Autor Thema: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?  (Gelesen 10562 mal)

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Offline D. Athair

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #25 am: 23.12.2013 | 14:52 »
"modern" wird oft entweder als "der aktuellen Mode entsprechend" oder bezogen auf die Epoche der Moderne verwendet. Was passt denn nun auf unser Hobby eher?
... oder im Sinn des lateinischen Lehnwortes als "neu", "aktuell", "auf der Höhe der Zeit".  8]
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Offline Agent_Orange

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #26 am: 23.12.2013 | 14:57 »
Modern ... Im Sinne von "innotvativ slash neuartig" oder im Sinne von "Massengeschmack getroffen"?
Davon abhängig lässt sich jede beliebige andere Kategorie abgrenzen, wobei ich "veraltet" nicht als valide Kategorie sehe. Regelungssysteme sowie Settings/ Themen, die in den 70igern schon entwickelt wurden, finden sich auch heute in zahlreichen neuen Produkten.

AO
Rollenspiele vor Gericht (mit besten Dank für den Hinweis an Boba Fett)
Randzeichen: 41 - 66

Persönliche Anmerkung: Es ist ein erstinstanzliches Landgerichts-Urteil. Hinsichtlich einzelner Fragen beschränkt sich das Urteil auf Verweise; der Kläger hat "schlampig" gearbeitet. Fraglich ist deshalb, ob einzelne Urteilsaspekte in höherer Instanz anders bewertet worden wären.

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #27 am: 23.12.2013 | 15:10 »
@Feuersänger:
Da habe ich schon Deinen Denkfehler. Du gehst gerade einem Trend nach: Charaktererstellung nach genauen Spielervorgaben. Wenn für Dich die Generierung die Darstellung der eigenen präzisen Charaktervorstellungen wichtig ist, dann ist die zufällige Charaktergenerierung natürlich nichts. 2 wichtige mögliche Generierungsziele (die in letzter Zeit wieder aufgenommen wurden) werden dabei aber komplett aussen vor gelassen:

1. Charaktergenerierung from Scratch: Du hast keine Ahnung in welche genaue Richtung Dein Charakter gehen soll. Vielleicht hast Du auch garnicht genug Ahnung vom Setting und erhälst über die Charaktergenerierung noch weitere Infos zur Welt und natürlich Inspirationen fürs eigentliche Spiel und den Hintergrund des eigenen Charakters. Beispiel: Traveller
2. Wettbewerbsgenerierung: Du holst Dir einen Charakter und versuchst diesen so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Dabei wird kein Wert auf die Optimierung gelegt, sondern es wird versucht mit dem Anfangsstatus so weit wie möglich zu kommen. Beispiele: OD&D und die Retrowelle.

Bei beiden Generierungszielen findest Du keine technische Entwicklung, die die zufällige Charaktergenerierung aushebeln. Da hast Du reine Geschmackskriterien, die gegen die Generierungsziele an sich sprechen. Die können aus der Mode fallen und wieder zurück kommen.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline D. Athair

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #28 am: 23.12.2013 | 15:12 »
In den letzten Jahre schwappte eine Retrowelle über den Globus, in der teilweise auch gewürfelte Werte wieder ausgebuddelt wurden. Das ist aber nur eine Mode und nicht modern.
Hmm... im Warhammer Fantasy Roleplay wurde das Zufallselement nie aufgegeben. Auch nicht in der recht innovativen 3rd Edition. Ansonsten: Das recht neue Superheldenspiel ICONS. Angeblich findet man teilweise zufallsbasierte Generierung auch in Dogs in the Vineyard. Lacuna soll vollständig zufallsbasiert sein.

(Wo ich dir aber Recht gebe: Zufallsgenerierung ist ein veraltetes Konzept, wenn die entstehenden SC sich bzgl. Spieloptionen merklich unterscheiden. Wenn nicht halte ich es - in vielen Fällen - Pointbuy überlegen, [...] "Because people tend to choose things that they are comfortable with. This is often boring".)

Ansosten +1 zu 6s Beitrag.
« Letzte Änderung: 23.12.2013 | 15:14 von Dr. Helga Itaa »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Der Rote Baron

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #29 am: 23.12.2013 | 16:11 »
Wenn ich mir mal nur Mainstreamsysteme anschaue: Shadowrun z.B. hat seit 1989 eine spielergesteuerte Charaktererschaffung ohne Zufallselement _und_ Gummipunkte, und war seiner Zeit damit offenbar weit voraus. Bei D&D z.B. kam der Punktepool erst 2000 als Optionalregel (die sich aber in der Community seit ca 2004 weitestgehend durchgesetzt hat) und ~2009 in PF als Grundregel, also glatt 20 Jahre später.

In welcher "Community"? Ich habe mir noch nie einen Charakter bei D&D gemacht, bei dem ich Punkte auf Attribute verteilt habe. Noch ht das sonst jemand in meiner Gruppe. Oder irgedwer, mit dem ich jemals gespielt habe oder mich über D&D unterhalten habe.
Ich spiele seit 1983 und D&D 3.X seit dem Erscheinen (bzw. Conan/ D20 Modren usw.).

Ich halte das "Bauen" von Charaktern nicht für modern, das Erwürfeln nicht für "altmodisch" oder "für die Tonne" - es muss zur Welt und dem Genre passen und - noch wichtiger - den Geschmack der Gruppe treffen. Bratkartoffeln sind ja auch nicht für die Tonne, seit es Pommes und Kroketten gibt.

Meine Definition: Altmodisch und modern sind falsche Kategorien - "altmodische" Regeln waren oft inkosistent und nicht auf andere Regeln abgestimmt oder unnötig kompliziert (NICHT komplex - das waren sie dann noch obendrein!):
Wer je ein Regelsystem von Fantasy Games Unlimited in der Hand hatte, in dem man die Faustkämpfe so, die Fernkämpfe anders und den Kampf mit Nahkampfwaffen wieder anders durchführen sollte und beim Charaktererstellen die (spiletechnisch irrelevante) Größe seine Charakters dadurch errechnen sollte, indem er ( 2x Stärke + Konstitution)/ Gewandtheit errechnet und Trefferpunkte mit Wurzeln zu ziehen waren (manche Zahlen waren bis auf die 6 Stelle hinter dem Komma wichtig!), der versteht mit.

Abenteuer und Settings von FGU waren ziemlich gut - die Regeln meist zum Kotzen. Und immer wieder anders ...
 

Offline La Cipolla

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #30 am: 23.12.2013 | 16:14 »
Eine Mode ist eine Konsumhaltung, die durch ein gezieltes Marketingkonzept entsteht.
Ein marktrelevanter Vertrieb oder Innovator bestimmt, was jetzt konsumiert werden soll. Das wird dann (eventuell) zur Mode.

Veraltet kann etwas aus zweierlei Gründen sein: Entweder es entspricht nicht mehr der Mode, oder es ist
technisch überholt.
Ich sträube mich allerdings etwas dagegen, Rollenspiele als technische Konstrukte zu sehen. Regelwerke sind
doch sehr stark vom persönlichen Geschmack des Konsumenten abhängig - genauso wie z.B. Kleidung.
Man kann ja mit angeblich regeltechnisch überholten Systemen genauso viel Spaß haben wie mit einem neuen
System. Der Beweis sind ja die großen Systeme, die tatsächlich eher 'veralteten' Strukturen folgen.
Das was im Rollenspielbereich von vielen als Mode bezeichnet wird, ist der verzweifelte Versuch, mit einem
aus ihrer Sicht besseren Spiel einen Fuß gegen die Marktgrößen in die Tür zu bringen.

Modern sind ja z.B. momentan gerade noch diverse Retro-Rollenspiele, weil es ein paar Leute mit Produkten gab, die
das vor zwei oder drei Jahren gehyped haben und es eine Menge Leute gab, die das gut fanden.
Das ist definitiv eine Mode, folgt aber (da eigentlich technisch längst dagewesen) keiner technischen Definitionen von modern.

In den von mir beobachteten Diskussionen wird der Begriff "veraltet" nur als Spielart im Sinne von "gefällt mir nicht" verwendet. Es soll halt die Aussage erhöhen und allgemeingültig machen. "Modern" ist dann das Gegenteil davon. Soll "gefällt mir nicht" auf einen eindeutig neuen Mechanismus angewandt und dabei verallgemeinert werden, so nutzen Diskutanten eben "neumodisch" oder Vergleichbares.

Letztlich läuft immer alles auf überhöhte "find ich toll"- und "find ich blöd"-Aussagen hinaus, da die Begriffe im Rollenspiel aufgrund der kurzen Existenz gar keinen Sinn ergeben können.

Ich denke nicht, dass man irgendwelche sinnvollen Definitionen finden kann und schlage vor, die Begriffe einfach zu ignorieren.

Quoted, weil gut. :A

Online 1of3

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #31 am: 23.12.2013 | 17:11 »
In welcher "Community"? Ich habe mir noch nie einen Charakter bei D&D gemacht, bei dem ich Punkte auf Attribute verteilt habe.

Naja, wer sind denn wir schon? Der Feuersänger weiß halt einfach, wie man D&D spielt.

Offline Feuersänger

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #32 am: 23.12.2013 | 17:20 »
Soso, was du hier machst, Roter Baron, zählt also nicht unter "sich unterhalten"? So kann man's natürlich auch sehen -- wenn man über Jahrzehnte immer nur im eigenen Saft köchelt, kommt freilich nicht viel Neues dabei rum.

Nachtrag:
Das Thema "auswürfeln oder setzen" wurde hier freilich schon oft diskutiert. Hier einer der letzten Threads mit Umfrage:
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,72711.0.html

Diese ergab: 77% der 'lornis bevorzugen nichtzufällige Charaktererschaffung.
« Letzte Änderung: 23.12.2013 | 17:56 von Feuersänger »
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #33 am: 23.12.2013 | 17:58 »
In welcher "Community"? Ich habe mir noch nie einen Charakter bei D&D gemacht, bei dem ich Punkte auf Attribute verteilt habe. Noch ht das sonst jemand in meiner Gruppe. Oder irgedwer, mit dem ich jemals gespielt habe oder mich über D&D unterhalten habe.
Ich spiele seit 1983 und D&D 3.X seit dem Erscheinen (bzw. Conan/ D20 Modren usw.).
Noch an einem offiziellen WotC RPG-Event teilgenommen? Da ist Pointbuy Pflicht.
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #34 am: 23.12.2013 | 21:53 »
Ich stelle mir unter "moderner" etwas vor, das weniger Mühe macht, wie das Modell zuvor. Oder den wichtigen Inhalt logischer erklären kann. Zum Beispiel Regelvereinfachungen, Ballastabwurf oder ein neues System, welches mit weniger Aufwand ans Ziel kommt, ohne an Bandbreite oder Realität zu verlieren.

Manchmal bewegen sich älteren Systeme nach dieser Definition in den gegenteiligen Trend. Ich habs noch nicht in Händen, zumindest Midgard scheint da eine Trendwende gelungen zu sein.
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #35 am: 23.12.2013 | 22:14 »
Also fährst du ein Automatik-Auto, weil das einfacher ist als eine Gangschaltung und damit moderner  ~;D ?

Ich halte moderner auch für einen Kampfbegriff, um Systeme die man nicht mag nieder zumachen.
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Offline Abaton23

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #36 am: 23.12.2013 | 22:47 »
Beim Beispiel "Automatik" zählt auch, dass dort die Technik recht kompliziert ist und sich deutlich im Preis niederschlägt. Zudem leben Automatikfahrer mit etwas Beschleunigungsverlust und höherem Spritverbrauch. Das Schalten selbst kann wiederum unter Good-Feeling gesehen werden, hat also was nostalgisches.

Ich sehe in dem Begriff "moderner" keine Kampfansage, auch wenn andere das so verwenden mögen. Ich geh lediglich davon aus, dass eine Erleichterung zukunftsorientierter ist, als eine Erschwernis. Da der Begriff jedoch keinerlei anderes System verbietet, ist ja genügend Platz für Nostalgie. Und die führt bei manchen zur Verzückung, siehe Oldtimer. Allerdings, Erstkunden werden wohl eher nichts mit Nostalgie anfangen können. 
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #37 am: 23.12.2013 | 23:01 »
Über Erstspieler wird ja an anderer Stelle hinreichend diskutiert. Erstspieler werden aber auch mit Begriffen wie modern und unmodern beim RPG nicht viel anfangen können.
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Offline Abaton23

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #38 am: 23.12.2013 | 23:14 »
die Frage des Threads lautete ja "Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?" Ich antwortete, was ich "modern" empfinde. Ich vermied, auf das Wort "veraltet" einzugehen, weil dort die Meinungen wohl weit deutlicher auseinandergehen dürften. Auch das wird ja andernorts recht ausgiebig diskutiert.
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #39 am: 24.12.2013 | 08:39 »

Der Beweis sind ja die großen Systeme, die tatsächlich eher 'veralteten' Strukturen folgen.
Das was im Rollenspielbereich von vielen als Mode bezeichnet wird, ist der verzweifelte Versuch, mit einem
aus ihrer Sicht besseren Spiel einen Fuß gegen die Marktgrößen in die Tür zu bringen.


An dem Punkt würde ich gerne mal einhaken: Rollenspiel ist vielleicht heutzutage nichts mehr, womit man groß Geschäfte machen kann, aber im Grunde hält sich bis heute diese Sprechweise auch als ein teil des Kampfes um Marktpräsenz. So schlimm finde ich das auch nicht, klappern gehört schließlich zum Geschäft und ohne den Anspruch, etwas völlig neu und anders und besser zu machen - was mit dem Wort modern konnotiert ist - hätten vielleicht weder Settings noch Systeme eine Chance, sich im konservativen Rollenspielsektor durchzusetzen.

Das kann manchmal nach hinten losgehen und tut es auch oft, aber manchmal verbergen sich hinter dem Anspruch auf Modernität tatsächlich ein paar innovative Ideen, die vielleicht nicht jedem gefallen, aber anders überhaupt keine Verbreitung gefunden hätten.

Bei der Diskussion soll man auch nicht vergessen, dass das Versprechen, ein "modernes" (besseres, innovatives) Rollenspiel zu sein, schon mindestens seit den 80ern durch die Rollenspiellandschaft geistert. Was wurde nicht alle als Neuerungen angepriesen, was man heute als selbstverständlich ansieht oder sogar als "konservativ" bewertet: klassenlose Systeme, Fertigkeitssysteme, würfellose Systeme, Pool-Mechanismen, Gummipunkte, Settings außerhalb der Fantasy, Settings außerhalb des Fantasy/Horror/Sci-Fi-Genres usw. usf. Sachen, die heute als Klassiker gelten, sind mal mit diesem Anspruch der Modernität ins Rennen eingetreten.
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Offline Abaton23

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #40 am: 24.12.2013 | 12:05 »
Schön formuliert. Das heißt, in der Entwicklung des Rollenspiels darf es ruhig auch Fehlentwicklungen geben, welche durch austesten neuer Ideen entstehen. Solche Sackgassen sind deshalb vertretbar, weil ja bei solchen Entwicklungen auch gute, richtungsweisende Ideen rausspringen.

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Offline Turning Wheel

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #41 am: 24.12.2013 | 12:13 »
Abaton, was meinst du mit Fehlentwicklung?
Ich hätte gesagt, wenn ein Rollenspiel irgendwann mal drei Leuten einen spaßigen Spieleabend beschert hat, kann es schon keine Fehlentwicklung mehr gewesen sein.

Offline Thandbar

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #42 am: 24.12.2013 | 12:40 »
Das ist ein ästhetischer Relativismus, den ich ziemlich langweilig finde. Natürlich kann man sich immer darauf einigen, dass sich irgendeiner schon finden lässt, dem alles Mögliche schon einmal gefallen hat. Für eine Diskussion über Qualität ist das aber meiner Meinung nach eine uninteressante Perspektive. Darauf, dass Geschmäcker halt verschieden sind, kann man sich am Ende ohnehin immer verständigen.

Ohne ein Experte zu sein, würde ich schon sagen, dass sich in den letzten Jahrzehnten im Rollenspieldesign außerordentlich viel getan hat. Gerade das, was Crimson King gesagt hat, leuchtet mir ein - die Spiele heute sind sich viel mehr bewusst darüber, was sie wollen und was sie mit welchen Mitteln möglichst elegant (oder sperrig, wenn dies das Ziel sein sollte) erreichen können.
Das bedeutet nicht, dass bestimmte Regelteile, die früher en vogue waren, heute nicht mehr zu gebrauchen wären; aber sie werden bewusster eingesetzt, um ein bestimmtes Spielgefühl oder schlicht Nostalgie beim Spieler auszulösen. Die Anzahl der Register ist dabei über die Jahre hinweg zwangsläufig gewachsen, so dass eine Fortentwicklung des Mediums geradezu unausweichlich erfolgt und die Palette an Möglichkeiten immer weiter ausgebaut wird.
Das Internet hat enorm geholfen, die "Theorie des Rollenspiels" zu verbreiten, so dass sich die Professionalisierung des Hobbys schneller durchsetzen konnte, als es früher möglich gewesen wäre. 

Die Reflexion über das, was Rollenspiele sind, was sie können und was sie wollen, ist ja in vollem Gange und zur wichtigen Grundlage für die Bewertung neuer Produkte geworden. Über diese Kriterien wird heftig gestritten, und die Diskussion darüber ist meiner Meinung nach für das Thema Rollenspiel sehr wichtig.
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #43 am: 24.12.2013 | 12:54 »
Den Begriff Fehlentwicklung  finde ich nun fürchterlich. Davon abgesehen, das er abwertend ist, ist er verdammt subjektiv. Der eine findet schon DnD eine Fehlentwicklung, der andere DSA, der dritte SaWo und der vierte Fate.

Es gibt für mich keine Fehlentwicklungen im Rollenspiel. Keines, Nada. Es gibt Systeme die mir nicht gefallen, aber die würde ich so nicht bezeichnen.

Fehlentwicklung klingt wie entartete Kunst.
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Offline Arkam

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #44 am: 24.12.2013 | 13:00 »
Hallo zusammen,

alte, veraltern können Rollenspiele aus meiner Sicht nicht, haben für mich meistens mehrere der folgenden Züge.

Die ganz alten Systeme haben noch eine rein zufällige Charakter Generierung. Hier werden nicht nur einfach die Spielwerte zufällig fest gelegt sondern diese geben auch an was man spielen kann. Da ich persönlich eher selten zum Spielen komme schätze ich eher Systeme wo ich direkt einen gewünschten Charakter spielen kann. Da die Letalität von Charakteren in unserer Gruppe sehr gering ist und die Charaktere durchaus auch Mal Nebengebiete abdecken und Schnörkel haben können besteht die Gefahr des geklonten optimierten Charakters eher nicht.

Ganz früher gab es ja noch keine Fertigkeiten. Ältere Systeme haben häufig ein recht ausuferndes Fertigkeiten System. Das hängt meiner Meinung nach eng damit zusammen das sich die Systeme bemühen Teilbereiche zu simulieren, nicht im rollenspielerischen sondern im wissenschaftlichen Sinn. Das führt dazu das für das Spiel wichtige Aspekte sehr kleinschrittig und möglichst noch mit verschiedenen Fertigkeiten angegangen werden. Gut nachvollziehen kann man das vor allen bei den Kampfsystemen. Moderne Systeme bemühen sich hier eher um eine Straffung oder nutzen eine Task Resolution. Hier werden also auch spielrelevante Dinge mit einem Wurf entschieden und nicht mit einer Reihe von Würfen.

Viele andere Trends haben aus meiner Sicht wenig bis Nichts mit den eigentlichen Spielen zu tun sondern mit der Art wie sie genutzt werden.

Gruß Jochen
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #45 am: 24.12.2013 | 13:12 »
@Fehlentwicklung:

Das kommt darauf an wie man das Wort Fehlentwicklung nimmt.

Eine Idee die JEDER Rollenspieler schlecht findet ... eher nicht.
Eine Idee die sich in der Cummunity nicht durchsetzen kann und deswegen ein Nischendasein fristet und fast ganz aus der Szene verschwindet: Gibt es bestimmt.

Offline YY

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #46 am: 24.12.2013 | 15:04 »
Es gibt für mich keine Fehlentwicklungen im Rollenspiel. Keines, Nada. Es gibt Systeme die mir nicht gefallen, aber die würde ich so nicht bezeichnen.

Fehlentwicklung im Sinne eines kontinuierlichen Fortschritts und einiger nicht erfolgreicher Verästelungen - geschenkt.

Aber "Fehlkonstruktionen" in dem Sinn, dass ein System X nicht leistet bzw. nicht leisten kann, was sein Autor explizit angestrebt hat - die gibts schon.

Wobei es da auch genug moderne Beispiele gibt. Da ist es am Ehesten modern zu nennen, diesen Maßstab überhaupt bewusst anzulegen.
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #47 am: 24.12.2013 | 15:21 »
Ich meinte mit "Fehlentwicklungen" Mechanismen oder Settings, welche wegen zu geringer Akzeptanz einen wirtschaftlicher Fehlschlag für den Verleger darstellten oder wegen zu lauter Beschwerden in der nächsten Edition wieder entfernt wurden. Derlei hat es schon öfter gegeben und gehört zu einem gesunden Reifeprozess dazu. Wenn es nur um die Begriffwahl geht, ersetzt das Wort mit "Versuch, welcher sich nicht durchsetzte"

Ich halte solche Versuche garnicht für schlimm, weil sie oft der Motor für gute Verbesserungen sind. Siehe Rückrufaktionen bei Autos, Umplanungen bei Häusern, Korrekturen in Lehrplänen etc. Deshalb ist das Produkt als Ganzes trotzdem verwendbar. Man lernt aus Fehlern, betreibt eben Produktpflege. Würde man den Entwicklern keinen Freiraum für solche Versuche geben, gäbe es auch keinen Fortschritt mehr. Dehalb wundert es mich immer, wenn ich lese wie Altspieler jede Änderung an ihrem System schon im Vorfeld verbieten wollen.

Mir erklärt sich wiederum nicht, warum das Wort "modern" eine Kampfansage darstellt. Ist das subjektiv?
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Offline YY

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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #48 am: 24.12.2013 | 15:42 »
Siehe Rückrufaktionen bei Autos, Umplanungen bei Häusern, Korrekturen in Lehrplänen etc.
...
Dehalb wundert es mich immer, wenn ich lese wie Altspieler jede Änderung an ihrem System schon im Vorfeld verbieten wollen.

Rückrufaktion bei Autos ist ein schlechtes Beispiel für einen "ehrlichen" Versuch, etwas zu verbessern.
Da ist was beim Testen in der Entwicklungsphase Scheiße gelaufen, ein Riesenfehler hat es ins Endprodukt geschafft und muss schleunigst korrigiert werden.

Das Gegenstück im Rollenspiel wären Errata für Regeln, die in der Beta-Phase erkennbar ungeeignet waren - und von erfahrenen Spielern entsprechend kritisiert wurden (um den Bezug zur zweiten Zitathälfte herzustellen).

Dass es auch pauschal jeder Veränderung abgeneigte Altspieler gibt, die das nicht groß reflektieren, gebe ich zu.
Oftmals ist das aber auch ein bisschen Beißreflex, um nicht nach der Fertigstellung des Produktes noch als "großer Testlauf" herhalten zu müssen. Das zieht sich ja mittlerweile durch alle Lebensbereiche, und da sind öfter viele Sachen dabei, die man gaaaanz weit im Vorfeld kommen sieht.

Und viele suchen auch nicht mehr nach Verbesserungen, wenn das aktuelle Produkt seine Zwecke erfüllt.
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Re: Was bedeutet: "modernes" bzw. "veraltetes" System?
« Antwort #49 am: 24.12.2013 | 17:18 »
Mir erklärt sich wiederum nicht, warum das Wort "modern" eine Kampfansage darstellt. Ist das subjektiv?

Es ist doch schon häufiger vorgekommen, dass bestimmte Gruppen - vor allem in der Kunstgeschichte - den Begriff der Moderne als Schlagwort verwendet haben, um sich gegen andere  - namentlich die Vertreter der Tradition - durchzusetzen. Im letzten Jahrhundert wurden diese Konflikte ja ziemlich bärbeißig ausgetragen, da war das Alte auch gleich das Überkommene, Überständige und Verbotene (zB Harmonie in der Zwölftonmusik), während in der modernen Kunst Sittenverfall und Kulturverlust zugeschrieben wurde.
Erst mit der Postmoderne - dem souveränen Spiel mit der Tradition - wurde dieser Streit einigermaßen überwunden.

Ich kann vor dem Hintergrund schon verstehen, dass man deswegen den Begriff "modern" als potentiell kämpferisch einstuft.   
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