Autor Thema: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?  (Gelesen 28690 mal)

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Offline tartex

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #25 am: 23.06.2010 | 23:42 »
Fakten schaffen stört mich nicht. Ich muss mir die ganze Umgebung ja ohnehin vorstellen, da schaffe ich automatisch Fakten.

Da wird nix nachgedacht bei mir, die Bilder poppen einfach in meinen Kopf. Sehen Hardcore-Immersionisten das Innenleben ihres Charakters vor einer weißen Leinwand?

Was meine Immersion stört (was nicht heißt, dass ich es nicht mag): potentielle Konflikte suchen und mich in andere Charaktere hinzuversetzen, sprich NSCs übernehmen. Diese Dinge sehe ich aber nicht als "Fakten schafffen" an. Ich bin auch sicher, dass es mit den NSCs klappen könnte, wenn ich sie nicht als denkende Wesen sehen würde, sondern als simple Reiz-Reaktions-Maschinen, als bessere Genre-Kulisse. Das könnte z.B. bei einem Wirt schon klappen. Da macht mir aber meine humanistische Erziehung noch einen Strich durch die Rechnung.  ;) Abstumpfen tartex, abstumpfen!  ;)
« Letzte Änderung: 23.06.2010 | 23:51 von tartex »
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Offline scrandy

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #26 am: 24.06.2010 | 00:40 »
Also ich habe Fakten-Schaffen im impliziten Sinne in meinem System sogar als Regelmechanismus eingebaut um eben gerade die Immersion zu erhöhen. Denn ein Problem der Immersion ist ja nunmal, dass die Vorstellungsräume der einzelnen Spieler sich nur überlappen aber nicht völlig decken. Haben nun die Spieler abwechselnd im kleinen die Möglichkeit Fakten zu schaffen, dann übertragen sie ja Dinge aus ihrem Vorstellungsraum in den der anderen und schaffen somit eine größere Überschneidung der Vorstellungen. Denn die Fakten sind in den Köpfen einzelner ja nunmal schon vorher da. Hat man somit eine große Übereinstimmung der Vorstellungen erreicht, dann ist das eintauchen in diese auch viel einfacher und die Immersion steigt. Vorraussetzung ist natürlich, dass der neue Fakt so einleuchtend ist, dass andere ihn in ihren Vorstellungsraum wie selbstverständlich aufnehmen. Ist der Fakt nur ein Fremdkörper, dann hat man natürlich nichts gewonnen. Deshalb sollte der SL auch von seinem Vetorecht gebrauch machen bevor nachher unsinnige Fakten die Szene ruinieren.

Im Hinblick auf die Fakten, die der Geschichte neue Wendungen geben, stimme ich Gaukelmeister zu. Diese gehören eher in SL-lose Systeme.
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Offline scrandy

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #27 am: 24.06.2010 | 00:45 »
Mir ist zum Beispiel gar nicht klar, was der Begriff "Charakter" oder sogar "eigener Charakter" im Bezug auf Immersion für eine Qualität haben soll.
Immersion bedeutet hier, die Spielwelt besonders intensiv durch die Sinne des Charakters wahrnehmen. Ist in einem Abenteuer der Charakter aber nicht wichtig, so kann Immersion aber auch was anderes sein. In einem James Bond Streifen würde ja auch niemand meinen es wäre wichtig die Welt aus der Sicht von Bond zu sehen sondern hier wäre Immersion den Flair des Agenten mitzubekommen und die Aktion und Spannungsszenen in sich aufzusaugen.

Aber James Bond als Charakter ist ja auch nicht Zentrum der Geschichte sondern sein Handeln und das was um ihn herum passiert.

EDIT: Beim Faktenschaffen stört das wahrscheinlich wenn überhaupt nur den Charakter-Immersionisten und nicht den Fan der Agenten-Story.
« Letzte Änderung: 24.06.2010 | 00:47 von scrandy »
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Offline Mulep

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #28 am: 24.06.2010 | 00:57 »
Aber um auf die große Frage des Themas auch noch einzugehen: Ja, bitte viele Fakten! Je mehr Fakten, desto besser die Vorstellung und damit die Immersion.

Hängt das nicht wieder von der Art des Spiels ab? Im Heldenepos sind viele Fakten wichtig, in bestimmten Situationen können sie sogar aber störend sein. Gerade dann, wenn etwas schnell und / oder verstörend auf den Charakter wirken soll. In diesem Augenblick könnte ich die Atmosphäre durch Fakten zerstören.
Nehmen wir mal an, ein Geisterwesen greift im Horrorrollenspiel nach einem Charakter und jetzt fängt jeder an Fakten einzubringen anstatt den Moment auszuleben. Dann wird das Horrorrollenspiel zu irgendwas anderem, aber das Grauen kann so nicht aufrecht erhalten werden und würde das Spiel stören. Wenn alle Leute dagegen anfangen würde panisch zu schreien und man ihre Emotionen als Fakten nimmt, würde es der Sitation wieder zuträglich sein?!?
Also Art der Fakten und Situation sollten auf jeden Fall zusamenn passen, würde ich mal sagen. Würde ich. Mal.

Eulenspiegel

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #29 am: 24.06.2010 | 07:24 »
Da wird nix nachgedacht bei mir, die Bilder poppen einfach in meinen Kopf. Sehen Hardcore-Immersionisten das Innenleben ihres Charakters vor einer weißen Leinwand?
Nein. Das Innenleben des Chars ist natürlich vollgemalt.
Und auch das Außenleben ist teilweise bemalt.

ABER:
Ich überlege mir als Immersionist nicht, wie ich das Außenleben bemalen kann: Entweder es ist bereits bemalt, dann erzähle ich es einfach. Oder es ist unbemalt, dann lasse ich mich überraschen. Aber ich nehme nicht bewusst den Pinsel in die Hand und male.

@ Turning Wheel
Du bist halt ein Umwelt-Immersionist, während die anderen Immersionisten, die hier gepostet haben, Charakter-Immersionisten sind.

Und Spannung ist dann nochmal etwas komplett anderes. Klar, mag es Leute geben, denen Immersion unwichtig ist, und denen Spannung wichtiger ist. Aber ebenso ist anderen Leuten Spannung unwichtig und Immersion wichtig. (Oder ihnen ist beides wichtig.)

Offline ArneBab

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #30 am: 24.06.2010 | 08:27 »
Das Problem, dass das Fakten von Fakten seitens anderer Spieler die eigene Immersion stört, hat man auch, wenn der SL alle externen Fakten schafft. Insofern ist das kein Argument.

Bei der SL hat man allerdings *eine* Person, die eine konsistente Welt schaffen muss (konsistent mit der Vorstellung der Spielerinnen). Wenn alleFakten schaffen, muss jeder Beteiligte alle anderen Vorstellungswelten integrieren, d.h. der Kommunikationsaufwand ist höher.
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Offline Crimson King

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #31 am: 24.06.2010 | 08:49 »
Vor dem Lesen dieses Themas war ich eigentlich der Meinung, ich wäre ein immersiver Spieler, weil mir das intensive und möglichst ungestörte und tief emotionale Eintauchen in eine Spielwelt oder in einen Film besonders wichtig ist.

Wenn ich den Beschreibungen hier folge, weiß ich aber nicht mal mehr was Immersion eigentlich sein soll - und wozu das dienen soll.

Gaukelmeisters Definition von Immersion deckt nur einen bestimmten Aspekt ab. Immersion meint allgemein eine Art Realitätsverlust, das Vergessen, dass man sich im Wohnzimmer/Kinosaal/etc. befindet, weil man von fiktionalen oder vorgestellten Erlebnissen so sehr in den Bann gezogen wird. Dies über den Charakter zu erreichen, ist ein Weg, und im Rollenspiel wohl auch derjenige, der mit dem Wort Immersion verbunden wird.
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Offline Gaukelmeister

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #32 am: 24.06.2010 | 09:41 »
Vielen Dank für die zahlreichen guten Gedanken. Ich gehe mal der Reihe nach auf einige Dinge ein.

Yehodan
Ich habe mich bemüht, etwas differenzierter zu betrachten, unter welchen Umständen das Schaffen von Fakten die Immersion hemmt oder vielleicht auch fördert. Dabei habe ich (im Anschluss an Crimson King und Jiba) behauptet, dass das Einführen von Fakten als Teil einer Beschreibung der Handlung des eigenen Charakters immersionsfördernd sein kann. Warum? Weil der Spieler sich in diesem Fall nicht außerhalb der Fiktion mit den anderen Spielern über die Fiktion verständigen muss. Die explizite Absprache (ob nun mit oder ohne Würfelwurf) bringt in jedem Fall eine Distanz zwischen Spieler und Charakter und hemmt somit die Immersion - zumindest wenn man unter Immersion das versteht, was ich angedeutet habe. Wenn der Spieler einfach straight weitererzählt, kann er eher "im Rausch" bleiben. Wenn du das anders siehst, wäre ich gerne an einer Erklärung interessiert. (Der Hinweis auf verschiedene Spielertypen trägt hier mMn nichts, da ich es nahe liegend finde zu sagen, dass unterschiedliche Spielstile unterschiedlich immersiv sind, ohne dass dies irgendwie eine Bewertung des Spielerlebnisses darstellt. Gamisten (um deinen Ausdruck aufzugreifen) spielen halt weniger immersiv, wenn sie als Spieler die Werte ihrer Charaktere checken und sich dann eine Taktik zurechtlegen.)

1of3
Du hast schon recht damit, dass es ein lohnendes Unterfangen wäre, sich im nächsten Schritt darüber Gedanken zu machen, wie das Einführen von Fakten durch Spieler A auf die Immersion der anderen Spieler B, C und D wirkt. Ich hatte das mal rausgelassen. Vielleicht verkompliziert es die Überlegungen hier zu sehr, wenn wir das auch noch mit reinnehmen.

Eigentlich spielt der Spieler, der keine Fakten erschafft und in der Actors Stance bleibt, nicht immersiver als der Faktenschaffer oder Directors Stance/Authors Stance Spieler... er spielt nur durchgängig immersiv.[...] Ich will mich mit dieser These auch ein wenig dagegen wehren, zu behaupten, dass ein SC, der mit durchgängiger Immersion gespielt wird, eher tiefer ist, als ein Charakter, bei dem der Spieler munter die Stances durchgeht. Das muss miteinander nichts zu tun haben.

Vorne Weg: Immersion erzeugt nicht mehr Charaktertiefe. Da stimme ich dir zu. Aber das sollten wir in einem eigenen Thread diskutieren. (Gibt es echt Leute, die so etwas glauben?)

Nicht immersiver, nur durchgängig immersiv - gute Idee. Zunächst: du hast sicherlich recht, dass es keinen notwendigen Zusammenhang zwischen der Dauer von Immersion und der Intensität von Immersion gibt. Man kann sich problemlos jemanden vorstellen, der immer nur kurze, aber dafür extrem intensive immersive Episoden hat. Gleichwohl glaube ich, dass es im echten Rollenspielleben durchaus einen Zusammenhang zwischen Dauer und Intensität von Immersion gibt. Für die meisten von uns dürfte es einen Moment dauern, sich in einen Charakter einzufühlen. Man kommt dann nach und nach besser hinein. (Man könnte mal eine Umfrage machen, in welchen Situationen Spieler ihre intensivsten immersiven Episoden erleben/erlebt haben. Ich sage voraus, dass die mit überwältigender Häufigkeit nicht zu Beginn der Spielsitzung liegen, sondern im späteren Verlauf der Sitzung stattfinden. Eine mögliche Erklärung wäre, dass man dann die ganzen anderen Sachen, die einen so beschäftigen, nach und nach abgeschüttelt hat, und die richtige innere Haltung gefunden hat, um sich ganz in seinen Charakter fallen lassen zu können.) Wenn es richtig ist, dass das Eintauchen ein bisschen Zeit braucht, bis es voll da ist, dann erscheint es mir auch plausibel anzunehmen, dass jemand, der häufig aus seinem Charakter herausspringt, das Spiel weniger immersiv erlebt. (Darüber können wir ja hier mal weiter nachdenken.)

Den Begriff der Immersion würde ich (und das halte ich durchaus für wichtig und sinnvoll) immer nur auf das Spiel als ganzes anwenden, d.h. die Frage der Immersion lautet: Bin ich voll im Spiel involviert?

Gut, dass du das so klar sagst - da kann ich dir glücklicher Weise ebenso klar widersprechen  :) Natürlich könnte man das Involviertsein ins gesamte Spielgeschen als Immersion bezeichnen - aber wieso sollte man das tun? Involviert sein kann ich doch auch bspw. beim Fußballspielen oder in einer politischen Debatte mit Freunden. Hier von Immersion zu sprechen erscheint mir aber schief. Für das Phänomen, das du beschreibst, würde ich eher den Ausdruck, den dieser unaussprechliche Psychologe (Csikszentmihalyi) geprägt hat, verwenden: Flow. Die Leute gehen voll in ihrer Tätigkeit auf. Aber ihre Tätigkeit ist nicht in jedem Fall immersiv.

Ich würde eher folgendermaßen unterscheiden: Erstens mir fehlen Informationen um mir die Erlebniswelt des Charakters vorzustellen, oder zweitens ich muss mich mit Informationen befassen die nicht in die Erlebniswelt meines Charakters gehören. Beides ist unerwünscht, aber auch in gewissem Maße tolerierbar, so lange ich meine Aufmerksamkeit davon abwenden kann.

Darüber muss ich noch mehr nachdenken. Es ist auf jeden Fall richtig, dass Immersion gestört wird, wenn ich unklare Vorstellung über dasjenige habe, worin ich eintauchen will. Wenn ich nicht weiß, wie mein Charakter gerade tickt, dann bricht die Immersion zusammen. Sehr gute Beobachtung, die für mich noch einmal einen neuen Aspekt reinbringt. - Ich glaube, dass der zweite Gedanke zumindest im Wesentlichen dasjenige ist, worüber ich bisher nachgedacht habe.

Wenn man Filme anschaut scheint es da mit der Immersion zu klappen, ohne das man auch nur den geringsten Einfluß auf Charakter oder Setting hat. Also muß Immersion etwas sein das durch andere Dinge als das ausspielen seines Charakters (oder das totate beschränken nur auf seinen Charakter)...

Erzähl mal ein bisschen, was uns das über die Immersion im Rollenspiel lehren kann. - Du bist im Übrigen einem Irrtum aufgessen. Mir geht es nicht darum, notwendige Bedingungen für Immersion im Allgemeinen aufzuführen, sondern Immersion im Rollenspiel besser zu verstehen. Und beim Rollenspiel ist es, anders als bspw. im Film, nun einmal so, dass man mehr oder minder aktiv eine Rolle spielt, einen Charakter führt oder etwas in der Art. Das ist nicht notwendig für Immersion, aber fürs Rollenspiel. Ob es notwendig für Immersion im Rollenspiel ist, ist damit noch nicht entschieden. Vielleicht hindert es auch die Immersion im Rollenspiel. Aber der Filmhinweis trägt in der gegenwärtigen Fassung nichts dazu, diese Frage zu klären. Oder habe ich was übersehen?

Mir ist zum Beispiel gar nicht klar, was der Begriff "Charakter" oder sogar "eigener Charakter" im Bezug auf Immersion für eine Qualität haben soll. Warum kann ein Gegenstand nicht auch Teil einer vollständigen Immersion sein? Welche Eigenschaften hat ein Charakter, damit er sich für die Immersion eignet?

Ich habe Immersion wesentlich als Perspektivübernahme bestimmt. Dadurch erklärt sich, warum Charaktere für Immersion in Frage kommen, unbelebte Gegenstände hingegen nicht.


Geht es bei der Immersion nicht um eine Anteilnahme am Geschehen oder an einer Beschreibung? Lässt eine fiktionale literarische Beschreibung nicht auch zu, dass es dabei ausschließlich um Gegenstände oder sogar um abstrakte Dinge geht?

Wie gesagt: meinem Verständnis zu Folge gibt es keine Immersion ohne Perspektivübernahme. Selbstverständlich gibt es packende Beschreibungen von Gegenständen oder abstrakten Dingen. Aber ich verstehe unter Immersion etwas anderes als Anteilnahme, Mitgerissenheit, Involviertsein oder Flow-Erlebnis.

Gaukelmeisters Definition von Immersion deckt nur einen bestimmten Aspekt ab. Immersion meint allgemein eine Art Realitätsverlust, das Vergessen, dass man sich im Wohnzimmer/Kinosaal/etc. befindet, weil man von fiktionalen oder vorgestellten Erlebnissen so sehr in den Bann gezogen wird. Dies über den Charakter zu erreichen, ist ein Weg, und im Rollenspiel wohl auch derjenige, der mit dem Wort Immersion verbunden wird.

Keine Ahnung, ob ich dem so zustimmen würde. Wohl eher nicht. Denn zurzeit kann ich unterscheiden zwischen Realitätsverlust, Flow und Immersion. Allen drei Sachen entsprechen meinem Verständnis zufolge unterschiedliche Phänomene. Falls jetzt alle Sachen dasselbe bedeuten sollen, brauchen wir halt andere Begriffe, um die Dinge zu beschreiben. Aber (noch) sehe ich die Notwendigkeit dafür nicht.

Boah, das war jetzt viel. Ich habe nicht alles berührt, was gesagt worden ist, und vieles nur angerissen. Aber jetzt muss ich erstmal anderswo weitermachen.
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Offline tartex

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #33 am: 24.06.2010 | 09:41 »
Ich habe mich ja wissenschaftlich mit Computerspielen auseinandergesetzt und muss sagen, dass es für mich immer ein großes Problem war, dass Film- und Spielimmersion den gleichen Begriff benutzen. Denn das Spielimmersion setzt Tätigkeit voraus, während es beim Film scheinbar ganz was passives ist.

Man kann ja auch sagen, dass das Außenweltvergessen beim Tetrisspielen Immersion ist. Tatsächlich würde ich das aber mit dem Zustand Flow umschreiben. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass das Faktenschaffen auch funktioniert, solange der Flow erhalten wird. Man muss halt genau die Balance zwischen Unterforderung und Überforderung halten.

Komplexere Regelmechanismen stören die Immersion (bzw. den Flow?) halt, weil nicht alle in der Gruppe kollektiv gleich tätig sind und so Pausen entstehen. Das wäre wohl Unterforderung für den, der lieber in seiner Vorstellungsblase bleiben will. Wenn nicht genug neue Impulse kommen, bricht der Flow zusammen. Vielleicht ist das gar nicht so anders, wie bei einem Film, den man als fad empfindet, und wo man dann im Gedanken abschweift.

Abgesehen davon: vielleicht definiert das ja meinen Hang zum Director's Stance, dass ich immer - egal ob Film oder Spiel - mitdenke "Ist das jetzt cool!" bzw. "Das könnte noch cooler sein, wenn...". Also selbst in der Immersion, habe ich immer einen gewissen Hang zum Messen meines eigenen emotionalen Barometers. Wie könnte es mir den gefallen, wenn ich es gar nicht (zumindest ein wenig reflektiv) bemerke?
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Offline tartex

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #34 am: 24.06.2010 | 09:44 »
Für das Phänomen, das du beschreibst, würde ich eher den Ausdruck, den dieser unaussprechliche Psychologe (Csikszentmihalyi) geprägt hat, verwenden: Flow. Die Leute gehen voll in ihrer Tätigkeit auf. Aber ihre Tätigkeit ist nicht in jedem Fall immersiv.

Okay, das haben wir wohl parallel getippt.  ;D
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Offline tartex

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #35 am: 24.06.2010 | 09:55 »
Hier von Immersion zu sprechen erscheint mir aber schief. Für das Phänomen, das du beschreibst, würde ich eher den Ausdruck, den dieser unaussprechliche Psychologe (Csikszentmihalyi) geprägt hat, verwenden: Flow. Die Leute gehen voll in ihrer Tätigkeit auf. Aber ihre Tätigkeit ist nicht in jedem Fall immersiv.

Also ich denke, dass Flow schon einen Teil der Immersion im Rollenspiel ausmacht.

Und die nächste Frage: wenn man im "echten Leben" schwierige Entscheidungen treffen muss, tritt man dann nicht in gewisser Weise auch aus der eigenen Emotionalität heraus und fühlt sich nicht mehr? Rollenspielcharakter müssen oft schwierige Entscheidungen treffen. Ich verhandle die dann schon mit der Vergangenheit bzw.Backstory des Charakters, nicht mit mir als echter Mensch, also wahrscheinlich schon immersiv. Da handelt es sich dann aber um moralische Entscheidungen.

Deshalb mag ich z.B. keine Rätsel in Rollenspielen. Denn die beschäftigen immer mich, nie den Charakter. Ich verliere beim Nachdenken auf jeden Fall die Immersion.
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Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #36 am: 24.06.2010 | 10:13 »
Ich habe mich bemüht, etwas differenzierter zu betrachten, unter welchen Umständen das Schaffen von Fakten die Immersion hemmt oder vielleicht auch fördert. Dabei habe ich (im Anschluss an Crimson King und Jiba) behauptet, dass das Einführen von Fakten als Teil einer Beschreibung der Handlung des eigenen Charakters immersionsfördernd sein kann. Warum? Weil der Spieler sich in diesem Fall nicht außerhalb der Fiktion mit den anderen Spielern über die Fiktion verständigen muss. Die explizite Absprache (ob nun mit oder ohne Würfelwurf) bringt in jedem Fall eine Distanz zwischen Spieler und Charakter und hemmt somit die Immersion - zumindest wenn man unter Immersion das versteht, was ich angedeutet habe. Wenn der Spieler einfach straight weitererzählt, kann er eher "im Rausch" bleiben. Wenn du das anders siehst, wäre ich gerne an einer Erklärung interessiert. (Der Hinweis auf verschiedene Spielertypen trägt hier mMn nichts, da ich es nahe liegend finde zu sagen, dass unterschiedliche Spielstile unterschiedlich immersiv sind, ohne dass dies irgendwie eine Bewertung des Spielerlebnisses darstellt. Gamisten (um deinen Ausdruck aufzugreifen) spielen halt weniger immersiv, wenn sie als Spieler die Werte ihrer Charaktere checken und sich dann eine Taktik zurechtlegen.)

Ich höre einen Groschen fallen. Ja, ich habe es mir wohl zu einfach gemacht.
Gerade die Möglichkeit, aus dem Charakter heraus, kleine stimmige Details zu erfinden, fördert die Immersion ungemein, vorausgesetzt, der Gruppenvertrag lässt dies zu. Da der eSeL objektiv sicher nicht in der Lage ist, für jeden Spieler den Detailgrad an Weltbeschreibung zu bieten, der für jeden Mitspieler ein Höchstmaß an Immersion fördert, ist dies eine Möglichkeit, die Spieler zu bevollmächtigen, ihr eigenes immersives Spielerleben zu steigern.

Das ist allerdings ein ganz anderer Beweggrund für Fakten schaffen (PE), so zu sagen "Requisiten für das Darstellen des Charakters erfinden". Wohingegen die Kritiker des Faktenschaffens von einem "Erfinden von Werkzeugen zur Lösung von Herausforderungen" ausgehen.

Aber kann man das wirklich getrennt betrachten? In einer Runde wird doch der eine Spieler mal aus dem einen und der andere Spieler mal aus dem anderen Grund Fakten schaffen wollen. Während der eSeL oder der Rest der Gruppe vielleicht das "Atmo-PE" toll finden, verabscheuen sie vielleicht das "Lösungs-PE". Und "Lösungs-PE" ist m.E. eindeutig weniger immersiv.
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #37 am: 24.06.2010 | 11:10 »
Aber kann man das wirklich getrennt betrachten? In einer Runde wird doch der eine Spieler mal aus dem einen und der andere Spieler mal aus dem anderen Grund Fakten schaffen wollen. Während der eSeL oder der Rest der Gruppe vielleicht das "Atmo-PE" toll finden, verabscheuen sie vielleicht das "Lösungs-PE". Und "Lösungs-PE" ist m.E. eindeutig weniger immersiv.
Klar kann man das abgrenzen, nur sind die Grenzen hier recht schwammig weil von Person zu person sehr unterschiedlich.


Ich denke, daß Faktenerschaffen in einer Weise, die den Spielfluß aufrecht hält oder sogar vorantreibt, definitiv Immersionsfördernd ist. Ein "nö geht nicht" oder ein "würfel mal ob das passt" vom SL ist da auf jeden Fall störender.
Mit dem Spielfluß allerdings kommt die Immersion von ganz allein.

Kann mir mal einer klar machen, was mit dem Begriff "Foreshadowing" gemeint ist?
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #39 am: 24.06.2010 | 14:26 »
Danke für den Link. Mir ist zwar noch immer unklar, wie man das jetzt praktisch einsetzt, aber das gehört thematisch wohl eher woanders hin.
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #40 am: 24.06.2010 | 14:30 »
Mir ist zwar noch immer unklar, wie man das jetzt praktisch einsetzt, ...

Kurzes OT: Na zur Motivationsschaffung... Wenn die SCs sich nicht einmischen, wird es sich wie folgt entwickeln "kurzer Vorausblick - Welt liegt in Trümmern"... :)
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #41 am: 24.06.2010 | 15:27 »
Erzähl mal ein bisschen, was uns das über die Immersion im Rollenspiel lehren kann. - Du bist im Übrigen einem Irrtum aufgessen. Mir geht es nicht darum, notwendige Bedingungen für Immersion im Allgemeinen aufzuführen, sondern Immersion im Rollenspiel besser zu verstehen. Und beim Rollenspiel ist es, anders als bspw. im Film, nun einmal so, dass man mehr oder minder aktiv eine Rolle spielt, einen Charakter führt oder etwas in der Art. Das ist nicht notwendig für Immersion, aber fürs Rollenspiel. Ob es notwendig für Immersion im Rollenspiel ist, ist damit noch nicht entschieden. Vielleicht hindert es auch die Immersion im Rollenspiel. Aber der Filmhinweis trägt in der gegenwärtigen Fassung nichts dazu, diese Frage zu klären. Oder habe ich was übersehen?
Mir ging es erst einmal nur darum aufzuzeigen das die Interaktion mit dem Charakter kein notwendiger Teil der Immersion ist. Immersion wird in allen Medien (Film, Bücher, Hörspielen, Rollenspiel, und was sonst noch alles) durch die Story erschaffen. Natürlich kann es jetzt sein das einige Leute den Begriff Story im zusammenhang mit Rollenspiel gleich wieder in den falschen hals bekommen. Die Geschichte muß mitreißen können und spannend sein, auch muß man sich dafür interesieren worum es geht und dann erst kommt irgendwann auch der Teil in dem es darum geht sich mit dem Charakter und seinen Problemen identifiezieren zu können.

Fakten schaffen hat also nichts mit Immersion per se zu tun, aber es kann hinderlich oder förderlich Wirkungen haben. Förderlich ist es wenn der Fluß der Geschichte beschleunigt wird, wenn es mehr Tiefe schafft. Hinderlich wenn es die Vorstellung anderer Mitspieler zuwiderläuft (dies kann auch durch Dinge geschehen die der Spielleiter einfügt).
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Offline ArneBab

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #42 am: 24.06.2010 | 15:42 »
Für die meisten von uns dürfte es einen Moment dauern, sich in einen Charakter einzufühlen. Man kommt dann nach und nach besser hinein. (Man könnte mal eine Umfrage machen, in welchen Situationen Spieler ihre intensivsten immersiven Episoden erleben/erlebt haben. Ich sage voraus, dass die mit überwältigender Häufigkeit nicht zu Beginn der Spielsitzung liegen, sondern im späteren Verlauf der Sitzung stattfinden.

Bei mir sind es meist etwa 2 Stunden, bis ich in meinem Char drin bin, und nach 8 Stunden spiel nimmt die Runde nochmal so stark an Intensität zu, dass ich sagen würde, dass sie sich nicht nur quantitativ, sondern qualitativ von kürzeren Runden unterscheidet.

Zitat
Wie gesagt: meinem Verständnis zu Folge gibt es keine Immersion ohne Perspektivübernahme. Selbstverständlich gibt es packende Beschreibungen von Gegenständen oder abstrakten Dingen. Aber ich verstehe unter Immersion etwas anderes als Anteilnahme, Mitgerissenheit, Involviertsein oder Flow-Erlebnis.

Was ist es, wenn ich in meiner Vorstellung die Handlungen der anderen Charaktere vor mir sehe und mitfiebere – bei jedem einzelnen?

Das ist, was ich mache, wenn jemand eine Soloszene hat: Ich werfe das Kopfkino an und tauche so weit wie möglich in die Szene ein. Wenn ich dann in meinen Charakter zurückkehre, ist die Szene immernoch plastischer da, und ich erlebe auch meinen Char wieder ein Stück intensiver.
« Letzte Änderung: 24.06.2010 | 15:48 von ArneBab »
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #43 am: 24.06.2010 | 15:46 »
Deshalb mag ich z.B. keine Rätsel in Rollenspielen. Denn die beschäftigen immer mich, nie den Charakter. Ich verliere beim Nachdenken auf jeden Fall die Immersion.

Das geht mir dann so, wenn mein Charakter nicht genauso von dem Rätsel gefesselt wäre.

Eine sehr schöne Erfahrung war für mich zum Beispiel, eine halbe Stunde lang einen Text zu entschlüsseln (Cäsar-Krypt: Buchtstabenvertauschung). Ich war nicht ganz so tief in meinem Charakter, aber sehr tief in der Situation. Da hat aber wirklich mein Charakter dan Text entschlüsselt und war genau wie ich eine halbe Stunde damit beschäftigt.
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #44 am: 24.06.2010 | 16:45 »
Was ist es, wenn ich in meiner Vorstellung die Handlungen der anderen Charaktere vor mir sehe und mitfiebere – bei jedem einzelnen?

Das ist, was ich mache, wenn jemand eine Soloszene hat: Ich werfe das Kopfkino an und tauche so weit wie möglich in die Szene ein. Wenn ich dann in meinen Charakter zurückkehre, ist die Szene immernoch plastischer da, und ich erlebe auch meinen Char wieder ein Stück intensiver.
Das ist auch Immersion.
Allerdings habe ich es schon häufig erlebt, dass ich zwar in der Solo-Szene mitgefiebert und sie auch plastisch vor Augen hatte, dann aber Probleme bekam, wieder in meinen SC zurückzufinden.


Online Maarzan

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #45 am: 24.06.2010 | 16:54 »
Gefesselt sein, Spannung erleben, Mitfiebern ist aber etwas ganz anderes als das Gefühl sozusagen den Charakter wie einen passenden Anzug oder ein wohlbekanntes Wohnzimmer zu empfinden und dieses Empfinden in immer neuen Situationen leicht anders gewürzt zu erleben und neue Details zu entdecken.
Ersteres kann ich auch bei allen möglichen Aktivitäten erleben, letzteres nur beim Rollenspiel.

Immersion wird mir hier in zu vielen Varianten durcheinander geschmissen. Gleich kommt jemand und verweist auf die Immersion im Wasser des sommerlichen Freibads.
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Offline tartex

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #46 am: 24.06.2010 | 17:44 »
Immersion wird mir hier in zu vielen Varianten durcheinander geschmissen. Gleich kommt jemand und verweist auf die Immersion im Wasser des sommerlichen Freibads.

Deshalb sollte der Begriff auch nicht mehr so verwendet werden. Einigen wir uns auf Charakterimmersion, oder ist das immer noch mehrdeutig?
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #47 am: 24.06.2010 | 17:53 »

Ich glaube, dass Immersion dadurch gefördert wird, dass man möglichst vollständig in der Rolle des Charakters aufgeht. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Immersion dadurch, dass ich eine Distanz zwischen mich in den Charakter bringe, beeinträchtigt wird. Auf Distanz bringe ich den Charakter bspw., wenn ich darüber nachdenke, dass es ja nur ein Charakter in meiner Vorstellung ist. Distanz kommt auch ins Spiel, wenn ich mich Dingen zuwende, die nicht den Charakter, sondern mich als real existierende Person betreffen, bspw. wenn ich den Pizzaservice anrufe, die Fußballergebnisse checke oder einen Post fürs Forum verfasse.
So betrachtet hast du recht - das Definieren von Fakten schafft Distanz zum Charakter, da ich es als Spieler und nicht als Charakter tue, was so betrachtet der Immersion unzuträglich ist. Ich sehe darin nur kein Problem, weil ich eine 100% Immersion nicht für erstrebenswert halte.
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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #48 am: 24.06.2010 | 22:40 »
1.) Halte ich das Herbeierzählen von Fakten für wesentlich weniger immersionsstörend als den Griff nach den Würfeln oder nach dem Charakterbogen, und einen Wert nachzuschauen.

2.) Stimme ich Surtur zu - in Szenen, in den dramatische Entscheidungen notwendig sind, bin ich zwar gern ganz dicht am Charakter dran, aber in vielen Szenen ist das eben nicht so, und da wechsele ich lieber meine Stances hin und her.


Mir fällt auf, dass als Beispiel für Fakten schaffen immer wieder die Herbeierzählung einer Waffe hergenommen wird. Dazu muss ich aber sagen, dass (in den meisten System) der Kampf für mich sowieso nicht immersionsfördernd ist. Schlimmer noch als der Griff nach den Würfeln und irgendwelches Gerechne ist da die Tatsache, dass jeder mal drankommt und man notgedrungen warten muss - und das in einer Szene, in der der Charakter bestimmt nicht warten würde. Und da finde ich es näher am Charakter, wenn ich über seine Handlungsoptionen auch außerhalb vorgeregelter Manöver nachdenken kann und mir zum Beispiel irgendwas in der Umgebung überlege, was ich jetzt einsetzen könnte.
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Eulenspiegel

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Re: Stört Fakten zu schaffen die Immersion?
« Antwort #49 am: 25.06.2010 | 00:07 »
1.) Halte ich das Herbeierzählen von Fakten für wesentlich weniger immersionsstörend als den Griff nach den Würfeln oder nach dem Charakterbogen, und einen Wert nachzuschauen.
Die größte Immersion hat man imho, wenn überhaupt nicht gewürfelt wird, sondern der SL externe Fakten einfach erzählt. (Und der Spieler interne Sachen des SCs einfach erzählt.)

Aber ich bin momentan (abgesehen von Dread) sowieso in meiner Freeform-Phase. (Aber vielleicht legt die sich wieder.)