Da wäre die Frage zu klären, wie den die korrekte Lesereihenfolge in einem Rollenspielbuch überhaupt aussieht bzw. ob es die eigentlich gibt?
Natürlich gibt es diese. Wir lesen von links nach rechts innerhalb von Spalten und von oben nach unten und dann in Spalten von links nach rechts und wissen auch, dass optisch abgesetzte Boxen nicht zum Fließtext gehören und da rekursiv die selben Regeln angewendet werden müssen, wobei wir die Boxen selbst wieder von links oben nach rechts unten lesen können. Und als Autor solltest du die Reihenfolge der von dir aufgeschriebenen Buchstaben auf jeden Fall kennen, schon um daraus Wörter, Sätze, Absätze, Abschnitte und schließlich Kapitel formen zu können.
Für den Screenreader stehen da aber erst mal alles nur Buchstaben und er muss Heuristiken anwenden, um daraus wieder "richtigen" Text zu machen.
Daher auch zu der Frage mit der Python-Bibliothek. Diese geht entweder so (oder so ähnlich) vor, wie ich weiter oben in einem posting zu ausführlich beschrieben hatte. Die einfachste Heuristik ist, anzunehmen, dass die PDF-Befehle zum Text malen in der Reading Order im Text stehen und dann fasst man einfach alle mit der selben Y-Koordinate zu einer Zeile zusammen. Das scheitert bei mehrspaltigem Text und auch Tabellen, funktioniert aber ansonsten recht gut.
Dass Barrierefreiheit eine gute Idee ist, ist glaube ich unbestritten und jedes bisschen darüber Nachdenken hilft sicherlich auch.
Das Problem mit der EU-Richtlinie ist aber, dass hier ein ganz bestimmter Standard vorgeschrieben ist, wie ich das verstehe, und für diesen gibt es 136 Prüfpunkte, von denen 2/3 automatisch geprüft werden können und der Rest dann manuell (bzw. von einer KI). Und wenn das geht, wird es auch gemacht und dann wiederum habe ich auch einen klaren Beweis, wenn ich jemanden wegen Nichteinhaltung abmahnen möchte.
So ein PDF/UA-2 zu erzeugen, ist leider nicht trivial und es ist erbärmlich, wie wenig das von aktueller Software unterstützt wird. Ich würde in 2025 erwarten, dass einfach so geht. Wenn ich in einem fünf Jahre alte Texte lese, dass das "(noch)" nicht geht und das Thema in den letzten fünf Jahren einfach hinten runter gefallen ist, dann schäme ich mich ein bisschen für "meine" Branche.
Als Sehbehindert gelten lt. dem zugehörigen Verband knapp 600.000 Menschen allein in Deutschland und wenn man all die, die altersbedingt ihr Sehvermögen verlieren, dazu zählt, sind wir bei 7 Mio. Und da Rollenspieler immer älter werden, reicht es irgendwann nicht mehr, einfach nur die Schrift zu vergrößern.
Ich habe da leider keine harten Zahlen, aber gefühlt haben OSR-Produkte im Schnitt eine größere Schrift als andere Rollenspiele. Und ich glaube, auch die deutschen Verlage haben verstanden, dass es keine gute Idee ist, bereits in kleiner Schrift gesetzte englische Produkte in noch kleinerer Schrift auf Deutsch herauszubringen, einfach, um die Seitenzahl nicht zu erhöhen. Aber das ist noch mal ein anderes Thema, denn beim PDF sprechen wir ja von einem festen Seitenlayout und müssten dann zu EPUB3 übergehen, wo man dem Reader den Seitenumbruch überlassen kann (und damit auch die Wahl der Schriftgröße), wenn man das möchte. Dafür gibt es übrigens auch einen Standard für die Barrierefreiheit…