Autor Thema: Rulings vs Rules  (Gelesen 1293 mal)

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Offline 1of3

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #25 am: 18.04.2024 | 21:46 »
Es wird wohl kein System geben, dessen „Rules“ alles abdeckt - das also völlig ohne „Rulings“ auskommt.

Doch das geht. Pass auf, ich schreib dir hier und jetzt Spiel, was regeltechnisch alles abdeckt.

Wenn du nicht sicher bist, welchen von zwei Ausgängen eine Situation nehmen wird, wirf eine Münze.

Das können sich auch garantiert alle am Tisch merken. Auch Lasers&Feelings sollte noch ohne Probleme gehen. Unklarheiten bei Regeln kommen erst auf, wenn diese hinreichend kompliziert und/oder komplex werden.

Und nein, SL ist die letzte Person, die wissen muss, wie was wann gewürfelt wird. Macht sie für gewöhnlich schließlich am wenigsten. Es ist auch nicht zwingend Aufgabe der SL Regeln zu klären oder zu erklären. Womöglich können das andere viel besser, kann ich sie also gut machen lassen. Ich hab für gewöhnlich schon genug zu tun.

Und ich bin nicht sicher, was ein Ruling ist. Wir können

  • Regeln verwenden, wie sie im Buch stehen (Angreifen mit W20 gegen AC)
  • Wir können aus Optionen wählen, die im Buch vorgeschlagen werden (Attribute würfeln oder kaufen)
  • Wir können Regeln gemeinschaftlich stillschweigend ignorieren, obwohl sie im Buch stehen (Traglast)
  • Wir können explizit etwas abweichend vom Buch regeln.
  • Wir können uns neue situative Regeln oder Optionen ausdenken.


Und dann gibt es noch den Fall, dass Personen beim Spiel qua Amt gewisse Dinge zu entscheiden haben. Also als SL entscheide ich vielleicht ob die Probe leicht oder schwer ist. Und ich entscheide, was der Charakter tut, den ich spiele. Dann tut man aber exakt, was man von den Regeln aufgetragen bekommen hat.

Offline Yney

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #26 am: 18.04.2024 | 22:14 »
Ich spiele nur mit Leuten, bei denen ich keine größeren Konflikte erwarte.

Das geht mir ebenso und da ich an einer gemeinsam erlebten Geschichte viel mehr interessiert bin als an messerscharfen Mechanismen, die alles abbilden, hoffe ich auf das Vertrauen meiner Spieler und Spielerinnen, dass ich die Welt versuche schlüssig auf sie reagieren zu lassen. Die Regeln sind dabei an manchen Stellen eine Hilfe, aber wo wir ohne sie klar kommen können empfinde ich das eher als entspannend denn als Bruch in irgendeiner Form.

Bei anderer Schwerpunktsetzung und anderem Geschmack sieht das sicher anders aus: wie z.B. wenn man viel Spaß daran hat die Werte auszureizen, zu kombinieren, aus den Regeln gewitzte Vorgehensweisen abzuleiten, zu kombinieren etc.
Ich denke in dem Fall müssen natürlich die Regeln klar und scharf formuliert sein und ein Satz wie „im Zweifelsfall entscheidet das Rollenspiel“ o.ä. wäre da vollkommen kontraproduktiv.

Könnte man also zusammenfassend sagen, es gibt zwei Hauptparameter, die entscheiden, ob man Rulings (oder Handwedeln) gerne in Kauf nimmt oder sich möglichst genau an Regeln halten möchte?
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #27 am: 18.04.2024 | 23:18 »
Ich verstehe nicht ganz, worum es geht. Ein Ruling kann doch detailliert entschieden werden, während geschriebene Regeln durchaus sehr abstrakt gehalten sein können. Ich verstehe Rulings bzw. Handwedeln als "spontan von der SL für eine Spielsituation  festgelegte Verfahrensweise".

Wie abstrakt oder konkret und kleinteilig diese Regelung ausfällt, hängt doch an der SL?

Und wenn diese Rulings konsistent bleiben, d.h. wenn gleiche Bedingungen danach genauso geregelt werden, dann ist es eine Regel. Die könnte man auch einfach aufschreiben.

Ich glaube irgendwie, es geht hier weniger um Rulings, sondern um abstrakte "leichte" Regeln, die situativ von der SL interpretiert bzw. konkretisiert werden sollen?
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Online Kurna

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #28 am: 18.04.2024 | 23:18 »
Doch das geht. Pass auf, ich schreib dir hier und jetzt Spiel, was regeltechnisch alles abdeckt.

Wenn du nicht sicher bist, welchen von zwei Ausgängen eine Situation nehmen wird, wirf eine Münze.
[...]

Also wenn das der komplette Regelsatz wäre, hätte ich sofort zwei Fragen:
1. Was mache ich, wenn eine Situation drei mögliche Ausgänge hätte?
2. Was heißt, "nicht sicher über den Ausgang"? (Ich muss zwischen zwei gleich wahrscheinlichen Möglichkeiten wählen? Oder zwischen ungefähr ähnlich wahrscheinlichen? Order zwischen irgendwelchen 2 Optionen, egal wie unterschiedlich die Wahrscheinlichkeit ist?)

Ansonsten gehöre ich aber auch zu den Leuten, die mit einem gewissen Maß an Rulings leben können, wenn gerade keine passende Regel zur Hand ist. Ich spiele schon seit sehr langer Zeit nicht mehr mit Leuten, wo ich nicht das Vertrauen hätte, dass es okay sein wird. Bzw. umgekehrt auch nicht mit Leuten, dir mir da nicht vertrauen, wenn ich leite. Wir spielen aber auch kein System by the book, sondern haben in allen Fällen gewisse Hausregelsets.
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Offline Trollkongen

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #29 am: 19.04.2024 | 00:26 »
Ich bin mir nun auch etwas unsicher, was genau "Rulings" sein sollen.

Als Spielleiter kann ich aber sagen: Ich will kein Regelwerk, bei dem ich mir alles selbst aus- oder zurechtdenken muss. Bei vielen Sachen kann man als SL anhand von realweltlichen Erfahrungen gut und schnell abstrahieren, aber ich behaupte mal: Bei ebenso vielen Situationen eben nicht. Nehmen wir das Beispiel Überleben. Habe ich quasi keine Ahnung von. Daher will ich ein bisschen Fleisch an der Überleben-Probe haben und mir nicht selbst zusammenreimen muss, was eine gerade gelungene, gut gelungende oder mittelprächtig verbockte Probe nun bedeutet. Das Spiel soll mir also anhand von Setting und Style bitteschön schon klar den Weg weisen. Der Münzwurf hilft mir da eher nicht. ;)

Andererseits soll natürlich nicht jeder Fertigkeitswurf 20 relevante Seiten, am besten noch mit 3 Subsystemen implementiert, haben. Kann sich keiner merken, hält nur auf, und joa, wenn am Ende doch irgendein Fall fehlt oder kacke geregelt ist, nervt das.

Insofern wäre ein Mittelweg das Beste. Wie hier schon geschrieben wurde: Ein System, das einen gute, solide Mechanismen mit auf dem Weg gibt, die einem die Arbeit abnehmen - aber von denen man auch gut und einfach abstrahieren kann, wenn mal etwas nicht abgedeckt ist (oder man gerade die Regel nicht im Kopf hat).

Offline Sashael

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #30 am: 19.04.2024 | 05:31 »
Doch das geht. Pass auf, ich schreib dir hier und jetzt Spiel, was regeltechnisch alles abdeckt.

Wenn du nicht sicher bist, welchen von zwei Ausgängen eine Situation nehmen wird, wirf eine Münze.
Heisst, egal was für einen Charakter ich spielen möchte,hat dieser in allem die gleiche Chance auf Erfolg.

Egal wie schwierig oder einfach.
Egal, ob die Aktion zum Konzept meines Charakters passt oder diesem diametral gegenüber steht.

Ich bin ein Riesenfan von Itras By, das ohne Charakterblatt auskommt und wo jedes Ergebnis einer Aktionskarte frei interpretiert werden muss.
Aber dieses Münzwurfspiel würde für mich ohne einen ganzen Eimer von Rulings tatsächlich keinen Spaß bringen.

In meinen Augen ist das genau NICHT das, was ich schon mal schrieb:
Das Spiel muss mir als Regeln ein gutes Fundament liefern.

Der Münzwurf ist eher so ne dicke Blätterdecke im Wald, wo man nicht weiß, ob darunter Stein, Moos, Schlamm oder ne tiefe Pfütze ist.
Und trotzdem muss ich mir dann für jeden Untergrund ad hoc ne Modifizierung des Wurfmechanismus ausdenken, damit meine SoD und/oder Immersion das überlebt.
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Offline Shin Chan

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #31 am: 19.04.2024 | 06:14 »
Ich brauche eigentlich nur ein stabiles Regelfundament und dafür mehr ausgearbeiteten Kram, mit Hilfe dieser.
Das Spiel soll also, so vollständig wie möglich, mit diesen Kernregeln alles mögliche abdecken (im Detail, nicht angedeutet).

Was ich schon oft gesehen habe und mir wirklich immer auf die Nerven geht, sind z.B. kurze Erklärung wie die Regeln für Fallen verwendet werden und dann nur ein oder zwei Beispiele für Fallen...
Regeln für Fallen kann ich selbst festlegen, anhand der Kernregeln, aber verschiedene Fallen ausarbeiten, das frisst unnötig Zeit und nervt brutalst (nur für Grundregeln brauch ich doch kein Buch, sowas gibts überall für Lau im Netz).

Generell lese ich immer wieder den Satz "das muss der/die SL festlegen/ausarbeiten", da kotz ich schon im Strahl.
Ich lege doch meine hart verdienten Scheine auf den Tisch, damit ich genau das nicht machen muss.
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Offline Weltengeist

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #32 am: 19.04.2024 | 07:52 »
Und wenn diese Rulings konsistent bleiben, d.h. wenn gleiche Bedingungen danach genauso geregelt werden, dann ist es eine Regel. Die könnte man auch einfach aufschreiben.

Ich glaube irgendwie, es geht hier weniger um Rulings, sondern um abstrakte "leichte" Regeln, die situativ von der SL interpretiert bzw. konkretisiert werden sollen?

Ich gehöre zwar nicht zu den Betroffenen, aber ich kann mir vorstellen, dass das der "Rules"-Fraktion nur begrenzt hilft. Und zwar deshalb, weil sie schon bei der Erstellung ihrer Charaktere darauf achten, bestimmte Situationen gut lösen zu können. Da nützt es ihnen eben nichts, wenn sich erst irgendwann im Spiel herausstellt, wie diese oder jene Situation eigentlich abgehandelt wird. Ich glaube, diese Spieler möchten Planungssicherheit, und die kriegen sie am besten über feste, verlässliche, von Anfang an festgelegte Regeln, die nicht erst am Spieltisch entstehen.
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Offline Arldwulf

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #33 am: 19.04.2024 | 08:09 »
Das ganze gilt ja auch nicht nur auf Spielerseite, auch als Spielleiter ist es leichter Spielentwicklungen vorzubereiten wenn man weiß welche grundsätzlichen Möglichkeiten die Charaktere haben.

Sieht man auch hübsch an dem Münzwurfbeispiel wenn man dies auf solche Dinge wie Magie anwendet und auf Fragen wie "darf ich die Gruppe einfach zu einem beliebigen Ziel teleportieren?"

Regeln sind Hilfsmittel. Werkzeuge um aufkommende Fragen beantworten zu können. Man wird nicht immer in der Lage sein dies gut zu tun, dafür braucht es Rulings. Aber je besser die Werkzeuge sind umso weniger ist dies der Fall und umso stabiler ist das Regelfundament auf dem meine Regelungen aufgebaut sein können.
« Letzte Änderung: 19.04.2024 | 08:12 von Arldwulf »

Offline Rorschachhamster

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #34 am: 19.04.2024 | 08:23 »
Das ganze gilt ja auch nicht nur auf Spielerseite, auch als Spielleiter ist es leichter Spielentwicklungen vorzubereiten wenn man weiß welche grundsätzlichen Möglichkeiten die Charaktere haben.

Sieht man auch hübsch an dem Münzwurfbeispiel wenn man dies auf solche Dinge wie Magie anwendet und auf Fragen wie "darf ich die Gruppe einfach zu einem beliebigen Ziel teleportieren?"

Regeln sind Hilfsmittel. Werkzeuge um aufkommende Fragen beantworten zu können. Man wird nicht immer in der Lage sein dies gut zu tun, dafür braucht es Rulings. Aber je besser die Werkzeuge sind umso weniger ist dies der Fall und umso stabiler ist das Regelfundament auf dem meine Regelungen aufgebaut sein können.
Ne, weil die Spielercharaktere grundsätzlich alle Möglichkeiten haben sollten jenseits der aufgeschriebenen Regeln. Inklusive der Möglichkeit zu scheitern.  ;D

Außerdem, "Spielentwicklungen vorzubereiten" ist im Besten Fall wie "die korrekten Lottozahlen aufschreiben"...  ~;D
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Offline Haukrinn

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #35 am: 19.04.2024 | 08:34 »
Im spiele eigentlich mittlerweile nur noch Spiele, die die wichtigsten Standardsituationen (also meistens Charaktererschaffung/-aufstieg, Kampf und "Standard"-Zauberei) irgendwie verregeln und für den Rest Leitplanken liefern. Sprich, die vor allem von Rulings leben. Ich habe weder Lust lange zu blättern noch mit Leuten zu spielen, die das ausnutzen wollen. So lange es funktioniert und alle am Tisch Spaß haben, ist doch alles super. 

PS: Zwei Sachen, die mir bei Rulings allerdings wichtig sind - sie dürfen kein Spotlight klauen, sprich Spezialfähigkeiten bestimmter Charaktere entwerten. Und sie sollten dem Regelkern nicht widersprechen, weil das sonst nur Verwirrung stiftet.

Hab ich auch Ausnahmen? Da fallen mir gerade ehrlich gesagt keine ein. Klar, bei ptba will ich nicht, dass der Kernmechanismus (Moves) ausgehebelt wird. Hier arbeite ich eher mit vorauseilenden Rulings (sprich Custom Moves). So wirklich anders ist das dann aber letztendlich auch nicht.
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Offline Arldwulf

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #36 am: 19.04.2024 | 08:37 »
Außerdem, "Spielentwicklungen vorzubereiten" ist im Besten Fall wie "die korrekten Lottozahlen aufschreiben"...  ~;D

Ach, ganz so schlimm ist es nicht. Das können ja auch kleine Schritte sein. Beispielsweise "Wenn die Charaktere den Entführer der Prinzessin nicht aufhalten bringt dieser sein Opfer in die bereitstehende Kutsche gen Nachbarland"

Kann dabei viel schiefgehen? Klar. Ist es trotzdem sinnvoll sich Gedanken zu machen wie der Entführer fliehen will? Natürlich.

Genau darum ging es aber in meiner Aussage oben. Planungen sind nicht nur auf Spielerseite wichtig, und darum ist auch Planungssicherheit nicht nur für Spieler wichtig.

Offline Blizzard

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #37 am: 19.04.2024 | 09:09 »
[OT] Eine Verständnisfrage: Was genau ist denn nun der Unterschied zwischen "Rules" & "Rulings" ?
Irgendwie ist mir das nicht so ganz klar.[/OT]
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Offline felixs

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #38 am: 19.04.2024 | 09:25 »
[OT] Eine Verständnisfrage: Was genau ist denn nun der Unterschied zwischen "Rules" & "Rulings" ?
Irgendwie ist mir das nicht so ganz klar.[/OT]

"Rules" stehen im Regelbuch. "Rulings" sind Regelungen, die spontan am Spieltisch entstehen. "Rulings" stehen nicht im Regelbuch und decken Situationen ab, die dort entweder nicht geregelt sind, oder für die man gerade die Regeln ("rules") nicht finden nicht findet und/oder nicht suchen möchte. Unklar ist, ob "Rulings" permanenten Charakter haben müssen, oder ob sie bei erneutem Auftreten ähnlicher Situationen neu entschieden werden können/sollen.
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Online nobody@home

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #39 am: 19.04.2024 | 09:40 »
[OT] Eine Verständnisfrage: Was genau ist denn nun der Unterschied zwischen "Rules" & "Rulings" ?
Irgendwie ist mir das nicht so ganz klar.[/OT]

So, wie ich's verstehe: eine Regel ist eine Regel, die gilt grundsätzlich. Ein "Ruling" ist dagegen einfach nur eine Entscheidung für den aktuellen Moment -- die kann prinzipiell zu einer Regel werden, wenn hinreichend ähnliche Situationen wiederholt vorkommen (und wenn die Gruppe/SL dabei eh immer dieselbe Entscheidung trifft, dann ist sie das unter der Motorhaube gewissermaßen ohnehin schon), aber sie muß nicht.

Da es das perfekte Regelwerk mit hundertprozentiger Totalabdeckung für alles, was im Spiel jemals vorkommen könnte, wahrscheinlich nie geben wird, und andererseits auch schon so was wie der angesprochene Münzwurf oder ein "Die SL entscheidet einfach komplett alles nach eigenem Gutdünken" zumindest eine Spielregel wäre, haben wir's im Rollenspiel praktisch immer mit beidem zu tun. Und die Übergänge sind fließend: ein Ruling kann zu einer Regel werden, während umgekehrt eine Regel (egal, welchen Ursprungs), die mal angewendet und mal der Einfachheit halber übersprungen wird, genauso gut auch ein Ruling sein könnte.

Offline First Orko

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #40 am: 19.04.2024 | 09:52 »
War oder ist Dir egal, was das Spielsystem wie regelt, weil Du mit den Rulings Deiner Spielleitung sowieso immer einverstanden bist? Oder ist es Dir wichtig, dass das System Regeln für die wichtigsten Situationen anbietet und damit die Rulings der SL in den allermeisten Fällen überflüssig macht (dann gerne das System nennen)?

Ich bin komisch: Ich kann mir Regeln nicht sehr gut merken. Trotzdem möchte ich, dass die grundlegenden Regeln eines Systems, auf das sich die Gruppe geeinigt hat, auch genutzt werden. Was ich gar nicht mag: "Lass doch mal X spielen!" und dann wird von X nur der Würfelmechnismus genutzt und so wenig Proben verlangt, dass die Fähigkeiten der SC gar nicht zum Zuge kommen.

Andererseits habe ich grundsätzlich kein Problem, wenn die SL oder gar Spielende ein Ruling vorschlagen, wenn die Regel grad nicht parat ist oder der Gruppe so nicht gefällt. Das hat aber wiederum schon zu Situationen geführt, wo ich als SL ein Ruling getroffen habe, ohne mir die Implikation in dem (mindestens mittelkomplexen System) bewusst zu sein und dann von einer Spielerantwort überrascht zu werden: "AHA! Also wenn du das für Skill A SO regelst, dann bedeutet das, dass ich mit Skill B über das Ruling auch X,Y,Z machen kann, und dadurch kann ich..." und damit ein Powerlevel zu generieren, das nicht mehr zum Bild meine Welt passte. Oder wo ich als Spieler gemerkt habe, dass das Ruling einen SC den Anderen ggü. deutlich bevor- oder benachteiligt.

In folgenden Gesprächen konnte sowas eigentlich immer direkt geklärt werden, aber sowas reißt immer raus und ist unschön - zumal der Triumphmoment der Spielenden ja berechtigt ist.

So habe ich für mich nach und nach die Grenzen herausgefunden, was ich überhaupt angemessen zu leiten in der Lage bin, wenn ich meinem Anspruch, das System zu nutzen, auch gerecht werden will. Die Anforderung an ein klassisches (*) System ist also: Einfach genug, um aus den Grundmechanismen heraus herzuleiten, wie es gedacht ist - komplex genug, um Standardsituationen abzudecken -robust genug, um jederzeit eine Regel zu improvisieren, ohne dass damit das System "bricht".


(*) damit meine ich: Eines, was für Kampagnen in offenen Settings, also ohne "Zielprämisse" und sehr engen Fokus, genutzt werden soll. Sehr thematische Indies, explizite Oneshotsysteme oder sehr narrative Lösungen sind ein anderes Thema
It's repetitive.
And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Online Zed

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #41 am: 19.04.2024 | 10:00 »
"Rules" stehen im Regelbuch. "Rulings" sind Regelungen, die spontan am Spieltisch entstehen. "Rulings" stehen nicht im Regelbuch und decken Situationen ab, die dort entweder nicht geregelt sind, oder für die man gerade die Regeln ("rules") nicht finden nicht findet und/oder nicht suchen möchte. Unklar ist, ob "Rulings" permanenten Charakter haben müssen, oder ob sie bei erneutem Auftreten ähnlicher Situationen neu entschieden werden können/sollen.
felixs hat gut erläutert, was auch ich unter Rulings verstehe. Wenn ich es noch kürzer formulieren müsste, würde ich sagen:

"Rulings sind zu treffende Regelentscheidungen für aufgekommene Regelfragen, die das System nicht oder nur unzureichend beantwortet."

Systeme oder Spielstile, die der SL mehr Entscheidungsgewicht einräumen, tendieren dazu, die SL die Rulings treffen zu lassen, würde ich sagen.
« Letzte Änderung: 19.04.2024 | 10:04 von Zed »

Offline Blizzard

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #42 am: 19.04.2024 | 10:17 »
Okay, was ich nicht so ganz verstehe ist: Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.
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Offline Sashael

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #43 am: 19.04.2024 | 10:32 »
Okay, was ich nicht so ganz verstehe ist: Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.
Nicht ganz.
Hausregeln sind Rulings, die oft genug auf die gleiche Weise angewendet wurden.

Rulings können ja z.B. durch existierende Regeln, die zum besseren Spielfluss nicht nachgeschlagen wurden, wieder aufgehoben werden oder man stellt fest, dass die Entscheidung unerwartete und unerwünschte Nebenwirkungen hat und das Ruling damit wieder vom Tisch verschwindet.

Hypothetisches Beispiel:
Spieler möchte etwas sehr schwieriges machen, das sein Charakter nicht gelernt hat. SL legt für den Moment fest, dass er das nur mit einem gewürfelten Krit schafft.
Später liest er nach und die Regeln besagen, dass für ungelernte Skills der Würfelwurf halbiert wird.

Ruling hat am Tisch für den Moment funktioniert, aber beim nächsten Mal greift man auf die offizielle Regel zurück.
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Online schneeland (N/A)

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #44 am: 19.04.2024 | 10:33 »
Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.

Das ist m.E. nicht ganz das gleiche - Rulings sind für mich ad-hoc Regelungen, die unter den von felixs genannten Umständen zum Tragen kommen; Hausregeln dagegen bereits einen Schritt weiter, sprich: häufig genug aufgetreten, dass man sie verschriftlicht, und ggf. auch innerhalb der Gruppe diskutiert/reflektiert.
Man kann jetzt natürlich Ad-hoc-Regel sagen statt Ruling, aber letzteres ist m.M.n. deutlich etablierter.

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Offline aikar

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #45 am: 19.04.2024 | 10:40 »
Das ist m.E. nicht ganz das gleiche - Rulings sind für mich ad-hoc Regelungen, die unter den von felixs genannten Umständen zum Tragen kommen; Hausregeln dagegen bereits einen Schritt weiter, sprich: häufig genug aufgetreten, dass man sie verschriftlicht, und ggf. auch innerhalb der Gruppe diskutiert/reflektiert.
Man kann jetzt natürlich Ad-hoc-Regel sagen statt Ruling, aber letzteres ist m.M.n. deutlich etablierter.
Die meisten hier (und andernorts wo ich auf das Thema Rulings gestoßen bin) bestehen aber auch darauf, das Rulings die einmal verwendet werden, ebenfalls beibehalten werden. Da verschwimmt der Unterschied also schon wieder.
Ich denke das einzige worauf sich die meisten bei Rulings einigen können ist, dass sie beim ersten Bedarf durch die Spielleitung (evtl. unter Mitsprache der Gruppe) erstellt und dass sie eine Erweiterung der Regeln darstellen, keine Änderung (während viele Hausregeln ja eine Anpassung der bestehenden Regeln/Rules sind).
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #46 am: 19.04.2024 | 10:41 »
Okay, was ich nicht so ganz verstehe ist: Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.
Berechtigte Frage. Ich denke, es sind Kleinigkeiten, in denen sich die Begriffspaare unterscheiden.

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Aber lass uns diesen Thread nicht darüber führen, wie wir Sprachgefühl und potentielle Begriffsüberschneidungen empfinden.

Offline ThinkingOrc

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #47 am: 19.04.2024 | 10:43 »
Da es auch im Englischen den Begriff der House Rule gibt, bezeichnet Ruling etwas anderes - meine Meinung.

Offline Jiba

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #48 am: 19.04.2024 | 10:46 »
Da es auch im Englischen den Begriff der House Rule gibt, bezeichnet Ruling etwas anderes - meine Meinung.

Eine "House Rule" ist ein kodifiziertes Ruling, das als festgeschriebene und festgelegte Regel am Spieltisch anhaltende Verwendung findet – es ist im Grunde ein Ruling, was nicht nur situativ angewendet wurde, um ein Regelproblem zu lösen, sondern danach weiterverwendet wird.

Ein Ruling entsteht relativ spontan, wenn man am Tisch etwas abhandeln muss. Ein Ruling kann, wenn die Gruppe entscheidet, ähnliche Situationen auch so zu regeln, eine Hausregel werden. Aber das muss es nicht.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: Rulings vs Rules
« Antwort #49 am: 19.04.2024 | 10:50 »
Eine "House Rule" ist ein kodifiziertes Ruling, das als festgeschriebene und festgelegte Regel am Spieltisch anhaltende Verwendung findet – es ist im Grunde ein Ruling, was nicht nur situativ angewendet wurde, um ein Regelproblem zu lösen, sondern danach weiterverwendet wird.

Ein Ruling entsteht relativ spontan, wenn man am Tisch etwas abhandeln muss. Ein Ruling kann, wenn die Gruppe entscheidet, ähnliche Situationen auch so zu regeln, eine Hausregel werden. Aber das muss es nicht.

Ich denke, das trifft es jetzt wirklich gut.

Wollen wir den Sprachaspekt ab jetzt hinter uns lassen?