Autor Thema: Allgemeines Philosophieren über Musik  (Gelesen 5436 mal)

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Offline Timberwere

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Allgemeines Philosophieren über Musik
« am: 20.07.2010 | 01:18 »
Heute beim Autofahren ist mir etwas aufgefallen, für das ich erst einen ganz eigenen Thread eröffnen wollte. Aber da sich das Thema ziemlich schnell totgelaufen haben dürfte, dachte ich, ich eröffne statt dessen einen "allgemeinen Philosophierthread" über Musik.

Und fange einfach mal an mit dem, was mir da eben heute aufgefallen ist.

Songtitel, die in Rudeln auftreten

Im Film kennt man das ja schon länger. Jedes Jahr gibt es irgendwie zwei Vertreter zum selben Thema, seien es Vulkanausbrüche, Marslandungen oder was auch immer. Aber dass dieses Phänomen auch im Musikgeschäft zu existieren scheint, war mir bisher neu.

Aber im Radio werden momentan 3 Songs rauf und runter gespielt, deren Titel alle aus Insekten bestehen: Owl City mit "Fireflies", Robert Francis' "Junebug" und a-ha mit "Butterfly, Butterfly".
Und das gab es mindestens schon einmal vorher, Anfang der 80er, als ständig Pat Benatars "Shadows of the Night", Mike Oldfields "Moonlight Shadow" sowie "Shadow on the Wall", ebenfalls aus dem Oldfield-Stall, im Radio liefen. (Ich weiß das deswegen noch, weil auf meiner allerersten selbstaufgenommenen Kassette diese drei Lieder ziemlich direkt hintereinander kamen, was aber eigentlich keine Absicht gewesen war, weil ich völlig randomisiert auf "Aufnahme" drückte, wenn ein Lied anfing, das mir gefiel.)

Ist euch das auch schon mal aufgefallen? Kennt ihr vielleicht andere Beispiele?

—-

Im übrigen gebe ich diesen Thread frei auch für alle anderen Nachdenkereien in Sachen Musik.
« Letzte Änderung: 20.07.2010 | 01:20 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #1 am: 9.08.2010 | 17:21 »
Mir fallen da als Beispiele nur die Lieder zu den FussballWMs und zu den Olympiaden ein.

Da ist aber dieses Jahr interessant dass die zwei wichtigsten Lieder (Waka waka von Shakira und Waving Flag von K'naan) eigentlich im Original überhaupt nichts mit Fussball zu tun haben. (Waka waka ist ein Walking Song von Kameruner Soldaten und Waving Flag ist ein Protestsong ). Ein drittes, erfolgreiches Lied (Helele) hat wiederum im Original überhaupt nichts mit Afrika zu tun (Es heisst im Original Aieaoa und wurde von Le Monde Fabuleux Des Yamasuki als pseudojapanisches Dancesong aufgenommen).

Solche Sinnänderungen der Originallieder finde ich sehr spannend.
Ich bringe da einfach noch zwei weitere bekannte Beispiele:
Eminem - Stan(Original: Dido - Thank You):
Im Originallied singt Dido, davon dass ihre Liebe zu ihrem Freund sie durch den Alltag bringt und wie stark das ihr normales Leben versüsst. Und dafür dankt sie ihm.
Bei "Stan" geht es um einen Fan von Eminem, der seine Liebe zu seinem Idol zu weit treibt. Schliesslich fährt seine Frau und sein ungeborenen Sohn in den Tod. Es wird immer nur die erste Strophe von "Thank You" gespielt. Doch hier klingt sie so, als wäre die Stans Liebe zu seinem Idol eine verzweifelte Reaktion auf sein eigene graues und frustrierendes Leben.

Jimi Hendrix - The Star-Spangled Banner:
The Star-Spangled Banner ist die amerikanische Nationalhymne. Alleine durch sein Spiel auf der Gitarre baute er viele Kriegsgeräusche wie Maschinengewehrschüsse und Fiegerangriffe mit ein. Dadurch wurde aus dem Lobgesang auf die eigene Heimat, die Hymne eines kriegerischen Volkes.

Kennt Ihr noch andere interessante Liederveränderungen?

EDIT: Rechtschreibfehler. (Spangled statt Sprangled)
« Letzte Änderung: 9.08.2010 | 19:57 von 6 »
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #2 am: 9.08.2010 | 18:16 »
@Preuß: "spangled", nicht "sprangled". ^^
ErikErikson: Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Speer am besten einführe.
kirilow (IRC): Ich denke mir aber, dass Du gerne ein Misanthrop wärst.
oliof (IRC): Zornhau: Ich muss gleich speien.

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #3 am: 9.08.2010 | 18:25 »
Ist euch das auch schon mal aufgefallen? Kennt ihr vielleicht andere Beispiele?

Nicht direkt, aber so ähnlich.

2007 veröffentlichten The Chemical Brothers ihr 6. Studioalbum mit dem Titel We Are The Night. Zwei Jahre später erschien das 6. Studioalbum von The Crystal Method, die so etwas wie die amerikanischen Chemical Brothers sind. Titel ihres Albums: Divided By Night ;)
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #4 am: 9.08.2010 | 18:36 »
Naja, mir fällt da nur ein etwas tiefergehendes Beispiel ein: Bei "Signs" von Snoop Dogg's 2004er Album R&G handelt es sich um eine Interpolation der beiden Songs "Early in the Morning" (The Gap Band) und "Got to Be Real" (Cheryl Lynn).

Außerdem wird der Text der beiden anderen Lieder in "Signs" verarbeitet. Uncle Charlie Wilson zitiert z.B. abgewandelt the Gap Band.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Und Justin Timberlakes Refrain kann als direkte Antwort (Flirt) auf den Text von "Got To Be Real" verstanden werden.

Snoop Dogg feat. Justin Timberlake & Charlie Wilson - Signs
The Gap Band - Early in the Morning (Grundmelodie und 2:50)
Cheryl Lynn - Got To Be Real

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #5 am: 9.08.2010 | 20:55 »
1.
Dass sich Titel ähneln kommt natürlicherweisevor, man schaue sich nur deutsche Volksmusik an. >;D

2.
Lieder für Mädchen: ich sage nur Kaleigh.

3.
Manchmal findet man auch außergewöhnliche Doppel:

Pink FLoyd - Learning to Fly

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

und
John Keats - A draught of Sunshine

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)



« Letzte Änderung: 9.08.2010 | 20:58 von stille_Kritik »

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #6 am: 9.08.2010 | 21:21 »
3 versteh ich nicht

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #7 am: 9.08.2010 | 21:45 »
Bin irgendwann, als ich in einer Keats-Phase war, über die beiden Texte gestolpert, die quasi das gleiche Gefühl beschreiben und fast die gleichen Bilder verwenden. Dabei liegen die auch 200 Jahre auseinander.

Ach und es gibt ja noch das learning to fly von Tom petty und das von Foo fighters.
« Letzte Änderung: 9.08.2010 | 21:49 von stille_Kritik »

Offline Teylen

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #8 am: 22.08.2010 | 21:45 »
Ein vielleicht etwas zusammenhangloser Gedanke ist das ich die Musik Kategorie "Rock" für viel zu weit halte.
Ich mein da weiß man doch nun absolut nicht ob derjenige Elvis meint (Rockabilly), Bon Jovi (Kuschel-Rock), U2 (Öko Rock), Rammstein (Metal), ZZ Top (Hard Rock?), Kaizers Orchestra, Billy Talent (Brit Pop), Anouk (Poprock?), Ramones (Punk Rock), Wolle Petri (?) oder sonst etwas >_>
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #10 am: 22.08.2010 | 22:16 »
Das sieht aus wie eine Achterbahn bzw. irgendwie wie Surf :D
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Alice Crocodile Coltrane

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #11 am: 22.08.2010 | 22:23 »
Das sieht aus wie eine Achterbahn bzw. irgendwie wie Surf :D

 :D  Ja, stimmt!

Oh, und dieser Song passt auch immer wieder ganz toll zum Thema:
http://listen.grooveshark.com/#/s/Story+of+Bo+Diddley/2pJycG
« Letzte Änderung: 22.08.2010 | 22:28 von Alice »

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #12 am: 23.08.2010 | 17:01 »
Auf eigene Sig verweis. ;D

Alleine die Sparte Metal hat zwischen Doro, Edguy, Gorod, Behemoth, Cynic und Volbeat die gleiche Bandbreite, wie die Popmusik der letzten 50 Jahre zusammen. Vom "Indyrock" mal abgesehen, da dort oft "eine Band - eine eigene Musikrichtung" bedeutet und viele Bands derartig fest an ihr eines Klangkonzept gefesselt sind, dass sie eigentlich nur ein Lied hätten schreiben brauchen.  Ich sage nur mal Billy Talent oder die ganzen The-Bands. In der Branche ist Wiedererkennung der Band nach 3 Takten ein zwingendes Kriterium. Also gibt es dort eine Vielzahl an "Musikrichtungen", obwohl sie sich noch weniger voneinander unterscheiden wie  ThinLizzy von Whitesnake von Motley Crüe von Lynard Skynnard von... Die ich z.B. alle in einen Sack werfe.
Dieser verquantete Umgang mit Innovation ist einfach eine Perversion des Fortschrittsgedankens. Kleinstkariertestes Schubladendenken vom feinsten. Wenn ich könnte würde ich noch einen stärkeren Superlativissimus culminissimus wählen. >;D

Meine Abscheu für diese  musikalische Perversion (die der Abart im Metal ähnelt, wo versucht wird die kleinsten Nuancen der Musik im Namen der Richtung unterzubringen: epic femalevoices dutch gothicmetal brrrrrr) wird nur von der lahmarschigkeit des Klassik-konsumierenden Publikums übertroffen.
Dieses setzt sich aus Menschen zusammen, die oftmals nur gelernt haben eine lurze Auswahl an gefidel zu ertragen, um sich im KOnzertsaal präsentieren zu können. Diese Kunstkenner halten kandinsky für einen modernen Maler und hängen sich Paul Klee an die Wand, weil es so schön anspruchsvoll und unnachvollziehbar ist (Das muss modern sein!). Was nicht 100 Jahre tot ist, wird nicht gespielt und was noch lebt, ist noch nicht geadelt.
Die Zeiten sind etwas schneller geworden! Der Tod des Komponisten verbessert die Musik nicht. Einzig die Gewöhnung an das Geräusch lässt es erträglich werden und es findet ein breiteres Publikum. Just in den letzten jahren erlebt Gustav mahler eine Renaissance. Als er zu Lebzeiten zwar schon viel gespielt, aber ähnlich wie Holst vom Namen der Dirigenten getragen wurde, hat es die Oberschicht gelernt das schiefe Gedudel zu ertragen...
Und was lese ich neulich: Schönberg wird gespielt. Entdeckt die breite Klassikwelt jetzt die 12-Ton-Musik? Erbärmlich, dabei gibt es auch heute noch Genies! Es gibt aber keine Anerkennung und kein Geld mehr für sie. Hans Zimmer könnte ein neuer Verdi sein, wenn er ohne Zeitdruck und nur mit selbstgewählter Inspiritation werkeln dürfte...
Dann gab es andere "neue" Komponisten, wie Phill Glas, der die Klassische Welt mit seiner minimalen Musik revolutionierte...blablabla. Die französische Synthie-Szene kannte das schon seit 20 Jahren und in der Zwischenzeit gab es mit Techno, Rave, Gabba, Trance, Goa, House, Ambient, Esomucke und und und Zig neue Musikrichtungen des gleichen Konzeptes und in jeder genialere Kompositionen als Glass' Werk.

Es wird Zeit, dass ein neuer Wagner auftritt, ein Erneuerer, die polarisiert und Einfluss hat. Es wird Zeit, dass ein neuer Mendelsohn-Bartholdy erscheint, der den Menschen neue Bilder in seinen Stücken zeigt, ein neuer Schubert, der sich eines Genres annimmt und es auf höchstem Niveau in die Klassiklandschaft einführt.

Liebe Intendanten, erkennt die neuen Genies und stellt sie neben die alten. Ich habe Aufführungen gesehen, die Mahler mit Ligeti, Saint-Saëns und Grieg kombinierten und so jedem schmackhaft wurden.
spielt Bach neben Cynic, holt den Jazz in die Philharmonie, durchbrecht die Grenzen zwischen den Genres, gebt den Genies, die außerhalb der Klassik zu Hause sind die Möglichkeit ihr Schaffen in ganz andere Bereiche auszudehnen.
Angst ob des Anspruches braucht nicht zu bestehen und ein Publikum das Mahler verlangt, wird morgen Stücke von Death akzeptieren, wenn die Klangsprache ein wenig angepasst wird.
mit Sicherheit gibt andere Musikliebhaber, die andere Musikrichtungen hören und dort andere passende Genies kennen.
Vielleicht entwickelt sich dann endlich einmal erneut ein lebendiger Dialog in den Leichenhallen der Konzertsäle, wie er noch vor hundert Jahren bestand.
Schön wäre es.
« Letzte Änderung: 23.08.2010 | 17:37 von stille_Kritik »

Alice Crocodile Coltrane

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #13 am: 24.08.2010 | 18:33 »
Liebe Intendanten, erkennt die neuen Genies und stellt sie neben die alten.

Yeah!
Und liebe Hörer: Erweitert euren auditorischen Cortex  ;D

Offline Gorbag

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #14 am: 24.08.2010 | 21:15 »
Meine Kentnniss für die moderne klassische Musik ist ungefähr genau so groß wie die der alten Klassik und somit enthalte ich mich zu dem Punkt auf Grund akuten Halbwissens (wenn überhaupt).

Was mich aber durchaus auch schon länger und wiederholt nervt ist die penetrante und immer weiter getriebene Aufdröselung von Musikgenres in Subgenres bis zur unkenntlichkeit. Rock mag zu wenig sein um eine Musikrichtung gut zu beschreiben, aber es ist ein erster Anhaltspunkt. Die Notwendigkeit für eine gewisse Tiefe mag also bestehen, aber man verpasst es den Schlussstrich zu ziehen, da werden Unterkategorien geschaffen wie Bluegrass, die von ihren dutzenden Geschwistern teils nur innerhalb einer 30 Minütigen Songanalyse unterschieden werden kann und dann teils nur von Profis.
Schlimmer wirds dann, wenn Genres den anschein erwecken als wären sie nur ins Leben gerufen weil der Autor eine andere Geisteshaltung hat als der Rest seiner Kollegen, im Extremfall eine die nicht mal im Text wieder zu erkennen ist. Wenn man bis in letzte Detail bohrt mögen Unterscheidungen zwischen White Metal, unblack MEtal und Co. ja ihre Berechtigung haben, aber solche Detailgrade bei der Musik braucht man Teils doch nur im Extremfall.
Das Schlimme ist dann aber das es teilweise Fans gibt die sich an genau einer solchen Untermusikrichtung festklammern und diese Überflüssigen Detailunterscheidungen dann ihren Mitmenschen aufdrängen wollen. Dabei fängt doch bei den meisten dieser kleinst Genres die Grenze zu anderen ähnlich großen Genres an zu verschwimmen.

El God

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #15 am: 24.08.2010 | 21:21 »
Die wirklich guten Musiker lassen sich ohnehin nicht in diese Genres einordnen, sondern können i.d.R. viele verschiedene Stile bedienen und bedienen sich aus verschiedenen Stilen. Mit den eher eingefahrenen Stilistiken des eigenen Genres Fanwünsche zu befriedigen, wird immer einfacher, je länger man sich einen Namen machen kann - dann aber auszubrechen und neue Wege zu beschreiten, ist viel interessanter.

Alles natürlich IMHO.

Offline Crimson King

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #16 am: 24.08.2010 | 21:30 »
Stilrichtungen helfen beim Diskutieren über Musik schon weiter. Man muss den Wahnsinn mit maximal aufgedröselten Stilnamenmutationen ja nicht mitmachen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

MadMalik

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #17 am: 24.08.2010 | 21:43 »
Ich weiß das deswegen noch, weil auf meiner allerersten selbstaufgenommenen Kassette diese drei Lieder ziemlich direkt hintereinander kamen, was aber eigentlich keine Absicht gewesen war, weil ich völlig randomisiert auf "Aufnahme" drückte, wenn ein Lied anfing, das mir gefiel.)

Das Problem ist, bzw war, dass du die Musik getötet hast und damit jedwede Hoffnung auf Innovation oder Vielfalt.


Offline Timberwere

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #18 am: 25.08.2010 | 09:41 »
Das Problem ist, bzw war, dass du die Musik getötet hast und damit jedwede Hoffnung auf Innovation oder Vielfalt.

Ich war zwölf. :)
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #19 am: 25.08.2010 | 11:07 »
Und liebe Hörer: Erweitert euren auditorischen Cortex  ;D
Auf die moderne E-Musik bezogen:
Gib mir einen Leitfaden an dem ich mich in die Musik reinhören kann und dann erweitere ich gerne meinen Cortex.

Wenn ich mir allerdings jetzt z.B. Stockhausen anhöre, dann muss ich gestehen, dass ich damit garnichts anfangen möchte.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #20 am: 25.08.2010 | 11:37 »
Auf die moderne E-Musik bezogen:
Gib mir einen Leitfaden an dem ich mich in die Musik reinhören kann und dann erweitere ich gerne meinen Cortex.

Was magst du denn und was nicht?

Zitat
Wenn ich mir allerdings jetzt z.B. Stockhausen anhöre, dann muss ich gestehen, dass ich damit garnichts anfangen möchte.

:D Dann rate ich dir, ihn zu singen. Das ist nämlich total lustig. Ham wir im Chor sogar mal in einer Messe gebracht und es kam gut an.

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #21 am: 25.08.2010 | 12:06 »
Was magst du denn und was nicht?
Auf Klassik bezogen gefällt mir Mozart und Barock eigentlich sehr gut. Bei der Romantik kommt es auf die Stimmung drauf an. Mahler ist ja glaube ich quasi der Begründer der Soundtracks. Damit kann ich auch ne Menge anfangen. Der Bolero ist auch klasse. Danach wirds aber sehr düster bei mir.
Im Jazz kann ich je nach Stimmung bis zum Cool Jazz und manchmal sogar Free Jazz hören.
Im Pop- und Rock-Bereich wird es dann aber weitläufiger. Ich glaube allerdings nicht, dass mir der Bereich den moderen E-Bereich erschliessen lässt..
Zitat
:D Dann rate ich dir, ihn zu singen. Das ist nämlich total lustig. Ham wir im Chor sogar mal in einer Messe gebracht und es kam gut an.
Ohje. Da Singen lasse ich lieber. Sonst fängt Barbara wieder an zu schreien. ;)
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #22 am: 25.08.2010 | 12:10 »
Auf Klassik bezogen gefällt mir Mozart und Barock eigentlich sehr gut. Bei der Romantik kommt es auf die Stimmung drauf an. Mahler ist ja glaube ich quasi der Begründer der Soundtracks. Damit kann ich auch ne Menge anfangen. Der Bolero ist auch klasse. Danach wirds aber sehr düster bei mir.
Im Jazz kann ich je nach Stimmung bis zum Cool Jazz und manchmal sogar Free Jazz hören.
Im Pop- und Rock-Bereich wird es dann aber weitläufiger. Ich glaube allerdings nicht, dass mir der Bereich den moderen E-Bereich erschliessen lässt..

Da bist du doch schon recht breit aufgestellt.
Was verstehst du denn unter dem modernen E-Bereich?

Zitat
Ohje. Da Singen lasse ich lieber. Sonst fängt Barbara wieder an zu schreien. ;)

Hi hi  :D

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #23 am: 25.08.2010 | 12:31 »
Was verstehst du denn unter dem modernen E-Bereich?
Eigentlich alles was nach Mahler kommt. Ich habe da immer den Begriff "Neue Musik" im Ohr.
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #24 am: 25.08.2010 | 12:34 »
Eigentlich alles was nach Mahler kommt. Ich habe da immer den Begriff "Neue Musik" im Ohr.

Vielleicht muss/kann man das ja garnicht mögen :D

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #25 am: 25.08.2010 | 12:42 »
Vielleicht muss/kann man das ja garnicht mögen :D
Klar. Dazu muss ich aber erstmal verstehen, was die da eigentlich treiben.

Ich hatte ein ähnliches Defizit in der bildenden Kunst. Ich konnte mit allem ab Impressionismus nichts anfangen. Das waren für mich irgendwelche farbliche Kritzelleien auf denen ich nichts erkennen konnte. Zum Glück hatte ich einen Kunstlehrer, der uns damals sehr gut erklärt hat, was das alles sollte. Seitdem verstehe ich den Impressionismus und den Surrealismus und mir gefallen die Bilder unheimlich gut. (Ich habe 2 Bilder von Claude Monet bei mir zuhause hängen. "Das Reich der Lichter" von René Magritte wird wohl über kurz oder lang auch noch dazu kommen.)
Mit den jungen Wilden kann ich allerdings immer noch nichts anfangen. Aber ich weiss, was sie mit ihren Kunstwerken ausdrücken wollen.

Dieser Zugang fehlt mir bei der modernen E-Musik eigentlich komplett.
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #26 am: 25.08.2010 | 12:47 »
Wenn ich mir die Liste aus Wiki so anschaue habe ich auch den Eindruck, dass Leute zwanghaft nach was Neuem suchen:

Zitat
   * Aleatorik  (Würfelzufall): John Cage, Earle Brown, "gemäßigte Aleatorik": Witold Lutoslawski
    * Neodadaismus (ab etwa 1968)
    * Elektronische Musik: Herbert Eimert, Karlheinz Stockhausen, Gottfried Michael Koenig
    * Verwendung von Alltagsgeräuschen, Musique concrète: u. a. Pierre Schaeffer, Pierre Henry, Luc Ferrari auch Dandy Desmond
    * Erweiterung traditioneller Spieltechniken: Helmut Lachenmann und der junge Krzysztof Penderecki
    * Mikropolyphonie, Klangfarbenmusik: György Ligeti, Erhard Grosskopf
    * Stilpluralismus, Collage: Bernd Alois Zimmermann, Alfred Schnittke, die Sinfonia von Luciano Berio.
    * Minimal music in Amerika: u. a. Terry Riley; Steve Reich, Philip Glass, John Adams.
    * Ereignisarme, meditative und einzelklangorientierte Musik, ebenfalls vor allem in den USA, der Minimal Music gedanklich nahestehend, jedoch unter Verwendung anderer Kompositionsprinzipien (keine Patternbildung): Morton Feldman, George Crumb, in Deutschland Peter Michael Hamel und Walter Zimmermann
    * in Deutschland: Neue Einfachheit; Zu ihren Vertretern zählen u. a. Hans-Jürgen von Bose, Peter Michael Hamel, Wolfgang Rihm, Manfred Trojahn, Detlev Müller-Siemens
    * Neue Komplexität (new complexity): Weiterführung serieller und konstruktiver Verfahren; oftmals Betonung des Performativen. Hauptvertreter: Brian Ferneyhough sowie dessen Schüler Claus-Steffen Mahnkopf
    * Musique spectrale vor allem in Frankreich: Harmonie und Melodie werden aus den akustischen Gegebenheiten des Klanges heraus definiert, Initiator war Gérard Grisey, ein Hauptvertreter und immer wieder zitiertes Vorbild ist Tristan Murail.
    * Algorithmische Komposition: Komposition mit Hilfe computergenerierter Strukturen - Hanspeter Kyburz, Enno Poppe. Zu den Pionieren dieses Gebiets gehört auch der o.g. Gottfried Michael Koenig.

Und ich bin mir nichtmal mehr sicher, ob das wirklich Stockhausen war, den wir gesungen haben.
Ich erinnere mich nur noch an Textfezen wie "Omo wäscht weisser" und "Haptdandung"...
Noten gab es natürlich keine... nur so Zickezacke und Wortkreationen.
« Letzte Änderung: 25.08.2010 | 12:54 von Alice »

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #27 am: 25.08.2010 | 13:03 »
Das glaube ich Dir gerne.
Aber gerade Stockhausen wird z.B. als direkter Einfluss von recht vielen U-Musikgruppen genannt (Einstürzende Neubauten, Tangerine Dreams, Brian Eno usw).
Also irgendwas Anderes als "Hauptsache was Neues" muss da doch dran sein...
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #28 am: 25.08.2010 | 13:11 »
Das glaube ich Dir gerne.
Aber gerade Stockhausen wird z.B. als direkter Einfluss von recht vielen U-Musikgruppen genannt (Einstürzende Neubauten, Tangerine Dreams, Brian Eno usw).
Also irgendwas Anderes als "Hauptsache was Neues" muss da doch dran sein...


Na ja, ist wie beim Brainstorming.
90% Crap.
10% echte Inspiration.

Manchmal ist das eben ein guter Weg um sich von alten Denkmustern zu befreien.

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #29 am: 25.08.2010 | 13:39 »
Hm... ist zwar unbefriedigend für mich, aber es wird wohl so sein.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #30 am: 25.08.2010 | 13:43 »
:)  Siehst du das wirklich als Lücke an, wenn dir etwas nicht zugänglich ist?
Ich hab Kafkas Prozess beim ersten Lesen in die Ecke gepfeffert.
Dieser hilflose Alptraum war mir einfach zuwider.
Alles zu seiner Zeit. Später hab ich ihn plötzlich gern gelesen.

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #31 am: 25.08.2010 | 13:51 »
Es macht so eine Freude über dieses Thema zu blubbern und sich zu empören! Da schlägt mein deutsches Herz durch mein poliertes Selbstbild eine Delle nach Außen! Jammern, bis der Arzt kommt, Ansprüche stellen und von anderen fordern, etwas zu machen...ach, die Politik soll es per gesetz erzwingen. So geht das doch!? nagut weiter im Geblubber:

Stockhausen als extremer Vertreter der Seriellen Musik ist für ein paar sehr drollige (vermeintliche) Paradoxa verantwortlich. So hören sich für den Hörer ohne Notenblatt und Textmarker und Klarsichtfolie mit andersfarbigen Folienstiften und einem Hang zum dechiffrieren, die Stücke doch recht nach John Cage an.
Ab einer gewissen Komplexität kann der Mensch einfach nicht mehr folgen.

Ich habe gerade im Focus einen kurzen Artikel gelesen, in dem Howard Shore (HdR-Score) verneint, dass Filmmusik die neue Klassik sei. Es hörte sich so an, als würde er sie irgendwo zwischen ernster Musik und Unterhaltungsmusik einordnen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Er freut sich darüber, dass so ganze Familien ihre Scheu vor dem großen Orchester verlieren und geht soweit an Hand der Lieblingsstücke auf alte Komponisten zu verweisen, die das Stück stark beeinflusst haben (hier Anton Bruckner,
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
). Er will Verständnis säen und Begeisterung nähren.
Das ist Publikumsarbeit! Ohren öffnen mit Hilfe moderner Themen (HdR als Film ist das Thema, das interessiert und die Bilder sind die Unterstützung).

Manchmal müssen die abgefahrenen Komponisten ihre Hörerschaft abholen... Das Credo, dass ernste Musik nicht genießbar sein darf, ist mMn falsch. Zu Bachs Zeiten wurde Musik erklärt und die elitären Zuhörer waren Kenner und das wurde geschätzt. Aber Bach war nicht nur kompliziert, er hat sich ins Kniegeschossen, sein Ohr an den Ellenbogen genagelt (Fuge) und trotzdem noch ganz hübsch getanzt... Stockhausen hat sich von diesem Anspruch befreit und auf rein intellektuelle "Schönheit" durch reine Form gesetzt. Das ist aber leider keine musik für Menschen mehr...zumindest ist es eine Musik, die sehr schwer zu erarbeiten ist.

Es scheint mir fast, als würden schneller immer neue Konzepte gesucht und auch schnell wieder abgelöst werden. Dahinter steckt ein interessantes Fortschrittsdenken, dass "neuheit" einen eigenen Wert zumisst. ungeschickt und holprige Originalität zählt hier mehr als ein Meister des Alten.
Der Vergleich zwischen den Musikrichtungen findet nicht mehr wie früher über die Beliebtheit beim Publikum statt sondern abgelöst davon.
mMn liegt das einerseits am fehlenden, fähigen Publikum und andererseits an einer recht punkigen Einstellung der Komponisten, in anderen Worten Angst vor alten Konzepten.
Oder Positiv ausgedrückt: Experimentierfreude vs. Publikumsmusik

Seit den zwnaziger Jahren des letzten Jhd. hat sich der Malkasten der klassischen Musik um eine Unzahl an Farben erweitert. z.B. Cluster, Klangfarbenmelodien, Mikrointervalle, 12Ton, Serielle Musik, Eventmusik(Improanweisungen wie in der ALeatorik), systematische Komposition mit Hilfe von Algorithmen, neue Instrumente (Der gestimmte Motor aus den 20ern), zeitliche und sogar räumliche Neugestaltung (gestimmte Stufen in einem Einkaufszentrum und Computer, die das Konzert der Passanten begleiten...)...

Langsam könnte der Umschwung kommen; die Phase der Horizonterweiterung und Entdeckungen sollte von einer der Allgemeinbildung abgelöst werden. Nach Sturm und Drang eine neue Klassik, nach kleinem Rebellentum eine neue Revolution.



@King Crimson
Jepp ein Vokabular um eine Musik recht direkt beschreiben zu können hilft ungemein. Die Sprüche und Slogans wie " Porno Postpop" sind dann schon wieder so pralle, dass sie eher zum künstlerischen GEsamtkonzept der Band gehören und in den Stildiskussionen getrost ignoriert werden sollten. (Schade um die Alliteration, aber das Leben ist halt kein ponyhof. ;D)
« Letzte Änderung: 25.08.2010 | 14:18 von stille_Kritik »

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #32 am: 25.08.2010 | 14:00 »
Hui, ein sehr leidenschaftlicher Beitrag  :)
Aber Bach schwer?
Fand ich bis jetzt garnicht.
Jedenfalls nicht im intellektuellen Sinn.
Aber ich kenn auch noch nicht so viel im allgemeinen.
Wenn mir etwas gefällt bleib ich lange daran kleben, ehe ich mich auf was Neues einlasse.

Soeben beschloss ich, dass ich wieder singen will.
Und damit werde ich anfangen:

Messe h-moll BWV 232: Nr. 24 Agnus Dei
Komponiert von Johann Sebastian Bach
http://www.youtube.com/watch?v=_PqqLWKGKck
« Letzte Änderung: 25.08.2010 | 14:09 von Alice »

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #33 am: 25.08.2010 | 14:12 »
Edit: ups, habe ein Stockhausen eingesetzt. das Schwer bezog sich auf dessen Musik.

Bach setzte halt sehr hohe formale Ansprüche an seine Stücke. Sie sind enorm durchstrukturiert. Wenn jetzt nun, um beim Lieblingsbeispiel zubleiben, in einer Fuge das Motiv vorwärts, wie rückwärts, tonhöheninvertiert usw. schön klingen soll, die Übergänge regelmentiert sind und dieses Motiv mit ein oder zwei oder drei anderen am Ende ein letztes schönes ergeben soll, ist das schon eine sehr schwere komplexe Musik, im Sinne von dicht/durchdacht/tief/Anspruch. (Frank Zappas 157/183stel Takte oder die Schubertschen Klaviestücke sind natürlich etwas schwerer zu spielen. ;D )

Diese Formideen kann man ja auch umsetzen, ohne auf die Hörbarkeit zu achten...dann hat man wieder so etwas wie echte ernste Musik. :P
« Letzte Änderung: 25.08.2010 | 14:19 von stille_Kritik »

Alice Crocodile Coltrane

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #34 am: 25.08.2010 | 14:26 »
Ja, ich denke ich verstehe was du meinst.
Aber Bach machte ja die ganze Arbeit.
Wie er zu komponieren wäre intellektuelle Schwerstarbeit.
Die ganze Arbeit die in seinen Werken steckt zu begreifen ebenso.
Aber ihn einfach zu geniessen?
Das ist wie eine köstliche Torte zu essen ohne zu wissen, wie sie zubereitet wurde.

Im Gegensatz dazu finde ich Benjamin Britten anstrengend zu hören.
Weil er Sachen macht, mit denen ich vorher nicht rechne.
Trotzdem finde ich ihn grossartig.
Aber ich höre ihn nicht annähernd so oft wie Bach und hab mehr Mühe, was von ihm singen zu lernen.

Ich denke du hast recht mit deiner Forderung, dass Musik unterhalten sollte.
Aber Leute sind darin unterschiedlich, was sie noch als Unterhaltung empfinden.
Und ich bin froh, dass man nicht nur die Bedürfnisse der Mehrheit befriedigt.

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #35 am: 26.08.2010 | 14:31 »
Ich mag das Kuchenbeispiel.
Es ist merkwürdig, dass ich auf einmal in der Position bin, etwas Positives über Bach sagen zu wollen.  ~;D
Wenn ich eine Faszination erleben möchte, die auf Struktur, Kompositionskunst, "Ohr ans knie-nageln und trotzdem tanzen" basiert steige ich auf Musik um, die ich beim Hören stückweise verstehen kann. Ich bin zu faul, mir die Stücke theoretisch zu erarbeiten. Ohne Genuß beim Konsum habe ich keine Muße sie zu entdecken. Dieser kann einerseits durch schnelle Erfolge entstehen (z.B. bei Meshuggah) oder durch Schönheit (z.B. Gordian Knot), Emotionalität ("Pruit Igoe") oder auch durch Fremdartigkeit, die meine Neugier weckt.
Also ich brauche noch eine weitere Ebene, die mir kurzfristig Freude bereitet und weitere, um Langzeitfaszination aufzubauen.

Bei Klassik und moderner klassik ist mir der Genuss und die Faszination sehr wichtig. Da bevorzuge ich asthetisch anspruchsvolle Stücke also solche, die sich auf fremdartige Schönheit konzentrieren solchen, die auf Komplexität aufbauen.
(Ligeti > Bach)

Um zur Torte zurückzukehren: Ich kann nicht backen und Kochbücher lesen ist nicht so schön, wie Kuchen verdrücken. ;D
Ich bin Konsument (und Kritiker....heute ist jeder ein Kritiker! Wenn man es nicht besser weiß, scheißt man halt klug) und fordere konsumierbare Musik.  :gasmaskerly:


Zur Befriedigung der Bedürfnisse der Massen:
Der moderne Verdi/Meyerbeer heißt halt Webber.
Da bleibt Raum, ruhig etwas Anstrengung fordern zu dürfen. Und mit Überzeugung sagen zu können, "ich erkenne diese Musik und sie gefällt mir nicht" ist auch eine positive Erfahrung.
Ich fordere ja nur eine didaktische Herangehensweise und eine Erziehungstätigkeit von Seiten der Intendanten in Verbindung mit dem Mut Neues zu entdecken.

Veilleicht ergibt sich so eine Wiedergeburt des Kammerorchesters... auch mit anderen Instrumenten.
« Letzte Änderung: 26.08.2010 | 14:36 von stille_Kritik »

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #36 am: 26.08.2010 | 14:49 »
Es ist merkwürdig, dass ich auf einmal in der Position bin, etwas Positives über Bach sagen zu wollen.  ~;D

;D

In meinem damaligen Gymnasium konnte man günstige Theater-Jahresabos haben.
Einmal sind die Schauspieler zum Quatschen zu uns in die Klasse gekommen.
Was wir mögen, was wir nicht mögen, wie abstrakt es sein darf, was sie sich dabei gedacht haben und so.
Fand ich saucool.
Das hätte dir sicher auch gefallen  :)

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #37 am: 10.02.2011 | 01:07 »
[Threadnekromantie]
Ich glaube ich habe ein klein wenig Zugang zu der modernen E-Musik bekommen. Und das eigentlich nur über das Analysevideo von Klaus Kauker zu Lenas Taken By A Stranger. Gut. Stockhausen ist immer noch ganz weit weg. Aber so langsam verstehe ich ein klein wenig die Idee hinter den Klängen. :)
[/Threadnekromantie]

EDIT: Link korrigiert.
« Letzte Änderung: 10.02.2011 | 11:38 von 6 »
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #38 am: 10.02.2011 | 11:34 »
@6
Link stimmt i-wie nicht.

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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #39 am: 10.02.2011 | 11:38 »
Stimmt. Damn. Korrigiert.
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Re: Allgemeines Philosophieren über Musik
« Antwort #40 am: 12.02.2011 | 01:01 »
Es gibt da eie Reihe von interessanten Ideen in der e-Musik:

-Atonalität als frischer Zugang zu den Emotionen
-12Tonmusik und in Folge
-Serielle Musik (Muster sind schön...::) )
-Neuinterpretation von Instrumenten und deren Rollen (Klavier als Perkussionsinstrument)
-Klangfarbenmelodien
- Loslösung von alten Kompositionstechniken und Zuwendung zu Konzeptmusik (Aleatorik, Klangexperimente a la "symphonisches Gedicht für 100 Metronome")
-Minimalismus/Repetetive Musik
- Abstrahierung des Musikbegriffes bis hin zu öffentlichen Installationen als komposition, Beteiligung des Publikums, wie bei der berühmten Handysonate, oder Klanginstallationen, wie Windorgeln etc.
-Rückbesinnung auf alte Tugenden (neues von Penderecki), Mut wieder zu DUR und Moll zu greifen
- Fusionprojekte