Mahlzeit,
habe eigentlich was anderes gesucht und bin auf den Thread gestoßen. Interessantes Thema, aber im eigentlcihen Logischer als man denken würde.
Die Hölle ist fast nie „objektiv“ Feuer und Lava, sondern kulturell maßgeschneiderte Angst.
Schon bei Dante ist die Hölle ja kein durchgehendes Flammenmeer. Der tiefste Punkt ist Eis, Stillstand, völlige Bewegungslosigkeit. Verrat friert ein – buchstäblich. Feuer ist da eher Oberfläche, nicht Kern.
In Miltons Paradise Lost gibt es Stellen, die ich fast schlimmer finde: keine Folter, kein Schreien – nur Weite, Leere, Hoffnungslosigkeit. Belial sinngemäß: „Vielleicht ist es hinter dem nächsten Hügel besser.“
Und genau das ist die Strafe: Es wird nie besser, aber man hofft weiter.
Bei den Inuit gibt es keine Feuerhölle. Dort ist die schlimmste Strafe ewige Dunkelheit und Kälte – Isolation, Abgeschnittensein. Für ein Volk, bei dem Gemeinschaft überlebenswichtig ist, absolut logisch.
Die Nordische Hel / Niflhel ist ähnlich: kalt, neblig, freudlos. Kein Drama, kein Pathos – einfach Sinnlosigkeit und Entzug von Wärme, Licht und Ehre.
In der griechischen Unterwelt ist der eigentliche Horror oft der Asphodel-Grund: kein Leid, aber auch kein Sinn. Nur ein Nachleben ohne Bedeutung. Tartarus ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Die Azteken mit Mictlan schicken fast alle dorthin – nicht als Strafe, sondern als beschwerliche Reise voller Prüfungen. Tod ist hier kein moralisches Urteil, sondern ein Prozess.
In Buddhismus und Hinduismus (Naraka) gibt es zahllose Höllen, fein abgestimmt auf konkrete Verfehlungen – zeitlich begrenzt, aber extrem. Fast schon bürokratisch grausam.
Und in China wird das dann konsequent weitergedacht: zehntausende Richter, Ebenen, Strafen, Verwaltungslogik. Hölle als kosmisches Amt.
Unterm Strich:
Die Hölle ist fast immer das, wovor eine Kultur am meisten Angst hat.
Isolation, Kälte, Bedeutungslosigkeit, Kontrollverlust, ewige Wiederholung, Leere.
Und ja, moralisch ist das Ganze oft sehr praktisch gedacht:
Sei brav, bleib Bauer, zahl deine Abgaben, hör auf die richtige Autorität – dann musst du da nicht hin.
Hölle funktioniert erstaunlich gut als pädagogisches Druckmittel.