Autor Thema: Denselben Charakter in verschiedenen Gruppen spielen – Warum nicht?  (Gelesen 1153 mal)

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Offline SigmundFloyd

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Habe ich schon gemacht und sehe es auch völlig unproblematisch.

Ein Charakter wurde z.B. für eine West Marches-ähnliche Kampagne mit Homebrew-Setting erstellt, in der ich glaube ich drei- oder viermal gespielt habe, bevor sie sich im Sande verlaufen hat. Also bin ich in eine neue Runde mit neuen Mitspielenden eingestiegen und habe den Charakter mit "zurückgesetzten" Werten und Backstory weiter gespielt.

Da besteht für mich die Gefahr, dass man Dinge durcheinander bringt. Im Rollenspiel passieren viele Dinge die man sich nicht notiert, was den Charakter aber ausmacht. Z.B. die Beziehungen zu anderen. Außerdem glaube ich, Vorsatz hin oder her, dass man die Charaktere vom Spiel her auch immer ein wenig der Gruppe und der Situation anpasst. Ein Charakter in drei Gruppe wird in jeder anders sein. Meine Meinung. :)

Ich bin Comicleser und kriege es ohne Probleme hin, Dinge, die in verschiedenen Kontinuitäten passiert sind, nicht zu verwechseln. Ich würde auch vermuten, dass Personen, die damit Schwierigkeiten haben, auch Dinge vermischen, die unterschiedlichen Charakteren in unterschiedlichen Kampagnen passiert sind. ("Haben wir nicht schonmal gegen einen Beholder gekämpft? Ach nee, das war in Peters Kampagne. Wer ist mein Charakter nochmal?")
Dass der gleiche Charakter sich in unterschiedlichen Gruppen unterschiedlich entwickelt, auch wenn der Ausgangspunkt gleich ist, ist richtig, für mich aber ein Feature und kein Bug.

Nun kann man natürlich darüber diskutieren, ob es nicht das selbe ist, einen neuen Charakter zu bauen oder einfach einen alten Charakter wieder zu nullen. Von meiner Seite aus kann ich nur sagen: Nein, das ist nicht das selbe. Weil das Erlebte für mich dann untrennbar mit diesem Charakter verbunden ist und es sich sehr falsch anfühlen würde, den Charakter dann wieder so zu spielen, als hätte er noch nix erlebt.

Den selben Charakter zu spielen und dazu seine Geschichte zu löschen, ergibt für mich wirklich überhaupt keinen Sinn. Würde ich niemals machen. Wenn ich die selbe Art Charakter spielen wollen würde (also Klasse ... Beruf ... was auch immer), dann würde ich einen solchen Charakter neu erstellen und dann mit diesem neu starten.

Ja, kann man drüber diskutieren, und es ist dasselbe :) Gerade, weil der neue Charakter eben nicht identisch ist, sondern nur den gleichen Startpunkt hat. Und ob ich nun statt Argrim den brandneuen Charakter Bergrim spiele oder eben eine neue Version von Argrim, ist doch wirklich ziemlich wumpe.

Mein derzeitiger 5E-Charakter hatte sein Debut in einem Shadowdark-Oneshot. Ich hatte den Eindruck, seine Geschichte war noch lange nicht fertig erzählt, daher hab ich zum Beginn der 5E-Kampagne eines anderen SL gefragt, ob ich die Figur bei ihm "weiterspielen" könnte.

Das ist der springende Punkt was die Motivation angeht, ich würde einen Charakter immer dann rebooten, wenn ich den Eindruck habe, das Potential der Charakteridee wurde nicht ausgeschöpft. Durch abgebrochene Kampagnen, verfrühten Charaktertod oder auch einfach SL und Mitspielende, mit denen man kreativ nicht auf einer Wellenlänge war.

Und gerade, wenn man Charaktere erschafft, die mehr sind als ein Charakterbogen, kann es auch einfach sein, dass man nochmal gerne in diese Rolle schlüpfen, nochmal dieser Charakter sein möchte. So wie man vielleicht gerne nochmal ins gleiche Urlaubsland fährt oder den gleichen Film guckt, statt sich zu zwingen, jedes mal etwas neues erleben zu müssen. Für mich eine absurde Idee, seinen eigenen Spaß solchen Zwängen zu unterwerfen.

Online Edgar Allan Poe

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Ja, kann man drüber diskutieren, und es ist dasselbe :) Gerade, weil der neue Charakter eben nicht identisch ist, sondern nur den gleichen Startpunkt hat. Und ob ich nun statt Argrim den brandneuen Charakter Bergrim spiele oder eben eine neue Version von Argrim, ist doch wirklich ziemlich wumpe.

Auf dem Papier ist das so, ja. Für mich ist es das aber nicht. Weil Argrim eben Argrim ist. Und Argrim hat XYZ erlebt. Das kann (und will) ich in meinem Kopf nicht löschen. Das finde ich - wie gesagt - vollkommen absurd.
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Online Namo

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Ich sehe da eine klare Trennung:

Charakter Nullen und nochmal Vanilla spielen käme mir nicht in den Sinn. Würde ich super öde und dämlich finden.

Bestehenden Charakter so wie er ist bei einem anderen SL oder in einer anderen Kampagne spielen (sofern er da rein passt) finde ich absolut okay. Beim LARP macht man doch nahezu nichts anderes. Das ist dann einfach Charakterzentriert. Wobei es für mich als Spieler von der Story her passen müsste. Ein klassischer Abenteurer nach alter D&D Art der nur Dungeons räumen will ist da leichte rund logischer unterzubringen wie ein beratender Hofmagier einer Stadtintrigen Kampagne.

Offline Boba Fett

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Pauschal mag ich da keine allgemeingültige Aussage treffen, da ich finde, dass es davon abhängt, wie gespielt wird.

In unserem eigenen Traveller Kosmos in den späten 80ern und 90er Jahre war es ganz normal, dass jeder einen (oder ein paar) Charaktere hatte und diese in der heimischen Runde genau so wie zu diversen (nicht Rollenspiel) Conventions mitnahm und dort spielte. Resultierte aus der Situation, dass in diesem Fandom viele Leute in unterschiedlichen Spielrunden quer über Deutschland verteilt saßen und alle im gleichen Traveller-Universum spielten und sich irgendwo auch austauschten und Ereignisse abglichen. Gab es ein Sprengstoff-Attentat auf das Sternenhimmel-Hotel auf dem Planeten Boughene in der einen Runde, waren die Auswirkungen in anderen Runden wahrzunehmen.
Und 4-5 mal im Jahr trafen sich die Leut auf einem Con und zockten da zusammen, natürlich mit ihren Charakteren. Oder wenn man sich mal besuchte...
Das war schon sehr cool.

In der eigenen heutigen Kampagne würde ich es vorziehen, wenn dafür Charaktere (gemeinsam) gemacht und explizit da gespielt werden - oder sich zumindestens nicht andere Abenteuer auf den Charakter auswirken. Erfahrung und Ausrüstung und keine Ahnung was. Und da ist nicht mal groß Mißtrauen da, dass da wer sich was zurecht schummelt.
Es fühlt sich nur genau so doof an, wenn man hört "ja, ich habe jetzt5 Heiltränke mehr und bin drei Stufen aufgestiegen" als würde jemand sagen "sorry, den Charakter kann ich nicht in der Kampagne weiterspielen, der ist auf dem Con in einem Abenteuer im TPK verreckt."

Ich glaube, der Unterschied liegt einfach darin, dass die Rollenspielkarriere der Charaktere "von damals" eben eine Abfolge von Einzelabenteuer waren und wir heute eine Kampagne mit zusammenhängenden Inhalt spielen. Und dass bei Traveller es auch kaum sowas sie "from zero to hero" als Machtzuwachs existiert, während das andere Systeme eben durchaus haben.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!