Autor Thema: Daggerheart  (Gelesen 25815 mal)

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Offline Radulf St. Germain

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Re: Daggerheart
« Antwort #425 am: 13.09.2025 | 19:36 »
Ich habe gestern zum ersten Mal gespielt. Ich muss sagen, die Charaktere waren schön zu spielen, die Fähigkeiten der Figuren haben irgendwie total Lust gemacht zu spielen, schwer zu beschreiben... Mir gefallen auch die Experiences sehr gut, dadurch kann man eine sehr persönliche Note erzeugen auch jenseits den Klischees der Charakterklasse.

Die Thresholds für Schaden erzeugen eine ganz neue Spieldynamik, insgesamt ist das System nach meinem Eindruck eher nicht so tödlich. (Aber auch nicht larifari.)

Was mir an der Initiative gefällt ist das Triggern der Gegnerzüge durch Fear aber das "jeder darf so oft er will" gefällt mir nicht so toll. Nur einmal fand ich es cool, dass ein Spieler/eine Spielerin zweimal agieren konnte, weil es taktisch sehr gut gepasst hat. Aber meistens erfordert es eine Disziplin, die nicht immer leicht aufrecht zu erhalten ist, vor allem für sehr enthusiatische Spielerinnen und Spieler.

Aber das ist ein kleines Manko, das man leicht hausregeln kann (und es gibt ja schon einige Vorschläge). Sonst hat es für mich den coolen Baukastenaspekt von D&D aber etwas regelleichter, was mir auch gefällt.

Offline flaschengeist

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Re: Daggerheart
« Antwort #426 am: Gestern um 23:04 »
Heute habe ich nun auch den SL-Teil von Daggerheart zu Ende gelesen. Mmn ist das System absolut aus einem Guss und liefert gute Instrumente für den favorisierten Spielstil. Dabei ist mir aufgefallen, dass besagter Spielstil in Reinform kaum mit der Verwendung vorgefertigter Abenteuer kompatibel scheint. Daggerheart schlägt hingegen vor, seine Abenteuer in einem kreativen Prozess zusammen mit den Spielern zu entwickeln und selbige stark an Motiven, Zielen und Hintergründen der einzelnen Charaktere auszurichten. Das ist keine Wertung sondern eine Beobachtung, zu der mich eure Perspektive interessiert.

Ansonsten hat mich noch eine Kleinigkeit irritiert, nämlich bei den Beispielschwierigkeiten für Proben (S. 158 ff.). Einerseits heißt es im Regelwerk, Daggerheart Charaktere hätten bereits ab Level 1 heroische Kompetenz. Andererseits hat laut Tabelle ein Charakter mit +2 Stärke (der höchste mögliche Startwert) lediglich eine gut 50% Chance, „to subdue an average adult“. Mit passender Experience erhöht sich die Chance auf ca. 65%. Finde ich jetzt nicht besonders heroisch.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittel-crunchiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/download

Offline Sphinx

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Re: Daggerheart
« Antwort #427 am: Gestern um 23:20 »
Dabei ist mir aufgefallen, dass besagter Spielstil in Reinform kaum mit der Verwendung vorgefertigter Abenteuer kompatibel scheint. Daggerheart schlägt hingegen vor, seine Abenteuer in einem kreativen Prozess zusammen mit den Spielern zu entwickeln und selbige stark an Motiven, Zielen und Hintergründen der einzelnen Charaktere auszurichten. D

Ich denke schon das es mit fertigen Abenteuern funktionieren kann. Aber ich denke auch es ist extrem auf Play to Find out ausgelegt. Der DM gibt ein grobes Gerüst vor, aber alle helfen das ganze auszuschmücken.
So was hier: "Ihr kommt in Ort XY was macht ihr?" "Ah ihr möchtet in die Taverne, Spieler 1. Beschreibe doch mal welche Taverne ihr findet und wie es im Inneren aussieht" "OK ihr betretet die Taverne. Spieler 2 beschreibe doch mal welche Gäste grade anwesend sind"
Mit den richtigen Spielern ist das möglich. Aber es kann genauso gut vom DM alles festgelegt sein.

Zitat
Ansonsten hat mich noch eine Kleinigkeit irritiert, nämlich bei den Beispielschwierigkeiten für Proben (S. 158 ff.). Einerseits heißt es im Regelwerk, Daggerheart Charaktere hätten bereits ab Level 1 heroische Kompetenz. Andererseits hat laut Tabelle ein Charakter mit +2 Stärke (der höchste mögliche Startwert) lediglich eine gut 50% Chance, „to subdue an average adult“. Mit passender Experience erhöht sich die Chance auf ca. 65%. Finde ich jetzt nicht besonders heroisch.
Da das System ja Setting unabhängig ist kann man das mit dem Heroisch wohl nicht so pauschalisieren. Ich denke aber im großen und ganzen ist damit gemeint "Ihr übersteht mehr als ein normalo in der Welt und seit etwas besonderes" nicht "Ihr seit direkt Übermenschen".
Soren Johnson: Given the opportunity, players will optimize the fun out of a game |"Haben die Spieler die Möglichkeit, Optimieren sie den Spaß aus dem Spiel."

Offline flaschengeist

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Re: Daggerheart
« Antwort #428 am: Gestern um 23:51 »
Ich denke schon das es mit fertigen Abenteuern funktionieren kann. Aber ich denke auch es ist extrem auf Play to Find out ausgelegt. Der DM gibt ein grobes Gerüst vor, aber alle helfen das ganze auszuschmücken.

Wir spielen es gerade mit einem vorgefertigten Abenteuer (Wild Beyond Witchlight) aber das hat eben nur wenig mit dem Stil zu tun, den das Regelwerk beschreibt.


Da das System ja Setting unabhängig ist kann man das mit dem Heroisch wohl nicht so pauschalisieren. Ich denke aber im großen und ganzen ist damit gemeint "Ihr übersteht mehr als ein normalo in der Welt und seit etwas besonderes" nicht "Ihr seit direkt Übermenschen".

Also ein Held, der alles in die Wagschale wirft und dann nur eine 65% Chance hat, dich oder mich niederzuringen, ist mMn soweit entfernt vom Übermenschen wie unser Kanzler von der Mittelschicht ;). Bedenke auch, dass in Daggerheart Attribute und Experiences nur langsam steigen (und nur, wenn du die entsprechenden Aufstiege wählst). Es könnte also ebenso ein Level 5 und kein Level 1 Held sein, der da mit dir oder mir seine liebe Not hat. Um Tier 3 Adversaries die Stirn zu bieten, reichen seine Fähigkeiten aber dann wieder. Kurzum, bei diesem Tabelleneintrag hat vermutlich die Qualitätskontrolle versagt. Ich habe die gesamte Tabelle nur überfolgen, hoffe aber, dass es sich bei meinem Beispiel um eine unrühmliche Ausnahme handelt.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
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