Autor Thema: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting  (Gelesen 5728 mal)

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Ucalegon

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In Anlehnung an den Thread zu Erfahrungen mit den (Original-)Regeln würde mich auch interessieren, was Spielleiter(innen) und Spieler(innen) mit dem (Original-)eclipse phase Setting so gemacht haben. In konkreten Runden und nicht nur auf dem Papier. Zumindest einige wenige Leute scheinen das Ding ja tatsächlich gespielt zu haben - mit welchen Regeln auch immer.

Die Forensuche hat dazu nur wenig ausgespuckt und Diaries gibt es auch nicht, wenn ich richtig gesehen habe.

Ideen:
Genereller Eindruck?
In welchem Umfang habt ihr gespielt (oneshots, (abgeschlossene) Kampagne)? Eigenentwicklung oder offiziell? Würdet ihr weiterspielen wollen und warum?
Welchen Teil des Settings habt ihr bespielt? Welche Themen/Konflikte waren euch wichtig? Firewall und X-threats, Politik und die verschiedenen Fraktionen, Technologie usw.?
Sind eure Erwartungen an das Setting erfüllt worden? Fühlt sich das Setting im Spiel anders an als beim Lesen?
Probleme beim Spielen und Leiten?
Wie habt ihr als SL das Setting vermittelt/eingeführt?
Was machen die Spieler(innen) mit dem Setting?
.
.
.

Ich habe bisher mehrfach den offiziellen oneshot Continuity geleitet und mich einmal an Mind the WMD versucht. Zu meinen Erfahrungen schreibe ich später gerne mehr.










Offline Oh Gott sie sind Überall

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #1 am: 24.09.2014 | 02:04 »
Ich hatte mal vor Jahr und Tag eine Mini Kampgne gespielt. Funktioniert hat das leider nicht so ganz, was wohl auch an der Spieler zusammensetzung lag.

Ich selbst habe das aus offiziellen Abenteuern gebastelt.

Meine Jungs waren Agenten von Firewall und haben sich um die Feinde der Menschheit gekümmert.

Warum hats nicht geklappt, ein Spieler kam mit dem Setting nicht klar, ein anderer (ein klassischer Spezialist) ist bei seiner Spezialaufgabe überfordert gewesen und dem dritten hats ganz gut gefallen.

Was hätte ich besser machen können? - Weniger Uplifts.

Sind meine Erwartungen erfüllt worden vom Setting ja von der Spielrunde nein.
Robin D. Laws würde über mich folgendes sagen:
Method Actor 100%, Storyteller 92%, Tactician 75%, Specialist 58%, Butt-Kicker 50%, Power Gamer 25%,
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #2 am: 24.09.2014 | 13:08 »
Wie in dem anderen Thread erwähnt, habe ich Eclipse Phase ungefähr ein 3/4 Jahr lang geleitet, da mir und meiner Gruppe das Setting extrem gut gefallen hat. In dieser Zeit haben wir zunächst ein Abenteuer gespielt, dass ich geschrieben habe, dass sich zu einer Minikampagne ausgeweitet hat ;-). Im Anschluss haben wir Continuity gespielt und das endete leider mit dem Tod der gesamten Gruppe und damit auch der Kampagne, obwohl an sich alle Spaß hatten.

Meine Gruppe war eine etablierte Zelle von Firewallagenten, also quasi das Default-Setting und das hat auch ganz gut funktioniert.

Ein Problem das immer wieder aufgetaucht ist, war das einige zentrale Themen des Settings immer wieder nicht so recht funktioniert haben. Resleeving bzw. Remerging war so ein Fall. Die Spieler wollten immer lieber in ihren Morphs bleiben und per Raumschiff fliegen, statt sich zu egocasten. Kam insgesamt nur zweimal vor. Ich habe dann Raumfahrt zu einem stärkeren Trend in der Welt gemacht, um den Spielern entgegenzukommen. Außerdem führte die Möglichkeit der Gegenspieler in jedem möglichen Körper aufzutauchen zu einer enormen Paranoia bei den Spielern, die das Spiel mitunter stark lähmte.

Außerdem schienen meine Spieler mit den Möglichkeiten der verschiedenen sozialen Netzwerke teilweise überfordert zu sein. Generell hatte das Setting eine Tendenz dazu Spieler mit Möglichkeiten zu erschlagen.

Was die Themen angeht, habe ich versucht möglichst viel anzuspielen. Es hat sich im Laufe der Kampagne (aus einer Kombination des Abenteuers und der Hintergründe der Charaktere) ein Fokus auf Interaktion von Firewall mit dem organisierten Verbrechen (9 Lives) und anderen undurchsichtigen Vereinen herausgebildet. Die Kampagne hatte also einen relativ starken Einschlag in eine Mobster und Verschwörungsrichtung.

Für die Einführung in das Setting habe ich eine fast 200seitige PowerPoint erstellt, damit alle (extrem lesefaule) Spieler eine geteilte Basis haben. Das hat dazu geführt, dass zumindest alle die gleichen Grundlagen hatten.

 
Hans Hermann Lohenstein
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #3 am: 24.09.2014 | 13:27 »
Ich hab das zu Hause auf dem Rechner. Ich will sie nicht unbedingt hier offiziell hochladen, weil ich viele Bilder benutzt habe, die ich zwar im Netz gefunden, zu denen ich aber keine Rechte habe. Man kennt das alte Problem ;-)
Außerdem sollte man nicht zu viel erwarten. Hauptsächlich ging es um eine oberflächliche Einführung in die Welt und darum die Atmossphäre des Spiels (wie ich es mir vorstelle) einzufangen.
Hans Hermann Lohenstein
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Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #4 am: 24.09.2014 | 13:57 »
Ein Problem das immer wieder aufgetaucht ist, war das einige zentrale Themen des Settings immer wieder nicht so recht funktioniert haben. Resleeving bzw. Remerging war so ein Fall. Die Spieler wollten immer lieber in ihren Morphs bleiben und per Raumschiff fliegen, statt sich zu egocasten. Kam insgesamt nur zweimal vor. Ich habe dann Raumfahrt zu einem stärkeren Trend in der Welt gemacht, um den Spielern entgegenzukommen. Außerdem führte die Möglichkeit der Gegenspieler in jedem möglichen Körper aufzutauchen zu einer enormen Paranoia bei den Spielern, die das Spiel mitunter stark lähmte.

Interessant. Haben deine Spieler(innen) gesagt, warum sie nicht egocasten/resleeven wollen? War ihnen selbst das zu blöd oder war das Teil ihrer Charaktere (im Sinne von Biokonservativen)? Das ist ja letztlich einer der Kernpunkte des Spiels.

Paranoia bei den Spieler(inne)n würde ich in einem Conspiracy Horror Setting mal grds. als Erfolg bewerten ;) Wie hat die bei euch das Spiel gelähmt? Zu viel Planerei oder so?

Im Anschluss haben wir Continuity gespielt und das endete leider mit dem Tod der gesamten Gruppe und damit auch der Kampagne, obwohl an sich alle Spaß hatten.

Ja, Continuity ist eine richtige Todesfalle, deswegen liebe ich das Szenario ;D Passt finde ich ziemlich gut zu EP.
« Letzte Änderung: 24.09.2014 | 13:59 von Ucalegon »

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #5 am: 24.09.2014 | 14:16 »
Interessant. Haben deine Spieler(innen) gesagt, warum sie nicht egocasten/resleeven wollen? War ihnen selbst das zu blöd oder war das Teil ihrer Charaktere (im Sinne von Biokonservativen)? Das ist ja letztlich einer der Kernpunkte des Spiels.

Nachdem sie sich einmal einen Morph zusammengestellt und (in einem Fall) auch customized hatten, wollten sie nicht in die große Wundertüte greifen. Ich glaube, dass Ihnen das einfach einen Schritt zu weit ging. Meine Spieler hatten als eher oldschooligere Leute schon genug an Fate an sich zu knabbern ;-)

Paranoia bei den Spieler(inne)n würde ich in einem Conspiracy Horror Setting mal grds. als Erfolg bewerten ;) Wie hat die bei euch das Spiel gelähmt? Zu viel Planerei oder so?

Es hat dazu geführt, dass man nicht mal den unwichtigsten NSC Schergen mehr einführen konnte, ohne das vermutet wurde, dass er ja unter Umständen eigentlich auch x sein könnte . . .Oder das so lange geplant wurde, um gegen jede technisch Möglichkeit gewappnet zu sein. Das führte zu endlos wirkenden Diskussionen, die nicht aus der Geschichte sondern aus dem Setting geboren waren.

Ja, Continuity ist eine richtige Todesfalle, deswegen liebe ich das Szenario ;D Passt finde ich ziemlich gut zu EP.

Wie weit sind denn deine Leute im Durchschnitt gekommen? Bei uns war in dem Moment Schluss,
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Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #6 am: 24.09.2014 | 14:19 »
Wie weit sind denn deine Leute im Durchschnitt gekommen? Bei uns war in dem Moment Schluss,
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Dann habt ihr aber Glory gespielt und nicht Continuity, oder?

Offline Mondsänger

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #7 am: 24.09.2014 | 14:46 »
Du hast vollkommen recht. Habe mich gerade vertan, sorry.
Hans Hermann Lohenstein
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #8 am: 24.09.2014 | 16:43 »
Oder das so lange geplant wurde, um gegen jede technisch Möglichkeit gewappnet zu sein. Das führte zu endlos wirkenden Diskussionen, die nicht aus der Geschichte sondern aus dem Setting geboren waren.

Ging mir in meiner Runde ähnlich.
Rob Boyle scheint ein Händchen dafür zu haben, dieses Phänomen hervorzurufen ;D

Kaum zu glauben, was die Präsentation ausmacht - andere SF-Settings lösen dieses Verhalten nicht aus, obwohl sich der Techlevel nicht großartig unterscheidet bzw. eigentlich "schlimmer" ist, was irgendwelche Gemeinheiten angeht.
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Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #9 am: 24.09.2014 | 17:08 »
Kaum zu glauben, was die Präsentation ausmacht - andere SF-Settings lösen dieses Verhalten nicht aus, obwohl sich der Techlevel nicht großartig unterscheidet bzw. eigentlich "schlimmer" ist, was irgendwelche Gemeinheiten angeht.

An welche andere SciFi denkst du da? Im Hinblick auf die Spieler-Paranoia würde ich auch sagen, dass die Präsentation des Settings das beabsichtigt - Conspiracy steht ja nun auf dem Cover - mindestens genauso stark wie bei Shadowrun. Habt ihr Tipps, wie man als SL in Eclipse Phase damit umgeht/wie seid ihr damit umgegangen? Spontan würde ich sagen: Deutlich machen, dass Paranoia teil des Settings ist und nicht nur die SCs betrifft.

Ich persönlich habe bisher allerdings vor allem Spieler(innen) gehabt, die mit dem ganzen Technikkram eher zu wenig anfangen konnten als zu viel.
« Letzte Änderung: 24.09.2014 | 21:58 von Ucalegon »

Offline Haukrinn

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #10 am: 24.09.2014 | 17:17 »
Der Umgang mit der ganzen Verschwörungsmasche und der Vielzahl von Möglichkeiten ist in der Tat schwierig. Ich glaube das schlimmste was man machen kann ist es wie Shadowrun zu spielen und dann in wilde Planungswut zu verfallen um gegen alles gewappnet zu sein. Das funktioniert bei EP noch viel weniger als bei anderen Spielen.

Das Problem mit dem Resleeven kann ich gut nachvollziehen. Wenn ich zwei Stunden Realzeit brauche um mir meinen Custom Morph zu bauen dann will ich den auch behalten. Da den Spielern von Anfang an weniger Optionen zu geben und auf vorgefertigte Pakete zu setzen kann (muss aber nicht) helfen.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #11 am: 24.09.2014 | 17:42 »
Da den Spielern von Anfang an weniger Optionen zu geben und auf vorgefertigte Pakete zu setzen kann (muss aber nicht) helfen.

Das ist so eine Stelle, an der sich EP ungünstig präsentiert.
Einerseits wird es so dargestellt, als sei es (zumindest für Firewall-Leute) alltäglich und notwendig, öfter mal den Morph zu wechseln.

Wenn aber andererseits regelseitig zahlreiche Möglichkeiten in Aussicht gestellt werden, einen Morph aufzurüsten - tja, dann will man das auch tun, steht ja im Regelwerk, soll also Spielinhalt sein...

Da hilft mMn nur "easy come, easy go". Wer sich für Firewall irgendwo hin funken lässt, der kann auch damit rechnen, dass die nach Möglichkeit was Ordentliches hinstellen.
Immer nur von Schrottschüssel zu Biomüll wechseln, macht eben keinen Spaß.
Als Abwechslung kann man mal in irgendeiner abgeranzten Hülle landen und damit klar kommen müssen, aber wenn das die Regel ist, ist die Reaktion doch absehbar.

Das ist doch unterm Strich auch nur eine Art von Ausrüstung.

An welche andere SciFi denkst du da?

Vor Allem Corporation, aber auch Cyberpunk 2020 (vor Allem im Vergleich mit SR interessant, weil die eigentlich sehr viel gemeinsam haben...aber gespielt werden sie meiner Erfahrung nach sehr unterschiedlich), Space Gothic und Dark Heresy.

Aus dem Bauch raus würde ich sagen, dass diese Spiele ein besseres Gefühl dafür vermitteln können, wann man mit was zu rechnen hat.

Bei EP ist das irgendwie so, als würde ich jemandem ein zeitgenössisches Setting beschreiben und der unternimmt dann alles, um sich vor Atomangriffen, Ebola und Meteoriteneinschlägen zu schützen.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #12 am: 24.09.2014 | 18:22 »
Das ist doch unterm Strich auch nur eine Art von Ausrüstung.

Insbesondere autonomist-affinen Spielern sollte man da vlt. die Aufforderung, nicht zu hoarden, nahelegen. Nur weil du einen Körper hergestellt/gekauft/sonstwie beschafft hast, heißt das nicht, dass es richtig ist, ihn um jeden Preis behalten zu wollen. Eigentum ist Diebstahl und so ;)

Bei EP ist das irgendwie so, als würde ich jemandem ein zeitgenössisches Setting beschreiben und der unternimmt dann alles, um sich vor Atomangriffen, Ebola und Meteoriteneinschlägen zu schützen.

Das hängt sicher auch damit zusammen, ob man das Standard-Firewall Setting so wie es präsentiert wird benutzt. Das ist ja sehr nah an Delta Green konstruiert, wo für Agenten ähnlich krasse Bedingungen herrschen und die Paranoia absolut dazugehört, weil nicht nur der Mythos, sondern auch die Öffentlichkeit und die Regierung hinter dir her sind. Der Treppenwitz daran ist, dass Boyle und Co die 90er Paranoia der DG-Macher in ihr 2009er/zukunftsorientiertes/transhumanes Setting hinübergerettet haben. Ich sehe das als großes Plus des Settings.

Dementsprechend würde ich aber auch sagen, dass es zu Problemen führt, wenn die Spieler(innen) ihre Firewall Agenten wie Shadowrunner spielen.

« Letzte Änderung: 24.09.2014 | 18:25 von Ucalegon »

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #13 am: 24.09.2014 | 18:59 »
Insbesondere autonomist-affinen Spielern sollte man da vlt. die Aufforderung, nicht zu hoarden, nahelegen.

Ein komplett OOC stattfindendes Problem wird man nicht nur mit Settinghinweisen und Ausspieltips beheben können.

Zumal das spätestens für Firewall-Agenten nur noch eingeschränkt gelten kann, Autonomist hin oder her.

Dementsprechend würde ich aber auch sagen, dass es zu Problemen führt, wenn die Spieler(innen) ihre Firewall Agenten wie Shadowrunner spielen.

Ich würde eher sagen, SR und EP leiden unter der gleichen Fehlreaktion von Spielerseite.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #14 am: 24.09.2014 | 19:17 »
Um auch mal was positives in die Runde zu werfen: Was sehr gut funktioniert hat, war es die verschiedenen Gesellschaftsmodelle einzubringen und im Spiel unterschiedlich zu präsentieren. Der transhumane Hacker in seinem autonomen Habitat hatte doch ein ganz anderes Feeling als der kleine Ganger in Mount Olympos. Generell finde ich das glaubwürdige und unglaublich reiche/tiefe Setting ist das größte Plus von EP. Ich hatte das Gefühl das musste auch mal gesagt werden ;-)
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Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #15 am: 24.09.2014 | 19:41 »
Ein komplett OOC stattfindendes Problem wird man nicht nur mit Settinghinweisen und Ausspieltips beheben können.

Zumal das spätestens für Firewall-Agenten nur noch eingeschränkt gelten kann, Autonomist hin oder her.

Auf was beziehst du dich mit "komplett OOC"? Hast du nicht selbst geschrieben, dass das Setting (gerade für Firewall-Agenten!) Morphwechsel als komplett normal beschreibt? Dass die Regeln zur Customization ein Barbiespiel-Baukasten sind hat doch damit erstmal nichts zu tun bzw. widerspricht dem Setting in diesem Punkt auch nicht, oder? Wenn mein Körper ein spezialisiertes Stück Ausrüstung ist, dass ich im Zweifelsfall für eine einzige Mission so zusammengestellt und customized habe, gehe ich doch nicht davon aus, damit für den Rest meines Lebens rumzulaufen.

Aus meiner Sicht liegt das Problem vor allem auf der Settingseite. Wenn ich Mondsänger richtig verstanden habe, wollten seine Spieler ja auch nach dem Umstieg auf FATE nicht resleeven.

Edit:
Ich würde eher sagen, SR und EP leiden unter der gleichen Fehlreaktion von Spielerseite.

Die Fehlreaktion wäre dann die übertriebene Planung zum Schutz vor Ebola in deinem Beispiel? Hm. Für mich sind die Ausgangssituationen der Spieler in SR und EP fast entgegengesetzt. Das meinte ich mit meinem Hinweis: Firewall Agenten ungleich Runner.

In SR dreht sich alles um dich als Runner und die perfekte Durchführung eines Runs, du willst also genau herausfinden, "wann du mit was rechnen kannst". (Das hat btw nix mit Cyberpunk zu tun, aber hey es gibt ja auch Elfen...)

In EP stehst du als Firewall Agent den TITANs und selbst deiner eigenen "Organisation" genauso hilflos gegenüber, wie ein DG Agent dem Mythos. Im Zweifelsfall ist es nicht entscheidend, ob du und tausend andere sich mit Exsurgent infizieren oder einen truedeath sterben, wenn dadurch ein neuer Fall verhindert werden kann. Dass du nicht weißt "wann du mit was rechnen kannst" ist also Teil deines Jobs -und wenn du es wüsstest, würdest du ihn nicht machen, sondern dich auf einem Simulspace-Server aus dem Sonnensystem schießen lassen. Auf ewig "on the beach, drinking mai tais and banging polynesian hookers until the fucking Old Ones show up" wie es Scott Glancy mal politisch unkorrekt über Delta Green Agenten gesagt hat. Das du es als Spieler(in) auch nicht wissen kannst, ist dementsprechend Teil des Settings/Genres.




« Letzte Änderung: 24.09.2014 | 20:17 von Ucalegon »

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #16 am: 24.09.2014 | 21:50 »
In EP stehst du als Firewall Agent den TITANs und selbst deiner eigenen "Organisation" genauso hilflos gegenüber, wie ein DG Agent dem Mythos. Im Zweifelsfall ist es nicht entscheidend, ob du und tausend andere sich mit Exsurgent infizieren oder einen truedeath sterben, wenn dadurch ein neuer Fall verhindert werden kann. Dass du nicht weißt "wann du mit was rechnen kannst" ist also Teil deines Jobs -und wenn du es wüsstest, würdest du ihn nicht machen, sondern dich auf einem Simulspace-Server aus dem Sonnensystem schießen lassen. Auf ewig "on the beach, drinking mai tais and banging polynesian hookers until the fucking Old Ones show up" wie es Scott Glancy mal politisch unkorrekt über Delta Green Agenten gesagt hat. Das du es als Spieler(in) auch nicht wissen kannst, ist dementsprechend Teil des Settings/Genres.

Da gebe ich dir völlig recht. Aber das ist nicht das was Regelbuch und auch diverse Abenteuer darstellen. Und es gibt mehr als genug Actual Plays von Gruppen für die EP primär "Shadowrun im Weltraum mit Uplifts" ist.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #17 am: 24.09.2014 | 22:19 »
Das Transhuman Buch gibt neue Möglichkeiten der Charaktererschaffung an die Hand, vielleicht wäre das was.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #18 am: 25.09.2014 | 00:01 »
Aus meiner Sicht liegt das Problem vor allem auf der Settingseite. Wenn ich Mondsänger richtig verstanden habe, wollten seine Spieler ja auch nach dem Umstieg auf FATE nicht resleeven.

Ja, es ist kein Regelproblem, sondern ein Problem der meisten Spieler (wenn man es dazu machen will).
Die wollen nämlich ihren kewl stuff nie nicht wieder hergeben und wenn man das in irgendeiner Form doch haben will - weil man der Meinung ist, dass es so richtig oder besser ist -, muss man die Spieler eben davon überzeugen, dass es völlig in Ordnung ist, sich von seinem Kram zu trennen.

Das ist genau das Selbe wie in SR, wo die Leute an ihren gepimpten Knarren hängen, welche "normalerweise" jeder vernünftige Runner nach einer größeren Schießerei in tausend Stücke gefräst im Puget Sound versenken würde.

Bleibt eben die Frage, ob man den Weg des geringsten Widerstandes geht und das so akzeptiert oder den Versuch unternimmt, die Spieler entsprechend zu "erziehen". Mit ungewissem Ausgang und wackliger Rechtfertigung  ;)

Dass du nicht weißt "wann du mit was rechnen kannst" ist also Teil deines Jobs -und wenn du es wüsstest, würdest du ihn nicht machen, sondern dich auf einem Simulspace-Server aus dem Sonnensystem schießen lassen.

Strategisch weiß man nicht, womit man zu rechnen hat. Taktisch kann (und muss) man es wissen, sonst sind erfolgreiche Operationen schlicht nicht möglich.
Das ist meiner Ansicht nach für Runner nicht sonderlich anders (und so ganz nebenbei ist komplettes Fischen im Trüben nicht gerade spielspaßfördernd).


Das Schöne bei EP ist aber immerhin, dass die Antwort auf die Frage, warum man den Scheiß überhaupt macht, sich für viele "modernere" Charaktere gar nicht stellt.
Die sind nämlich tatsächlich schon irgendwo in einer kleinen Dose unterwegs nach Weit Weit Weg.
Aber eben nicht nur, sondern auch ;)
Der Fork, den man tatsächlich spielt, kann sich also beruhigt und sehenden Auges opfern. Die Firewall-Leute wissen ja durchaus, worauf sie sich einlassen - jedenfalls abstrakt.


Und zuletzt: Der Fehler ist nicht unbedingt übertriebene, sondern ziel- und bezugslose Planung.
Actionable intelligence ist das Stichwort, und genau da hapert es eben bei den berüchtigten SR´schen Planungsorgien.
Wenn ein halbwegs brauchbarer Planungs- und Handlungsprozess läuft, dauert das auch nicht übermäßig lang. Nur machen das die betroffenen Gruppen eben nicht, sondern treiben sich durch immer verzweigtere virtuelle Probleme selbst in die totale Lähmung, statt mal zu gucken, was wirklich Sache ist. 
« Letzte Änderung: 25.09.2014 | 00:07 von YY »
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #19 am: 25.09.2014 | 01:58 »
Bleibt eben die Frage, ob man den Weg des geringsten Widerstandes geht und das so akzeptiert oder den Versuch unternimmt, die Spieler entsprechend zu "erziehen". Mit ungewissem Ausgang und wackliger Rechtfertigung  ;)

Du hast sicher Recht, dass es viele Spieler(innen) gibt, die viel Wert auf ihre Ausrüstung legen, aber warum sollte das "ihr Problem" sein bzw. es als SL bei mir liegen, sie da zu "erziehen"? Bevor ich meine Spieler(innen) zu irgendwas zwinge, das sie nicht wollen, lasse ich es entweder bleiben oder baue gemeinsam mit ihnen das Setting so um, dass es passt (wie es z.B. Mondsänger getan hat, indem er die EP Raumfahrt stärker gemacht hat).

Und auch im Setting selbst ist der Umgang mit Ausrüstung ja nicht überall gleich. Es gab z.B. in Know Evil einige wunderbare Szenen als die Firewall Agenten auf einer Scum-Barke ankamen und aufgefordert wurden all ihren Kram zur gemeinsamen Nutzung abzugeben. Irgendwelche Spezialanfertigungen kann man immer als Blueprint mit sich führen und bei Gelegenheit nachdrucken. Beim Morphwechsel muss man halt deutlich machen, dass ein großer Bedarf an Morphs besteht und man dementsprechend sehr viel tun muss, damit der eigene Spezialmorph irgendwo leer rumstehen kann, bis man wieder von Titan zurück auf dem Mars ist. Und dass man bei einem Notfall auf Ceres nicht mal eben ein paar Monate in einem Raumschiff verbringen kann, nur um mit seinem geliebten Morph da anzukommen.

Die entscheidende Frage ist nur, ob man sich als Gruppe auf die Eigenheiten des Settings einlassen oder lieber "Shadowrun-Murderhobos in Space" spielen will, was auch vollkommen in Ordnung ist - wenngleich ein bisschen schade.

Als Ratschlag würde ich nach der bisherigen Diskussion also eher formulieren, vor einer Kampagne genau solche Knackpunkte von EP in der Gruppe zu besprechen. Am Ende dieses Threads könnte dann eine Liste mit Dingen stehen, die man auf jeden Fall vorher erklären und absprechen sollte.
« Letzte Änderung: 25.09.2014 | 02:00 von Ucalegon »

Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #20 am: 25.09.2014 | 02:14 »
Das Schöne bei EP ist aber immerhin, dass die Antwort auf die Frage, warum man den Scheiß überhaupt macht, sich für viele "modernere" Charaktere gar nicht stellt.
Die sind nämlich tatsächlich schon irgendwo in einer kleinen Dose unterwegs nach Weit Weit Weg.
Aber eben nicht nur, sondern auch ;)
Der Fork, den man tatsächlich spielt, kann sich also beruhigt und sehenden Auges opfern. Die Firewall-Leute wissen ja durchaus, worauf sie sich einlassen - jedenfalls abstrakt.

I see what you did there ;D

Um mal wieder auf die praktische Erfahrung zurückzukommen, ist Forking tatsächlich auch so ein Problem. In einer der Continuity-Runden, die ich geleitet habe, war bspw. ein Spieler kurz konsterniert, als ich ihm sagen musste, dass ich als SL seinen Suicide-Fork im Zweifelsfall übernehme. Argument: "Wenn mein jetziger Charakter auch nur ein Fork ist, kontrollier mich halt jetzt auch, bitte, hier ist mein Blatt" *überreicht mir sein character sheet*. War ironisch gemeint, aber es hat mich ungemein gefreut, dass der Spieler offenbar eines der Kern-Probleme von EP verstanden hat ohne einmal ins Buch geschaut zu haben.


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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #21 am: 25.09.2014 | 17:02 »
Bevor ich meine Spieler(innen) zu irgendwas zwinge, das sie nicht wollen, lasse ich es entweder bleiben oder baue gemeinsam mit ihnen das Setting so um, dass es passt (wie es z.B. Mondsänger getan hat, indem er die EP Raumfahrt stärker gemacht hat).

Da kommt man gerade bei EP recht schnell an den Punkt, wo die Besonderheiten des Settings so weit verloren gehen, dass man auch was anderes spielen kann / hätte spielen können. Sieht dann z.B. aus wie das schon mehrfach angesprochene SR in Space - und wenn ich als SL gerne abgefahrene Transhumanismus-SF geleitet hätte, íst es schon ein bisschen ärgerlich, wenn nur so was dabei rauskommt.

Das ist zwar ein eigenes Thema, aber an manche Settings müssen sich mMn die Spieler anpassen, damit es überhaupt Sinn ergibt, sie zu bespielen.

Irgendwelche Spezialanfertigungen kann man immer als Blueprint mit sich führen und bei Gelegenheit nachdrucken.

Wenn man Zugriff auf die entsprechende Maschinerie hat.
3D-Drucker ist nicht gleich 3D-Drucker - das kommt mir persönlich bei EP etwas zu kurz. Dort sind das ja die reinsten Wundergeräte.

Beim Morphwechsel muss man halt deutlich machen, dass ein großer Bedarf an Morphs besteht und man dementsprechend sehr viel tun muss, damit der eigene Spezialmorph irgendwo leer rumstehen kann, bis man wieder von Titan zurück auf dem Mars ist.

Wenn der Morph sowieso verboten ist, ist das kein Thema ~;D

Um mal wieder auf die praktische Erfahrung zurückzukommen, ist Forking tatsächlich auch so ein Problem. In einer der Continuity-Runden, die ich geleitet habe, war bspw. ein Spieler kurz konsterniert, als ich ihm sagen musste, dass ich als SL seinen Suicide-Fork im Zweifelsfall übernehme.

Ich habe mir das einfach gemacht:
Ein Spieler, ein Charakter. D.h. ein Spieler spielt genau einen Fork und kann sich jeweils beim Tod des gespielten Fork oder beim Erschaffen einer neuen Kopie entscheiden, mit welcher Version seines Charakters er weiter spielen will.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #22 am: 25.09.2014 | 18:31 »
Ich hab das mit den Forks jetzt in dieser Form noch nicht ausprobiert, aber was spricht dagegen verschiedene parallel agierende Forks eines Charakters vom Spieler führen zu lassen?
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #23 am: 25.09.2014 | 18:33 »
Ich hab das mit den Forks jetzt in dieser Form noch nicht ausprobiert, aber was spricht dagegen verschiedene parallel agierende Forks eines Charakters vom Spieler führen zu lassen?

Naja im Prinzip nichts. Die Motivation keine selbstmörderischen Aktionen zu starten sinkt aber genauso wie die Übersichtlichkeit für SL und Spieler.
Hans Hermann Lohenstein
Professor für Historische Wissenschaften, 55
Charakter für das Tanelorn-Forenspiel Spawn of Azathoth

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #24 am: 25.09.2014 | 18:35 »
Meine Erfahrung ist, dass der Hintergrund (und EP im Allgemeinen) mir zwar sehr gut gefällt, aber vom SL mindestens so viel Arbeitszeit wie oWoD Mage braucht, um überhaupt irgendwie gangbar gemacht zu werden. Extrem viele Dinge, die ein ganzes Quellenbuch rechtfertigen (wie zum Beispiel die "Facebook-Ökonomie" der Anarchisten), werden zu holzschnittartig ausbuchstabiert, um sich die realen Lebensumstände einer Person in so einem System vorzustellen.

Für die Spieler ist das auch eine ziemliche Zumutung, falls man nicht exklusiv begeisterte Transhumanisten und Sci-Fi-Leser am Tisch sitzen hat - nicht nur benötigen die massiven Umwälzungen viel Energie des SL, um sich dann auch praktisch am Tisch in alltäglichen Kleinigkeiten widerspiegeln zu können, die Spieler haben es oft mindestens genau so schwer, sich ernsthaft in ihre Charaktere hineinzudenken, und werden von den Möglichkeiten und Grenzen des Systems manchmal zu einer gewissen Passivität verleitet.

Aber kurz gesagt liegt das alles daran, dass der Hintergrund so innovativ und unkonventionell ist. Darum bin ich bereit, unglaublich viel zu verzeihen. In den meisten anderen Hintergründen fällt es den Spielern nur so leicht, sich in den Hintergrund hineinzudenken, weils letztendlich doch wieder der gleiche alte Käse in einer neuen Verpackung ist.

Meine Erfahrung beläuft sich hauptsächlich auf One-Shots, und ich bin dazu übergegangen, das System hauptsächlich auf Cons zu erproben, mit (vorbereiteten) re-instantiierten Fall-Survivors als Clanking Masses-Charakteren. Das erspart mir viel Gerede über den Hintergrund, andererseits bleibe ich bei der Präsentaton des Systems natürlich auch an der Oberfläche. Ich plane immer noch, eine kurze Kampagne für meine reguläre Gruppe zu leiten, die verschiedene Bereiche des Systems mit verschiedenen Charakteren abdeckt, aber ich habe einen super-komplexen Plan dafür entwickelt und das bedeutet natürlich, dass ich nicht besonders voran komme.
« Letzte Änderung: 25.09.2014 | 18:37 von GustavGuns »
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #25 am: 25.09.2014 | 18:46 »
Ich hab das mit den Forks jetzt in dieser Form noch nicht ausprobiert, aber was spricht dagegen verschiedene parallel agierende Forks eines Charakters vom Spieler führen zu lassen?

Das Selbe, was in einem anderen Rollenspiel dagegen spricht, einen Spieler beliebig viele Charaktere führen zu lassen, unabhängig von deren Relation zueinander.

Je nachdem, was man spielen will, kann das natürlich auch gar nichts sein ;)
In einigen Systemen hat man sowieso nicht sonderlich viel davon, viele zu sein, da ist das weniger problematisch.


I.d.R. ist es bei EP aber so, dass die ganzen von einem Spieler geführten Forks agieren wie ein Borg-Kollektiv oder sonstwie wüsterlichstes Powergaming betrieben wird (es sei denn, der Spieler hat Spaß daran, sich selbst in die Scheiße zu reiten...), und gerade das verkauft die ganze Fork-Thematik weit unter Wert.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #26 am: 25.09.2014 | 19:09 »
Lässt sich beim Forken eigentlich feststellen, was das ursprüngliche Ego ist und was die Forks, oder sind das wirklich alles zu 100% identische "Kopien"?
Kommt letztlich auf den Fork an - es gibt Forks verschiedener Qualität: Alpha, Beta, Delta und Gamma. Nur Alpha ist eine eins-zu-eins Kopie, Beta und Delta sind "abgespeckte Versionen", und Gamma ist der Begriff für eine Version mit Kopierfehlern. Man kann sich natürlich entschließen, in die Kopie irgendein distinktes Merkmal oder eine Versionsnummer oder was auch immer einzubauen/einbauen zu lassen, es würde aber schon aufgrund der Vielseitigkeit und Größe des Settings gar keinen Sinn machen, das grundsätzlich immer und überall passieren zu lassen. Alpha-Forks sind nebenbei auch in vielen Gesellschaften illegal.
« Letzte Änderung: 25.09.2014 | 19:15 von GustavGuns »
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #27 am: 25.09.2014 | 19:19 »
Lässt sich beim Forken eigentlich feststellen, was das ursprüngliche Ego ist und was die Forks, oder sind das wirklich alles zu 100% identische "Kopien"?

Wie oben gesagt: Es sind nicht alle zwingend 100% identische Kopien.

Aber es gibt die technischen Möglichkeiten, ununterscheidbare Kopien zu erstellen. Je nach Situation, in der die Kopie entsteht, können es auch die Betroffenen selbst nicht sagen.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #28 am: 25.09.2014 | 20:00 »
Meine Erfahrung ist, dass der Hintergrund (und EP im Allgemeinen) mir zwar sehr gut gefällt, aber vom SL mindestens so viel Arbeitszeit wie oWoD Mage braucht, um überhaupt irgendwie gangbar gemacht zu werden. Extrem viele Dinge, die ein ganzes Quellenbuch rechtfertigen (wie zum Beispiel die "Facebook-Ökonomie" der Anarchisten), werden zu holzschnittartig ausbuchstabiert, um sich die realen Lebensumstände einer Person in so einem System vorzustellen.

Für die Spieler ist das auch eine ziemliche Zumutung, falls man nicht exklusiv begeisterte Transhumanisten und Sci-Fi-Leser am Tisch sitzen hat - nicht nur benötigen die massiven Umwälzungen viel Energie des SL, um sich dann auch praktisch am Tisch in alltäglichen Kleinigkeiten widerspiegeln zu können, die Spieler haben es oft mindestens genau so schwer, sich ernsthaft in ihre Charaktere hineinzudenken, und werden von den Möglichkeiten und Grenzen des Systems manchmal zu einer gewissen Passivität verleitet.

Du scheinst da aber auch sehr hohe Ansprüche an dich und die Spieler(innen) zu stellen. Vom Settingmaterial habe ich für meinen Teil ein vollkommen anderes Bild. Ich kenne eigentlich gar kein anderes Rollenspielsetting, das einen so komplexen, dichten und authentisch wirkenden Hintergrund wie den von eclipse phase in dermaßen knapper und ansprechender Form präsentiert. Ich bin aber auch generell kein Freund von informationsüberfrachteten Quellenbüchern und würde mal vermuten, dass die meisten Spielrunden mit der Rep-economy wunderbar zurecht kommen, ohne sich große Fragen stellen zu müssen, wie das Ganze denn im Einzelnen funktioniert. Im Zweifelsfall ist es wichtiger, dass ich mir über einen Favour einen Morph, eine Waffe oder Informationen besorgen kann. Dass das Setting zweifellos dazu einlädt, einzelne Themen (sogar wissenschaftlich) anzugehen ist super und für Interessierte sicher auch ein Pluspunkt von EP.

Um das mal mit tatsächlicher Spielerfahrung zu untermauern. Die wunderbare Actual Play Kampagne Know Evil (geleitet vom Autor von Devotees) zeigt, dass der Hintergrund auch ohne Transhumanisten am Tisch wunderbar funktionieren kann. Und die Kampagne war von den behandelten Themen her alles andere als leichte Kost.

Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich zwar schon sagen, dass Eclipse Phase sich mit Kennern am Tisch anders spielt, habe aber wie oben beschrieben auch erlebt, dass absolute Neulinge sehr gut damit zurecht kommen.

Es hängt aus meiner Sicht bei EP alles davon ab, wie man es für Leute didaktisch aufbereitet und schmackhaft macht, die weder mit dem Material aus den Büchern noch mit dem Genre vertraut sind.  Und da macht man es sich glaube ich eher schwieriger, wenn man versucht jeden der vielen Denkanstösse, die das Setting gibt, konsequent bis zum bitteren Ende durchzudenken.

Das klingt vielleicht etwas nach Fanboy, aber ich finde es einfach schade, wenn EP als unspielbar oder hyperkomplex gehandelt wird, was es imho überhaupt nicht ist. Ganz im Gegenteil.




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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #29 am: 25.09.2014 | 21:02 »
Ich hatte bis jetzt bei meinem diversen One Shots noch nie Probleme damit dass die Leute sich nicht zurecht gefunden haben, und die hatten größtenteils überhaupt nicht die Gelegenheit sich vor dem Spiel mit der Materie auseinander zu setzen. Man muss ja auch nicht sofort alles auf die Mitspieler einstürzen lassen. Es gibt ja genügend isolierte Thematiken in denen man sich austoben kann, sei es in technischer Hinsicht (wir machen mal was mit Resleeving - ihr seid vor zwei Wochen spurlos verschwunden. Eure Backups müssen rausfinden was passiert ist), in sozialer Hinsicht (wir spielen heute in der Jovian Republic - stellt euch eine Mischung aus der DDR und der Alliance von Firefly vor), sei es fremdartig (Wir machen heute Tombraider-Alien-Stargate, sprich ihr seid ein Rettungsteam das durch ein wenig Gatecrashing macht), sei es sehr Settingspezifisch (eine Heimat für eine Barke voller Lost finden) - um da nur einige Beispiele zu nennen die ich jetzt schon hatte.

Das Setting ist in seiner Gänze sehr komplex, aber die einzelnen Elemente kann man jedem halbwegs nerdigen Mitspieler mittels einfacher Referenzen auf irdische (Pop)Kultur problemlos und eingängig vermitteln. Wenn man natürlich lieber stundenlang darüber diskutieren möchte welche Munition jetzt mit der Cornucopiamaschine auf der Scum-Barke hergestellt werden kann, dann braucht man dafür eine Menge Wissen und dann soll man das natürlich tun - das hat zumindest für mich dann aber nichts mehr mit Rollenspiel zu tun.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #30 am: 25.09.2014 | 22:48 »
Naja, vielleicht sind meine Ansprüche tatsächlich ein bisschen zu hoch. Der Hintergrund schüchtert mich ein bißchen ein, weil ich ihn einerseits sehr toll finde, er aber andererseits viele Probleme hat, z.B. können die ganzen Fraktionen ja teilweise überhaupt nicht miteinander (im Sinne von ideologischer Fundamentalopposition), andererseits können sie eigentlich auch nicht ohneeinander (was Ressourcen usw. angeht). Zudem möchte ich natürlich, wenn die sowas wie eine ganze Fraktion aus Anarchisten präsentieren, das auch in ein tolles, besonderes Setting verarbeiten (sonst brauche ich ja kein Anarchistenhab als Szenerie, wenn die Politik/Ökonomie dann gar keine Rolle spielt) , es wird aber da (wie auch bei den anderen, abgedrehteren Fraktionen) einfach nur sehr begrenzt klar, wie der real existierende Anarchismus denn nun funktioniert, Probleme werden ausgeblendet; und sehr sehr oft schlägt die rosa Brille der Entwickler zu, man hört sie gradezu: "Anarchisten, geil!" schreien und alle sich aus ihren tollen Ideen-Skizzen ergebenden Probleme konsequent ignorieren.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #31 am: 25.09.2014 | 22:56 »
Viele meiner Kopf-Probleme mit dem Hintergrund löse ich nebenbei inzwischen damit, den ganzen Hintergrund als Polaroid zu begreifen, was sicherlich auch so beabsichtigt ist - damit meine ich, dass die Situation, so wie sie im Hintergrund beschrieben wird, keineswegs stabil ist, und sich theoretisch in sehr kurzer Zeit völlig wandeln kann. So kann man dann viele der "Das kann doch so gar nicht funktionieren"-Fragen einfach beantworten mit: "Nee, funktioniert auch nicht. Bricht auch eventuell in Kürze zusammen. Ist aber trotzdem grade so." Seitdem ich das so handhabe, habe ich meine Probleme mit dem Hintergrund merklich reduziert.
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #32 am: 26.09.2014 | 05:40 »
Naja, vielleicht sind meine Ansprüche tatsächlich ein bisschen zu hoch. Der Hintergrund schüchtert mich ein bißchen ein, weil ich ihn einerseits sehr toll finde, er aber andererseits viele Probleme hat, z.B. können die ganzen Fraktionen ja teilweise überhaupt nicht miteinander (im Sinne von ideologischer Fundamentalopposition), andererseits können sie eigentlich auch nicht ohneeinander (was Ressourcen usw. angeht). Zudem möchte ich natürlich, wenn die sowas wie eine ganze Fraktion aus Anarchisten präsentieren, das auch in ein tolles, besonderes Setting verarbeiten (sonst brauche ich ja kein Anarchistenhab als Szenerie, wenn die Politik/Ökonomie dann gar keine Rolle spielt) , es wird aber da (wie auch bei den anderen, abgedrehteren Fraktionen) einfach nur sehr begrenzt klar, wie der real existierende Anarchismus denn nun funktioniert, Probleme werden ausgeblendet; und sehr sehr oft schlägt die rosa Brille der Entwickler zu, man hört sie gradezu: "Anarchisten, geil!" schreien und alle sich aus ihren tollen Ideen-Skizzen ergebenden Probleme konsequent ignorieren.

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #33 am: 4.11.2014 | 22:36 »
Was ich mit "komplexer" meinte: Ich finde es persönlich interessanter, einen SC zu spielen, für den die Angst präsent ist, dass die Ich-Kontinuität durch irgendwelche Resleeving-Prozesse unterbrochen wird und der Tod immer noch der "wahre" Tod ist, auch, wenn ein quasi identisches Bewusstsein in einem anderen Körper zum Leben erweckt wird, als einen, der davon ausgeht, dass er locker von Morph zu Morph springen kann und dabei weiterlebt - einfach, weil durch ersteres Uploading und Morph-Wechsel als ernsthafte Entscheidungen erscheinen. Wenn der Common Sense ist, dass es nichts "bedeutet", den Körper zu wechseln, dann habe ich irgendwie das Gefühl, dass dabei alle schwierigen Fragen, die mit dem Thema zusammenhängen, vom Tisch gewischt werden.

Was bei EP für mich halt langweilig klingt, ist die Variante: "Ist doch egal, wenn wir mit einem toxischen Mem infiziert sind, wir burnen einfach diese Morphs und gehen zum letzten Backup zurück" - interessant wird es aber, sobald eine solche Entscheidung als denkbar, aber höchst problematisch erscheint. Bin ich bereit, "ein bisschen zu sterben", um die Ausbreitung eines toxischen Mems zu verhindern? Und letzteres wird halt erst mal stärker bei Mindjammer impliziert ...

Aus dem Mindjammer-Faden, aber imho sehr relevant für EP und die Frage, wie man es denn nun spielt/leitet.

Welche Rolle spielen für euch Backups - EP wird ja zuweilen als savepoint-System bezeichnet - bzw. die Unwahrscheinlichkeit eines truedeath? Weniger im philosophischen Sinn - dafür wäre vlt. ein neuer Thread besser - sondern in der Spielpraxis. Ist die Entscheidung, einfach "zum letzten Backup" zurückzugehen etwas, das häufig vorkommt und Spannung aus dem Spiel nimmt? 

Was denkt ihr zu Rumpels Beispiel mit der Meme-Infektion?

Sind die "schwierigen Fragen" zu Uploading und Morph Wechsel bei euch ein Thema und wenn ja, wie setzt ihr das in einem Setting um, in dem per Egocast gereist wird, Morphs as written als Ausrüstung behandelt werden (mit einem Wert der sich irgendwo zwischen Auto und Haus bewegt?) und ich jemandem, den ich erschieße, als Wiedergutmachung einen neuen Körper kaufen kann?






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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #34 am: 4.11.2014 | 23:09 »
Welche Rolle spielen für euch Backups - EP wird ja zuweilen als savepoint-System bezeichnet - bzw. die Unwahrscheinlichkeit eines truedeath?
1) Es nimmt natürlich die Gefahr zu sterben. Aber es gibt dennoch andere Gefahren: Wenn du sozial geächtet wirst oder im Gefängnis landest, hilft dir auch ein Backup nicht. Wenn jemand deine Firma beschlagnahmt, bleiben dir zwar deine Backups, aber du bist trotzdem pleite.

2) Wir hatten Backups mal als Abenteueraufhänger genutzt, indem alle Spieler Backups zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt gespielt haben, die aber gleichzeitig erweckt wurden. Ziel war es, herauszufinden, was mit dem Original passiert war und wieso wir gerade jetzt erweckt wurden.

Zitat
Sind die "schwierigen Fragen" zu Uploading und Morph Wechsel bei euch ein Thema und wenn ja, wie setzt ihr das in einem Setting um, in dem per Egocast gereist wird, Morphs as written als Ausrüstung behandelt werden (mit einem Wert der sich irgendwo zwischen Auto und Haus bewegt?) und ich jemandem, den ich erschieße, als Wiedergutmachung einen neuen Körper kaufen kann?
Ich finde, das ist es doch erst, was transhumanistische Settings interessant macht. Ohne diese Sachen könnte ich auch gleich klassische Science Fiction spielen.

Btw, jemanden einen neuen Körper zu kaufen, ist das Mindeste. Zusätzlich musst du auch Schmerzensgeld zahlen. (Wenn dich jemand schlägt, verheilt die Wunde ja auch, aber trotzdem lassen sich die Wenigsten gerne schlagen.)

Wie wir es nun umsetzen:
- Biometrische Systeme werden kaum noch genutzt. Oberste Sicherheitsmaßnahme sind in unserem Setting Passwörter.
- Du darfst dir zwar einen beliebigen Körper zulegen, bist aber in den meisten Staaten verpflichtet, deine Identität anzugeben.
- Hauptsätzlich geht es bei uns um Intrigen, Spionage etc. Dafür ist Egocast zwar sehr hilfreich, aber auch kein Allheilmittel, da ja jeder weiß, dass es Egocast gibt.

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #35 am: 5.11.2014 | 10:24 »
Sind die "schwierigen Fragen" zu Uploading und Morph Wechsel bei euch ein Thema

Da kommt doch wieder der philosophische Hintergrund mit rein, und mMn darf man diese Fragen eigentlich nicht stellen, sonst haben sich Egocast, Morphwechsel und Backup direkt weitestgehend erledigt.

Dann ist ein Zerstören des Stacks (was ja so schwer auch nicht ist) doch wieder ziemlich relevant.

Syndikate nutzen bei uns gerne mal die Methode, die Leute gefangen zu nehmen, entsprechende psychologische Schäden anzurichten und darauf zu achten, dass davon auch ja ein Backup gemacht wird...
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #36 am: 5.11.2014 | 14:08 »
Da kommt doch wieder der philosophische Hintergrund mit rein, und mMn darf man diese Fragen eigentlich nicht stellen, sonst haben sich Egocast, Morphwechsel und Backup direkt weitestgehend erledigt.

Meinst du? Regelseits zwingen mich ja Alienation und Continuity Test dazu, das jedesmal zu "thematisieren". Und spätestens beim Forken ist das Identitätsproblem doch ohnehin unausweichlich. Ofiziell thematisiert wird das auf Szenarioseite vor allem in Continuity, würde ich sagen. Auf eine Weise, die es einem nicht als philosophisches Problem um die Ohren schlägt, sondern die tatsächlich im Spiel ankommt.

Rumpel hat im MJ Thread geäußert, dass er am ehesten das Setting ändern würde - hin zu Egocast usw. als Ausnahme statt der Regel. Wenn ich dich richtig verstehe, würdest du dafür plädieren, die Problematik zumindest bei Egocast, Morphwechsel und Backup auszublenden.

Syndikate nutzen bei uns gerne mal die Methode, die Leute gefangen zu nehmen, entsprechende psychologische Schäden anzurichten und darauf zu achten, dass davon auch ja ein Backup gemacht wird...

Nine Lives und Konsorten lassen grüßen. Überhaupt ist jede Art, Backups zu manipulieren, zu beschädigen oder zu infizieren ein Punkt, an dem man ansetzen kann, wenn man sie von bloßen savepoints abheben will. Da kommt dann auch sehr schnell der existenzielle Horror mit ins Spiel.

"Du erinnerst dich glasklar an ein verlassenes Habitat im Erdorbit. Die Bewegung im flackernden Schein der Notbeleuchtung." - "Moment mal, sollte ich nicht eigentlich ein sauberes Backup von vor drei Monaten sein.?"

Im Fall von Know Evil hat die Idee von einem Exsurgent-Nachbau, der sich gezielt in Backups einschleicht eine ganze Kampagne getragen.

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #37 am: 5.11.2014 | 14:22 »
Wenn ich dich richtig verstehe, würdest du dafür plädieren, die Problematik zumindest bei Egocast, Morphwechsel und Backup auszublenden.

Beim Morphwechsel per Stacktransfer kann es noch gehen, aber spätestens bei Egocast und Backup darf man die Frage nach der Identität eben nicht stellen.
Hier kann kein SC eine andere als die offizielle Meinung vertreten, weil er sonst innerhalb von Firewall schlicht nicht funktionsfähig ist.

Das müsste man auf entsprechend hoher Ebene ändern, also direkt im Setting (was auch mein Ansatz wäre).
Damit werden dann eher die Egocaster und Backup-Nutzer zu exotischen Spinnern und das Setting macht einen großen Schritt weg vom abgefahrenen Transhumanismus.

Mir ist das insofern recht, weil sich dann viele Spieler besser zurechtfinden und ich selbst in Sachen Singularität und Transhumanismus eher übersättigt bin und das nicht an jeder Ecke haben muss - ich begegne den Spielern also quasi auf dem Rückweg ;)
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #38 am: 5.11.2014 | 16:51 »
Beim Morphwechsel per Stacktransfer kann es noch gehen, aber spätestens bei Egocast und Backup darf man die Frage nach der Identität eben nicht stellen.
Hier kann kein SC eine andere als die offizielle Meinung vertreten, weil er sonst innerhalb von Firewall schlicht nicht funktionsfähig ist.

Nicht vergessen:

Zitat
In ideal circumstances, a person who is intentionally
resleeving (p. 270) can arrange for the uploading and
resleeving process to occur without any noticeable
loss of continuity. Though the experience of switching
from one morph to another is still a bit jarring, the
transition itself can be made into a seamless process,
with no gaps in awareness or memory, which helps
reduce associated mental stress.

Ein überzeugter Biokon geht als Firewall Agent natürlich trotzdem nicht so einfach (außer vlt. bei den Jovians).

Aber sorgt die Variante: Uploading als allerletzte Möglichkeit, als dramatische Entscheidung, als Sonderfall etc. nicht gerade dafür, dass der Horror und die existenziellen Fragen, die damit verbunden sind eher in den Hintergrund rücken? Allzuoft kann ich das Thema dann ja in Bezug auf die SCs nicht bringen, weil ich ansonsten ständig neue Charaktere mache oder wieder bei EP lande. In einem solchen Setting (Beispiel Mindjammer) kämpfen die Charaktere aus meiner Sicht eben nicht um ihre Identität, sondern wie in allen anderen Settings gegen den Tod als "das Schlimmste was mir passieren kann".

Ein großer selling point an EP als Horror-Setting ist für mich der Zynismus mit dem die Frage "wer oder was bin ich eigentlich?" behandelt wird:

Bin ICH an meinen Körper gebunden?
Wenn ja, dann Herzlichen Glückwunsch, DU bist tatsächlich draufgegangen als DU auf der Flucht vor mordbrennerischen AI Kriegsmaschinen den Egocast als einzigen Ausweg gewählt hast.
Wenn nein, dann darfst du dir im Morph-Shop einen neuen holen, aber nur wenn du deine Knechtschaft für die Hypercorps abgeleistet hast. Und klar kannst du Forks erstellen, mit denen du dir die Arbeit teilst. Diese ANDEREN solltest du aber wieder löschen, damit du nicht zuviel über DICH nachdenken musst.

Bin ICH mein Ego?
Wenn ja, dann pass gut auf deine Backups auf. Sonst landest DU am Ende auf irgendeinem Server der Wahnsinnigen von Legba. Aber hey, wenn es DIR mal schlechtgeht, geh einfach zum Psychosurgery-Doc. Der schneidet DIR bei der Gelegenheit gleich noch dieses lästige soziale Gewissen raus.
Wenn nein, mit wem rede ich dann hier?






Eulenspiegel

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #39 am: 5.11.2014 | 20:26 »
Mir ist das insofern recht, weil sich dann viele Spieler besser zurechtfinden und ich selbst in Sachen Singularität und Transhumanismus eher übersättigt bin und das nicht an jeder Ecke haben muss
Wieso spielst du dann Eclipse Phase?

Wenn ich von Transhumanismus übersättigt bin, spiele ich ein halbes Jahr lang ein nicht-transhumanistisches Setting. Anschließend bin ich dann wieder so gierig nach Transhumanismus, dass ich mich voller Elan rein werfe.

Aber welchen Grund gibt es, ein transhumanistisches Setting zu spielen, wenn man vom Transhumanismus übersättigt ist?

Offline Haukrinn

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #40 am: 5.11.2014 | 20:42 »
Vielleicht weil das Setting noch genügend andere interessante Facetten bietet?
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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #41 am: 5.11.2014 | 23:13 »
Vielleicht weil das Setting noch genügend andere interessante Facetten bietet?

Absolut. Wenn ich ein postapokalyptisch angehauchtes SF-Setting wollte, wäre z.B. die post-fall Erde ziemlich weit oben auf meiner Liste. Außerdem gibt es ja genug Leute, die alle möglichen Probleme mit dem EP Setting as written haben (besonders politische ;D) und trotzdem lieber so lange basteln, bis es passt, als etwas anderes zu spielen. Ist im Rollenspielbereich insgesamt ja wohl alles andere als ungewöhnlich.

Achamanian

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #42 am: 7.11.2014 | 11:39 »


Aber sorgt die Variante: Uploading als allerletzte Möglichkeit, als dramatische Entscheidung, als Sonderfall etc. nicht gerade dafür, dass der Horror und die existenziellen Fragen, die damit verbunden sind eher in den Hintergrund rücken? Allzuoft kann ich das Thema dann ja in Bezug auf die SCs nicht bringen, weil ich ansonsten ständig neue Charaktere mache oder wieder bei EP lande. In einem solchen Setting (Beispiel Mindjammer) kämpfen die Charaktere aus meiner Sicht eben nicht um ihre Identität, sondern wie in allen anderen Settings gegen den Tod als "das Schlimmste was mir passieren kann".

Ein großer selling point an EP als Horror-Setting ist für mich der Zynismus mit dem die Frage "wer oder was bin ich eigentlich?" behandelt wird:

Bin ICH an meinen Körper gebunden?
Wenn ja, dann Herzlichen Glückwunsch, DU bist tatsächlich draufgegangen als DU auf der Flucht vor mordbrennerischen AI Kriegsmaschinen den Egocast als einzigen Ausweg gewählt hast.
Wenn nein, dann darfst du dir im Morph-Shop einen neuen holen, aber nur wenn du deine Knechtschaft für die Hypercorps abgeleistet hast. Und klar kannst du Forks erstellen, mit denen du dir die Arbeit teilst. Diese ANDEREN solltest du aber wieder löschen, damit du nicht zuviel über DICH nachdenken musst.

Bin ICH mein Ego?
Wenn ja, dann pass gut auf deine Backups auf. Sonst landest DU am Ende auf irgendeinem Server der Wahnsinnigen von Legba. Aber hey, wenn es DIR mal schlechtgeht, geh einfach zum Psychosurgery-Doc. Der schneidet DIR bei der Gelegenheit gleich noch dieses lästige soziale Gewissen raus.
Wenn nein, mit wem rede ich dann hier?

Die Beispiele für Stories mit Identitäts-Thema sind alle enorm interessant. Mein Problem mit EP: Wenn Egocasts bereits als Reisemethode mehr oder weniger Routine sind, dann gäbe es im Verlauf eines normalen Szenarios so viele Punkte, an denen man sich über diese Identitätsprobleme den Kopf zerbrechen müsste, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man noch dazu kommt, andere Elemente des Settings/des SC anzuspielen, wenn man das Thema halbwegs ernst nehmen will.
Da hätte ich das Ego-Thema lieber gelegentlich und dann richtig im Spotlight, und das geht eben besser, wenn es in dem Setting nicht Common Sense ist, dass man dauernd castet, forkt und zu Backups zurückgeht. Es ist ja nicht gesagt, dass man in einem Setting, wo der Morph-Wechsel kritisch betrachtet und von den meisten nicht unbedingt als direktes Fortleben des eigenen Ich verstanden wird, deshalb niemals auf ein Backup zurückgehen oder Forken würde. Aber für die meisten wäre es halt keine leichtfertige Entscheidung, so was zu tun. Und wenn dann der gleiche (selbe?) SC vom Backup in einem Klonkörper zurückkehrt, gäbe es für ihn und die anderen SC halt zumindest den Anlass, sich zu fragen, ob er jetzt die selbe Person, die gleiche oder nur eine ähnliche ist. Das scheint mir bei EP halt nach der offiziellen Settingbeschreibung erst mal nicht so zu sein - da wäre es für die meisten ganz normal, davon auszugehen, dass die Kontinuität der anderen Person gewährleistet ist, auch, wenn ihr vielleicht zwei Wochen fehlen und sie in einem völlig anderem Körper auftritt.

Ich stelle mir halt vor, dass man sich, wenn man diese Setting-Prämisse annimmt, im Spiel entweder in diesem Identitätskram verzettelt oder dann doch dabei landet, die Körper wirklich nur als Ausrüstung zu behandeln und die Implikationen des Forking, Morph-Wechsels und Backups wenn überhaupt viel seltener anspielt, als es durch das InGame-Geschehen eigentlich angezeigt wäre.

Ucalegon

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Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #43 am: 7.11.2014 | 16:55 »
Die Beispiele für Stories mit Identitäts-Thema sind alle enorm interessant. Mein Problem mit EP: Wenn Egocasts bereits als Reisemethode mehr oder weniger Routine sind, dann gäbe es im Verlauf eines normalen Szenarios so viele Punkte, an denen man sich über diese Identitätsprobleme den Kopf zerbrechen müsste, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man noch dazu kommt, andere Elemente des Settings/des SC anzuspielen, wenn man das Thema halbwegs ernst nehmen will.

Klar. Das Setting beabsichtigt sicher nicht, dass jeder Egocast/Resleeve zu einer existenziellen Krise wird. Man spielt (Biokon-SCs mal ausgenommen) transhumans, für die all das zumindest in die Nähe von Routine rückt, wenngleich immer noch unangenehm und mit verdrängten Ängsten besetzt (Alienation/Continuity-Tests). So wie das Setting geschrieben ist, hatten die meisten transhumans ohnehin keine Wahl als während des Fall zu egocasten, d.h. die Frage "Egocasting: Ja oder Nein" steht AF10 natürlich nicht mehr im Mittelpunkt. Es geht stattdessen um die Implikationen dieser Spielwelt-Realität - und da wird es dann dunkel bis zynisch.

Wenn man seiner Runde/sich selbst nun aber den Zwang auferlegt, Egocasting immer (quasi aus der Biokon Perspektive) als existenzielle Bedrohung zu behandeln, spielt man gegen Eclipse Phase as written und kommt nicht mehr zum Rest des Settings. Dass das allerdings, wie du sagst, unbedingt notwendig ist, um dem Thema gerecht zu werden, es "halbwegs ernst [zu] nehmen", sehe ich nicht. Vielleicht verstehe ich dich da auch falsch.

Da hätte ich das Ego-Thema lieber gelegentlich und dann richtig im Spotlight, und das geht eben besser, wenn es in dem Setting nicht Common Sense ist, dass man dauernd castet, forkt und zu Backups zurückgeht. Es ist ja nicht gesagt, dass man in einem Setting, wo der Morph-Wechsel kritisch betrachtet und von den meisten nicht unbedingt als direktes Fortleben des eigenen Ich verstanden wird, deshalb niemals auf ein Backup zurückgehen oder Forken würde. Aber für die meisten wäre es halt keine leichtfertige Entscheidung, so was zu tun. Und wenn dann der gleiche (selbe?) SC vom Backup in einem Klonkörper zurückkehrt, gäbe es für ihn und die anderen SC halt zumindest den Anlass, sich zu fragen, ob er jetzt die selbe Person, die gleiche oder nur eine ähnliche ist. Das scheint mir bei EP halt nach der offiziellen Settingbeschreibung erst mal nicht so zu sein - da wäre es für die meisten ganz normal, davon auszugehen, dass die Kontinuität der anderen Person gewährleistet ist, auch, wenn ihr vielleicht zwei Wochen fehlen und sie in einem völlig anderem Körper auftritt.

Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was du meinst bzw. sehe nicht, wie sich EP da groß von unterscheidet.

Bei deinem Backup Beispiel fragen sich die SCs vielleicht, ob Klaus in seinem neuen Körper auch noch der echte Klaus ist. Aber am Ende wird doch auch weitergespielt, solange Klaus nicht plötzlich diesen merkwürdigen Glanz in seinen Augen hat. Dasselbe Spotlight hast du bei EP, wenn ein Backup von Karla sich plötzlich an merkwürdige Dinge "erinnert" oder Heinz nach dem Merge mit einem Alpha-Fork "ganz komisch wird". Continuity als offizielles Szenario befasst sich sehr intensiv mit der Backup-Problematik und im Settingmaterial wird angeregt, gerade Forking zu problematisieren. Wenn man Aussagen von Jack Graham oder Adam Jury berücksichtigt, ist es eher die "Shadowrun in Space mit Savepoints"-Fraktion, die das Setting nicht so ausschöpft, wie es beabsichtigt ist. Das Ganze ist also aus meiner Sicht eine Frage der Umsetzung im Spiel und nicht grundlegender Setzungen des Settings. Deswegen habe ich ja auch gefragt, was die Leute in ihren EP Runden in praktischer Hinsicht aus den Themen machen (würden).

Ich stelle mir halt vor, dass man sich, wenn man diese Setting-Prämisse annimmt, im Spiel entweder in diesem Identitätskram verzettelt oder dann doch dabei landet, die Körper wirklich nur als Ausrüstung zu behandeln und die Implikationen des Forking, Morph-Wechsels und Backups wenn überhaupt viel seltener anspielt, als es durch das InGame-Geschehen eigentlich angezeigt wäre.

Ich würde das umdrehen und sagen: Morphs sind (verdammt teure!) Ausrüstung, Backups macht jeder, Forks jeder Dritte. Die (oftmals nicht schönen) Implikationen eines solchen Settings im Spiel umzusetzen (unter der Prämisse eines roleplaying game of transhuman conspiracy and horror) ist die (auch regeltechnisch unterstützte) Aufgabe einer Eclipse Phase Runde [as written - wer das Ding anders spielen will, auch super].

Was du mit "durch das InGame Geschehen angezeigt" meinst, verstehe ich nicht. Wie gesagt, wenn ich einen Scum-Morphdesigner oder einen Oversight Auditor spiele, der nebenbei auch noch für Firewall arbeitet, zeigt mir das InGame Geschehen doch an, dass ich resleeven und forken sollte bis der Arzt kommt. Dass das Implikationen hat und nicht "Friede, Freude, Eierkuchen - wir leben in einer geilen transhumanen Zukunft und unsere Technologie ist auch ganz bestimmt nicht gefährlich oder so" herrscht, kann man, glaube ich, erwarten, wenn man EP gelesen hat.


Ucalegon

  • Gast
Re: [eclipse phase] praktische Erfahrungen mit dem Setting
« Antwort #44 am: 10.11.2014 | 18:41 »
Beim Rumblättern in Gatecrashing bin ich auf einen Absatz gestoßen, der mir bisher entgangen war. Themenrelevant, weil ein tolles offizielles Beispiel dafür, zu welchen Problemen die Backup-Praxis in EP führen kann. Könnte man glaube ich ohne weiteres auch praktisch einsetzen. Mit der Gruppe als ahnungslosen Backups oder ?angeblichen? Forks.

Zitat
Templeton’s World (Terrestrial/M0V/Fissure and
Martian): Originally a Pathfinder colony thought
lost when the cavern housing it collapsed, the survivors
here defected to the Titanian Commonwealth
after regaining contact over a year later and finding
that under Pathfinder policy, their resleeved backups
were considered their legal selves and they, now
considered aberrant forks, had no civil rights and
were legal non-entities.