Autor Thema: [Offen]Konflikte<>Plot  (Gelesen 5950 mal)

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wjassula

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[Offen]Konflikte<>Plot
« am: 12.09.2005 | 12:10 »
Zitat
ST is definitely not a "my guy" game. As in, "What would my guy do now?" No. ST is a game where the *players* make judgments about the conflicts at hand, and then, as authors, use their characters to address those conflicts the way they, as players, want to. There is no "let's explore my guy's imaginary life." The game is not meant to support that kind of immersive, exploration-for-exploration's-sake play.

*ST= "Stranger Things"

Das hab ich auf der Website mit dem F vorne gefunden, und es erklärt sehr schön, wie in meiner bevorzugten Art von Rollenspiel das Verhältnis von Konflikten der Charaktere und Plot ist. Klassischerweise steuert man ja die "Probleme von meinem Typen" nur so nebenbei bei: "Mein Elf schläft nicht im Wirtshaus, sondern draussen vor der Stadtmauer, weil er so irre naturverbunden ist". Das kann auch zu Geplänkel innerhalb der Gruppe führen, aber am nächsten Tag bricht man trotzdem auf, um die Festung von Grokhmokh, dem Glibberquallendämonen zu erkunden. Der Plot geht vor, und die Konflikte der Charaktere hängen sich daran auf wie an einem Rückgrat.

Ich mags mittlerweile umgekehrt: Der Plot ist ein reiner Vorwand, um endlich mal zu den Problemen der Charaktere zu kommen. "Hey, mein Typ hasst Glibberquallen, weil sein Onkel von einer umgebracht wurde, deiner ist am Meer aufgewachsen und  isst die Dinger zum Frühstück. Lass uns doch mal in das Schloss von einem Typen rennen, der Dämonen aus den Viechern beschwört, damit wir so richtig Stress kriegen."

Konflikte sind das Gerüst, und was die Story angeht, die ist Lehm, den schmeisst man dagegen, irgendwas wird schon hängenbleiben.

Komischerweise bringt das aber viele Leute total auf die Palme. Ich habe neulich einem meiner Spieler aus meiner UA - Gruppe von Breaking the Ice erzählt, und er so:

(starrt in die Luft)"Okkkkkkkeh....und was macht man in dem Spiel, wenn man gerade nicht auf ein Date geht?"

Tja...

Wie gehts euch, was sind euere Erfahrungen, welche Techniken benutzt ihr, um beide Wege umzusetzen ----alles über das Verhältnis von Plot und Charakterkonflikt, bitte.

Ein

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #1 am: 12.09.2005 | 12:54 »
Leider ist deine Definition von Konflikt meines Erachtens falsch. Der Konflikt des "Helden" (Protagonisten) richtet sich immer gegen den Antagonisten, daher ist das Agon immer ein Wettstreit zwischen Protagonist und Antagonist, der das zentrale Element der Handlung ist.

Bei deinen Abenteurern liegt schlicht ein externer Konflikt vor, der Mensch gg. das Übernatürliche.

Bei Breaking the Ice ist es vielleicht eher ein interner Konflikt (der Mensch gegen sich selbst), da Breaking the Ice ja augenscheinlich um die Exploration der eigenen Natur dreht. Genauso gut könnte man da aber auch mit externen Konflikt arbeiten (ihren Widerstand überwinden).

Somit hat beides einen Konflikt. Beides hat eine Handlung, und Handlung und Agon können nicht getrennt voneinander gesehen werden. Von daher, weiß nicht, ich glaub du bist auf dem Holzweg. ;)

Aber ich denke, dass wird bitpicker noch genauer erläutern.

Joe Dizzy

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #2 am: 12.09.2005 | 14:06 »
ein wenig off-topic:

Wjassula, hast du dir eigentlich mal Primetime Adventures angeschaut? Das Spiel ist genau auf diese Art von Rollenspiel ausgerichtet.

wjassula

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #3 am: 12.09.2005 | 15:00 »
Hallo Ein, lass uns doch nicht über die Definition von Konflikt streiten. Ich denke, aus dem Beitrag wird klar, was ich meine.

Hallo Joe, ich kenne PtA, trotzdem danke für den Hinweis.

Offline Haukrinn

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #4 am: 12.09.2005 | 15:14 »
Konflikte sind das Gerüst, und was die Story angeht, die ist Lehm, den schmeisst man dagegen, irgendwas wird schon hängenbleiben.

Ich würde das eher so sagen. Konflikte bilden das Grundgerüst, aber wenn man sie übereinander stapelt, dann kippen sie schnell um  ;)
Deshalb nimmt man Story-Lehm (oder noch besser Story-Leim...), um das Ganze zu stabilisieren. Dabei sollte man aber tunlichst darauf achten, daß der Lehm farblich zum Gerüst passt, denn sonst wird sich manch ein Betrachter angeekelt abwenden...

Komischerweise bringt das aber viele Leute total auf die Palme. Ich habe neulich einem meiner Spieler aus meiner UA - Gruppe von Breaking the Ice erzählt, und er so:

(starrt in die Luft)"Okkkkkkkeh....und was macht man in dem Spiel, wenn man gerade nicht auf ein Date geht?"

Ich denke hier gehts eher darum, daß es langweilig erscheint (und ich persönlich fänd's auch langweilig), immer denselben Lehm zu nehmen. Date-Lehm ist auf Dauer genauso doof und farblos wie DungeonCrawl-Lehm...

Mit Lehm an den Fingern verbleibt
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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #5 am: 12.09.2005 | 16:16 »
@Ein: Ich? Wieso ich? Ich kenne Argon und Agonie (besonders im Verhältnis zu RPG-Theorien), aber was ist überhaupt Agon?

@Wjassula: Meinst du mit deinem Elf-Beispiel, dass du lieber mehr Beschäftigung mit den Eigenheiten des Elfs im Spiel willst als mit dem 'Auftrag', den die SC haben? So wie du bei UA mit deinen Madness Meters, Passions usw. Story Hooks abseits von SL-eingeworfenen Plotelementen hast?

Wenn das so ist, dann heißt die Reaktion deines Spielers auf BtI noch nicht, dass sein Unverständnis oder seine Ablehnung sich auf Plot vs. Konflikt bezieht. Vielleicht mag er auch nur keine Facetten-Rollenspiele (TM), also solche Rollenspiele, die sich auf ein bestimmtes Thema festlegen (wie Scarlet Wake auf Rache usw.). So würde ich seine Antwort deuten, aber ich habe ja auch den Rest des Gespräches nicht mitbekommen.

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wjassula

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #6 am: 12.09.2005 | 16:26 »
"Mein Name ist Lose, und ich möchte hier einkaufen" *seufz*

Offensichtlich habe ich mit dem Aufbaue des Posts ein paar Mitlesende verwirrt. Also: Ich brauche keine Hilfe mit dem Spieler, der BtI nicht verstanden hat. Ich meinte das rein zur Verdeutlichung, und habe offenbar nur Fragezeichen erzeugt. Also vergesst den Niklas, ich weiss, warum der BtI nicht mögen würde, aber das ist ein anderes Thema.

Hier war die Frage:

Zitat
Wie gehts euch, was sind euere Erfahrungen, welche Techniken benutzt ihr, um beide Wege umzusetzen ----alles über das Verhältnis von Plot und Charakterkonflikt, bitte.

Ansonste: Ja, Bitpicker, aber UA ist nur der Anfang. Da sitz ich mit meiner Obession und meinen Temepramenten, und warte auf den Storymoment, der mir erlaubt, die fetzig vorzuführen. Das ist cool, aber ich find's noch schöner, wenn die Konflikte (sorry, Aristoteles, aber deine Dramalehre ist sooooo out :) ) die Story entstehen lassen. Und was ich dann hinterher in einer Zusammenfassung der Spielrunde schreiben würde ist - nein, ich verkneif mir jetzt einen Vergleich, das führt zu nix. Also, der Plot ist nur dazu da, um die Konflikte der Chars mit sich selbts und untereinander ins Rampenlicht zu bringen. Er hat für sich genommen keine Bedeutung, und ist auch vorher nicht geplant.

Offline Haukrinn

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #7 am: 12.09.2005 | 16:34 »
Und was ich dann hinterher in einer Zusammenfassung der Spielrunde schreiben würde ist -

Jazz? -  ;D *duckundwech*

Also, der Plot ist nur dazu da, um die Konflikte der Chars mit sich selbts und untereinander ins Rampenlicht zu bringen. Er hat für sich genommen keine Bedeutung, und ist auch vorher nicht geplant.

Wofür dann überhaupt ein Plot? Ein Plot ist ja was vorgegebenes (das steckt ja schon im Wort drin). Wie soll das also funktionieren? Nenn mal ein, zwei (Achtung, die nächsten beiden Wörter sind im Theoriebereich idR verhasst. Trotzdem bitte nicht überlesen...  ;D) konkrete Beispiele, die in Deinem ersten Post waren da IMHO nicht besonders glücklich gewählt.
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wjassula

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #8 am: 12.09.2005 | 16:46 »
Komm du mir nach Hause, Haukrinn... das "J" - Wort möchte ich in diesem Thread bitte nicht hören...und auch das "N" - Wort nicht.  :D

Ich drücke mich echt so undeutlich aus, oder? Du reitest jetzt nicht mit Absicht auf Begrifflichkeiten rum? Ich halte mich mal an die alte Forumsweisheit, den anderen Mitgliedern zu unterstellen, dass sie sich schon was bei ihren Postings denken, aber ein bisschen fühl ich mich schon wie in einem Proseminar, wo irgend einer garantiert immer sagt "Öi, bevor wir weitermachen müssen wir erstmal definieren, was Gesellschaft eigentlich ist, oder?"  ;)

Plot ist nix vorgeplantes. Ich meine die Fabel, die Story, die Gescbichte, den Handlungsverlauf. Sucht euch doch das Wort aus, mit dem ihr am Besten arbeiten könnt, das passt dann schon.

Beispiele...ähm...öhm...ich muss weg  :). Nee, später, wenn mir welche eingefallen sind. Aber vielleicht habt ihr ja inzwischen welche parat?

Joe Dizzy

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #9 am: 12.09.2005 | 17:08 »
Wie gehts euch, was sind euere Erfahrungen, welche Techniken benutzt ihr, um beide Wege umzusetzen ----alles über das Verhältnis von Plot und Charakterkonflikt, bitte.

Wenn das Regelwerk nicht direkt darauf ausgerichtet ist, genau das umzusetzen bleibt es doch bei unausgesprochenen Absprachen zwischen den Spielern hängen, oder? Ich verstehe nicht ganz was für Techniken es da geben soll. Entweder die Spieler wollen das spielen oder nicht. Als SL kann man ihnen das ja schlecht vorschreiben.

Der einzige Anreiz der mMn Spielern in Richtung Charakterkonflikt gegeben werden kann, ist 2 Spieler in der Gruppe zu haben die total darauf abfahren, damit ihren Spaß haben und die anderen Spieler dadurch mitreissen.
« Letzte Änderung: 12.09.2005 | 17:09 von Joe Dizzy »

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #10 am: 12.09.2005 | 22:47 »
Kommt das vielleicht als Beispiel hin:

In einer Vampire-Kampagne, die im heutigen Berlin spielte, hatte ich nach einigen klassischen Abenteuern einen Punkt erreicht, an dem die SCs alle ihr Scherflein zu tragen hatten (Besessenheit, Manipulation durch andere usw.) - damit war sozusagen der Grundstein für persönliche Konflikte gelegt. Das wollte ich dazu nutzen, die Kampagne von einem plot-bezogenen Stil auf einen charakterbezogenen Stil umzustellen, was ich mit den Spielern auch vorher besprochen habe. Es gab zwar für die Zukunft der Spielwelt einen Plot (die beiden regierenden Prinzen wurden vernichtet (?), es sollte Umwälzungen in der Vampirgesellschaft geben usw.), aber dieser Plot konnte durchaus neben den Aktionen der SC herlaufen und sich entwickeln, ohne dass er sie zwingend betraf. Ziel war, dass sich die Spieler um die persönlichen Probleme ihrer Charaktere kümmerten, wie sie es für richtig hielten, und sich einen Platz in der neu strukturierten Vampirgesellschaft erkämpften. Wie sie das anstellen würden, blieb ihnen überlassen.

Das ist übrigens sowas von gescheitert, dass wir die Kampagne aufgegeben haben. Meine Spieler damals konnten sich einfach nicht daran gewöhnen, dass niemand ihnen einen Auftrag geben wollte und dass sie nichts tun konnten, was meinen Plan störte, weil es keinen Plan gab. Absurderweise haben sie dieses letztere Problem nicht, wenn es einen Plan gibt...

Im Unterschied zu dem, was du wahrscheinlich meinst, waren diese Konflikte allerdings nicht unbedingt auf dem Mist der Spieler gewachsen, jedenfalls nicht ausschließlich.

Robin
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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #11 am: 13.09.2005 | 11:27 »
@Wjassula

Du drückst Dich gar nicht undeutlich aus. Ich meine Deinen Beitrag verstanden zu haben  ;). Allerdings kommt mir Dein Problem, Dich zu diesem Thema verständlich zu machen, bekannt vor.
Zwei von meinen drei PTA-Spielerinnen haben ewig gebraucht, bis sie verstanden haben, was diese Konflikt-Kiste überhaupt soll. Die fanden das irgendwie künstlich, sich ständig Konflikte auszudenken, oder ihnen fielen partout keine ein, etc.
Drei Dinge haben da geholfen: Vormachen, Vormachen, Vormachen und dabei ständig auf der Metaebene die Mechanik auseinanderklamüsern; Fernsehserien wie Buffy und Angel gemeinsam gucken und analysieren; das Ganze nicht Konflikt sondern Dilemma nennen.
Gerde Letzteres hat viel mehr gebracht, als ich je vermutet hätte. Bei Konflikt dachten die Mädels immer irgendwie an einen konkreten Gegenspieler oder Widerstand, meistens auch an eine körperliche Auseinandersetzung. Dilemma hat das Ganze mehr in Richtung innerer, persönlicher und/oder sozialer Probleme verschoben.

Was die Techniken angeht - abgesehen von einem Regelwerk, das eine solche Spielart unterstützt - versuche ich immer auf der Metaebene zu sehen, welche Szenen, Situationen, etc. wirklich Konfliktpotential haben. Der Plot kann ein nettes Hilfsmittel sein, ist aber im Grunde nur Mittel zum Zweck.
Wenn also eine der Spielerinnen bei PTA eine Szene im Hyde-Park vorgibt, dann überlege ich beim Setzen der Szene, was ich anstellen könnte, um den Konflikt voranzutreiben.
Bei BtI war das ähnlich: Ada ins Tangolokal zu schleppen bot einfach so viele Möglichkeiten, sowohl für Adas Trait "gute Seele" und ihre Engelsfeder als auch für Hans' Konflikt, sein Leben hinter sich lassen zu wollen. Die Szene in der Eisskulpturenausstellung war ähnlich angedacht.
Was IMHO auch ziemlich wichtig ist, ist die Charaktererschaffung. Da muss der Konflikt schon vorgegeben sein. Ein passendes Spielsystem hat da klare Regeln für, wie PTA die Issue oder BtI den Konflikt. Grundsätzlich ist ein Kicker ein super Einstieg, weil dann alle wissen, was den Spieler interessiert, und weil man damit auch schon eine Vorgabe für den Plot hat.
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

aga g.

wjassula

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #12 am: 13.09.2005 | 13:07 »
Ja, so war das ungefähr gemeint. "Dilemma" ist tatsächlich besser als Konflikt, finde ich auch. Also, danke für die klärenden Worte.

Bitpicker, Vampire ist ein gutes Beispiel, wie schwierig es ohne die richtigen Techniken wird. Ich glaube, UA hat einiges von der WoD gelernt, wo zwar ständig von Dilemmata und moralischen Konflikten die Rede war, man aber nicht wirklich dahin gelenkt wurde, sowas auch zu spielen. Bei UA stehen jetzt ein paar mögliche Dilemmata immerhin schon mal auf dem Charakterblatt - nur, was man draus macht bleibt imemr noch einem selbst überlassen. Kann man ganz getrost auch ignorieren.
Kann man nebenan im "Inkohärenz" - Thread nachlesen.

Moderne Fernsehserien sind glaub ich auch eine gute Anregung. Ich liebe ja Buffy, und da passieren die ganze Zeit nur Sachen um die Konflikte/Dilemmata der ProtagonistInnen herum.

 

Offline Bitpicker

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #13 am: 13.09.2005 | 13:58 »
Was die WoD angeht, da hat Vermi den Nagel auf den Kopf getroffen: das Regelsystem unterstützt tatsächlich nicht das, was die übrigen Texte in den Regelwerken und besonders den Spielleiterhandbüchern aussagen.

Ich habe Vampire, Werwolf und Changeling mit einigem Erfolg und fernab von Munchkinism gespielt, allerdings keines dieser Spiele mit den Originalregeln. Schon lange vor dem Erscheinen dieser Spiele hatte ich die Nase voll von immer anderen Regelsystemen, die -meiner damaligen Meinung nach- im Grunde alle dasselbe wollten und mehr schlecht als recht taten, nämlich Task Resolution. Deshalb habe ich mein eigenes System aufgestellt, das keine andere Aufgabe hat als Task Resolution, ohne dabei einer realistischen Interpretation der Würfelwürfe im Wege zu stehen, indem es unrealistische Ergebnisse erzielt. Mechanismen für Dilemmas (ein viel besseres Wort als Konflikt, finde ich auch) brauche ich nicht. Ein Dilemma kann in einem Charakter angelegt sein, muss es aber nicht, es kann sich im Spiel ergeben oder ganz weg bleiben. Einen solchen Fokus habe ich halt nicht.

Ich bin also nicht der Ansicht, dass Dilemma-Regeln unbedingt notwendig dafür sind, Dilemmas zu haben. Sie dienen dazu, Dilemmas zu forcieren, was man finden kann, wie man will.

Robin
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Offline Arbo

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #14 am: 13.09.2005 | 16:07 »
Ich weiß nicht, die Konflikte der Chars nehmen bei mir seht jeher einen festen Platz ein. Eine Gruppe möchte etwas tun, was ein gewisser Char aus welchen Gründen auch immer nicht tun möchte. Klar, es kann am Ende passieren, dass der Char dann doch mitmacht. Aber sowohl das Ende als auch der Weg dorthin sind – zumindest bei meinen Spielern – durch den Konflikt gekennzeichnet.

Da gibt es nen Magier, der ggf. den Char mit Magie die Angst zu nehmen bereit ist. Ein anderer lügt dem Char die Hucke voll, bis sich die Balken biegen; in der Situtation selbst gibt es dann offensichtlich kein Zurück mehr. etc

Oder aber die Helden beschließen gänzlich die Sache anderes anzugehen, WEGEN dem einen Char.

Da sind soviel Variationen möglich, dass meist sowohl Plot als auch Konflikt irgendwie bedient werden können. Zumindest war das bei mir immer schon so. Und deshalb würde ich mich gegen die Behauptung wehren wollen, dass dies im „klassischen Rollenspiel“ NICHT üblich ist. Vor allem, weil hier wieder die aus meiner Sicht sehr ungünstige (und daher anzuweifelnde) Behauptung aufgestellt wird, das System hätte was damit zu tun.

Sorry Leute, wenn ich das mal so sage. Aber innere Konflikte – Dilemmasituationen - sind immer schon auch in „klassischen Rollenspielen“ möglich gewesen, auszuspielen. Bei MIDGARD mit „Selbstbeherrschung“ bei DSA mit den „Negativeigentschaften“ usw. Ich selbst habe aber die Regelmechanismen nie sonderlich verwenden müssen, weil die Spieler von sich aus die Konflikte ausgespielt bzw. angesprochen haben!

Und was die WoD anbelangt ... da bin ich der Meinung, dass vieles von dem, was in den Texten steht, eine Farce ist. Und das liegt nicht am Regelwerk, sondern an den Widersprüchen in Text und Layout selbst. Denn dem ernsten Anspruch (Dilemma bzw. Konflikte) widerspricht doch wohl der verwendete Coolnessfaktor (bspw. Comic-Style in Werwolf, „Kundengruppe“ usw.). Ein Konflikt wird in der Spielpraxis nur ausgespielt, wenn es irgendwie in die Story passt. Steht der Konflikt dagegen, wird er zugunsten der Coolness fallen gelassen. Habe ich oft genug erlebt - „Ich geh mal fix ins Crinos ...“.  „Changeling“ war da eine Ausnahme, nur durchgesetzt hat sich das nicht. Wahrscheinlich genau aus dem Grunde – es war einfach zu „erwachsen“.

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flesh

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #15 am: 13.09.2005 | 16:53 »
Ich kenne die MIDGARD-Selbstbeherrschungs-Regel zwar nicht, aber die negativen Eigenschaften bei DSA sind denkbar ungeeignet für Dilemmasituationen. Es gibt ja für den Spieler schließlich keine bedeutenden Entscheidungen mehr, wenn man erst einmal in eine Situation kommt, die diese negativen Eigenschaften provoziert.
Gäbe es z.B. eine begrenzte Resource (Willenskraftpunkte o.Ä.), hätte man noch die Möglichkeit zu sagen, wie wichtig einem dieser Konflikt ist.
So wie es in DSA umgesetzt wurde, sind negative Eigenschaften nur Zahlen, aus denen die Spieler erst einen Konflikt machen müssen.
Das kann natürlich funktionieren, ist aber meiner Meinung nach weder die optimale Lösung, noch Einsteigerfreundlich.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #16 am: 13.09.2005 | 17:02 »
@ flesh
Ob DSA einsteigerfreundlich ist, weiß ich nicht.
Aber der Konflikt ist folgender: Ich will in die Höhle rein, um einen Freund zu befreien, aber ich habe Raumangst und will nicht in die Höhle.
Was überwiegt nun: Freundschaft oder Raumangst?

Oder ein Wolfsrudel greift mich an, und ich könnte mich nur retten, indem ich auf den Baum kletter.
In diesem Fall haben wir Wolfsangst gegenüber Höhenangst.

Und wenn man keine Angst haben muss, dass der SL einem daraus einen Strick dreht, kann man das schön ausspielen.
(Und falls man Angst vor den Konsequenzen des SLs hat, gibt es einen schönen OT Konflikt: Angst vor SL vs. Angst vor platten SCs. ;))

flesh

  • Gast
Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #17 am: 13.09.2005 | 17:53 »
@Eulenspiegel:
Zitat
Aber der Konflikt ist folgender: Ich will in die Höhle rein, um einen Freund zu befreien, aber ich habe Raumangst und will nicht in die Höhle.
Was überwiegt nun: Freundschaft oder Raumangst?
Ich sehe da nach den DSA-Regeln keinen Konflikt für den Spieler. Man würfelt auf Raumangst. Erfolg: du kannst in die Höhle und deinen Freund befreien; Misserfolg: du traust dich nicht. Das kann man zwar ausspielen, aber der Konflikt selber wurde komplett von den Würfeln gelöst.
So weit ich den Thread verstanden habe geht es nicht darum, dass der Charakter seinen Konflikt hat, sondern der Spieler (auch wenn sich das gerne überschneiden darf).

Stell dir mal folgende Situation vor (gleicher Konflikt, andere Regeln):

Dein Freund ist in einer Höhle, es hört sich so an, als wird er braucht er Hilfe, aber genau kannst du das nicht einschätzen, bevor du die Höhle betreten hast (50:50 Chance, dass er doch keine Hilfe braucht). Du hast Raumangst. Dein Freund überlebt es sowieso, aber er wird wohl richtig sauer (oder trägt eine dauerhafte Verletzung davon, etc.), wenn du ihm nicht hilfst.
Es gibt nun drei mögliche Szenarien:

1. Entscheidest du dich, die Höhle zu betreten, und scheiterst an deiner Raumangst, so wird das zukünftige überwinden der Raumangst schwerer, da du dir plötzlich ihrer Übermacht bewusst wirst (Chance auf überwinden halbiert).

2. Entscheidest du dich, die Höhle zu betreten, und überwindest deine Raumangst, so ist dein Freund in geretter, falls er in Gefahr war.

3. Entscheidest du dich, gar nicht erst zu versuchen, die Höhle zu betreten, so findest du es nach dieser Niederlage leichter, Mut zu sammeln, um deiner Raumangst zu wiederstehen (wiederstehen wird doppelt so wahrscheinlich), egal was in der Höhle passiert ist.
« Letzte Änderung: 13.09.2005 | 17:55 von flesh »

Offline Arbo

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #18 am: 13.09.2005 | 18:15 »
Ich sehe es ähnlich wie Eulenspiegel.

Und zusätzlich: Man kann m.E. bei DSA die "Angst"-Werte gewichten, d.h. man kann selbst festlegen, wie wichtig einem diese jeweiligen Konflikte sind. Zweitens hat das sehr wohl etwas mit Konflikten zu tun, die Umsetzung mag ggf. nur anders sein (daher sollte auch die Möglichkeit der Erfahrungspunkte nicht außer Acht gelassen werden - ein Char kann trotz "Misslingen" eines Konfliktes - z.B. Raumangst - Erfahrung sammeln, womit er dann später solche Werte steigern kann - was in etwa dem "Mut sammeln für spätere Aktionen" gleich kommt).

Also tut bitte nicht so, als ob "ältere" Systeme diese Konflikte nicht beachten würden - nur, weil es "ältere" Systeme sind.

Arbo
« Letzte Änderung: 13.09.2005 | 18:16 von Arbo Moosberg »
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Offline Transmission King

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #19 am: 13.09.2005 | 18:58 »
hmm ich glaube Wjassula hat da andere Konflikte gemeint als "Raumangst/Höhenangst " etc.
Ich denke es geht mehr um ( wie nenne ich es jetzt ) Lebensabschnittskonflikte ( ja das geht ) . Also sowas z.b. :

Charakter 1 - frustriert von den Frauen weil er nie eine abbekommen hat , kompensiert das ganze durch viel Arbeit und viel Erfolg und am Wochenende nimmt er sich eine Nutte mit der er machen kann was er will.

Charakter 2 - junge gut aussehende Frau , gebildet , weiß was sie will , hat sich nach oben gearbeitet.

Nehmen wir an die beiden arbeiten für die Polizei und sie ist seine Vorgesetzte. Da haben wir einen schönen Konflikt , der ganz von alleine eine Geschichte lostreten wird . Der Plot wird dabei wahrscheinlich Mittel zum Zweck , oder ein nettes Nebensetting.

Ich kann mir das schon ganz spannend vorstellen. Allerdings nicht für immer. Ich schätze mir wäre es am liebsten, wenn man es mal so und mal so spielt. So dass man nicht diese Plot vs Konflikte Situation hat , sondern von vornerein klar ist um was es gerade bei diesem Setting geht .
Insbesondere dann wenn das RL gerade sehr konfliktreich ist würde ich es z.B. bevorzugen etwas zu spielen bei dem der Plot im Vodergrund steht und viel geschossen wird  >;D

Da fällt mir gerade ein : bei Buffy läuft das im Prinzip auch genau so . Die Plotfolgen sind die sogenannten Füllfolgen , in denen es nicht weiter um die Charalkterentwicklung und deren Konflikte geht , sondern wo einfach mal ein Monster bekämpft wird.

greetz TMK
« Letzte Änderung: 13.09.2005 | 19:13 von Transmission King »
Bei Rechnungen, die sich auf die Zukunft beziehen, sind die meisten Daten wegen mangelnder Information über die Zukunft nicht eindeutig bestimmbar.

wjassula

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #20 am: 13.09.2005 | 19:19 »
Hallo -

nein, ich meine nicht "Etwas schaffen oder nicht". Ich meine, wie Caynreth richtig vorgeschlagen hat, ein Dilemma: Ehre oder Leben retten? Freundschaft oder Pflicht? Mich zu meiner sexuellen Orientierung bekennen oder unbehelligt, aber unglücklich leben?

Das muss übrigens nicht immer total schwermütig und anstrengend sein, und Spieler und Charakter können auch ganz sauber getrennt sein.

"Blas ich dem Wichser den Kopf weg, weil's halt Spass macht, oder halt ich mich an den Befehl meines Auftraggebers?"

"Sollen die La - La Bärchen den finstren Gromf mit ihren Liebesstrahlen aufheitern, oder ihn ins Regenbogengefängnis stecken?"

Wie ihr da jetzt auf DSA kommt, weiss ich nicht...mir ist kein Mechanismus in DSA bekannt, der so etwas regelt. Da soll das immer "ausgespielt" werden.

« Letzte Änderung: 13.09.2005 | 19:23 von Wjassula »

Offline Bitpicker

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #21 am: 13.09.2005 | 20:29 »
Aber du möchtest doch nicht wirklich vorschlagen, dass ein Würfelwurf oder so etwas das Dilemma für dich löst, oder?

Robin
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Joe Dizzy

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #22 am: 13.09.2005 | 21:41 »
Aber du möchtest doch nicht wirklich vorschlagen, dass ein Würfelwurf oder so etwas das Dilemma für dich löst, oder?

(Wurde zwar nicht angesprochen, aber...)

Warum?

Bzw. was meinst du mit 'löst'? Ob ein Würfelwurf ein Dilemma 'erledigt' und damit wieder aus dem Spiel nimmt (wie ein Stolperstein, der aus dem Weg geräumt wurde) oder ein Würfelwurf, der entscheidet in welche Richtung das Dilemma sich entwickelt?
« Letzte Änderung: 13.09.2005 | 21:44 von Joe Dizzy »

Offline Haukrinn

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #23 am: 13.09.2005 | 22:00 »
Aber du möchtest doch nicht wirklich vorschlagen, dass ein Würfelwurf oder so etwas das Dilemma für dich löst, oder?

Mit Verlaub, das ist so, als ob Du bei Task Resolution (also klassische Bestimmung des Ausgangs einer einzelnen Handlung) sagst "Ich brauche meine Handlung nicht zu beschreiben, der Wurf gibt uns ja schon das Ergebnis"...
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flesh

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Re: [Offen]Konflikte<>Plot
« Antwort #24 am: 13.09.2005 | 22:29 »
@Wjassula:
Tut mir leid, wenn ich etwas vom Thema abgekommen bin, aber ich wollte nur zeigen, wie man aus der Situation von Eulenspiegel durch geschickte Regeln doch noch ein ("pseudo"-)Dilemma machen kann. Zumindest sehe ich "Freundschaft" vs. "verbesserte Chance, das nächste pseudo-Dilemma zu vermeiden" als eine Art Dilemma an, da man als Spieler durch Entscheidungen zeigen kann, wie wichtig einem ein Ziel ist.

@Arbo:
Zitat
Also tut bitte nicht so, als ob "ältere" Systeme diese Konflikte nicht beachten würden - nur, weil es "ältere" Systeme sind.
Die Konflikte werden ja beachtet (es handelt sich ja auch um einen klassischen Konflikt in Fantasy-Geschichten), nur muss man den Konflikt ausspielen und kann ihn nicht irgendwie mitentscheiden. Was die von Wjassula angesprochenen Dilemmata angeht, hast du recht, dafür braucht man nicht extra ein System. Aber mit einem System lässt sich doch vieles eben besser lösen, sonst würden wir ja schließlich alle Freeform-Rollenspiel betreiben.