Autor Thema: DSA - Es war einmal...  (Gelesen 23612 mal)

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Offline Falcon

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DSA - Es war einmal...
« am: 22.11.2006 | 22:48 »
Na gut, da sich für das Thema niemand berufen fühlt und damit die Threads nicht mehr zugemüllt werden müssen:

Was hat eurer Meinung nach (ja, ihr dürft eure Meinung bezugslos rausrotzen) früher DSA (Regeln und Welt, Spielgefühl usw.) ausgemacht (ich sag mal 1. bis 2.)?
Wofür stand es?
Wofür dachtet ihr das es steht und konnte die Erwartungen nicht erfüllen?
Was ist bis heute verloren gegangen? Was hat sich verschlechtert?

Kann man die alten Zeiten wieder aufleben lassen (wie siehts mit der Community/Mitspielern aus?) oder nimmt man lieber eines der vielen anderen besseren(?) Systeme/Welten?
Nur was macht der Rest, wie ich, die DSA hassen gelernt haben, sich aber immer noch damit beschäftigen, weil sie immer noch diese etwas wiederfinden wollen?

Fragen über Fragen. Ich erwarte nicht, das wir hier zu Ergebnissen kommen aber bin gerade in Stimmung für einen Nostalgie Thread.
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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #1 am: 22.11.2006 | 23:03 »
Eine liebevoll beschriebene Welt, die danach aufrief erforscht zu werden. Eine Welt, die noch nicht vollständig erschlossen war. Eine Welt, in der noch nicht jeder möglicher Pfad durchgetreten war. Eine Welt, die den Wald&Wiesen-Romantiker, der in jedem Deutschen schlummert, ansprach.

Ein System (2.), das seine Macken hatte, aber trotzdem liebenswert war. Ein System, das stimmungsvollere Klassen zu bieten hatte als AD&D. Ein System, das vielseitige Charaktere ermöglichte, ohne mit Optionen zu erschlagen.

Insgesamt ein Spiel, das noch nicht in die Mühlen der schnöden Vermarktungsmaschinerie geraten war.

Offline Jens

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #2 am: 22.11.2006 | 23:25 »
DSA1? ganz klar: der Gothic-Faktor. Der ist nu leider wech.
Es war einfach und schnell und konsistent.

Die Welt Aventurien war früher auch so unberührt-märchenhaft, nun ists leider eine generische Fantasywelt von vielen mit ausgedehnt langem Metaplot.

Offline Psycho-Dad

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #3 am: 23.11.2006 | 00:25 »
hmm... hab ich nicht hier ihrgendwo noch ein altes DSA-1 Basisspiel als Ausdruck rumliegen (Die Helden des Schwarzen Auges, ~20 Seiten IIRC)...

...

...

 ;D

...Ich hab da gerade mal ne Idee...  ;D


Ich seh gerade, 8t88 war schneller... :P
« Letzte Änderung: 23.11.2006 | 00:27 von Psycho-Dad »

Offline Elwin

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #4 am: 23.11.2006 | 00:58 »
Das alte DSA hatte den Geruch des Neuen. Wir haben begeistert Abenteuer gespielt, die ich heute nicht mehr mit dem Hintern angucken würde, weil sie so schlecht sind. Und wir haben diese Welt nach und nach entdeckt.

Das gleiche Gefühl habe ich heute bei anderen Systemen, die ich erst neu entdecke. Leider ist dieses Gefühl von der flüchtigen Art. Je länger man das Spiel spielt, desto mehr verfliegt das Gefühl und an seine Stelle tritt das Gefühl, sich in einer bekannten Welt zu bewegen - positiv wie negativ: entweder man fühlt sich gelangweilt oder man erfreut sich an der Detailfülle, mit der die Kulisse ausgestattet werden kann.
Von den Regeln her waren wir wie Hunde: Wie haben gefressen, was wir in den Mund bekamen. Ob das Regelsystem nun gut war oder schlecht, wir waren in einem Alter, wo uns das nicht gestört hat. Erst das späte DSA3 hat mich so sehr gestört, dass ich mich für Änderungen eingesetzt habe.

Der ominöse "Metaplot" hat mich nie gestört. Ich bin in einem Landstrich aufgewachsen, wo man den 'Aventurischen Boten' nur durch Erwähnung in den DSA-Büchern kannte. Es gab keinen Fachhandel (nur ein Spielwarengeschäft) und auch noch kein Internet. Wir haben von den Entwicklungen nichts mitbekommen und haben sie nur dann in unser Spiel eingebunden, wenn wir die dazugehörigen Abenteuer gekauft haben (etwa "Der Löwe und der Rabe"). In welchem aventurischen Jahr das war - egal. Und ob das alles auch streng nach offiziellen Richtlinien umgesetzt wurde - Schwamm drüber. Das war uns egal - und deswegen bin ich auch wenig verständnisvoll, wenn Kritiker des "Metaplots" behaupten, man könne nicht um ihn herum kommen. Man kann nämlich sehr wohl.

Ich glaube nicht, dass man die alten Zeiten wieder aufleben lassen kann, denn der Blick zurück ist in der Regel von Nostalgie umnebelt. Es sieht alles friedlicher, schöner, besser aus, als es nüchtern betrachtet wirklich war. Diese Eindrücke kann man sich nicht zurückkaufen, das ist der Fluch der Lebenserfahrung.

Gruß
Chris
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Rollenspiel wird am besten genossen ohne Stock im Hintern.

Plansch-Ente

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #5 am: 23.11.2006 | 08:50 »
Der ominöse "Metaplot" hat mich nie gestört. Ich bin in einem Landstrich aufgewachsen, wo man den 'Aventurischen Boten' nur durch Erwähnung in den DSA-Büchern kannte. Es gab keinen Fachhandel (nur ein Spielwarengeschäft) und auch noch kein Internet. Wir haben von den Entwicklungen nichts mitbekommen und haben sie nur dann in unser Spiel eingebunden, wenn wir die dazugehörigen Abenteuer gekauft haben (etwa "Der Löwe und der Rabe"). In welchem aventurischen Jahr das war - egal. Und ob das alles auch streng nach offiziellen Richtlinien umgesetzt wurde - Schwamm drüber. Das war uns egal - und deswegen bin ich auch wenig verständnisvoll, wenn Kritiker des "Metaplots" behaupten, man könne nicht um ihn herum kommen. Man kann nämlich sehr wohl.

Zustimmung! :d

Ich kann zwar nicht wirklich mitreden, da ich erst mit der 3. Edition von DSA angefangen habe. Für mich war DSA einfach ein Mittel um das zu erleben, was im Grunde unmöglich war. Aventurien war eine fantastische Welt...detailreich, geheimnisvoll...einfach genau das, was wir in unserem Schulalltag gesucht haben. Wir wollten Abenteuer erleben, wollten das Leben im Dorf durch ein Leben als Abenteurer tauschen. Wollten mit gezücktem Schwert und erhobenem Zauberstab durch gefährliche Höhlen und finstere Wälder ziehen. DSA und Aventurien war für uns ein Mittel um einfach mal abzuschalten und all das selbst zu erleben, was man so an seinen Mittelalter und Fantasybüchern liebte. Es gab hier mal irgendwo einen Thread in dem jemand seine Rollenspielvergangenheit aufgrund seines RPG Jubiläums erklärt hat. Finde den Thread gerade nicht. Da habe ich auch so einiges aus meinen Anfängen geschrieben. Meine Theorie ist ja auch weiterhin, dass man früher mit viel weniger Einfluss DSA gespielt hat. Es war einem im Grunde total Schnuppe ob die Bekannten das Spiel anders gespielt haben. Es war einem egal, wenn die Mitspieler extrem viel Powergaming betrieben haben...es war vollkommen normal. Hat man selber auch gemacht. Man hat die Abenteuer bestanden und wollte dadurch eine Belohnung in Form von höheren Werten und mehr Fähigkeiten. Fertig...wurde gar nicht weiter drüber diskutiert. Uns ist damals nicht einmal in den Sinn gekommen zu fragen "Wieso hast du jetzt diese Fähigkeit gesteigert? Du hast sie doch noch nie benutzt.". Man hatte die Talentpunkte...und die hat man verteilt...fertig...ich glaube, dass diese "unbeschwertheit" einen großen Anteil am damaligen DSA hatte. Das hat DSA für mich sogar ausgemacht. Leichtes, schönes, spannendes Rollenspiel :d

So...und jetzt habe ich den Entschluss getroffen das ich, sollte ich in absehbarer Zeit wieder mit dem Rollenspiel anfangen, wird das System DSA sein :D :d

Preacher

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #6 am: 23.11.2006 | 08:59 »
@Noir:
All das kam aber fast sicher nicht davon, daß Du DSA gespielt hast sondern dadurch, daß Rollenspiel neu und aufregend war. UND Du verklärst gerade die Vergangenheit, genau wie Chris es sagt:

Das alte DSA hatte den Geruch des Neuen. Wir haben begeistert Abenteuer gespielt, die ich heute nicht mehr mit dem Hintern angucken würde, weil sie so schlecht sind.
[...]
der Blick zurück ist in der Regel von Nostalgie umnebelt. Es sieht alles friedlicher, schöner, besser aus, als es nüchtern betrachtet wirklich war. Diese Eindrücke kann man sich nicht zurückkaufen, das ist der Fluch der Lebenserfahrung.

Diese Aussagen sind leider Gottes wahr. Ich meine, ich wünsche dir wirklich, daß Du mit DSA wieder genauso viel Spaß haben wirst wie damals, aber sei nicht allzu enttäuscht, wenn es in die Hose geht.

Plansch-Ente

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #7 am: 23.11.2006 | 09:05 »
Natürlich wirkt "damals" besser als es wirklich war...das meine ich auch nicht. Und ja, ich stimme dir zu, wenn du sagst: "Das kommt daher das du mit Rollenspiel neu angefangen hast". ABER: Es war eben DSA und das, was ich beschrieben habe, hat für mich immer DSA ausgemacht. Ob es letztlich am System oder an der Atmosphäre lag ist nebensächlich...DAS war unser DSA...

Ich bin mir sogar sehr sicher das das Spiel dann nicht mehr so wie früher ist. Ganz klar. Aber trotzdem einfach mal wieder das schöne alte System zocken *gg*...wird bestimmt lustig.

Mir fällt übrigens noch was ein, was mich schon früher als DSA Freak gestört hat...mir gefallen die Zauber nicht ;) Ein einfaches "Feuerball" hätte es auch getan ;)

Offline Skar

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #8 am: 23.11.2006 | 09:12 »
Man war MEISTER oder HELD. Das war was neues. Coole Würfel, die nicht jeder kannte. Eine Maske für den Meister und unterschwellige Sexthemen. Genau das richtige für einen 12jährigen wie mich damals.
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Offline Haukrinn

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #9 am: 23.11.2006 | 09:36 »
[...] und unterschwellige Sexthemen.

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Offline Skar

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #10 am: 23.11.2006 | 10:25 »
Nedime, die Tochter des Kalifen! *SCNR*
Genau. Und die später zensierte erste Basisbox. (Nicht dass ich auf Sex mit Goblins stehen würde.) ;)
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Offline 8t88

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #11 am: 23.11.2006 | 11:04 »
Ich seh gerade, 8t88 war schneller... :P

Wuss ???

Ich hab erst mit DSA3 angefangen... ich leite auf dem Treffen (wieder) DSA1 as its best...
Zwra mit 15fachen Exp aber Lowfantasy as it should be.
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Offline Falcon

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #12 am: 23.11.2006 | 11:09 »
die meissten sprechen als Pro ja das Neue an, daß von DSA ausging. Bei mir ist es nicht nur das Neue, das jetzt weg ist. Ich würde es auch jetzt noch gerne spielen.

Als ich mit DSA angefangen haben war es für mich das ultimative Fantasysetting (kannte nicht mal HdR) und hatte entsprechende Erwartungen. Ich wollte viel Fantasy und eigenständige Fantasy (der Reiz der unerforschten Welt kam natürlich auch dazu) und diese Wald&Wiesen Romantik habe ich auch sonst in keinem anderen Setting gefunden.
Das ging am Anfang auch gut, weil man selbst viel entscheiden musste. Es reichte z.b. völlig aus das Mittelreich und die umgebenen Länder mit Namen zu kennen, der Rest war nur "der unbekannte Süden" und "der unbekannte Norden", also genau das richtige für Abenteuer. Das ließe sich auch heute so darstellen. Mit wachsendem Aventurien wissen hab ich dann erkannt, daß es meine Erwartungen in den wenigsten Dingen stillt.
Irgendwann schlich sich der fantastische Realismus ein und ich kam mir vor wie in einer Mittelaltersimulation, und das haftet bis heute wie die an. Man tauschte sein Leben in der Großstadt(in meinem Fall) gegen ein Leben in einem imaginären Dorf, in dem man genau das machen konnte was auch in RL möglich war. Das bisschen Zauberei war da nur ein Alibi. Die eigenständige Fantasy verflüchtigte sich, irgendwie war doch alles darin stümperhaft geklaut und eben NICHT liebevoll designt. Stellvertretend für fast alles in Aventurien haben mich z.b. die Thorwaler zunächst gar nicht so gestört aber irgendwann nervte es das sie nicht nur Wikingerähnlich, sondern GENAUso sein sollten, viele Eigennamen sind ja einfach umformuliert. Das stellte ich mir nicht unter was "Neuem" vor.
Ich hab das Alles lange Zeit hingenommen, länger als ich es naivblind gemocht habe, nur wurd es im Laufe der Jahre immer belastender. Ich habs auch hingenommen aus Mangel an Alternativen, dem Unwillen meiner Runde, und weil an Aventurien irgendwas ist. Ist weiss nur nicht was. Im Grunde hab ich immer noch nicht meinen Frieden mit DSA gemacht und habs auh nur so lange ausgehalten, weil ich was finden wollte, was mir gefällt. Sozusagen auf dauerhafter Suche. Seltsame Motivation um ein System zu spielen.
Ich kann mir vorstellen DSA nochmal zu spielen, wenn ich mich auf dieses etwas konzentriere und man  zusätzlich wieder zum klassischen Heldenfantasy zurückkehren würde.
Dazu brauch ich keine Einsichtigen Fanboy-Clubs oder Redakteure, sondern nur ne Gruppe, die das genau so sieht. Nur leider spielt meine das zum großen Teil wegen der vielen Details, die ich so verabscheue.
« Letzte Änderung: 23.11.2006 | 11:17 von Falcon »
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Offline Rasumichin

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #13 am: 23.11.2006 | 13:02 »
Ich glaube, man sollte gerade dieses Zusammengeklaute bei DSA nicht unterschätzen.
Gerade das breite Angebot an verschiedenen Schauplätzen, zu denen trotzdem jeder sofort einen Bezug aufbauen konnte, hat bei meinen Mitspielern und mir einen großen Reiz ausgeübt.
Innovativ mag was anderes sein, aber vieleicht fühlt man sich gerade wegen der Vertrautheit in Aventurien schneller heimisch als in anderen Hintergründen.

Und als Mittelaltersimulation muss man das Spiel ja trotzdem nicht auslegen.
Ich empfinde es immer als störend, wenn Leute übermäßig die angebliche Rigidität der aventurischen Gesellschaft betonen.
Für mich war Aventurien eigentlich immer ein Hintergrund, den die Autoren bewusst liberalisiert haben, um nicht dem Spielspaß im Wege zu stehen.
Sprich, den Spielern Weltsichten für ihre Charaktere angeboten haben, die es nicht erforderten, in mittelalterliche Denkstrukturen einzutauchen, sondern stattdessen die eigenen Ansichten zu "aventurisieren".

Ich glaube, dass war ein wesentlicher Grund für den Erfolg von DSA :
Ein Hintergrund, der bunt, aber leicht zugänglich war.

Das ich das System auch heute noch mag, liegt sicherlich, wie bei jeder Form von Nostalgie, auch an der Vertrautheit und daran, dass es meine Erfahrung von RPG im Allgemeinen am stärksten geprägt hat, eben weil für mich mit diesem System Alles angefangen hat, weil es der Einstieg ins Hobby war.
Ich glaube, jemand, der mit D&D oder SR angefangen hat, wird diese Nostalgie in Bezug auf DSA nicht kennen.

Offline Jens

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #14 am: 23.11.2006 | 15:16 »
Für mich war Aventurien eigentlich immer ein Hintergrund, den die Autoren bewusst liberalisiert haben, um nicht dem Spielspaß im Wege zu stehen.
Ja wobei die Fans das dann teilweise wieder extremistisch ausgelegt haben - der Rondrageweihte der JEDEN Gegner bekämpft und gegen Dolchkämpfer sein Schwert wegwirft etc... eigentlich Anwärter auf den aventurischen Darwin-Award gezüchtet haben und DAS dann als gute Charaktere verkauft haben...

Offline Rasumichin

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #15 am: 23.11.2006 | 15:30 »
Grauenhaft, so was.
Da schreibt die Redax einmal "bitte bedenken sie, dass in Aventurien die Götter real sind", damit Spieler nicht mit Atheisten, sondern z.B. Magierphilosophen ankommen und dann passiert so was.

Ehrlich, die Fraktion, die glaubt, gutes Rollenspiel bedeute, den Char zur Karrikatur zu machen, hab ich gefressen.

Gut, dass es solche Leute gar nicht wirklich gibt, sondern nur als Trolle in DSA-Foren. ;)

Offline Falcon

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #16 am: 23.11.2006 | 15:54 »
Rasumichin schrieb:
Zitat
Und als Mittelaltersimulation muss man das Spiel ja trotzdem nicht auslegen.
Nein, MUSS man nicht. Aber was macht man wenn 90% der DSA Spieler, das so macht und auch verbreitet? Das ist ja auch eine Sache die meinem Empfinden nach immer weiter angestiegen ist.

Leicht zugänglich finde DSA nun nicht gerade. Auch eine Sache, die verloren gegangen ist.

Was das zusammengeklaute angeht. Ganz ehrlich, dann spiele ich lieber gleich in einem geschichtlichen RL Setting in dem Fabelwesen, Legenden, Mythen usw. Tatsache sind. Dann hat man auch nicht dieses Zwanghafte, was imho DSA ausmacht, wo dann alles reinkommt, was eigentlich gar nicht zusammenpasst. Und das Vertraute kommt dann noch stärker durch. Allein Deutschland hat schon genug Sagen und Legenden um das Mittelreich blass aussehen zu lassen. Fände ich persönlich heimeliger. Und man lernt noch was dazu ;)
« Letzte Änderung: 23.11.2006 | 15:56 von Falcon »
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Offline Jens

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #17 am: 23.11.2006 | 16:25 »
Gut, dass es solche Leute gar nicht wirklich gibt, sondern nur als Trolle in DSA-Foren. ;)
Doch es gibt sie. Ich habe sie gesehen. Stabilitätsverlust 1W6/1W20... :o ;)

sackgesicht

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #18 am: 23.11.2006 | 16:52 »
Das Ur-DSA hatte noch Ansätze, sich in jedes beliebige Fantasy-Setting entwickeln zu können. Am Anfang war es, wie es hier schon so ähnlich geschrieben wurde, märchenhaft-romantisch und unbekannt-geheimnisvoll. Das hat meiner Ansicht nach auch den Reiz ausgemacht.

    Es hätte ein High-Fantasy-Setting draus werden können, mit viel Zauberei und mächtigen Göttern, die ständig im Clinch miteinander liegen. So wie es z.B. die Forgotten Realms bei D&D sind.

    Es hätte auch ein episches Fantasy-Setting werden können wie Mittelerde, mit Völkern, die auf eine Jahrtausende alte Geschichte und gegenseitige Abhängigkeiten zurückblicken.

    Es hätte auch ein Setting draus werden können, in dem einfach die in der realen Welt bekannten Mythen wahr sind, das sich aber ansonsten an der realen Geschichte orientiert – wie z.B. Ars Magica.

    Es hätte auch ein Setting werden können, in dem ein konsistenter Metaplot abläuft, an dem sich die Chars entlang hangeln können, so wie Pendragon.

    Es hätte auch ein gemischtes Setting werden können, wie Arcane Codex oder Midgard, wo Völker nebeneinander existieren, die in der realen Geschichte durch mehrere Jahrhunderte getrennt waren, wo die Welt aber so groß ist, dass es keinen so recht stört.

DSA hat versucht, von alledem ein bisschen zu werden und ist deswegen nichts davon geworden.

    Für High Fantasy gibt es zu wenig Konflikte zwischen den Göttern – der Hauptpantheon in Aventurien hat ja noch nicht mal einen richtigen Bösewicht. Auch wird es den Spielercharakteren zu schwer gemacht, Macht zu erlangen und über eigene Gebiete zu herrschen, wie es bei D&D auf hohen Stufen als Option durchaus möglich ist.

    Für ein episches Setting ist der Einfluss, den die nichtmenschlichen Völker haben, viel zu marginal. Bei DSA sind die nichtmenschlichen Völker nicht der Abglanz vergangener (besserer) Zeiten, sondern sie spielen eher die Rolle von gesellschaftlichen Minderheiten.

    Auf einer Mikro-Ebene wird DSA durchaus als Mittelaltersimulation verstanden – aber auf der Markoebene passt es nicht, dazu ist das Mittelreich viel zu statisch. Im realen Mittelalter gab es ständig Kriege, Krankheiten und Hungersnöte. Die Grenzen verschoben sich alle paar Jahrzehnte und die Lage des gemeinen Volks war miserabel. Charaktere wie die aventurischen „Helden“ gab es so nicht. Man war entweder Bauer (und an die Scholle gebunden) oder Bürger (und an die Stadt gebunden) oder Ritter bzw. hoher Geistlicher, dann hatte man richtig was zu sagen und konnte anderen aufs Maul hauen. Aventurische „Helden“ wären im MA Vaganten gewesen und mithin rechtlos. Und bestimmt wären sie nicht von irgendwelchen Kaufleuten mit Nachforschungen betraut worden.

    Ein konsistenter Metaplot schließlich würde erfordern, dass die DSA-Redax die Geschichte nicht häppchenweise im Aventurischen Boten serviert, sondern auch einen Endpunkt der Saga definiert (Arthurs Tod bei Pendragon oder das Aufbrechen des Siegels der Macht bei Arcane Codex). Ein solcher Endpunkt hätte aber schon im Grundregelwerk definiert werden müssen.

    Für ein gemischtes Setting ist die Welt schlicht zu klein. Das Mittelreich beherrscht den Kontinent und weder östliche Reiterhorden sind eine Gefahr (wegen des Ehernen Schwerts), noch bringen Seestreitmächte das Reich in Bedrängnis.


Ich glaube, aus all dem lässt sich eine Linie ableiten: Das Aventurien, das im heutigen DSA4 steckt, ist auf der Meta-Ebene eine Welt, die viel zu statisch ist. Ja, es gibt ein paar Erzschurken und auch mal politische Uruhen, aber die Konsistenz des Ganzen bleibt immer gewahrt. Konflikte sind aber das Salz in der Suppe jeder erdachten oder realen, nachempfundenen Geschichte. Aventurien kocht in der Suppe, die es sich selbst eingebrockt hat. Und wer Konflikte meidet, der wird auch in den wenigsten Fällen reifen. Denn erst die Herausforderung formt. Das gilt für Menschen wie für Rollenspielwelten.


sackgesicht

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #19 am: 23.11.2006 | 16:54 »
Man kann es auch so sehen:

Ich hatte beim Lesen der bisherigen Postings eine Assoziation, die ich gerne ausspinnen möchte: Manche hier reden von ihren ersten DSA-Erfahrungen wie von der ersten großen Liebe. Wie von einem Menschen, den man mit 15 oder 16 gekannt hat, und mit dem es irgendwie neu und schön war. Jetzt trifft man diesen Menschen nach 20 Jahren wieder und stellt fest: Er oder sie hat sich nicht entwickelt, sondern immer nur weiter in seine Welt eingeigelt. In eine Welt, die mit Konflikten nichts am Hut hat.

DSA ist für mich wie eine junge Frau vom Dorf, die mit 16 Jahren alle Anlagen gehabt hat: Sie sah hübsch aus (aber war keine Schönheit), sie war mutig (aber nicht tollkühn), intelligent (aber nicht genial), geschickt und stark (aber kein Wunderkind), herzlich (aber keine Glucke). Dafür hat man sie mal geliebt – zurecht.

Sie hätte auch alles werden können. Vielleicht nicht Fotomodell – aber Charakterdarstellerin an einer kleinen Bühne. Vielleicht nicht Astronautin – aber Naturforscherin auf der Schwäbischen Alb. Vielleicht nicht Professorin – aber Karrieretussi in der großen Stadt. Vielleicht nicht Olympiasiegerin im Zehnkampf – aber Ökobäuerin mit eigenem Hof. Vielleicht nicht Mutter Teresa – aber glückliche Mutter von vier Kindern. Sie hätte auch zwei oder drei dieser Lebenswege verbinden können. Wie gesagt, sie hat die Anlagen gehabt.

Aber weil sie irgendwie alles konnte, hat sie sich nie entscheiden wollen. Sie wohnt mit 36 immer noch auf dem Grundstück ihrer Eltern, auch wenn sie sich jetzt dort ein eigenes Haus gebaut hat. Sie schauspielert ein bisschen beim Feuerwehrfest. Sie hat eine beeindruckende Sammlung von Schmetterlingen, die sie selbst gefangen hat. Sie hat einen Job in der Gemeindeverwaltung. Sie züchtet ein paar Kräuter im Garten. Geheiratet hat sie nie, weil der richtige nie gekommen ist, und Kinder will sie auch nicht. Sie hasst das langweilige Leben auf dem Dorf, aber fährt nur alle vier Wochen zum Einkaufen in die Stadt, weil ihr dort zu viele Leute sind. Der einzige, den sie wirklich liebt ist ihr Hund.

Das ist alles irgendwie okay, aber man muss schon alle Phantasie zusammen nehmen, um in dieser zurückgezogenen, mutlosen Frau noch die große Jugendliebe zu entdecken, oder? Und man würde sich vorlügen, wenn man nach 20 Jahren zurückkehrt und meint, es könnte noch was werden. Vielleicht könnte sie sich noch verändern, ein bisschen mutiger werden, etwas mehr aus ihrem Leben machen. Aber will sie das überhaupt? So wie sie lebt hat sie vor allem Angst vor dem Scheitern. Und was sollen dann ihre Eltern denken und die Leute im Dorf, die sie halt so mögen, wie sie ist? Sie lebt ohne Risiko –aber auch ohne Reiz.

Mit DSA ist es genauso. Die Frau, die ich beschrieben habe, ist natürlich fiktiv. Aber ich kenne mehrere Menschen (Männer und Frauen) aus meiner Jugend, auf die diese Beschreibung im Kern zutrifft. Die in ihrer Entwicklung stecken geblieben sind, weil sie sich nie so recht getraut haben Ich kann mit ihnen einmal im Jahr einen Kaffee trinken, aber es gibt keine gemeinsamen Gesprächsthemen mehr. Das muss man akzeptieren. So wie man akzeptieren muss, dass es mit DSA nie wieder so wird wie früher. Man kann das alte System nehmen, aber die Naivität, mit der man es gespielt hat, die wird sich nie wieder einstellen.

Schade, aber nicht zu ändern.

Die Welt ist voll von Herausforderungen. Aber man sollte sie nicht dort suchen, wo sie sich nie einstellen werden.

Offline Rasumichin

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #20 am: 23.11.2006 | 17:32 »
Doch es gibt sie. Ich habe sie gesehen. Stabilitätsverlust 1W6/1W20... :o ;)

OH MEIN GOTT!!!

Wie sehen die aus?
Und wo wohnen die, sprich : wo sollte ich niemals hinfahren?

Offline Jens

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #21 am: 23.11.2006 | 17:39 »
SIE können dir überall begegnen. Es gibt keine sicheren Orte. Haben sie dich einmal gefunden, werden sie dich heimsuchen. Und glaube nicht, der Verlust der Stabilitätspunkte sei einmalig. Nein, der kommt immer wieder, mit jedem einzelnen... IÄ!

@Sackgesicht: ja ich glaube, das was du beschreibst hat einen wahren Kern. Leider ist mir das viel zu resignativ... das soll so nicht sein. Zumal die Redax ja ihr Werk nun auf andere Spielstile hin auslegt (sprich: wenn sie die alten beibehalten, wirds noch inkohärenter) wie den Kampf mit Mooks etc.

Ich würde das eher sehen als das Mädel, das alle paar Jahre die Ausbildung wechselt aber nie eine zu Ende macht...

Offline Boba Fett

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #22 am: 23.11.2006 | 19:12 »
@Sackgesicht:
Danke, die beiden ausführungen sind wirklich brilliant...

@Jens:
Gerade, dass die Redaktion jetzt ihr Werk mal wieder auf andere Spielstile hin auslegt, zeigt, dass Sackgesicht recht hat.
DSA ist ein stetiges hin und her schlingerndes Schiff, weil der Kapitän keinen klaren Kurs setzt und ihn einhält.
DSA lässt sich immer von Einflüssen in eine andere Richtung ziehen - als DnD 3 rauskam, entstand die Dunkle Lande Kampagne, um DSA etwas düsterer und Kampfbetonter zu machen, jetzt wo cinematische Rollenspiele (7te See) in waren, wurden die Mooks und dergleichen aus den Hut gezaubert und als Earthdawn da war, schraubte man an Myranor. Als Warhammer in deutsch groß rauskam, erschienen übrigens die DSA Miniaturen und so lässt sich das beliebig fortsetzen.
Das oben genannte Schiff hört immer wieder per Funk, wo Waren günstig zu haben sind und der Kapitän lässt dann jeweils in die Richtung fahren, bis ein neues Angebot den Kurs ändert. Ankommen wird das Schiff aber nie und letztendlich wird kein Kurs konsequent verfolgt.
So nähert sich DSA immer wieder irgendwelchen Zielen an, wird aber nie konsequent dort hin gesteuert und erreicht nie wirklich ein Ziel ganz.
« Letzte Änderung: 23.11.2006 | 19:14 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Roland

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #23 am: 23.11.2006 | 19:35 »
Boba, Deine zeitlichen Einordungen zur DSA Geschichte sind alle falsch.
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Offline Purzel

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Re: DSA - Es war einmal...
« Antwort #24 am: 23.11.2006 | 21:44 »
Boba, Deine zeitlichen Einordungen zur DSA Geschichte sind alle falsch.

Dann korrigier ihn auch gefälligst :)