Autor Thema: Stärke ist nicht gleich Stärke  (Gelesen 3683 mal)

Imion, Vanakalion, Ainor und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Online Vanakalion

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Stärke ist nicht gleich Stärke
« am: 16.04.2025 | 21:01 »
Fast alle Rollenspiele kennen das Attribut Stärke oder ein Äquivalent davon. Sie wird nicht selten mit 3W6 ermittelt. Jede andere Skala ist meist nuancierter, bleibt jedoch vergleichbar. Zunächst einmal stellt sich die Frage, wie ist die Obergrenze definiert? Ist 18 auf 3W6 ein natural Bodybuilder oder eine der gedopten Maschinen der Wrestlingszene? Gibt es hierfür wissenschaftliche Vergleichswerte, die die Schlagkraft eines Fausthiebs in Joule oder PSI definiert?
Selbst Hârnmaster, Song of Swords und andere semiwissenschaftliche Rollenspiele können keine Vergleichswerte für Wucht anbieten.
Schlagkraft, Kreuzhebekraft, Sprungkraft und Schwungkraft sind völlig verschiedene Kräfte, denen auf 3W6 unterschiedliche Joule- oder PSI-Werte zugeordnet werden. In einem realitätsnahen System kommen je nach Fertigkeit verschiedene Kräfte zum Tragen. Bei Stoß- und Stichwaffen spielt bestenfalls die Schlagkraft eine Rolle, bei Hiebwaffen die Schwungkraft, bei Kraftakten, sowie Bogenschießen die Kreuzhebekraft und beim Sprint, sowie Sprüngen die Sprungkraft.
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« Letzte Änderung: 16.04.2025 | 21:24 von Vanakalion »
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #1 am: 16.04.2025 | 21:22 »
Im Allgemeinen lebt es sich ja angenehmer wenn man Fertigkeiten nach dem "This is what I do."-Prinzip misst: Es gibt in Relation zur Spielwelt an, für wen ein Job etwas ist. Das geht, wenn es nicht durch andere Werte abgedeckt wird, Hand in Hand mit einem gewissen Selbstbildnis oder Rollenverständnis der Charaktere.

Aber wenn man unbedingt will: Superheldenrollenspiele geben da häufig Zahlen, weil es ein Genreelement ist :)
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #2 am: 16.04.2025 | 22:48 »
Ich betrachte Attributswerte, gerade und speziell bei der 3-18 Spanne die mit 3d6 erzeugt wird, als Punkte/Bereiche der Normalverteilung. Stärke und Intelligenz sind dabei die Werte, die sich am ehesten messen und quantifizieren lassen (oder wie will man bestimmen welchen Konstitutions- oder Weisheitswert jemand hat?).

Das heisst also dann dementsprechend: 70% der Menschen haben einen Stärkewert zwischen (einschließlich) 8 und 13. Und jeweils 15% darüber oder darunter.  Sehr geringe Stärkewerte weisen vermutlich auf eine Behinderung hin. Stärke 18+ hingegen, das bezeichnet halt die physisch stärksten 0,5% der Menschheit. Klingt erstmal sehr elitär, aber so krass ist es ja dann doch auch wieder nicht: im Schnitt sollte es in jedem beliebigen 1000-Seelen-Dorf glatte fünf von der Sorte geben (Ballungseffekte mal außen vor gelassen). Ich hatte mal einen Mitbewohner, dem ich ohne weiteres Str 18 attestieren würde.

Und Stärkewerte jenseits der 18, wie sie ja auch in vielen Systemen möglich sind, bezeichnen entsprechend immer extremere und entsprechend seltene Exemplare, die sich dann auch nicht mehr stochastisch abbilden lassen.

Und ja, es wird halt meistens nur ein einziger Stärkewert nachgehalten, und nicht zwischen Arme, Rücken, Beine, sonstwas unterschieden... das ist halt so. In D&D ist der Stärkewert sogar nochmal deutlich weiter gefasst, da er ja auch zB die Trefferchance mit Nahkampfwaffen beeinflusst.
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #3 am: 17.04.2025 | 00:12 »
Viele RPGs sind nur rudimentär von der Realität beeinflußt. Man will eher das jeweils gewünschte Fantasy-Universum abbilden. Insofern hat es mMn keinen Sinn da nach realweltlichen Angeben zu forschen.

Ich habe mal Bilder aus Pathfinder und Warhammer beigefügt. Vergleiche mal die Proportionen der dort abgebildeten Waffen mit denen der realen Welt. Da wird schnell klar das Fantasy-Helden eher in die Kategorie der Superhelden fallen und ein hoher Wert bei Stärke weit über das hinausgeht was selbst ein übelst gedopter Bodybuilder jemals leisten kann.
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Offline Galatea

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #4 am: 17.04.2025 | 01:54 »
Attribute sind in der Regel eine sehr grobe/breite Abbildung eines Grundkonzepts (das gilt sowohl für Stärke, wie auch alle anderen Attribute - wenn man ganz viel Glück hat wird da bestenfalls noch zwischen Körperkontrolle und Fingergeschick unterschieden und selbst das ist eher selten).

p.s. Wenn jemand ganz besonders gut im Amrdrücken oder Gewichtheben sein möchte, dann soll er das einfach als Fertigkeit nehmen. Solche Nuancen/Spezialisierungen sind doch genau das was Fertigkeiten darstellen sollen.
« Letzte Änderung: 17.04.2025 | 02:01 von Galatea »
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #5 am: 17.04.2025 | 04:52 »
D&D und Co sind maximalabstrahierte Heldenspiele, die als mittelalterliche Semisimulation absolut unbrauchbar sind. Ich verwende bewusst den Begriff Semisimulation, da sich an echten Simulationen jeder Entwickler die Zähne ausgebissen hat. Realität ist nicht in Regeln gießbar, Realitätsnähe schon. Weisheit ist kein Attribut, sondern ein auf Erfahrung basierter Zustand. Stärke ist das Attribut, das sich am ehesten mit realweltlichen Daten erfassen läßt. Dies ist für realitätsnahe Schadensmodelle auch elementar. Wucht mit 400 Joule wirkt anders als Wucht mit 1300 Joule auf gelayerte Körperschutzteile.
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Online Ainor

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #6 am: 17.04.2025 | 06:25 »
D&D und Co sind maximalabstrahierte Heldenspiele, die als mittelalterliche Semisimulation absolut unbrauchbar sind.

Das ist schonmal deshalb falsch weil es viele Systeme gibt die stärker abstrahieren. Und wenn du nicht über D&D reden willst, warum redest du dann von 3w6 ?

AD&D hatte damals den Weltrekord im Gewichtheben als Richtwert für das menschliche Maximum für Stärke 18/00 verwendet. In späteren Editionen durch die Attributssteigerungen verliert sich das "menschliche Maximum" ein wenig.

Ich verwende bewusst den Begriff Semisimulation, da sich an echten Simulationen jeder Entwickler die Zähne ausgebissen hat. Realität ist nicht in Regeln gießbar, Realitätsnähe schon.

Kommt halt drauf an mit welcher Komplexität. Solange die Zahlenwerte für normale Menschen behersschbar bleiben sollen wird man um einen relativ hohen Abstraktionsgrad nicht herumkommen.

Weisheit ist kein Attribut, sondern ein auf Erfahrung basierter Zustand.

Wikipedia sagt nein: https://de.wikipedia.org/wiki/Weisheit

Stärke ist das Attribut, das sich am ehesten mit realweltlichen Daten erfassen läßt. Dies ist für realitätsnahe Schadensmodelle auch elementar. Wucht mit 400 Joule wirkt anders als Wucht mit 1300 Joule auf gelayerte Körperschutzteile.

Stärke ist ein Attribut, keine wissenschaftliche Grösse. Die Wucht eines Schlages ergibt sich aus der Kraft aller beteiligter Muskeln im Zusammenspiel. Die bräuchte man. Dann noch die Form und Konsistenz der Waffe,  Form und Konsistenz der Rüstung an der getroffenen Stelle, Auftreffwinkel, relative Bewegung des Ziels, etc...

Spätestens hier ist man weit jenseits dessen was man im Tischrollenpiel auch nur halbwegs verwenden kann.

Aber was Stärke als Attribut im Rollenspiel angeht habe ich hierzu vor einiger Zeit geschrieben:

Tja, hier ist das erste Problem schonmal dass D&D Stärke zwei verschiedene Dinge misst: absolute Kraft (Traglast, Gewichtheben) und relative Kraft (im Vergleich zum Gewicht, z.B. Klettern). Warum sollte der 120 Kilo Kleiderschrank besonders gut Klettern können?

Es wäre schonmal gut wenn das Attribut zwischen Eichhörnchen und Elefanten unterscheiden kann...
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
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Offline Haukrinn

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #7 am: 17.04.2025 | 06:37 »
Ich bin mir nicht sicher verstanden zu haben worum es hier geht, wenn ich ehrlich bin.

Mir will beim besten Willen kein Spiel einfallen, dass auch nur versucht, Spielwerte als realistische Simulationsgrundlage zu betrachten. Es gibt da ein paar Ausnahmen, aber die haben sich auf sehr enge Randfälle beschränkt (Phoenix Command, Cien), und sind da trotzdem IMHO gescheitert.

So ein Stärkeattribut bildet nichts ab, was sich mit biophysikalischen Metriken irgendwie zur Deckung bringen lässt. Das ist in den meisten Fällen ein hoch abstrakter Wert, dessen einziger Nutzen eine Bewertung im Rahmen bestimmter imaginärer Wettbewerbssituationen ist.

Und darin ist er gut. Deshalb gibt es solche Werte seit über 50 Jahren.

Es geht letztendlich doch immer darum, was wir durch die Abstraktion im Regelwerk erreichen wollen.

Es is leider ein sehr häufiger Fehlschluss, dass Modelle den Anspruch haben, die Realität abzubilden. Das können sie nicht leisten und das tun sie auch in der Realität nicht (vgl. Schulnoten und andere Produktivitätsmetriken, Messwerte als Bewertung von Gesundheit und Fitness, Scorings im Finanzwesen). Wenn du Komplexität reduzierst, schlimmstenfalls auf eine KPI runter, dann bleibt vom Realzusammenhang nichts mehr übrig.

Das tolle an Spielen ist: da stört das nicht. Sondern dort ist das im Gegenteil sogar förderlich. 🙂

Das kann dem eigenen Realitätsanspruch zuwider laufen. Aber wenn du nicht gerade deine Spielsimulation durch Modelle mit tausenden von statistischen Merkmalen jagen willst, ist das wohl oder übel eine Pille, die du schlucken musst.
« Letzte Änderung: 17.04.2025 | 08:09 von Haukrinn »
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #8 am: 17.04.2025 | 07:58 »

Da Rollenspiele produziert werden, um Umsatz zu generieren, werden Rollenspiele so produziert, dass sie sich verkaufen - in dem sie anwendbar sind.

Wenn Rollenspiele ein sehr hohes Maß an Abstraktion genießen und ein geringes Maß an Simulations-Anspruch, wird möglichst hohe Maß von Simulation
der Verwendung von Rollenspielen keinen Unterhaltungswert hinzufügen.
Der Markt spiegelt hier gut das Interesse der Konsumenten wieder.
« Letzte Änderung: 17.04.2025 | 08:09 von Boba Fett »
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #9 am: 17.04.2025 | 08:09 »
Ich finde solche Betrachtungen sehr interessant und eine eigene Art "Barbiespiel" wie nahe man da an die Realität beim Modellieren kommen kann. Da ist es dann auch egal, dass man nie perfekt werden kann.
Ich würde da in die Sportwissenschaften bzw. Trainingslehre schauen für Anhaltspunkte.

Ansonsten würde ich bei der Entwicklung der Weltrekorde schauen, ob sich da eine Asymptote erkennen lässt und dies dann dem größten (menschlichen) Wert meines Systems für eine entsprechende Fertigkeit bei angenommenem ausgemaxten Training zuweisen. Der Rest zu diesem Fertigkeitswert neben dem Lernwert = Technikbeherrschung ist dann der attributelle Konditionsanteil.

Pen & Paper Rollenspiel besteht aus zwei Komponenten:
Game - als das Spielen eines Spiels mit Taktieren und zufälliger Task-Resolution.
Storytelling - das kooperative Entwickeln einer Geschichte mit dem Zweck der Unterhaltung.
...

Das sehe ich als eine - hier leider typische - einseitige Sicht auf das, was Rollenspiel sein kann.
Für mich jedenfalls steht Story weit hinter dem experimentellen Erkunden , sprich Simulation.
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Offline Boba Fett

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #10 am: 17.04.2025 | 08:14 »
Das sehe ich als eine - hier leider typische - einseitige Sicht auf das, was Rollenspiel sein kann.

Deswegen habe ich das auch wieder entfernt.

Zitat
Für mich jedenfalls steht Story weit hinter dem experimentellen Erkunden , sprich Simulation.

Ist doch prima, wenn Vanakalion hier bei jemanden auf Resonanz stößt. :d
Hätte ich erhlich nicht gedacht.
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #11 am: 17.04.2025 | 08:17 »
Deswegen habe ich das auch wieder entfernt.

Sorry, hat sich wohl überschnitten.
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Offline Haukrinn

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #12 am: 17.04.2025 | 08:52 »
Wobei da natürlich schon noch zwischen regelbasierter, aber erzählerisch ausgeführter Weltsimulation und physikalischer Simulation unterschieden werden sollte. Das eine lässt sich ganz gut im Rollenspiel umsetzen , das andere… nicht. 😉
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #13 am: 17.04.2025 | 08:59 »
Gibt es hierfür wissenschaftliche Vergleichswerte, die die Schlagkraft eines Fausthiebs in Joule oder PSI definiert?
Ja, die Schlagkraft wird gemessen, meist in Joule pro inch². Sie unterliegt aber der Formel Masse * Beschleunigung, d.h. je mehr Masse umso schneller bewegt wird, umso größer die Schlagkraft. Deshalb sind Schwergewichtsboxer in dem Bereich Weltergewichtern überlegen.

Und das gilt dann auch für den Rest: mehr Gewicht höher beschleunigt, ergibt mehr Wumms.

In der Praxis erzeugen längere Muskelketten eine höhere Beschleunigung. Das ist der Grund dafür, dass Bruce Lee z.B. mit seinen 70 kg eine beeindruckende Schlagkraft erzeugen konnte - er konnte maximal beschleunigen.

Was das Bogenschießen betrifft, hier ist die Kreuzhebekraft unbedeutend, weil es eine Zugleistung über die Waagrechte ist, nicht entgegen der Schwerkraft. Der limitierende Faktor ist da auch das Schultergelenk, wie man an den Skeletten der walisischen Bogenschützen wunderbar sehen kann.

Ich würde da in die Sportwissenschaften bzw. Trainingslehre schauen für Anhaltspunkte.
Würde ich auch empfehlen, vor allem auch mal in Anatomie und Bewegungslehre reinschauen.
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Offline unicum

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #14 am: 17.04.2025 | 10:03 »
Naja was ist stärke, was ist intelligenz? Was ist ... irgendein anderes Attribut.

Bezüglich Stärke - da kann man glaube ich recht gut einzelne Dinge "messen" - etwa wieviel Gewicht jemand hochheben kann - das ist dann in etwa das was beim Gewichtheben im Sport "gemessen" wird. Aber das ist doch nicht alles, oder? Wie wird es wohl sein wenn man etwas anderst drangeht und vieleicht sagt "Wieviele Maßkrüge mit Bier kann man wie lange am ausgestreckten Arm halten?" - ist das noch Stärke? Ist das schon Ausdauer?

Wenn ich mir die Intelligenztests anschaue dann sehe ich dort auch immer wieder das ...
- eigentlich wissen abgefragt wird,...
- räumliches Vorstellungsvermögen abgefragt wird,...
- etc pp.

Weisheit - naja wurde auch schon angesprochen,... Wird in D&D etwa benuzt um "Religiosität" abzubilden. Ich glaub eher aus der Sache "wir brauchen da etwas um das abzubilden und das war das naheliegenste was uns eingefallen ist". Der Begriff ist sogar noch schwammiger als Intelligenz.

Geschicklichkeit: Ja ich kann messen wie schnell nerfen laufen, Hand-Augen Koordination etwa, doch äh mist - heist das dann das jemand der Blind ist automatisch auch ungeschickt ist? (nur so als Beispiel).

Aussehen ist stark davon abhänig wie man geprägt wurde. Hier in D hat man sich lange unter Solarien gelegt um braun zu werden (bis jemand sagte das dies Hautkrebs verursacht) und in anderen Teilen der Welt kann man sich Cremes für Hautaufhellung kaufen,... Nimmt man das heutige moderen Schönheitsideal und vergleicht es etwa mit einer Rubensfigur wird man ... unterschiede feststellen.

Charisma (wenn ich mir das Wikipedia lese würde das eher in D&D zu Weisheit passen, zumindest von der Wortherkunft her)...

---

Naja das sind alles Abstraktionen, ich meine wir bekommen auch alle Noten in der Schule. Was sagt denn eine 1 (6) in Sport oder in Mathe aus?
(Gibt es das schon? Ein "Schulzeugniss" als Characterbogen?)

---

Auf der anderen Seite, wir denken auch heute alle noch in Abstraktionen, das vereinfacht alles eben. Für mich ist der Essenzielle Punkt das in einem Rollenspiel es irgendwelche Beschreibungen gibt welche einen Character festlegen. Das kann sein was es will "STR 18" oder etwas beschreibendes wie "Mehrmaliger Gewinner des Ironmen in Hawaii" (So jemand war gerade bei mir im Büro,...) Es gibt da viele Möglichkeiten.

Schlussendlich geht es doch darum das eine mit etwas anderem, aber gleicharitigen vergleichen zu können. Sicher mit Abstrakten Zahlenwerten ist das einfach: 17 ist kleiner als 18. Aber "Ironmen gewinner" gegen "Bezwinger aller 8000er der Welt"? (Bitte jezt keine Detaildiskussionen dazu, mir geht es nur darum das solche Textdarstellungen eben etwas schwieriger zu deuten sind).

---

Ganz zum Schluss:

Hey ich will Spielen, wenn ich Simulieren will frag meine zwei Arbeitskollegen ob die das für mich machen.
Ist auch die Frage ob ich eine richtige Simulation wirklich spielen wollen würde,...

Offline Feuersänger

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #15 am: 17.04.2025 | 10:15 »
AD&D hatte damals den Weltrekord im Gewichtheben als Richtwert für das menschliche Maximum für Stärke 18/00 verwendet. In späteren Editionen durch die Attributssteigerungen verliert sich das "menschliche Maximum" ein wenig.

Wenn ich mich jetzt nicht verrechne, ist in 3.0/3.5 das theoretische Maximum 23, in PF 25, jeweils ohne Magie aber halt auf Level 20.
Das finde ich durchaus interessant, mit Werten von Tieren zu vergleichen (wobei ja da streng genommen die Bestiariums-Werte auch immer nur den Durchschnitt darstellen, also das was beim Menschen 10-11 ist. Die Frage ist, gibt es dann auch Pferde mit Str 28? Dann wäre 1PS nicht unbedingt 1PS.)
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Offline Zouan81

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #16 am: 17.04.2025 | 10:37 »
Für mich ist im Rollenspiel "Stärke" erst einmal nur ein Spielwert.

Und je höher dieser ist, desto besser kann er sich im Nahkampf behaupten (so die gängigen Regeln).

Ob Fertigkeiten wie "Schwimmen" oder "Klettern" nun der Stärke als Bezugsattribut zuzuordnen ist oder ob man das auch nicht unter Geschicklichkeit sehen könnte, ist Geschmackssache. Die Regeln haben es nun mal so ausgelegt und das ist auch vollkommen OK so.

Ob nun ein Stärkewert ein realistisches Äquivalent abbilden könnte, darüber habe ich mir selten Gedanken gemacht.

Interessant wird es nur, wenn es um das Thema "Tragkraft" geht:  Man stelle sich vor, ein Charakter mit ST 18 trägt auf Wanderschaft den ganzen Tag mehr als 50 kg Gepäck mit sich rum. Das würde selbst der stärkste Mensch in real ohne größere Pausen wahrscheinlich nicht schaffen. Selbst wenn er beim Gewichtheben sonst für wenige Sekunden 200 kg über Kopf stemmen kann.


In AD&D fand ich die besondere Stärke, z.B. 18/99 zu verkomplizierend. Das fand ich ab der dritten Edition von D&D schon besser geregelt. Da gabs dann nur noch einen Wert ohne Schrägstrich und das wars.

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Offline Eismann

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #17 am: 17.04.2025 | 10:49 »
Man könnte natürlich Stärke parallel zu einer Trefferlokation nach Körperteilen definieren. Never skip leg day.

Offline Zed

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #18 am: 17.04.2025 | 10:53 »
Wenn man sich erstmal in den ganzen Stärke-Konstitutions-Komplex reindenkt und dabei die wahrgenommene Realität zugrunde legt, wird es sehr schnell überkomplex.

Zum einen denke ich, die Konstitution hängt irL zumindest etwas mit der Stärke zusammen. Wer semisimulatorisch an die Sache herangeht muss da einen Zusammenhang herstellen, meine ich. Zum anderen beobachte ich bei meinen Umfeld bei sportlicheren Menschen als mir (sportlicher als ich zu sein, ist nicht schwer :)), dass sie viel häufiger krankgeschrieben sind als ich: Muskelfaser- und Sehnenrisse hier, Bandscheibenvorfälle dort. Dafür sind ihre Blutfettwerte sicher besser.

Aber wie will man das erst vernünftig quantifizieren und dann noch handhabbar abbilden?

Offline Skaeg

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #19 am: 17.04.2025 | 10:57 »
Interessant wird es nur, wenn es um das Thema "Tragkraft" geht:  Man stelle sich vor, ein Charakter mit ST 18 trägt auf Wanderschaft den ganzen Tag mehr als 50 kg Gepäck mit sich rum. Das würde selbst der stärkste Mensch in real ohne größere Pausen wahrscheinlich nicht schaffen. Selbst wenn er beim Gewichtheben sonst für wenige Sekunden 200 kg über Kopf stemmen kann.
50 kg sind schon an der Grenze dessen, was man IRL selbst gut ausgebildeten Soldaten zumuten kann - aber noch nicht darüber hinaus. Spezialeinheiten führen mit Marschgepäck in dieser Größenordnung durchaus mehrstündige Märsche aus. Individuen im äußersten Bereich des menschlichen Leistungsspektrums (was maximale Attributswerte wohl anzeigen dürften) sollten das entsprechend auch schaffen.

Wobei Tragkraft natürlich eher davon abhängt, wie groß und robust man allgemein ist und nicht von den Armmuckis, aber das ist halt genau dieses Klein-Klein, in das man sich bei Realismusbetrachtungen in Bezug auf Attribute verwickelt.

Zitat
In AD&D fand ich die besondere Stärke, z.B. 18/99 zu verkomplizierend. Das fand ich ab der dritten Edition von D&D schon besser geregelt. Da gabs dann nur noch einen Wert ohne Schrägstrich und das wars.
In der Tat. Aber es war ja schon prä-AD&D so geregelt.
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Offline Galatea

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #20 am: 17.04.2025 | 11:05 »
Geschicklichkeit wirft einfach mal Körperbeherrschung und Fingergeschick zusammen,
Konstitution wirft wie hart der Charakter im nehmen ist mit Alkoholresistenz und Widerstandsfähigkeit gegen Gifte und Krankheiten zusammen,
Weisheit wirft Verstand, Wahrnehmung, Survival-Skills und Umgang mit Tieren zusammen,
Intelligenz wirft bibliothekarisches Wissen mit magischem Talent zusammen und
Charisma ist zwar von der Grundidee halbwegs konsistent, wird dann aber im Spiel oft völlig merkwürdig angewendet.

Stärke ist von allen Attributen in D&D noch mit Abstand das Logischste, auch unter dem Aspekt, was da mit dranhängt.
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Offline Haukrinn

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #21 am: 17.04.2025 | 11:24 »
Was welchem Attribut zugeordnet wird ist nicht selten auch weniger eine Frage der realen Logik, sondern eher der Spielbalance. Zum Beispiel um simple Dump Stats zu unterbinden.
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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #22 am: 17.04.2025 | 11:35 »
Schnellkraft
Kraftausdauer
Maximalkraft
Reaktivkraft

Das wären meines Wissens nach (etwas eingerostet, der Sportfachwirt ist lange her aus einem anderen Leben) alle Arten von Stärke/Kraft.
Wenn einem an einer solchen Unterscheidung gelegen ist, dann findet sich doch bestimmt ein pfiffiger Gedanke, das an den Wert des Basisattributes abhängig zu machen. Beispielsweise bis zu 2 Punkten Abweichung nach oben/unten.

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #23 am: 17.04.2025 | 11:44 »
Interessant wird es nur, wenn es um das Thema "Tragkraft" geht:  Man stelle sich vor, ein Charakter mit ST 18 trägt auf Wanderschaft den ganzen Tag mehr als 50 kg Gepäck mit sich rum. Das würde selbst der stärkste Mensch in real ohne größere Pausen wahrscheinlich nicht schaffen.

50 kg sind schon an der Grenze dessen, was man IRL selbst gut ausgebildeten Soldaten zumuten kann - aber noch nicht darüber hinaus.

Die Marschausrüstung römischer Legionäre war nicht viel leichter, und das haben tausende geschafft. Gut, der Stock des Zenturios mag da eine Motivationshilfe gewesen sein....


Offline Wonko

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Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
« Antwort #24 am: 17.04.2025 | 11:45 »
Ich betrachte Attributswerte, gerade und speziell bei der 3-18 Spanne die mit 3d6 erzeugt wird, als Punkte/Bereiche der Normalverteilung. Stärke und Intelligenz sind dabei die Werte, die sich am ehesten messen und quantifizieren lassen (oder wie will man bestimmen welchen Konstitutions- oder Weisheitswert jemand hat?).

🤓 Selbstverständlich kann man einen Weisheitswert messen. Früher zog man dafür einfach einen Sehtest heran. Schließlich ist Wahrnehmung direkt von Weisheit abhängig. Je weiter entfernt jemand also noch Zeitung lesen kann, desto höher ihre Weisheit. Natürlich muss der Test einige Male (in der Literatur hat sich 20 mal als Standardwert durchgesetzt) wiederholt werden, um statische Ungenauigkeiten auszugleichen. Dann wird der Wert (wie beim IQ-Test) mit der Verteilung der Bevölkerung abgeglichen.

Das Problem ist natürlich: Diese Methode ist nur für Stufe-0-Charaktere zulässig, da sonst der Übungsbonus hereinspielt. Um einen von der Stufe unabhängigen Test zu ermöglichen hat sich die "Tot oder Untot"-Methode [1] durchgesetzt. Dabei werden dem Testsubjekt Bilder von Kreaturen gezeigt und es muss raten, ob es sich um lebende oder untote Wesen handelt. Durch Standardisierung lässt sich hier eine sehr gute Vorhersagegenauigkeit erreichen und die Weisheit einer Person kann recht genau bestimmt werden.

Charisma ist deutlich schwerer objektiv zu messen. Wie misst man, wie gut jemand Gerüchte und Tratsch aufschnappt? Ein gängiger Ansatz ist, Fotos oder Stimmproben des Testsubjekts durch Dritte nach Attraktivität zuzuordnen, doch ist hierbei eine Standardisierung wesentlich schwieriger, außerdem führen Kritiker an, dass dies durch kulturelle oder rassistische Vorurteile beeinflusst. ist.

Wichtig zu wissen ist natürlich auch, unter welcher Edition ein Charakter steht. Für 3.5-Charaktere ist zum Beispiel die Attributsdrift zu berücksichtigen: Da durch den Anstieg von Attributen auch der Bevölkerungsdurchschnitt verändert wird, muss mit einer geeigneten Skala gerechnet werden.


[1] Siehe PHB 5e, p. 178 "Other Wisdom Checks"
« Letzte Änderung: 17.04.2025 | 11:48 von Wonko »