Wieviel DNA da wirklich noch drinnsteckt, kann ich nicht beurteilen.
Ich habe ein bisschen auf übersetzten schwedischen Webseiten recherchiert: Es gab 9 Versionen von DoD.
Die ersten beiden Ausgaben (1982, 1984) waren im Prinzip RuneQuest mit abgefeilter Seriennummer, genauer eine Übersetzung der 2. Auflage der Basic Role-Playing Regeln und dem Magic World Setting-Buch. Inklusive Enten aus RuneQuest bzw. von Glorantha.
In den nächsten beiden Ausgaben (1985, 1987), die wohl dem D&D Vorbild nach in Basic und Expert aufgeteilt war. Die Expertenregeln modelten das System um, ersetzten W100 durch W20 Würfe, führten Trefferzonen ein, machten Dinge klarer aber auch komplexer. Mit der 4. Ausgabe wurde erstmals die Kampagnenwelt Ereb Altor erwähnt, die 1989 unabhängig veröffentlicht wurde. Dies war Version 2 und 3.
Die 5. Ausgabe (1991, mit Elric auf dem Cover) führte Basic & Expert wieder zu einem System zusammen. Nun gab es zur Charktererschaffung und -steigerung ein Punktesystem. Berufe bestimmen, welche Fertigkeiten wie teuer zu kaufen sind, und spezialisierten die Charaktere. Auch wurde das Magiesystem zu Animismus, Elementarmagie und Mentalismus vereinfacht und man musste nicht mehr jeden Spruch als Fertigkeit lernen, sondern nur noch die diese Schulen. Geschicklichkeit wurde in Beweglichkeit und Fingerfertigkeit aufgespalten. Es gab wie zu der Zeit typisch richtig viele Fertigkeiten. 1 wurde zum kritischen Erfolg, 20 zum Patzer. Jede Waffe hat ihre eigene Fertigkeit. Und es gab für den Kampf jede Menge Optionen, während die alten System ähnlich simpel wie DSA 1 oder OD&D waren.
1994 erschien die 6. Ausgabe mit einer neuen Kampagnenwelt Chronopia, einer Fantasyvariante von Warzone, beides Miniaturen-Wargames von Target Games SE, dem nun auch DoD gehörte. Die Versionen davor waren von Äventyrsspel. Die Regeln blieben aber soweit gleich, heißt es, auch um die vorhandene Spielerbasis aufgrund des Verlagswechsels zu beruhigen. Es gab aber neue Völker wie Dunkelelfen oder Orks und neue Berufe und dafür natürlich neue Regeln. Nekromantie war eine neue Magieschule.
Die neue Welt tat dem System nicht gut und war extrem unbeliebt. Vielleicht lag es auch daran, dass Target Games Ende der 1990er einging.
2000 erscheint die 7. Ausgabe und 6. Edition, nun von Riotminds, die die Lizenz von Paradox Entertainment, einem Computerspiele-Hersteller, der die Reste von Target Games aufgekauft hat, erworben haben. Mir erscheint das so wie Midgard 6, das zwar noch die den Namen trägt, aber auch einen Zusatz und nur mit viel gutem Willen in der Tradition des Originals steht. So war auch "Drakar och Demoner Trudvang" eigentlich ein neues Spiel mit neuen inkompatiblen Regeln und einem dominierenden Namenszusatz.
Es gab nun Berufsstufen (also Klassen) und keine freie Gestaltung der Charaktere rein durch Fertigkeiten, sondern Fertigkeiten waren an die Berufe geknüpft. Das fand wenig Gefallen. Auch vorgenommene Vereinfachungen wurden ebenso wie die Klassen wieder in der folgenden Version 2003 zurückgenommen. Größter Unterschied: Alle vorherigen Versionen waren generisch, diese nun fest mit der nordisch-mytischen düsteren Welt von Trudvang verbunden.
2006 wurden dann Attribute abgeschafft, es blieben nur noch Fertigkeiten und Berufe, sowie Stärken und Schwächen heißt es. Und das System wurde wieder etwas gestrafft. Denn allgemein wurden die Regeln als deutlich umfangreicher und crunchiger wahrgenommen, als die letzte "echte" DoD-Version von 1991, weil es viele Sonderregeln für alles mögliche gab und Riotminds versuchte, die Regeln "realistischer" zu machen. Besonderheit war, dass alle Völker eigene besondere Fertigkeiten und Regeln hatten. Diese 2006er Version gilt als 7. oder 8. Edition, da sind sich die Fans uneins.
Trefferpunkte wurden wohl in Ausdauer und Lebenspunkte aufgeteilt, das Kampfsystem sollte einerseits gefährlicher werden, aber auch heldenhaftere Aktionen erlauben. Ich schwimme hier.
Das Magiesystem wurde komplett neu gedacht und eng an das Setting geknüpft. Vitner-Weber sind eine Art ursprüngliche Runenmagie, Galder eine Art von Skaldenmagie, Seidr bezeichnet schamanistische Magie, und es gibt christlich angehauchte priesterliche Magie. Jede Magieform hat komplett eigene Regeln.
Dann war es 10 Jahre ruhig, bis Riotminds 2016 die DoD-Regeln von 1987 als Retro-Ausgabe kickgestartet hat. Schön illustriert mit den Bildern, die wir jetzt auch in der Free League-Ausgabe sehen. Obwohl das jetzt wieder Version 2 entspricht, zählt es als neue Version 8. Hier hat man wieder W100-Würfe, das System ist generisch und Hintergrundfrei.
Durch den Erfolg dieser Version beflügelt, sollte auch noch eine neue Version von Trudvang (diesmal ohne DoD Zusatz, wohl auch, weil sie dazu gar keine Lizenz mehr hatten, dafür aber mit Chronicles im Titel) per Kickstarter scheinen. Das war 2017 der Fall. Die Regeln wurden nochmals überarbeitet und arbeiten jetzt mit W10, wenn ich's recht erinnere, sind aber von der 2006er Version überarbeitet. Ob die auch schon den explodierenden Schaden hatte, müsste man recherchieren, denke aber ja, weil ich das auch schon in älteren DoD-Varianten sah. Die Charaktererschaffung kleinteiliger Point-Buy, das komplexe mit der Welt verwobene Magiesystem IMHO weiterhin das Highlight.
Und 2023 erschient die bislang neuste Version von DoD, diesmal von Free League und nur noch entfernt an das Original erinnernd (man würfelt immer noch niedrig statt hoch), dafür aber mit deutlich einfacheren und moderneren Regeln und Einflüssen anderer Free League-Systeme.