Autor Thema: Was ist ein guter SL?  (Gelesen 13259 mal)

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Offline Sephiron

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #25 am: 14.01.2011 | 19:40 »
*lieber nochmal nachseh* Okay, wir sind im Theorie-Bereich, dann kann ich ja...


Ein guter Spielleiter erfüllt, genau wie ein guter Spieler, die Aufgaben seiner Rolle gut.
Je nach System (im Sinne des Big Model) variieren diese Aufgaben natürlich. Was in der einen Runde notwendig, ist in der nächsten vielleicht schlechter Stil.

Allgemein steigert es natürlich die Leistungsfähigkeit eines Teilnehmers, wenn er sich auf die Spielweise der Anderen einstellen kann.
Die wahrgenommene Fähigkeit wird aufgrund in der Rollenspielszene verbreiteten Normen allerdings verfälscht:
1. Da die meisten Spieler glauben, der "SL-Stil" sei für die Qualität des Spiels viel wichtiger als alle Anderen, kommen sie dem Spielleiter in ihrer Spielweise eher entgegen als einem anderen Spieler. Ein charismatischer Spielleiter kann die Gruppe dazu bringen, sich auf seine Spielabsichten einzulassen.
2. Wegen der selben Annahme ernten SL auch oft die Lorbeeren für die Leistungen guter Spieler... angeblich hat er ja die wichtigere Rolle im Interaktionsprozess.
3. Andererseits ist es wegen "SL-Autorität"-Blabla schwieriger, gutes Feedback zu bekommen. Im Spiel widersprechen viele Spieler dort nicht, wo sies müssen, und nach dem Spieler glauben sie dann, es sei zu spät, noch was zu sagen. Zur Last gelegt werden diese "Fehler" dem SL trotzdem.
4. Schlechtes Spielerverhalten kann u.U. ebenfalls dem SL zur Last gelegt werden. Ist die Gruppe offenkundig dysfunktional, kann angeblich ja nur die Spielleitung dran schuld sein... "Schließlich hat die Runde viel mehr Spaß gemacht. Und da haben wir auch XY gespielt, also kanns ja nur am Esel liegen."
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Offline Beral

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #26 am: 14.01.2011 | 19:53 »
Etwas Großes scheinen wir nicht vergessen zu haben. Einige der Anmerkungen lassen sich als Differenzierungen der bereits genannten Punkte einordnen. Übrigens finde ich, dass wir bereits ein hübsches Idealbild erarbeitet haben, an dem sich Spielleiter orientieren können! :d

Was haltet ihr von den vorgeschlagenen vier Dimensionen / Hauptfaktoren? Vorerst OK? Überarbeitungsbedürftig? Falls ihr keine großartige Kritik daran üben wollt, können wir dazu übergehen, die Inhalte der Hauptfaktoren weiter auszuarbeiten. Wir müssen uns irgendwie in Richtung eines Fragebogens bewegen.
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Offline Sephiron

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #27 am: 14.01.2011 | 20:40 »
Beral,
In welchem Definitionsrahmen von "Spielleiter"? Es gibt Systeme, in denen manche dieser vier Punkte nicht vorkommen. Bei Unterpunkten dürfte es noch schwieriger sein.
Gehts darum, ein "durchschnittliches" Idealbild zu finden, mit dem keiner so richtig, aber irgendwie jeder ein bisschen was anfangen kann?
Systemunterschiede bedeuten schließlich, dass die Teilnehmeraufgaben unterschiedlich definiert sind.
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Offline Beral

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #28 am: 14.01.2011 | 21:39 »
Es geht natürlich um den klassischen Spielleiter. (Oder an wen habt ihr gedacht, als ihr eure Beiträge verfasst habt? ;))

Wir werden das Phänomen selbstverständlich NICHT in seiner ganzen Komplexität und unter Berücksichtigung aller relevanter Faktoren aufschlüsseln und abfragen können. Das schaffen nicht einmal Wissenschaften mit Millionenbudgets und jahrzehntelanger Erfahrung, wenn es sich um komplexe psychologische/soziologische Fragestellungen handelt. Also auch an dieser Stelle: realistische Erwartungen setzen. Die Exoten sollen uns ruhig durch das Raster fallen. Kümmern wir uns zuerst um die SL, die uns am häufigsten begegnen.
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Offline Reed

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #29 am: 15.01.2011 | 00:33 »
Das sieht schon sehr fein aus. :d

Moderation auf Gruppenebene
Spieler ernst nehmen, Kompromisse aushandeln, Konflikte steuern und auflösen, Umgang miteinander organisieren, fair und unparteiisch (steht über den eigenen Interessen und hat alle Mitspieler, sich eingeschlossen, gleichwertig im Blick), wahrt die Balance zwischen dem nötigen Ernst und dem ungezwungenen, spielerischen Aspekt (Regeln vs Freiheit), Gibt der Gruppe eine Richtung (Leader)

Gestaltung des Spielinhalts
„Inhaltliche Kompetenz / Fachkompetenz“: Regelkenntnis, stimmige Spielwelt, Schauspiel, Spontaneität, Abenteuer mit Hand und Fuß (Planungsfähigkeit), Gespür für Drama, Stimmung aufbauen, Fleiß (Vor- und Nachbereitung), Kreativität, Balance zwischen Kooperation und Konflikt herstellen, Spielern Gestaltungsfreiraum geben, Spieleraktionen in das Geschehen einflechten

Förderung der Spieler
Individuelle Spielereigenschaften berücksichtigen, Wünsche und Interessen aufgreifen, Freiraum für Kreativität und eigene Entscheidungen geben, Spielerhandlungen nicht nur akzeptieren, sondern in das Geschehen einflechten und darauf aufbauen

Persönlichkeit
Selbstbewusstsein, positive Selbstbewertung, authentisch, selbstkritisch / selbstreflektierend, nimmt auch Kritik von außen auf, entwickelt sich weiter, Empathie (erkennt Interessen und Bedürfnisse der Spieler), lässt sich nicht verbiegen, Verlässlichkeit, Planungsfähigkeit,
kann flexibel zwischen allen oben genannten Aspekten hin und her switchen, so wie es die Situation gerade erfordert

Finde ich prinzipiell okay. Bei den aufgezählten Schlagworten gibt es z.T. Überschneidungen, aber das hast du ja auch schon gesagt. Ob man wirklich sauber trennen kann, wäre die Frage. Wobei ich zumindest die sozialen und die handwerklichen (Rollenspiel-spezifischen) Fertigkeiten auch klar als zwei unterschiedliche Gruppen sehen würde.
'Persönlichkeit' steht halt auf einer grundsätzlich anderen Ebene als die anderen 3 Kategorien, weil es deutlich allgemeiner ist - die anderen Kategorien sollen ja eher konkretere Fertigkeiten enthalten.

Ich würde übrigens, wenn ich einen Fragebogen mache würde, bei dem man dann ankreuzen kann, wie 'gut' ein SL in einer bestimmten Fertigkeit ist, zusätzlich immer auch fragen, wie wichtig man diese Fertigkeit findet. Damit kann man dann auch ein wenig die unterschiedlichen Spielervorlieben ausgleichen.
(Also z.B.: Spieler X bewertet seinen SL als schlecht in "Stimmung erzeugen", aber Spieler X findet "Stimmung erzeugen" auch unwichtig --> der SL kann für Spieler X immer noch sehr gut sein.)


Offline Sephiron

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #30 am: 15.01.2011 | 02:42 »
Oder an wen habt ihr gedacht, als ihr eure Beiträge verfasst habt? ;))

Naja, mit dem ersten Gedanken an mich... dann an die Spielleiter, die mich dermaßen aufgeregt haben, dass ich mittlerweile nur noch ungern Anderen diese Rolle überlasse... und schließlich an die Spielleiter, die cool und überraschend rüberkamen, weil sie einfach wussten, was ihre Rolle im jeweiligen System ist.

Wie wäre es also mit dem Punkt "Zielbewusstsein"? Das Wichtigste ist es mMn, zu wissen, worauf das Spiel als Ganzes, Spielmechaniken, Gruppenrollen und auch einzelne Ereignisse (z.B. ein Würfelwurf) hinauslaufen sollen. Kombiniert mit der nötigen Flexibilität, sich auf gemeinsame Gruppenziele einzulassen, hat man das Schwierigste geschafft.
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Offline Beral

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #31 am: 15.01.2011 | 08:13 »
Ich würde übrigens, wenn ich einen Fragebogen mache würde, bei dem man dann ankreuzen kann, wie 'gut' ein SL in einer bestimmten Fertigkeit ist, zusätzlich immer auch fragen, wie wichtig man diese Fertigkeit findet. Damit kann man dann auch ein wenig die unterschiedlichen Spielervorlieben ausgleichen.
(Also z.B.: Spieler X bewertet seinen SL als schlecht in "Stimmung erzeugen", aber Spieler X findet "Stimmung erzeugen" auch unwichtig --> der SL kann für Spieler X immer noch sehr gut sein.)
Das wäre auch statistisch berechenbar. Wir werden sehen, welche Aspekte wie stark mit der Note korrelieren, die dem SL gegeben wird. Wir können die Bedeutung der Aspekte auch direkt einschätzen lassen, dann gibt es einen Faktor mehr zum rumspielen. Interessant wäre zu sehen, ob die Einschätzung realistisch ist oder irgendwas über-/unterschätzt wird.

Wie wäre es also mit dem Punkt "Zielbewusstsein"? Das Wichtigste ist es mMn, zu wissen, worauf das Spiel als Ganzes, Spielmechaniken, Gruppenrollen und auch einzelne Ereignisse (z.B. ein Würfelwurf) hinauslaufen sollen. Kombiniert mit der nötigen Flexibilität, sich auf gemeinsame Gruppenziele einzulassen, hat man das Schwierigste geschafft.
Das versteckt sich in "Moderation auf Gruppenebene" ganz am Ende: Gibt der Gruppe eine Richtung (Leader).
Deinen Vorschlag und einige zuvor gemachte können uns bei der konkreten Gestaltung des Fragebogens nützlich sein, wenn es darum geht, jeden Aspekt mit zwei bis drei Aussagen zu versehen.

Weiss jemand mit guten Methodikkenntnissen, was wir (im Rahmen der Möglichkeiten) als nächstes tun sollten?
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Offline D. Athair

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #32 am: 15.01.2011 | 08:27 »
(Also z.B.: Spieler X bewertet seinen SL als schlecht in "Stimmung erzeugen", aber Spieler X findet "Stimmung erzeugen" auch unwichtig --> der SL kann für Spieler X immer noch sehr gut sein.)
(überspitzt gesagt:) Stimmung erzeugen ist für mich nicht SL-Aufgabe, sondern Gruppenaufgabe.

Die Konsequenz für einen Fragebogen wäre: Es muss für den Antwortenden möglich sein Fragen auszuschließen.
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Offline Reed

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #33 am: 15.01.2011 | 11:54 »
(überspitzt gesagt:) Stimmung erzeugen ist für mich nicht SL-Aufgabe, sondern Gruppenaufgabe.

Hmm, das zeigt vielleicht auch, dass man möglichst versuchen sollte, die Fragen gezielter auf konkrete Fähigkeiten einer Person hin zu stellen. Also nicht "Kann dein SL Stimmung erzeugen?" sondern z.B. "Kann dein SL lebendig beschreiben?", "Hat dein SL gute darstellerische Fähigkeiten?" und "Setzt dein SL erfolgreich zusätzliche Mittel ein wie Musik, Beleuchtung, Dekoration?"
Das führt dann natürlich dazu, dass man eine begrenze Anzahl Mittel vorgibt, die man als "stimmungserzeugend" ansieht. Bin mir nicht sicher, ob das problematisch wäre.

Aber ja, ein "Keine Angabe / Kann ich nicht beurteilen"-Feld wäre bestimmt nicht verkehrt. Vielleicht noch mit Möglichkeit zum Kommentar?

Was mir noch einfällt: Ist auch geplant, Parameter über die Gruppe abzufragen, z.B: Größe der Gruppe? Wie lange leitet der SL schon? Ist es eine durchgehende Kampagne? Haben die Spieler selbst SL-Erfahrung?

« Letzte Änderung: 15.01.2011 | 12:00 von Reed »

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #34 am: 15.01.2011 | 14:31 »
Wie viele SL hat ein Spieler schon erlebt?
Conspieler oder nicht?
Anzahl der Systeme und Anzahl der versch. Gruppen?

Jemand, der mit den gleichen vier Leuten und einem SL sein Leben lang spielt, wird wahrs nach den ersten fremden Runden sein Bild etwas differenzieren und wenn es heißt: "Also mein alter SL hat einfach mehr Stimmung gebracht!"

Offline D. Athair

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #35 am: 15.01.2011 | 15:09 »
Conspieler oder nicht?
Mit oder ohne privat organisierte Rollenspiel-Treffen.
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Offline Sephiron

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #36 am: 15.01.2011 | 18:28 »
Das wäre auch statistisch berechenbar. Wir werden sehen, welche Aspekte wie stark mit der Note korrelieren, die dem SL gegeben wird. Wir können die Bedeutung der Aspekte auch direkt einschätzen lassen, dann gibt es einen Faktor mehr zum rumspielen. Interessant wäre zu sehen, ob die Einschätzung realistisch ist oder irgendwas über-/unterschätzt wird.
Das versteckt sich in "Moderation auf Gruppenebene" ganz am Ende: Gibt der Gruppe eine Richtung (Leader).

Hm, den Punkt hab ich gegenteilig verstanden... Denn um gut auf ein Ziel (z.B. Stimmung/Plot- oder Settingexploration/Herausforderungen/...) hin zu spielen, muss der SL das Ziel nicht unbedingt bestimmen - es reicht, wenn er es (er)kennt und entsprechend spielt.

Ein Service-SL ist kein "Leader". Beispielsweise verwaltet er einfach ein Setting, das die Spieler ausgesucht haben. Wenn es heisst "Wir reisen nach XY", kramt er Karten, Tabellen und NSC-Ordner raus. Das hat mit Moderation oder Richtungsvorgabe nix zu tun, richtet sich aber ggf zu 100% nach dem Spielmodus der Gruppe.
Von einer Service-SL-Rolle will niemand, dass sie die Richtung des Spiels bestimmt. Wenn ein entsprechender SL es doch versucht, hat er ganz offensichtlich keinen Plan vom Sinn des Spiels.

Zitat
Deinen Vorschlag und einige zuvor gemachte können uns bei der konkreten Gestaltung des Fragebogens nützlich sein, wenn es darum geht, jeden Aspekt mit zwei bis drei Aussagen zu versehen.

Prima :)
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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #37 am: 21.01.2011 | 14:36 »
Ich mache dann mal den nächsten kleinen Vorstoß. Mit konkreten Feststellungen, wie sie im Fragebogen auftauchen könnten.

Bortz sagt, dass in unserem Fall Feststellungen besser sind als Fragen. Also nicht "Kann der SL dramatische Stimmung aufbauen?", sondern "Der SL baut dramatische Stimmung auf". Die Feststellung wird auf einer Ratingskala bewertet.
Bortz verrät außerdem, wie eine gute fünfstufige Ratingskala aussehen könnte:
stimmt gar nicht - stimmt wenig - stimmt teils-teils - stimmt ziemlich - stimmt völlig

Eines der genannten Qualitätsmerkmale eines SL war "Balance zwischen Kooperation und Konflikt". Nachfolgend einige Feststellungen, mit denen man diese Skala operationalisieren könnte. In Klammern ist der abgefragte Aspekt notiert.

- Der SL unterstützt die Ideen der Spieler (Kooperation)
- Der SL sucht im Rahmen der Regeln nach Möglichkeiten, die Aktionen der Spieler zu vereiteln (Kooperation umgepolt)
- Der SL stellt die Spieler immer wieder vor Konflikte (Konflikt)
- Der SL macht es der Gruppe einfach, ihre Ziele zu erreichen (Konflikt umgepolt)
- Der SL stellt die Spieler vor schwierige Herausforderungen und achtet gleichzeitig darauf, kreative Lösungsansätze großzügig zu belohnen (Balance zwischen Kooperation und Konflikt)

Wir können uns dem Merkmal also von verschiedenen Seiten nähern. "Balance zwischen Kooperation und Konflikt" bedeutet dreierlei: a) der SL kooperiert mit der Gruppe, b) der SL verwickelt die Gruppe in Konflikte, c) der SL kann a und b im Wechsel dosieren, so dass es für die Gruppe angenehm ist. Anzumerken ist, dass a und b notwendige, aber keine hinreichende Kriterien für die Balance zwischen Kooperation und Konflikt sind. Beides muss vorhanden sein, und selbst dann ist es noch nicht genug, denn der SL muss auch noch die situativ passende Dosierung beherrschen.
Mit der Umpolung nähert man sich der Sache aus der anderen Richtung.

Kritik bitte! :)
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Humpty Dumpty

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #38 am: 21.01.2011 | 15:05 »
Sieht gut aus. Allerdings würde ich Kooperation und Konflikt im Fragebogen ebenso wie in den Fragen trennen, da es sich um unterschiedliche Konstrukte handelt. Das hat für den Moment aber kaum Auswirkungen, sondern kommt erst in der Analyse dran. Die letzte Frage sollte gesplittet werden, da zwei Sätze kombiniert werden. Hintergrund. Wenn Du das tust, erhälst Du zwei Konstrukte mit jeweils drei Fragen. Wunderbar. In einer perfekten Welt gäb es vorher einen Pretest, bei dem die Skalenqualität beispielsweise im Hinblick auf die interne Konsistenz und die Konstruktvalidität analysiert wird. Aber ich schlage vor, darauf zu scheißen und stattdessen zu beten, dass alles so hinhaut wie geplant. Ich finde die Fragen so jedenfalls erstaunlich gut. Haste die irgendeinem Inventar entnommen? Klasse, weiter so.

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #39 am: 21.01.2011 | 15:11 »
Da ich keine Ahnung vom Aufbau von Fragebögen habe, schiebe ich einfach mal ein Häufchen Kudos rüber.

Weiter so!

(Ich nehme an, dass du begründeterweise eine ungerade Anzahl an Bewertungsstufen gewählt hast?)

Humpty Dumpty

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #40 am: 21.01.2011 | 15:13 »
(Ich nehme an, dass du begründeterweise eine ungerade Anzahl an Bewertungsstufen gewählt hast?)
Ja. Damit soll versucht werden, die Abstände zwischen den Bewertungskategorien konstant zu halten, um eine metrische Skalierung zu erreichen. Das ist das übliche Vorgehen in den Verhaltenswissenschaften. Der Beral hat das in der Tat sehr professionell gemacht!

Offline Beral

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #41 am: 21.01.2011 | 16:08 »
Allerdings würde ich Kooperation und Konflikt im Fragebogen ebenso wie in den Fragen trennen, da es sich um unterschiedliche Konstrukte handelt. Das hat für den Moment aber kaum Auswirkungen, sondern kommt erst in der Analyse dran. Die letzte Frage sollte gesplittet werden, da zwei Sätze kombiniert werden. Hintergrund.
Das Wichtige am Merkmal ist die Balance. Es geht also eigentlich gar nicht um Kooperation oder um Konflikte, sondern darum, dass der SL das passend dosieren kann (nur das eine oder nur das andere kann sogar negativ sein - man könnte hypothetisieren, dass die ersten vier Feststellungen weniger Vorhersagekraft haben als die fünfte). Möchte man erfahren, ob der SL diese Balance halten kann, kommt man gar nicht umhin, beides in eine Aussage reinzustecken. Da man das eigentlich vermeiden soll, habe ich gedacht, dass wir die Einzelkomponenten zusätzlich isoliert abfragen. Das ist der Grund dafür, dass die fünf Feststellungen so sind, wie sie sind. Wenn ich die fünfte Feststellung aufspalte, fragen wir an keiner Stelle die Fähigkeit zur Balance ab und verfehlen damit das eigentliche Merkmal.

Sollen wir es also so lassen? Andernfalls brauchen wir mindestens eine Frage, die auf die Balance abzielt. Vorschläge? Mir fällt nicht großartig anderes ein, außer ganz simpel "Der SL hält die Balance zwischen Kooperation und Konflikt". Oder "Der SL beherrscht den Spagat zwischen Kooperation mit der Gruppe und Konflikten." Eine zweite Frage zur Balance wäre vielleicht gar nicht schlecht.

Meint ihr mit den Bewertungsstufen die Ratingskala?
« Letzte Änderung: 21.01.2011 | 17:14 von Beral »
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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #42 am: 21.01.2011 | 20:57 »
Ja. Damit soll versucht werden, die Abstände zwischen den Bewertungskategorien konstant zu halten, um eine metrische Skalierung zu erreichen. Das ist das übliche Vorgehen in den Verhaltenswissenschaften.
Das ist Blödsinn. Es gibt genauso viele Gründe für eine gerade Anzahl. Aber das nur so am Rande... ;)
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ErikErikson

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #43 am: 21.01.2011 | 21:00 »
Ich find die gerade Anzahl besser, weil die Leute immer dazu tendieren sich nicht festzulegen und die Mitte anzukreuzen.

Offline Lord Verminaard

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #44 am: 21.01.2011 | 21:32 »
Ist wahrscheinlich auch mit "fair" gemeint, aber eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten SL ist Urteilsvermögen.

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Offline Beral

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #45 am: 22.01.2011 | 08:29 »
Ist wahrscheinlich auch mit "fair" gemeint, aber eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten SL ist Urteilsvermögen.
Kannst du das näher erläutern?
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Humpty Dumpty

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #46 am: 22.01.2011 | 09:35 »
Das ist Blödsinn. Es gibt genauso viele Gründe für eine gerade Anzahl. Aber das nur so am Rande... ;)
Da isser wieder, der freundlich-arrogante Fredikotzbrocken von nebenan. Hab keinen Bock auf solche Klugscheißereien. Ja, Fredi, Du kennst Dich bestimmt ganz dolle mit Psychometrie aus und hast wahnsinnig viel mehr Ahnung als jeder andere auf diesem Planeten und auch als ich. Herzlichen Glückwunsch, Du hast den Längsten.

Ganz kurz zum Inhalt: Meinetwegen gibt es gute Gründe für eine gerade Anzahl von Antwortkategorien. Hab ich nie bestritten. Ob das nun zwingend "genauso viele"Gründe sein müssen: wage ich zu bezweifeln. Fest steht, dass beide Möglichkeiten Verwendung finden, nach meinem Eindruck jedoch ungerade Kategoriezahlen dominieren. Daher bezeichnete ich ungerade Antwortkategorien im Vorbeigehen als "üblich". Zu dem Thema gibts ansonsten ein Meer an Forschung. Hab mal schnell gegoogelt und ein paar Links, die auch ohne Bibzugang lesbar sind, rausgesucht:

https://lra.le.ac.uk/handle/2381/3937
http://jonjayray.tripod.com/howmany.html
http://marketing-bulletin.massey.ac.nz/V2/MB_V2_N3_Garland.pdf
http://epm.sagepub.com/content/31/3/657.extract
http://www.mededuc.com/articles/toptenarticles/1LikertScales.pdf
http://www.amstat.org/sections/srms/proceedings/papers/1986_091.pdf

Eine kleine Einführung zu Likertskalen findet sich hier. Der schreibts übrigens noch deutlich offensiver als ich es ausdrücke:
Zitat
Verbal labels are bivalent and symmetrical about a neutral middle.
Wie gut, dass da die Fredipolizei nicht kommt. Aber das nur so am Rande...  ;)

Offline Nachtfrost

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #47 am: 22.01.2011 | 09:39 »
Muss der erste Absatz sein?   ::)
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

OPERA RPG - ein Rollenspiel um Seelenwanderung und Ethik

Humpty Dumpty

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #48 am: 22.01.2011 | 09:41 »
Muss der erste Absatz sein?   ::)
Vermutlich bin ich da zu dünnhäutig. Ich ärger mich über sowas. Naja, bin raus. Ihr bekommt das bestimmt auch ohne mich hin.

Offline Pesttanz

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Re: Was ist ein guter SL?
« Antwort #49 am: 22.01.2011 | 10:00 »
Vermutlich bin ich da zu dünnhäutig. Ich ärger mich über sowas. Naja, bin raus. Ihr bekommt das bestimmt auch ohne mich hin.

Beleidigte Leberwurst  :P
Die Toten kehren wieder mit dem Wind