Autor Thema: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation  (Gelesen 8590 mal)

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Offline Jed Clayton

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #25 am: 29.03.2013 | 23:47 »
Ganz genau!!  Und an all dem soll es gewiss nicht fehlen! ;D  :d
Ich freu mich schon auf die Live-Bilder vom Petersplatz übermorgen.  o:)

Ich auch ... das macht ja jetzt "der Neue". Es wird bestimmt schön feierlich.

Ich wünsche dir auch gutes Gelingen für diesen Setting- und Systembau. Interessant wäre das mal auf jeden Fall.

Kennst du zufällig auch die Comicserie "Warrior Nun Areala"?

Bildchen:



Und eine etwas spätere Version ...


"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #26 am: 30.03.2013 | 09:22 »
Ooh! Obercool, danke!   :d

Offline D. Athair

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #27 am: 18.04.2013 | 15:32 »
Das Ganze ist parodistisch angelegt, aber nicht in dem Sinne, dass die Kirche einfach auf billige Weise lächerlich gemacht wird, sondern dass im Gegenteil die Weltvorstellungen und Dogmen der katholischen Kirche derart ernst genommen werden, dass sie die Blaupause für die Regelmechanismen liefern.
Hmm ... als eine der großen Aufgaben sehe ich die Verortung des Spiels in katholischen Lebenswelten. Du musst dir, wenn das Ganze nicht völlig unglaubwürdig werden soll, darüber klar werden, wo du das Spiel verorten willst. Wie soll das Mischungsverhältnis zwischen Hochreligion, Volksfrömmigkeit, Sykretismus und popkulturellen Vorstellungen aussehen? An der Stelle lässt sich nicht alles beliebig kombinieren. Verschiedene Vorstellungen widersprechen sich.

[...] wie wahrscheinlich es ist, dass ein Gebet an den für den entsprechenden Wunsch zuständigen Heiligen erhört wird.
Gebetserhöhrung durch Heilige ist z.B. ganz klar der Volksfrömmigkeit zuzuordnen. In der Hochreligion wird diese Vorstellung kategorisch abgelehnt. Hier werden Heilige als Fürsprecher angerufen. (Ganz ähnlich, wie wenn ich dich bitte für mich in der Angelegenheit XY zu beten.)


Das geplante Basissetting ist Mexiko in den 1960er Jahren.
An der Stelle kann ich leider überhaupt nicht weiterhelfen. Meinem Eindruck nach unterscheidet sich Mexiko in (nicht nur religiöser) Kultur und Lebensverhältnissen von den anderen Ländern Lateinamerikas außergewöhnlich stark.


Zum Zufallsmechanismus:
An und für sich finde ich die Rosenkranz-Idee ganz nett, aber ich wüsste auch nicht, wie man den als Zufallsmechanismus sinnvoll einsetzten könnte. Besser vorstellen könnte ich mir etwas, wie die Perlen des Lebens. Wenn man jede Perlensorte mit einer Bedeutung versieht und im Spiel verdeckt aus einem Beutel gezogen würde, ... Nur so als grundlegende Idee. Vom Background passen die Perlen des Lebens sicher nicht!
« Letzte Änderung: 18.04.2013 | 15:45 von Athair »
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Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #28 am: 18.04.2013 | 16:13 »
Hmm ... als eine der großen Aufgaben sehe ich die Verortung des Spiels in katholischen Lebenswelten. Du musst dir, wenn das Ganze nicht völlig unglaubwürdig werden soll, darüber klar werden, wo du das Spiel verorten willst. Wie soll das Mischungsverhältnis zwischen Hochreligion, Volksfrömmigkeit, Sykretismus und popkulturellen Vorstellungen aussehen? An der Stelle lässt sich nicht alles beliebig kombinieren. Verschiedene Vorstellungen widersprechen sich.
 Gebetserhöhrung durch Heilige ist z.B. ganz klar der Volksfrömmigkeit zuzuordnen. In der Hochreligion wird diese Vorstellung kategorisch abgelehnt. Hier werden Heilige als Fürsprecher angerufen. (Ganz ähnlich, wie wenn ich dich bitte für mich in der Angelegenheit XY zu beten.)

Ja, das stimmt. Meine Tendenz ist, diesen Widerstreit in die Spielwelt einzubauen. Also, dass z.B. die Priester unter den Charakteren immer selbst sehen müssen, ob sie sich mit dem Volksglauben arrangieren oder ihn im Sinne des Vatikans bekämpfen. Und die Frage nach z.B. "Erhörung durch Heilige" bzw. "Bitte um Fürsprache" ist zumindest regeltechnisch halb so wild. Ob jetzt ein Bauer nach dem Volksglauben direkt Petrus bzw. San Pedro um gutes Wetter bittet oder ein Priester den heiligen Petrus um Fürsprache bittet - in beiden Fällen könnte die gleiche Regel zur Anwendung kommen.
Bei der Dosis der Popkultur ist das schwieriger. Wie lässt sich rechtfertigen, dass ein Priester mit Shotgun rumrennt und "Böse" umlegt? Ich denke, man muss in solchen Fällen den Katechismus ein bisschen biegen. Irgendwie sollte es von der Ausrichtung des Spiels her klar sein, dass so etwas gewünscht ist, aber andererseits darf es nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das muss zumindest nach allen Beichtregeln gebeichtet und gebüßt werden, auch (oder besonders) wenn da dann der Spieler den Charakter belügen muss ("ich hatte keine andere Wahl", "ich wusste nicht, dass die Waffe geladen war"). Sonst steigt das Sündenkonto und das gibt natürlich heftige Mali...

An der Stelle kann ich leider überhaupt nicht weiterhelfen. Meinem Eindruck nach unterscheidet sich Mexiko in (nicht nur religiöser) Kultur und Lebensverhältnissen von den anderen Ländern Lateinamerikas außergewöhnlich stark.
Das hängt vermutlich auch mit der Periode der Christenverfolgung und dem Cristero-Krieg in den 1920er Jahren in Mexiko zusammen. Aber das ist ein unheimlich interessanter geschichtlicher Hintergrund für ein Setting.


Zum Zufallsmechanismus:
An und für sich finde ich die Rosenkranz-Idee ganz nett, aber ich wüsste auch nicht, wie man den als Zufallsmechanismus sinnvoll einsetzten könnte. Besser vorstellen könnte ich mir etwas, wie die Perlen des Lebens. Wenn man jede Perlensorte mit einer Bedeutung versieht und im Spiel verdeckt aus einem Beutel gezogen würde, ... Nur so als grundlegende Idee. Vom Background passen die Perlen des Lebens sicher nicht!

Aber so könnte man es ja auch machen - den Rosenkranz ein wenig modifizieren, z.B. eine Zahl auf jede Perle schreiben und verdeckt zugreifen...

Offline D. Athair

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #29 am: 20.04.2013 | 21:01 »
Und die Frage nach z.B. "Erhörung durch Heilige" bzw. "Bitte um Fürsprache" ist zumindest regeltechnisch halb so wild. Ob jetzt ein Bauer nach dem Volksglauben direkt Petrus bzw. San Pedro um gutes Wetter bittet oder ein Priester den heiligen Petrus um Fürsprache bittet - in beiden Fällen könnte die gleiche Regel zur Anwendung kommen.
Jein.

Soll heißen: Auf den ersten Blick geht das sicherlich.
Genauer hingesehen verbirgt sich da ein zweites, schwierigeres Thema, deren Regelmechanische Lösung nicht ohne "theologische Aussage" bleibt.
Es geht um die Frage, wie Erhörung zustande kommt.

Das eine (v.a. in der Volksfrömmigkeit beheimatete) Element wäre eine Werk- und Verdienstefrömmigkeit. Der Bauer meint, er hätte Anspruch auf Erhörung, weil es dies oder jenes getan hat. Da steckt ein bißchen die Idee vom Kaugummi-Automaten drin. Geldmünze (= Gebet + gute Werke - auch anderer) einwerfen, Kaugummi (der Erbetene) entnehmen.

In der Hochreligion gehört das Erbitten in ein lebendiges Beziehungsgeschehen mit dem Göttlichen (dessen Qualität/Vertrautheit/Vertrauen den Glauben eines Menschen charakterisiert).

Kurz: Einmal ist Gott Objekt und das andere Mal Subjekt.


Problematisch an einer dritten Version (z.B. das Ausgeben von abstrakten Verehrungspunkten oder rein zufällige Erhörung) ist, dass es keiner Deutung gerecht und die Unterschiede, von denen ich annehmen würde, dass die Spieler sie haben wollen, letztlich zudeckt. Also doch zwei Systeme? Für eine Gottheit? Auch wieder schwierig.
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Offline Shevek

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #30 am: 21.04.2013 | 14:08 »
Bei der Dosis der Popkultur ist das schwieriger. Wie lässt sich rechtfertigen, dass ein Priester mit Shotgun rumrennt und "Böse" umlegt? Ich denke, man muss in solchen Fällen den Katechismus ein bisschen biegen. Irgendwie sollte es von der Ausrichtung des Spiels her klar sein, dass so etwas gewünscht ist, aber andererseits darf es nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das muss zumindest nach allen Beichtregeln gebeichtet und gebüßt werden, auch (oder besonders) wenn da dann der Spieler den Charakter belügen muss ("ich hatte keine andere Wahl", "ich wusste nicht, dass die Waffe geladen war"). Sonst steigt das Sündenkonto und das gibt natürlich heftige Mali...
Wenn du die Anführungszeichen von Böse entfernst, läßt sich das doch ganz einfach rechtfertigen.
Dann muss nur klar definiert werden, was böse ist.


Kurz: Einmal ist Gott Objekt und das andere Mal Subjekt.
Ist Gott Spieltechnisch gesehen nicht doch immer NSC?
Und die handeln doch schon gewöhnlich entsprechend dessen wie die SC sich (ihnen gegenüber) verhalten.
Das kann man mehr oder weniger starr handhaben, aber letztlich läuft es doch auch in der Hochreligion darauf hinaus, dass zu einer lebendigen Beziehung mit Gott auch ein entsprechendes Leben gehört. Das läuft nicht mehr eins zu eins (Ich stecke ein gute Tat in den Automaten, und heraus kommt einmal Regen für die Ernte, oder was man gerade braucht), aber eine gute Beziehung zu Gott, baut ja wohl kaum auf ausschweifendem Leben, klauen und betrügen auf.

Wenn man Gott als Vaterfigur annimmt, kann er sogar die unterschiedlichen Menschen unterschiedlich behandeln - wie ich das als Mutter auch teils mit meinen Kindern mache, wenn ich z.B. berücksichtige, dass ein Kind noch klein ist und darum schnellere und klarer ersichtliche Folgen für seine Taten braucht, als das schon ältere Kind.

Oder andersrum: Ein Mensch stärker eine stabile Beziehung braucht, während der andere einfach nur Regen für seine Ernte benötigt.
(So als Beispiele).
Nicht grundlos fallen Loriens Blätter

Offline ianinsane

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Re: [Santa Muerte] (Arbeitstitel) - Catholicsploitation
« Antwort #31 am: 26.05.2013 | 21:25 »
Komme nach langer Zeit mal wieder dazu, zurückzuschreiben. Es geht gerade nur schleppend voran, mir fehlt im Moment etwas die Zeit.

Das eine (v.a. in der Volksfrömmigkeit beheimatete) Element wäre eine Werk- und Verdienstefrömmigkeit. Der Bauer meint, er hätte Anspruch auf Erhörung, weil es dies oder jenes getan hat. Da steckt ein bißchen die Idee vom Kaugummi-Automaten drin. Geldmünze (= Gebet + gute Werke - auch anderer) einwerfen, Kaugummi (der Erbetene) entnehmen.

In der Hochreligion gehört das Erbitten in ein lebendiges Beziehungsgeschehen mit dem Göttlichen (dessen Qualität/Vertrautheit/Vertrauen den Glauben eines Menschen charakterisiert).

Das kann ich nachvollziehen, aber kann man diese Trennung so strikt vornehmen? Ich bin selbst kein Theologe und habe mein Wissen nur aus Gesprächen mit selbigen und dem, was ich so nachschlage. Aber ist es nicht, so, dass die Rechtfertigungslehre, die ja so etwas wie die Grundlage des Denkens des lebendigen Beziehungsgeschehens ist, nach Augustinus im Lauf der Jahrhunderte in der katholischen Kirche ziemlich in den Hintergrund getreten ist und die Verdienstefrömmigkeit in der Praxis die Oberhand hatte? Immerhin war das ja auch ein Auslöser für die Reformation...
Also, mag sein, dass diese Trennung in Werkfrömmigkeit=Volksglauben und Beziehungsgeschehen="amtlicher Glauben" heute aktuell ist. Aber war sie das auch z.B. vor dem 2. Vatikanischen Konzil? (Für das Setting habe ich immerhin die Zeit um das Jahr 1960 im Auge...)

Vielleicht reicht es auch aus, den Habitus des Gläubigen zu berücksichtigen, also einen Messwert zu finden, wie lebendig die Beziehung zu Gott ist, und auf dieser Grundlage dann automatentechnischer zu werden. Also z.B. bei einem guten Habitus führt man viele (Heiligen-)Karten auf der Hand, was gleichbedeutend ist zu einer lebendigen Beziehung zu Gott. Und daraufhin kann man mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit beten. Wenn man dann noch den richtigen Heiligen als Fürsprecher auf der Hand hat, läuft die Sache...  ;D