie aus dem Ausland oder aus Kintai selber stammtem, konnte oder wollte der Geheimdienst nicht sagen.
Natürlich erklärten sich die beiden Helden bereit, diesem Ansinnen zu entsprechen – Akira mit deutlich mehr Begeisterung als Hao, die sich daran erinnerte, dass ihre jüngsten Ermittlungen in der Mordserie der „Bleichen Frau“ nicht allzu erfolgreich verlaufen waren.
Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, dass Hao sich als Heilerin und Tiertrainerin der die „Seidene Stadt“ begleitenden Menagerie anschließen würde, während Akira einen Platz als Gunso (Feldwebel) in der Reiterei der Karawane erhalten würde.

In den nächsten drei Tagen machten sich die beiden Helden mit ihren Aufgaben vertraut. Beiden konnten sich gut einpassen, ohne dass ihre neuen Weggefährten etwas von dem Geheimauftrag Haos und Akiras erfuhren.
Hao unterstand nun der Vargin Ayaka, die die unter anderem aus zwei jungen Schneeleoparden, einigen Hirschen, edlen Pferden sowie zahlreichen Hunden und Vögeln bestehende Menagerie leitete. Zusätzlich zu ihren Aufgaben bei der Menagerie half Hao auch, als die Zugtiere eines der die Karawane begleitenden Seleniers auszufallen drohten. Dass Gebhard Bigeran allerdings sofort einen Giftanschlag vermutete und die konkurrierenden Kintarai-Händler der „Seidenen Stadt“ verdächtigte, nahm Hao nicht gerade für den Stoff- und Farbhändler ein. Wie sie feststellte, war die Paranoia des Gnomen unbegründet – die Tiere waren nicht vergiftet worden, sondern lediglich erkrankt. Dank der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung konnten die meisten Tiere gesundgepflegt und ein Ausgreifen der Krankheit auf weitere Zugtiere verhindert werden.
Hao wollte mehr über die möglichen Saboteure des Handelszuges erfahren – dass es einen regelrechten Widerstand gegen Myuriko gab, war ihr bisher unbekannt gewesen. Dieses Thema wurde in Kintai selten öffentlich diskutiert und Akira war auch keine echte Hilfe, da seiner Meinung nach eine Rebellion gegen die lebende Göttin ungefähr so sinnvoll war, wie der Kampf gegen die Jahreszeiten oder den Wind.
Bei der Gründung des Kaiserreiches vor fast 500 Jahren waren viele derjenigen, die sich Myuriko nicht unterwerfen wollten, nach Kungaitan und Sadu geflohen, wo sie und ihre Nachfahren ihren Groll hegten. Das war einer der Gründe für die seitdem gegenüber Kintai schwelenden Feindseligkeit Kungaitans und der jenseits des Kabila lauernden Rebellenbanden und Geheimbünde, die angeblich immer wieder Spione und Saboteure gen Kintai schickten. Noch heterogener und schattenhafter waren die in Kintai selber operierenden Gegner der Lebenden Göttin. Teilweise sollte es sich dabei um die Agenten, Verbündeten und Marionetten ihrer auswärtigen Feinde handeln, teilweise freilich auch um Kintarai: Nicht-Alben, die sich an der Vorherrschaft der Schwertalben rieben, Anhänger der vom Kult Myurikos verdrängten Tiergeister und anderer, dunklerer Götter, ehrgeizige Adlige, die mit der Isolationspolitik Kintais unzufrieden waren sowie all diejenigen, die die strikte Gesellschaftsordnung des Kaiserreiches oder die fast grenzenlose Macht Myurikos (und ihren Gottstatus) ablehnten.

Akira stellte sich inzwischen dem Kommandeur der Reiterei vor. Taisa (Hauptmann) Suguri Ito empfing den Neuzugang reserviert, doch Akira schaffte es, seinen Vorgesetzten und seine neuen Untergeben von sich zu überzeugen. Trotz seines eher zurückhaltenden Naturells gab er sich Mühe, die Männer und Frauen seines Trupps besser kennenzulernen. Das beinhaltete auch ein chaotisches Pferderennen durch die Straßen Atasatos, bei dem Akira trotz seiner durchschnittlichen Reitkünste gut mithielt. Die Aktion gipfelte allerdings in einem Eklat, als die Reiter beinahe einige Gefolgsleute des Momoku-Klans über den Haufen ritten. Zum Glück konnte Akira die wütenden Krieger beruhigen, sodass es zu keinem Blutvergießen kam.
Suguri Ito erwies als ein strenger Anführer, der die ihm untergebenen drei Dutzend Reiter hart rannahm und intensiv drillte – sehr zur Verärgerung der aus verschiedenen Klans stammenden und oft bereits sehr kampferfahrenen Krieger. Offenbar gab es allerdings auch andere Dinge, die Itos Aufmerksamkeit fesselten: Akira sah ihn mehrmals in der Begleitung von „Himmelsblume“ einer der Kurtisanen der „Seidenen Stadt“. Das weckte bei Akira leichtes Misstrauen, der sich fragte, ob Ito überhaupt die Mittel für eine so kostspielige Begleitung hatte. Er beschloss, wachsam zu bleiben.

Dann war der Tag des Abmarschs gekommen. Nach einer feierlichen Verabschiedung durch den Fürsten von Atasato machte sich die „Seidene Stadt“ auf den Weg.
Die Reise der Handel- und Tributkarawane in die ferne Hauptstadt Senrai würde einen Monat dauern. Auf ihrem Weg würde der Zug an drei Stationen „erblühen“:
•   Bei der Festung Kaedejo, dem Sitz des mächtigen Daimio Gankoda Saburo. Dies war eine große Ehre für die Gankoda, die sie sogar einmal mit Waffengewalt gegen ihre Rivalen hatten verteidigen müssen
•   bei Yokosawa, der „Stadt der Lichter“
•   sowie am Kirameki no Yama, dem legendären „Weißen Berg“ oder auch „Berg der Geister“, dem Zugang zu einer Domäne jenseitiger Wesen, die sich der Gottkaiserin unterworfen hatten
•   schließlich würde die Karawane in Senrai noch einmal eine Woche lang blühen

Die erste Etappe der Reise zur Festung Kaedejo soll etwa fünf Tage dauern. Neben ihren Dienstpflichten versuchten die Helden, ihrem geheimen Auftrag gerecht zu werden. Hao machte sich mit den die „Seidene Stadt“ begleitenden Künstlern und Dienstleistern vertraut. Sie vermutete, dass die schattenhaft bleibenden Feinde Myurikos unter diesen am ehesten Spione und Agenten würden platzieren können, statt unter den angesehenen Händlern und Handwerkern, den hoffentlich sorgfältig ausgewählten Wachtruppen oder den ausländischen Händlern. Akira konzertierte sich darauf, die Offiziere und Unteroffiziere der Wachtruppen kennenzulernen. So hoffte er, mögliche „faule Äpfel“ zu identifizieren und im Notfall einschätzen zu können, auf wen er sich verlassen konnte. Beide Helden gingen vorsichtig vor, um kein unnötiges Misstrauen zu wecken.
Die Reise verlief ohne unangenehme Zwischenfälle. Immer wieder säumten Schaulustige die Straße. Als am zweiten Tag ein Quirin-Gestüt passiert wurde, erhielt Stadtherrin Suguri Tomoe zwei Quirin-Fohlen als Tribut für die Lebende Göttin – ein ungeheuer großzügiges Geschenk. Hao hatte von nun an mit der Versorgung der Fohlen eine zusätzliche Aufgabe – eine Pflicht, die sie mit großer Freude erfüllte. Auch Akira war fasziniert von den Neuzugängen und opferte etwas von seiner freien Zeit, um die legendären Reittiere anzuschauen.

Nach zwei Tagen ließ die Karawane das Umland Atasatos hinter sich und überschritt die Grenze des Gankoda-Klans. Dem kriegerischen Ruf des Fürsten entsprechend war die Grenze gut bewacht und von einer Kette von Wachtürmen gesichert. Die Militärpräsenz auf den Straßen war deutlich höher als im Einflussgebiet Atasatos, die Bevölkerungsdichte allerdings geringer.
Die Wachsamkeit der Helden wurde durch eine Nachricht geschärft, die Hao eines Abends in ihrem Zelt fand, und die davor warnte, dass die „Feinde“ möglicherweise auf dem Land oder gar im Haushalt der Gankoda aktiv waren. Beide Helden gingen davon aus, dass die Nachricht von dem Agenten der Kaiserlichen Geheimpolizei stammte, den sie in Atasato kennengelernt hatten und der den Zug insgeheim begleitete. Beide Helden beschlossen, in den nächsten Tagen noch vorsichtiger zu sein, hatten allerdings tagsüber durch ihre Aufgaben genug zu tun: Hao mit der Versorgung der Tiere und Akira als Vorhut oder Flankenschutz der Kolonne.

Am Abend des vierten Tages tauchten am Horizont die beeindruckenden Befestigungsanlangen der Burg Kaedejo auf. Die Karawane wurde von einer Formation von Gankoda-Kriegern und Soldaten empfangen. Angeführt wurden sie von Gankoda Keita, den die Helden bereits bei einem früheren Abenteuer kennengelernt hatten, als er die Ausbildung einer für den Einsatz im zhoujiangischen Bürgerkrieg bestimmten Söldnereinheit aus dem Einflussbereich verschiedener nördlicher Daimyo befehligte. Akira konnte verhindern, dass einige seiner Untergebenen versuchten, die Gankoda zu provozieren.

Die „Seidene Stadt“ erblühte zum ersten Mal auf ihrer Reise in einer Zeremonie, die Anmut und Magie in atemberaubender Art und Weise miteinander verband. Hao und Akira nutzten ihre freie Zeit, um durch die Stände zu spazieren, die verschiedenen angebotenen Köstlichkeiten zu probieren und die zum Kauf angebotenen Kostbarkeiten zu bewundern – zum Kaufen fehlten ihnen allerdings die nötigen Mittel. Hao interessierte sich besonders für Rüstungen und Seidengewänder, Akira war auch von den angebotenen Klingen fasziniert. Allerdings vergaßen die beiden nicht, dass sie einen Auftrag hatten. Erfolgreich verhinderten sie, dass die Konkurrenz zweier Händler zu einer unschönen Szene eskalierte. Als Akira allerdings seinen Vorgesetzten Suguri Ito im Auge behalten wollte, dessen Schwärmerei für eine der Gesellschafterinnen der „Seidenen Stadt“ Akira etwas fragwürdig erschien, fiel das auf. Akira handelte sich einen wütenden Verweis seitens Ito ein. Irgendwie schaffte er es immer wieder, anzuecken…

Immerhin konnte er seinen Patzer etwas ausgleichen, als am Folgetag Fürst Gankoda Saburo seinen offiziellen Besuch der „Seidenen Stadt“ absolvierte. Auch dank seiner noblen Herkunft gelang es Akira sogar, eine Einladung zu dem abendlichen Fest für sich und Hao zu erlangen. Allerdings blieben die Helden wachsam: es gab zu viele konkurrierende Interessen und unterschwellige Strömungen. Unter anderem fiel Akira eine Frau im Gewand einer Kantioku, also einer Kriegerpriesterin auf, die Lord Gankoda wachsam beobachtete. Er nahm sich vor, sie im Auge zu behalten, auch weil sie bemüht schien, ihr Gesicht vor ihm zu verbergen. Hao hatte gleichzeitig den Eindruck, dass bei den Darstellenden der „Seidenen Stadt“ während Fürst Gankodas Besuch eine eigenartige Spannung in der Luft lag, ohne diese jedoch an einer speziellen Person festmachen zu können. Beide Helden befürchteten, dass die unterschwelligen Spannungen explodieren würden.

Der größte Teil des nächsten Tages war mit den Vorbereitungen des abendlichen Festempfangs auf Burg Kaedejo ausgefüllt. Die Helden machten sich präsentabel und rekapitulierten die Regeln und Gepflogenheiten für derartige Anlässe. Eingedenk der Tatsache, dass solche Empfänge mit einem längeren Umtrunk verbunden waren, stärkten sich Hao und Akira mit einer kräftigen Mahlzeit. Gerade die gnomische Affenpriesterin fürchtete, andernfalls vom Alkohol überwältigt zu werden.

Dann war die Zeit für den feierlichen Einzug in die ebenso wehrhafte wie prachtvolle Burg gekommen. Die Helden rangierten unter den weniger prominenten Gästen, hatten aber genug Gelegenheit, die Ausstattung der Burg und die zahlreichen (oft besser als sie gekleideten) Gäste des Festes zu bewundern.
Ein wenig heikel war, dass man Akira neben Rokaku Jun platzierte, einem Gefolgsmann des Gankoda-Klans, der schon mehrmals den Weg der Helden – und einmal Akiras Klinge – gekreuzt hatte. Die Atmosphäre zwischen den beiden Kriegern war angespannt. Die Helden konnten den Umtrunk ohne größere Malheurs absolvieren, auch wenn Akira bei der letzten Runde Mühe hatte. Nach einer Theatervorführung, dem Umtrunk, dem Austausch von Geschenken und dem – teilweise eher dekorativen als nahrhaften – Festmahl war die Zeit für den „geselligeren“ Teil des Festes gekommen. Die bisher recht straffe Sitzordnung löste sich auf und die Gäste hatten Gelegenheit, mit Rezitationen, Musizieren, Debatten, aber auch ihren magischen und kriegerischen Fähigkeiten zu glänzen. Sowohl Hao als auch Akira bewiesen ihre rhetorischen Fähigkeiten, Hao in einem philosophischen Streitgespräch mit einer Hofdame und Akira in einer angeregten Debatte zum zhoujiangischen Bürgerkrieg.
Weniger Erfolg hatte er, als er zu einem Übungskampf gegen die – verschleiert erschienene – Kantioku Aki antrat, die Akira zuvor aufgefallen war. Die Kampfpriesterin dominierte den Kampf und schickte den jungen Krieger zu Boden. Hao brachte ihren Kameraden wieder auf die Beine, der seine Niederlage formvollendet aber zerknirscht akzeptierte. Akira konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, der jungen Kämpferin schon einmal begegnet zu sein. Ihr schien zudem etwas die stoische Ausgeglichenheit zu fehlen, die man von einer Kantioku erwarten würde. Das verstärkte Akiras vagen Verdacht. Er entschloss sich, mehr über Aki herauszufinden. Vielleicht würde er dabei auch etwas von Akis beeindruckenden Fechtkünste lernen können.
Hao war sehr viel erfolgreicher als ihr Gefährte, als sie ihre magischen Fertigkeiten demonstrierte, indem sie ihren Eichhörnchen-Tiervertrauten auf die Größe eines Gnomen vergrößerte. Das weckte das Interesse von Lord Gankoda Saburo. Hao konnte mit dem machtbewussten Fürsten ins Gespräch kommen und nicht nur für einen ihrer neuen Bekannten in der „Seidenen Stadt“ Werbung machen, sondern auch einiges über die politischen Ansichten des Fürsten erfahren. Gabkoda Saburo machte kein Hehl daraus, dass er wenig von der letztlichen Initiative des Hauses Suguri hielt, in den südlichen Provinzen Zhoujiangs durch politischen Druck Macht zu gewinnen und so gegen missliebige Exilanten und den wachsenden Einfluss der Handelsrepublik Kungaitan vorzugehen. Vermutlich sah der Fürst seine eigenen Ambitionen in Zhoujiang gefährdet.

Akira, der sich nach seiner wenig beeindruckenden Darbietung und mit immer noch brummendem Schädel auf die Beobachtung der anderen Gäste beschränkte, fiel auf, dass Lord Gankodas Erbe Genma nicht allzu gut mit Suguri Tomoe, der Stadtherrin der „Seidenen Stadt“ zurechtkam und sich unter einem Vorwand unauffällig entfernte. Akira informierte Hao, die Genma ihren (wieder auf Normalgröße geschrumpften) Eichhörnchen-Tiergefährten hinterherschickte. Der junge Adlige schlich in den Garten, wo er sich mit einer jungen Menschen- oder Albenfrau traf, der er etwas übergab, nachdem diese ihm eine orange Papierfigur gezeigt hatte.
Als die Fremde Haos Tiergefährten bemerkte griff sie sofort zur Waffe. Das Eichhörnchen entkam den Wurfsternen mit einer ernsten Wunde. Dies ließ die Helden vermuten, dass es sich bei der Kontaktperson Genmas um eine Agentin handeln musste: Sie hatte nicht nur das Eichhörnchen bemerkt, sondern es auch noch nachts auf fast 20 Schritt getroffen. War Genma die Kontaktperson der schattenhaften Widerstandskämpfer und die unbekannte Fremde eine in die „Seidene Stadt“ eingeschleuste Agentin? Leider blieb ihr Äußeres vage und die Helden hatten nicht die Autorität, den Sohn von Lord Gankoda zur Rede zu stellen. Sie konnten nur wachsam bleiben.

Der nächste Tag brachte eine fürstliche Jagd, an der auch die Helden teilnehmen durften. Einige der Gäste jagten hoch zu Ross mit Pfeil und Bogen, andere mit Jagdvögeln. Akira, der weder schießen noch besonders gut reiten konnte, hielt sich zurück. Hao hingegen war im Umgang mit Tieren wohlvertraut und gab bei Falkenjagd eine gute Figur ab.
Ihr Kamerad fand Gelegenheit sich hervorzutun, als Hao auf den Wunsch von Fürst Gankoda einen gefangengehaltenen Bären magisch vergrößerte und der Fürst nach Wagemutigen fragte, die sich dem Ungetüm stellen wollten. Zusammen mit seiner gestrigen Kontrahentin Aki trat Akira den Kampf an. Hao fiel bei der Vorbereitung des Kampfes auf, dass die Zauber der vorgeblichen Kantioku Aki eher magischer statt göttlicher Natur waren – war sie am Ende gar keine Priesterin?
Akira und Aki überwanden den gefährlichen Gegner, auch wenn beide verwundet wurden. Hao, die dem Spektakel mit gemischten Gefühlen zugesehen hatte, verzichtete darauf, den tödlich verwundeten Bären magisch zu heilen. Sie wollte das Tier nicht zusammenflicken, nur damit es in Gefangenschaft dahinvegetieren und bei nächster Gelegenheit erneut in einen Kampf gehetzt würde. Akira jedenfalls hatte seine gestrige Schlappe auswetzen können.

Ihre Freizeit nutzten die Helden, um sich nach der mysteriösen Fremden umzusehen, die am vorherigen Abend mit Gankoda Genma Kontakt aufgenommen hatte. Doch da sie nur die vagen Informationen von Haos Tiervertrauten hatten, konnten sie sich nicht auf eine Person festlegen. Stattdessen gab es allein in der „Seidenen Stadt“ vier Menschen- oder Albenfrauen, auf die die Beschreibung passen mochte. Eine war die Kurtisane Himmelsblume, die Akira wegen ihrem Verhältnis zu dem Kommandeur der Reiterei der Karawane verdächtigte. Aber letztlich waren das nur Spekulationen, die die Helden über den vereinbarten „toten Briefkasten“ an den Kaiserlichen Geheimdienst weitergaben. Hao hatte allerdings Bedenken, ob dadurch am Ende Unschuldige in Gefahr gebracht werden würden.
Dann war das Ende des ersten Aufenthaltes der „Seidenen Stadt“ gekommen. Nach einer feierlichen Abschiedszeremonie des Fürsten wurden die Festzelte abgebaut und die Karawane machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten „Erblühen“.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #51 am: 25.10.2025 | 06:10 »
Die seidene Stadt: Teil II (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Die „Seidene Stadt“ wurden bis zur Grenze des Gankoda-Territoriums von Truppen des Daimyos begleitet. Akira achtete darauf, dass es zu keinen Reibereien zwischen seinen Soldaten und den fürstlichen Truppen kam. Allerdings gab es weiterhin Spannungen unter den Händlern der Karawane. Am Abend rastete man unweit der zerstörten Burg Ishikama. Diese hatte einst einem Rivalen von Fürst Gankoda gehört und war zerstört worden, als die Gankoda sich das Recht eroberten, die „Seidenen Stadt“ zu beherbergen.

Die Abenteurer trafen sich mit ihrem – vorerst maskiert bleibenden – Kontaktmann zum kaiserlichen Geheimdienst, auch wenn Hao auf dem Weg zum Treffpunkt mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich lieb war. Die bisher von den Helden gefundenen Spuren einer Verschwörung gegen die „Seidenen Stadt“ waren zu vage, um Verhöre oder gar Verhaftungen zu rechtfertigen. Stattdessen sollten die Helden einige der Personen observieren, die sie als mögliche Kontaktpersonen der Rebellen identifiziert hatten. Andere würde der Geheimdienst überwachen. Akira wollte zudem die Kriegerpriesterin Aki im Auge behalten, die ebenfalls etwas zu verbergen schien. Dass sie ihm gefiel und Akira ihre kämpferischen Fähigkeiten bewunderte, spielte dabei freilich auch eine Rolle. Allerdings stieß er rasch mit Satomi, der Ritenmeisterin der „Seidenen Stadt“ zusammen, die einen Groll gegen den aus einem verfeindeten Klan stammenden Akira hegte. Etwas erfolgreicher war Akira dabei, für die Überwachung einer als Rebellen-Kontaktperson verdächtigten Händlerin einen ihrer Konkurrenten zu rekrutieren.
Hao stellte derweil Erkundigungen zu zwei als mögliche Rebellen-Kontakte identifizierten Gesellschafterinnen an. Allerdings erregten ihre Fragen Aufsehen und sie beschloss, für einige Tage die Füße still zu halten.
Jedoch wurde die Aufmerksamkeit der Helden schnell abgelenkt: Einige Mitreisende erkundeten die Ruinen der Burg Ishikama, obwohl – oder weil – es dort spuken sollte. Die Helden mussten zwei Soldaten aus Akiras Trupp und der vargischen Geschichtenerzählerin Kitsuki helfen, die von einem Poltergeist attackiert wurden. Die Helden mussten einige Blessuren hinnehmen. Während Akira seine Untergebenen ob ihres Leichtsinns abkanzelte, versorgte Hao die Wunden.

Am nächsten Tag erreichte die Karawane die Grenze des Gankoda-Territoriums. Offensichtlich herrschte zwischen Gankoda Saburo und der benachbarten Daimyo keine Freundschaft. Die zur Begrüßung aufmarschierten Drachenrohr-Schützen waren ebenso eine Ehrenbezeugung gegenüber der Karawane, wie eine Warnung an den ehrgeizigen Fürsten. Während Akira vor allem mit der Außensicherung des Zuges beschäftigt war, nutzte Hao den Tag, um sich mit der vargischen Geschichtenerzählerin Kitsuki anzufreunden. Hao hoffte, die von den Helden Gerettete als Informationsquelle unter den Dienstleistenden der Karawane zu gewinnen. Allerdings hatte die Affenpriesterin mehrmals den Eindruck, beobachtet zu werden.
Eine kleine Schar Myuriko-Priesterinnen, die die entlang der Straße errichteten Schreine pflegte, schloss sich dem Zug an. Die jungen Priesterinnen fanden freundliche Aufnahme – nur die Kriegspriesterin Aki schien Abstand zu halten. Darauf angesprochen, blockte Aki die Fragen Akiras geschickt ab und lenkte das Gespräch auf die Schwierigkeiten der Reise. Anscheinend war sie an möglichen Fehlern der „Stadtherrin“ Tomoe interessiert. Akira gab mehr preis, als klug gewesen wäre.

Am nächsten Abend gab es neue Komplikationen: unter den selenischen Händlern grassierte ein ansteckendes Fieber. Das sorgte für Spannungen, da einige Kintarai – nicht zuletzt Ritenmeisterin Satomi – grundsätzlich gegen die Präsenz der Fremden waren. Hao half bei der Untersuchung der Kranken. Sie stellte fest, dass das gefährliche Fieber von Parasiten-Bissen verursacht wurde. Linderung war möglich, doch eine Heilung nicht einfach. Immerhin konnte eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Auch dank Haos Unterstützung konnte „Stadtherrin“ Tomoe verhindern, dass die Spannungen eskalierten.
Auf Haos Vorschlag begann Akira sich umzuhören. Die heilkundige Affenpriesterin hielt es für möglich, dass die Parasiten gezielt freigesetzt worden waren, um die Karawane zu sabotieren und Unfrieden zu stiften. Zwar fand Akira keine dahingehenden Hinweise, hörte aber, dass eine Arbeiterin seltsam silbrig-glänzende Insektenpuppen gefunden hatte. Akira stöberte die Finderin auf und kaufte ihr die Puppen ab, die sie im Lagerbereich der Kintarai-Händler gefunden hatte. Die Puppen waren ungewöhnlich groß, hatten eine erstaunlich harte Oberfläche und waren laut Hao magisch. Die Helden schlossen den Fund weg und beschlossen, weitere Erkundigungen anzustellen.
Da Akira aufgrund der Nachforschungen das mit Aki vereinbarte Kampftraining versäumte, kaufte er in einem nahegelegenen Dorf eine magisch konservierte Lotosblüte als Entschuldigung. Die junge Kantioku nahm das Geschenk an, schien aber bezüglich Akiras Intentionen etwas misstrauisch.

Am folgenden Tag wurde das Gelände hügeliger. Akira, dessen Trupp die Flanke der Karawane sicherte, bemerkte eine einzelne Person, die dem Zug folgte und immer wieder auf verschiedenen Seiten der Karawane auftauchte. Als er der Sache nachging, traf er auf einen seltsamen Fremden mit einer Rabenmaske. Der Mann (?) behauptete, ein reisender Kräutersucher zu sein. Akira vermutete, dass sich hinter der Maske ein Tengu verbarg. Diese rätselhaften Rabenmenschen hatten einen zwiespältigen Ruf, doch erschien Akira der Fremde harmlos. Kurzerhand lud er den Kräutersammler ein, den Abend im Lager zu verbringen.
Das Lager zu errichten, war in dem hügligen Gelände nicht einfach, weshalb die Zelte und Wagen weiter verstreut standen, was die Bewachung erschwerte. Derartige kleinere Probleme wurden von Ritenmeisterin Uome Satomi kritisch kommentiert. Der Tengu (?), den Akira ins Lager eingeladen hatte, stieß bei einigen Reisenden auf Misstrauen, doch Akira konnte die Lage beruhigen. Für die Geschichten der Helden revanchierte er sich mit einigen lokalen Legenden. Er wusste einiges über den heiligen Berg Kirameki no Yama, die übernächste Station der „Goldenen Stadt“. Der dortige Feenmarkt präsentierte sich im Wechsel als der gefährliche aber besonders lukrative „Markt der Nacht“ oder aber als der deutlich sicherere „Markt des goldenen Lichts“. Laut dem Tengu wurde der Berg und Markt von einem Oni namens Irjoku regiert.

Der nächste Tag führte die Karawane weiter durch das Hügelland. Spätabends überquerte man eine monumentale Steinbrücke, die bei dem Siegeszug Myuriokos vor einem halben Jahrtausend von der Lebenden Göttin selbst erschaffen worden war. Deshalb gab es einige hochgezogene Augenbrauen, als Akira seinem Trupp befahl, das Bauwerk nach Schwachstellen abzusuchen. Akira war der Meinung, dass die Elemente dem Werk der Göttin kaum etwas anhaben konnten, gezielte Sabotage aber etwas anderes sei. Doch die Soldaten wurden nicht fündig und die Karawane setzte ungehindert ihren Weg fort. Am Abend veranstalteten die den Zug begleitenden Priesterinnen eine feierliche Andacht. Wieder hielt sich die Priesterkriegerin Aki im Hintergrund.
Ansonsten verliefen der Abend und der folgende Marschtag wohltuend ereignislos und man erreichte die nächste Station: die Stadt Yokosawa. Diese lag, von kleinen Burgen gegen Banditen und feindliche Adlige gesichert, am Ufer des tiefblauen Gezu-Sees. Als eine Station auf dem Siegeszug der Lebenden Göttin Myuriko war die 5.000 Einwohner zählende Stadt ein beliebtes Ziel für Pilgernde, namentlich aus den hier einstmals in den Adel erhobenen Familien, und zudem berühmt für ihre große, frei zugängliche Bibliothek.

Die Fürstin von Yokosawa, Zakur Azumi, war persönlich gekommen, um die „Seidene Stadt“ willkommen zu heißen. Das „Erblühen“ des Lagers wurde allerdings unterbrochen, als das aus dem Boden beschworene Wasser sich als eine widerlich stinkende, blassviolette Brühe erwies. Sofort begannen unter den Mitgliedern der Karawane und den in großer Zahl aus der Stadt und dem Umland gekommenen Zuschauenden Gerüchte umherzuschwirren. Es wurde beschlossen, die „Seidene Stadt“ an einer anderen Stelle „erblühen“ zu lassen. Allerdings war der Ausweichstandort weiter von der Stadt entfernt und lag am Rande eines Waldes. Auch wenn der Aufbau des Lagers diesmal durch kein böses Omen unterbrochen wurde, herrschte eine gewisse Unruhe.
Die Helden glaubten weder an einen Zufall noch an ein böses Omen, sondern vermuteten gezielte Sabotage. Während Hao eine Probe des kontaminierten Wassers sicherte, behielt Akira den ursprünglichen Rastplatz im Auge. Tatsächlich fielen im zwei Personen auf: Ein Arbeiter schien sich für den Boden zu interessieren, und das gleiche galt für die Kantioku Aki. Akira sprach die Kampfpriesterin an, die zwar erneut aus ihrer Skepsis gegenüber „Stadtherrin“ Tomoe kein Geheimnis machte, aber bereit war, ihre Erkenntnis mit Akira zu teilen. Sie hatte im Boden Spuren eines seltsamen Pulvers gefunden – vermutlich die Ursache der Wasserkontamination. Akira konnte Aki überzeugen, ihren Fund nicht nur Ritenmeisterin Uome Satomi, sondern auch „Stadtherrin“ Suguri Tomoe zu zeigen. Auch Hao hatte Erfolg: mithilfe eines Alchemisten der Karawane hatte sie in dem Wasser „Krötenquarz“ gefunden – eine Substanz, die mit dem von Aki gefundenen Pulver identisch war. Das Pulver war schwach giftig, aber bei Kontakt mit Wasser sehr übelriechend.
Die Helden brachten ihre Funde und Erkenntnisse „Stadtherrin“ Tomoe vor. Auf ihren Vorschlag wurde die Außensicherung des Lagers verschärft. Zudem patrouillierten Spähtrupps die Ausläufer des Waldes. Die Helden, die sich mit Aki an der Erkundung beteiligten, fanden einige Fußspuren und sichteten kurz eine verdächtige Person, stießen allerdings auf keine eindeutigen Hinweise auf einen drohenden Angriff.
Zurück im Lager hatten die Helden wenig Muße, das bunte Treiben zu genießen, weil sie die Augen nach möglichen Bedrohungen offenhielten. Allerdings ließ sich Hao von den zahlreichen Ständen und den vielen Besuchenden doch etwas ablenken. Akira fielen hingegen einige verdächtige Gestalten auf, die einen Juwelierstand beobachteten. Dass die drei weiche, bequeme Laufschuhe statt den bei einfachen Leuten üblichen Sandalen trugen, machte sie noch verdächtiger – zumal die Helden im Wald auf Spuren von ähnlichem Schuhwerk gestoßen waren. Akira alarmierte Hao, damit die Helden die Verdächtigen abwechselnd im Auge behalten konnten.

Die Helden rechneten mit einem Überfall und einem Ablenkungsmanöver vom Wald aus. Dennoch waren sie überrascht, als nicht nur vom Waldesrand Pfeile und einzelne Gewehrkugeln ins Lager flogen, sondern gleichzeitig an verschiedenen Stellen in der „Seidenen Stadt“ Flammen aufflackerten und Waffenlärm laut wurde. Die Angreifer erwiesen sich als zahlreicher und besser organisiert als die Helden gedacht hatten. Dennoch konnten die Helden im Verbund mit den Wachen des Juweliers die an dieser Stelle Angreifenden rasch zurückschlagen und zwei der Banditen festsetzen, wobei sich besonders Hao auszeichnete. Sie half auch bei der Versorgung der Verwundeten und rettete einen der Feuermagie kundigen Alchemisten vor einem hinterhältigen Angriff, sodass dieser die auflodernden Brände unter Kontrolle bekommen konnte.
Akira half bei der Organisierung des Widerstandes. Bei der Verfolgung der sich inzwischen zur Flucht wendenden Angreifer war er hingegen weniger erfolgreich, da er in der Dunkelheit vom Pferd stürzte. Die berittenen Soldaten konnten einige Banditen stellen und ihnen – angeführt von Aki, die auf eigene Faust die Verfolgung aufgenommen hatte – einige Beutestücke abjagen, darunter die zwei Quirin-Fohlen. Die meisten der Räuber verschwanden allerdings im Wald. Der Angriff hatte die Banditen ein halbes Dutzend Tote und vier Gefangene gekostet. Doch auch unter den Zivilisten und Kämpfern der „Seidenen Stadt“ gab es Verletzte und Tote. Beträchtliche Werte waren zerstört oder gestohlen worden.
Dass damit die die „Seidene Stadt“ umgebenden Intrigen noch nicht vorbei waren, zeigte sich, als Hao eine junge Frau auffiel, die einem der toten Banditen heimlich etwas abnahm und zwischen den Zelten verschwand. Eine Untersuchung des Toten ergab, dass er nicht durch eine Klinge, sondern durch einen (vergifteten?) Wurfstern gestorben war. Immerhin konnten die Helden die junge Frau identifizieren: Es handelte sich um Hikibi, die Gehilfin eines heilkundigen Masseurs der „Seidenen Stadt“. Die junge Frau war schon bei den früheren Ermittlungen der Helden als eine mögliche Kontaktperson der Myuriko-feindlichen Rebellen identifiziert worden und hatte sich jetzt natürlich an die Spitze der Verdachtsliste katapultiert. Die Helden hinterließen eine entsprechende Warnung für ihren Kontaktmann zum kaiserlichen Geheimdienst am vereinbarten Ort.

Am nächsten Tag suchte Hao die berühmte Bibliothek Yokosawas auf, in der vergeblichen Hoffnung, die vor einigen Tagen gefundenen magischen Insektenpuppen zu identifizieren. Anscheinend kamen die Insekten aber aus einer sehr fernen Anderswelt - vielleicht einer dragoreischen?
Akira half währenddessen, die Folgen des Überfalls zu beseitigen. Er beteiligte sich auch am Verhör der gefangenen Banditen, wovon sich Hao lieber fernhielt. Die brutalen Verhör- und Strafmethoden Kintais waren ihr fremd. Allerdings verlief das Verhör recht blutarm: Akira schlug vor, den Gefangenen beim Einzelverhör im Gegenzug für ihre Kooperation einen Verzicht auf die Todesstrafe anzubieten. Tatsächlich war eine von Akira am Vorabend gefangene Banditin bereit, ihre Kameraden zu verraten:
Die Angreifer hatten zu der Fünf-Tiger-Bande gehört. Der Plan für den Überfall auf die „Seidene Stadt“ war die Idee ihres Räuberhauptmanns Gotora gewesen, der leider entkommen war – ebenso wie der Spitzel, den er in die Tributkarawane eingeschleust hatte. Da die Bande aus einem etliche Tage entfernten Niemandsland operierte, das von keinem der Klans kontrolliert wurde, erschien eine Verfolgung wenig aussichtsreich.

Bei der feierlichen Kremierung der Gefallenen der „Seidenen Stadt“ wurde das Auftauchen eines Kranichschwarms als ein Zeichen der Lebenden Göttin gedeutet, was die angeschlagene Moral stärkte. Die Asche der Toten würde die „Seidene Stadt“ bis nach Senrai begleiten.
Anschließend wurden jene belobigt, die sich bei der Verteidigung des Lagers ausgezeichnet hatten. Hao gehörte zu denen, die besondere Würdigung fanden. Ihr sollte die Ehre zuteilwerden, an der Präsentation der Tributgaben vor der Lebenden Göttin teilzunehmen.
Akira erhielt zwar auch lobende Worte, aber sein blamabler Sturz brachte ihm von Seiten seines Vorgesetzten und seiner Untergebenen auch Spott ein. Der junge Krieger ertrug das mit steinerner Miene. Zudem durften sich die Helden aus dem Sortiment des von ihnen geretteten Juwelier ein Schmuckstück aussuchen und erhielten die Waffen der von ihnen bezwungenen Banditen.

Auch wenn die „Seidene Stadt“ ihren Betrieb nach dem Angriff rasch wieder aufnahm, blieb die Stimmung angespannt. Als Hao zusammen mit Akira beim Fürstenpalast von Yokosawa eine prachtvolle Katze für die Menagerie der „Seidenen Stadt“ abholte, wurden die Helden von einigen anderen Mitgliedern der Karawane abgepasst – darunter der „Arbeiter“, der Akira bei dem alten Lagerplatz aufgefallen war. Die drei identifizierten sich als Mitglieder des kaiserlichen Geheimdienstes. Alarmiert von der Nachricht der Helden bezüglich der Verdächtigen Hikibi wollten sie aktiv werden: die Masseurin und ihr Meister sollten festgesetzt werden, ebenso die Kurtisane Himmelsblume, die mehrfach Kontakt mit Hikibi gehabt hatte. Auch die Helden waren der Meinung, dass es zu riskant sei, länger zu warten. Akira hatte Himmelsblume bereits wegen ihrer Beziehung zum Kommandeur der Reiterei der Karawane misstraut. Deshalb war er mit seinem Vorgesetzten aneinandergeraten und wollte sich jetzt an der Verhaftung der Verdächtigen beteiligen. Die Helden würden Himmelsblume festsetzen, während die Agenten sich um Hikibi und ihren Meister kümmerten.
Die Helden beschlossen, die Kurtisane aus ihrem Zelt zu locken. Da Himmelsblume Akira vermutlich misstraute, würde Hao die Botin eines vorgeblichen Klienten spielen. Akira rekrutierte zwei Soldaten seines Trupps, mit denen er Himmelsblume unter dem Vorwand festsetzen würde, man habe sie des Diebstahls beschuldigt.

Die Aktion lief nicht ganz wie erhofft. Zum einen weckte Hao das Misstrauen der Verdächtigen, konnte es aber zerstreuen. Doch bei der versuchten Verhaftung leisteten Himmelsblume und ein Varg, der ihr gefolgt war, erbitterten Widerstand. Die Helden und ihre Helfer wurden dadurch gehandicapt, dass sie die Kurtisane unverletzt festsetzen wollten. Das gelang schließlich, aber das Ganze war nicht gerade unauffällig geblieben. Die Gefangenen wurden gefesselt, durchsucht – wobei man Giftkapseln fand – und in einem der Wachzelte festgesetzt. Während Akira die Gefangenen im Auge behielt, eilte Hao zu dem Geheimdienst-Trupp, der ebenfalls auf heftigeren Widerstand als erwartet gestoßen war. Hikibi schaffte es, Gift zu schlucken, doch konnte Hao sie stabilisieren und mithilfe eines der Alchemisten der „Seidenen Stadt“ ein Heilmittel herstellen. Alles in allem war die Operation ein Erfolg mit Schönheitsfehlern: die Sache hatte Aufsehen erregt. Falls weitere Verschwörer im Lager waren, würden sie vermutlich alarmiert sein, auch wenn die Helden und ihre Verbündeten ausstreuten, die Verhaftungen stünden in Zusammenhang mit einem Diebstahl beziehungsweise dem kürzlichen Räuberüberfall.
 
Hao hielt sich aus den in den nächsten Tagen anlaufenden Verhören der Rebellen heraus. Akira hatte keine solchen Skrupel, war aber keine große Hilfe. Hikibi und Himmelsblume erwiesen sich als extrem widerspenstig. Hikibis Meister war hingegen wohl nicht Teil der Verschwörung gewesen, sondern hatte nur als ahnungslose Tarnung gedient und wurde freigelassen. Hingegen erwies sich der Varg, der Himmelblüte bei ihrer Verhaftung zur Hilfe geeilt war, als aussagewillig – vermutlich auch, weil er nur ein Gehilfe war. Immerhin konnte er mitteilen, dass die Verschwörer eine größere Aktion planten, die aber erst in der kaiserlichen Hauptstadt Senrai stattfinden sollte. Dort sollte eine örtliche Kontaktperson mit Hikibi Verbindung aufnehmen, deren Identität dem Varg jedoch unbekannt war.
Bei der Durchsuchung der Habseligkeiten der Verhafteten wurden neben Giften und verborgenen Waffen auch eine Summe Geld sowie – deutlich mysteriöser – vier Bohnensamen gefunden. Eine Untersuchung enthüllte diese als magisch. Die Helden, denen die nötigen magischen Fähigkeiten fehlten, suchten die Unterstützung der Ritenmeisterin Satomi. Auch wenn sie erneut „Stadtherrin“ Tomoe kritisierte und aus irgendeinem Grund Akiras Interesse an der Kampfpriesterin Aki ablehnte, war sie auf jeden Fall Patriotin.
Auf Satomis Vorschlag hin wurden die seltsamen Bohnensamen in einer kontrollierten Umgebung magisch zum Keimen gebracht. Aus ihnen spross jeweils ein einzelnes Blatt, das eine Strichzeichnung trug, deren Bedeutung vorerst ein Rätsel blieb.
Vielleicht würde man ja bei der nächsten Station der „Seidenen Stadt“, auf dem Feenmarkt, Mittel finden, um die Gefangenen zum Reden zu bringen – oder Experten, die mit den seltsamen Insektenpuppen etwas anfangen konnten. Ganz offensichtlich war die Gefahr noch nicht vorbei.
Dennoch nutzte Hao die verbleibenden Tage in Yokosawa, um sich nach dem Stress der letzten Tage ein wenig zu entspannen. Auch Akira besichtigte die Stadt und suchte – trotz des Missfallens von Ritenmeisterin Satomi - weiter den Kontakt zu Aki. Die junge Kampfpriesterin schien nichts dagegen zu haben, vielleicht auch, weil Akira ihr gegenüber mehr ausplauderte, als klug war.
Die öffentliche Hinrichtung von drei der gefangenen Räuber (die vierte hatte sich durch ihre Aussage eine Verbannung gesichert) dämpfte die Stimmung nur kurz. Die meisten sahen die harte Strafe für völlig gerechtfertigt an. Ansonsten verlief der weitere Aufenthalt in Yokosawa erfreulich ereignislos und die Karawane konnte fristgerecht aufbrechen.

Online manbehind

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #52 am: 27.10.2025 | 17:41 »
Krasser Thread, der in der Druckversion nun beinahe 200 (!) A4-Seiten einnimmt - danke dafür :)

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #53 am: 1.11.2025 | 11:44 »
Vielen Dank für das Feedback!  ;D Ja, unsere Kampagne ist sehr viel länger (und im Laufe der Zeit auch komplexer) geworden, als wir es ursprünglich gedacht oder geplant haben. Ursprünglich war es (zumindest für zwei der drei Spieler) erst mal ein "Reinschnuppern" in Splittermond. Und hatte keiner daran gedacht, dass viele Abenteuer aufeinander aufbauen und manche Themen und Personen so häufig erneut auftauchen... ;) 
« Letzte Änderung: 1.11.2025 | 11:46 von Takur »

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #54 am: 1.11.2025 | 11:44 »
Die seidene Stadt: Teil III (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Die nächste Reiseetappe sollte fünf Tage dauern, würde allerdings durch ein gefährliches, zwischen verschiedenen Adelsfamilien umstrittenes Niemandsland führen. Banditen und ähnliches Gesindel gediehen in der Abwesenheit von Recht und Gesetz, drangsalierten die Bevölkerung und nutzten die Gegend als Basis für ihre Raubzüge. Das verlangte nach erhöhter Wachsamkeit, zumal der zumindest halb erfolgreiche Raubüberfall auf die „Seidene Stadt“ möglicherweise Nachahmer ermutigen würde. 

Der erste Reisetag verlief ereignislos. Allerdings wurde Akira von seinem Vorgesetzten Suguri Ito wegen Akiras Verwicklung in die jüngsten Festnahmen zur Rede gestellt. Ito hatte der verhafteten Kurtisane Himmelsblume nahegestanden. Er glaubte nicht an die offizielle Geschichte, dass sie einen Diebstahl begangen hatte. Akira wollte nicht preisgeben, dass Himmelsblume als vermutliche Rebellin festgesetzt worden war. Er konnte die bohrenden Fragen Itos abblocken. Freunde würden die beiden jungen Männer aber bestimmt nicht werden.
Abend rastete die „Seidene Stadt“ bei der kleinen Siedlung Ashiba. Die Dorfbewohner empfingen die Tributkarawane gastfreundlich, flehten aber gleichzeitig um Unterstützung gegen die örtlichen Räuberbanden. Dies hätte allerdings bedeutet, ein größeres Kontingent Truppen für längere Zeit zu detachieren. Dazu war „Stadtherrin“ Tomoe nicht bereit, zumal ein solches Engagement in dem umstrittenen Territorium leicht politische Komplikationen nach sich ziehen konnte.
Im Lager kam es aufgrund der kärglichen Wasserversorgung zu Spannungen zwischen den Händlern. Dabei zumindest konnte Akira helfen, indem er die Streitenden beruhigte und seinen Reitertrupp einsetzte, um zusätzliches Wasser heranzuschaffen. Auch Hao hatte damit zu tun, Unfrieden zu besänftigen: Eines der Unterkunftszelte war beim Transport beschädigt worden: Die Leinwand und Zeltstangen wiesen große, übelriechende Löcher auf. Die Betroffenen – Bedienstete aus dem Dienstleistungssektor der „Seidenen Stadt“ – vermuteten Sabotage durch Konkurrenten oder sittenstrenge Mitreisende, beispielsweise unter den Seleniern. Hao dämmte die Spekulationen ein und konnte mit ihrer Magie den Schaden weitgehend reparieren. Bei einer Untersuchung des betreffenden Transportwagens fand sie Spuren von Säurefraß. Hatte es vielleicht einen Unfall mit Schmuggelgut gegeben? Ein auf Haos Initiative herbeigeholter Spürhund reagierte ängstlich und hatte Mühe, der Spur zu folgen. Letztlich führte er die Suchenden aber zu einem weiteren Wagen, bei dem sich ebenfalls Säurefraßspuren fanden. Die Ursache blieb ein Rätsel. Ein von Hao hinzugezogener Alchemist stellte fest, dass es sich um eine starke Säure handeln musste. Allerdings sei sie wenig zielgerichtet angewandt worden. Hao informierte die Verwaltung der „Seidenen Stadt“, doch nahm man die Sache nicht allzu ernst.
Die Helden beschlossen, wachsam zu bleiben. Nachts fiel Akira ein blaues Leuchten jenseits der Lagergrenzen auf. Hao stellte fest, dass einige Tiere der Menagerie unruhig wirkten. Beides trug nicht dazu bei, das Misstrauen der Helden zu verringern.

Am nächsten Morgen stellten sich die Befürchtungen als begründet heraus: Diesmal waren zwei Weinfässer ausgelaufen – und die Fässer wiesen ebenfalls Säurespuren auf. Sofort wurden wieder wechselseitige Verdächtigungen laut, die Hao einzudämmen versuchte. Allerdings setzte sie durch, dass eine Warnung herausgegeben wurde, auch wenn die Angelegenheit von offiziellen Stellen immer noch als lediglich lästig angesehen wurde.
Akira fiel während des Tages einer der seltenen Blaureiher auf, der dem Zug folgte. Er wertete das als ein gutes Omen. An diesem Abend lagerte die Karawane in der Wildnis, weshalb die Wachen besonders aufmerksam waren. Akira erwärmte sich inzwischen immer mehr für die Idee, dass die Säure-„Sabotage“ eventuell das Werk eines blinden Passagiers sei. Er erinnerte sich an die seltsamen Insektenpuppen. Beherbergte der Zug vielleicht irgendein säurespuckendes Insekt aus den Feenwelten, welches zum Beispiel auf dem Mondpfad nach Palitan in das Gepäck der selenischen Händler gelangt war?
In der Nacht stellte Hao fest, dass die Tiere der Menagerie – besonders die Quirin – erneut unruhig waren. Akira sah wieder das blaue Leuchten außerhalb des Lagers. Als er dem nachging, erblickte er den Blaureiher, der ihm schon tagsüber aufgefallen war – doch leuchtete dessen Gefieder in der Dunkelheit. Akira war sich sicher, dass ein so anmutiges Wesen nicht böse sein konnte und näherte sich ehrerbietig. Er gewann den Eindruck, dass das Tier (?) wegen irgendetwas im Lager aufgeregt schien, sich allerdings nicht näher wagte. In der Hoffnung, mehr über das Wesen zu erfahren, suchte er das Zelt auf, in dem Aki und einige andere Priesterinnen untergebracht waren. Diese identifizierten den leuchtenden Vogel nach Akiras Beschreibung als einen Aosagibi, ein magisches, glücksbringendes Wesen. Hao konnte beisteuern, dass Aosagibi Wesen der Finsternis und des Todes verfolgen würden – das verhieß nichts Gutes für den Zug. Die Helden beschlossen, am nächsten Abend erneut den Kontakt mit dem Aosagibi zu suchen.

Der nächste Morgen brachte neuen Streit unter den Händlern, da an zwei Wagen Säureschäden an den Achsen festgestellt wurden. Auch dank Haos Unterstützung konnten die Schäden beseitigt werden, aber langsam wurden die Schäden beunruhigend und verlangsamten die Reise zunehmend. Die Nerven lagen blank, auch wenn Hao und Akira ihr Möglichstes taten, die wechselseitigen Verdächtigungen zwischen den verschiedenen Händlern beziehungsweise den Kintarai und den Ausländern zu zerstreuen. Der Blaureiher folgte dem Zug weiterhin. Akiras nächtlicher Besuch bei den Priesterinnen brachte ihm kritische Nachfragen seitens Ritenmeisterin Uome Satomi ein, die an den Motiven des jungen Kriegers zweifelte.
Gegen Mittag stieß Akiras Reitertrupp überraschend auf einige Bewaffnete. Beinahe wären Waffen gezogen worden, aber der junge Unteroffizier konnte die Lage beruhigen. Die Holzmasken tragenden Fremden hatten ihre Mäntel mit Asche geschwärzt. Es handelte sich um herrenlose Kriegerinnen, die nach dem Tod ihres Anführers im Dienste der „Seidenen Stadt“ ihre Ehre wiederherstellen wollten. Am Abend durften sie ihr Ansinnen Tomoe vortragen. Akira legte ein gutes Wort für die Ronin ein, und schließlich gab die zögernde „Stadtherrin“ nach. Sie durften den Zug begleiten und sollten ihr Anliegen in Senrai vortragen können.
Bei Einbruch der Dunkelheit machten sich Hao und Akira auf die Suche nach dem Aosagibi. Tatsächlich fanden sie den magischen Vogel und Hao konnte ihn dazu bewegen, das Lager zu betreten. Allerdings mussten die Helden einige Neugierige wegscheuchen, die dem angeblich glücksbringenden Vogel auf den Leib rückten.

Die Operation erwies sich als voller Erfolg, als der magische Vogel ein seltsames Insekt mit silbernen Flügeln und blauem Leib einfing, das sich in einem Wagen verborgen hatte. Hao konnte es dem Vogel vorsichtig abnehmen, heilte das wespenartige Wesen magisch und brachte es in einem Gefäß unter, dessen Wände hoffentlich der Säure des Insektes widerstehen konnten. Eine Analyse am folgenden Tag bestätigte mit Hilfe einiger Fachleute, dass das Insekt magischen Ursprungs war und vermutlich aus einer an Dragorea grenzenden Feenwelt stammte. Die Säure dieser Wespen wurde anscheinend teilweise für Waffen- und Rüstungsätzungen verwendet. Handelte es sich eventuell doch nur um einen missglückten Fall von Schmuggel? Hao kam auf die Idee, Fallen für die Wesen auszulegen und begann mit Experimenten, um einen geeigneten Köder zu finden.
Am Abend lagerte die Karawane an einem See, der von Kappas bewohnt wurde. Die scheuen Wasserwesen erwiesen sich als gastfreundlich. Sie brachten Geschenke als Tribut an die göttliche Kaiserin und versorgten die Reisenden mit frischem Proviant. Außerdem wurden Wettkämpfe im Ringen und Armdrücken veranstaltet, bei denen die überraschend kräftigen Kappa klar dominierten. Auch Akira wurde mühelos von einem der Wasserwesen besiegt. Hao stellte ihre Fallen auf, um die magischen Insekten zu fangen. Tatsächlich gingen fünf der gefährlichen Insekten in die Falle, allerdings entkamen einige weitere.

Der weitere Weg zum „Leuchtenden Berg“ Kirameki no Yama verlief ereignislos. Der Aosagibi folgte weiterhin der Karawane – die Bedrohung durch die rätselhaften Feen-Insekten war offenbar noch nicht vorbei. Schattenhafte Bewegungen im Unterholz ließen vermuten, dass der Zug beobachtet wurde, vermutlich neugierige Feenwesen. Die „Stadtherrin“ Tomoe ermahnte alle Offiziere, dass der Marktfrieden für alle Seiten gewahrt werden müsse.
Die Abenteurer überlegten, wie sie bezüglich der Bedrohung durch die Rebellen weiter vorgehen sollten. Auch wenn die in die Karawane eingeschleusten Rebellen-Agenten festgesetzt worden waren – da war immer noch die Gefahr weiterer Aktionen durch andere Aufrührer in der Hauptstadt. Laut dem Verhör würden diese den Kontakt zu der Verhafteten Masseurin Hikibi suchen. Gab es eine Möglichkeit, die Rebellen-Kontakte in die Irre zu führen? Und was bedeutete die seltsamen Markierungen auf den magischen Bohnensamen, die man den Rebellen abgenommen hatte? Zusammengesetzt ergaben die Zeichnungen das (leider unvollständige) Bild einer Blüte. Aber was bedeutete das?
Inzwischen erhielten die Helden noch einige Informationen zu dem Feenmarkt im „Leuchtenden Berg“. Geld stand bei den Feenwesen nicht hoch im Kurs und musste meist gegen die lokale Marktwährung umgetauscht werden. Lieber nahmen die Feen für ihre exotischen Waren Darbietungen, Edelsteine, Schmuckstücke, aber auch Blut, Tränen, Haare, Magie, Atemzüge oder auch Erinnerungen, den Schatten oder das Spiegelbild des Käufers.

Der Kirameki no Yama erwies sich als ein hoher Kalksteinfelsen, dessen in die Felswand eingelassenes Tor sich nach einem magischen Ritual für die „Seidene Stadt“ öffnete. Die Karawane folgte dem Weg in eine von geisterhaften Lichtern schwach erhellte Dunkelheit. Offenbar würde in diesem Jahr der „Nacht-Markt“ stattfinden, der besondere Waren, aber auch deutlich mehr Gefahren versprach. Beim „Erblühen“ der „Seidenen Stadt“ in einer schattenhaften Ebene (?) zu Füßen einer gigantischen Festung zeigte sich die Magie des Marktes: das aus dem Boden beschworene Wasser leuchtete und verstärkte den unirdischen Glanz des Marktes. Der über den Berg herrschende Oni hieß die irdischen Gäste feierlich willkommen. Stumme, in schwere Holzpanzer gehüllte Krieger wachten über den Marktfrieden. Einige würden die „Seidene Stadt“ als Tributgabe an die Lebende Göttin begleiten. Akira schärfte seinen Untergebenen ein, auf keinen Fall Streit zu suchen, war dann aber ebenso begierig wie Hao, in das faszinierende Wirrwarr des Marktes einzutauchen, auf dem exotische Materialien, seltsame Waren, Getränke und Speisen sowie magische Dienstleistungen angeboten wurden. Sogar lebendige Wesen konnte man kaufen, zum Beispiel Spinnen, die als Schmuck getragen werden konnten, oder die magische Wiegen für Kinder spannen. Und natürlich waren schon die fremdartigen Händler und Besucherinnen ein beeindruckender Anblick.
Die Spannungen unter den Händlern der „Seidenen Stadt“ waren allerdings auch auf dem Feenmarkt spürbar und Hao musste beschwichtigend eingreifen. Nur wenig später musste sie vermitteln, als gegenüber einem feeischen Händler der Vorwurf laut wurde, er hätte betrogen und jemandem „den Atem gestohlen“. Für sich selber suchte Hao nach dem seltenen Feengarn. Tatsächlich wurde sie fündig, zahlte allerdings einen recht hohen Preis – nicht nur in Silber, sondern auch in Magie, Blut und ihrem eigenen Schatten, den sie für zwei Wochen veräußerte. Zudem suchte sie nach Informationen zu den seltsamen feeischen Insekten, die den Wagenzug seit einigen Tagen plagten. Leider erfuhr sie nur wenig Neues, abgesehen von der Bestätigung, dass der Herkunftsort der Insekten eine an Dragorea grenzende Feenwelt sei. Es handelte sich wohl um Schwarminsekten. Es war also zu befürchten, dass sich noch mehr in der „Seidenen Stadt“ verbargen, möglicherweise sogar ein ganzes Nest.
Währenddessen erkundete auch Akira die Stände der Feenhändler. Er hatte sich der jungen Kampfpriesterin Aki angeschlossen, die den Helden in den letzten Tagen wiederholt geholfen und für die Akira mehr als nur Respekt zu empfinden begonnen hatte, obwohl sie möglicherweise nicht die zu sein schien, die sie vorgab. Bei einem Stand entdeckte der Krieger ein exzellent gefertigtes Wakizashi. Der Preis war beträchtlich, aber im Austausch für die Geschichte von dem Zweikampf Akiras mit einem magischen Panther, sowie etwas Blut, Magie, Silber und ein kürzlich für die Abwehr des Räuberüberfalls erhaltenes Schmuckstück, konnte der junge Krieger die Klinge erwerben. Allerdings spottete die Rabentochter, der der Stand gehörte, dass die Klinge ihrem vorherigen Besitzer neun Leben lang gedient und dieser jedes Mal blutig geendet hätte. Vermutlich handelte es sich um ein Beutestück aus der feeischen „Welt des Krieges“. Aki schien vor allem an den Informationen und Geheimnissen interessiert, die auf dem Markt angeboten wurden, fand allerdings nicht das, was sie suchte.

Die Freizeit der Helden wurde jäh beendet, als Hao zu der „Stadtherrin“ Tomoe gerufen wurden: man hatte einen Toten gefunden. Anscheinend handelte es sich um den Gehilfen eines Händlers, doch eine genaue Identifizierung war schwierig, da jemand oder etwas dem Toten das Gesicht abgerissen hatte. Die Helden sollten unauffällig ermitteln, um den Marktfrieden nicht zu stören. Bei der Untersuchung der Leiche fand Hao ein langes silbernes Haar, das mit feinen Haken besetzt war. Vorsichtige Recherchen auf dem Feenmarkt brachten die Helden zu der Vermutung, dass der Tote einer Hari-Onago zum Opfer gefallen sei: einem mächtigen weiblichen Feenwesen, das junge Männer anlockte, sie mit ihrem magischen Haar erwürgte und ihr Gesicht raubte. Einigen Gerüchten zufolge waren Hari-Onago Rachegeister, die die Familienmitglieder ihres Mörders verfolgten.
Die Helden baten sowohl Aki als auch die Kontaktleute beim Kintarai-Geheimdienst um Unterstützung – auch wenn das bedeutete, dass die vor einigen Tagen festgesetzten Rebellenagenten statt von den Geheimdienstlern vorerst von Soldaten bewacht werden mussten. Aufgrund der Weitläufigkeit des Marktes wollten sich die Jäger in zwei Gruppen aufteilen: In der aus Hao, Aki und Akira bestehenden Gruppe sollte Akira als Lockvogel agieren.
Vermutlich stellte sich der junge Krieger zu ungeschickt an, denn die Suche blieb erfolglos. Wenig später wurden die Helden durch Schreckensschreie alarmiert. Eine weitere Leiche war gefunden worden – diesmal in einer belebteren Ecke des Marktes. Es handelte sich um einen Soldaten der „Seidenen Stadt“. Akira gelang es, die entstehende Unruhe zu kontrollieren, während Aki und Hao nach Spuren suchten. Da das Verbrechen erst vor kurzem stattgefunden hatte (soweit man das in der feeischen Umgebung sagen konnte), fanden sie tatsächlich eine schwache Blutspur. Dieser folgend, stießen Hao und Aki auf eine der Kurtisanen der seidenen Stadt, deren Gesicht Hao seltsam…falsch vorkam. Ein Trugbild vermutend, stellte Hao der jungen Frau eine Fangfrage und kam zu der Überzeugung, dass sich hier jemand hinter einem vertrauten Gesicht verbarg. Direkt angesprochen, ließ die Hari-Onago die Maske fallen und griff die Helden und Aki an. Die Geisterfrau erwies sich als gefährlicher Gegner, die Hao und Akira mit ihrem magischen Haar umschlang und ihnen gefährliche Wunden zufügte. Nur mit vereinten Kräften konnte der Geist besiegt werden. Leider blieb der Kampf nicht unbemerkt – der Vorfall stellte natürlich einen mehr als peinlichen Verstoß gegen den Marktfrieden sowie gegen die Ehre der „Stadtherrin“ Tomoe und des Herrschers des Berges dar.

Leider sollte dies nicht das einzige Blutvergießen bleiben: Als man zu dem Wagen zurückkehrte, in dem die Rebellenagenten gefangen gehalten wurden, fand man sie erschlagen vor. Offenbar hatte eine zur Bewachung abgestellte Soldatin von Akiras Einheit alle drei Gefangenen brutal abgeschlachtet. Die normalerweise stets zu Scherzen aufgelegte Kriegerin wirkte apathisch und wiederholte immer wieder, sie hätte die drei töten müssen. Alles sprach dafür, dass sie unter einem Suggestionszauber gehandelt hatte. Vermutlich hatte die Gefangene Himmelsblume den Zauber ausgelöst, als sie einen Anfall simuliert und dadurch dafür gesorgt hatte, dass jemand sie berührt und sich die zweite Wache auf der Suche nach einem Arzt entfernte. Das war ein beunruhigender Beweis der Entschlossenheit der Rebellen und ein schwerer Schlag für die Ermittlungen, wie auch für den Geheimdienst und Akira, dessen Untergebe die Tat verübt hatte. Der junge Krieger legte ein gutes Wort für die unfreiwillige Mörderin ein, aber sie wurde vorerst festgesetzt.
Nach diesem Debakel und angesichts der erlittenen Wunden waren die Helden kaum noch in der Stimmung, den Feenmarkt zu genießen, bevor die „Seidene Stadt“ wieder aufbrach. Obwohl dem Gefühl nach wenig mehr als eine Nacht vergangen war, verriet der Stand des Mondes beim Verlassen des „Leuchtenden Berges“, dass tatsächlich seit dem Passieren des Feentors mehrere Tage verstrichen sein mussten.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #55 am: 7.11.2025 | 22:13 »
Die seidene Stadt: Teil IV (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)

Auf dem Weg zur kaiserlichen Hauptstadt kam die „Seidene Stadt“ wieder in zivilisiertere Gefilde, was sich auch an dem besseren Zustand der Wege und dem Wohlstand der Dörfer zeigte. Die Nähe zu dem magischen Berg und dem Feenmarkt blieb spürbar – etwa bei der Rast in einem Dorf, dessen Einwohner vielfach Feenblut hatten. Überwiegend schien es sich um Sterbliche mit Schatten- oder Lichtfeenblut zu handeln. Trotz ihrer „gegensätzlichen“ Herkunft lebten sie friedlich zusammen und hießen die Karawane gastfreundlich willkommen.
In Akiras Einheit war die Stimmung nach dem Versagen bei der Bewachung der Gefangenen und der vorläufigen Festsetzung einer Kriegerin angespannt. Obwohl verwundet, versah Akira weiterhin seine Pflicht. Er wollte keine Schwäche zeigen und die Moral seiner Leute stabil halten.
Die dramatischen Ereignisse auf dem Feenmarkt kamen auch zur Sprache, als einer der Geheimdienstler die Helden aufsuchte und andeutete, dass man die Schuld an dem Tod der inhaftierten Rebellen dem Kommandeur der Geheimdienst-Einheit in die Schuhe schieben sollte. Einen Sündenbock würde den Druck von den anderen Beteiligten nehmen. Hao hatte keine Lust, sich darauf einzulassen, und Akira hielt ein solches Vorgehen für wenig ehrenvoll. Es blieb abzuwarten, ob das die richtige Entscheidung gewesen war…

Stattdessen kümmerten sich die Helden um die feeischen Insekten, die die „Seidene Stadt“ befallen hatten. Hao lockte den immer noch der Karawane folgenden magischen Blaureiher in das Lager, um so die Quelle des Befalls zu finden. Auch dank Haos Insektenfallen wussten die Helden, wo die magischen Insekten häufiger auftraten. Tatsächlich hatte die Suche Erfolg: Der Reiher wurde bei dem Wagen der Händlerin Tishiba Riko unruhig. An einer Weinkiste fanden die Helden verdächtige Löcher. Mit äußerster Sorgfalt transportierten die Helden die schwere Truhe aus dem Lager. Ein vorsichtiger Blick ins Innere zeigte, dass sich ein ganzes Nest der gefährlichen Insekten in der Truhe verbarg.
Die Händlerin beteuerte glaubwürdig ihr Unwissen. Die Truhe sei in Palitan mit kostbaren Weinen aus Selenia bestückt worden, ohne dass etwas Verdächtiges aufgefallen sei. Es war ihr ein Rätsel, wie und wann das Nest hineingekommen war.
Die Helden beschlossen, die gefährlichen Insekten mit einem  Eiszauber unschädlich zu machen. Um ein Ausfliegen zu verhindern, verstopften die Helden die von den Insekten in die Truhe geätzten Löcher und ummantelten die Truhe mit Metall- und Keramikgeschirr, das die Insekten hoffentlich lange genug daran hindern würde, sich mit Hilfe der von ihnen ausgeschiedenen Säure zu befreien. Da keiner der Helden einen passenden Zauber beherrschte, wandten sie sich erneut an Ritenmeisterin Satomi. Diese war bereit zu helfen, wenn auch etwas widerwillig ob der wiederholten Störung. Sie hielt weder von Hao (als Ausländerin) noch Akira (als Mitglied eines verfeindeten Klans) viel.
Die von Satomi beschworene Eisaura verletzte auch die Helden, doch die Wirkung auf die Insekten war sehr viel tödlicher. Nur wenige der Wesen konnten sich befreien und wurden von den Helden getötet. Leider hatte die Eisaura auch die Weinflaschen zerstört, doch dafür waren die Insekten nun alle tot. Eine Untersuchung des Nestes brachte mehrere hundert Exemplare des gefährlichen Ungeziefers ans Tageslicht, die vielfach noch nicht geschlüpft waren. Dies wäre vermutlich in den nächsten Tagen geschehen.  Wären sie ausgeschwärmt – oder bei einem unvorsichtigen Handhaben der Kiste schlagartig aufgescheucht worden – hätten sie großen Schaden anrichten können.
Anscheinend war das Nest absichtlich in der Truhe platziert worden. Die wenigen Insekten, die ins Freie gelangt waren, waren wohl vorfristig geschlüpft. All das sprach für gezielte Sabotage. Handelte es sich um eine weitere Aktion der Anti-Myuriko-Rebellen, oder war das die Tat einer weiteren Fraktion im Intrigenspiel um die „Seidene Stadt“?
Während „Stadtherrin“ Tomoe sich erleichtert zeigte, dass eine potentielle Katastrophe verhindert worden war, war die Besitzerin der Truhe weniger froh. Tishiba Riko hatte nicht nur ihre für die Göttliche Kaiserin bestimmte Tributgabe verloren, sondern musste auch damit rechnen, als Rebellenkontakt verdächtigt zu werden. Es war nicht sehr fair seitens der Helden, dass sie der Händlerin einen riskanten Ausweg aus ihrer misslichen Lage vorschlugen: Durch einen Zauber getarnt, sollte sie – abwechselnd mit einer weiblichen Angehörigen des Geheimdienstes – in der Hauptstadt als die verstorbene Rebellenagentin auftreten, um deren noch unbekannte Kontaktleute in die Falle zu locken. Wohl oder übel erklärte sich Tishiba Riko mit dem Vorschlag einverstanden.

Auf dem Rest der Strecke bis zur kaiserlichen Hauptstadt Senrai blieb die Karawane von weiteren Angriffen oder unliebsamen Zwischenfällen verschont. Mit wachsender Nähe zur Hauptstadt nahm die Anzahl der Siedlungen deutlich zu. Die Landschaft gewann eine märchenhafte Schönheit. Der Zustrom an Tributgaben schwoll noch einmal deutlich an.
Hao hoffte, dass nach der Verhaftung und dem Tod der Rebellen sowie der Neutralisierung der Feen-Insekten endlich Ruhe einkehren würde und widmete sich wieder ihrer Tarnaufgabe in der Menagerie der Karawane. Akira war nicht so sicher. Immerhin gab es noch die Kontaktleute der Rebellen in der Hauptstadt, die angeblich etwas „Großes“ planten. Außerdem wollte er herausfinden, wer das Nest der Feen-Insekten in der Weinkiste platziert hatte. Deshalb befragte Akira Tishiba Riko und ihre Gehilfen noch einmal eingehend. Wenig überraschend verdächtige Riko ihre Konkurrenten in der „Seidenen Stadt“: die dragoreischen Händler, aber auch die Kintarai-Familie der Jiribi, mit der sie eine langjährige Rivalität verband. Akira schlug Hao vor, sich bei der Befragung der Verdächtigen aufzuteilen: Hao würde die Händler aus Dragorea befragen, Akira die Jiribi. Bei diesen würde er seinen adligen Stand besser zu Geltung bringen können.
Haos Erkundigungen brachten leider keine neuen Erkenntnisse. Niemand schien etwas zu wissen. Stattdessen geriet Hao mit einem der Händler aneinander. Akira war bei den Jiribi erfolgreicher: Zwar beschränkte sich deren Mitteilsamkeit anfangs darauf, ihre Konkurrentin schlechtzureden. Aber dem jungen Krieger fiel auf, dass der Sekretär des Händlers etwas zu verbergen schien. Schließlich brach Sekretär unter den bohrenden Fragen Akiras zusammen. Er gestand, das Nest bei der Konkurrentin platziert zu haben, behauptete aber, dass seine Dienstherren nichts davon wussten. Akira informierte „Stadtherrin“ Tomoe, die den Unglücklichen festsetzen ließ. Nur Akiras Fürsprache war es zu verdanken, dass es den anderen Mitgliedern der Jiribi-Delegation nicht ebenso erging. Selbst im günstigsten Fall drohten den Jiribi hohe Geldstrafen und ein Ausschluss von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“. Hao spekulierte, dass jemand die Missgunst der Jiribi ausgenutzt und sie gezielt manipuliert hatte, aber dafür fanden sich vorerst keine Beweise.
Akira drohte allerdings aus einer anderen Richtung Ungemach: Sein Vorgesetzter Suguri Ito stellte ihn zur Rede. Der junge Kommandeur der Reiterei hatte von dem Tod der Kurtisane Himmelsblume erfahren – und realisiert, dass die Tarngeschichte um ihre Verhaftung nicht stimmig war. Akira konnte den Leutnant mit dem Verweis abwimmeln, dass es um Dinge ging, die zu enthüllen nicht im Belieben Akiras lag. Das verbesserte die Stimmung zwischen den beiden Kriegern natürlich nicht, zumal Ito sich den Tod der Kurtisane sehr zu Herzen nahm. Anscheinend verdächtigte er Akira, an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Zumindest wurden keine Schwerter gezogen.

Am nächsten Tag erreichte die Karawane Senrai. Die Bauern der umliegenden Dörfer hatten mithilfe verschiedenfarbiger Blumen nicht nur Sagenwesen und Heroen, sondern auch Ausschnitte des Stadtpanoramas in die Landschaft „gemalt“. Eine Eskorte von 300 Berittenen nahm die „Seidenen Stadt“ in Empfang und geleitete sie die letzten Kilometer. Unter den prachtvoll gepanzerten und bewaffneten Kriegerinnen und Krieger waren zahlreiche Quirin-Reiter. Zusammen mit den Schaulustigen und Tributbringern schwoll der Zug auf 10.000 Personen an.
Die „am Reißbrett“ geplante Hauptstadt war ein atemberaubender Anblick mit ihren Palästen, Tempeln, Plätzen und Prunkstraßen, den zahllosen Schreinen und prunkvoll gekleideten Bewohnern. Die von einer hohen Mauer umgebene Stadt war in der Form einer Blüte errichtet worden. Wie die ganze Kintarai-Gesellschaft wurde Senrai von den großen Klans und dem Standessystem Kintais geprägt. Jeder der fünf großen Klans (Momoku, Ranku, Suguri, Uome, Zakur) hatte ein eigenes Stadtviertel, ein sechstes war der Kaiserin gewidmet. Die unteren Stände lebten am Stadtrand, die Höherrangigen näher am Zentrum. Den Mittelpunkt der Stadt bildete der kaiserliche Palast. Auch dieser war in der Gestalt einer Blüte errichtet.

Auf einem riesigen Platz im Osten Senrais „erblühte“ die „Seidene Stadt“ zum letzten Mal. Diesmal wurde kein Wasser aus dem Boden beschworen, stattdessen wurden bunte Stoffbahnen zwischen den Ständen ausgerollt, die durch neu hinzugekommene Händler und Handwerker aus ganz Kintai und dem Ausland noch einmal deutlich zahlreicher geworden waren.
Die Menagerie wurde an den Stadtrand verlegt, um den Tieren etwas Ruhe zu gönnen. Hao wäre am liebsten bei ihren „Schützlingen“ geblieben. Angesichts der immer noch drohenden Gefahr durch die Rebellen entschloss sie sich jedoch, ihren Tarnberuf aufzugeben und in der „Seidenen Stadt“ selber zu bleiben. Die Stadt sollte in Senrai insgesamt fünf Tage „blühen“ – was hoffentlich genug Zeit bot, damit die Rebellen Kontakt mit der falschen Hikibi aufnehmen und in die Falle gehen würden. Die Helden sollten den Geheimdienstleuten helfen, die Falle abzusichern. Akira hätte gerne die Kantioku Aki für den Einsatz rekrutiert, denn er hatte gelernt, ihren Fähigkeiten zu vertrauen (und eine Schwäche für die junge Kampfpriesterin entwickelt). Allerdings war sie wie vom Erdboden verschluckt. Bei der Besprechung mit dem Geheimdienst kam auch ein beunruhigender Punkt zur Sprache, der den Helden beim Erreichen Senrais aufgefallen war: der ferne Kaiserinnenpalast ähnelte der Zeichnung auf den magischen Blütenblättern der Rebellen. Zielte die „große Aktion“ der Rebellen auf den Palast Myurikos?
Akira nutzte den Abend, um mit einem der rätselhaften Feenkrieger zu trainieren, die auf dem Feenmarkt zu der Karawane gestoßen waren.

Am folgenden Tag suchte und fand Hao eine Schneiderin für das erworbene Feengarn. Die Schneiderin hätte das kostbare Garn zwar lieber für etwas Repräsentativeres verwendet als die Tracht der zhoujiangische Affengott-Kirche. Schließlich einigte man sich aber auf eine für beide Seiten zufriedenstellende – wenn auch für Hao nicht billige – Lösung.
Akira machte währenddessen seine Aufwartung im örtlichen Palast des Ranku-Klans, da seine Familie zu deren Vasallen gehörte und sein verstorbener Vater ein Ranku gewesen war. Der junge Krieger durfte dem Haushofmeister Bericht erstatten. Allerdings stießen Akiras Geschichten auf begrenzten Zuspruch: Die Jiribi, deren Intrige Akira zu verhindern und offenzulegen beigetragen hatte, waren den Ranku verschworen. Dem Klan wäre es lieber gewesen, wenn die Angelegenheit „unter der Hand“ geregelt worden wäre – etwa mit einem Selbstmord des Hauptschuldigen. Diese Möglichkeit bestand nun nicht mehr. Dass Akira eine Spur zu den aus Sadu stammenden Mördern seines Vaters gefunden hatte, brachte ihm wenig mehr als lobende Worte. Zwar würde man die Informationen über die verantwortliche Rebellengruppe an die Grenztruppen weitergeben. Der Ranku-Haushofmeister machte allerdings klar, dass man keinen Vorstoß auf die andere Seite des Kabila unternehmen wollte. Dies sei politisch zu heikel. Ernüchtert kehrte Akira zur „Seidenen Stadt“ zurück.
Dort wurden die Helden von der hochrangigen kaiserlichen Beamtin Zakur Mai zu der verhinderten Sabotage mit den Feen-Insekten befragt. Hao und Akira legten ein gutes Wort für „Stadtherrin“ Sugrui Tomoe ein. Akira versuchte zudem, den für seinen Lehensklan angerichteten „Schaden“ zu minimieren, indem er für Milde gegenüber den Jiribi plädierte.
Die Helden waren nicht die Einzigen, die befragt wurden. Ritenmeisterin Uome Satomi, die während der Reise von den Helden mehrmals zu Hilfe gerufen worden war, gab ebenfalls eine Rapport ab, äußerte sich bezüglich Tomoes allerdings deutlich weniger günstig. Auch Aki war vorgeladen worden. Die junge Albin erschien freilich diesmal nicht im Gewand einer Kantioku, sondern in den Kleidern einer Kintarai-Adligen und unter ihrem echten Namen: Momoku Eiko, Schwester des Fürsten der am Maishi-See gelegenen Stadt Tsusaka. Jetzt fiel es den Helden wie Schuppen von den Augen: Sie waren der jungen Adligen vor einem Jahr flüchtig begegnet, hatten sie aber in ihrer Verkleidung nicht erkannt.

Akira nahm das Doppelspiel von „Aki“ gelassen. Sie begleitete die Helden, als diese am Abend den „Silbernen Pavillon“ besuchten, einen der beiden großen Myuriko-Tempel Senrais. Hier wurde Myuriko vor allem als Herrscherin und Kriegerin verehrt. Im „Goldenen Pavillon“, den die Helden bei der Andacht im folgenden Morgengrauen besichtigten, wurde der Lebenden Göttin hingegen mehr in ihrer Rolle als Weltenschöpferin, Beschützerin und Spenderin von Harmonie und Leben gehuldigt.
Neben ihrem „Wachdienst“ fand Hao Zeit, nach den Tieren der Menagerie zu sehen. Akira traf sich mit Eiko, deren Besuch im Palast der Momoku ähnlich unbefriedigend verlaufen war wie Akiras Besuch des Ranku-Klans. Während sie im fernen Tsusaka fast gleichauf mit ihrem fürstlichen Bruder rangierte und für ihre Taten im Kampf gegen Monster, Piraten und rivalisierende Klans Ansehen genoss, galt sie bei der Hauptfamilie ihres Klans in Senrai offenbar weniger. Auch die „nicht ganz erstrangige“ Herkunft von Eikas Mutter, die ihr Vater in zweiter Ehe geheiratet hatte, war zur Sprache gekommen. Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchten die jungen Adligen die für ihre Kampfkünste, Gelehrten und magischen Lehrkräfte berühmte Kaiserliche Akademie.

Am fünften Tag des Aufenthalts in Senrai wurde die Geduld der Helden und ihrer Verbündeten belohnt, als ein Wasserträger die vermeintliche Rebellin Hikibi ansprach, die gerade von einer Geheimdienstlerin gespielt wurde. Der Wasserträger übergab der Masseurin zwei Bohnensamen mit der Botschaft „Jetzt gleich“ und entfernte sich rasch. Akira folgte dem Rebellenkontakt unauffällig bis zum Palast. Hao ließ währenddessen die Bohnensamen magisch wachsen: die sprießenden Blätter vervollständigten die Skizze des Palastes und markierten einen Gebäudeflügel. Zudem enthielten sie die Botschaft „Der Mondkönig gewährt Einlass“ und zwei kleine, aber bemerkenswert detaillierte Porträts – offenbar die Ziele für einen Anschlag „wenn der Himmel birst“. Vermutlich sollte Hikibis Trupp den Attentätern Unterstützung leisten.
Hao, Momoku Eiko und einige Verbündete stießen zu Akira. Haos zur Erkundung ausgeschickter Eichhörnchen-Tiergefährte stellte fest, dass sich offenbar bereits zwei Unbefugte Zugang zu dem Palastgarten verschafft hatten und tatsächlich Einlass in den Palast erhielten. Bei sich hatten sie ein voluminöses Fass – vielleicht eine Bombe? Es war keine Zeit zu verlieren. Akira gelang es, die misstrauischen Palastgarden zu überreden, den Helden und Eiko Einlass zu gewähren. Von mehreren Gardisten „begleitet“ eilten sie zu dem auf der Skizze markierten Palastflügel. Die Pforte, durch die die vermutlichen Rebellen Einlass erhalten hatten, war wieder verschlossen. Doch der dahinter wachestehende Soldat gab widerspruchslos den Weg frei, als Akira einer Eingebung folgend die ominöse Botschaft „der Mondkönig gewährt Einlass“ wiederholte. Der Soldat wirkte seltsam…abwesend. Vermutlich stand er unter einem Beherrschungszauber.
Als die Helden die Rebellen einholten, war es fast schon zu spät: die Attentäter hatten bereits zwei Hofdamen niedergestochen, die zufällig ihren Weg gekreuzt hatten. Gerade waren sie dabei, die Lunte der Bombe zu zünden.
Hao stürzte sich auf die Lunte. Akira und Eiko kreuzten die Klingen mit dem einen der beiden Attentäter, während die Palastgarden den anderen angriffen. Die Rebellen erwiesen sich als äußerst versierte Fechter. Doch Akira gelang es, einen heftigen Glückstreffer landen. Zusammen mit Eiko konnte er seinen Gegner niederzwingen, auch wenn er selber schwere Verletzungen davontrug. Inzwischen schaffte es Hao, die Lunte zu löschen. Der zweite Rebell wurde von den Palastgarden und Eiko erschlagen. Leider kam für die beiden Hofdamen jede Hilfe zu spät. Der „Wasserträger“, der die Botschaft der Rebellen überbracht hatte, wurde zwar gestellt, konnte aber nicht lebend gefasst werden. So endete der Abend mit fünf Toten und mehreren Verletzten. Doch der Anschlag war vereitelt worden.

Am nächsten Tag rief Zakur Mai, die auch die Ermittlungen bezüglich des Attentats übernommen hatte, alle Beteiligten zusammen. Sie lobte die Helden, Eiko, die „Stadtherrin“, die Ritenmeisterin und auch die Geheimdienstler, die die „Seidene Stadt“ begleitet hatten, für ihr mutiges und entschlossenes Handeln. Gleichzeitig bedauerte sie, dass alle an der Verschwörung namentlich bekannten Beteiligten tot waren. Dadurch würden die Hintermänner und weitere Kontakte anonym bleiben. Auch die mögliche Verbindung des jungen Gankoda zu den Rebellen musste unaufgelöst bleiben: Sein verdächtiges Verhalten und das – nur von Haos Tiergefährten beobachtete – Treffen mit einer Frau, die VERMUTLICH eine Rebellinnen gewesen war, war nicht genug. Man könne nicht den Sohn eines mächtigen Fürsten auf die „Aussage“ eines Eichhörnchens hin festsetzen… Er sollte aber künftig genauer beobachtet werden.
Die Helden erfuhren, dass es sich bei den getöteten Hofdamen um Momoku Akane und ihre Tochter handelte. Die eigentlichen Anschlagsziele waren Suguri Mitsuaki (im diplomatischen Dienst vor allem in Sadu tätig) und Zakur Reina (ein Mitglied des kaiserlichen Geheimdienstes) gewesen. Dies ließ Akira vermuten, dass es sich bei den Attentätern um sadische Rebellen handelte.
Bezüglich der Sabotage mit den feeischen Insekten teilte Mai mit, dass das Verhör des Jiribi-Sekretärs neue Erkenntnisse gebracht hatte. Zakur Mai war sich sicher, dass der Mann nicht nur auf eigene Faust gehandelt hatte. Deshalb war nicht nur der Sekretär sondern auch sein zurzeit im zhoujiangischen Palitan weilender Herr geächtet worden. Die Waren, die die Jiribi mit der „Seidenen Stadt“ geschickt hatten, sollten beschlagnahmt und zur Wiedergutmachung der entstandenen Schäden genutzt werden. Die Familie Jiribi würde für 25 Jahre von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“ ausgeschlossen bleiben – falls sie nicht durch Reue, Buße und Wiedergutmachung die Frist verkürzen konnten. Angesichts der Schwere des Vergehens war dies eine maßvolle Strafe. Dennoch war dies natürlich für Klan Ranku, dem die Jiribi zugeschworen waren, wenig erfreulich. Aber Akira hatte durch seine Leistung bei der Verhinderung des Attentats so viel Ehre erworben, dass der Klan seines Vaters sich anscheinend entschloss, Akiras Verwicklung in die für die Ranku peinliche Aufdeckung der Jiribi-Intrige zu ignorieren.
Über den Anschlag wie auch die Sabotage sollte Stillschweigen bewahrt werden. Weder der Versuch, die sakrosankte „Seidene Stadt“ für eine Intrige gegen Konkurrenten zu nutzen, noch ein beinahe gelungenes Attentat im Herzen des Kaiserreiches durften bekannt werden. Durch ihr beherztes Verhalten hatten sich die Helden auf jeden Fall die Teilnahme bei der feierlichen Übergabe der Tributgaben an die Göttliche Myuriko verdient.

Am folgenden Tag endete der Markt der „Seidenen Stadt“. Viele Teilnehmende (auch Akira) opferten in einem der Tempel Myurikos mehr oder weniger wertvolle Geschenke. Daneben verbrachte er noch etwas Zeit mit Eiko. Die Schwester des Fürsten von Tsusaka verriet endlich, warum sie die „Seidene Stadt“ unter einem falschen Namen begleitet hatte: Ihre Aufgabe war es gewesen, „Stadtherrin“ Suguri Tomoe im Auge zu behalten. Tomoes Eignung für den verantwortungsvollen Posten wurde wohl nicht von allen akzeptiert – vor allem, wenn sie wie Klan Momoku mit den Suguri verfeindet waren. Eikos Mission war – auch dank der Helden – kein Erfolg gewesen, doch die junge Fürstenschwester schien das nicht zu schwer zu nehmen. Offensichtlich hatte Akira gerade durch seine jüngsten Leistungen bei ihr Eindruck gemacht.

Zum Abschluss der „Seidenen Stadt“ wurden die Tributgüter für die Göttliche Myuriko feierlich auf dem Marktplatz präsentiert und in einer feierlichen Prozession in den Plast gebracht. Die Ehrengäste – darunter auch die Helden – begleiteten den Zug. Jetzt hatten sie auch Gelegenheit, die atemberaubende Anmut und Pracht des Palastes zu würdigen. Höhepunkt der Prozession war der Empfang der Tributgeber durch den Gemahl der Göttlichen und dann – für wenige kostbare Augenblicke – durch die Göttliche Myuriko selbst. Auch wenn es niemand vermochte, der Göttlichen auch nur aus den Augenwinkeln ins Gesicht zu sehen, waren alleine ihre Stimme und Präsenz überwältigend. Ein sichtbares Zeichen ihrer überirdischen Macht waren auch die Hofdamen an ihrer Seite – die beiden Momoku, die bei dem gescheiterten Attentat ermordet, und durch die Gnade der Göttin wiedererweckt worden waren.
Jeder der Ehrengäste erhielt ein wertvolles Geschenk: Hao eine magische Goldkugel für ihre Gebetskette, Akira einen prachtvollen Rapphengst aus den kaiserlichen Ställen, samt einem kunstvoll gefertigten Sattel und Zaumzeug.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #56 am: 21.11.2025 | 19:14 »
Kampf um Palitan oder Der Krieg der fünf Tage: Teil I
Atasato und Palitan (Ren und Luo)

Noch Tage nach der Abreise der „Seidenen Stadt“ bestimmte die Tributkarawane die Gespräche in Atasato. Die Einwohner fragten sich, wie die Reise verlaufen mochte und ob die Abgaben Gnade vor den Augen der Göttlichen Kaiserin finden würden. Deshalb und angesichts der furchterregenden Mordserie der „Bleichen Dame“ war Prinzessin Hui Amui fast in Vergessenheit geraten. Taisho Ranku Kane blieb hingegen Stadtgespräch, hatte sich freilich nicht nur Freunde gemacht. Etliche meinten, sie sollte mit ihren Soldaten Piraten und den vorlaut gewordenen Kungaiki Respekt leeren, statt in Atasato das bestehende Machtgefüge zu gefährden.

Ren und Luo waren in Atasato geblieben, auch wenn sie gerne die „Seidene Stadt“ begleitet hätten. Sie wollten weiterhin Prinzessin Amui unterstützen. Tatsächlich wurden sie zwei Tage nach dem Abschied ihrer Kameraden in das kleine Anwesen bestellt, das der Fürst von Atasato der Prinzessin zur Verfügung gestellt hatte. Aumi und ihre Exilanten-Einheit wurden zunehmend als Problem empfunden. Han Mari und ihr selenischer Untergebener hatten die inzwischen fast 200 Bewaffneten zwar im Griff, aber die Einheimischen machten sich dennoch Sorgen. Amui hatte noch nicht entschieden, was mit der Truppe passieren sollte. Sie erwog Rens Vorschlag, die Soldaten einem Daimyo zur Verfügung zu stellen, der Hilfe gegen Piraten brauchte. Der Kampfgolem, den man im Haus von Zakur Saburo geborgen hatte, war noch nicht einsatzbereit, und die Prinzessin schwankte, ob sie ihn in Betrieb nehmen oder aber als politisches Geschenk verwenden sollte.
Die Prinzessin tauschte sich mit den beiden Abenteurern über die jüngsten Ereignisse aus. Aus Zhoujiang kamen beunruhigende Neuigkeiten: Die Gerüchte über einen drohenden Angriff der Jogdaren schienen zu stimmen. Nachdem General Wu sie erst kürzlich geschlagen hatte, war zu erwarten, dass sie sich andere Ziele suchen würden – vermutlich in der neutralen Fangschreckenprovinz. Währenddessen zog Wu immer mehr Truppen zusammen, unter anderem fremdländische Söldner, die in Taka ins Land kamen. Angeblich wurden sie in der nördlichen Büffelprovinz bei Kanluran konzentriert. Da Wu sich als Beschützer des Reiches präsentierte, kam für ihn ein Bündnis mit den Jogdaren wohl kaum in Frage.
In der Phönixprovinz, im Machtbereich der Loyalisten, gab es anscheinend Spannungen: zwischen den einheimischen Mangmong-Bergnomaden und zhoujiangischen Pilgern. Amui sah darin freilich keine ernste Bedrohung. Aber die Kaiserlichen waren diplomatisch isoliert. An ausländischen Mächten hatten sie einzig und allein mit den Jogdaren eine direkte Grenze, denen nicht zu trauen war. Jedes Bündnis mit den Reiternomaden würde einen Ansehensverlust bedeuten, auch wenn es einige am kaiserlichen Hof gab, die dafür plädierten. Amui zweifelte an den Gerüchten über Wus Heirats- und Allianzpläne, doch war zu erwarten, dass der Verräter versuchen würde, seine Militärdiktatur eine Zukunftsperspektive zu geben.
Amuis eigene Bestrebungen, in Palitan einige moderate Triadenanführer zu gewinnen, waren an radikalen Kräften unter den Triaden gescheitert. Deshalb hatte sie sich gezwungen gesehen, mit den Kintarai zu verhandeln. Doch gab es unter diesen Fraktionen, die sehr ambitionierte Pläne hegten. Diese verlangten von Amui weitreichende Zugeständnisse – wozu sie dank der kaiserlichen Siegels, das sie sich mit Hilfe der Abenteurer beschafft hatte, auch in der Lage wäre.

Eine Gruppe aus Handelsherren Atasatos, einigen nördlichen Daimyo und auch Teile des Suguri-Klans hatte ihre Forderungen im „Ultimatum von Stahl und Seide“ zusammengefasst. Das geheime Schreiben enthielt zehn Forderungen an Zhoujiang, hingegen kaum Zugeständnisse. Es verlangte den Abbruch der militärischen Beziehungen zu Kungaitan (deren Kooperation mit den Triaden Kintai ein Dorn im Auge war), ein Vorgehen gegen in Zhoujiang lebende Exilanten aus Kintai, sofern sie ihrem Herkunftsland zu schaden trachteten, aber ebenso kintarische Jurisdiktion über jene Einwohner Zhoujiangs, die Verbrechen gegen Kintarai begangen hatten, ja sogar die Erlaubnis, diese unter bestimmten Umständen über die Grenze verfolgen zu können. Zudem forderte das Ultimatum eine Mitgliedschaft im Handelsrat. Neben einem permanenten Posten sollte zudem die Möglichkeit für Kintarai geschaffen werden, sich künftig dort „einzukaufen“. Das Ultimatum enthielt zudem die kaum verdeckte Offerte an alle Provinzfürstinnen, die mit den Triaden haderten – wie Liu Luli in der Kranich- und Zo Zo in der Spinnenprovinz – bei der Beseitigung von „Hindernissen“ zu helfen. Das Schreiben endete mit der Drohung, falls binnen fünf Monden keine Antwort käme, würde man die Ziele auf andere Art und Weise verfolgen. Ren als Patriotin sah das Ultimatum n als Zumutung, obschon es in erster Linie die Triaden bedrohte. Amui hatte sich bisher gegen ein Unterzeichnen gesperrt. Doch langsam gingen ihr die Optionen aus.
Nicht direkt in das Ultimatum involviert war Generalin Ranku Kane, die offenbar eigene Ziele verfolgte. Ihr war mehr daran gelegen, dass Zhoujiang formell das Recht Kintais anerkannte, in Sadu „für Ordnung zu sorgen“. Offensichtlich plante die Generalin eine aktivere „Vorfeldsicherung“ gegen die Transkabilischen Rebellen. Es war offenkundig, dass hier verschiedene Fraktionen Kintais ihre Agenden verfolgten. Die „Nord-Fraktion“ drängte auf Einfluss in Zhoujiang, während die „Südfraktion“ die schwärende Wunde Sadu ausbrennen wollte.
Ausgerechnet Ranku Kane sollte jetzt nach Palitan gehen, um die örtliche Botschafterin Suguri Jun bei den Verhandlungen betreffs des Ultimatums zu unterstützen. Amui wünschte, dass Ren und Luo die Generalin begleiteten und die Augen offenhielten. Amui würde nicht mitkommen, da viele im Palitaner Handelsrat auf ihre Anwesenheit feindselig reagieren würden.
Die Abenteurer hörten sich in den folgenden Tagen nach möglichen Gefahren auf der Reise um. Man erzählte sich, eines der neuen Schildkrötenpanzerschiffe der Triaden sei mit einer echten Drachenschildkröte aneinandergeraten. Nahe Atasato hatte der „rote Oni“ Benkei  für Aufsehen gesorgt, als er angeblich einen menschenfressenden Tiger mit bloßen Händen besiegt hatte.
Ren und Luo wurden noch einmal von Madame Jia eingeladen. Sie behandelte die Abenteurer höflich, auch wenn deren Ermittlungen in der Mordserie nicht zu Jias Zufriedenheit ausgegangen waren. Immerhin hatte das Eingreifen der kaiserlichen Armee Schlimmeres verhindert und die Unterweltkonflikte waren nicht eskaliert. Die Kurtisane deutete Besorgnis um Ranku Kane an und riet den Abenteurern kryptisch, im Notfall eine helfende Hand zu ergreifen. Luo fielen einmal mehr die scheinbar „lebendigen“ Tätowierungen an Hals und Armen Jias auf, die allem Anschein nach Drachenfische zeigten.

Die Gesandtschaft würde aus der Generalin, einigen Gefolgsleuten (Tadanishi Hiro, der Anführer ihrer Leibwache, die Zwillingsschwestern Akira und Kari, der Knappe Ranku Nobonagu sowie Naoki, ein ehemaliger Ashigaru und exzellenter Bogenschütze). Dazu kamen 20 Speerträger, 10 Drachenrohr-Schützen sowie 30 Bedienstete. Die Gesandtschaft würde auf einem Transportschiff reisen, das von zwei leichten Wachschiffen begleitet wurde. Die Reise nach Palitan würde drei Tage währen.

Der Abschied der Gesandtschaft vollzog sich in einer formellen Zeremonie, zu welcher der Fürst von Atasato und seine „getreuen“ Berater vom Ring von Jade und Eisen erschienen waren. Kanes Quirin, das zurückbleiben sollte, ließ sich nur widerwillig von seiner Reiterin trennen – ein bedrohliches Omen.
An Bord des Transportschiffs ging es beengt zu. Der innere Zirkel der Generalin fand dennoch Zeit und Platz zu trainieren, wobei Luo beim Bogenschießen wie beim Kampf mit Übungswaffen gut mithalten konnte. Ren schulte hingegen ihre diplomatischen Fähigkeiten im Gespräch mit der Generalin. Diese erhoffte sich Informationen zum Machtgeflecht in Palitan. Ren zweifelte zwar an der Mission der Generalin, gab ihr aber dennoch hilfreiche Einblicke, die sie freilich zugunsten der designierten Fürstin Zo Zo einfärbte.

Nachts legten die Schiffe am Ufer an, wobei der Transporter von den Wachschiffen flankiert wurde. Die Soldaten und die Leibgarde standen umschichtig Wache. Auch Luo und Ren beteiligten sich.
Am Nachmittag des zweiten Tages wurde achtern ein großes Schiff gesichtet, das rasch aufholte. Es handelte sich um ein Schildkrötenpanzerschiff - dasselbe, das vor einigen Wochen Atasato passiert hatte. Mit seinen zahlreichen Kanonen wirkte es bedrohlich, doch gab sich die Generalin betont gleichmütig. Zur Crew schienen sowohl Söldner/Berater aus Kungaitan als auch Zhoujiangi zu gehören, anscheinend Kämpfer der 13 Blätter. Das stieß Ren sauer auf, da sie dieser Triade besonders misstraute. Die gepanzerte Galeere folgte der Gesandtschaft bis Palitan, hielt aber immer einen gewissen Abstand. Natürlich wurde die Wachsamkeit noch einmal erhöht. Am dritten Tag kam Palitan in Sicht. Während das Schildkrötenschiff problemlos anlegen konnte, gaben einige Wach- und Handelsschiffe den Kintarai-Schiffen nur zögerlich den Weg frei. Die Zollbeamten traten freilich betont höflich auf. Die Generalin beschloss, die Schiffe lieber zum Kintarai-Ufer zu schicken, sobald die Gesandtschaft ausgeschifft war.

Vom Haupthafen Palitans, dem Drachenmaul, war es etwa ein Kilometer bis zum Schwertalbenviertel. Viele Passanten musterten die Gesandtschaft neugierig, doch gab es auch feindselige Blicke. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Gerüchte über das Kintarai-Ultimatum verbreitet hatten.
Fast das ganze Schwertalbenviertel war zur Begrüßung auf den Beinen, an der Spitze Botschafterin Suguri Jun und die örtliche Hohepriesterin Nanami aus dem Sternenmeer, deren Begräbnistracht nicht recht zu ihrem kindlichen Auftreten und dem Anlass passen wollte. Neben ihr stand ein Mann mit leerem Gesichtsausdruck. Zu ihrem Erstaunen erkannten die beiden Abenteurer den Utsuro, der ihnen etliche Monate zuvor nahe Miari begegnet war. Wie er hierhergekommen war, blieb ebenso rätselhaft, wie die Worte der Hohepriesterin. Sie fragte Luo, ob er wisse, dass er eine Schlange auf der Schulter trage (was dieser als Warnung vor einem Verräter oder als Hinweis auf die…komplizierte…Ursprungsgeschichte seines Schwertes wertete). Ren wurde gefragt, ob sie Spinnen oder Ratten mehr fürchten würde. Sie erwiderte gallig, dass Drachen ihr am meisten Angst machten – eine Anspielung auf General Wu, die allerdings Nanami nicht zufriedenzustellen schien.

Die Abenteuer hatten wenig Zeit sich zu erholen, bevor sie von Suguri Jun einbestellt wurden. Die Generalin war ebenfalls anwesend. Die Botschafterin teilte mit, dass sich die Lage in Palitan angespannt sei, angesichts der Gerüchte über das anmaßende Ultimatum oder gar Invasionspläne der Kintarai. Suguri Juns Bemühungen, die Lage durch Gespräche mit gemäßigten Elementen im Handelsrat und demonstrative Großzügigkeit zu beruhigen, hatten nur begrenzten Erfolg gezeitigt. Die Botschafterin bat die Helden um Unterstützung, auch wenn Ren sich mit Zusagen zurückhielt. Sie war nicht glücklich über das Ultimatum, wollte jedoch eine Eskalation verhindern. Bis zum Beginn offizieller Gespräche würde es noch eine Weile dauern. Den Auftakt würde eine Audienz bei der designierten Fürstin Zo Zo machen, für die eine prachtvolle Brigantine als Geschenk zu ihrem Geburtstag bereitlag. Luo bemerkte, dass zwischen Kane und Jun Spannungen herrschten. Wahrscheinlich hatten die beiden unterschiedliche Ziele. Er regte an, Ranku Kane sollte sich als Schutz vor Attentatsversuchen nach einer Doppelgängerin umsehen, doch die Taisho war nicht gewillt, sich hinter dem Rücken anderer zu verstecken.

Luo und Ren vermuteten, dass jemand die Lage anheizte, fanden dafür aber trotz ihrer örtlichen Kontakte keine Beweise. Es gab Gerüchte, Kintai würde mit General Wu und Emissären von Prinzessin Yi verhandeln. Wahrscheinlich fürchteten viele in den Triadengebieten, zwischen der Armee Myurikos und den anderen Bürgerkriegsparteien zerrieben zu werden. Vielleicht stachelten auch die neuen Triaden-Verbündeten aus Kungaitan die Leute an, waren sie doch dafür bekannt, Kintais Einfluss wo immer möglich zu bekämpfen. Doch gab es auch lokale Stimmungsmacher gegen Kintai, besonders die Triade der 13 Blätter. My-Mei versuchte angeblich die Lage zu beruhigen. Die Position der Kirchen, namentlich die der in der Spinnenprovinz starken Gagamba-Priesterschaft, blieb undurchsichtig. Manche raunten, Kintarai-Truppen würden an der Grenze zusammengezogen, um im Auftrag von Zo Zo den Handelsrat unter Druck zu setzen oder diesen gar zu entmachten. Zur allgemeinen Unruhe trugen Berichte von Angriffen auf Beamte und Priester des Gagamba-Kultes bei. Manche gaben den Kintarai die Schuld dafür und hielten dies für die Vorbereitung einer Invasion.

Auf die beunruhigenden Neuigkeiten reagierte jeder auf seine eigene Art und Weise. Ranku Kane ließ ihre Soldaten exerzieren und inspizierte das Schwertalbenviertel. Ren sondierte beim Fürstinnenhof, indem sie auf die Verbindungen zurückgriff, die sie bei ihrem letzten Besuch in Palitan hatte knüpfen können. Auch die angehende Fürstin schien bemüht, eine Eskalation zu verhindern. Aber Rens Versuch, zwischen Fürstinnenhof und My-Mei zu vermitteln – damit die angehende Fürstin und die mächtige Triadenherrin, eine geeinte Front präsentierten – scheiterte. Zwar beteuerte die Herrin der Archive und Oberhaupt des Seidenen Lotos, dass sie Frieden wolle. Aber My-Mei war nicht bereit, dafür etwas aufzugeben. Sie hielt Rens Warnung, dass General Wu Kintai und den Handelsrat aufeinander hetzen wolle, für unglaubwürdig - auch weil sie Wu nicht so viel Raffinesse zutraute.
Luo traf sich mit der „großen Yia“, einer einflussreichen Bandenchefin der Nezumi (Rattenmenschen) Palitans. Gegen etwas Kintarai-Geld versprich Yia darauf hinzuwirken, dass die Nezumi sich aus dem Konflikt heraushielten.
Luo nahm sich dennoch Zeit für ein persönliches Anliegen und erneuerte sienen Kontakt mit seiner Meisterin Sun Chen und seiner Mitschülerin Sun Lin. Die beiden Kampfkünstlerinnen verdienten momentan vor allem mit Schaukämpfen ihren Unterhalt, da sie nicht als Ausbilder für die Söldnertruppen der Triaden anheuern wollten. Lao erzählte von seinen letzten Erlebnissen Beide waren an den Informationen zu „Vipernzunge“, Luos magischer Klinge interessiert.

Es waren nur noch zwei Tage bis zur Audienz bei Zo Zo, als das Schwertalbenviertel nachts durch Rufe und Lärm aufgeschreckt wurde. Auf der benachbarten Insel war ein Feuer ausgebrochen. Luo fürchtete, jemand könne dies als Ablenkung für einen Angriff benutzen und riet zur Wachsamkeit, doch Ren wollte helfen und machte sich auf den Weg. Als die junge Magierin bei dem teilweise in Flammen stehenden Basaltpalast der Gagamba eintraf, waren bereits zahlreiche Helfer der Triaden beim Löschen. Mithilfe ihrer Magie konnte Ren die Löscharbeiten tatkräftig unterstützen bei der Versorgung der Verwundeten helfen. Sie bekam schnell mit, dass einmal mehr den Kintarai die Schuld gegeben wurde. Einige raunten, ein Feuergeist sei erschienen, andere glaubten, die Schwertalben hätten mittels eines Katapults Brandsätze geschleudert. Ren fand dies lächerlich und beging den Fehler, dies offen zu sagen. Nun wurden Verdächtigungen gegen sie laut, und zwei Schläger zogen ihre Waffen. Ren musste sich wehren sich schließlich verwundet zurückziehen, voller Wut über ihre undankbaren Landsleute.
Es stand zu befürchten, dass der „spontane Volkszorn“ sich auch gegen das Schwertalbenviertel entladen könnte. Generalin Kane und die Botschafterin beschlossen, das Viertel abzuriegeln und Behelfsfeuerwehren und Selbstverteidigungskräfte unauffällig zu mobilisieren. Strittig war, ob man auch die Kastenlosen einbeziehen sollte. Diese arbeiteten im Viertel, durften aber zumeist nicht dort wohnen. Ren war dafür, zumal sie sicher auch Ziel von Angriffen sein würden, sollte es zu einem Pogrom kommen. Sie konnte die zögernde Botschafterin überzeugen, überließ die Verhandlungen aber Luo, der sich weitaus geschickter in Unterschichtskreisen bewegte. Tatsächlich konnte er Kontakt mit dem inoffiziellen Anführer der Kastenlosen knüpfen. Dieser wollte freilich als Gegenleistung für seine Leute Zugang zum Schwertalbenviertel und deutete an, dies würde auch den Werbeversuchen der 13 Blätter unter seinen Leuten den Boden entziehen. Suguri Jun ließ sich aber nur auf eine bessere Finanzierung der Suppenküchen und Schulen für die Kastenlosen und ihre Kinder sowie eine Lockerung der Zugangsbeschränkungen herunterhandeln. Luo aber scheiterte an der Kompromisslosigkeit des Kastenlosenführers Genzo. Dies bestärkte wiederum unweigerlich Suguri Jun in ihren Vorurteilen. Einmal mehr haderten beide Abenteurer mit dem Starrsinn derjenigen, denen sie helfen wollten.
Es war offenkundig, dass die Furcht in der Bevölkerung vor einem Übergriff aus Kintai weiter zugenommen hatte – eine Furcht, die sich auch in destruktive Bahnen lenken ließ.
Ranku Kane war jedoch nicht bereit, die Füße stillzuhalten. So bereitete sich die Gesandtschaft auf ihre Audienz bei Zo Zo vor. Mit den Bediensteten, Soldaten und dem inneren Zirkel der Generalin sowie Vertretern des Schwertalbenviertels würden sicherlich 100 Personen zum Fürstinnenpalast ziehen. Auch die beiden Abenteurer waren eingeladen. Ren trug formelle Kleidung, Luo hingegen seine Rüstung als Teil des Geleitschutzes.

Die Prozession setzte sich am frühen Morgen in Bewegung, um vom Schwertalbenviertel über die Portalinsel zum Porzellanviertel zu ziehen, wo sich der fürstliche Palast befand. Freilich stoppte der Zug bereits nach kurzer Zeit. Mitten auf der Brücke zur Portalinsel stand der Utsuro, und blockierte mit quergehaltenen Stab die Straße. Ranku Kane hätte wohl am liebsten das Hindernis zur Seite schubsen lassen, aber Suguri Jun redete ihr das aus. Die Utsuro waren Wesen, denen die Kintarai mit Vorsicht begegneten. Die reuigen Sünder oder zutiefst gläubigen Untertanen Myurikos hatten ihr Selbst der Göttin geopfert. Viele meinten, dass der Wille der Gottkaiserin sie lenkte. Deshalb erntete Ren besorgte Blicke, als sie spekulierte, ob dies vielleicht ein Zeichen war, dass die Ultimatumsverhandlungen nicht dem Willen des Eisernen Kranich entsprachen. Insgeheim fragte sie sich, ob es eine Warnung vor einem drohenden Angriff war. Auf ihren Vorschlag hin rief jemand die örtliche Hohepriesterin Myurikos, die sich leise mit dem „Entseelten“ unterhielt, worauf dieser schließlich den Weg frei machte.
Schaulustige säumten den Weg, doch waren ihre Blicke oft ablehnend bis feindlich. Ein Kommando der fürstlichen Ehrengarde gab dem Zug das Geleit, doch hielten Ren und Luo nicht viel von diesen „Schausoldaten“.

Der Empfang im Palast war freundlich. Zo Zo behandelte ihre Gäste mit ausgesuchter, wahrscheinlich demonstrativer Höflichkeit und nahm deren Geschenk freundlich entgegen. Nach einer Runde Smalltalk, den Generalin Ranku Kane nicht zu genießen schien, begaben sich die designierte Fürstin, die Generalin und die Botschafterin für weitere Gespräche in den Palastgarten. Die Abenteurer blieben beim Rest der Entourage und wurden von Ma Dao in Beschlag gelegt, der Kommandeurin der persönlichen Leibwache Zo Zos. Der Hof war wegen der Gerüchte über Prinzessin Amuis Streitmacht beunruhigt, und befürchtete, sie könnte diese für Angriffe über den Fluss benutzten. Allerdings konnten die Abenteurer ihr nichts Definitives sagen. Ma Dao legte Ren nahe, sich weiter um eine Aussöhnung zwischen My-Mei und Zo Zo zu bemühen. Ren sagte zu, und Luo warnte die Offizierin vor einem möglichen Angriff. Er hielt es für möglich, dass jemand die Verhandlungen sabotieren wollte. Dies mochten radikale Triadenanhänger sein, eine dritte Partei, welche den Triaden oder Kintai schaden wollte, oder kriegslüsterne Kintarai, die einen Anlass für eine Intervention suchten. Alles in allem dauerte die Audienz einige Stunden, bevor man sich auf den Rückweg machte.

Die Stimmung auf der Straße hatte sich nicht gebessert. Vereinzelt wurden Verwünschungen gegen die „Brandstifter“ laut. Die Bedeckung der Gesandtschaft und die reduzierte Begleitung durch fürstliche Ehrengardisten wirkten angespannt.
Es war Luo, der aus Zufall, Glück oder dank seiner scharfen Sinne bemerkte, wie sich aus der Luke eines hohen Gebäudes der Lauf eines Drachenrohres schob. Luo handelte sofort und brüllte eine Warnung. In der Annahme, dass Ranke Kane das wahrscheinliche Ziel war, riss er die Generalin von ihrem Pferd. Tatsächlich schwenkte der Gewehrlauf zu einem neuen Ziel, dann krachte der Schuss. Ren konnte mit einem Schutzzauber Suguri Juns Verletzung etwas die Wucht nehmen, dennoch ging die Botschafterin zu Boden.
Chaos brach aus. Die sonst so souveräne Generalin vermochte zunächst nicht, ihre Ashigaru in den Griff zu bekommen, die mit der Ehrengarde aneinandergerieten. Zivilisten flüchten, während andere Steine warfen oder sogar Waffen zogen. Luo holte zwei Angreifer von den Beinen, die schnell niedergemacht wurden. Ren wurde leicht verletzt, doch der Kampf endete in dem Moment, in dem sie ihren „Höllenhund“ beschwor.
Schließlich konnte die Generalin die Lage unter Kontrolle bekommen und das Scharmützel zwischen der Ehrengarde und ihren Soldaten beenden. Doch es war bereits Blut geflossen.
Kane rief eilends einige Streiter zurück, die den Attentäter verfolgen wollten – allzu leicht würden diese von der aufgebrachten Menge angegriffen und überwältigt werden. Deshalb hielt sie auch Luos Vorhaben für töricht, den Attentäter zu suchen. Doch getarnt durch seine Schattenmagie konnte er sich ungesehen absetzen. Er kam indes zu spät, den Scharfschützen zu stellen, fand aber das Drachenrohr, das vermutlich als zu schwer und auffällig zurückgeblieben war. Zudem entdeckte er ein Blatt Papier mit einer treffenden Zeichnung von Ranku Kane und Suguri Jun. Beide trugen auf dem Bild die Gewänder, die sie für die Audienz bei Zo Zo gewählt hatten. Vermutlich hatte also jemand im Schwertalbenviertel, auf dem Weg zur Audienz oder im fürstlichen Palast das Bild angefertigt. Luo wartete, bis der Abend heereinbrach, ehe er zum Schwertalbenviertel zurückkehrte.
Der Weg der Gesandtschaft war deutlich aufregender verlaufen. Zwar traute sich kein Angreifer an die kampfbereite Truppe heran, doch Verwünschungen, Steine und sogar Pfeile flogen. Kane hielt ihre Soldaten an der kurzen Leine, nur ihre Leibwächter sandten einige gezielte Pfeile zurück.

Offline Takur

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Re: [Splittermond] Abenteuer in Takasadu
« Antwort #57 am: 28.11.2025 | 18:09 »
Kampf um Palitan oder Der Krieg der fünf Tage: Teil II
Atasato und Palitan (Ren und Luo)

Nach ihrer Rückkehr ins Schwertalbenviertel ließ die Generalin alle Zugänge abriegeln. Zumindest befand man sich in einer strategisch günstigen Lage, auf einer Insel zusammen mit dem selenischen „Hirschviertel“. Zugang war nur mit Booten oder über zwei Brücken möglich. Die verwundete Suguri Jun wurde versorgt. Die Kugel erwies sich als ein scheußliches Projektil mit scharfen Kanten und Rillen. Eine genaue Untersuchung bestätigte Rens Vermutung, dass das Projektil vergiftet war. Es handelte sich um ein exotisches feeisches Waffengift namens „Blutiger Regen“, welches verhinderte, dass das Blut der Verletzten gerann. Im Schwertalbenviertel waren die Bestandteile eines Gegenmittels nicht verfügbar. Die geschwächte Botschafterin schlug einen Kontakt mit dem Fürstenpalast vor, und Ren beschwor einen Botengeist.

In der Ferne waren Alarmglocken zu hören, vereinzelt stiegen Rauchsäulen auf. Aufgrund der Unruhen hatte Luo Mühe, ins Viertel zurückzukommen. Nach seiner Ankunft untersuchte er die von ihm gefundene Waffe: Sie war anscheinend in Kintai gefertigt worden. Die Zeichnung von Suguri Jun und Ranku Kane war hingegen im zhoujiangischen Stil.
Luo half, die Zugänge zur Kanalisation gegen Überraschungsangriffe zu sichern. Die Generalin verhandelte inzwischen mit dem Vorsteher des Hirschviertels, wobei Ren sie begleitete. Da beide Viertel sich eine Insel teilten, war die Kooperation der Selenier für die Verteidigung essentiell. Botschafter Alwyn vom Hohenturm erwies sich als von der Situation überfordert, während sein Begleiter Irvan Fuchsquell ein durchtriebener Händler zu sein schien. Gegen ökonomische Zugeständnisse ließen sich die Selenier überreden, bei der Sicherung des Viertels zu helfen – zumal sie sich kaum darauf verlassen konnten, dass der Mob zwischen ihnen und den Kintarai unterscheiden würde.

Die improvisierte Verteidigung wurde bald getestet. Luo half, den nur halbherzigen Angriff einiger Schläger zurückzuwerfen. Daraufhin ließ Ranke Kane an den Zugängen zum Viertel Barrikaden errichten.
Rens Botengeist war inzwischen aus dem Fürstenpalast zurückgekehrt. Die designierte Fürstin Zo Zo drückte ihre Verwunderung über die Gerüchte von einem Massaker aus, das die Kintarai an friedlichen Einwohnern angerichtet haben sollten. Sie riet von jeder weiteren Provokation ab. Der Handelsrat würde am nächsten Tag beraten. Die Generalin war ob der impliziten Zurechtweisung unzufrieden. Sie postierte ihre Drachenrohr-Schützen im Zentrum des Viertels, um auf Angriffe aus allen Richtungen reagieren zu können, während Nahkämpfer die beiden Brücken bewachten. Auch an den die Insel umfließenden Kanälen wurden Wachposten aufgestellt.

Suguri Jun war zwar stabilisiert worden, dennoch wollte Luo ein echtes Heilmittel beschaffen. Er hoffte, dass die Portalgilde mit ihrer Erfahrung in den Feenwelten würde helfen können. Luo durchschwamm den Kanal zur Portalinsel und schlich durch die fast verlassenen nächtlichen Straßen. Er brauchte eine Weile, bis man ihn zu Chen Hong vorließ, einer abtrünnigen Angehörigen der bei den Roten Karpfen einflussreichen Chen-Familie, die der Portalgilde-Niederlassung von Palitan vorstand. Hong wollte auf keinen Fall in die Konflikte hineingezogen werden. Doch sie stellte Luo die Bestandteile eines Heilmittels zur Verfügung. Mit einiger Mühe gelang es, das Heilmittel zuzubereiten und Suguri Jun von der Wirkung des Giftes zu befreien.
Während Luos Abwesenheit übermittelten die Belagerer eine Botschaft von Wanjun Lu Nagonobu, der Anführerin der 13 Blätter. Diese forderte die Auslieferung aller, die „friedliche Bewohner Palitans umgebracht und Brände gelegt hatten“. Natürlich gingen die Einwohner des Schwertalbenviertels nicht darauf ein.

Am folgenden Morgen herrschte angespannte Ruhe. Niemand betrat das Viertel. In der Ferne waren weiterhin Alarmgongs und manchmal auch Schreie zu hören. Immer noch stieg hier und da Rauch von brennenden Gebäuden auf.
Die Generalin bereitete die Verteidigung vor, während Luo die Streiter aufmunterte. Ren half bei der Einrichtung eines improvisierten Hospitals, der Revidierung der Vorräte und beim Einkauf im Hirschviertel, wo die Preise bereits deutlich angestiegen waren.
Am späten Nachmittag näherten sich Bewaffnete, angeführt von der Herrin der 13 Blätter persönlich. Sie überbrachte die Nachricht, dass der Handelsrat das von den Kintarai vorbereitete „Ultimatum von Seide und Stahl“ zurückweise. Den Kintarai stünde der Abzug über den Fluss offen, doch bei einem Verbleib in Palitan könne man nicht für ihre Sicherheit garantieren. Binnen 24 Stunden sei das „Ultimatum von Seide und Stahl“ offiziell zurückzuziehen.
Weder Suguri Jun noch Ranku Kane wollten klein beigeben. Ranku Kane war entschlossen, den Einfluss der Kungaiki zu  begrenzen, während Suguri Jun für Kintai immer noch einen Platz im Handelsrat wollte (und die Zurückdrängung der 13 Blätter). Die Botschafterin berichtete von einer Botschaft My-Meis: Diese bedauerte, im Moment nichts tun zu können. Die beiden Kintarai konnten sich nicht einigen. Ren argumentierte für ein partielles Nachgeben, und für eine zhoujiangische Ermittlung unter Vorsitz der für ihre Unbestechlichkeit bekannten obersten Richterin Meifeng. Sie verhinderte, dass Ranku Kane sich gegenüber der Botschafterin durchsetzen konnte, aber eine Einigung wurde nicht erzielt. Die beiden Kintarai-Anführerinnen gingen verärgert auseinander.

Bei der Verteidigung des Viertels schien die Generalin gewillt, zu unorthodoxen Mitteln zu greifen. Sie bat Luo, ein Seidentuch mit Drachenfisch-Stickereien in die Gärten der Asche bringen, die von Magie und Verfall geprägten Brandstätten im Norden Palitans. Der Abenteurer sagte ungern zu, da er die Mission sogar vor seiner Cousine Ren geheim halten sollte. Luo registrierte, dass die Stickereien den Tätowierungen von Madame Jia ähnelten.
Zu den Gärten der Asche zu gelangen, war nicht leicht: Inzwischen patrouillierten Boote mit Bewaffneten auf den Kanälen um die belagerten Fremdenviertel. Luo entschloss sich, ein Boot im Hirschviertel zu mieten und sich in das Drachenmaul (das Hafenviertel) schmuggeln zu lassen. Allerdings geriet er in eine Kontrolle und musste die Klingen mit drei Triadenkämpfern kreuzen. Er gewann den Kampf knapp, rettete sich an Land und schlug sich mit viel Mühen und Zeitaufwand, über eine halbverbrannte Brücke balancierend und nur knapp einem Sumpfloch ausweichend, zu seinem Ziel durch. Wie aufgetragen platzierte er das Tuch auf einem kleinen Altar und trat den Rückweg an. Er wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, schlich sich zurück und durchschwamm Luo den Kanal zum Schwertalbenviertel.

Ihn erwartete eine Überraschung: Seine Mitschülerin Sun Lin, in die er nicht-so-heimlich verliebt war, hatte sich in das belagerte Viertel durchgeschlagen. Sie und ihre Tante (Lins und Luos Lehrerin Sun Chen) machten sich Sorgen um ihn. Sun Chen hatte im Palast angeheuert, da Zo Zo angesichts der explosiven Situation weitere Klingen brauchte. Die erfahrene Kampfkünstlerin ging davon aus, dass die Zusammenstöße mit den Kintarai von Teilen der Triaden langfristig vorbereitet worden waren. Luo pflichtete der Einschätzung bei, wollte aber das Schwertalbenviertel nicht verlassen – aus Loyalität gegenüber Ren, weil Prinzessin Amui seine Cousine und ihn als Begleitung mit Ranku Kane gesandt hatte, und weil er einen offenen Krieg zwischen den Triaden und Kintai für verheerend hielt. Ob er freilich dazu beitragen konnte, dies zu verhindern…

Das Ultimatum des Handelsrates (oder zumindest der radikalen Fraktionen) war noch nicht abgelaufen, als Trommeln erklangen, in die sich Hörner und Gongs mischten. Generalin Kane ermutigte ihre Soldaten und Freiwilligen in einer kurzen Ansprache: Man habe eine gute Verteidigungsposition und kämpfe für den Göttlichen Kranich, während auf der anderen Seite nur Banditen und Gesindel stünden.
Luo und Ren postierten sich an der westlichen Brücke. Sun Lin kämpfte an seiner Seite, auch wenn sie von der Sache nicht überzeugt war. Ren beschwor ihren „Höllenhund“, um ihn im geeigneten Moment auf den Feind loszulassen.
Der Angriff erfolgte gleichzeitig von Westen und von Osten, wo Generalin Kano das Kommando hatte. Unter einem Hagel von Pfeilen, Bolzen und Steinen stürmten zahlreiche Angreifer die Brücken. Alle hatten ein gelbes Band um Arm oder Stirn gewunden. Zwar handelte es sich nicht um reguläre Soldaten oder Söldner, doch sie kämpften entschlossen. Sowohl Luo als auch Ren mussten Pfeiltreffer einstecken. Luo kreuzte die Klingen mit einem feindlichen Streiter, den er aber rasch tötete. Nicht zuletzt dank des Eingreifens von Rens beschworener Kreatur wichen die Angreifer schließlich, und Luo konnte eine regellose Verfolgung verhindern, die die Verteidiger der Brücke exponiert hätte. Die Waffen und Rüstungen der feindlichen Toten wurden eingesammelt. Ren half bei der Versorgung der Verwundeten. Auch der Angriff im Osten war unter hohen Verlusten gescheitert. Die Kämpfe flauten zu sporadischen Schusswechseln ab, bei denen die Kintarai Munition sparen mussten. Man besserte die Barrikaden aus und harrte der Dinge, die da kommen mochten.

Der Sieg stärkte jene unter den Kintarai, die für ein unbeugsames Auftreten plädierten. Doch die selenischen „Verbündeten“ waren weit weniger zuversichtlich. Alwyn vom Hohenturm behauptete, dass reguläre Truppen und Söldner im Anmarsch seien. Sogar das Schildkrötenschiff habe den Anker gelichtet.
Die Sorgen der Selenier erwiesen sich als berechtigt, als mit einem dumpfen Donnerschlag eine Kanonenkugel in einen Kanal einschlug. Im Minutentakt folgten weitere Schüsse. Die Belagerten konnten dem nichts entgegensetzen. Das feindliche Schiff war zu weit entfernt für Schusswaffen, und über weitreichende Magie oder Geschütze verfügten die Kintarai nicht. Ren scheuchte möglichst viele Zivilisten in festere Gebäude, dennoch gab es etliche Verwundete, bei deren Versorgung sie half. Auch Luo wurde durch Splitter verletzt. Allerdings war der Beschuss wenig zielgenau. Etliche Kugeln landeten im Wasser, schlugen im Hirsch- oder anderen Vierteln ein. Vielleicht auch deshalb verstummte der Beschuss nach einer halben Stunde. Der Angriff war dennoch ein Schlag gegen die Moral der Belagerten. Es war klar, dass der Feind ein noch viel heftigeres Bombardement entfesseln konnte. Eine bald darauf eintreffende Botschaft der Belagerer kündigte genau dies an. Würden die Kintarai nicht bis zum nächsten Vormittag klein beigeben, würde der Beschuss wiederaufgenommen und ein Großangriff erfolgen.

Die Abenteurer (nicht aber Sun Lin) durften an der folgenden Beratung teilnehmen. Suguri Jun hatte auf verschlungenen Wegen erneut von My-Mei Nachricht erhalten. Die Anführerin der Triade des Fließenden Steins bekundete noch einmal ihr Bedauern, verlangte aber nach „Anreizen“ für vernünftige Mitglieder des Handelsrates. So sei das Verbot der Kooperation mit den Kungaiki ebenso inakzeptabel wie eine rechtliche Sonderstellung der Kintarai. Über Handelsabkommen und einen Sitz im Rat könne man hingegen reden. Ranku Kane wollte nicht einlenken, doch Suguri Jun sah dies anders. Ren und Luo schlugen sich auf Seiten der Botschafterin. Sie konnten dazu beitragen, die Generalin zu überzeugen. Allerdings blieb das Problem, dass Verhandlungen Zeit benötigen würde – und wenn das Schwertalbenviertel bis dahin überrannt würde, wäre es zu spät.
Das Schildkrötenschiff lag momentan 100 Schritte von der Küste des Hirschviertels entfernt. Es war mit den zur Verfügung stehenden Schusswaffen kaum erreichbar, und durch seine dicke Bordwand geschützt. Über schwere Waffen oder weitreichende Magie verfügten die Kintarai nicht, und der selenische Zirkel der Zinne wollte nicht in den Kampf eingreifen. Die Fahrrinnen zu blockieren war unmöglich, da die Triadenschützen die Wasserwege bestreichen konnten. Das feindliche Schiff mit einem Feuerschiff zu erreichen schied aus, da es von kleineren Booten abgeschirmt wurde. Die beste Option mochte ein gezielter Angriff aus kurzer Distanz sein, sobald das feindliche Schiff für einen Direktbeschuss in einen ans Schwertalbenviertel angrenzenden Kanal einlief. Ren würde mit Sicherheit zu dem Stoßtrupp gehören, und Luo würde sie begleiten. Doch wenn dies scheiterte und zeitgleich die Triaden über die Brücken angriffen…

Die Stimmung unter den Belagerten war ernst. Ren zermarterte sich den Kopf, was sie noch tun könne. Luo und Lin diskutierten in Luos Zimmer, wie sie in dieser Situation gelandet waren. Lin wies darauf hin, dass manche von Luos Gegnern seine früheren Nachbarn oder Bekannten sein könnten. Er solle sich sicher sein, ob er wirklich für die Kintarai fechten wollte. Luo stimmte ihr grundsätzlich zu, glaubte aber, so einen echten Krieg zwischen Kintai und Zhoujiang verhindern zu helfen. Er wollte zudem nicht, dass die 13 Blätter und andere Hardliner sich durchsetzten. Dazu kam seine Loyalität Ren gegenüber, die in die politischen Intrigen zwischen Kintai, Palitan und Sentatau verwickelt war. Zudem schätzte er Generalin Ranku Kane. Er schlug Lin vor, im Hirschviertel unterzutauchen, aber sie wollte ihn nicht im Stich lassen. Lin wollte lieber bedauern, was sie getan, als das was sie unterlassen hatte. Das war auch ein Grund, warum sie sich entschloss, die Nacht mit Luo zu verbringen.

Die Sonne war erst wenige Stunden untergegangen, als ein dumpfer Knall vom Fluss herüberdröhnte. Die Helden eilten zum Ufer (wobei Ren auffiel, dass Luo und Lin aus demselben Zimmer kamen). Trotz der Dunkelheit erkannten sie, dass das Schildkrötenschiff in eine dicke Rauchwolke gehüllt war. Offenkundig war ein Feuer ausgebrochen. Schließlich zog sich das Schiff in Richtung Hafenviertel zurück. Der unerwartete Glücksfall hob die Stimmung der Belagerten. Die Kintarai glaubten an einen Gunstbeweis ihrer Göttlichen Kaiserin, während Ren den Angriff einer rivalisierenden Triade vermutete. Luo glaubte an einen Zusammenhang mit seiner Geheimmission – immerhin hatte er den mysteriösen Schleier in den Gärten der Asche hinterlegt, die von Feuergeistern heimgesucht wurden.
Der nächste Morgen sah die Kintarai in Erwartung des angedrohten Großangriffs. Ren half bei den letzten Vorbereitungen. Auch Luo war früh auf den Beinen. Bevor er sich zu seinem Trupp begab, gestand er Lin seine Gefühle. Zwar küsste die junge Kämpferin ihn zur Antwort, meinte aber, er solle der Sache zwischen ihnen nicht zu viel Gewicht zumessen. Das war nicht ganz die Antwort, die Luo sich erhofft hatte.
Das Ultimatum der Triaden lief ab, doch der angedrohte Großangriff blieb aus. Zwar waren wieder Trommeln, Gongs und Hörner zu hören, doch schwächer und uneinheitlicher als am Tag zuvor. Nach einer Weile verklangen die Signale.

Am Nachmittag wurden Bewegung im Osten und Westen gemeldet. Dann flogen Feuerpfeile und Brandsätze. Viele landeten im Wasser, doch mehr als genug trafen ihr Ziel. Da das Schwertalbenviertel zumeist aus leichten Holzhäusern bestand, hatten die Flammen leichtes Spiel. Luo half, die Löscharbeiten zu koordinieren. Eine noch größere Hilfe war Ren, die mit ihrer Magie das Feuer abschwächte. Allerdings konnte sie nicht verhindern, dass eine Reihe Häuser zerstört und weit mehr beschädigt wurden. Generalin Ranku Kane hatte genug und beschloss einen Gegenangriff. Suguri Jun setzte mit Hilfe der Abenteurer durch, dass dieser gen Westen statt in Richtung der Insel mit dem Gagamba-Tempel geführt werden würde. Falls der Tempel Schaden nahm, würde das etwaige Verhandlungen erschweren. Auf Anregung Luos wurden allerdings ein paar Ablenkungsmanöver in Richtung Osten inszeniert.
Der Ausfall sollte erfolgen, so lange der Feind die Kintarai geschwächt glaubte. Die Generalin hielt eine kurze Ansprache, versicherte ihren Soldaten die Gunst der Gottkaiserin und schärfte ihnen strikte Disziplin ein: Kein Plündern oder Brandschatzen, keine Kopfjagd und keine regellose Verfolgung in die verwinkelten Gassen der Portalinsel – stattdessen ein gezielter Angriff auf die feindliche Barrikade, um so viele Gegner wie möglich zu töten.

Der Angriff begann mit zwei Salven der Drachenrohr-Schützen der Kintarai. Pulverqualm wallte auf, und während über die Köpfe des Stoßtrupps eine dritte Salve hinweg krachte, stürmten sie die Brücke. Die Triadenkämpfer wurden überrascht, und die Kintarai erreichten rasch die gegnerische Barrikade. Geführt von Generalin Kane fegten die Schwertalben die Gegenwehr rasch beiseite. Während Ren ihren „Höllenhund“ in den Kampf sandte, stand Luo zusammen mit Lin in vorderster Front. Beide waren siegreich, auch wenn sie Verletzungen davontrugen. Obwohl er in den letzten Tagen mehrfach Landsleute getötet hatte, verspürte Luo keine Gewissensbisse. Er schob das darauf, dass er die 13 Blätter verachtete und schon mehrfach mit ihnen aneinander geraten war. Aber vielleicht lag es auch an der blutdurstigen magischen Klinge, die er führte…
Nachdem alle Verteidiger niedergemetzelt worden waren, ordnete die Generalin die Zerstörung der Barrikade und den anschließenden Rückzug an. Ren, die einmal mehr bei der Versorgung der eigenen Verwundeten half, hatte ausreichend zu tun. Der demoralisierte Feind versuchte vorerst nicht, die verwüstete Barrikade wiederaufzubauen – auch weil die Schützen der Kintarai jeden, der sich vorwagte, unter Beschuss nahmen.

Nach diesem kurzen, aber blutigen Zwischenspiel stabilisierte sich die Lage vorerst. Die Triadenkämpfer hielten sich zurück, ohne die Belagerung aufzuheben. Allerdings gelangte dennoch eine weitere Nachricht von My-Mei zu den Belagerten. Sie gratulierte zu den Abwehrerfolgen, wies aber auch auf die im Schwertalbenviertel entstandenen Schäden hin. Die Rückschläge der Belagerer hatten My-Mei zufolge im Handelsrat die Kompromissbereitschaft gestärkt. Allerdings sei ein Friedensschluss nur denkbar, wenn die Kintarai etwas zurücksteckten. Der Generalin passte dies nicht, doch Suguri Jun konnte sich – mit Unterstützung Rens – durchsetzen, zumal Munition und Vorräte knapp wurden. Auch das feindliche Schildkrötenschiff würde bald wieder einsatzbereit sein.
Letztlich gelang es My-Mei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht waren die 13 Blätter und andere Feuerköpfe durch die hohen Verluste entmutigt worden. Es kam zu keinen weiteren Kämpfen. Nach einigen Tagen angespannter Ruhe rückten reguläre Soldaten unter dem Banner des Fürstenhauses sowie Söldnerverbände an. Nicht wenige davon waren Kintarai, die mit Hilfe des Daimyo Gankoda Saburo rekrutiert worden waren. Diese Kontingente stellten die Ruhe wieder her.

Ren und Luo hofften, dass ihr Handeln nicht den Interessen von Prinzessin Hui Amui entgegenlief, die Ren umgehend mit einem magischen Botenvogel informierte. Zumindest waren diejenigen Triaden, die dem Kaiserhaus feindselig gegenüber eingestellt waren, durch die Kämpfe geschwächt worden. Andererseits bedeutete das Abkommen des Handelsrates mit Kintai eine Legitimation des Gremiums und damit der Triadenherrschaft.
Luo hörte sich um, wie es den Kastenlosen Kintarai Palitans ergangen war. Wie er erfuhr, hatte es Übergriffe gegeben, doch waren diese schnell unterbunden wurden – von den 13 Blättern. Damit war abzusehen, dass die Kastenlosen nun der Triade folgen würden. Luo informierte Suguri Jun, die sich in ihren Vorurteilen bestätigt sah. Sie sann darüber nach, wen sie künftig für die im Schwertalbenviertel anfallenden niederen Arbeiten würde einsetzen können. Luo vermittelte ihr Kontakte zu den Nezumi Palitans. Erfolglos blieben seine Nachforschungen nach dem Attentäter. Manche vermuteten, der Anschlag sei eine Inszenierung der Kintarai gewesen, doch das schien den Abenteurern unwahrscheinlich. Die Kintarai verdächtigten die Gojoshu, der Gagamba verschworene Meuchler aus dem Kwanshai-Wäldern Sadus, die für Anschläge auf hochrangige Kintarai berüchtigt waren.

Der Handelsrat und die designierte Fürstin Zo Zo sandten den Kintarai eine Entschuldigung für die entstandenen „Missverständnisse“, die großmütig akzeptiert wurde. Weniger gut kam die Generalamnestie für alle an den Kämpfen Beteiligten (außer die unbekannt bleibenden Attentäter) an. Der Brand des Gagamba-Tempels wurde offiziell als Unfall deklariert.
Generalin Ranku Kane hatte trotz ihrer militärischen Erfolge an Ansehen verloren, sogar bei ihren Landsleuten, die sie mit dem provokanten Ultimatum ausgesandt hatten. Angesichts des Blutvergießens war die Generalin in Palitan nicht länger willkommen. Ihr wurde naheleget, nach Kintai zurückzukehren. Nun sah sie niemand mehr als Kandidatin für das Amt eines der „Fünf himmlischen Generäle“ der Gottkaiserin, von denen jeder eine Himmelsrichtung behütete.
Suguri Jun hingegen hatte durch ihr Verhandlungsgeschick an Ansehen gewonnen und würde Kintai als stimmberechtigte Beobachterin im Handelsrat vertreten. Ebenfalls profitiert hatte Gankoda Saburo. Vermutlich wollte der Handelsrat die von ihm organisierten Kintarai-Söldner auch als ein Gegengewicht zu den Kungaiki nutzen, um sich nicht zu sehr von der Handelsrepublik abhängig zu machen. Der Brand des Schildkrötenschiffs (und das mäßige Abschneiden ihrer Golems bei früheren Testkämpfen) hatte das Ansehen Kungaitans etwas geschwächt. Der selenische Botschafter Alwyn vom Hohenturm hatte aufgrund seinen wenig tatkräftigen Agierens ebenfalls an Prestige eingebüßt, anders als Irvan Fuchsquell.
Zu den Gewinnern zähle auch die designierte Fürstin Zo Zo, deren besonnenes Verhalten gelobt wurde. Zudem schien sie zu einer Übereinkunft mit My-Mei gekommen zu sein, die ihren nicht-so-heimlichen Widerstand gegen Zo Zos Krönung nun aufgab. Das klang nach einem Kuhhandel der bisher konkurrierenden Frauen, zumal My-Mei dem Vernehmen nach im Rahmen der anstehenden Krönung Zo Zos einer Erhebung in den Adelsstand und der Ernennung zur Beraterin, vielleicht gar Kanzlerin der Fürstin entgegensah. My-Mei hatte insgesamt am meisten von der Situation profitiert.
Die radikale Shu-Fraktion der Triaden, die nichts von My-Meis „legalisierenden“ Methoden hielt, hatte in Palitan an Macht verloren. Das galt besonders für die 13 Blätter. Bedrohlich war, dass dies eine Intensivierung ihrer Aktivitäten im Westen, namentlich auf dem Maishi-See bedeuten mochte. Da sie dabei vermutlich mit den Kungaiki kooperieren würden, brachte sie das auf Kollisionskurs sowohl mit den Kintarai als auch mit General Wu.
Aus ihrer neuen Position der Stärke heraus fühlte sich die zukünftige Fürstin Zo Zo sicher genug, um die von General Wu unterbreiteten politischen Avancen höflich zurückgewiesen. Allerdings bot sie dem kaiserlichen Prinzen Hui Han, dessen Position am Hofe Wus zwischen einem Gefangenem und einem Protegé schwankte, offiziell an, seinen Wohnsitz im verwaisten Fürstenpalast zu nehmen. Allerdings würde Wu seinen „Schützling“ wohl kaum aus den Augen lassen. Dem Vernehmen nach war Fürstin Liu Lulis Antwort an Wu weniger diplomatisch.

Luos alten Meisterin Sun Chen gelang es, sich eine Anstellung als Ausbilderin der fürstlichen Streitkräfte zu sichern. Leider stand das ihrer Nichte Lin nicht offen, denn sie hatte sich – wie die Abenteurer – mit ihrem Einsatz für die Kintarai unbeliebt gemacht. Ihnen wurde nahegelegt, die Stadt zu verlassen. So begleiteten Ren, Luo und Lin Generalin Ranku Kane zurück nach Atasato. Die Generalin war noch verschlossener als sonst, auch wenn sie den Helden für ihre Hilfe dankbar war. Luo erhielt ein Empfehlungsschreiben, das ihm bei der Suche nach den Drachenklingen und deren Schmiede behilflich sein konnte – Kane hatte großen Einfluss in der Grenzregion zwischen Kintai und Sadu. Sie warnte den jungen Krieger allerdings, dass beim Herumwühlen in alten Ruinen und Tempeln selten etwas Gutes herauskäme.
Lin und Luo hielten ihre Beziehung aufrecht, auch wenn Lin der Sache weniger Bedeutung beimaß als Luo. Sie weigerte sich zudem, in seinem Zimmer zu übernachten, da sie das Gefühl hatte, dass dort „Etwas“ Unsichtbares anwesend sei. Luo vermutete, dass das mit seinem „beseelten“ Drachenschwert zusammenhing. Manchmal erschien ihm diese Waffe als ein fragwürdiger Gewinn.
In Atasato hatten sich die Dinge für Prinzessin Hui Amui nicht zum Besseren entwickelt. Da sie sich auch auf die Ranku gestützt hatte, stellte sie der Ansehensverlust der Generalin vor ein Problem. Offenbar wollte man sie und die von ihr rekrutierte Truppe loswerden. So brach sie zusammen mit der Generalin gen Westen auf, angeblich um mit ihrer Exilantentruppe Piraten zu bekämpfen. Lin schloss sich der Prinzessin an, während Ren und Luo mit einem Auftrag Generalin Kanes gen Süden aufbrachen, um sich ihren Kameraden anzuschließen.