Autor Thema: frage an mittelalter-kundige  (Gelesen 3840 mal)

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frage an mittelalter-kundige
« am: 26.06.2005 | 12:01 »
Moin,
ich hab da mal ein paar Fragen, die wahrscheinlich nur von Mittelalter-Freaks (nicht böse gemeint  :) ) beantwortet werden können. Ich habe meiner Spielgruppe ein Stück Land zukommen lassen, auf dem sich eine Silbermine befindet.
Ich wollte nu mal fragen, ob jemand weiß, wie viel so etwas abwirft. Wie viele Arbeiter braucht man, um wie viel Erz zu gewinnen? Wie hoch ist der Gehalt an Silber (oder anderer Metalle) in so einem Erz? Wie teuer sind Bearbeitung und Gewinnung von Reinsilber (oder anderer Metalle)? Wie viel Steuern zahlt man an und an wen?   ???
Und damit nicht genug: auf dem Gut kann man ja auch die verschiedensten Feldfrüchte anbauen. Wie viel Getreide (zum Beispiel) gewinnt man aus einem Hektar (oder mehreren) Land? Wie viele Arbeiter braucht man? Was kostet die Weiterverarbeitung und Bestellung?   ???

Danke im Voraus.

Seishiro

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #1 am: 26.06.2005 | 12:25 »
Servus,

ich bin kein Fachmann für die Geschichte das gleich vorweg und kein Mittelalter kundiger, was auch immer das genau sein mag.  ;)

Allerdings habe ich das gleiche in meiner Kampagne getan, die nun allerdings vor einer weile ausgelaufen ist.
Um dies einigermassen sinnvoll abhandeln zu können habe ich das A Magical Medieval Society:Western Europe
Sourcebook zu rate gezogen.

Hier findest du eine rezi zu diesem Buch.

Hier kannst du es dir für 10 Dollar runterladen.

Ich fand es damals wirklich gut gemacht, müsste mich aber jetzt nochmal einlesen um es wieder gut verstehen zu können. Aber bei 10 Euro kann man denke ich kaum etwas falsch machen.

So long

Offline Yoscha

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #2 am: 26.06.2005 | 14:04 »
Silber kommt praktisch nie alleine vor, sondern eigentlich immer in verbindung mit anderen Metallen; die wichtigsten sind dabei Blei, Zinn, Kupfer. Ein guter Teil der heutigen Silberproduktion stammt deshalb noch nicht einmal aus Silberminen, sondern fällt als "Abfall" bei der Gewinnung anderer Metalle an.
Rein mengenmäßig produziert nämlich auch so manche "Silbermine" mehr Blei bzw. Zinn als Silber; die Hethiter gewannen bereits Silber aus Erzen, die eigentlich Bleierze waren.
Was meist auch zu einer Umweltverschmutzung rings um die Silberminen führte, weil man die bleihaltigen Reste einfach in die Umgebung schüttete.
Heutige Silberminen gelten ab einem Silbergehalt von ca. 0,1% als abbauwürdig.
Um überhaupt an Silber heranzukommen braucht es zwei Schritte, erstens muss man die Silberminerale (meist Silbersulfide) aus dem Gestein brechen, und anschließend noch aus diesen Mineralen das reine Silber herausholen.
Was ich gerade nicht weiß ist, ob man bereits im Mittelalter Quecksilber zur Silbergewinnung verwendete oder ob man damals andere Verfahren benutzte (die Cyanidlaugung kam definitiv erst mit der Insutrialisierung).

Offline avakar

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #3 am: 26.06.2005 | 14:15 »
Die Fragen lassen sich alle nicht pauschal beantworten. Schon alleine deshalb, weil das Mittelalter ca. 800 Jahre umfasst und in dessen Spanne ein enormer technischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel stattfand.

Steuern
Steuern gingen im Mittelalter meist an Kirche und Lehensherren, sehr häufig in Form von Naturalien, Kriegsdienst usw. Hier kommts darauf an, wie deine Gruppe an das Land gekommen ist.

Ackerbau
Genauso wie heute. Anbauen kann man das, was der Boden und das Klima zulässt (ausser in Holland ;)). Nur die Effizienz und der Ertrag sind ganz anders. Ackerbau diente im Mittelalter dem Zweck der Selbstversorgung (bzw. der der Lehensherren), ein weitreichender Handel mit fand mit Nahrungmitteln garnicht statt.

Silbermine
Silberherstellung wird einem Lehensherren ein enorm hohes Einkommen gesichert haben. Und den Minenarbeitern (Verbrecher, Sklaven, Frohnarbeiter) den Tod. Die Gewinnung von Reinsilber wird wohl nur den wahren Meistern ihres Faches geglückt sein. Mit der Zeit wird sich der technische Fortschritt hier besonders stark bemerkbar gemacht haben, so dass am Ende des "Mittelalters" zumindest die Verhüttung einfacher geworden ist. Aber da scheint Yoscha mehr zu wissen.

Wenn du ein Pseudo-Wirtschaftsystem mit Preislisten für allesmögliche suchst, dann wirf mal einen Blick auf DSA.

EDIT: http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelalter gibt dir mal einen schnellen Überblick und Einsteig ins Thema "Mittelalter"
« Letzte Änderung: 26.06.2005 | 14:21 von avakar »

Offline Arbo

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #4 am: 26.06.2005 | 14:26 »
@ daredan:

Ergänzung meinerseits ... beim Ackerbau sollte beachtet werden, dass in etwa 1/2 der Ernte wieder als Saatgut verwendet wird. Was Silberbau angeht, war dies im Mittelalter eigentlich "monopolisiert", d.h. nicht jeder durfte auf dem Gebiet tätig werden. Daher kann man davon ausgehen, dass nur hohe Adlige (Kronvasallen) Schürfrechte für Silber besaßen (bzw. im könig- bzw. kaiserlichen Auftrag schürften). Ähnliches gilt für die Münzprägung.

Wenn Du eine kleine Orientierung willst, kannst du auch mal HIER schauen; vielleicht hilft Dir der "Wirtschaftsteil".

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Offline Edorian

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #5 am: 26.06.2005 | 14:31 »
Zum Abbau: Ich nehme mal an, das die Mine bereits existent ist, d.h. die Helden müssen nicht erst groß selbst buddeln. Die Erweiterung der Mine ging damals erschreckend langsam voran. Je nach Gesteinsart waren 10 Meter in sechs Monaten keine Seltenheit (zumindest hier in Dortmund). Hundert Bergarbeiter kann man für eine Mine wohl rechnen, dann hat man allerdings auch Schichtbetrieb. Die Fördermenge ist nicht gleich der Ausbeute, da man nicht sofort reines Silber fördert, sondern noch "Müll" mitfördert. Liegt also ein Stück weit in deinen Händen, wieviel dabei überbleibt pro Tonne. Die reinen Kosten für den Abbau lagen, glaube ich, bei umgerechnet 130 Euro pro Tonne und Tag. Der Anteil an Edelmetallen dürfte kaum über 10% hinausgehen, aber da bin ich kein Fachmann.
Die Verarbeitung dürfte einiges mehr kosten als die Förderung: 1) die Fördermenge muss zerkleinert werden, 2) die Fördermenge muss geprüft werden, 3) muss die brauchbare Fördermenge eingeschmolzen werden, damit sich die Edelmetalle separieren lassen... wird wohl echt teuer, das alles alleine finanzieren zu wollen.
Die Steuern gehen an den Landesherren/ Landbesitzer und sind wohl großteils Verhandlungssache, aber ich persönlich würde mindestens eine Beteiligung von 65 % fordern -> mein Land und Gut, meine Arbeitskräfte (Leibeigene bz.w Frondienst), meine Abgaben.

Ackerbau: Gott, jetzt wird`s echt viel :)

Kommt, wie auch beim Bergbau, stark auf System/ Zeitalter an. Habt ihr bereits die Dreifelderwirtschaft? Dann kann ein Hektar bei richtiger Ausnutzung das ganze Jahr bewirtschaftet werden, wobei zwei Drittel der Fläche sich regenerieren. Die Erträge haben sich bei Einführung der Technik irgendwann im 15JH. (?) verdreifacht.
Als ein mir bekanntes Beispiel: ein römischer Bauer um 133 v.Chr. konnte mit 7 Iurga (röm. Equivalent zu Hektar, 500 Iurga= 125 ha, ich habe keine Lust umzurechnen ^^) seine Familie ernähren und Gewinn einfahren. Bei "schlechterer" Anbautechnik. Leider weiß ich nicht, wieviel dabei rum kam, aber wenn 40 Bauern reichten, um eine Stadt von ca. 1000 Einwohnern zu versorgen (keine Garantie für diese Angabe!), dann kann es so wenig nicht gewesen sein. Ein Bauernfamile umfasste Großeltern, Eltern zwei bis fünf Kinder plus zehn "Angestellte", durchschnittlich also 15- 17 Personen, die arbeiten konnten. Die Kosten für die Bestellung waren wohl gering: Dünger in Form von Gülle gaben alle ab, Saatgut wurde bei der Ernte zurückgehalten und gelagert, Kost wurde selbst angebaut/ gezüchtet. Die Abgaben wurden in Naturalien geliefert, dazu noch Frondienst für den Landesherren (nicht zwingend ein Adliger) als Sonderabgabe.

Wenn du ganz genaue Zahlen haben möchtest, sag Bescheid. Dann aber bitte mit ein paar Infos zum entsprechenden Hintergrund. Ansonsten mach`s dir einfach und lass die Spieler das Ackerland selber weiterverpachten und sich selbst den Kopf zerbrechen. Hoffe das bringt dich weiter.
"Strahlender Ritter in kratzfester Rüstung, stets zu Diensten."

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Offline Alrik aus Beilunk

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #6 am: 26.06.2005 | 15:15 »
Guckst Du hier:
http://www.badische-heimat.de/_archiv/archeol/bergbau1.htm

Steuer werden wohl als jährliche / halbjährliche Abgabe fällig. Allerdings ist es gut möglich, das sämtliches Silber direkt an den Landesherrn geht, der vor Ort gleich eine Müntze betreibt.

Für deine Spieler würde das bedeuten, das sie sich um Abgaben, Steuern ect gar nicht kümmern müssen ( du also keine Wirtschaftssimulation treiben mußt ;) ). Als Vogt des Landesherrn nehmen sie Wohnsitz in einem Gebäude das dem Landeshernn gehöhrt (klein Burg, größerer Gutshof) erhalten sie aus dem Lehen alles was sie zum leben brauchen (Nahrung, Handarbeitswaren wie Stoff, ect) wobei man ausgehen kann, das es reicht.
Eventuell kann man auch einen Teil der Abgaben durch Tauschhandel gegen andere Waren umtauschen, sozusagen "die 5 Töpfe Honig vom Huberbauern beim reisenden Händler gegen ein Fass Wein".
Anders sieht es mit Luxusgütern (teuer Stoffe, exotische Gewürze,) aus, die man sich wohl nur leisten kann, wenn man etwas von dem Silber abzweigt... 

Wenn Du keine Wirtschaftsimulation betreibts, bleiben noch jede Menge abenteuer zu erleben.

Irgendjemand sabotiert die Mine, die örtlichen Bauern leiden unter misteriösen überfällen von Tieren(?), der Händler wurde überfallen...
Quote: Ambrose Bierce  
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Offline ThinkingOrc

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #7 am: 27.06.2005 | 00:24 »
Ich empfehle dir, geh am besten in eine Bibliothek, guck ins Lexikon des Mittelalters in die betreffenden Artikel. Also: Silber, Bergbau, Münzwesen, Bauer/Bauerntum, Landwirtschaft, Abgaben, Getreideanbau, Viehhaltung....
Da findest du alles, was du für ein Rollenspiel brauchst (evtl. sogar mehr als das), der Rahmen eines Forums wird nicht gesprengt und du kannst dich mal richtig austoben. Wenn du es noch genauer haben willst, kannst du dir die weiterführende Literatur, die bei den jewiligen Artikeln drunter steht auch noch querlesen. Du kannst natürlich auch einfach einen Mittelalterprofessor an irgendeiner Uni anmailen und hoffen, daß er sich Zeit für dich nimmt oder ausreichend profilierungsgeil ist... ;)

Grußgrunz

TO

The_Kossack

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #8 am: 27.06.2005 | 00:56 »
Bitte nicht einfach Professoren für Sachen anrufen, die man in Lexika nachlesen kann. Einen Spezialisten mit so einem Kleinkram (sorry, aber ist so) zu belästigen, sieht danach aus, als wäre man zu faul, das selbst zu recherchieren.

Meine Professoren würden auf sowas extrem allergisch reagieren.

Offline ThinkingOrc

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #9 am: 27.06.2005 | 02:06 »
Ach wieso, fragen schad doch nichts. Ich gehe mal davon aus, daß Daredan nicht Geschichte studiert, deshalb kanns ihm egal sein, ob ein Prof dann sauer auf ihn ist.
Der Prof muß ja nicht antworten, aber manche haben einfach bock sowas zu beantworten, wobei, könnte schon sein, daß man beim Wiss. Mitarbeiter mehr Erfolg hat, di sind noch nicht ganz so abgehoben. Und klar, ist Daredan zu faul zum recherchieren, sonst hätte er ja nicht hier im Forum nachgefragt ?!
Also ich würde z.B. auch keinen Prof. fragen, höchstens nach weiterführender Literatur, aber ich würde auch nicht im RPG Forum fragen...

Grußgrunz

TO

Offline Yoscha

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #10 am: 27.06.2005 | 08:17 »
Zitat
Der Anteil an Edelmetallen dürfte kaum über 10% hinausgehen,
Dann wären wir schon in El Dorado ;).
Es ist meistens deutlich weniger.
Ich hab hier mal die Werte, ab wann Silber als abbauwürdig gilt (wohlbemerkt heute): Silber; 0,005%; 0,1%; Minimum nur als Nebenprodukt aus Blei-, Kupfer-, oder Golderz.
1% Silber wäre schon eine ergiebige Silbermine ;).

Die Silbergewinnung per Quecksilber kam wohl erst in der frühen Neuzeit auf (auch wenn bereits die Römer Quecksilber zur Goldgewinnung verwendeten), damit ist der Boden wenigstens nicht Quecksilber verseucht.
Aber die meisten mittelalterlichen "Silbererze" waren in erster Linie eher Bleierze, beim Abbau des Silbers bleibt eine ganze Menge Blei über, die man einfach in die Gegend schüttete, Stichwort Bleivergiftung.

Zu Erzen allgemein zitiere ich mich mal selbst:
Zitat
Was find ich da 5: Erze
Ersteinmal einige Vorbemerkungen über die Wirtschaftlichkeit, also ob es sich lohnt eine Lagerstätte anzunauen (was sich übrigens nicht nur auf Erze beschränkt).

Dabei spielen grob gesagt 3 Faktoren eine Rolle, die aber alle sehr miteinander verknüpft sind:
Geologische
Technisch/Technologische/Wirtschaftiche
und
Regionale

Geologische Faktoren
Eigentlich klar, wenn die Geologie kein Erz hergibt, dann gibt es auch keine Mine.

Aber selbst wenn es Erze gibt, kann die Geologie noch dazwischenpfuschen.
a) Der Erz-Gehalt und die Vergesellschaftung
Damit es sich lohnt ein Erz abzubauen, muss ersteinmal ein bestimmter Anteil des abgebauten Gesteins auch wirklich ein Erz sein. Wie viel das hängt vom jeweiligen Metall ab. Ich geb hier einfach mal ein paar Beispiele, immer in der Form: Metall; min. Gehalt in %; durchschn. Gehalt in %; Anmerkungen.
Der min. Gehalt ist der Gehalt an Erz, ab dem es sich unter besonderen Umständen lohnen kann das Erz abzubauen, der durchschnittliche ab dem es sich auf jeden Fall lohnt.
Es kann auch Vorkommen, dass sich an einem Ort Erze verschiedener Metalle finden. Was natürlich dazu führt, dass die Lagerstätte um einiges interessanter wird, auch wenn andere Faktoren ungünstiger sein mögen.

Eisen; 25%; 50%; sind hohe Anteile an Vanadium und Mangan vorhanden, ist der SiO2 Gehalt gering oder handelt es sich bei der Lagerstätte um Magnetit, dann lohnt sich bereits der min. Gehalt

Mangan; 30%; 40%; wenn Eisen und Mangan zusammenvorkommen, wird teilweise auch bei einem Mn-Gehalt <30% angebaut (solange das Eisen da ist)

Kupfer; 0,8%; 3%

Zink; 5%; 20%; Minimum nur für Zinkblende

Blei; 2%; 10%; Minimum nur bei Beimengung von Zink, Silber und/oder Gold

Silber; 0,005%; 0,1%; Minimum nur als Nebenprodukt aus Blei-, Kupfer-, oder Golderz

Gold; 0,0001%; 0,0006%; Minumum nur für Seifengold (Seifen s.o.)

Platin 0,00002%; 0,0005%; Minimum nur für Seifenplatin

b) Die Form der Lagerstätte
Habe ich eine einzelne riesige Ader, die ich über Kilometer verfolgen kann; oder habe ich in Wirklichkeit nicht eine große sondern dutzende kleiner Lagerstätten, die ich alle einzeln suchen muss.

Technisch/Technologische/Wirtschaftiche Faktoren
a) die Kosten
Eine Mine zu bauen kostet Geld. Aber auch eine Mine zu betreiben kostet Geld. Ein Tagebau ist güstiger als ein Untertagebau; eine "einfach" geabaute Lagerstätte ist günstiger als eine "komplizuerte",...
Und bevor die Mine Gewinn abwirft, muss erst einmal eine gewisse Summe investiert werden. Die Frage ist also, lohnt sich das?

b) Der Ausnutzungsgrad der Lagerstätte
Es ist schön, wenn ich Erz habe, aber es nicht nutzen kann. Man muss von vornherein damit rechnen, dass man nicht an alles Erz einer Lagerstätte herankommt. Man muss Gesteinspfeiler für die Statik stehen lassen, über dem geplanten Tagebau liegt ein Dorf, Teile der Lagerstätte liegen unter dem Wasserspiegel,....
Je mehr Erz man nicht (ohne Probleme) erreichen kann, desto uninteressanter die Lagerstätte.

c) Technologie
Mit Pumpen kann ich den Grundwasserspiegel senken; mit moderner Chemie kann ich Minerale nutzen, die früher als uninteressant galten; mit Presslufthämmern kommt man besser voran, als mit Spitzhacken.
Allerdings muss man die Technologie auch anwenden können, im Amazonasdschungel würde ein Riesenbagger wie in den deutschen Braunkohlerevieren wohl arge Probleme bekommen.

d) Marktfaktoren
Ich habe das Erz jetzt, aber keiner will es kaufen? Tja, dann lohnt sich die ganze Mine nicht. Aus markttechnischen Gründen ist z.B. die weltweite Arsenproduktion im Laufe des 20. Jahrhunderts stark zurückgegeangen. Es gab gleichwertige ungiftige Alternativen, also wollte einfach niemand mehr das Gift.

Regionale Faktoren
aka Infrastruktur
a) Tranportwege
Kann ich überhaupt mein gewonnenes Erz zu den Verbrauchern abtransportieren? Welche Transportmittel gibt es vor Ort; Maulesel, Eisenbahn oder Autobahn?
Eine Mine am sprichwörtlichen Arsch der Welt wird man daher eher ignorieren, als eine ansonsten gleichwertige direkt neben der Autobahn.

b) Versorgung
Eine Mine braucht auch Materialien, Wasser, Werkzeug evtl. auch Strom.
Wie schaffe ich es diese dorthin zu bekommen?

c) Arbeitskräfte
Ohne Arbeitskräfte läuft nichts. Und neben einfachen Hilfsarbeitern wird man zur Aufsicht sicherlich auch einige gut ausgebildete Ingeneure (oder ein Äquivalent) brauchen.

d) das Klima
Ja, auch das pfuscht uns mit rein. Man kann es sich vorstellen, dass eine Mine auf den höchten Gipfeln eines Hochgebirges, unter einem Gletscher, in der Tundra, in Sümpfen, oder auch im tropischen Regenwald einige Probleme bereiten kann.

Gast

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vielen dank
« Antwort #11 am: 27.06.2005 | 12:57 »
also danke erst mal.
und ja ich war natürlich zu faul zum recherchieren und bin auch kein geschichtsstudent (sondern bio).
also meine gruppe hat dieses grundstück geerbt und haben eine gewisse lehensfreiheit.
ich denke mal (da ich keinen bock auf wirtschaftssim habe, meine gruppe auch nicht. schließlich spielen wir dsa und nicht simcity) werde ich es wohl so machen, dass ich ihnen einfach einen pauschal-betrag pro götterlauf zukommen lasse. aber ich bin mir da nicht sicher in welchem bereich so etwas liegt (1000 D pro jahr??)

Offline ThinkingOrc

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #12 am: 27.06.2005 | 14:44 »
Ich weiß leider nicht was 1000 D sein sollen?
Ich gebe dir jetzt einfach mal ein paar Angaben, die ich selber irgendwo mal im Internet gefunden habe, also keine Gewährleistung bezügl. Authenzität usw.
Gehen wir bei einer kleineren Silbermine mal von einer durchschnittlichen (die Fördermenge schawnkt von Jahr zu Jahr beträchtlich) Fördermenge von etwa 2000 Mark Silber pro Jahr aus (mal ganz ungenau und pauschalisierd sind das 2000 Pfund oder eben 1000 kg).

Hier ist eine kleine Auflistung, was ungefähr und pauschalisierend verschiedene Dinge gekostetet haben (um 1000) und zwar in Gramm Silber.
10 Hühner         1      
1 Kg. Getreide        3      
Messer        3      
Schnalle        5      
Zaumzeug        10       
Mantel        12       
Schaaf        15      
Sporen        20       
Schwein        30      
Lanze        51       
Schild        86       
Steigbügel        126      
Schwert        126       
Schild u.Lanze   135        
Kuh        100-137      
Ochse    125-137      
Sklavin   204      
Sklave         306       
Helm        410       
Schwert mit Scheide        300-500      
Kettenhemd        820   
Brünne   800           
Pferd          800            
Schlachtross   5000 - 8000

vielleicht kannst du dir nun anhand des Wertes eines "D" ausrechenen, wieviel die daraus kriegen sollen. Uns ich würde auch sagen, Gib ihnen einfach soviel, wie du meinst, daß sie kriegen sollen, dann wirft ihre mine und das Landgut einfach soviel ab.

Grußgrunz

TO

Offline avakar

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #13 am: 27.06.2005 | 15:52 »
Da du DSA spielst, stelle die Frage nach den Kosten dochmal im DSA-Board. Zumindest zu meiner DSA-Zeit gab es doch für fast alles eine Preisliste, selbst zum Hausbau und Anheuern eines Meuchelmörders. Aber das ist auch schon eine Weile her.

Offline Bad Horse

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #14 am: 27.06.2005 | 17:24 »
Die Frage, wieviel so eine Silbermine abwirft, haben wir in verschiedenen Ars-Magica-Runden auch gehabt... Meistens haben wir das ziemlich vage gehalten, also keine festen Geldbeträge eingeplant, sondern einfach mit Begriffen gearbeitet. "Ihr seid jetzt reich" heißt dann einfach, daß die Chars sich in einem vernünftigen Rahmen alles mögliche leisten können, "Ihr kommt halbwegs gut durch" heißt, daß die Chars sich vielleicht ein oder zwei Specials leisten können und ansonsten einen normalen Lebensstandard halten können, "Ihr könnt davon leben" heißt genau das, man kann davon leben, aber für irgendwelche Sonderwünsche ist kein Geld da. Wie du siehst, läuft das sehr pi mal Daumen - ich würde dir empfehlen, das genauso zu handhaben, denn selbst wenn du mit fixen Geldsummen arbeitest, läuft das auf Rechnerei hinaus. Gib den Chars einen Verwalter, der sie in finanziellen Dingen berät ("Tja, es stimmt schon, Meister Schlumpfian, ihr könnt euch einen versilberten Plattenpanzer leisten. Das würde allerdings bedeuten, daß wir alle für den Rest das Jahres von Haferschleim leben und der Magier sich seine Tinten selber herstellen muß. Soll ich die Bestellung aufgeben?")
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Arbo

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #15 am: 27.06.2005 | 22:50 »
@ ThinkingOrc:

Kannst du ggf. ne Quelle dazu angeben? Wäre echt super, da meine Recherchen - als ich solche Daten brauchte - äußerst mager waren; das ist nämlich auch so ein Problem - die "Datenlage" :(

Arbo
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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #16 am: 27.06.2005 | 23:01 »
@ ThinkingOrc:

Kannst du ggf. ne Quelle dazu angeben? Wäre echt super, da meine Recherchen - als ich solche Daten brauchte - äußerst mager waren; das ist nämlich auch so ein Problem - die "Datenlage" :(

Arbo

Was die Preisliste angeht, die gibt es unter anderem hier:
http://www.mittelalter-server.de/Mittelalter-Geld/Das-Mittelalter-Geld-im-Mittelalter_Preise.html

Hier steht auch noch was bezüglich Handel und Löhne:
http://www.melbar.de/Administration/handel.php

Hm, interessant. Ich habe gerade bei Wiki den Hinweis gefunden, das Silber bis zur Plünderung Südamerikas durch die Spanier für wertvoller gehalten wurde als Gold. Weis da jemand was drüber?
« Letzte Änderung: 27.06.2005 | 23:13 von Guardsman »

Offline ThinkingOrc

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #17 am: 28.06.2005 | 00:06 »
Hey Cool, genau das ist die Seite, die ich damals gefunden habe. wusste die adresse nämlich nicht mehr. tja, leider geben die wohl auch nicht an, woher sie ihr dten haben, oder? nur ganz ominös aus "quellen weiß man".
Aber egal als Richtwerte kann man das wahrscheinlich gelten lassen.

Wegen Silber wertvoller als Gold: Das ist hundertprozentig nicht zu pauschalisieren!
Silber kommt sehr viel seltener in gediegener Form in der Natur vor, deswegen ist es vorstellbar, daß es in einem gewissen Zeitraum in bestimmten Gegenden seltener war, als Gold, aber spätestens mit den Römern ist dies nicht mehr der Fall. Auch im Mittelalter (das übrigens einen Zeitraum von 1000 Jahren umfasst) ist Gold das wertvollste Edelmetall.


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Offline Arbo

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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #18 am: 28.06.2005 | 08:30 »
Danke für die Links, Guardsman. Leider sind im ersten Link keine weiterführenden Quellen angegeben. Ich selbst hatte einmal Angaben aus einem alten Kloster im Netz gefunden, die sich sehr ausführlich um Abgaben, landwirtschaftliche Erträge usw. befassten - basierend auf alten Klosternotizen. Allerdings auch hier das Problem - diese Angaben standen nur für ein bestimmtes Gebiet und für einen bestimmten Zeitraum; für das Rollenspiel sollten solche Angaben aber reichen ;) Auf jeden Fall war dort (meine erwähnten Seiten) interessant zu lesen, dass die Abgaben z.B. an die Kirche tlw. sehr (!) unterschiedlich sein konnten (wegen aktiver Ansiedlungspolitik) und dass die Abgaben selbst auch unterschiedliche Formen annehmen konnten.  Unsere heutige Sicht, man zahlt x% vom erwirtschafteten Ertrag, kommt daher nicht unbedingt so hin. Vieles wurde auch über "Gebühren" und "Zölle" gezahlt.

Zu Gold - und Silberwertigkeit. ... Das Problem war tlw. die Zugänglichkeit zu solchen Metallen. Deshalb hat es im antiken Griechenland auch mehr Silbermünzen gegeben; aufgrund der "Goldknappheit" wurden auch sehr kleine Goldmünzen (z.B. die Agrigent-Münze mit ca. 1,32 Gramm) geprägt.

Die Tauschverhältnisse von Gold zu Silber konnten aber durchaus sehr unterschiedich sein; i.d.R. waren sie aber "hoheitlich" festgelegt.

Soweit ich das überblicken kann, scheinen aber Silbermünzen tlw. doch verbreiteter gewesen zu sein; das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Silber auch mehr "wert" als Gold wäre - es gab nur mehr Münzen ;)

Arbo
« Letzte Änderung: 28.06.2005 | 08:36 von Arbo Moosberg »
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Re: frage an mittelalter-kundige
« Antwort #19 am: 23.07.2005 | 19:51 »
Falls es noch jemanden interessiert.
Der Rammelsberg bei Goslar war im Mittelalter eine der wichtigsten Silberquellen Europas.
Das dort abgebaute Erz (wohlbemerkt nur das Erz, ohne Abraum) bestand aus
18% Zink
8% Blei
9% Eisen
1,3% Kupfer
1,3% Mangan

21% Schwefel

0,0075% Silber
0,0001% Gold