Autor Thema: Gewünschte RPG Science Fiction?  (Gelesen 13428 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #25 am: 10.09.2015 | 14:36 »

Das Thema Transhumanismus hatten wir schonmal durchgekaut, Kram wie Uplifts, Uploads etc sind ebenfalls reines Wunschdenken und entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Uploads halte ich persönlich auch für Blödsinn, aber ich würde unter Transhumanismus durchaus nicht nur das pseudoreligiöse Zeug fassen, das irgendwelche "transhumanistischen Gesellschaften" predigen, sondern auch so was wie Lebensverlängerung (mitsamt völlig anderer Lebensperspektiven), Normalisierung von künstlicher Fortpflanzung oder totale Einspannung des Menschen in IT-Netzwerke.

Da schon die Gegenwart aus der Perspektive meiner Kindheit betrachtet enorm abgefahren ist, traue ich jedenfalls immer eher enorm abgefahrenen Zukunftsvisionen; alles, wo "ganz normale" Männer und Frauen, wie wir sie heute kennen, in Raumschiffen durch die Gegend fliegen, steht für mich in dem Verdacht, Wunschdenken zu sein (und noch dazu ziemlich einfallsloses).

Offline Feuersänger

  • Stollentroll
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 32.995
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #26 am: 10.09.2015 | 14:45 »
Zitat
Lebensverlängerung (mitsamt völlig anderer Lebensperspektiven), Normalisierung von künstlicher Fortpflanzung oder totale Einspannung des Menschen in IT-Netzwerke.

Das klingt schon tendenziell durchaus plausibler, aber das ist auch nicht das, was ich unter "Transhumanismus" verstehen würde.
(Nur das mit der künstlichen Fortpflanzung kann ich nicht nachvollziehen -- was der Mensch will, ist nicht Kinderkriegen ohne Sex, sondern Sex ohne Kinderkriegen, und das haben wir schon erreicht. What a time to be alive! ;D )
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #27 am: 10.09.2015 | 16:53 »

(Nur das mit der künstlichen Fortpflanzung kann ich nicht nachvollziehen -- was der Mensch will, ist nicht Kinderkriegen ohne Sex, sondern Sex ohne Kinderkriegen, und das haben wir schon erreicht. What a time to be alive! ;D )

Stimmt, das ist schon mal der entscheidendere Fortschritt gewesen!

Offline Crimson King

  • Hat salzige Nüsse!
  • Titan
  • *********
  • Crimson King
  • Beiträge: 19.136
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Stormbringer
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #28 am: 10.09.2015 | 18:02 »
Grundsätzlich interessieren mich an SciFi die Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuum. Insofern liegen Transhumansimus und ein nicht auf simples Söldnertum reduzierter Cyberpunk ganz vorne. Auf der anderen Seite komme ich auch mit der Transposition von Fantasy-Settings in den Weltraum gut klar, wenn's gescheit gemacht ist. Space Opera und Sword&Planet gehen also auch.

Was gar nicht geht, ist auf technischen Realismus fokussierte hard SciFi, auch wenn sie sich als Space Opera tarnt.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Weltengeist

  • spielt, um zu vergessen
  • Mythos
  • ********
  • Kaufabenteueranpasser
  • Beiträge: 10.999
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Weltengeist
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #29 am: 10.09.2015 | 18:05 »
Sword&Planet

Ach, so heißt das...
Das will ich jedenfalls! ~;D
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -

alexandro

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #30 am: 10.09.2015 | 18:18 »
Alle.

Außer reines Cyberpunk und Post-Apo (welche ich nicht wirklich als SciFi ansehe). Cyberpunk-Planeten und Postapokalyptische Planeten in einem anderen Genre wären wieder OK.

Ich würde auch gerne mal ein Invasionsszenario aus der Sicht der Invasoren spielen.

Offline YY

  • True King
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 19.499
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: YY
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #31 am: 10.09.2015 | 19:44 »
- Marinespace: WH40k, Mutant Chronicles, Aliens, Starship Troopers

Das reizt mich am Ehesten, wobei es da bei allen bekannteren Settings auch immer Sachen gibt, die mich mehr oder weniger stören.
Da juckt es mich immer, mir mal einen "Best of"-Mix zusammenzuklöppeln - s.u. :)

- Worldjumping: Stargate, Sliders, GURPS Infinite Worlds, Worlds of Gossamer & Shadow, Amber

Von den genannten ist zwar keines so wirklich meins, aber etwas in Richtung Stargate (wieder s.u.) oder als komplett anderen Ansatz Andersons Zeitpatrouille könnte ich mir gut vorstellen.
Letzteres geht ja so ein bisschen konform mit Infinite Worlds.

- was anderes, nämlich...

Ich bezeichne das immer als die Kategorie "XY done right".
Damit meine ich die Modifizierung bestehender/bekannter Settings dahingehend, dass man mit etwas anderen Voraussetzungen dran geht.

Etwa Star Trek mit einer konsequente(re)n Nutzung verfügbarer Technologien oder 40K in halbwegs plausibel (was gar nicht so unmöglich ist, wie mancher behaupten mag).



Modern Space Opera dürfte in vielerlei Hinsicht der kleinste gemeinsame Nenner sein - aber das ist halt schlicht Fantasy mit abgefeilten Seriennummern.
Macht mir auch mal Spaß, aber dafür muss an Setting und System so gut wie alles stimmen.


Ich finde zumindest alle SF, die nicht irgendwie die grundlegenden Veränderungen, die die Menschen in der Zukunft durchlaufen (erleiden?) werden (wie sie ja auch schon in der Vergangenheit und allein in den letzten zwanzig Jahren durchlaufen wurden), zum Thema macht, wissenschaftlich zutiefst unglaubwürdig.

Der Mensch an sich hat sich gar nicht so sehr verändert - eigentlich überhaupt nicht.
Das wird auch berufsbedingt sein, aber ich sehe da immer noch die selben aufrecht gehenden Affen wie vor zigtausend Jahren, die nur mit immer tolleren Stöcken spielen, welche sie immer weniger verstehen.

Wenn man mal die genetischen und neurologischen Grundlagen zielgerichtet und wirksam manipulieren kann, sieht das anders aus.
Da kommt aber vorher die "Wir haben zwar keine Ahnung, was da jetzt genau passiert, aber wir machen einfach mal"-Phase mit entsprechendem Backlash...
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Bilwiss

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 328
  • Username: Bilwiss
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #32 am: 10.09.2015 | 20:05 »
So was in die Richtung Mass Effect, Deep Space Nine und Babylon 5. Keine Ahnung wie man das Genre nennen würde.

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #33 am: 10.09.2015 | 20:14 »
Der Mensch an sich hat sich gar nicht so sehr verändert - eigentlich überhaupt nicht.
Das wird auch berufsbedingt sein, aber ich sehe da immer noch die selben aufrecht gehenden Affen wie vor zigtausend Jahren, die nur mit immer tolleren Stöcken spielen, welche sie immer weniger verstehen.

Wenn man mal die genetischen und neurologischen Grundlagen zielgerichtet und wirksam manipulieren kann, sieht das anders aus.
Da kommt aber vorher die "Wir haben zwar keine Ahnung, was da jetzt genau passiert, aber wir machen einfach mal"-Phase mit entsprechendem Backlash...

Na ja, der Mensch hat sich in Bezug auf die genetischen und neurologischen Grundlagen sicher kaum verändert; aber die enormen gesellschaftlichen Veränderungen haben den Menschen als (von seiner biologischen Grundlage her) gesellschaftliches Wesen doch immer wieder ganz grundlegend verändert.
Nimm mal als Beispiel die Lebenserwartung: Heute bekommen viele Europäer mit Mitte 30 das erste, vielleicht auch das zweite Kind - irgendwann um 600 oder 700 nach Christus waren die meisten Leute da wahrscheinlich schon zahnlos, gebrechlich oder tot (klar, es gab auch schon Uralte, weil die Grundanlage dafür vorhanden war - aber das war wahrscheinlich keine nennenswerte Anzahl). Für diese Leute vor 1300 Jahren hätte eine solche Lebensweise - also mit Mitte 30 ein oder zwei Kinder zu bekommen - nicht nur fremd erscheinen müssen, sondern als etwas, das im Widerspruch zu den Grundbedingungen des menschlichen Lebens steht. Als Normalität wäre das für diese Leute schlicht nicht denkbar gewesen, nicht nur wegen der geringeren Lebenserwartung der Eltern, sondern auch wegen der Kindersterblichkeit. Hey, wenn es stimmt, was ich mal gehört habe, war es für die meisten Leute im Mittelalter noch eine nahezu undenkbare Fähigkeit, leise zu lesen - die müssten die Vorstellung, dass heute ganz normale Menschen geschriebene Unterhaltungen über Internetforen führen, doch auch schwindelerregend gefunden und sich gefragt haben, ob welche, die so was können, überhaupt noch Menschen sind oder schon etwas ganz anderes.

Solche Sachen sind es, an die ich denke, wenn mir trans-/posthumanistische Zukunftsentwürfe glaubwürdiger erscheinen als welche, in denen die Menschen dem uns bekannten Lebewesen Mensch allzu ähnlich erscheinen: Aus der Perspektive des frühmittelalterlichen Bauern sind wir "transhuman", weil wir seinen Begriff von dem, was für Menschen denk- und lebbar ist, überschreiten. Und ebenso gehe ich davon aus, dass das Leben, das die Menschen in einigen hundert Jahren leben werden, das für unsere Begriffe "menschliche" irgendwie überschritten haben wird - ganz egal, in welche Richtung, und ganz egal, ob das etwas mit der Manipulation genetischer/neurologischer Grundlagen zu tun hat oder einfach nur Folge technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen ist, die nicht in die biologischen Grundlagen eingreifen.

Eine schöne Beispiel-Idee gibt es da in dem Roman "Nova" von Samuel R. Delany, wo die Protagonisten sich am Rande darüber unterhalten, dass die "Menschen" früher abergläubische Angst vor Dreck gehabt hätten - inzwischen essen die Leute nämlich mit dreckigen Händen und Füßen, stecken alles mögliche in den Mund und waschen sich auch nur noch, wenn ihnen danach ist, weil sie alle gefährlichen Krankheitserreger und lästigen Parasiten (Krätze und so) längst ausgerottet haben. Obwohl ich das im Speziellen nicht für wahnsinnig glaubwürdig halte, repräsentiert es ganz gut die Art von Veränderung, die ich meine - eine uns völlig fremde Lebensweise.

Ich gebe zu, dass das eher weniger mit dem zu tun hat, was transhumanistische Gesellschaften so verbreiten; in der SF-Literatur tauchen solche radikalen Ideen aber schon öfters mal auf, und ich wüsste zumindest nicht, wie ich die anders bezeichnen sollte ...

Offline 1of3

  • Richtiges Mädchen!
  • Titan
  • *********
  • Proactive Scavenger
  • Beiträge: 18.989
  • Username: 1of3
    • Sea Cucumbers and RPGs
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #34 am: 10.09.2015 | 20:27 »
Zitat
Hey, wenn es stimmt, was ich mal gehört habe, war es für die meisten Leute im Mittelalter noch eine nahezu undenkbare Fähigkeit, leise zu lesen...

Dieseunserekompetenzhatwenigermitbegabungsondernm itdererfindungdesleerzeichenszutun.

Es gibt aber durchaus Forscher, die der Ansicht sind, dass sich sich homo sapiens seit seiner Entstehung neurologisch durchaus verändert hat, dass sich tatsächlich die Evolution seit der Erfindung des Ackerbaus beschleunigt hat.


Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #35 am: 10.09.2015 | 20:32 »
Dieseunserekompetenzhatwenigermitbegabungsondernmitdererfindungdesleerzeichenszutun.


Hm, Wiki-Suche fördert auf die Schnelle das hier zutage (8. Jahrhundert):

https://de.wikipedia.org/wiki/Buchmalerei#/media/File:Codex_Aureus_1.jpg

Ich seh da Leerzeichen.

Von Begabung würde ich aber auch nicht reden, einfach nur davon, dass die allermeisten Menschen heutzutage halt von kleinauf und täglich mit Schrift zu tun haben und deshalb natürlich auch leise lesen können. Das war halt früher mal anders und sicher auch nicht so leicht vorstellbar.

Offline Infernal Teddy

  • Beorn der (Wer-) Knuddelbär
  • Helfer
  • Mythos
  • ******
  • His demonic Personage
  • Beiträge: 9.072
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Infernal Teddy
    • Neue Abenteuer
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #36 am: 10.09.2015 | 20:42 »
Es gibt aber durchaus Forscher, die der Ansicht sind, dass sich sich homo sapiens seit seiner Entstehung neurologisch durchaus verändert hat, dass sich tatsächlich die Evolution seit der Erfindung des Ackerbaus beschleunigt hat.

Ich hatte da vor kurzem etwas darüber gelesen das der Mensch zu Homers zeiten möglicherweise nicht in der lage war, rot und blu zu unterscheiden, weswegen in der Odysse immer von den Weindunklen meeren die rede ist.
Rezensionen, Spielmaterial und Mehr - Neue Abenteuer

Ask me anything

Teddy sucht Mage

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #37 am: 10.09.2015 | 20:47 »
Ich hatte da vor kurzem etwas darüber gelesen das der Mensch zu Homers zeiten möglicherweise nicht in der lage war, rot und blu zu unterscheiden, weswegen in der Odysse immer von den Weindunklen meeren die rede ist.

Gab's da nicht auch die Theorie vom bikammeralen Denken - dass die Leute früher deshalb die Stimmen von Geistern und Göttern "gehört" haben, weil ihre Gehirne Selbstgespräche geführt haben?
War aber glaube ich was sehr populäres und eher Fragwürdiges ... aber lustige Vorstellung!

Offline YY

  • True King
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 19.499
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: YY
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #38 am: 10.09.2015 | 20:53 »
Na ja, der Mensch hat sich in Bezug auf die genetischen und neurologischen Grundlagen sicher kaum verändert; aber die enormen gesellschaftlichen Veränderungen haben den Menschen als (von seiner biologischen Grundlage her) gesellschaftliches Wesen doch immer wieder ganz grundlegend verändert.

Ich sehe da nur die erwartbaren Abweichungen der Ergebnisse, wenn die gleichen Voraussetzungen auf unterschiedliche Randbedingungen treffen.

Es "menschelte" zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften in sehr ähnlicher Weise, gerade wenn man bedenkt, wie groß die Unterschiede im sozialen Sektor sein können.

Nimm mal als Beispiel die Lebenserwartung: Heute bekommen viele Europäer mit Mitte 30 das erste, vielleicht auch das zweite Kind - irgendwann um 600 oder 700 nach Christus waren die meisten Leute da wahrscheinlich schon zahnlos, gebrechlich oder tot (klar, es gab auch schon Uralte, weil die Grundanlage dafür vorhanden war - aber das war wahrscheinlich keine nennenswerte Anzahl).

Die wesentlich geringere Lebenserwartung ist doch eine rein statistische Sache.
Will heißen: Wer mit Mitte 30 noch am Leben war, dem ging es meist auch verhältnismäßig gut und er war nicht vergreist wie heute ein 80- oder 90-jähriger.

Es wurde eben nur viel mehr an Sachen gestorben, die heute vergleichsweise trivial zu verhindern oder zu behandeln sind.

Alt werden im Sinne von viele Lebensjahre runterreißen konnte der Mensch schon immer - er hatte nur früher nicht viel Gelegenheit dazu.

Aus der Perspektive des frühmittelalterlichen Bauern sind wir "transhuman", weil wir seinen Begriff von dem, was für Menschen denk- und lebbar ist, überschreiten. Und ebenso gehe ich davon aus, dass das Leben, das die Menschen in einigen hundert Jahren leben werden, das für unsere Begriffe "menschliche" irgendwie überschritten haben wird

Da wird dem frühmittelalterlichen Bauern aber auch seine beschränkte Perspektive zum Verhängnis.

Gerade die SF-Interessierten haben schon so viel in "nichtmenschliche" Richtungen gedacht, dass der Vorstellungsraum da enorm erweitert ist.
Aber auch die "normalen" Leute haben eine deutlich andere Perspektive.

Banales Beispiel:
Ich glaube nicht, dass mich meine hypothetischen Enkel jemals mit etwas schocken können, von dem ich sagen werde "aber das ist doch keine Musik!"
Vielleicht finde ich es scheiße, aber das ist ja was anderes  ;) ;D


Ich kann mir jetzt diverse "transhumane" Dinge herausgreifen, wie z.B. nicht schlafen zu müssen, "richtig" multitasken zu können oder  irgendwelche erweiterten Sinneswahrnehmungen zu haben.
Natürlich kann ich mir nicht lebensecht vorstellen, wie diese Fähigkeiten sich anfühlen.
Aber eine halbwegs sinnvolle Bewertung, ob da irgendwo etwas grundlegend Menschliches abgeschafft wurde, traue ich mir schon zu.


Der Punkt, an dem der Mensch sich beliebig nach seinem Willen neu formen, neu erschaffen kann, ist mMn noch ziemlich weit weg. Jedenfalls weiter, als es die Transhumanisten behaupten.

Und - den Bogen zurück zum Rollenspiel schlagend - das ist dann auch genau der Punkt, an dem das Kernproblem des Transhumanismus zutage tritt:
Sobald die Fähigkeiten, die Lebensumstände und vor Allem die Erfahrungswelt eines solchen SF-Charakters derart massiv von den unseren abweichen, verlieren wir den Bezug zu ihm.
Dann wird es ebenso unmöglich, einen solchen Charakter zu spielen, wie ein richtig fremdartiges Alien.

Unterm Strich spielt man dann auch nur Space Opera mit Transhumanismus-Anstrich.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline anachronist

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 41
  • Username: anachronist
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #39 am: 10.09.2015 | 20:54 »
Ich warte ja immer noch auf ein Post-Scarcety Setting im Sinne des Noon Universums der Strugatzki Brüder. Das Remake von  "Es ist schwer ein Gott zu sein" kommt ja gerade wieder in die Kinos.

Hintergund ist halt die humanistische/kommunistische Revolution, die auf der Erde zu Frieden und Wohlstand für alle geführt hat. Kriege und Verbrechen gibt es nicht mehr. Die Technologie ist extrem weit fortgeschritten und für jeden frei erhältlich. Interstellare Raumschiffe sind so verfügbar wie heute Autos und die Menschen bereisen das Weltall. Nicht um sich materiell zu bereichern, sondern um Wissen zu sammeln. Dabei stoßen sie auf Planeten, auf denen auch Menschen leben, die aber nicht so weit fortgeschritten sind, sondern sich in nationalistischem, kapitalistischenm und/oder religiösem Wahn mit Kriegen überziehen.

Inhalt des Spiels wäre der Umgang mit den primitiven Verwandten (beobachtet man nur oder greift man ein?) sowie die Lösung des Rätsels, warum auf so vielen Planeten Menschen zu finden sind.

Ganz offensichtlich geht es bei dem Spiel nicht darum bis unter die Zähne bewaffnet für Mr. Johnson den Raubtierkapitalismus auszuweiten oder zu erhalten, sondern philosphische Fragen bezüglich der menschlichen Rasse zu thematisieren.

Mich würde das sehr reizen.

Offline 1of3

  • Richtiges Mädchen!
  • Titan
  • *********
  • Proactive Scavenger
  • Beiträge: 18.989
  • Username: 1of3
    • Sea Cucumbers and RPGs
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #40 am: 10.09.2015 | 21:06 »
Das ist ziemlich genau Shock: Human Contact, das wir oben angesprochen haben. (Weltraumreisen sind ein bisschen schwieriger.)

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #41 am: 10.09.2015 | 21:10 »

Die wesentlich geringere Lebenserwartung ist doch eine rein statistische Sache.
Will heißen: Wer mit Mitte 30 noch am Leben war, dem ging es meist auch verhältnismäßig gut und er war nicht vergreist wie heute ein 80- oder 90-jähriger.

Na ja, in Bezug auf die Zähne war es wohl schon ziemlich "normal", die mit Mitte 30 weitgehend los zu sein, wenn man nicht großes Glück hatte ... und da hängt dann ja gesundheitlich so einiges dran, was man durchaus als Vergreisung beschreiben kann.

Da wird dem frühmittelalterlichen Bauern aber auch seine beschränkte Perspektive zum Verhängnis.

Aber im Rückblick wird doch jeder seinen historischen Vorläufern eine beschränkte Perspektive attestieren - sieht man doch auch schön in der SF, wo sich noch vor 60 oder 70 Jahren keine so etwas wie die heutige Informationsgesellschaft auch nur im entferntesten ausmalen konnte (oder auch nur auf den Gedanken gekommen ist, dass das in der Zukunft ein grundlegendes Element der Gesellschaft sein würde). Am nächsten dran sind rein zufällig vielleicht noch Autoren gekommen, die über Psi-Kräfte geschrieben haben, weil dieses Fantasy-Element das einzige war, das ständige Kommunikation zwischen Menschen in allen Lagen denkbar gemacht hat.

Genau deshalb finde ich es ja glaubwürdiger, wenn SF-Entwürfe mich in die Rolle des frühmittelalterlichen Bauern versetzen (oder auch nur in die des SF-Autors aus den 50ern), als wenn sie mir Captain John Nolan präsentieren, der verheiratet ist, zwei Kinder und sechs Wochen Urlaub im Jahr hat und wenn er nicht mit seinem Raumschiff rumfliegt in der heimischen Garage an der Modelmagnetschienenbahn bastelt.

Da kommen für mich Settings mit transhumanistischen Aspekten schon meistens am nächsten ran ...

Wobei das zugegebenermaßen tatsächlich weniger mit der Glaubwürdigkeit von irgendwelchen technischen/gesellschaftlichen Einzelaspekten und mehr damit zu tun hat, ob mir das Gesamtbild angemessen fremd erscheint. Und Uplifts und derlei Kram tragen - gut umgesetzt - natürlich extrem zu einem gewissen Fremdheitsempfinden bei. Bei allem, was mir gesellschaftlich sehr vertraut erscheint, springt sofort meine Unglauben-Automatik an.

Aber wahrscheinlich habe ich da auch eine etwas verquere Begrifflichkeit. Ich finde sogar die Thor-Filme als SF glaubwürdiger als die Iron-Man-Filme; bei Thor kann ich mir sagen, dass der ganze Fantasy-Kram eine Technologie und Kultur weit jenseits meines Verständnisses repräsentiert; bei Iron Man WEISS ich einfach sofort, dass so ziemlich alles daran wissenschaftlich gesehen maßloser Blödsinn ist.

Offline anachronist

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 41
  • Username: anachronist
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #42 am: 10.09.2015 | 21:11 »
Das ist ziemlich genau Shock: Human Contact, das wir oben angesprochen haben. (Weltraumreisen sind ein bisschen schwieriger.)

Vielen Dank für den Hinweis!   :d

Offline Crimson King

  • Hat salzige Nüsse!
  • Titan
  • *********
  • Crimson King
  • Beiträge: 19.136
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Stormbringer
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #43 am: 10.09.2015 | 22:36 »
Der Mensch an sich hat sich gar nicht so sehr verändert - eigentlich überhaupt nicht.

Das ist so nicht ganz richtig.

Die Gene eines Menschen verändern sich im Laufe des Lebens, auch abhängig von der Umwelt. Der Mensch ist nicht zu knappem Maß Produkt seiner Umwelt.

Wenn man davon mal absieht, muss man immer noch betrachten, dass Menschen heute deutlich älter werden, und sowohl größer als auch intelligenter sind, als noch vor 100 Jahren. Die Größe hängt stark mit der Ernährung und der vergleichsweise harmlosen Kindheit an, die man heute erlebt, die Intelligenz damit, dass die hochtechnologisierte Gesellschaft zum einen wesentlich mehr Zeit zum lernen lässt, zum anderen auch deutlich höhere Anforderungen an Abstraktionsvermögen und analytische Fähigkeiten richtet. Beides ist dementsprechend deutlich besser ausgebildet (dafür haben wir vergessen, wie man ohne große Hilfsmittel Feuer macht oder Fallen stellt).

Auch auf der psychologischen Ebene gibt es starke Veränderungen. Menschen wurden zu früheren Zeiten bereits in deutlich geringerem Alter dazu gezwungen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, während man heute wohlbehütet bis Mitte 20 rum studieren und dem Ernst des Lebens für deutlich längere Zeit ausweichen kann. Man wird deutlich weniger durch die jeweiligen Umstände dazu gezwungen, bestimmte Lebenswege einzuschagen, hat viel mehr Zeit zur Selbstfindung und -verwirklichung. Die Persönlichkeitsentwicklung hat sich dementsprechend kulturell bedingt ebenfalls stark verändert.
« Letzte Änderung: 10.09.2015 | 22:40 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline YY

  • True King
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 19.499
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: YY
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #44 am: 10.09.2015 | 23:09 »
Aber im Rückblick wird doch jeder seinen historischen Vorläufern eine beschränkte Perspektive attestieren - sieht man doch auch schön in der SF, wo sich noch vor 60 oder 70 Jahren keine so etwas wie die heutige Informationsgesellschaft auch nur im entferntesten ausmalen konnte (oder auch nur auf den Gedanken gekommen ist, dass das in der Zukunft ein grundlegendes Element der Gesellschaft sein würde).

Es wäre wenig zielführend, an dieser Stelle nach dem Unvorstellbaren und noch-nicht-Gedachten zu fragen.

Dennoch bleibe ich bei meiner Aussage:
Es wird natürlich weit entfernte Zukünfte geben, in denen wir uns nicht zurechtfinden würden.

Aber was totale Unvorstellbarkeit - selbst auf sehr abstrakter Ebene - oder völlig überraschende Entwicklungen angeht, liegt die Latte angesichts dessen, was die SF bisher produziert hat, sehr hoch.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt darauf, welches Maß an Future Shock noch auf unsere Generation zukommt bzw. überhaupt zukommen kann.

Die Gene eines Menschen verändern sich im Laufe des Lebens, auch abhängig von der Umwelt. Der Mensch ist nicht zu knappem Maß Produkt seiner Umwelt.

Das sind aber fast ausschließlich individuelle Ergebnisse der jeweiligen Lebensbedingungen.
Natürlich lässt sich das verallgemeinern, wenn die Gesellschaft homogen genug ist.

Aber mit einer entsprechend radikalen Umstellung lässt sich da innerhalb einer Generation alles umwerfen.

Klar, ein Mensch ist heute anders als vor hundert oder tausend oder zehntausend Jahren.
Aber nur als konkretes Individuum oder als bestimmte Gruppe und nicht insgesamt als Spezies.
Man kann sehr gut erkennen, warum die Unterschiede bestehen - und wo trotz allem große Gemeinsamkeiten liegen.


Wie gesagt, das wird sich erst grundlegend ändern, wenn der Mensch sich selbst weitgehend frei (ver-)formen kann.
« Letzte Änderung: 10.09.2015 | 23:11 von YY »
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Weltengeist

  • spielt, um zu vergessen
  • Mythos
  • ********
  • Kaufabenteueranpasser
  • Beiträge: 10.999
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Weltengeist
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #45 am: 10.09.2015 | 23:53 »
Wow. Nicht mal 2 Seiten Thread, und schon ist er rettungslos off-topic. ::)
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -

Offline YY

  • True King
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 19.499
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: YY
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #46 am: 10.09.2015 | 23:54 »
Ausschneiden und ab ins SwoF o.Ä. - die betreffenden Beiträge sind doch thematisch nicht vermischt, das lässt sich ohne Weiteres retten  ;)
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #47 am: 11.09.2015 | 06:46 »
Wow. Nicht mal 2 Seiten Thread, und schon ist er rettungslos off-topic. ::)

Wieso off-topic - die Diskussion, welche SF man warum interessant findet, passt doch bestens?

Offline Weltengeist

  • spielt, um zu vergessen
  • Mythos
  • ********
  • Kaufabenteueranpasser
  • Beiträge: 10.999
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Weltengeist
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #48 am: 11.09.2015 | 07:53 »
Wieso off-topic - die Diskussion, welche SF man warum interessant findet, passt doch bestens?

Haben wir die hier? Ich sehe Diskussionen dazu, was Transhumanismus ist und wie realistisch er wohl ist, was genau im Menschen genetisch angelegt ist,...
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -

Achamanian

  • Gast
Re: Gewünschte RPG Science Fiction?
« Antwort #49 am: 11.09.2015 | 07:57 »
Haben wir die hier? Ich sehe Diskussionen dazu, was Transhumanismus ist und wie realistisch er wohl ist, was genau im Menschen genetisch angelegt ist,...

Hm, das stimmt. Mir kommt's trotzdem noch wie ein kleine Exkurs zum Thread-Thema vor, aber vielleicht nur, weil Transhumanismus halt eins meiner gewünschten SF-Themen im Sinne des Threads ist.