Gemäß Suche sollte das der aktuellste Thread zum ewigen Thema Vorbereitung sein. 
Ich verzweifle hier gerade wieder an mir selbst und stelle mich echt in Frage. Ich leite gerne. Ich bereite auch grundsätzlich gerne Abenteuer und Kampagnen vor. Ich mag es dem ganzen eine intensive Geschichte und Handlung zu geben. Aber ich habe ein Berufs- und Privatleben. Und irgendwie entsteht da immer mal ein Missverhältnis.
Danke für die Thread-Weiterführung und dein „Geständnis“. Ich kann dir sagen: Mir geht es ganz ähnlich, und ich bin erleichtert, dass ich damit nicht allein bin.
Ich schaue natürlich nicht auf die Uhr und zähle keine Minuten, würde aber schätzen, dass ich für die Vorbereitung eines Abenteuers locker fünfzehn Stunden brauche, zumindest, wenn ich vom ersten „Gedankenfunken“ an rechne, also dem Moment, in dem ich den allerersten Impuls verspüre, mir ein neues Abenteuer auszudenken. Da wir hauptsächlich One-Shots mit etwa fünf Stunden Spielzeit spielen, komme ich so auf ungefähr drei Stunden Vorbereitung pro Stunde Spielzeit - manchmal auch mehr. Vieles davon passiert allerdings in "Tagträumereien".
Dabei ist es keineswegs so, dass ich mir jeden Schritt und jede Szene im Voraus überlege - dass das sinnlos wäre, weil sowieso alles anders kommt, ist mir schon lange klar. Ich habe auch schon mit Interesse den Lazy Dungeon Master und ähnliche Ansätze studiert, um die Prozesse zu verschlanken. Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem, selbst die dort beschriebenen Schritte so umzusetzen, dass sie am Ende wieder Zeit kosten.
Als relativ aufwendig empfinde ich z.B. meine Vorlieben die mögliche Handlung des Abenteuers auf die Spielerfiguren zuzuschneiden. Ich leite im Prinzip keine Kaufabenteuer mehr, sondern entwerfe maßgeschneiderte Geschichten, die sich auf dem basieren, was die Helden vorher erlebt haben oder was in ihrem Hintergrund verankert ist. Das kann schon ein bisschen dauern, bis mir da für jeden was einfällt.
Dazu kommen die Details. Auch wenn die Story weitgehend von den Spielerinnen und Spielern mitgestaltet wird, ist mir zum Beispiel häufig ein großer Twist am Ende wichtig. Da je nach Vorgehen der Gruppe verschiedene „Lösungen“ möglich sind, überlege ich mir meist mehrere Varianten davon.
Eine andere Sache sind die NSCs: Ich arbeite sie auf dem Papier zwar nicht im Detail aus, möchte sie am Spieltisch aber trotzdem lebendig wirken lassen - vielleicht ist das der berufsbedingte innere Zwang des Theaterschauspielers in mir. Dementsprechend kommt es schon mal vor, dass ich zumindest für die wichtigsten NSCs zwanzig Minuten lang Stimme und Ausdruck vorm Spiegel übe.
Auch das Aussuchen der Musik nimmt ein bisschen Zeit in Anspruch. Es läuft zwar nicht ständig irgendein Hintergrundgedudel, aber für wichtige Szenen setze ich sie gerne gezielt ein. Dabei ist es mir wiederum wichtig, dass nicht jeden Abend dieselben Stücke laufen und ab und zu auch mal ein Soundtrack vorkommt, den die Spieler noch nicht kennen.
Oft versuche ich außerdem, ein kleines mechanisches Gimmick einzubauen, das die Spieler (nicht die Charaktere) lösen müssen – zum Beispiel ein echtes Geschicklichkeitsspiel zum Knacken eines Schlosses oder einen Jenga-Turm, bei dem die Spieler für jeden Zug im Kampf in einem einsturzgefährdeten Haus einen Stein ziehen müssen.
Ich weiß, dass es im Grunde völlig bescheuert ist und ich mir dadurch viel zu viel Druck mache. Und mit Sicherheit wäre all das gar nicht nötig, um einen schönen Abend zu haben. Aber irgendwie kann ich da nicht aus meiner Haut. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir maximal einmal im Monat spielen – und dann denke ich immer, es wäre schade, nicht das Beste aus dem lang ersehnten Event herauszuholen. Und wenn ich dann am Ende in glückliche Gesichter schaue, wünsche ich mir das für nächste Mal halt ebenso.
Und es gehört eben auch zu dem Teil des Hobbys, der mir Spaß macht. Gerade weil wir uns nicht oft treffen, sind die Zeiten dazwischen für mich ebenfalls Teil des Hobbys geworden, die ich mit der Vorbereitung fülle.
Trotzdem - und deshalb bin ich dankbar für diesen Thread - merke ich, dass ich das auf Dauer neben Familie mit Kindern, Vollzeitjob und anderen Hobbys nicht ewig so weitermachen kann. Ich arbeite also daran, in dieser Hinsicht entspannter zu werden. Was bedeutet, meine eigenen Erwartungen an mich selbst herunterzuschrauben.