Autor Thema: Wie "Schummeln" zum Kampfbegriff wurde|Eine Verteidigung der Bandbreite des RPG  (Gelesen 16442 mal)

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Online Maarzan

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...
Und was ist hier das Problem? Dass eine Gruppe von Schreiberlingen sagt "Rollenspiel ist nur so wie wir es spielen richtig."
Was ist die Reaktion der anderen Seite? "Nein, ihr liegt total falsch, es ist nur so wie WIR es machen richtig".
...

Hmm, was könnte denn dass Thema des Fadens hier sein - Schummeln etwa?

Und das erfolgt, wenn Leute, insbesondere Spielleiter, die Techniken ihres präferierten Spielstils dann eigenmächtig und heimlich in Runden einsetzen, wo die Leute davon ausgehen für einen anderen Spielstil eingestiegen zu sein.

Daher der Hinweis dass der Einschub "nur mit unterschiedlichen Ausprägungen" der entscheidende Knackpunkt zum Bewusstsein ist, dass nicht jede Technik in jedem Stil legitim ist.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Online Swanosaurus

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Und das erfolgt, wenn Leute, insbesondere Spielleiter, die Techniken ihres präferierten Spielstils dann eigenmächtig und heimlich in Runden einsetzen, wo die Leute davon ausgehen für einen anderen Spielstil eingestiegen zu sein.

Das tut jetzt so, als hätte in der Diskussion von Anfang an festgestanden, dass "Schummeln" für alle akzeptiert nur das heimliche Abwandeln von Ergebnissen u.Ä. sei. Das war aber eben nicht von Anfang an gegeben und stützt sich auch nicht auf den Alltagsbegriff, in dem Schummeln bei einem Spiel mit festgeschriebenen Spiel-Regeln eben als Verstoß gegen diese Regeln aufgefasst wird, egal, ob es offen oder heimlich passiert.

Dass das Schummeln im Rollenspiel erst durch Heimlichkeit zum Schummeln wird, setzt ein umfassenderes Verständnis von Regeln voraus, für das im Zusammenhang des Rollenspiels auch die impliziten und Expliziten Abmachungen der Runde zum Umgang miteinander gehören und der Regelverstoß dann auf dieser höheren Ebene des sozialen Kontrakts stattfinden muss, damit wirklich von einem Schummeln geredet wird.

Das entspricht aber wie gesagt nicht dem Alltagsverständnis von Schummeln in Bezug auf Spiele. Wenn ich bei einer Runde "Pandemie" zusammen mit dem anderen am Verlieren bin und sage: "Leute, wollen wir nicht einfach schummeln?", und dann alle sagen, "ja, bitte!", dann würde ganz sicher niemand behaupten, dass wir gar nicht geschummelt hätten, weil wir uns alle einig wären. Nein, wir hätten gemeinsam gegen die Spielregeln verstoßen, und auch das ist im Alltagsverständnis Schummeln. Beim Rollenspiel ließe sich dieses Verständnis genauso anwenden.

Jetzt sind wir schon seit langem an dem Punkt, an dem wir sagen: Als "Schummeln" definieren wir es im Rollenspielkontext nur, wenn eine tatsächlich böswillige Täuschung vorliegt. Fein. Müssten eigentlich auch alle mit Leben können.

Dass Unlautere an der Diskussionsstrategie von unter anderem dir, Marzaan, besteht aber nun darin, so zu tun, als sei das von Anfang an deine/eure ausgearbeitete und vorgetragene Position gewesen und dass alle, die gegen euch reden, deshalb logischerweise versuchen, betrügerisches Schummeln gegen die Mitspielenden zu rechtfertigen.

Die nun vorgetragene Definition von Schummeln, die sich eigentlich auf den sozialen Vertrag der Gruppe und nicht auf irgendwelche niedergeschriebenen Spielregeln bezieht (und mit der ich wie gesagt absolut mitgehen kann), ist aber eigentlich schon eines der wenigen Ergebnisse der Diskussion, dass jetzt einfach von einigen als "wahr schon immer unsere Meinung, und die anderen wollen was anderes, nämlich Unmoralisches" beansprucht wird. Ihr habt gemerkt, dass eure Position nicht haltbar ist, und die Torpfosten verschoben. Und die meisten anderen (mich eingeschlossen) sind darauf reingefallen, weil sie nämlich deutlich gespürt haben, dass bei euren eingangs vorgetragenen Positionen was faul war, dass die apodiktisch, ausschließend und arrogant waren, und zu recht nicht eurer Behauptung zustimmen wollen, dass ihr von Anfang an recht hattet.

Das ließe sich alles lösen, wenn z.B. du und ghoul mal zugeben würden, dass (wie von 1of3 dargestellt) einige versteckte und nicht durchdachte Annahmen über den sozialen Vertrag der Gruppe in der Argumentation stecken, die man erst mal zu Tage fördern muss, um herauszufinden, woher eigentlich der Dissens rührt. Das könnte man gewinnbringend machen, indem man sagt: "Okay, wir haben nicht bedacht, dass wir ein bestimmtes Verständnis von Regeleinhaltung voraussetzen, das andere Gruppen eventuell einverständlich nicht teilen, deshalb hätte das alles genauer und weniger polemisch formuliert sein müssen; wenn wir den betrügerischen Verstoß gegen die sozialen Regeln der Gruppe mit in die Definition von Schummeln nehmen, kommen wir aber  zusammen!"

Eine in dieser Weise hinreichende Definition trifft der ghoul in keinem seiner Eingangs verlinkten Texte; sie wurde hier vielmehr en passant von einigen für sich "von jeher" beansprucht. Und wie gesagt sind viele andere drauf reingefallen.

EDIT: Um das noch mal ganz klar zu sagen: Ich finde auch, dass wir hier inzwischen bei einigen absurden Verrenkungen angekommen sind, um noch Szenarien zu finden, in denen moralisch vertretbar nach der inzwischen anscheinend für alle hier akzeptierten Definition von Schummeln geschummelt werden kann. Ich halte das für völlig sinnlos. Man könnte auch einfach sagen: "ghoul und Marzaan diskutieren von dem für sie selbstverständlichen Verständnis aus, dass Schummeln betrügerisch ist, das wahrscheinlich daher rührt, dass sie als Gruppenvertrag schon die Einhaltung der Spiel-Regeln im engeren Sinne voraussetzen; Zed und Swanosaurus und wer weiß wer noch diskutierten von dem für sie selbstverständlichen Verständnis heraus, das Schummeln nur die Nicht-Einhaltung der Spielregeln im engeren Sinne meint und finden die harte Verurteilung unangemessen, weil sie auch positive Erlebnisse mit Runden kennen, in denen genau diese Art von Schummeln zum sozialen Vertrag innerhalb der Gruppe gehörte; jetzt haben alle kapiert, welches Verständnis von dem Begriff die jeweils anderen haben, und aus welchen Gründen, man versteht einander also besser und muss jetzt BITTE nicht mehr darüber diskutieren, wer mit seiner Definition von Schummeln recht hat, weil das eh nur sehr begrenzt objektivierbar ist." Aber das ist scheinbar nicht möglich, weil es seit Wochen nur darum geht, der anderen Seite nachzuweisen, dass sie Unrecht hat und andere Stile ausschließt.
« Letzte Änderung: Gestern um 22:56 von Swanosaurus »
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Wunderbar auf den Punkt gebracht, Swanosaurus.

Könnte man das als einen Schlusspunkt stehen lassen?

Online Maarzan

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Das tut jetzt so, als hätte in der Diskussion von Anfang an festgestanden, dass "Schummeln" für alle akzeptiert nur das heimliche Abwandeln von Ergebnissen u.Ä. sei. Das war aber eben nicht von Anfang an gegeben und stützt sich auch nicht auf den Alltagsbegriff, in dem Schummeln bei einem Spiel mit festgeschriebenen Spiel-Regeln eben als Verstoß gegen diese Regeln aufgefasst wird, egal, ob es offen oder heimlich passiert.
Als wenn der Faden hier keine Geschichte z.B. in dem Vertrauensfaden hätte.
Und die Differenzierung erfolgt bereist auf Seite 1! Da kann man auf Seite 23 natürlich überrascht sein ...

Dass Unlautere an der Diskussionsstrategie von unter anderem dir, Marzaan, besteht aber nun darin, so zu tun, als sei das von Anfang an deine/eure ausgearbeitete und vorgetragene Position gewesen und dass alle, die gegen euch reden, deshalb logischerweise versuchen, betrügerisches Schummeln gegen die Mitspielenden zu rechtfertigen.
War es, von Seite 1 an und auch schon in den anderen Fäden.

...
So viel noch einmal zur "Vielfalt". Es gibt andere Spielstile, für welche die "Geschichte" oder "Drama" nachrangig ist und damit für diese dann die "kalte Mathematik" oder ähnliche  Elemente entsprechend Priorität haben. Dringt aber bis zu den "Schummelaktivisten" offenbar nicht durch.

"Du hast in meinen Augen nur kein Recht zu behaupten, dass es nur eine richtige Art gibt, Rollenspiele zu spielen, und dass Andere es falsch spielen."
Nein, es gibt viele gleich berechtigte Arten Rollenspiel zu betreiben. Es gibt kein Recht Mitspieler zu bescheißen. Und da sind nicht die benutzten Methoden (Würfeldrehen, Werte anpassen, Quantenoger etc) relevant, sondern dass diese transparent in Absprache und im Konsens eingesetzt werden und nicht heimlcih und eigenmächtig.

Und wer von Vielfalt redet, müsste damit beginnen anzuerkennen,  dass es diese anderen Stile gibt, welche Spaß aus anderen Quellen als sie selbst ziehen und sie damit ihre Mitspieler potentiell schädigen, wenn sie den Spielstil heimlich in eine andere Richtung drücken.

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Als wenn der Faden hier keine Geschichte z.B. in dem Vertrauensfaden hätte.
Und die Differenzierung erfolgt bereist auf Seite 1! Da kann man auf Seite 23 natürlich überrascht sein ...
War es, von Seite 1 an und auch schon in den anderen Fäden.

Ja, und genau damals, im Vertrauensthread auf Seite 1 hätte man Schluss machen können, wenn ghoul nicht seine unsäglichen, dünnen Polemiken von anno dunnemal ins Spiel gebracht hätte, die mit dem Threadthema nicht mal besonders viel zu tun hatten.

Letztendlich war das ein reines "Wer anders spielt als ich ist Kacke"-reingewürge, bei dem klar war, dass viele, die eventuell ganz einvernehmlich in ihrer Runde Würfel drehen, sich mitgemeint fühlen werden, weil es im diffusen blieb, was jetzt eigentlich genau verurteilt wird. Ich habe mir damals noch die Mühe gemacht, ghoul ein paar Klarstellungen seiner Position aus der Nase zu ziehen, die mit etwas gutem Willen wirklich auch leichter zu haben gewesen wären.

Und bei dem nachvollziehbaren Sich-angegriffen-fühlen sind jetzt so einige seit Wochen verharrt und ziehen sich ohne es zu merken völlig überflüssigerweise den Schuh an, dass sie Täuschung gutheißen würden, während sie  eigentlich sagen: "Wenn alle in einer Runden finden, dass die SL sich gelegentlich über Würfelergebnisse hinwegsetzen darf und soll, dann ist das auch okay für diese Runde. Und wenn verschiedene unausgesprochene Vorannahmen über das Würfeldrehen aufeinanderprallen, weil die Leute aus unterschiedlichen Kontexten zusammenkommen, dann sollte man das, sobald man es merkt, offen thematisieren."

Ich habe in keinem der betreffenden Threads irgendwas gesehen, was im Geringsten über diese Erkenntnis hinausweist, mit der anscheinend auch so ziemlich alle d'accord gehen. Und trotzdem wird sich immer noch über die Frage beharkt, wer hier wen der moralischen Verkommenheit und Intoleranz bezichtigt hat. Und egal, wer sich dabei inzwischen in welche Absurditäten verstiegen hat: Ich sehe den Zündfunken eindeutig bei ghouls Polemiken, die auf Frontenbildung, Konvertierung und moralische Verurteilung abzielen und nicht auf Analyse.

Wenn ich eine Diskussion mit der Aussage: "Wer sich etwas ausleiht, ist ein Dieb", eröffne, muss ich mich doch nicht wundern, wenn die Leute angepisst sind, auch wenn ich mir schon relativ früh die Richtigstellung "Wer sich etwas ausleiht und es nicht zurückgibt, ist ein Dieb" aus der Nase ziehen lasse. Leute, ihr wisst doch, wie das Internet läuft. Da hat noch nie eine Provokation eine Erkenntnis nach sich gezogen, sondern immer nur einen Shit-Tsunami.

Einfach mal beizeiten einräumen, dass man genauer hätte nachdenken und formulieren müssen, anstatt zu behaupten, alle anderen wären bescheuert, weil sie einem nicht von Anfang an in den Kopf geguckt haben (wo der behauptete Gedanke möglicherweise eh noch gar nicht ausformuliert war), hätte vielleicht dabei helfen können, den Tsunami abzubremsen. Aber he, das Internet ist halt auch nicht das Medium für Selbstreflexion, wissen wir auch alle. Ich hab mich ja auch nicht entblödet.
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