Warum baue ich mir denn überhaupt einen Charakter mit Beeinträchtigung? Bestimmt nicht, damit diese gleich wieder durch ein geeignetes Umgebungsdesign oder magische Hilfsartefakte bedeutungslos gemacht wird. Wenn ich einen gelähmten, blinden oder tauben Charakter spiele, dann will ich, dass mir daraus zusätzliche Herausforderungen erwachsen -- dass ich z.B. für althergebrachte Situationen neue Lösungswege finden muss.
Im LARP habe ich genau das schon mehrfach erlebt: Ein Spieler (in einem Fall ich selbst) investiert viel Mühe, um seinen Char mit einer offensichtlichen Beeinträchtigung zu versehen. Und dann kommen wohlmeinende x-Tausend-Punkte-Heiler oder eine wohlmeinende Orga und heben die Beeinträchtigung gleich zu Conbeginn auf. Eine Freundin von mir hätte dem SL, der ihr feierlich das Jetzt-kannst-du-sprechen-Amulett überreichte, das Ding beinahe um die Ohren gehauen.
Erinnert irgendwie an den Ex-Laprakranken.
Ich kann das auch durchaus gut verstehen. Schwierig wird es, wenn sich Spielende und Charaktere vermischen. Denn anders als eine reale Person mit einer Beeinträchtigung kann ich als Spieler ja durchaus selbst manchmal gerade nicht wollen, dass eine Einschränkung in einer akuten Situationthematisiert wird. Sei es wegen eigener Präferenzen oder einfach weil ich gerade einen schlechten Tag habe. Einerseits kann man natürlich sagen, man solle dann halt nicht Charaktere mit Beeinträchtigungen spielen, andererseits ist es ja nunmal ein Spiel das nicht 100% einer Realität abbildet und somit auch immer die Frage, welche Aspekte in einem Spiel nun betont, erwähnt, ignoriert oder aktiv negiert werden sollen. Und dabei ist die Frage, wie eine Beeinträchtigung für die jeweilige Figur interpretiert bzw. welcher Aspekt der Beeinträchtigung überhaupt thematisiert werden soll noch nicht einmal angerissen.
Klar, das sollte immer gut kommuniziert und innerhalb der jeweiligen Gruppe geklärt werden. Aber um die getroffenen Absprachen dann auch umsetzen zu können kann es ja für die Spielleitung (vertreten durch die werten Mitlesenden hier) durchaus interessant sein, wie man Barrieren auch mal ab- statt nur aufbaut. Daher meine Eingangsfrage. Denn ein Dungeon / Encounter barrierefrei(er) gestalten zu
können bedeutet ja noch lange nicht, es zwangsläufig immer tun zu
müssen. Es aber nicht zu können bedeutet, es nie zu tun. Und wenn man den Gedanken weiterspinnt, kann man das ja auch nutzen, um gerade maßgeschneiderte, spannende Herausforderungen in petto zu haben.
Ist das erstmal ein Gedankenexperiment? Yep.
Darf man über mögliche Situationen oder Ideen auch mal lachen? Sicher.
Soll der Thread sich über jemanden lustig machen? No, Sir.