Autor Thema: Arcane Codex - Iluans Schicksal  (Gelesen 26074 mal)

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #100 am: 20.06.2011 | 11:03 »
Plötzlich bin ich ganz ruhig. Mein Gegner entscheidet nun, was mit mir geschieht. Aber ich werde ihm dabei in die Augen schauen. Ich lege meinen Kopf zurück, um meinen Hals zu entblößen und meine Niederlage einzugestehen, halte den Blick dabei aber fest auf den seinen gerichtet. Als ich meinen Kamm anlegen will, überfällt mich eine Woge der Desorientierung. Ich werde mir des Fehlens von Kamm und Klauen bewusst, begreife plötzlich wieder, wer ich bin.
Meine Erinnerung kommt zurück, wer Sirra'Xorr ist, warum ich mich mit ihm in dieser Höhle befinde. Habe ich Stimmen gehört? Hat Sirra'Xorr mich deshalb gefesselt? Damit wir nicht entdeckt werden? Mein Blick zuckt zu dem Obsidianmesser, das über mir schwebt. Was will er aber dann damit? Ich kann nur abwarten. Und obwohl ich jetzt wieder einen einigermaßen klaren Kopf habe, fühlt es sich richtig an, ihm meinen Hals darzubieten, als Geste der Unterwerfung, denn er hat mich besiegt, und ich kann nun ohnehin nichts mehr ändern. Und wenn er mich nicht tötet, wenn er mich nur verletzt, dann werde ich auch das überstehen wie schon so Vieles.
Ich atme aus, blicke ihm wieder ganz ins Gesicht und mache mich bereit für die Klinge...

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #101 am: 20.06.2011 | 23:25 »
Alle diese Gedanken sind dir in dem einen, kurzen Augenblick durch den Kopf geschossen, den das Messer aus glitzernd scharfem Obsidian am Scheitelpunkt verharrte.
Du blickst in das Gesicht von Sirra´Xorr, die ledrige Schnauze, als aus seinem Hals plötzlich zwei kurze Bolzen wachsen und eine Hakenkette, die sich rasselnd um seine Hände geschlungen hat, ihn zurückreißt.
Für einen Moment hallt das durchdringende Flüstern durch den Raum, das du schonmal bei einer Trainingseinheit der Nachtgeister gehört hast, den gefährlichsten Meuchelmördern der Morai. Dann gleiten mehrere Gestalten herauf und schwärmen über Sirra´Xorr. Als sie ihn zu Boden reiten und zwischen sich wegschleppen, wirft er Dir noch einen Blick zu, und ein Nicken.
Dann ist er verschwunden und dein Halsreif vibriert.
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Offline Iluan

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #102 am: 21.06.2011 | 12:31 »
Ich liege da, für einen Moment erstarrt, und blicke meinem ersten und einzigen Freund hinterher. Eine dunkle Gestalt ragt über mir auf und tritt unsanft in meine Seite. Auf meine unwillkürliche Reaktion, murmelt die Stimme eines Morai: "Noch am Leben." Dann scheint er das leise Brummen meines vibrierenden Halsreifs auf dem Stein des Höhlenbodens zu hören und beugt sich herab.
"Herr, bitte macht mich los, mein Meister ruft nach mir," sage ich mit einer Stimme, die so heiser ist, dass sie über ein Flüstern kaum hinauskommt, und ich erschrecke selber, wie leicht es mir fällt, in meinen sklaven-Alltag zurückzukehren, nach allem, was ich in den letzten Stunden? Tagen? erlebt habe und nachdem das freundlichste Wesen, das mir in meinem bisherigen Leben begegnet ist, gerade von den Nachtschatten mitgenommen wurde.
Der Morai über mir quittiert meine Wort mit einem kurzen, bösen Lachen, zieht aber ein Messer und schneidet die Stricke, die rote Striemen in meine Haut gegraben haben, los.
Dann wendet er sich um und verschwindet lautlos. Ich richte mich langsam auf. Jeder Muskel schmerzt, und ich fühle mich noch immer wie nach einem jener Rituale, bei dem Syroxor den größten Teil meines Blutes aus mir hat herauslaufen lassen. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass tief in mir eine heiße, animalische Kraft lodert, die all die körperlichen Wehwehchen nicht erreichen können.
Die Botschaft meines Halsreifens wird drängender, erste Schmerzimpulse zucken durch die Muskeln meiner Schultern, aber ich blecke nur die Zähne zu einem lautlosen Knurren und werfe einen letzten Blick auf die kleine Felshöhle, die für eine Weile ein Heiligtum für mich war und wie eine Eierschale das Neue umschlossen hat, das in mir gewachsen ist und das ich noch nicht benennen kann, aber über jeden Zweifel erhaben in mir brennen spüre.
Mein Blick fällt auf Sirra'Xorrs Obsidianmesser, das er fallen gelassen haben muss, als sich die Ketten um seine Arme gelegt haben, und das in eine Nische gerutscht ist, in der die Morai es übersehen haben müssen. Ich nehme das Messer an mich und verberge es im Ärmel meiner Tunika, als ich mich auf den Weg mache.
Abwärts ist der Weg durch den Felskamin leichter. Ich falle zu Boden und schürfe mir die Knie auf, als ich mich die letzten Meter fallen lasse und meine Beine bei der Landung unter mir nachgeben. Wenige Schritte später bin ich in der Höhle der Teiche und stelle erleichtert fest, dass sie leer ist. Ich ignoriere die Schmerzen, die inzwischen von dem Halsreif bis in meine Fingerspitzen durch meine Arme vibrieren, entledige mich meiner Tunika, und tauche, das Obsidianmesser sicher in meiner Hand, in einen der eiskalten Teiche. Das saubere Wasser auf meiner Haut fühlt sich wunderbar an, als ich untertauche, und für einen Moment kommt mir der Gedanke, einfach immer tiefer zu tauchen, hinein in die Dunkelheit, und nie wieder an die Oberfläche zu kommen, aber dieser Gedanke kommt wie aus einer fremd gewordenen Vergangenheit, und als ich die Wasseroberfläche wieder durchbreche und süße Luft in meine Lungen sauge, entkommt ein Laut meiner Kehle, der irgendwo zwischen einem Lachen und einem herausfordernden Knurren liegt.
Ich entsteige dem Wasser, streife mir die Tunika wieder über, von der mir erst jetzt so richtig auffällt, wie dreckverkrustet und steif vor Schweiß sie ist, und verlasse die Teiche. Von hier ist es nur ein kurzer Umweg zu meiner Höhle, auf dem Weg zu den hellen Gängen der Morai, und ich verstaue das Obsidianmesser in einer Nische direkt über dem Eingang, die auf den ersten Blick fast unsichtbar ist.
Als ich den Ausgang der Sklaven-Quartiere gerade erreicht habe, fahren die ersten richtig heftigen Schmerzimpulse durch meinen Körper und lassen mich für einen Moment taumeln. Ich rennen nun fast, und doch löst der Schmerz in mir keine Angst aus, sondern etwas wie Heiterkeit, obwohl ich mir das nicht erklären kann.
Atemlos und mit letzter Kraft erreiche ich schließlich Syroxors Labor. Fast schaffe ich es nicht, die schwere, reich verzierte Tür aufzuschieben, aber dann bewegt sie sich, und ich husche hinein. Aus dem Augenwinkel sehe ich Syroxor an einem Regal stehen und falle auf die Knie, ohne zu wissen, ob meine Beine mich überhaupt noch weiter getragen hätten. Erst als ich auf meine im Schoß zusammengelegten Hände blicke, fällt mir auf, dass ein Teil der roten Farbe, mit der Sirra'Xorr meinen Körper gezeichnet hat, mein kurzes Bad überstanden hat, und die Symbole an mehreren Stellen noch deutlich erkennbar sind.

« Letzte Änderung: 21.06.2011 | 13:16 von Iluan »

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #103 am: 21.06.2011 | 13:03 »
Syroxor ignoriert dich anscheinend vollkommen. Obwohl du in Jahren schmerzhafter Erfahrung gelernt hast, dass ihm doch nichts entgeht, was du tust. Bestimmt die Hälfte einer Stunde liegst du auf den Knien. Er liest in dem Buch, das er in der Hand hält. Dann stellt er es zurück ins Regal, schlendert zu seiner Sitzecke hinüber, gießt sich ein Glas dunklen Weines ein un macht es scih bequem.
"Berichte!"
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #104 am: 22.06.2011 | 11:18 »
Meine Füße spüre ich schon lange nicht mehr, aber ich bin trotzdem dankbar für die Atempause, die ich bekommen habe. Natürlich habe ich, während Syroxor mich ignoriert hat, mir fieberhaft Gedanken gemacht, wie ich erklären soll, wo ich war und warum mein Körper von seltsamen Symbolen bedeckt ist. So habe ich, als Syroxor schließlich fragt, eine fertige Antwort bereit:
"Ein Krask-Sklave hat mich gefangen genommen, Meister Syroxor. Er hat mich in den Sklavenquartieren überfallen und bewusstlos geschlagen." Eine kleine Geste in Richtung meines Gesichtes, wo mich Sirra'Xorrs Schwanz getroffen hat. " Er hat mich gefesselt und in eine kleine Höhle gebracht. Dort hat er irgend ein Ritual mit mir durchgeführt." Ich versuche Verständnislosigkeit und ein Schaudern in meine Stimme zu legen. "Er hat irgendein Kraut verbrannt, das meinen Kopf benebelt hat, und in einer fremden Sprache gesprochen und diese Zeichen auf meine Haut gemalt." Ich hebe ihm einen meiner Arme entgegen. "Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Ich habe irgendwelche Alpträume gehabt. Ich weiß nicht einmal genau, wie viel Zeit vergangen ist. Ich bin wieder zu mir gekommen, als ein Trupp von Nachtschatten den Krask gefangen genommen und mich befreit haben." Ich schweige einen kurzen Moment, überlege, ob meiner Geschichte noch etwas fehlt, dann sage ich mit schüchterner Stimme: "Wisst Ihr, ob der Krask noch lebt, Herr? Ich...ich wüsste gerne, was er mit mir tun wollte..."
Mir ist klar, dass ich Sirra'Xorr mit dem, was ich gesagt habe, vielleicht umgebracht habe. Falls er denn überhaupt noch lebt. Aber meine Geschichte war Sirra'Xorrs letztes Geschenk an mich, und das werde ich nicht wegwerfen. Gerade, wenn es ihn vielleicht schon das Leben gekostet hat. Außerdem hoffe ich, Syroxors Interesse geweckt zu haben. Immerhin hat jemand etwas angestellt mit seinem Besitz, und er weiß nicht, was. Mit etwas Glück kann das Sirra'Xorr das Leben retten, zumindest für eine Weile vielleicht. Bis ich vielleicht etwas für ihn tun kann? wenn er noch lebt...

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #105 am: 22.06.2011 | 13:07 »
Dein Meister nickt, als du mit deinen Ausführungen endest.
Eine Weile hält er den Blick in seinen Weinkelch gesenkt, mit leicht geschürzten Lippen scheint er nach zudenken.
Dann gibt er sich einen Ruck und gleitet auf die Füße. Den Kelch stellt er achtlos auf den Tisch, du weißt, dass es deine Aufgabe sein wird, aufzuräumen.
"Hilf mir beim Ankleiden, ich habe noch etwas vor." Seine Stimme ist kalt und emotionslos.
Du folgst ihm in sein Ankleidezimmer. Er lässt scih Zeit, ist sehr sorgfältig in der Auswahl seiner Kleidung. Wenn er alleine ist, das heißt, nur mit dir zusammen, wirft er sich meißt nur etwas über. Aber jetzt scheint er ausgehen zu wollen.
Während du ihm hilfst, und er teilweise komplett nackt vor die steht, was er in keinster Weise beachtet, kannst du wiedereinmal seinen fast perfekten Körper bewundern. Seinen Körper, der so noch um einiges schlanker und graziler ist als der deine. Nur wenige Narben sind zu erkennen. DIe Morai haben durchaus Methoden, diese Verunstaltungen zu verhindern, wenn sie es wünschen.
Zum SChluss wendet sich Syroxor vor dem SPiegel noch einmal hin und her, er scheint zufrieden zu sein mit dem Ergebnis. Das Schwarz und das helle Rot ergeben einen deutlichen Kontrast, der , so bist du dir sicher, auch deutlich zu erkennen sein wird, wenn er in lichtlosen Gängen nur durch die farblose Sicht der Morai betrachtet wird.
Langsam geht er zur Tür und legt seine langfingerige Hand auf den Knauf. Ohne sich dir zuzuwenden spricht er, und seine Stimmr ist dabei so ruhig, als würde er dir die Ergebnisse eines Routineexperimentes diktieren:
"Xyra´is, dir ist natürlich klar, dass es nciht ungestraft bleiben kann, dass du mich anlügst. Ich werde eine Weile fort sein. Wenn ich wieder komme, wirst du mir zeigen, wie leid es dir tut, dass du mich belogen hast. Und ich erwarte Kreativität".
Ein kalter Schaudder läuft dir den Rücken hinab, und nur bei seinen Worten tritt dir kalter Schweiß auf die Stirn. Du weißt, was er sehen will, wenn er wiederkommt: Schmerz. Schmerz und, vor allem, Erniedrigung. Er hat allein in seinen Gemächern unzählige Werkzeuge und Methoden, Schmerz zuzufügen. Er ist ein wahrer Künstler in dieser Disziplin, ein Meister dieser Kunst. Die meißten hast du am eigenen Leibe kennengelernt, bei vielen warst du dabei, wenn er sie an anderen armen Opfern ausprobiert hat.
Und wenn er extra betont, dass er Kreativität erwartet, wird er sich nur zufrieden geben, wenn du wirklich über dich hinauswächst. Über dich hinauswächst darin, dich selbst zu foltern und zu erniedrigen.
Als du in den dunklen Abgrund dieser Gedanken stürzt, verpasst du beinahe seine letzten Worte, die er spricht, als er die Tür hinter sich zuzieht:
"Ich werde Besuch mitbringen. Enttäusche mich nicht."
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #106 am: 22.06.2011 | 20:31 »
Die Angst stiehlt alle Kraft aus meinen Beinen, und ich sinke zitternd in den weichen Sessel, der in der Nähe des Spiegels steht. Syroxor hat mich bisher zum Glück nur relativ selten gezielt bestraft, aber ich erinnere mich noch genau und mit steigender Übelkeit an jede einzelne, ewige Minute dieser Gelegenheiten.
Ich sollte aufstehen und aufräumen, etwas vorbereiten, irgendetwas tun, aber ich kann nicht, kann nicht aufstehen, mich nicht bewegen, kaum atmen, so sehr schnürt mir die Angst die Kehle zu.
Doch dann regt sich etwas in mir, etwas Wildes und Hartes wie ein Raubtier, das die Zähne fletscht, weil es Blut riecht, und sei es mein eigenes. Ich erinnere mich daran, wie es war zu kämpfen, wie die Klauen des Gegners sich in meinen Leib gebohrt haben und ich gelacht habe darüber, weil ich zugleich meine Fänge in sein Fleisch bohren konnte. Schmerz ist bedeutungslos, eine Prüfung für den Willen, ein Beweis für Stärke und Würde, und wenn ich etwas gelernt habe, dann ist es, Schmerzen zu ertragen. Syroxor kann mich nicht töten, weil ich nicht nur ihm gehöre, und das bedeutet, dass er mich nicht besiegen kann. Triumph ist alles, worauf es ankommt, und am Ende wird der Sieg mir gehören.
Fremde Gedanken, die mir da durch den Kopf schießen, aber sie fühlen sich gut an, geben mir Kraft. Meine Wangen sind gerötet, und ich fühle mich wie berauscht.
Ich springe auf. Mit wenigen Handgriffen räume ich herumliegende Kleidung und Trinkgefäße auf und laufe dann zur Tür.
Ich weiß, wenn Syroxor erfährt, dass ich fort war, wird er außer sich sein vor Wut, aber gerade fühlt es sich gut an, seinen Willen zu missachten und alle Konsequenzen mit einem Achselzucken abzutun. Er kann mir nur Schmerzen zufügen, und das hat er ohnehin vor.
Ich laufe durch die Gänge der Stadt, ohne auf sie zu achten, obwohl die Schönheit der Steine und Kunstwerke sonst immer wieder meine Blicke auf sich zieht und meinen Tag etwas erhellt. Im Moment achte ich nur auf die Personen, die sich durch diese Gänge bewegen. Ich weiß jemanden, der mir helfen kann, einen Menschen, der ohne zu zucken die Peitsche und die Klinge einer Morai ertragen hat. Natürlich kann er mich nicht in wenigen Minuten zu dem machen, was er ist, aber wenn jemand sich damit auskennt, Schmerzen zu widerstehen, dann er. Ich muss ihn nur finden. Und schnell.
Noch bevor ich die Sklavenquartiere erreiche, läuft mir der erste Mensch über den Weg. Er ist groß und dünn, mit langen, schmutzigen Haaren und etlichen vernarbten Peitschenstriemen auf Brust und Armen.  Wie ich es gewohnt bin, blickt er durch mich hindurch, aber diesmal gehe ich auf ihn zu, packe ihn an Arm und zwinge ihn dazu, mich zur Kenntnis zu nehmen.
"Ich suche einen anderen Menschen," sage ich, zu ihm aufblickend. "Groß, muskulös, gebrochene Nase, kahl bis auf einen Zopf am Hinterkopf, " beschreibe ich ihn, "viele Narben, vor allem hier und hier." Ich deute auf Brust und Oberschenkel, wo der Mensch besonders auffällige Narben hatte.
Noch während ich gesprochen habe, hat sich der Mensch mit einem Knurren von mir losgerissen, aber ich glaube, in seinem Gesicht erkannt zu haben, dass er weiß, von wem ich spreche.
Trotzdem ignoriert er mich und läuft weiter, aber ich bleibe hartnäckig und laufe neben ihm her: "Ich will wissen, wo ich ihn finden kann, dann bist Du mich los. Ansonsten folge ich Dir, bis Du es mir sagst!"


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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #107 am: 23.06.2011 | 14:33 »
Anmerkung: Ich habe hier einen Cut gemacht, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich entscheiden sollte, wo (= bei welcher Tätigkeit) der Mensch zu finden ist, und weil ich es schön finde, wenn Du den Menschen übernehmen würdest, wenn ich ihn denn finde, aber falls Du es mir noch erlaubst nach diesem Ausflug, habe ich ein paar hübsche Ideen gehabt, was ich für Syroxor vorbereiten könnte.
« Letzte Änderung: 23.06.2011 | 22:14 von Iluan »

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #108 am: 4.07.2011 | 00:22 »
"Hau ab!" Zischt er, reißt sich los und läuft schneller den Gang hinab.
Natürlich läufst du ihm nach und befragst ihn weiter. An einigen Stellen versucht er, mit schnellen Schritten dir zu entkommen. An anderen muss er sich quälend langsam durch finstere Gänge tasten, in denen er, im Gegensatz zu dir, nichts sehen kann.
Mit jedem Schritt wächst deine Angst, dass inzwischen dein Meister zurückgekehrt sein könnte und du nicht da bist, wo er dich erwartet. Dir wird ganz übel bei dem Gedanken, was er mit dir anstellen würde. Immer wieder schwankst du innerlich zwischen dem Aufbegehren und der Angst vor seinem schrecklichen Zorn.
Plötzlich bleibt der Mensch stehen. Du warst so in Gedanken versunken, dass du ihm beinahe blind nachgelaufen bist.
Jetzt siehst du, dass er sich an einer längeren Schlange Sklaven angestellt hat, die etwas weiter den Gang hinab einer nach dem anderen durch ein Gatter treten, wo sie von zwei Morai-Wächtern anscheinend kontrolliert werden. Zumindest winken diese die Sklaven einen nach dem anderen hindurch.
Der Mensch, neben dem du stehst, grinst dich truimphierend an.
« Letzte Änderung: 4.07.2011 | 00:24 von Battlemönch »
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #109 am: 6.07.2011 | 16:03 »
Doch du glaubst, dass der Triumph gespielt ist, denn immer wieder zucken seine AUgen zwischen Dir und den Wächtern hin udn her, und er hat Schweiß auf der Stirn.
« Letzte Änderung: 6.07.2011 | 16:12 von Battlemönch »
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #110 am: 6.07.2011 | 19:16 »
Ich starte einen letzten verzweifelten Versuch: "Sag mir, wo ich den Menschen finde oder ich beginne zu schreien und werde der Wache erzählen, Du würdest mich festhalten und mir weh tun. Was glaubst Du, wer dabei mehr Probleme bekommt?"
Natürlich ist es ein Bluff. Ich werde garantiert nicht riskieren, dass die Wachen auf mich aufmerksam werden und Syroxor erfährt, dass ich mich in der Stadt herumgetrieben habe. Aber ich habe den Eindruck, dass meine Lüge in meiner Verzweiflung ganz überzeugend klang.

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #111 am: 9.07.2011 | 12:04 »
Ohne jegliches Triumphgefühl hetzt du durch die Gänge. Zum Glück bist du es gewöhnt, dich schnell zu bewegen, auch über längere Zeit. So bist du zwar in den heißen Sklavenbereichen, durch die du rennst, schweißüberströmt und dein Atem geht schnell, aber du streckst deine Muskeln und läufst, unbeeindruckt davon, ob die Gänge beleuchtet sind oder nicht, zügig deinem Ziel entgegen. Es ist beinahe ein befreiendes Gefühl, deinen Körper auf diese Art und Weise anzustrengen. Beinahe wie auf der Jagd.
(Auf der Jagd?)
Und du schaffst es fast, aber nur fast, deiner steigenden Panik davonzulaufen.

Der Sklave hat nach deiner geblufften Drohung ganz schnell klein beigegeben. Er hat noch einige wertvolle Augenblicke damit verschwendet, dich anzubetteln, nicht zu schreien. Doch ein ganz uncharakteristisches Knurren, das plötzlich aus dir herausgebrochen ist, hat ihn dazu gebracht, dir ganz schnell zu verraten, wo "Amun" ist. Das, so sagte er, ist der Name des Menschen, den du suchst.
Diesen Namen hat er beinahe ehrfürchtig ausgesprochen.

ALs du Amun siehst stehst du in einer sehr weitläufigen, aber unregelmäßigen und relativ niedrigen Höhle. Nur an wenigen Stellen siehst du Feuerschein, für die Menschen muss es hier sehr düster sein.
Das Dröhnen und Schaben irgendwelcher Apparaturen dröhnt dumpf zwischen den Felswänden.
Deinem wachsamen Blick fallen auch an zwei Stellen jeweils zwei Morai-Wächter in ihren Echsenleder-Panzern auf. Sie sind eher in der Mitte des Gebietes, weit weg von deinem aktuellen Standpunkt. Deiner Einschätzung nach befindest du dich aber durchaus noch im Bereich ihrer Dunkelsicht.
Du stehst auf dem Felsvorsprung, auf den der Gang mündet. Amun ist beinahe auf deiner Höhe, aber mehrere Meter entfernt, da er in einem LAufrad steckt, das auf eine, großen Holzgerüst am Boden rotiert. An der Außenseite dieses Rades klettern zwei weitere Sklaven entlang, um ihm mehr Schwung zu verleihen. Es dreht sich langsam und ächzend und drei weitere schmutzige Gestalten sind an seinem Fuße damit beschäftigt, etwas auszuladen und wegzuschleppen.
Alle sind schmutzig und schweißüberströmt und, bis auf die Lumpen um ihre Hüften, nackt.
Ein steiler aber gut ausgetretener Pfad führt auf den unebenen, zerklüfteten Boden der Höhle hinab und in die Nähe des Gerüstes.
« Letzte Änderung: 9.07.2011 | 14:02 von Battlemönch »
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #112 am: 12.07.2011 | 10:43 »
Ich beobachte die Wächter einen Moment, bis ich glaube, dass alle vier in eine andere Richtung blicken, dann sprinte ich los und husche dabei, soweit möglich, von einer Deckung zur nächsten. Felsvorsprünge und seltsame Holzkonstrukte verbergen mich immer wieder vor den Blicken der Wächter, aber die meiste Zeit wäre ich für sie gut sichtbar, und so lege ich vor allem Wert auf Schnelligkeit.
Erleichtert erreiche ich den Fuß des Laufrades, ohne dass einer der Wächter Alarm schlägt. Ich presse mich für einen kurzen Augenblick gegen die massiven Holzbalken, die die Halterung des Rades darstellen, bevor ich die grobe Leiter hinaufsteige, die in sein Inneres führt.
"Hallo, Amun," sage ich, als ich mich neben dem Menschen in das Rad schwinge, und ein hysterisches Lachen steigt in meiner Kehle empor, das ich gerade noch herunterschlucken kann. Ich versuche, die Bewegungen Amuns nachzuahmen, um nicht von dem Schwung des Rades empor getragen zu werden und herunter zu fallen. Nachdem ich mich einen Moment darauf konzentriert habe, gelingt es mir, mich Amuns Tempo anzupassen - zumindest für den Moment. Obwohl ich zwischen all den muskulösen Menschen sicher keine ganz unauffällige Silhouette abgebe, hoffe ich darauf, dass die Wächter nicht allzu genau hinschauen, wenn die Arbeit in ihrem gewohnten Rhythmus vorangeht.
Endlich habe ich Gelegenheit, den Blick zu heben, und Amun ins Gesicht zu blicken.

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #113 am: 12.07.2011 | 10:58 »
Die drei Arbeiter unten haben dich kommen sehen und sich stirnrunzelnd abgewendet, wenn du auch bemerkst, dass sie dich aus dem AUgenwinkel sehr genau beobachten. Sie scheinen der Meinung zu sein, dass sie sich durch "Ignorieren" am besten raushalten.
Als du in das Laufrad kletterst schaut Amun schon in deine Richtung und rückt etwas zur Seite. Da das Laufrad offenscihtlihc nur für eine Person gedacht ist, darum klettern die anderen beiden draußen entlang, wird es sehr eng. Immer wieder müsst ihr den Streben draußen, die sich nciht mitdrehen, ausweichen.
Dadurch bist du dem gestählten Körper Amuns aber auch ganz nah. Eure Flanken reiben aneinander, imemr wieder stoßt ihr euch mit den Schultern. Und dir fällt auf, dass sie hier alle stinken. Nach Schmutz und Schweiß. Mit den drei Sklaven auf engstem Raum hat das allerdings nicht mehr viel mit Amuns männlichem Geruch zu tun, wie du ihn damals bei eurem ersten Treffen erfahren hast.
Einer der beiden Kletterer hatte dich anscheinend noch nciht bemerkt, denn er erschrickt und kommt beinahe ins Fallen. Nur ein gewagtes Manöver seines Partners rettet ihn davor.
Amun spannt sich an, bis die beiden draußen wieder im Rythmus klettern und durch die Bohlen zu euch hereinstarren, dann schaut er über die Schulter zu dir und faucht dich an:
"Was soll das? Was willst du hier verdammt nochmal?"
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #114 am: 12.07.2011 | 11:09 »
"Syroxor wird mich bestrafen. Und er will die Wahrheit über etwas, das ich ihm nicht sagen will." Allein bei dem Gedanken, was da kommen wird, und was ich mir vorgenommen habe, zittert meine Stimme, und meine Knie werden so schwach, dass ich stolpere. Aber dann steigt Wut in mir auf.
"Ich will ihm ins Gesicht spucken und ihn auslachen!" knurre ich. Natürlich habe ich das nicht wirklich vor, aber es beschreibt am besten die innere Haltung, die ich mir wünsche. "Ich muss wissen, wie Du Schmerz aushältst."

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #115 am: 12.07.2011 | 11:14 »
Da eure Gesichter direkt nebeneinander sind, bemerkst du bei deienr Frage ein kurzes Flackern in seinen Augen. Anscheinend hast du da etwas aufgewühlt. Aber sofort verhärten sich seine Züge wieder und er knurrt zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch:
"Das is alles nich mein Problem. Wir werden hier mächtig Ärger bekommen, also hau ab!"
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #116 am: 12.07.2011 | 11:15 »
"Ich gehe, wenn Du mir gesagt hast, was ich tun muss. Je schneller Du sprichst, desto schneller bin ich weg." Ich beiße die Zähne zusammen und blicke ihn aus verengten Augen entschlossen an. Dann, nach einem kurzen Moment: "Bitte."

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #117 am: 12.07.2011 | 11:20 »
Er kneift die AUgen zu schlitzen zusammen udn starrt dich an, während sein Körper sich den offensichtlich gewohnten Bewegungen des Laufrades hingibt. Die beiden Kletterer draußen verfolgen immer noch mit aufgerissenen AUgen eure Unterhaltung.
"Pass auf, Kleine, komm gegen Ende des Zyklus in diese kleien Seitenhöhle neben der Waschhöhle, wo die Wäsche gelagert wird. Da sollte dann niemand sein. Dann können wir uns unterhalten, was ich für dich tun kann, und was du für mich. Und jetzt verschwinde, bevor die was merken!" Fügt er mit einem Nicken in Richtung der Wächter hinzu.
Ein schneller Blick verrät dir, dass es, mit den beiden Kletterern, die euch abschirmen, allerdings sehr unwahrscheinlich ist, dass die Wächter dich ind em Laufrad entdecken.
Vorausgesetzt, sie bleiben schön brav genau da, wo sie im Moemnt stehen, und es passiert ncihts unvorhergesehenes.
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #118 am: 12.07.2011 | 11:25 »
"Ich hab keine Zeit. Gegen Ende des Zyklus' kannst du deine Seitenhöhle wahrscheinlich von oben bis unten mit meinem Blut streichen. Sag mir jetzt etwas, das mir helfen kann!"
Mein Herz klopft hart, aber diese Art, über Syroxors Spiele zu sprechen, tut mir überraschend gut, und meine Stimme bleibt fest.
"Du hast dann was bei mir gut. Wenn ich wieder kann, können wir uns treffen, wo du willst, und darüber reden, was ich für dich tun kann. Aber du musst mir jetzt helfen."

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #119 am: 12.07.2011 | 11:33 »
Einen langen Augenblick lang versenken sich eure Blicke ineinander. Dann wendet er den seinen ab und spuckt auf den Boden hinab.
"Was soll ich dir in wenigen Augenblicken erklärn? Dem Schmerz, den die verfluchten Morai zufügen, kann man nicht entkommen. Man kann nur an den Punkt kommen, wo man nichts mehr zu verliern hat. Das is die verdammt nochmal einzige Freiheit, die ein Sklave heir unten haben kann.
Hast du schonmal die Sonne gesehen?"
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #120 am: 12.07.2011 | 11:35 »
Ich versuche zu begreifen, was er mir da sagt. Meint er, dass er mir nicht helfen kann?
Auf seine Frage schüttele ich den Kopf. Meine Mutter hat mir von der Sonne erzählt, erinnere ich mich vage, aber ich habe nicht wirklich eine Vorstellung davon, was das ist.

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #121 am: 12.07.2011 | 11:45 »
"Also kurz gesagt, keine Ahnung, was ich dir jetzt auf die Schnelle hier helfen soll."
Du glaubst aber, Bedauern bei dieser Äußerung in seiner Stimme zu bemerken.
"Und wenn sie dich hier entdecken, werden sie uns schlimmere Dinge antun als nur Schmerz."
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #122 am: 12.07.2011 | 12:06 »
Mein Herz scheint bei seinen Worten zu gefrieren. Mit tiefen Atemzügen versuche ich, die Panik niederzukämpfen. Schauer fahren durch meine Glieder.
Was hatte ich denn erwartet? Etwas. Irgendetwas. Wohl einen Zauberspruch, verhöhne ich mich selbst, denn was sonst sollte mich innerhalb weniger Worte von einer zitternden kleinen Sklavin zu einem gestählten Krieger machen?
"Der Punkt, an dem man nichts mehr zu verlieren hat..." hallen Amuns Worte in mir nach. Aber das ist es ja gerade! Auf einmal habe ich so viel mehr zu verlieren als vorher. Ein Geheimnis. Einen Freund. Eine Art...Würde. Ich habe so viel gewonnen in der kurzen Zeit mit Sirra'Xorr. Diese paar Stunden haben mich in der Tat verändert.
Und das, was ich dort gewonnen habe, ist es, das mich durch die nächsten Stunden bringen muss. Das mich jetzt schon zu weit mehr gemacht hat als einer zitternden Sklavin.
Mein Atem ist noch immer hastig und abgehackt, aber ich hebe den Kopf, blicke Amun an und nicke. Ich präge mir noch einmal seine kantigen Züge ein, den Blick dieser grauen Augen, den zusammengepressten Mund. Dann schlüpfe ich, ohne noch etwas zu sagen, aus dem Rad, erwische die Leiter und klettere schnell daran hinab.

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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #123 am: 12.07.2011 | 12:10 »
"Hey!"
Auf halber Höhe hälst du inne und schaust hoch.
Amun steht in der Mitte des Laufrades und kläuft langsam mit. Er blickt eine Weile auf dich herab, während du dich an die Leiter klammerst.
"Wenn du...  danach... finde mich. Vielleicht könn wir... reden oder so."
Noch einmal nickt er dir zu, wendet sich dann ruckartig ab und fährt mit seinem ewigen Weg im Laufrad fort, der ihn doch nirgendwohin führt, sondern ihn immer auf der Stelle treten lässt.
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Re: Arcane Codex - Iluans Schicksal
« Antwort #124 am: 12.07.2011 | 12:25 »
Ich atme tief ein. Ich habe nicht das gefunden, das ich gesucht habe. Und doch. Ein unerwartetes Geschenk. Danach...Zum ersten Mal versuche ich mir die Zeit nach Syroxors Bestrafung vorzustellen. Zum ersten Mal scheint es ein danach wirklich zu geben. Etwas, auf das ich mich freuen kann. Ein nahezu unbekanntes Gefühl. Noch etwas, das ich verlieren kann?
Ein kleines Lächeln findet den weg auf meine Lippen, als mir klar wird, dass Amun sich geirrt hat. Früher hatte ich nichts zu verlieren, nichts, wofür zu kämpfen sich gelohnt hätte. Doch nun gibt es ein Danach, gibt es Wesen, zu denen ich zurückkehren will, gibt es etwas, das ich werden will. Etwas, für das es Sinn macht, dem Schmerz zu trotzen.

Sobald ich am Fuß des Laufrads angekommen bin, laufe ich so schnell ich kann. Immerhin weiß ich diesmal genau, wohin ich bin. Die Panik pumpt im hämmernden Rhythmus meines Herzens durch meinen Körper, aber gerade gelingt es mir, mich nicht um sie zu scheren, sondern ganz in der Perspektive des Danach zu versinken. Der zitternden kleinen Sklavin hätte Amun das nicht gesagt. Jetzt muss ich beweisen, dass ich das, was ich sein will, auch wirklich sein kann.
Atemlos komme ich im Labor an, schiebe mit zitternden Händen die Tür auf und sacke für einen Moment vor Erleichterung gegen sie, als ich sehe, dass Syroxor noch nicht zurück ist.