So, Doppelpost, aber mir geht der Platz aus...
50. Katherine Arden - The warm hand of ghosts. Hatte ich tatsächlich noch vor Green Creek und nach den Krimis gelesen, aber irgendwie war mir das durchgerutscht.
Thalia hatte neulich so eine "Kaufen Sie 4 englische Bücher und zahlen Sie nur 3"-Aktion. Aus der gleichen Bestellung stammte auch "The Rainfall Market", und auch dieses Buch, das ich aufgrund drei Kriterien gekauft hatte (Autorin, erster Weltkrieg, queere Charaktere), war kein Fehlkauf, im Gegenteil.
Worum geht's? Die Krankenschwester Laura Iven ist im Ersten Weltkrieg verwundet worden und wieder nach Hause nach Halifax geschickt worden. Doch hier kommt sie nur kurz zur Ruhe, eine Explosion im Hafen von Halifax (tatsächlich eine der heftigsten nichtnuklearen Explosionen der Geschichte) tötet ihre Eltern. Geblieben ist ihr nur noch ihr Bruder Wilfred "Freddie" Iven, der an der Front in Flandern ist. Eines Tages erhält sie die Nachricht, dass Freddie gefallen sein soll, doch so ganz will Laura das nicht glauben, also macht sie sich zusammen mit ihrer neuen Freundin Penelope auf den Weg zurück in den Krieg, um ihren Bruder zu finden.
Freddie selbst ist zusammen mit einem deutschen Soldaten - Hans Winter - in einem Schützengraben verschüttet worden, aus dem die beiden Männer sich mühevoll herausgraben (Winter ist schwer verwundet). Während sie von Feinden immer mehr zu Freunden werden und sich fragen, auf welche Seite sie wollen, beschließt Freddie, Laura aufzusuchen, nicht ahnend, dass sie bereits wieder in Kanada ist. Als klar ist, dass sie keine Hilfe zu erwarten haben, taucht ein geheimnisvoller Geigespieler auf, der den beiden Männern seine scheinbar selbstlose Hilfe anbietet. Während Winter ihm rundheraus misstraut, bleibt Freddie bei ihm, denn er fürchtet, unter anderem aufgrund seiner Freundschaft mit Winter als Deserteur erschossen zu werden.
Das Buch ist zweigeteilt, immer ein Kapitel beschreibt Lauras Suche, eines Freddies Aufenthalt bei dem Geiger Faland, der als Bezahlung nur Erinnerungen möchte (und wir alle wissen, was sowas nach sich zieht). Während Lauras Kapitel die harte, gut recherchierte Realität darstellen, befindet Freddie sich in einem Schwebezustand in einem Haus, aus dem er nicht entkommen kann, was viel innere Monologe bedeutet. Beides ist gut geschrieben, bei Lauras Kapiteln habe ich buchstäblich auf der Sofakante gesessen, weil ich als Leserin ja schon wusste, wer die Personen sind oder was passiert ist, aber Laura nicht. Das Buch war nicht ganz so arg taschentuchalarmig wie die Green Creek-Bücher, aber trotzdem, gelitten habe ich mit Freddie trotzdem - und mit Laura, Hans und Penelope. 5 von 5.
51. TJ Klune - Heartsong (Green Creek 3). Diesmal ist der Ich-Erzähler Robbie Fontaine, der bereits in Band 1 auftaucht als Abgesandter der Alphawölfin Michelle Hughes und schließlich ins Rudel der Bennetts aufgenommen wird, nicht zuletzt, weil er und Kelly, der zweite Bruder von Joe, "Mates" sind, also die eine Person, mit der ein Wolf dann den Rest des Lebens zusammen ist.
Leider kann Robbie sich nicht daran erinnern, dass er ein Teil des Rudels ist und auch nicht, dass er Kellys Mann ist, denn Michelle und ihr Verbünderter Robert Livingstone (der Vater von Gordo) haben ihn jeglicher Erinnerungen beraubt und zurück in ihr eigenes Rudel geholt. Also glaubt Robbie zunächst nicht, dass er der ist, von dem ihm alle erzählen, denn er hat nicht nur Amnesie, sondern wurde natürlich auch noch einer Gehirnwäsche unterzogen, sodass er seine Familie für die "Bösen" hält.
Taschentuch-technisch wurde noch eine Schippe draufgelegt (ja, das geht, und die Reihe hat einen vierten Band, bei dem ich schon im Vorfeld geunkt habe, dass es noch schlimmer wird - es wird noch schlimmer), aber Robbie ist einfach ein so netter Charakter in den vorherigen Bänden, das man ihn einfach mögen muss, seine vorsichtigen Annäherungsversuche an Kelly in Band 1 und 2 sind einfach zu niedlich, und dann zu wissen, dass er sich an nichts davon erinnert - das war schon hart.
Kelly trifft es gleich zweifach, er hat zwar seinen Mann wieder, aber der weiß davon nichts mehr, und bei der Befreiungsaktion wird er von seinem Wolf getrennt, ist also nur noch ein Mensch (was dazu führt, dass das Rudel in helle Aufregung gerät, als er sich erkältet und zunächst glaubt, dass er sterben muss). Ich persönlich finde solche Amnesiegeschichten immer schwierig, weil sie einfach soviel Dramapotential bieten, und auch wenn man weiß, dass Robbie und Kelly sich wieder kriegen, hält man hier beim Lesen doch manchmal die Luft an, weil es so traurig ist, zum Beispiel, als Kelly und Robbie ihr erstes "Date" haben und sich wieder neu kennenlernen. Die wirklich albernen Szenen wie in Band 1 und 2 fehlen hier auch, obwohl natürlich wieder Sprüche geklopft und Witze gerissen werden. Dafür gibt es Buddy-Szenen, wenn Robbie erkennt, wie ihn alle vermisst haben, und ein Finale, bei dem ich mich frage, wie das getoppt werden soll. Aber wie gesagt, es gibt ja noch Band 4. 5 von 5.
52. TJ Klune - Brothersong (Green Creek 4). In Band 2 taucht ein geheimnisvoller Timberwolf auf, der von einer Sippe Werwolfjäger versklavt wurde und nach seiner Befreiung Carter Bennett, dem ältesten Bruder von Joe, nicht mehr von der Seite weicht. Am Ende von Band 3 erfahren dann alle, wer dieser Wolf ist: Gavin, der jüngere (Halb-)Bruder von Gordo, der sich selbst opfert, damit Carter und die anderen Wölfe nicht von Robert Livingstone getötet werden. Dumm nur, dass Carter erst als Gavin nicht mehr da ist, merkt, was alle anderen schon vor ihm wussten: Gavin ist sein Mate, und er beschließt, ihn zurückzuholen. Nur will Robert Livingstone seinen jüngeren Sohn nicht einfach aufgeben.
Ich gebe zu, ich habe bis ans Ende geblättert, weil ich echt Angst hatte, dass TJ Klune im letzten Band beschließt, seinen Haupt- und Nebenfiguren doch die Plot Armour wegzunehmen. Bis zum Ende ist das Buch wie seine Vorgänger eine emotionale Achterbahnfahrt und eine Geschichte darüber, was freier Wille bedeutet, über Vorbestimmung und wie man seinem Schicksal entkommt, über Familie und Liebe und Freundschaft in allen ihren Ausprägungen. Ich war allerdings ganz froh, dass zwar immer wieder darauf eingegangen wird, dass Carter bisher immer Frauen gedatet hat und nicht so recht weiß, ob und wie er das körperliche einer Beziehung mit Gavin angehen soll, aber dass darauf nicht der Fokus lag, das hätte nicht zu der Serie an sich gepasst, und ich persönlich finde Geschichten über Menschen, die ewig damit hadern, dass sie doch nicht 100% hetero sind, langweilig.
Der Schluss ist dann ein episches Hollywood-Action-Finale (und nachdem ich dieses Jahr schon "Titanenkampf" durchkämpft habe: So gehen Finales, Mr. Butcher, ich will mit den Figuren leiden und nicht hoffen, dass der Kram endlich vorbei ist...) mit wunderbarem Happy-End. Haben sich die Werwölfe nach den vier Bänden auch verdient. 5 von 5.