Don't believe the hype.Ich halte die Diversität der Rollenspielszene (in jeglicher Hinsicht) für ihre größte Stärke. Aus der Historie heraus war Rollenspiel immer ein Nischenhobby: Ein Sache von und für Freaks. Für Leute, die anecken. Die in keine Schublade passen und sich daher die der "Nerds" - also eigentlich ein Schimpfwort - selbst geschaffen haben. Das ändert sich gerade, indem "Nerdtum" auf eine marketing-vergewaltigte Art als "Hip" verkauft wird.
Da gehen dann knapp begleidete Models mit Hornbrille und (nicht angeschlossenem) Controller in der Hand als "Gamerfrau" - nur so ein Beispiel .Und wo der Markt hineindrängt ist dann immer weniger Platz für Randinteressen und abweichende Meinungen.
Eine der wichtigsten Lektionen, die man als Rollenspieler meiner Meinung nach lernen kann, ist: Sei offen für Neues und tolerant gegenüber anderen (Spiel-)Weisen.
Wer nach Marktmacht strebt, der wird damit zwingend irgendwann eine Quasi-Monokultur haben. Und man möge mir bitte einen mono-kulturellen Bereich zeigen, in dem die Kreativität blüht.
Ich halte auch die gekünstelt-amerikanisch-aufgeregten Youtube-Kanäle, die Rollenspiel als Fingerübung von Amateur- (und auch teilweise professionellen) Schauspielern auf eine Art darstellt, die kaum eine Runde in der Qualität erreicht und die auch nur genau diese Art damit als "richtig" bewirbt, für problematisch und unter Umständen schädlich für die Szene.
Mich hat es schon genervt, dass ne Zeitlang auf der Nordcon zu 75% DSA4-Runden aushingen. Aber auch das wechselt immer wieder. Richtig doof wäre es, wenn dann irgendwann 90% DnD5-Derivate für alle Genres angeboten werden und wenn man mal ein anderes System + Welt erwähnt, das abgebügelt würde mit "Aber das gibt's doch schon in DnD5. Ist dann zwar kacke, aber wir kennen es halt nicht anders und müssen dann nix Neues lernen."
Aber gut: Ich hab meine Spielergemeinde, meine Nische und in meinen "Kreisen" gibt es zwar einen Fokus auf die Dinosaurier (DnD,DSA,Cthulhu etc) aber trotzem gibt es immer wieder Interessierte, die kennen lernen _wollen_, was es denn noch gibt.
Und denen ist "der Markt" auch scheißegal.
Wenns keine neuen Spiele mehr gibt und der Markt irgendwann man aufgeteilt sein sollte (halte ich nicht für realitisch), dann machen wir den geilen Scheiß, den wir haben wollen eben wieder selbst. Wäre auch nicht die schlechteste Entwicklung.
Aber man sollte bei der Diskussion nicht Marktmacht und (spielerische) Qualität verwechseln. Das ist nicht kausal miteinander verbunden.