man könnte sich zum Beispiel fragen, was denn so schlimm daran sein soll, der Arbeiterschaft einen Teil von Kuchen abzugeben, anstatt sie nur gerade eben so am Leben zu erhalten.
Ja, das ist ja genau so vorgesehen. Jetzt Solidarsysteme mal außen vor gelassen, ist ja das Ideal, dass jeder den Teil vom Kuchen bekommt, den er selber erwirtschaftet hat - und sich eben nicht erstmal einer ein ganzes Drittel des Kuchens krallen darf.
Wie genau sich das da dann alles aufteilen müsste, unter Berücksichtung von Produktivitätsgewinnen durch Automatisierung etc, das ist sicher ein komplexeres Thema, darf sich gerne ein Volkswirtschaftler dran austoben.

wenn ich irgendetwas Längerfristiges plane, muß ich ja mit der konkreten Umsetzung dieser Pläne irgendwann mal tatsächlich anfangen, wenn sie mir jemals etwas bringen sollen, und kann das nicht bis in alle Ewigkeit aufschieben.
Ja schon, aber was ist wenn du nicht das gesamte für diese Investition benötigte Kapital selber auf der Naht hast? Dann müsstest du dir etwas leihen. Aber in einem deflationären System wetteifern quasi alle potentiellen Kreditnehmer um eine immer geringere Geldmenge. In der Folge dürften die Zinsen durch die Decke gehen. Investitionen werden also sehr teuer, weil hohe Zinsen. Es werden also weniger Investitionen getätigt, und von diesen wenigen müssen die hohen Kosten also dann hinterher wieder reingeholt werden -> zack werden auch die Preise nach oben klettern, und die Deflation ist ad absurdum geführt.
Hinzu kommt, daß Deflationen zwar allgemein schlecht für den Profit sein mögen...aber inwieweit der seinerseits auch noch über die nächsten Jahrhunderte und -tausende überhaupt noch konstant als wirtschaftliche Tugend betrachtet werden wird, fällt dann endgültig in den Bereich der Spekulation.
Letzten Endes wird der Einzelne ja immer Geld brauchen (es sei denn er lebt als subistenter Homesteader ausschließlich von seinem eigenen Gemüsebeet), solange es keinen Star-Trek-artigen magischen Zauberkasten gibt, der alles auf Knopfdruck zum Nulltarif herbeizaubert, oder man sonstwie ein Post-Scarcity Utopia erreicht, was aber in Redshift noch lange nicht realisiert ist.
Wir haben also hier ein Szenario, in dem das Individuum im Idealfall seinen gesamten Lebens-Geldbedarf in einem Bruchteil seiner Lebenszeit selber erwirtschaftet. Da kann das System wirklich darauf ausgerichtet sein, dass man statt 40-Stundenwoche über 50% seiner Lebenszeit nur noch 20 Stunden über 25% seiner Lebenszeit arbeitet, und dabei noch ein paar andere Leute mitversorgt für die gar keine Arbeit da ist, und seinen Ruhestand mit finanziert hat, alles dank hoher Produktivität.
Theoretisch auch denkbar, dass man die Arbeit noch kleinteiliger rationiert, sodass vielleicht der Einzelne nur noch 1 Tag pro Woche einem Lohnerwerb nachgehen muss, aber dafür auch fast jeder so eine Stelle hat. Oder man arbeitet zwei drei Monate am Stück und hat den Rest des Jahres frei, oder sonstwie. (Heisst halt auch, man muss 5 Leute für die Arbeit ausbilden, die heute von 1 Person erledigt wird, ist natürlich nicht effizient, aber vielleicht trotzdem gesellschaftlich attraktiv)
Dieses Szenario gilt übrigens so oder so erstmal nur auf der Erde. Im Weltraum sind trotz aller Fortschritte die Overheads immer noch so groß, dass man lieber möglichst Vollzeit ein paar Jahre ranklotzt und die Freizeit eher hinterher abfeiert. Vergleich Offshore-Ölplattform - da wollen die Arbeiter auch nicht in 4-Tage-Woche rumschimmeln, sondern in so kurzer Zeit wie möglich so viele Arbeitsstunden wie möglich abrockern.
Da ist es dann vielleicht möglich, dass ein Spacer schon in 10-15 Jahren genug für den Rest seines Lebens rangeschafft hat und die nächsten 90 Jahre, wenn ihm das gefällt, chillen kann.