Autor Thema: Moralische Entscheidungen in einer Söldner-Kampagne - geht das überhaupt?  (Gelesen 10846 mal)

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Offline Skele-Surtur

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Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Eulenspiegel

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Was ist daran einfach?

Inwiefern glaubst du, dass die Vorstellung, Leute mit Skrupeln würden sich einen anderen Job suchen, einfacher ist als die Vorstellung, er würde Söldner werden?

Hättest du geschrieben "zynischer" oder "düsterer" könnte ich das noch nachvollziehen. Aber inwiefern "einfacher"?

Offline Lyonesse

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Ich halte moralische Entscheidungen in einer Söldner-Kampagne für zwingend erforderlich, da alles andere - also Söldner als quasi gemietete menschliche Terminatoren - für mich vollkommen uninteressant wäre. Dann kann ich auch ein Söldner-Computerspiel spielen und da die Aufträge möglichst effizient erledigen - dafür brauche ich keine Leute am Tisch zu versammeln. Und die Realität ist sicher wesentlich komplexer, als die hier beschriebenen Killermaschinen, die für Geld einfach alles machen. Das soll nicht heißen das es diese Leute nicht gibt, aber diese Skizzierung ist doch in erster Linie reines Klischee.
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Offline Feuersänger

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Sicher, die Gefahr besteht, dass man in einer "reinen Söldnerkampagne" relativ einseitige Metzler bekommt. Aber das hat man ja eigentlich in vielen Gruppenkonstellationen. Das ist zwar mal ganz lustig, aber es stimmt schon, auf Dauer wird es langweilig.

Ich sehe jedoch auch abseits des stark idealisierten "A-Team" Szenarios Raum für menschliche Söldner.

Ich habe da z.B. mal einen solchen in einem Mittelerde-Rollenspiel gemacht. Bei dem sah die Geschichte grob so aus: Heimat Esgaroth, dort in einen Söldnerverband rekrutiert, der in den endlosen Kriegen Rhuns gekämpft hat, bis er das Gemetzel nicht mehr mitmachen wollte. In den Westen zurückgekehrt, war er immer noch Söldner, weil er nichts anderes gelernt hat. Bis hierhin war Hintergrundgeschichte, jetzt ging erst das eigentliche Spiel los. Da hat er sich durchaus seine Jobs immer vorher angeschaut, bzw. bei für ihn moralisch nicht tragbaren Entscheidungen einfach nicht mitgemacht.
(Da war Rhovanion auch die ideale Spielwiese, weil es da nicht so glatt "die Bösen sind die Orks" ist, sondern in erster Linie menschliche Faktionen gegeneinander ausgespielt wurden.)

Oder: der D&D-Charakter, den ich gerade in der Schublade liegen habe, und bei nächster Gelegenheit mal spielen würde, fällt auch so in die Kategorie Söldner. Gesinnung Neutral, in der ursprünglich geplanten (aber nicht zustandegekommenen) Gruppe als Bodyguard der Magierin vorgesehen. Die Magierin wäre eventuell Böse (im D&D-Sinne) gewesen. Das hätte sicherlich zu gewissen internen Konflikten geführt, weil Neutral halt eben nicht "dem ist alles wurscht" heisst.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

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Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Lyonesse

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Auf Mittelerde, mit seiner Schwarzweissmoral, stelle ich mir das als Söldner allerdings geradezu paradiesisch vor. ;)
Bei Fantasy fällt mir noch Conan ein, der zwar auch oft als Söldner unterwegs war, aber deshalb noch lange nicht alles gemacht/mitgemacht hat - und auch so mancher Auftraggeber mußte über die Klinge springen, wenn Conan klar wurde, daß man ihn mal wieder verarscht hatte.

Dieses Zitat hab' ich bei Wikipedia gefunden:

„Ich erzähl dir mal etwas über Freundschaften im Söldnergeschäft. Es gibt sehr nette Kerle, mit denen man durch dick und dünn gehen kann, wirklich nette Jungs. Wenn du sie unter großen Druck setzt, ich meine wirklich sehr großen Druck, der sie bis aufs Äußerste belastet, so daß sie meinen, sie müßten am nächsten Tag sterben, dann mußt du mal beobachten, wie sich ihr Charakter verändert. Du wirst sehen, daß aus diesen echten Kerlen richtige Teufel werden können, denen jedes Mittel recht ist.“

– Karl Penta, englischer Söldner 1991 im Balkan: WDR-Dokumentation: Warheads

Da wird doch recht deutlich, daß Gewaltexzesse und moralische Totalausfälle auch durch den wahnsinnigen Druck begünstigt werden, dem solche Leute oft ausgesetzt sind - das gilt allerdings auch für reguläre Soldaten.

« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 15:30 von Lyonesse »
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Offline Quaint

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Irgendwie weiß ich nicht so recht was überhaupt das Problem ist...
Klar können sich Söldner entscheiden, und die hatten zumindest auch mal sowas wie ein Privatleben. Und jedes Mal im Einsatz geht es doch dann teils um hochmoralische Themen wie etwa den Umgang mit Gefangenen. Das der unmoralische Weg da gewisse Vorteile bietet, macht ihn doch überhaupt erst interessant. Und wenn die Charaktere zu gewissenlosen Miet-Killermaschinen werden, dann haben sie doch eine ganze Menge von moralischen Entscheidungen auf dem Weg gefällt und müssen wohl dann auch mal den moralischen Bankrott erklären.
Nur weil man Moral thematisiert, heißt das ja nicht, dass die Charaktere sich gleich gut oder "für den richtigen Weg" entscheiden.

Und ich bin ziemlich sicher, dass Söldnertum auch eine gewisse (wohl eingeschränkte) Moral durchaus beinhaltet. Und ich würde es auch eher so sehen, dass man als Söldner Mietsoldat ist und kein Mietkiller. Und bei aller Kritik an Militär und Soldaten und so - irgendwie ist ein Soldat dann doch ein bißchen was anderes als ein Killer.

Ich habe im Moment eine Kampagne in der die Charaktere sowas wie Shadowrunner und damit mithin sowas wie Söldner sind und in der sie sich ganz großartig in riesige Schwierigkeiten gebracht haben, eben weil sie noch so etwas wie Moral und persönliche Loyalität haben. In der Tat haben sie nämlich versucht einer Bekannten den Hintern zu retten und die Pläne einer finsteren Widersacherin zu durchkreuzen - völlig ohne Bezahlung, bei beträchtlichem Risiko und noch ausstehenden, möglicherweise extrem ernsten, Konsequenzen.

In einer anderen kriegerischen Kampagne waren die Charaktere zwar nicht direkt Söldner, dafür war die Kampagne sehr militärisch. Und sie haben sich bisweilen durchaus unmoralisch/effizient verhalten, wohl für die "gerechte Sache", wohl auch mit gelegentlichem Zweifeln und Hadern, aber dennoch. Und das Fazit am Ende war zwar, dass man gewonnen hatte - aber zu welchem Preis? Die Charaktere waren samt und sonders vom Krieg gezeichnet, insbesondere seelisch. Und ihrem Umfeld ging es da nicht unbedingt besser.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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Offline Lichtschwerttänzer

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So sieht das aus.

Die Charaktere sind ja Söldner. Also Leute, die einfach ohne jegliche Moral, ohne jegliche Werte andere Leute umbringen, weil man ihnen Geld dafür zahlt.
Warum?

Das ist eine Beschreibung, die in der Vorstellung vieler und nicht ganz unbegründet in der Realität auf Soldaten auch zutrifft.

Die ach so angeseheen römischen Legionäre, die Mongolen, Britische Armee, US Kavallerie,. GIs, Grande Armee ... haben da ne Menge auf dem Kerbholz.



Zitat
So ein Massaker haben die Charaktere sicherlich auch schon selbst des öfteren angerichtet. Befehl ist Befehl, oder so...
wie obige gennante auch, auf Befehl oder ohne gegen friedliche unbewaffnete wehrlose Zivilisten, auf Befehl zur Abschreckung, ohne Befehl aber gedeckt von ranghöchsten Vorgesetzten, auf Befehl und gutgeheissen vom Establishment...

Zitat
Von einem Söldner kann man KEINE Moral, KEINE Werte, KEINE Loyalität, KEINE Opferbereitschaft, KEIN Mitgefühl, KEINE Gnade und sowas von überhaupt KEIN Heldentum erwarten.

Erzähl das den Schweizern, die bei der Verteidigung des französischen Königs starben und vorher unter Verweis auf ihren Eid eine Aufgabe ablehnten oder dem Regiment, das im Ritt der Sporen versuchte den König von Frankreich zu rettenn oder den Legionären die bei Camerone starben.

Zitat
Denn aus dem Töten einen reinen Gelderwerb zu machen hat direkt die Voraussetzung, daß man sich von jeglicher Moralvorstellung befreit.
Warum?

Zitat
Ein gläubiger Christ würde den Nekromanten niemals als "Verbündeten auf Zeit" ansehen können.
Wie z.B. eine Wildgans, ein schottischer Bogenschütze...

Zitat
Noch einfacher wäre dies bei Necropolis, wo eine Gruppe Ordenskrieger ALLESAMT mit Moralvorstellungen bis zum Überquellen vollgestopft sind.
Welches Necroplois hast du? In meinem Download habe ich davon nichts gefunden, eher das sie zu willfährigen handlangern der Kirche indoktriniert werden


Zitat
Diese WERDEN die Charaktere in Konflikte stürzen, weil pragmatische Kriegsführung einfach an sich UNMORALISCH ist.
Möglich, Wirklich?

Zitat
Meine Erfahrungen mit Söldner-Kampagnen (und ich kann auf eine ganze Reihe zurückblicken - in unterschiedlichen Genres) waren durchweg so, daß das gesamte, pragmatische Töten auf Befehl oder Töten, weil es die einfachste Lösung ist, ALLE SPIELER in eine bestimmte, rein "effizienzbestimmte" Vorgehensweise bewegt hat, wodurch damit auch alle ihre Charaktere zu ausgesprochen UNMORALISCHEN Schlächtern wurden.
hast du bekommen was du erwartest und bestellt hast oder was du gebaut hast?

Zitat
- Mein Eindruck: Das sind Spieler, die sich vor der ECHT HARTEN Herausforderung einen Charakter MIT MORALVORSTELLUNGEN zu spielen, drücken wollen.
Warum-?  Was ist an der moralischen Dünnbrett Weird Wars Vietnam moralisch interessant oder fordernd?

Erwartest du moralische Entscheidungen oder moralisierendes Gutmenschtum? Für wen trägt der indoktrinierte, zum Kadavedrgehorsam abgerichtete Ordensritter die Verantwortung? Was passiert mit der Familie des Söldners oder mit ihm, meutert oder desertiert er?
Zitat
Meine (mal wieder einseitige) Erfahrung: Der Charakter bekommt in-game von seinen Kameraden die Frage gestellt, was das jetzt soll, daß er da so zimperlich rumtut? Ob er die Mission und alle Mitkämpfer gefährden wolle? Ob er lebensmüde sei? Ob man ihn jetzt und hier und gleich erschießen soll, weil er ein Risiko für die sichere Abwicklung der Mission darstellt, wenn er weiterhin so weicheierig rumzickt? Was soll man denn mit den Gefangenen machen? Die sind nur eine Last und freilassen kann man sie auch nicht, weshalb es einfacher ist den Gefesselten mit dem Kampfmesser die Kehle durchzuschneiden (verbraucht keine Munition und macht keinen Krach).
Ersetze  Söldner durch römische Legionär, britischen Soldaten, Mongolen   und so ethisch waren deren Entscheidungen nicht.
Massaker an Besiegten wenn keine Gefahr bestand, niedermetzeln unbewaffneter Zivilisten u.a. der eigenen Mitbürger
Zitat
all das darf man bei Söldnern NICHT voraussetzen und stellt für einen Söldner eine lebensgefährliche und missionsgefährdende Schwäche dar.
und bei anderen Militärs etc nicht? Römische Legionäre waren da nicht zimperlich, der erste mir bekannte physische Völkermord der Geschichte geht auf ihr Konto.

Zitat
Meiner Erfahrung nach wurden die Söldner mit fortschreitender Spielzeit der Kampagnen immer pragmatischer gespielt, immer abgehärteter, immer weniger mitfühlend.
was IRL mWn mit Kampfeinheiten allgemein passiert.


Zitat
Warum ist denn ein Charakter, der sich weigert Gefangene abzuschlachten, weil die Mission durch einen mitgeschleppten Pulk Gefangener gefährdet würde, überhaupt Söldner geworden?
Weil sonst er und seine Famillie Not gelitten hätten?

Zitat
Warum ist denn ein Charakter, der sich weigert Gefangene abzuschlachten, weil die Mission durch einen mitgeschleppten Pulk Gefangener gefährdet würde, überhaupt (Special Forces ?) Soldat geworden?

Zitat
Das merkt man bei einem kurzen One-Shot mit "Söldner"-Charakteren nicht so, wie bei einer Kampagne im militärischen Rollenspiel (wo es u.a. auch um die Wirtschaftlichkeit der Vorgehensweise geht, weil Munition und Transport usw. GELD kostet!).
unterschied zu anderen Militärkampagnen? Das kostet auch da Geld und muss finanziert werden...

Zitat
Für die Romantiker unter den Kämpfern gibt es die Heiligen Krieger (Glaube gibt die Werte vor)
Tötet die ungläubigen,

Zitat
die Revolutionäre (Wertebasis ist andere Ideologie als die der Herrschenden)
An die Laterne, auf die Guillotine, Genickschuss, jeder Andersdenkende wird muss vernichtet werden, der Revolutionär hat keine Gefühle

Zitat
die Freiheitskämpfer (Widerstand gegen Die Bösen (tm)
Als ob nicht gerade die relativ häufig mit Terror und absoluter Erbarmungslosigkeit sowohl die eigenen Leute als auch den Gegner behandelt hätten.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline aminte

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Ganz einfacher Grund: Derjenige, der für Geld tötet, weiß, dass das, was er tut, böse ist. Aber es kümmert ihn nicht.
Wenn man es noch konsequenter fassen will, dann gibt es für denjenigen der für Geld tötet, keinen moralischen Kategorienraum mehr. Gut und böse sind als Unterscheidungsmerkmale bestimmter Handlungen nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr vorhanden. Zornhaus Ausdruck der "Zynischen Brutalität" trifft es sehr gut. Man muss sich nur mal im normalen Leben umschauen, wieviele Menschen sich am Tag gegen Anweisungen des Vorgesetzten auflehnen. Einer? Wenns hochkommt. Und das sind Leute, die einem Beruf nachgehen, ebenso wie der Söldner einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht. Ob da nun Leute oder Schweine zerlegt werden, spielt glaube ich eher ein untergeordnete Rolle.

Die übergeordnete Moral kann ja auch nur durch eine übergeordnete Instanz verbeitet und getragen werden, die üblicherweise sehr stark unter öffentlicher Kontrolle steht (Medien, Gerichtsbarkeit, Bürgertum). Je weiter entfernt diese Organisationen vom jenem Licht der Massenbtrachtung entfernt sind, desto weniger spielen die ethischen Grundsätze der Offentlichkeit eine Rolle. Und Söldner-Organisationen sind ziemlich weit draußen. Für die Plausibilität dieser These kann man sogar zahlreiche Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zitieren.

Söldner BRAUCHEN eine Moral und zwar die Moral dessen, der sie anheuert PLUS die Moral dessen den sie bekämpfen.

Ja, die brauchen sie als Werkzeug, wie du ja auch schreibst, als praktische Handlungsanweisung für ein Land oder eine Region in der sie gerade arbeiten (ebenso wie andere Leute, die in fernen Regionen tätig sind). Tatsächlich sind Informationen über das Operationsgebiet immer von Vorteil, denn psychologische Kriegsführung dürfte auch bei Söldern mittlerweile zum Standard-Repertoire gehören. Und die Gefahr, um mal zum Thema zurückzukehren, dass der Nekromant zur reinen Informationsquelle verkommt, und damit lediglich ein weiteres taktisches Element darstellt, ist in einem derartgen Setting ziemlich groß.

Offline Rabenmund

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@Zornhau
Zitat
Die Charaktere sind ja Söldner. Also Leute, die einfach ohne jegliche Moral, ohne jegliche Werte andere Leute umbringen, weil man ihnen Geld dafür zahlt.

So ein Massaker haben die Charaktere sicherlich auch schon selbst des öfteren angerichtet. Befehl ist Befehl, oder so...

Interessant. Du spielst in meiner Runde, oder woher nimmst du die Sicherheit sagen zu können, was die Charaktere "schon des öfteren" gemacht haben ? Auch wenn Söldnerkampagnen anscheinend ein Reizthema für dich sind wäre ich mit Unterstellungen Fremden gegenüber etwas vorsichtiger.

Zitat
Von einem Söldner kann man KEINE Moral, KEINE Werte, KEINE Loyalität, KEINE Opferbereitschaft, KEIN Mitgefühl, KEINE Gnade und sowas von überhaupt KEIN Heldentum erwarten.

Stimmt. Denn schließlich gibt jeder Söldner mit Beginn seiner Laufbahn Seele und Gewissen beim Rekrutierungsbüro ab - bzw. wahrscheinlich wurde er schon ohne geboren. Solche Menschen sollte man am Besten gleich an die Wand stellen, dann ginge es unserer Welt besser.  :Ironie:

Ich habe keine Ahnung, wie du leitest oder wen du kennst. Für meinen Teil habe ich andere Erfahrungen gemacht, und ich leite auch nicht erst seit gestern. Da ich hier allerdings keinen imaginären "Wer-hat-die-meiste-Erfahrung"-Schwanzvergleich vom Zaun brechen will... belassen wir es dabei.


Deine Sicht von Söldnern finde ich allerdings recht flach und einseitig. Ich werde hier sicher nicht anfangen, sie zu romantischen Helden zu deklarieren, aber ich denke nicht das ausnahmslos jeder Söldner automatisch ein gewissenloser Killer ist. In meinem Bekanntenkreis befinden sich einige Berufssoldaten, auch zwei, drei aus Spezialeinheiten mit denen ich mich gerne austausche. Natürlich haben sie eine andere Sicht auf Kriege oder laufende Einsätze als ich... aber keiner von ihnen hat auf mich den Eindruck gemacht, das er Töten "unglaublich geil" finden würde.

Zitat
Nur die ethischen Dünnbrettbohrer spielen unethische Schlächter (= Söldner).
Interessant. Ich habe über Jahre hinweg in Shadowrun einen Söldnercharakter gespielt. Und seltsamerweise war er der kühlste Kopf in der Runde, der unnötiges Töten vermieden hat weil es unprofessionell ist; und wahrscheinlich der Charakter mit der ausgeprägtesten und am klarsten definierten Moral.

Genau das Gleiche kann ich bei dem Spieler erkennen, der das Söldnerplatoon als Unteroffizier anführt, de facto damit eine gewisse Entscheidungsgewalt hat und nur seinem Vorgesetzten Rechenschaft ablegen muss.

Ich denke, es ist eher eine Frage ob man sich die Mühe macht einem Charakter genug Fleisch auf die Knochen zu geben, und weniger ob man einen Söldner spielt oder nicht. Das man mit Söldnern eine billigere Entschuldigung für unmoralisches Verhalten hat, keine Frage.

Aber ich brauche nur an die Exzesse der amerikanischen Armee zu denken (Folterskandale, Vergewaltigungen, Massaker) das ich bei der Vorstellung, reguläre Truppen wären in irgendeiner Form moralischen nur kurz und hässlich lachen kann. Und ich denke, ähnliche Beispiele kann man mit etwas graben beim Militär jedes Landes finden - soweit es die Möglichkeit dazu hat.

Zitat
Aber für mich sind Söldner nun einmal NICHT das "nette A-Team" mit dem Herzen am rechten Fleck. Ich vermag mir das bei einem Söldner sowas von ÜBERHAUPT NICHT vorzustellen. - Und das Erstaunlichste daran ist ja, daß sich die GESPIELTEN Söldner-SCs über eine militärische Kampagne hinweg GENAUSO unbarmherzig und gefühllos entwickelt haben, wie es die Söldner unserer wirklichen Welt tun!

Du beschreibst, das die Kameraden den SC unter Druck gesetzt haben nicht so zimperlich zu sein. Und das Vorgesetzte keinen Finger krumm gemacht haben wenn es unmoralisches Verhalten gibt. Und du wunderst dich, wenn die Spieler irgendwann verrohen? Nun, wenn ich in eine Richtung gedrängt würde und mir als Alternative entweder Tod oder Ächtung ins Haus stände (und es zudem keine Konsequenzen nach sich zieht unmoralisch zu handeln) würde ich es im Spiel sicher auch tun.

Wenn es allerdings keine Anstellung für Schlächter-Einheiten gibt, - oder bedeutend weniger Lohn - Auftraggeber sie nur noch für eine Selbstmordmission nach der anderen einsetzen; der Offizier ihnen droht den Vertrag zu kündigen - oder sie eine Drecksarbeit (Latrinenputz) nach der anderen machen lässt. Glaubst du ernsthaft, die Spieler entscheiden sich dann nicht anders?

Wie gesagt, ohne Konsequenzen und mit einem Belohnungssystem (Anerkennung durch die Kameraden,...) ist es nicht verwunderlich wenn die Leute verrohen. Aber dann liegt es nicht nur am Spieler, sondern auch am SL, dessen imho einseitige Sicht der Materie sie in diese Richtung gedrängt hat.

Zitat
Keine Söldner mehr als SCs. Das ist für mich auf Dauer zu belastend, daher lieber fanatische Ordenskrieger, verbohrte Revoluzzer, unnachgiebige Separatisten, usw. - die haben jeweils etwas, woran sie GLAUBEN, und was sie emotional anrührt, nicht kalt läßt, ihre Handlungen abseits von Effizienzoptimierung bestimmt.

Ruf dir einmal vor Augen, was genau diese Typen in unzähligen Kriegen und Bürgerkriegen mit ihren Gegner gemacht haben. Und dann erzähl mir bitte noch einmal, sie wären in irgendeiner Form anders als das von dir beschriebene Söldnerbild.
Die Belagerung von Antiochia (alle nichtchristlichen Bewohner wurden von den Kreuzrittern erschlagen), das In-Kauf-Nehmen ziviler Opfer durch die IRA, das enthemmte Verhalten deutscher Freischaren nach dem ersten Weltkrieg stützt deine These nicht unbedingt, das sie in irgendeiner Form moralisch wertvoller wären.

@TAFKAKB
Zitat
Ja. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Rabenmund das Deiner Bemerkung entsprechend gar nicht anders will. Zornhau und Eulenspiegel ebenfalls.
Ah... noch jemand, der mich gut genug kennt um meine Ziele einschätzen zu können.  :Ironie:

@Deep One
Zitat
Gute Frage eigentlich, da der böse Feind ja vermutlich alles ratzekahl leergeplündert hat. Fällt mir ehrlich gesagt gerade nur eine Fischzucht im Dorfsee ein, so was ist mit Mittelaltermitteln ja eher schwer zu verseuchen. Wenn das Setting etwas Fantasy-mäßiger ist, vielleicht eine Heilquelle?
Wer sprach jemals vom Mittelalter oder Fantasy? Ich habe bewusst das System nicht genannt, weil es für die Situation keine Rolle spielt.

@Eulenspiegel
Zitat
Ganz einfacher Grund: Derjenige, der für Geld tötet, weiß, dass das, was er tut, böse ist. Aber es kümmert ihn nicht.
Dann ist also ein Berufssoldat böse? Denn, er hat ja ganz bewusst einen Beruf ergriffen, der darauf hinausläuft das so etwas geschieht. Ich frage das bewusst mit dem provokativen Hintergedanken, das es Berufsarmeen auf der Welt gibt, und ein Teil der Bundeswehr aus Berufssoldaten besteht.

@Bad Horse
Zitat
Söldner werden in den meisten Fällen nicht als psychopathische Massenmörder geboren, sondern kommen auf irgendeine Art und Weise zu ihrem Job.

Es gibt sehr wenige Söldnerorganisationen oder Auftraggeber, welche psychopathische Massenmörder anstellen würden. Zumal die meisten Söldner ehemalige Soldaten sind - und bei der Musterung in Frage gestellt wird, warum jemand zum Militär will. Offensichtlich kampfgeile Psychopathen werden dabei ausgemustert. Case closed.

@Sequenzer
Zitat
"Wie lange sind die Charaktere denn schon Söldner?"
Wir sind am vierten Spieltermin angelangt, am ersten wurden sie angeheuert. Seitdem fand eine kleinere Auseinandersetzung mit wechselnden Schauplätzen statt.

@Surtur
Zitat
Söldner kämpfen für Geld. Das heißt nicht, dass alle Söldner nur wegen dem Geld kämpfen. Und es heißt auch nicht, dass alle Söldner jeden Job annehmen, den man ihnen bietet. Und es heißt auch nicht, dass alle Söldner das gerne und ohne moralische Konflikte tun.
Söldner ist nicht gleich gewissen- und moral- bzw. ethiklose Mordmaschine.

Yep. So seh ich das auch.

@Ludovico, Präsi, YY, Schwerttänzer
Eurer Einschätzung stimme ich zu.

Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
Am Besten stellt man sich meine Aussagen mit einer lebendigen Mimik vor, dann bekommt man ein Bild davon ;)

Offline Master Li

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Die ganze Diskussion beruht auf der Aussage, dass Söldner zwangsweise amoralisch sind.

Also ist das A-Team amoralisch, die typische Fantasygruppe, die für Geld einen Auftrag annimmt ist amoralisch, Nahezu alle Kämpfer im 30-Jährigen Krieg waren amoralisch etc.

Es gibt einfach viele unterschiedliche Söldner(gruppen). Das einzig definierende Merkmal für Söldner ist, dass es eine kämpfende Gruppe ist, die sich für Geld anheuern lässt. Das bedeutet aber nicht, dass diese Gruppe jeden Auftrag annehmen muss. Auch Söldner können moralisch sein und dementsprechend handeln. Historisch gesehen haben Söldnereinheiten deutlich seltener Massenmorde, ethnische Säuberungen etc. durchgeführt als Soldaten.
Söldner können auch psychopathische Killer sein, allerdings werden diese dann wohl eher von psychopathischen Auftraggebern angeheuert. Ein Auftraggeber mit moralischen Grundsätzen wird auch eher Söldner mit halbwegs gesundem Geisteszustand anheuern.

Man kann eine Runde mit Söldnern amoralisch und pragmatisch spielen. Es gibt aber durchaus die Möglichkeit mit Moral zu spielen. Dazu müsste man aber ein eindimensionales Bild von Söldnern hinter sich lassen.

Zum Schluss noch ein passendes Zitat aus der Wikipedia:
Zitat von: Wikipedia
Auch in der Geschichtswissenschaft wurden die Söldnerhaufen immer wieder als Sammelbecken für Kriminelle, fahrendes Gesindel und Ausgestoßene beschrieben. Erst in der letzten Zeit wird versucht, diese wichtige soziale Gruppe wertneutral zu betrachten und ihre Herkunft, ihre Lebensweise und ihre Motivation, Söldner zu werden zu ergründen. Auch die simple Zuschreibung der Täterrolle ist zu hinterfragen, da sie in vielen Fällen selber von den Kriegsunternehmern oder ihren Offizieren ausgenutzt wurden.
Viel Spaß.
Master Li und der Hamster des Todes

Offline Lichtschwerttänzer

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Man kann eine Runde mit Söldnern amoralisch und pragmatisch spielen.
amoralisch und pragmatisch bedingen einander nicht, man kann auch pragmatisch UND moralisch vorgehen.
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Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Master Li

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Da widerspreche ich nicht, ich hatte mich in dem Fall nur auf den Grundtenor des Threads bezogen ;)
Viel Spaß.
Master Li und der Hamster des Todes

Offline Hotzenplot

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Solange die Söldner Menschen sind und keine Roboter, sind moralische Entscheidungen möglich, sie sind beinahe gar nicht zu umgehen.

Die moralischen Entscheidungen im Leben eines Menschen sind mannigfaltig. In Extremsituationen, werden möglicherweise auch diese moralischen Entscheidungen extremer ausfallen.

Wenn man eine Kampagne leitet, die solche moralischen Entscheidungen beinhalten soll, ist das Ausspielen der Szenen sicher eine gute Möglichkeit. Natürlich kann man die Söldner auch nach seinen eigenen Vorstellungen (der Runde, s. Gruppenvertrag) kalt und gewissenlos spielen.
ehrenamtlicher Dienstleistungsrollenspieler

Mein größenwahnsinniges Projekt - Eine DSA-Großkampagne mit einem Haufen alter Abenteuer bis zur Borbaradkampagne:
http://www.tanelorn.net/index.php?topic=91369.msg1896523#msg1896523

Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
https://rollenhoerspiel.de/

Offline Deep One

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@Deep OneWer sprach jemals vom Mittelalter oder Fantasy? Ich habe bewusst das System nicht genannt, weil es für die Situation keine Rolle spielt.
Dann frag' mich nicht, welche kriegswichtigen Güter der Nekromant haben könnte, sondern denke sie Dir selber aus.  :P
Römische Legionäre waren da nicht zimperlich, der erste mir bekannte physische Völkermord der Geschichte geht auf ihr Konto.
Die Assyrer sind empört, dass Du ihre Taten nicht würdigst. ;)

Offline Naldantis

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Die Charaktere sind ja Söldner. Also Leute, die einfach ohne jegliche Moral, ohne jegliche Werte andere Leute umbringen, weil man ihnen Geld dafür zahlt.

Finde ich sehr weit hergeholt...

...erstmal das der STATUS des Söldners nichts darüber aus, wieso er in den Job gekommen ist und wieso er das tut, ob aus Not, Loylität, Angst vor den Konsequenzen, etc.
Es besagt lediglich, daß er nicht von einem sich nur aus dem historischen Kontext als 'legitim' darstellenden Herren (Fürst, Kirche, Widerstandskommando) sein Brot erhält.

Z.B. die vom Kassler Fürsten nach Amerika verkauften Landsknechte waren sicher fomal Söldner, aber auf diese trifft Deine 'Kritik' bestimmt weniger zu als auch unserer BW-Soldaten, die zwar formal ein legitime Armeeangehörige sind, aber durch keinerlei Notwendigkeit (Hunger, Unterdrückung, Verteidigung) in den Dienst gezwungen werden, sondern einen Job für ein Gehalt ausführen.

Zitat
Von einem Söldner kann man KEINE Moral, KEINE Werte, KEINE Loyalität, KEINE Opferbereitschaft, KEIN Mitgefühl, KEINE Gnade und sowas von überhaupt KEIN Heldentum erwarten.

Halte ich auch für schwer übertreiben - nur weil jemand keinen andere Job gelernt ober gefunden hat, bedeutet das noch lange nicht, daß er keine persönlichen Grenzen hat oder in bestimmten Punkten nicht doch eine moralische Position vertreten kann, die ihn zu einer Vorauswahl der Korps oder des Auftraggebers bringt.
AUßerdem kann er Waffenbrüdern, dem Eid des Korps, dem Auftrag, etc. gegenüber durchaus soviel Loyalität aufbringen, daß er sich zu Heldentaten und Opferbereitschaft hinreißen läßt.

In der Regel sind die meisten klassischen Abenteuerergruppen doch auch nur mehr oder weniger Söldner mit breiter angelegten Talenten - und die haben ja auch oft genug Diskussionen, welches Vorgehen nun noch angemessen ist und welches nicht.

Zitat
Meine (mal wieder einseitige) Erfahrung: Der Charakter bekommt in-game von seinen Kameraden die Frage gestellt, was das jetzt soll, daß er da so zimperlich rumtut? Ob er die Mission und alle Mitkämpfer gefährden wolle? Ob er lebensmüde sei? Ob man ihn jetzt und hier und gleich erschießen soll, weil er ein Risiko für die sichere Abwicklung der Mission darstellt, wenn er weiterhin so weicheierig rumzickt?
...
Bei Söldnern gibt es KEINE Werte, sondern nur Geld. Und das führt zu einer eiskalten Pragmatik.

...und das ist bei Armeen im allgemeinen anders, zumindest wenn man nicht die Trottel spielen will, die die Propaganda glauben und sich darum in den Unfug hineinziehen lassen?
Oder spielt man dann immer die Verteidiger, respektive Guerillieros?
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 09:43 von Naldantis »

Offline Lemming

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Guten Morgen allerseits,

sorry aber die Diskussion ist zwecklos. Eure Standpunkte sind so unterschiedlich, dass die Diskussion keinen Konsens finden kann, oder?
Meine persönliche Ansicht ist da sehr stark vom ausgezeichneten AEG Handbuch: Mercenaries geprägt. Nahezu jeder ist im Rollenspiel in irgendeiner Hinsicht ein Söldner. Die einen mehr die anderen weniger, allerdings ist es nur den reichsten Helden vorbehalten gänzlich ohne Gegenleistung Heldentaten zu begehen ;).

Moralische Bedenken würde ich in einem Söldnerabenteuer nicht außen vor lassen, viele Söldner, sofern sie nicht tatsächlich als eiskalte Killermaschinen gespielt werden, glauben an etwas. Und sei es nur an das "Geld" um sich einen Traum erfüllen zu können.

Ein Spielleiter der sich entsprechend auf die eiskalte Truppe einstellt, kann den Spielern imho noch immer ein ordentliches bisserl an Moral rauslocken, wenn es um die Entscheidungen geht ob man den eigenen Ruf riskiert oder das eigene Leben wenn die Situation sich anders darstellt... Effektiv ist es doch so, dass man als Söldner normalerweise gut verdient, weil man kaum Chancen hat zu überleben.... Dessen sollte man sich in einem entsprechenden Abenteuer auch bewußt sein. Kein König würde sein eigenes Heer in den Abgrund schicken, wenn er die Söldner dafür anheuern kann und sein Heer an der Flanke sicherer sieht.

In meinen Augen sind auch die meisten Shadowrunner "einfache Söldner". Es geht um Nuyen und man muss immer mit Verrat auf allen Seiten rechnen, auf seinen Ruf bedacht sein aber wenn's klappt verdient man eventuell 'ne ordentliche Stange Geld.

Schwarz-weiß Malerei finde ich deswegen nicht so richtig angebracht und auch die Orientierung an der Wirklichkeit ist in meinen Augen sehr eingeschränkt möglich und sinnvoll.
Der Zynismus ist meine Rüstung, der Sarkasmus mein Schwert und die Ironie mein Schild.

Offline Naldantis

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Ganz einfacher Grund: Derjenige, der für Geld tötet, weiß, dass das, was er tut, böse ist. Aber es kümmert ihn nicht.

Er ist sich bewusst, dass er aus egoistischen Motiven böse Taten begeht.

Bei Glaubenskriegern oder Familientradition sieht das anders aus:
Hier denkt die Person, das, was sie tut, sei gut. Wenn sie jetzt mit den Grauen des Krieges konfrontiert wird, könnte ihr Glaubensbild ins Wanken geraten: "Ist das, was ich tue, wirklich gut?"

D.h. Der Unterschied liegt nur darin, daß der Söldner weniger zelebral verschattet ist?  wtf?
("Ich weiß, daß es scheiße, was ich hier tue, aber ich habe keine Ahnung, wie ich sonst durch den Winter kommen soll...")

« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 09:51 von Naldantis »

Offline Lichtschwerttänzer

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Die Assyrer sind empört, dass Du ihre Taten nicht würdigst. ;)
bei denen weiss ich nur vom psychischen Völkermord.




Es besagt lediglich, daß er nicht von einem sich nur aus dem historischen Kontext als 'legitim' darstellenden Herren (Fürst, Kirche, Widerstandskommando) sein Brot erhält.
 
d.h. Frankreich, seine Regierung oder der Vatikan sind keine legitimen Herren?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Spicy McHaggis

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Es gibt einen Unterschied zwischen Bodyguard, Sicherheitsexperte und Söldner:

Bodyguard: Bewacht eine Person (ja, auch im Kriegsgebiet)
Sicherheitsexperte: Ist für die ganze Taktik und Strategie zuständig. Überprüft auch, ob Einrichtungen sicher sind oder ob es Sicherheitsmängel gibt.
Söldner: Nimmt für Bezahlung an Kampfeinsätzen teil.
Kann es sein, dass du Soldaten und Söldner verwechselst?

Und Bodyguards sind keine Söldner. (laut Definition eines Söldners müssen sie Militärdienst leisten.)

Zumindest der englische Wikipedia Artikel zu PMC's (=Söldnerfirmen) behauptet, das diese alle drei genannten Tätigkeiten übernehmen:

Zitat
The services and expertise cover those typically found in governmental military or police forces, but most often on a smaller scale. While PMCs often provide services to train or supplement official armed forces in service of governments, they can also be employed by private companies to provide bodyguards for key staff or protection of company premises, especially in hostile territories. However, contractors who use offensive force in a war zone could be considered unlawful combatants, thereby referring to the "concept" being implicitly mentioned in the Geneva Conventions and explicitly specified by the US Military Commissions Act.[1]

Private military companies carry out many different missions and jobs. These include things such as supplying bodyguards to the Afghan president Hamid Karzai and piloting reconnaissance airplanes and helicopters as a part of Plan Colombia.[2] [3] They are also licensed by the United States Department of State, they are contracting with foreign governments, training soldiers and reorganizing militaries in Nigeria, Bulgaria, Taiwan, and Equatorial Guinea [4].

Zitat
PMCs supply support to U.S. military bases throughout the Persian Gulf, from operating mess halls to providing security. They supply armed guards at a U.S. Army base in Qatar, and they use live ammunition to train soldiers at Camp Doha in Kuwait. They maintain an array of weapons systems vital to an invasion of Iraq. They also provide bodyguards for VIPs, guard installations, and escort supply convoys from Kuwait. All these resources are called upon constantly due to the war in Iraq.[5]

http://en.wikipedia.org/wiki/Private_military_company
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Offline Naldantis

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Söldnereinheiten können niemals komplett unmoralisch sein: sie müssen im Gegenteil verschiedene Ehrenkodizes jonglieren, um im Konflikt zwischen verfeindeten Nationen, Konfessionen, Ethnien etc. nicht unterzugehen.

Vor allem, da sie ja oft aus solchen bestehen, und einen stärkeren inneren Zusammenhalt benötige als diese Kräfte, die sie auseinandertreiben.

El God

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Ich gehe mal soweit, zu behaupten, dass eine Söldner-Kampagne optimale Voraussetzungen für moralische Entscheidungen bietet. Wenn man einen Haufen Gänseblümchenurmarmer in die Schlacht schickt, die keine Mücken totaschlagen, weil es ja ein wertvolles Lebewesen sein könnte, dann passiert moralisch überhaupt nichts, es sei denn man kann sie zwingen, etwas zu tun, was sie nicht wollen. Warum sind es eigentlich Gänseblümchenumarmer? Weil die Spieler Gänseblümchenumarmer spielen wollen! Lassen sich Spieler gern zwingen, etwas zu tun, was sie nicht tun wollen? Nein, sie werden sich vermutlich verweigern, es sei denn sie wollen den moralischen Konflikt spielen und steigen in ihn ein.

Wenn man einen Haufen Söldner in die Schlacht schickt, wird moralisch überhaupt nichts passieren, es sei denn, sie wollen plötzlich das, was sie tun sollen, nicht mehr tun. Warum sind das eigentlich knallharte Söldner? Weil die Spieler knallharte Söldner wollen! Wann wollen knallharte Söldner-SCs, das, was sie tun sollen, nicht mehr tun?

Wenn die Spieler moralische Konflikte haben wollen!

Moral geht nicht vom SL aus. Es ist nicht seine Aufgabe, das Spiel zu moralisieren, kann es nicht sein, weil die Entscheidung letztlich beim Spieler liegt. Wenn der ein amoralisches Arschloch sein will, kann er es sein, wenn nicht - dann bekommt er moralische Konflikte. Gerade in einem Söldner-Szenario! Dort liegt die Möglichkeit von Gewalt an jeder Straßenecke, dort bekommen die Spieler sackweise Macht über Schwächere in den Rucksack, an den Gürtel und in die Hand gepackt und werden auf eine Spielwelt losgelassen, in der sie über Leichen gehen können. Wenn sie es wollen.

Ihr solltet euch von der realen Welt lösen. Rollenspiel ist ein Medium, in dem andere Regeln gelten. Eure Charaktere tun genau das, was ihr wollt, nicht das, was sie wollen oder wozu eine deterministische Umwelt sie zwingt. Das entspricht nicht dem Medium Rollenspiel - zumindest nicht dem, das ich spiele. Und ich schätze, hier liegt der Hund begraben. Die Leute, die behaupten, Söldner kennen keine Moral sehen sich gezwungen, ihre SCs so zu spielen. Die Fraktion, die ihnen widerspricht, sieht die Möglichkeit, aus solchen Konventionen auszubrechen, ahnt dort vermutlich sogar den Reiz des Genrebruchs.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 10:08 von Dolge »

Offline Tjorne

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Die Frage, ein wie großer Anteil aller Söldner wie stark ausgeprägte oder unterdrückte Moralvorstellungen haben, allgemein zu beantworten ist offensichtlich schwierig. In Meinen Augen ist das aber für eien Söldnerkampagne gar nicht notwendig.

Fall 1: Eine Söldnerkampagne soll gestartet werden.
In diesem Fall kann man einfach absprechen, dass alle SCs - obwohl sie Söldner sind - Moralvorstellungen haben sollen. (Vielleicht sogar in je 3 Sätzen zusammenfassen und dem SL geben.)

Fall 2: Eine Kampagne läuft, in der alle (oder die meisten) SCs Söldner sind.
Da kann man fragen: "Hat Dein SC Moralvorstellungen? Welche?"
Oder man stellt die SCs vor moralische Fragen und versucht mittels trial and error die Moralsvorstellungen auszuloten. Wenn man sich allerdings für diese Variante entscheidet, ist die Gefahr recht hoch, das Ergebnis zu erzielen, das Zornhau beschreibt.
Want an Orange?

Offline Tudor the Traveller

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Ich möchte noch die These in den Raum werfen, dass eine Söldnereinheit sich dann überhaupt erst moralische Überlegungen leisten kann, wenn sie gut genug, d.h. gefragt genug,  ist, um Aufträge bei moralischen Bedenken ablehnen zu können. Wenn die Söldnereinheit keine Verträge bekommt, weil sie nur eine von vielen ist, wird sie früher oder später schlichtweg aus Finanznot untergehen, wenn sie zu wählerisch bei Aufträgen ist. Wenn die Einheit aber einen guten Ruf hat und als überdurchschnittlich kompetent oder effektiv gilt, dann kann sie sich Aufträge aussuchen. Welche Kriterien sie anlegt, bleibt dann der Einheit bzw. deren Führung überlassen; das KÖNNEN moralische Aspekte sein (z.B. SR: "No Wetwork"), das können rein gewinnorientierte Aspekte (auch nicht nur monetäre) sein, es können aber z.B. auch Überlegungen sein, die sich um Politik, gute Kontakte oder Prestige drehen.

Andererseits wird man wohl besonders bei Söldnern Menschen finden, die in Punkto Tötung eher weniger Skrupel haben, weil sie in dem Feld so besser klar bzw. unter kommen werden. Aber das gilt generell für alle Jobs, die vor moralisch problematischen Fragen stehen (z.B. Manager in Unternehmen: Profit vs. Ausbeutung der Angestellten). Moral ist ja keine eindimensionale Sache oder dreht sich immer um die gleiche Frage.
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Offline Teylen

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Nun auch Soeldner morden nun nicht nur fuer das Geld, sondern weil sie das Geld irgendwofuer mehr oder weniger stark brauchen.
Insofern ist m.E. durchaus die Moeglichkeit gegeben Soeldner zu sein und ueber eine ausgepraegte Moral Vorstellung zu verfuegen. Andernfalls saehe unser Alltag auch blutiger aus.

In Bezug auf Rollenspiel liegt aber das Problem hinsichtlich dem Widerspruch zwischen Moralisch reflektierten ggf. soweit gar etwas Verantwortungsbewussten / normalen Handeln und der Tatsache des blutigst-brutalen umher metzeln an einem anderen Punkt begraben.
Damit ist das Thema maximal einer Spielsitzung, wie dieser Charakter aus der Kampagne herausgespielt wird. Eigentlich ist es ja KEIN Söldner-Charakter, sondern ein LUSCHEN-Charakter, da er die Mission und das Leben der anderen Charaktere mit seiner Zimperlichkeit gefährdet!
Genau der Punkt.
Weil aus der achso desillusionierten menschenfeindliche Haltung des SLs heraus es total undenkbar ist das es fuer die Charakter die ihre Moral Vorstellungen nicht zu gunsten der effizientesten Handlungsweise ueber Board kippen nur "auf die Fresse" gibt. Nachdem Motto: Du magst es etwas realistisch / moralisch spielen? HA! Uff's Maul und schau den anderen zu wie sie dich ueberholen und den Zucker in den Hintern bekommen.

Die Spieler kriegen gezeigt das die Boese seite nicht nur Cookies hat sondern das man im Grau Bereich bis Weissen auch noch darben muss oder gleich verhungern gelassen wird.

Und dann faengt das elende Gewese an von weg "Aber in der boesen Realitaet ist das doch auch so!".
Abgesehen davon das es aber nunmal nicht die boese Realitaet ist,
kriegt man selbst in der Realitaet einen von Kriegsgerichten oder dem Leben auf den Sack waere man halb so amoralisch wie die meisten SCs.

Naja und dieses, dann spielt doch Ordenskrieger / Widerstandskaempfer oder sonst etwas aendert auch nichts dran das die Spieler dann allenfalls im Gegenseitigen Einverstaendnis eine Gruppe von Luschen spielen.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 11:11 von Teylen »
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El God

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Mysgnostisch? Meinst du mysogynisch? Wer hat denn Frauen ins Spiel gebracht? Hier gehts um Söldner, Baby, *Männer*!

Ich jedenfalls sehe in der Weigerung, LUSCHEN zu spielen, eine latente Kastrationsangst.  ~;D