Autor Thema: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?  (Gelesen 4067 mal)

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Offline Fredi der Elch

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Hallo zusammen!

Für mein neues kleines Projekt denke ich über Angst nach. Bin ja ein alter Psychologe und wollte deswegen Spiele über psychologische Phänomene schreiben (Psycho bleib bei deiner Reliabilität... Geht nichts über Psychometrikerwitze! ;) ).

Und deswegen interessiert mich eure Sicht von Angst. Was kann Angst machen? Vielleicht (eigentlich gerade besonders) auch irrationale Dinge? Und umgekehrt, wie kann man Angst bekämpfen bzw. reduzieren (auch hier mit Vorliebe ineffektive oder pathologische Methoden)?

Versucht bitte in etwas gröberen Kategorien zu bleiben. Also nicht "Schlangen und Spinnen und Höhen und..." sondern schon etwas gröber. Für das Spiel sollten in etwa 5-10 Kategorien rauskommen, mehr wird unpraktikabel.

Vielleicht fällt ja jemandem etwas dazu ein. Würde mich freuen. :)
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Offline Antsan

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #1 am: 11.09.2006 | 20:28 »
Monotonie und Unendlichkeit machen mir Angst. Eben die Aussicht darauf, dass sich nie etwas ändern wird. 1984-like. Oder meinetwegen wie der Film "Kafka" (seine Geschichten kenn ich leider, bis auf den Käfer, nicht). Eben dieses Wissen, dass es nichts bringt, was man tut.
Der Ernst des Lebens ist auch nur eine kindische Wahnvorstellung.
џ

Offline Jens

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #2 am: 11.09.2006 | 20:39 »
Man könnte auch cthuloid sagen ;) Naja zumindest versucht das Spiel das irgendwie so rüberzubringen.

Aber mal so ne Randfrage: was war der Unterschied zwischen Furcht und Angst nochmal?

Saerd

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #3 am: 11.09.2006 | 22:14 »
Ich zitier mal aus Wikipedia:

"Im Gegensatz zur diffusen Angst ist die Furcht auf etwas Bestimmtes gerichtet und - im Gegensatz zur Angst bei phobischen Störungen - rational begründbar und angebracht."

Offline Stefan G.

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #4 am: 11.09.2006 | 23:33 »
Nachdem ich mal kurz nachgedacht habe bin ich für mich selbst zu dem Schluß gekommen, dass durch Macht/Kontrolle Angst reduziert wird. Und im gegenzug durch Machtlosigkeit Angst vertärkt wird.

Ich selbst habe zum Beispiel eine leichte Phobie vor manchen Insekten. Meißten sind mir diese jedoch nur Unangenehm und ich versuche sie zu meiden.(Ich habe die Macht, mich der Quelle meiner Angst zu entziehen)

Wenn ich jedoch in einem kleineren Raum bin, und mich darin nicht frei bewegen kann dann ist die Angst bei mir wesentlich stärker.( Die oben erwähnte Macht ist mir in dieser Situation genommen, ich kann nicht ohne weiteres Raum zwischen mich und die Quelle meiner Angst bringen)


Hoffe meine 2 cent helfen dir etwas
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Offline Funktionalist

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #5 am: 12.09.2006 | 00:03 »
Hoffnung ermöglicht erst Angst.

Verlust kann Angst erzeugen, aber nur angedrohter Verlust.

Drohendes Unheil (also die Möglichleit, dass sich die ungünstige Alternative bewahrheitet)
...

EDIT: Wortdreher.
« Letzte Änderung: 12.09.2006 | 00:07 von Demanufaktur »

Offline Psycho-Dad

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #6 am: 12.09.2006 | 00:07 »
Jup, Kontrollverlust löst bei mir auch konsequent Angst aus. Sein´s nun die Vorderreifen auf der vereisten Fahrbahn oder der Stahlträger, der sich langsam, aber sicher, aus dem Sicherrungsseil windet und den ich nicht Festhalten kann. Die Reaktion ist immer die Gleiche: Panik, vor Schreck erstarren und anschließendes Überreagieren/Resignieren (zu stark einlenken und Vollgas/-Bremse, zurückspringen und den Stahlträger runterkrachen lassen ect...)

Ebenfalls ein Angstfaktor:
Unwissenheit bzw. Fehlinformationen. Ein unbekannter Anrufer, der sich weigert, sich ihrgendwie zu äußern... Horror!

Offline Merlin Emrys

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #7 am: 12.09.2006 | 04:30 »
Was kann Angst machen? 
Alles, was mir dazu spontan eingefallen ist, laesst sich letztlich unter dem bereits genannten Punkt "Kontrollverlust" subsummieren. Ich habe erwogen, ob "Unbekanntes" als eigener Punkte danebenzustellen waere, aber was vor dem Unbekannten Angst macht, ist (soweit ich sehe) die Tatsache, dass ich nicht weiss, ob ich ueber das Unbekannte Kontrolle habe, um durch diese Kontrolle moegliches "Arges" zu vermeiden. "Arges" steht dabei fuer alles, was mir in irgendeiner Form unangenehm ist; es ist also ein umfassenderer Begriff als "Schaden".

Was reduziert Angst?
Logisch: Alles, was (mir) Kontrolle ermoeglicht.
Im Fall des Unbekannten: Es kennenlernen, meine eigenen Moeglichkeiten ausloten und Strategien zur Kontrolle des Neuen lernen.
Im Fall des Bekannten: Eine Moeglichkeit finden, Kontrolle auszuueben, oder das Ausmass des moeglichen "Argen", das aus der Situation erwachsen kann, abschaetzen und kleindefinieren.

Am Beispiel:
Die Wespe macht mir Angst, weil ich nicht weiss, ob, wann und wo sie mich vielleicht sticht. Ich kann versuchen, die Situation zu kontrollieren, indem ich die "Stechfaehigkeit" der Wespe aus meiner Umgebung entferne, entweder indem ich sie mitsamt dem Rest der lebenden Wespe auf die andere Seite eines Schutzes (Waende, Fenster) verbanne oder indem ich der Wespe die Handlungsfreiheit nehme, mich zu stechen, sprich: sie toete. (Stachelamputation wuerde reichen, ist aber schwieriger.)
Angenommen, ich kann beides nicht, kann ich die Situation "rationalisieren". Ich habe (Gott sei Dank!) keine Allergie gegen Insektenstiche; ein Wespenstich ist also unangenehm, aber nur toedlich, wenn sie bestimmte Bereiche trifft, z.B. meine Kehle von innen. Wenn ich den Mund normalerweise geschlossen halte und darauf achte, dass ich sie nicht mitesse (Dinge, ueber die ich Kontrolle habe!), kann die Wespe mein Leben nicht in Gefahr bringen. Somit bleibt die Angst davon, dass es eine Weile schmerzt und juckt, aber mehr auch nicht. - Diese Angst laesst sich weiter dadurch verkleinern, dass ich mir bewusst bin (resp. neu werde), dass das Verhalten der Wespe ein Stueck weit "manipulierbar" ist. Wespen stechen bei Bedrohung (und das wiederum habe ich weitgehend unter meiner Kontrolle) oder auf Signale hin, die sie als Bedrohung deuten, z.B. Schweissgeruch (das habe ich eventuell nicht unter Kontrolle).
Es bleibt also ein Rest Unsicherheit, der dazu fuehrt, dass die Wespe mir Angst macht und die Option, sie zu toeten, attraktiv erscheinen laesst...

Aengste, die sich auf Ereignisse beziehen, die vollstaendig ausserhalb meiner Kontrolle liegen, lassen sich auf diese Art demzufolge nur unzureichend bewaeltigen. Dinge, in denen Statistik eine Rolle spielt (z.B. die Krebsgefahr bei radioaktiver Strahlung), sind gar nicht "direkt beherrschbar"; die Rationalisierung muss sich demzufolge auf den Umgang mit dem resultierenden "Argen" (in diesem Fall der Krankheit) beziehen. 
Faktisch ebenso problematisch sind Dinge, ueber die ich gerade genug weiss, um Angst zu bekommen, aber nicht genug, um diese Angst zu beherrschen. Ich denke, Telefonterror gehoert in diese Kategorie. Ich weiss, dass Menschen gegenueber Menschen zu mehr oder weniger allem faehig sind, und ich weiss nicht, was der mich Terrorisierende vorhat - und demzufolge nicht, auf welche Folgen ich mich einzustellen habe bzw., was ich vorbereitend tun kann, um das "Arge", was mir droht, abzuwenden oder geringzuhalten. Irgendwo hier wuerde ich auch die Grundlage fuer Paranoia ansiedeln: Wo kein gesichertes Wissen vorliegt, koennen Vermutungen die Rolle von Fakten uebernehmen.

Heraushebenswert ist vielleicht noch der Punkt, dass es bei Angst mehr um meine Einschaetzung der Lage geht als um die Lage selbst. In der Regel ist meine Einschaetzung in dieser Hinsicht "pessimistisch", d.h. ich versuche alles potentielle "Arge" in meine Bewertung mit einzubeziehen, allerdings gewichtet nach der vermuteten Wahrscheinlichkeit des Eintretens. Und in dieser Anhaeufung von subjektiven Urteilen ("Einschaetzung", "potentiell", "vermutet", "Wahrscheinlichkeit" usw.) liegt immer auch die Gefahr von "Ir-rationalitaet", d.h. einem Auseinanderklaffen von subjektiver Wahrnehmung und tatsaechlicher Lage.

Plansch-Ente

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #8 am: 12.09.2006 | 07:39 »
Nähe zu geliebten Menschen reduziert imho auch Angst. Vielleicht sogar Nähe allgemein. Ausser vielleicht die Nähe zu dem, wovor man Angst hat ;)

Angst macht das Unbekannte. "Ist das da im Gebüsch vor mir nur ein Kaninchen oder doch doch etwas böses, düsteres?"

Zu diesem Gefühl kann ich das Buch "Das Mädchen" von Stephen King empfehlen.

Offline Bitpicker

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #9 am: 12.09.2006 | 07:46 »
Ich würde sagen, dass Angst und Sicherheit an den beiden Polen einer Skala liegen. Je sicherer man sich fühlt (z.B. durch die genannten Punkte 'Kontrolle' oder 'Schutz durch andere'), umso geringer ist die Angst.

Robin
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Offline Jens

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #10 am: 12.09.2006 | 08:40 »
Ich zitier mal aus Wikipedia:

"Im Gegensatz zur diffusen Angst ist die Furcht auf etwas Bestimmtes gerichtet und - im Gegensatz zur Angst bei phobischen Störungen - rational begründbar und angebracht."
Also könnte man sagen ich habe Angst vor der Wikipedia? Die wollte ich nämlich grade nicht haben... da schwelt bei mir immer so ein unterbewusstes "Nee das ist nicht richtig..." mit... völlig irrational. Unbegründbar und unangebracht. Und doch mag ich sie nicht. Kann was mit der von Merlin erwähnten Kontrolle zu tun haben?

Offline Kardinal Richelingo

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #11 am: 12.09.2006 | 09:06 »
Angst ist für mich eine Reaktion des Körpers auf die bewußte oder Unbewußte Wahrnehmung des Geistes etwas nicht kontrollieren, berechnen oder beeinflussen zu können und dabei dann Schmerzen oder Leid zu erwarten.

Angst vor Veränderung ist eine mächtige Angst, damit zusammenhängend zum Beispiel die Angst vor der Zukunft.

Angst vor Schmerz und Tod

Angst vor und durch Schuld

Angst vor Menschen

Angst vor Leben

wären das genug Kategorien ?
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Offline Stahlengel

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #12 am: 12.09.2006 | 12:09 »
Vergiß die 'Angst vor der Angst' nicht, das Panikgefühl das sich einstellt, wenn man das Gefühl hat sich einer unabwendbaren Situation stellen zu müssen.

Offline Boba Fett

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #13 am: 12.09.2006 | 12:30 »
Angst

Ein emotionaler Zustand, der sich bevorstehenden, unvermeidbarer negativen Erlebnissen gegenüber einstellt.
Angst ist eine Erwartungshaltung, dass etwas passieren wird, von dem man nicht möchte, dass es passiert.
Sehr wichtig dabei ist, dass das bevorstehende Ereignis (Erlebnis) einen unbekannten Ausgang hat und dass man selbst keine Kontrolle über den Ausgang besitzt.
Durch den Kontrollverlust erlebt man, das man vom Akteur zum passiven Beteiligten wird - man handelt nicht, sondern "etwas passiert mit einem".

Wichtige Faktoren:
Unbeeinflussbarkeit: Man hat keinen Einfluss auf das, was geschieht. Man hat keinen Einfluss, darauf, das Ereignis zu vermeiden (umgehen). Man kann den Ausgang nicht verändern.

Das Unbekannte: Man weiss nicht, was geschieht. Man kennt nicht die Umstände, so dass man diese nicht manipulieren kann. Man kennt den Ausgang des Ganzen nicht. Man kennt die Beteiligten nicht. Man kennt die Hintergründe nicht, warum etwas passiert. Man weiss nicht, wie etwas geschieht, so dass man den Ablauf nicht beeinflussen kann.
Dadurch, dass es unbekannte Faktoren gibt, kann man das Ganze nicht rational verarbeiten. Dadurch wird das Ganze wieder unbeeinflussbar.

Negative Folgen: Letztendlich befürchtet man die negativen Folgen. Das kann eine persönliche Beeinträchtigung sein, Verluste, die beeinträchtigung derer, die man schätzt, negative Erlebnisse. Negative Reaktionen von unbeteiligte.
Verluste können emotionaler, materieller oder persönlicher Natur sein.

Ich denke das wichtigste bei der Angst ist die Unvermeidbarkeit und die Unbeeinflussbarkeit eines negativen Ereignisses.
Wenn ich weiss, wo ich manipulieren kann, weicht die Angst der Planung. Ich fange an zu "kämpfen".
Angst steht vor dem Kampf - weil ich nicht weiss, wie ich mich verhalten soll.
Sobald ich Hinweise auf eine Lösung habe, weicht die Angst.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Fredi der Elch

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #14 am: 12.09.2006 | 19:58 »
Nachdem ich mal kurz nachgedacht habe bin ich für mich selbst zu dem Schluß gekommen, dass durch Macht/Kontrolle Angst reduziert wird. Und im gegenzug durch Machtlosigkeit Angst vertärkt wird.
Das ist genau der Kernpunkt. Die Frage wäre jetzt, wie in konkreten Fällen so ein Kontrollverlust aussieht bzw. aussehen kann. Also doch wieder etwas konkreter (ich weiß, ich kann micht nicht entscheiden... ;) ). Einige Beispiele für angstauslösende Situationen gab es ja schon im Thread. Gibt es noch mehr Beispiele oder ist das Thema damit schon erschöpft? (Ich sammle einfach mal, damit ich mir dann cool Kategorien zusammenbasteln kann).
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Offline Psycho-Dad

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #15 am: 12.09.2006 | 20:30 »
OK, dann versuch ich mich mal an ein paar Konkreten Punkten...

Angst durch Kontrollverlust durch
  • 1.) Drohenden Verlust einer Sache
Dem Menschen wird etwas genommen. Alleine die Möglichkeit, das er etwas verliert, löst Angst aus.

  • 2.) Mangel an einer Sache
Dem Menschen fehlt etwas, womit er eine Situation Kontrollieren könnte. Er ist sich dessen Bewust und weis, das er könnte, wenn er den X hätte.

  • 3.) Mangel an Möglichkeiten/Zeit
Man ist sich bewust: Ganz egal, was ich anstelle: Ich Pack das nicht Rechtzeitg/Ich habe nicht genügend Zeit.

  • 4.) Mangel an Fähigkeiten
"Ich kann das nicht..." "Ich Schaff das nicht..." ect... Es ist Bewust, das die Situation unmöglich durch einfaches eingreifen in Eigeninitiative zu einem Positivem ergebnis gebracht werden kann.

[/list]

...und da endet die Kreativität...  :-\

....und vieles überschneidet sich auch noch...  :(

Teclador

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #16 am: 12.09.2006 | 20:34 »
Hm was mir da so spontan als Kategorie einfällt:

Verlust der Kontrolle über das eigene Handeln/die Identität


Ich denk mir das wie folgt.

Der durchschnittliche Normalbürger ist sich die meiste Zeit über sicher wer er ist und was er will. Aber eben nicht immer. Jeder kennt das Erlebnis, wenn in einer Angelegenheit starke Emotionen mitschwingen und man sich plötzlich unsicher über seine Ziele ist. Wollte man X nicht eben aufs Maul hauen, weil er mit der Partnerin geschlafen hat? Oder wer weiß nicht wie stark sich das Verhakten von Frischverliebten plötzlich ändern kann?

Um es anders zu formulieren:

Wenn der Mensch auf Normalbetrieb läuft, dann greifen Handeln und Persönlichkeit Hand in Hand. Die eigenen Persönlichkeit bestimmt welches Verhalten gezeigt wird und wie man in verschiedenen Situationen handelt. Diese Handlungen wiederum definieren unsere Persönlichkeit über den Umweg der Eigen- und Fremdwahrnehmung entscheident mit. Das System ist quasi ausbalanciert. Es kommt zwar immer wieder zu kleinen Veränderungen, die aber ausgeglichen werden können. Sollte eine solche Veränderung über einen längeren Zeitraum andauern wird sich das System auf bestimmte Weise verändern und anpassen, Entwicklung der Persönlichkeit eben.

Was aber wenn solche Veränderung schlagartig und mit großer Intensität geschehen? Dann wird das ganze System und das Selstbild durcheinander geworfen und es kommt zu einer Krise.

Dieses Erlebnis dürfte eine starkes Gefühl von Kontrollverlust und somit Angst mit sich bringen.

Beispiel:

Ich liebe Lisa. Wirklich aus ganzem Herzen.
Deshalb tue ich Lisa nur Gutes.
Was aber wenn ich ihr jetzt weh tue?
Nicht weil ich meine Einstellung zu ihr geändert habe und sie weniger liebe, sondern einfach so.
Ich liebe sie und tue ihr gleichzeitig weh.


Woher kann sowas kommen?

Spontan würden mir Geistesstörungen, Drogen- und Medikamenteinfluss oder allein schon ein cholerisches Gemüt als Gründ einfallen.

Auch einige der klassischen "inneren Konflikte" aus der WoD passen hier rein. Der Blutdurst des Vampirs oder die Aggression eines Werwolfs beispielsweise.

Just my 2 cent

Ich selbst habe zum Beispiel eine leichte Phobie vor manchen Insekten.

Und das war die Untertreibung der Woche! Duffdä! ;D
« Letzte Änderung: 12.09.2006 | 20:37 von Teclador »

Offline Fredi der Elch

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #17 am: 12.09.2006 | 20:44 »
Verlust der Kontrolle über das eigene Handeln/die Identität
Das ist eine echt cool Kategorie. :D So in der Richtung hatte ich auch schon was überlegt. Muss mal nachdenken, wie man das genau einbauen kann... *grübel*
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Zitat von: 1of3
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Offline Vanis

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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #18 am: 13.09.2006 | 11:46 »
Angst durch Kontrollverlust entsteht für mich auch, wenn man nicht mehr weiß, was man eigentlich kontrollieren will. Wenn man nicht mehr weiß, welche Ziele man im Leben verfolgt, verliert man logischerweise auch die Kontrolle über sein eigenes Leben.

Man könnte das auch als "Zukunftsangst" beschreiben. Man weiß nicht, wohin es gehen soll, verliert jegliche Motivation noch etwas zu ändern (da man eben nicht weiß, wohin es gehen soll).

Eine Hilfestellung sind hier Menschen, die einem nahe stehen und von einem objektiveren Blickwinkel die Situation analysieren und - mal einfach ausgedrückt - einem sagen, wo`s lang geht.

Man braucht Kontrolle im Leben. Ohne die kann man seine Freiheit auch nicht ausleben. Verliert man die Kontrolle, verliert man auch seine Freiheit.
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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #19 am: 2.10.2006 | 13:48 »
In der Auflistung fehlt vielleicht noch die 'Angst vor Schaden' bishin zur 'Angst vor dem Tod'. Sicherlich ist grade letztere doch ziemlich ausgeprägt - was tut ein Mensch nicht alles, um den Tod von sich abzuwenden? Tötet er selbst? Verrät er jemanden?

Außerdem natürlich Angst vor Blamage und Gesichtsverlust. Fällt zwar mit unter die 'Angst vor Mangel' - Kategorie, aber ich finde diese Art von Angst ziemlich wichtig, da sie häufig als Triebfeder für alle möglichen Verhaltensweisen dient.

Isolation verstärkt Angst, denn Menschen fühlen sich in der Herde im Allgemeinen sicherer.

Was reduziert Angst?
- die Anwesenheit anderer, verbündeter Menschen.
- eine Atempause, in der man über die Situation nachdenken kann (wie Ta´al schon berichtet - er kann seine Wespenphobie besser kontrollieren, wenn er sich bewußt macht, daß das Vieh ihm eigentlich nicht viel tun kann).
- Humor.

So, das sind jetzt nur Schnipsel, ich weiß, aber vielleicht hilft´s ja.  ;)
« Letzte Änderung: 2.10.2006 | 13:52 von Leonie »
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Angst - Was macht Angst? - Was reduziert Angst?
« Antwort #20 am: 9.10.2006 | 17:57 »
Simpel ausgedrückt: Alles was man nicht beeinflussen kann, weil man ihm dann ausgeliefert ist. Das wurde sinngemäß schon gesagt? Blöd jetzt... aber genau das ist der Punkt. Habe ich Kontrolle, brauche ich mich nicht zu fürchten. Habe ich keine Kontrolle, habe ich auch Angst, denn es ist gleichgültig was ich mache. Das bedeutet im Endeffekt, dass ich wehrlos bin. Das ist IMHO z.B. auch für die Urangst vor Dunkelheit verantwortlich: Ich sehe nichts, ich bin machtlos, das macht mir Angst.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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