Ich stelle wiederholt fest, dass viele Spielende hierzuforums von der klassischen Spiel- und Les-Art von Attributen und Fertigkeiten abweichen.
Klassisch ist für mich (A)D&D, DSA, Midgard, RoleMaster.
Diese unterteilen zwischen Attributen, welche körperliche und geistige, tlw seelische Merkmale in Zahlenform gepresst darstellen.
Und Fertigkeiten, welche erlernte/erlernbare Tätigkeiten angehen, die man im Laufe seiner Abenteurerkarriere steigern kann.
Dies geht nicht mit dem Stand der Psychologie im Kontext von Stärkemodellen (Clifton) oder dem OCEAN/BIG5-Modell einher. Ist also dem Medium "Spiel" geschuldet.
Auch werden einige Völker/Kulturen mit Boni und Mali auf Attribute oder Fertigkeiten belegt, was die Abweichung zum Goldstandard Mensch zeigen soll.
Und ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob dieses Modell ausgedient hat.
Die regeltechnische Darstellung des Charakters in DSA (und vermutlich auch in DnD) hat die Funktion, die Entwicklung der "Macht" des Charakters (in termini von Kampffähigkeit, Magiebeherrschung im Rahmen von "Stufenaufstiegen" und "Punkteerwerb" usw.) darzustellen. Vorbilder hierfür sind Fantasy-Geschichten, während der Wert bestimmter Eigenschaften davon abhängt, in welchem Maß er die Ausgänge bestimmter Situationen beeinflusst, die mittels Würfelwürfen bestimmt werden. In DSA1 war "Körperkraft" daher für Kämpfer sehr wichtig, Klugheit und Charisma hingegen nicht.
Stärkemodelle von Clifton oder sonstwem kenne ich nicht, OCEAN auch nicht, BIG5 wiederum ist ein Klassiker der Psychologie, von dem ich im Grundstudium mal gehört habe - ich behaupte jedoch, dass diese Modelle schlicht eine andere Funktion haben.
Ob das Modell "ausgedient hat", hängt sehr davon ab, ob du meinst, dass die von dir genannten psychologischen Modelle das gleiche leisten wie entsprechende Rollenspielregeln. Was sie vermutlich nicht tun werden.
nachträgliche Anmerkung:
Die o. g. "Rollenspiel-Modelle" schaffen es auf jeden Fall nicht, den Aspekt "Persönlichkeit" regeltechnisch zu erfassen und in den Griff zu kriegen. Dafür sind sie ursprünglich aber auch nicht gemacht. Wenn hier im Thread die "underlying question" ist, wie gut ein Spielsystem zum präferierten Spielstil passt (und dazu sehe ich zumindest die Möglichkeit), dann sind wir wieder bei der Fragestellung von Ron Edwards, die ihn vor ca. 25 Jahren zu "GNS" geführt hat.