Nicht böse gemeint, aber genau so eine Äußerung ist der Punkt, wo sich mir die Nackenhaare hochstellen, denn dann bleibt unsoziales, rücksichtsloses Verhalten eines Spielers wieder am SL kleben, der eventuell schon genug zu tun hat. Natürlich kann ein SL "rettend" eingreifen - aber sollte er das unbedingt tun? Entbindet man da die Spieler nicht ihrer Mitverantwortung?
Abgesehen davon glaube ich auch, dass Blechpirat recht hat: man stelle sich mal vor, SL und Gruppe hätten bislang eine überwiegend "simulationistische" oder "gamistische" Spielvariante verfolgt - jetzt muss der SL schnell umspringen, um mit einem dramaturgischen Eingriff das unsoziale Verhalten eines Spielers zu kompensieren. Selbst wenn das in der Hitze des gefechts gelingt und dadurch das "Abenteuer" gerettet wird, hinterlässt es für die vorwiegend simulationistisch und erst recht die vorwiegend gamistisch orientierten Spieler einen üblen Beigeschmack - weil man auf einem "von Meisters Gnaden" vorangekommen ist.
Das sind aber schon wieder ganz schön viele Voraussetzungen.
In einem Spiel, in dem z.B. eine Mischung aus Dramagetue, Simulationismus Gamismus und/oder was weiß ich noch alles vorherrscht, ganz ohne expliziten Gruppenvertrag über diese Anteile, könnte man eine TLFL-Situation ja auch folgendermaßen interpretieren: Der Spieler macht dem SL ein Angebot zur Intensivierung des Settings und wünscht sich, dass der SL darauf eingeht. Vielleicht rechnet der Spieler ja auch damit, dass die Taschenlampe den Sturz überlebt und der Lichtkegel einfach nur ein bisschen unheimlich durch die Höhle tanzt und die übergroßen Schatten der Monster an die Wände wirft. Das können die anderen Spieler (incl. SL) jetzt immer noch als die falsche Aktion zur falschen Zeit bewerten, sie müssen aber nicht gleich stur Hass auf den TLFL schieben, weil sie der Meinung sind, dass nur ein Arschloch eine solche Handlung im Spiel begeht, obwohl sie seine Motivation noch gar nicht kennen.
Das heißt nicht, dass der TLFL nicht doch aus Geltungsdrang oder Rechthaberei die Taschenlampe fallenlässt, aber man muss das ja nicht als allererstes unterstellen, sondern könnte im Zweifel vorerst davon ausgehen, dass eine solche Aktion irgendeine Art von Angebot an die Mitspieler ist. Und wenn man das Angebot behämmert findet, sagt man das eben später, und wenn dieser Spieler immer so behämmerte Angebote macht, die so gar nicht zum Stil der anderen Mitspieler passen, dann sagt man ihm eben, dass er wohl nicht in die Gruppe passt.
Vielleicht hätte man die Situation jedenfalls auch in den Griff bekommen, ohne Hass zu schieben, wenn man nicht automatisch davon ausgeht, dass der TLFL nur ein Arschloch sein kann.
Wenn man das Arschloch-Sein aber nun als Grund in eine bestimmte Spielhandlung definitionsgemäß in den Begriff hereinnimmt - "TLFL heißt Arschloch, weil es so gemeint ist", dann verleitet das doch nur zu Kurzschlüssen. Wenn im Spiel die Situation auftaucht, dass ein Mitspieler unvermutet und ohne Zwang zum Nachteil der Gesamtgruppe agiert und man das selber gerade doof findet, sagt man sich dann gleich: "Aah, ein TLFL, also ein Arschloch, also jemand, mit dem ich nicht spielen will." Die Möglichkeit, einfach mal zu fragen, was sich ein Mitspieler dabei denkt, und anhand seiner Antwort zu ermitteln, ob man ihn für bescheuert hält oder nicht, scheint mir da unnötig verstellt.
Das ist doch wenig anders, als wenn man Powergamer per se negativ belegt: Natürlich kann es nerven, wenn ein Mitspieler nicht nur einen optimierten Charakter spielt, sondern dann auch noch jede Situation so hinzubiegen versucht, dass SEIN Charakter sie mit SEINEN Fähigkeiten möglichst im Alleingang lösen kann. Trotzdem sollte man nicht behaupten, dass jemand, der immer zuerst versucht, die Herausforderungen des Abenteuers mit den Fähigkeiten seines Charakters anzugehen, automatisch ein Arschloch ist. Man sagt lieber, dass man das Spotlight gerne etwas gleichmäßiger verteilen würde, ohne ihm Spiel die ganze Zeit darum rangeln zu müssen, und vielleicht sieht der Spieler das ja ein oder ist sogar insgeheim froh, dass er nicht immer den Dicken markieren muss, sondern sich auch mal zurücklehnen darf.
Wenn man den Kerl, der da irgendwas irgendwie anders und durchaus auch doof macht, natürlich von vorneherein aufgrund seines Verhaltens zum Arschloch erklärt, kann man nie in den Genuss einer solchen gemeinsamen Weiterentwicklung kommen.