Interessant: Bei Brettspielen gehen inzwischen Preise von 200€ übern Tisch, ohne dass sich die Käufer veräppelt fühlen. Und das, obwohl der Brettspielmarkt ähnlich oversaturated (vieeeeel zu viel als dass man alles spielen könnte*) ist wie der RPG-Markt. Hier scheint sich also die Gewohnheit zu ändern.
Da ändern sich nicht die Gewohnheiten, sondern das Angebot.
Die Brettspielsparte 200€+ ist durch Kickstarter & Co. groß geworden, weil man dadurch weiß, dass man die Dinger auch los wird. Das war früher ein so großes Risiko, dass es kaum jemand eingehen wollte.
Das heißt aber nicht, dass
alle Brettspiele massiv teurer geworden wären und die Kundschaft mitgeht. Es ist nur am oberen Ende ein Produkt wirtschaftlich sinnvoll geworden, das es vorher sehr schwer hatte - aber eben aufgrund der Rahmenbedingungen und nicht, weil es als Produkt an sich früher Quatsch gewesen wäre.
Die Kunden schauen da schon ziemlich genau, was sie für ihr Geld bekommen.
Und das ist der Knackpunkt.
Im Rollenspielsektor gibt es keine vergleichbare Produktsparte*. Freilich kann man Sammlereditionen u.Ä. auflegen - und die gehen i.d.R. auch ziemlich gut -, aber wenn ich mal eine Zahl aus der Luft greifen darf: Wenn ich 300 € für ein "normales" GRW zahle, damit die Beteiligten davon leben können, dann sind da nicht die Bilder viermal so gut, der Text um ein Vielfaches besser und die Regeln um ein Vielfaches funktionaler (wie auch immer man das jeweils bestimmen will).
Im Bereich "Brettspiele der Todessternklasse" gibt es keine Selbstausbeuter, die das Ding in Handarbeit fertigen. Da geht die Kohle vom höheren Preis für viel hochwertiges Material vom Zulieferer drauf.
Solange ein Rollenspielautor, -illustrator, -übersetzer usw., der das Ganze als Hobby zu entsprechenden Preisen betreibt, genau so gute oder nicht selten
bessere Ergebnisse liefert wie ein "ordentlich" bezahlter Vollzeitler, solange bleibt das Problem mit der Bezahlung bestehen. Das ist Fluch und Segen der Rollenspielsparte.
*Das einzige "Gegenbeispiel" wäre so was wie Invisible Sun, aber da lasse ich es mal bei den Anführungszeichen und den Stichworten Schaumschläger und Schlangenölverkäufer bewenden.